Mittwoch, 21. Juni 2023

Mehrwert-Menschen

 

Interessant: Im Mittelmeer sinkt ein Schiff mit 750 Menschen an Bord, von denen 104 gerettet werden. Mit 600+ Todesopfern unter den Flüchtenden ist demnach zu rechnen. Praktisch zeitgleich geht ein Touri-U-Boot verloren, in dem fünf (!) Superreiche eine Luxustauchtour just for fun zum Wrack der Titanic unternehmen wollten und pro Nase etwa 250.000 Dollar bezahlen wollten und konnten. 

Ich will nicht belehrend sein, ich will hier auch keine langweiligen Vergleiche herunterzählen. Aber ich bitte die geneigten Leser:innen, die offiziöse Berichterstattung über den einen wie den anderen Fall nach Quantität, Qualität, Mitleidsgedusel, Click-Baiting-Performance und angehängten Narrativen zu vergleichen. 

Können wir vielleicht einen Faktor errechnen, um den ein Superreicher mehr wert ist als ein Mensch auf der Flucht? 200? 500? 1.000? Soviel zum Thema Menschenrechte: "Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt ... blablabla"

Was für eine verlogene Kack-Kack-Kack-Welt, in der wir leben. 



(verändert via wiki commons)

Es war nicht Alles schlecht, damals.













Freitag, 16. Juni 2023

Mediterrane Reminiszenz

 

Habe mich in letzter Zeit öfter gefragt, warum ich vertrocknete Grasflächen am Straßenrand oder im eigenen Garten (Bild unten) nicht nur nicht schlimm finde, sondern im Gegenteil richtiggehend schön. Die Antwort: Als ich fünf Jahre alt war, also vor (oh Kacke!) 56 Jahren, machte meine Familie den ersten Camping-Urlaub in Italien, und da fiel mir zum ersten Mal die flächig vertrocknete Vegetation auf, die ich aus norddeutschen Sommern nicht kannte. 

Seitdem, so meine Vermutung, assoziiere ich verkokelten Rasen mit kindheitsglücklichen Urlauben an der Adria.

Buchen wir das als eine Anekdote aus dem Buch "Opa erzählt vom Klima-Krieg", ok?


Die Farbkombi aus Strohgelb und Survivor-Grün finde ich immer noch total chique. 


Und bevor die selbstgemachte Klimakatastrophe uns ohnehin zwingt, es hinzunehmen, ob wir wollen oder nicht, lasst uns doch eingestehen, dass wir  Norddoitschen den Wüsten-Look eigentlich immer schon ziemlich geil fanden. 














Donnerstag, 15. Juni 2023

Au-dessus de la mêlée

 

Aus dem Exil schrieb Tucholsky "... ich bin au-dessus de la mêlée, es geht mich nichts mehr an. Ich bin damit fertig." 

Zwar bin ich nicht so größenwahnsinnig, mich in irgendeinem Punkt mit K.T. vergleichen zu wollen, aber ich mag die Aussage. Wünschte mir, ich könnte das konsequenter umsetzen, wünschte, ich könnte die tausendfach bestätigte Erkenntnis, die Reichen und Mächtigen seien allesamt Arschlöcher und die Armen und Ausgebeuteten allesamt unsolidarische, speichelleckerische, korrumpierte Idioten, nutzen, mich zurückzuziehen: In eine Welt, in der ich bescheiden, d.h. ressourcenschonend, nachhaltig, tolerant, freundlich und neugierig mein kleines, persönliches Privat-Paradies leben könnte, in der ich aber ignorieren kann, dass Andere rundherum abgrundtief dumm, selbstzerstörerisch, krankhaft egoistisch nur auf ihren eigenen, kurzsichtigen  Vorteil bedacht agieren, dass die ganze Suppe mittelfristig den Bach runtergehen wird. 

Doch die Zeiten, sie sind nicht so. Weder gibt es außer mir nur Arschlöcher und Idioten auf der Welt, noch bin ich selbst gänzlich frei vom Arschloch- und Idiot-Sein. Mein bisheriger Lebensstil kostete extrapoliert garantiert drei Planeten, und in meiner Restlaufzeit wird die Rückzahlung dieser Schuld auch deshalb nicht gelingen, weil ich es gar nicht verbissen genug versuche. 

Und nun?

Meine Specie ekelt mich an, meine eigene Inkonsequenz ekelt mich an. Das Einzige, was ich versuchen kann, Tag für Tag nach bestem Wissen und Gewissen so gut wie es mir möglich ist, zu handeln, mich immer ein wenig weiter über jenen Punkt hinaus zu verhalten, den meine Bequemlichkeit als Grenze des mir ökopax nachhaltig Guten und Machbaren vorgaukelt. 

Klingt erbärmlich.



(verändert via wiki commons)








Dienstag, 13. Juni 2023

Derrr hintärrerrhällltige Iwan


Was, bitte, ist ein "Kreml-Hinterhalt"? Wenn eine gegnerische Fahrzeug-Ansammlung erfolgreich mit Artillerie bekämpft wird, ist da eigentlich nichts Hinterhältiges dran. Bei militärischen Auseinandersetzungen ist das, im Gegenteil, sogar eine häufig anzutreffende, fast schon etwas altbackene Kulturtechnik.

Etwas anderes ist es anscheinend, wenn dabei aber auch einer der mega-gehypten Leopard-2-Panzer abgeschossen wird. Dann kann es sich natürlich nur um hinterhältiges Handeln handeln, denn sonst wäre sowas natürlich völlig undenkbar, allein schon betriebswirtschaftlich und aus Fairness so weiter. Putin, die Pottsau, macht nicht mal vor unseren High-Tech-Panzern halt, dieser elende Kultur-Bolschewist!

Ernsthaft: Neulich las ich, wenn Journalismus nicht kritisch sei, sei es Propaganda. Hier ist sie wieder mal allzu deutlich erkennbar. Problem: Die deutsche Berichterstattung im Ukraine-Krieg ist so offensichtliche und so primitive westliche Propaganda, dass man sich beim besten Willen nicht mehr ehrlich betrogen fühlen darf. Wer die brechreizerregende Verlogenheit, Einseitigkeit und Durchschaubarkeit nicht wahrnimmt, hat eine bewusste, d.h. verantwortliche Entscheidung zur Bewusstlosigkeit getroffen - und darf hinterher trotzdem nicht sagen, sie*er habe nichts davon gewusst.

Frage: Wie kann ich jemals wieder diesen Journalist*innen vertrauen, die sich derzeit so tabulos an den Regierungs-Sprech ranschmeißen? Und da der glaubwürdige, kritische Journalismus auch bei uns gerade zu Grabe getragen wird, was für ein Freibrief ist das dann für die AfD-Querdenker-Nazi-Propaganda of any colour and any kind?

Noch 'ne Frage: Wo bleibt eigentlich der Aufschrei, da nun immer klarer wird, dass die Ukraine den terroristischen Anschlag auf Nord-Stream 2 durchgeführt hat? So ein Terror-Regime hat weder in der NATO noch in der EU etwas zu suchen ... dachte ich bisher. Deutsche Sicherheit wird am Hindukusch  und irgendwo in Afrika verteidigt. Vielleicht sollten wir sie tatsächlich auch mal in der Ukraine verteidigen. Weder die Hindukuscher*innen noch die Malier*innen haben uns je etwas getan, je eine doitsche Pipeline angerührt. Wo ist da also die Logik?  

Es ist alles so verlogen, so verrottet und verkommen, es macht keinen Spaß mehr.


(stark verändert via inet)

Jaaa, peng, bumm, kaputt! Na und? 
Um die Menschen tut's mir natürlich leid, keine Frage.






Dienstag, 30. Mai 2023

Sie hatten die Wahl und sie haben entschieden.

 

Das Wahlergebnis der aktuellen Türkei-Wahlen wird diskutiert, kritisiert, analysiert. Ich verstehe den Ansatz unserer öffentlich-rechtlichen Medien und unserer Plittikörr überhaupt nicht. Wir haben das Ergebnis einer mehr oder weniger freien, mehr oder weniger gleichen und mehr oder weniger geheimen Wahl, und dieses Ergebnis besagt, dass die Mehrheit der abstimmungsberechtigten Türken eine nationalistische, rückwärtsgewandte, rechts-konservative, patriarchalische, fundamentalistisch-islamische Politik wollen. Sie sind eigenverantwortlich, und sie haben sich entschieden. Punkt.

An diesem Ergebnis haben weder wir noch sonst jemand auf der Welt (außer den Türk:innen selbst) etwas zu analysieren oder zu bekritteln. Immerhin hat ja auch der aussichtsreichste Gegenkandidat des Ziegenpeters irgendwann verstanden, dass man mit national-egoistischem Kack-Scheiß die Gunst der türkischen Wähler:innen am ehesten gewinnen kann, und er hat dementsprechend opportunistisch agiert. 

Auch das haben wir nicht zu kritisieren oder zu kommentieren.

Was wir Deutschen allerdings sehr wohl machen müssen, ist, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Die überwältigende Mehrheit der Türk:innen, das hat die Wahl eindeutig gezeigt, steht nicht auf dem Boden der FDGO, damit ist die Grundlage für eine doppelte deutsch-türkische Staatsbürgerschaft nicht mehr gegeben. Erdogan wählen und einen Eid auf die deutsche Verfassung zu schwören oder zumindest ein gleichlautendes Lippenbekenntnis abzulegen, ist bestenfalls dümmlich-widersprüchlich und schlimmstenfalls opportunistisch verlogen.

Aber keine Angst, Konsequenzen wird es nicht geben. Denn dann müssten wir ja mal ganz grundsätzlich darüber nachdenken, mit was für Kack-Staaten (Ich meine die Staatsgebilde, nicht die Menschen!) wir weltweit aus was für niederen Beweggründen wie intensiv kooperieren. Und dann scheint der furz-konservative, fundamental-patriarchalische, dumm-nationalistische anatolische Bauer im Vergleich als erfrischendes Labsal für das wunde, gepeinigte, allseits wohlmeinende, demokratische Gutmenschenherz.


(Völkermord an Armeniern durch türkische Truppen - verändert via wiki commons)




 

Samstag, 27. Mai 2023

I slipped the surly bonds of earth

 

Ich überwinde mutig meine kleinbürgerliche Sozialisation, die mir eigentlich verbietet, ein Bild von mir selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht auch gar nicht um die Figur an sich. Es geht um den Gegensatz von Individuum und Unendlichkeit.  


"I have slipped the surly bonds of Earth
And danced the skies on laughter-silvered wings;
Sunward I've climbed, and joined the tumbling mirth
Of sun-split clouds,
And done a hundred things
You have not dreamed of ..."

John Gillespie Magee, Jr


Heute östlich des Jade-Busens, gegen 19:00, ca. 200 m Höhe, Kurs Nord. Der Motor blubbert leise und regelmäßig außerhalb bewusster Wahrnehmung, die Luft ist so ruhig, dass man hands-off fliegt, Fotos macht, sich den Eindrücken hingibt und Gedanken nachhängt. Der Traum vom Fliegen! 







Donnerstag, 25. Mai 2023

Vergleich Blog vs Microblog

 

Seit fast einem halben Jahr probiere ich mit Mastodon die Freuden und Leiden eines Microblogging-Dienstes aus. Zwischenbilanz: Insgesamt und über Alles sind meine Erfahrungen zu gefühlten 82 Prozent¹ positiv, zu 14 Prozent "interessant"² und der Rest ist totale Kacke. 

Es dauert nicht lange, bis man die allernervigsten Idiot*innen, die Kriegshetzer, die Twitter-Wiederholer und die mit den klammheimlich kommerziellen Absichten aus den eigenen Timelines herausgeblockt und stummgeschaltet hat. Gleichzeitig hat man viele interessante und bereichernde Schreibende gefunden, denen man gerne und mit großem Gewinn folgen mag.

Bei guter Pflege hat man als Rezipient bald eine Bubble, in der genug Leute auf angenehmer Wellenlänge funken, wo aber auch hinreichend abstruse, bizarre und exzentrische Typen und Meinungen vertreten sind, damit es interessant bleibt und man nicht in der ewig-eigenen Nabelschau verrottet, sondern spannende und wertvolle und wichtige, nicht immer vorhersehbare und nicht immer bequeme Anregungen bekommt. 

Als Schreibender ist mir Microblogging mit der Begrenzung auf 500 Zeichen aber oft zu eng. Wohlgemerkt ist das meine ganz persönliche Auffassung, mein ureigenstes Littiti und keine allgemeine Kritik. Es sind meine Schreibgewohnheiten und Schreibbedürfnisse, die nach anderem Medium verlangen. 

Und Microblogging ist mir zu schnellfickerig, zu hektisch. Inhalte sedimentieren wahnsinnig schnell aus dem Lichtkegel der Aufmerksamkeit. Das scheint für die überwältigende Mehrheit des Publikums in Ordnung zu sein, und das ist auch völlig ok. Manchmal habe ich auch nur Dinge zu melden, die zwar einerseits rauswollen, aber andererseits eine längere Halbwertzeit nicht wirklich verdienen. Dafür ist Mastodon großartig, und deshalb bleibe ich dabei.

Dennoch bevorzuge ich die langsame, betuliche Aneinanderreihung von Texten in diesem "richtigen" Blog. Wer es sich hart geben will, kann hier mittlerweile acht Jahre zurückblättern. Damit ist meine Arbeit  langfristig kontrollierbar, und das ist gut so, weil es dazu führt, dass ich mich bei jedem Text bemühe, keinen Blödsinn zu verzapfen. 

Das ist schließlich der alleinige Zweck dieses Blogs: Nicht nur muss ich meine Gedanken durch die Mühlen sachlichen Richtigkeit und der grammatischen Logik mahlen, auch müssen sie à la longue und über alle Bereiche meines Gedanken-Lebens stringent sein. Gut dem Dinge!

Wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich lese, was ich geschrieben habe? ³


(Th. Mann via wiki commons)



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Ich erlaube mir einen Nachklapp, der indirekt auch was mit meinen Aktivitäten auf Mastodon zu tun hat, aber eher ein "Insider" ist.

Die Wörter "Schwachsinn", "Blödsinn" und "Wahnsinn" benutze ich gelegentlich, und sie sind KEIN ableistischer Narrativ, da sie in den Fachwissenschaften nicht mehr vorkommen und auch im alltäglichen Sprachgebrauch nicht mehr zur (abwertenden / ausgrenzenden) Beschreibung geistiger bzw. seelischer Erkrankungen benutzt werden. Daher erobere ich die Begriffe für meinen Sprachgebrauch zurück.

Beispiel: Wenn die "letzte Generation" kriminalisiert wird, dann von Leuten, die mir unterstellen, mein Realitätssinn sei schwach ausgeprägt, was ziemlich blöd ist, da unzutreffend, was aber die arroganten Herrschenden in ihrem abgehobenen Wahn nicht realisieren. Anders: Wie schwach - sinnig sind unsere Herrschenden, anzunehmen, ich würde den Blöd - sinn glauben, die LG-Aktiven seien Terroristen? Es ist gut, dass jemand gegen den Klima-Wahn - sinn aktiv wird.

In diesem Sinne ist auch die Etymologie von "doof" bemerkenswert. Kommt von "taub", engl.: "deaf", und wenn ich sage "Ich finde Krieg doof.", dann ist das keine ableistische Attacke gegen Menschen mit Hörproblemen.

Jetzt müsste ich noch "Idioten" und "Arschlöcher" vom ableistischen Verdacht frei machen, aber man muss ja nicht jede einzelne Note erklären, wenn man die Melodie erläutern will, oder?

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¹ Was für eine herrliche Pseudo-Präzision. Ungerade Zahlen, sagt man, suggerierten noch mehr Glaubwürdigkeit. Und eine nachgestellte Komma-Sieben-Drei wären der Gipfel. Bsp.:  81,73 % 

² Hier ist teilweise der diplomatische Duktus bemüht. Da bedeutet "interessant" etwa "totaler Unsinn". Aber mancher totale Unsinn ist per se tatsächlich interessant.

³ Geklaut und verändert vom Buchtitel Parianen F.: Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage? (Keine Quellenangabe, ich hab's noch nicht gelesen.)





Freitag, 19. Mai 2023

Wieder diese bohrenden, schmerzlichen Fragen ...

 

Ahja, die USA und folglich ihre abhängigen Satelliten wollen weitere Sanktionen gegen Russland verhängen. So soll künftig z.B. auch der Handel mit Rohdiamanten betroffen sein.

Interessiert nehme ich zur Kenntnis, dass es offenbar Bereiche gibt, in denen auch 450 Tage nach Beginn der Invasion das Business wie usual läuft. Weder dass da westliche¹ Firmen irgendwelche Skrupel gehabt hätten, noch dass die Russen ethische Probleme angemeldet hätten, auf geldwerte Vorteile zu verzichten. 

Ich war natürlich wieder mal so abgrundtief peinlich naiv gewesen, anzunehmen, dass, nachdem man uns wegen der laufenden Gas-Verträge mit Russland schon kurz nach der Invasion so rund gemacht hat, weitaus profanere, verzichtbarere Artikel wie Diamanten, längst auf der List der verbotenen Handelswaren gestanden hätten. Nun muss ich wohl umdenken.

Und dabei stellt sich natürlich als Erstes die Frage, wer, wann aufgrund welcher Kriterien darüber bestimmt, welche Produkte bzw. Produktgruppen wie sanktioniert werden. Polens Engagement in der Sache ist ja wohlerinnerlich, weil auf ewig mit dem haut goût ökonomischer und politischer Opportunität behaftet. Auch der prinzipielle Unterschied zwischen russischem Gas einerseits und russischem Uran andererseits müsste mir nochmal erklärt werden. Das eine sei böse, das andere notwendig, sagen die Polen und die Franzosen. Ich wüsste gerne, wie sie das begründen. 

Als Zweites hätte ich gerne mal einen aktuellen Stand der mittlerweile beschlossenen Sanktionen. Der POTUS wolle sich mit Details nicht belasten, sagte er, und ich verstehe das³. Kann, bitte, mal jemand eine Liste machen, welche Produkte bzw. Dienstleistungen made in Russia aktuell nicht gehandelt werden dürfen, wer das mit welchem Machtanspruch beschlossen hat, welche Länder sich an das jeweilige Verbot halten, welche ganz bewusst nicht und welche so tun als ob, aber hintenrum jedes Schlupfloch benutzen, um nicht nur die Sanktion zu unterlaufen, sondern obendrein jede Menge ZUSÄTZLICHEN Profit daraus zu schlagen. 

Außerdem müsste diese Liste eine Spalte enthalten, die Auskunft gibt über die globalen und nationalen Lobby-Gruppen, die die jeweilige Sanktion besonders gefordert bzw. besonders bekämpft haben.

Analog bräuchten wir eine Tabelle, die Auskunft gibt über russische Produkte bzw. Dienstleistungen, die aktuell nicht sanktioniert werden. Dazu gehört natürlich eine Spalte mit Begründung(-en) und eine Spalte, in der die Lobby-Gruppen aufgeführt werden, die gegen eine Sanktion lobbyiert haben.  

Ich hasse Kriege grundsätzlich, aber dieser Krieg macht es so augenfällig, dass es keine "gute" Seite gibt, nur verschiedene Arten, politische, nationale und wirtschaftliche Egoismen auszuspielen. Nein, ich möchte in keiner Putin-Diktatur leben, auch nicht unter Xi Jinping oder ... wie heißt der fette Knallkopp in N-Korea? Aber, dass ich mich in "unserem" schleimigen, krankhaft egoistischen, machtbesoffenen westlichen Bündnis wohlfühle, kann ich auch nicht behaupten. 

(via wiki commons)
Streiche "Britain", setze "X"; 
streiche "Hakenkreuz", setze "Y".

Nicht missverstehen: Der Kampf gegen den Faschismus ist eine gute Sache.
Aber das Plakat macht deutlich, dass es gar nicht um eine gute Sache geht,
sondern ausschließlich um die Interessen der USA
 - und dass es völlig ok ist, die Briten oder sonstwen dafür zu instrumentalisieren.   




¹ Mit "westlich" ist hier natürlich der gesamte nicht-geographische Westen gemeint, also die Summe aller Länder und Menschen, die schlimmer als Leibsklaven² vom Wohl und Wehe der US of A abhängen. 

² Ob es schlimmere, erbärmlichere Formen der Abhängigkeit gibt als die Sklaverei? Natürlich! Das ist die selbstgewählte Sklaverei, die nicht durch Macht bzw. Gewalt hergestellt wird, sondern durch den eigenen Beschluss, sich mit Haut und Haar auf alle Zeit abhängig zu machen, um dafür ein paar Krumen vom Tisch der letztlich Macht-Habenden zu ergattern. 

³ Jaaa, ich spiele hier so ganz subkutan mit Ageism. Aber ich darf das, denn erstens bin ich selbst alt und zweitens habe ICH NICHT gesagt, ich wolle noch für eine weitere Amtszeit kandidieren ...







Mittwoch, 10. Mai 2023

80 Jahre shit-show

 

Hach, wir leben doch in aufregenden Zeiten! Demnächst werden uns die Ukrainer und die Russen ¹ eine Mega-Show mit Ansage liefern, ein rituelles und ritualisiertes Reenactment der Panzerschlacht von Kursk. Da spielen die dann mit echten, modernen Waffen nach, was im Sommer 1943, also ziemlich genau 80 Jahre früher auch schon eine vorher angekündigte üppige Materialschlacht auf hohem technischen Niveau mit hohen Erwartungen seitens der offensiven Kräfte war. 

Eigentlich hätte ich erwartet, dass die Macht-Habenden in dieser unserer Welt mittlerweile begriffen hätten, dass beeindruckende militärische Siege grundsätzlich nicht zu den gewünschten (oder vorgetäuschten) friedlichen Resultaten führen, sondern bestenfalls zu befristeten Waffenstillständen, aber, hey, die Konzerne verdienen sich damit dumm & dusselig und die vollverblödete doitsche Wohlstandskrampe kann sich in angenehmer Distanz über den presse-gehypten Nervenkitzel und über die erneuten Siege doitscher Waffen über den slawisch-bolschewistischen Untermenschen froien.

Das ist doch eine Win-win-Situation. Zumal nicht ernsthaft damit zu rechnen ist, dass die angesagte ukrainische Offensive zu irgendeinem grundsätzlich neuen Ergebnis in der Sache führen wird. Die USA und Doitschland drängeln deutlich, endlich loszuschlagen, die ukrainische Führung bremst und versucht, die hohen Erwartungen, die sie selbst geschürt hat, nun wieder zu drosseln.  

Mich würde mal ernsthaft interessieren, wie sich die jungen Leute, die auf beiden Seiten in so einem inszenierten Militär-Drama ganz bewusst verheizt werden, fühlen. Wissen die überhaupt, was da läuft? Falls ja: Hätten sie sich dem entziehen können? Immerhin gibt es sowohl in der Ukraine als auch in Russland eine Kriegsdienstpflicht, die erheblich strafbewehrt ist. 

Was für eine shit-show!

Auch und gerade die triviale Neo-Nazi-Literatur weiß:
Mit doitscher Panzertechnik machst Du jeden Russen platt! 
Immer wieder schön anzusehen ...







¹ Ich verzichte bewusst auf die Verwendung der männlichen UND weiblichen Sprachformen.





Montag, 1. Mai 2023

Ansichtssachen




Markante Süd-Ost-Ecke des Jadebusens. Gestern Mittag stand ich mit meinem Pkw am Anfang der Straße (Bildmitte), und da war gar nix Markantes zu sehen, nur platte Pampa.

Wir lernen: 180 Höhenmeter machen wirklich viel aus, wenn man einschätzen will, wo man ist.

Hier nochmal zum besseren Verständnis:


Und hier en detail:



Jaaa, ich weiß, wie die Bildqualität ist! Ich hatte die Wahl, edles Foto-Equipment zu kaufen oder ein Flugzeug. Meine Eltern waren leider zu arm, als dass ich mir beides hätte gönnen können. Ich musste sogar dafür ARBEITEN, statt, wie jeder anständige Mensch, anständig zu erben. Stellt Euch das mal vor! ¹







¹ Sry, ich las gerade in Piketty T.: "Eine kurze Geschichte der Gleichheit" das Kapitel über das Erben und Erbschaftssteuern, und da ist mir kotze-elend geworden über so viel Ungerechtigkeit.