Gestern auf Mastodon einen Thread gefunden, in dem alle Polizist*innen, insbesondere jene, die Lützerath räumen müssen, als Faschisten bezeichnet wurden, das Ganze schließlich ergänzt durch den Vorschlag, statt der Braunkohle solle man eben jene Polizist*innen verbrennen, dazu bräuchte man aber richtige Molotow-Cocktails usw. ...
Jaja, das ist natürlich nur die großmäulige, hirntote Eskalation einiger weniger Irrer, vielleicht sogar Agents provocateurs, schon klar. Der Schaden, der der Sache der Klimabewegten damit angetan wurde und wird, ist aber beträchtlich. Alle friedlichen Lützi-Aktionen sind damit korrumpiert, final in den Dreck gezogen. Mahatma Gandhi würde so einen menschlichen und intellektuellen Totalausfall zum Anlass nehmen, die Lützerath-Proteste auf der Stelle abzubrechen und Soli-Kundgebungen für die Polizist*innen zu starten. Jedenfalls der Gandhi der Attenborough-Verfilmung von 1982 mit Ben Kingsley.
Für mich sind solche menschenverachtenden Idioten der Hauptgrund, keiner Partei - im weitesten Sinne - zugeordnet werden zu wollen. Man wird so angreifbar. Meine Angst bezieht sich dabei nicht auf den politischen Gegner, sondern auf die potentiellen Idioten in den eigenen Reihen. Das bisschen Erfahrung, das ich in Sachen Politik in meinem bisherigen Leben sammeln durfte, lehrte mich, dass 80 bis 90 % der Energie dafür draufgeht, diese Idioten einzufangen. Danke, nein.
Ich sage auch schon lange nicht mehr öffentlich, dass ich mich zwar keiner Religion zugehörig fühle, wohl aber dem philosophischen Buddhismus bzw. Taoismus einiges abgewinnen könne. Als 2018 myanmarische Äbte buddhistischer Klöster zum Genozid gegen die Rohingya aufriefen, musste ich also nicht erklären, dass die grundsätzliche Idee gut ... bla bla bla, dass da aber ein paar irregeleitete Idioten bla bla bla ... auch die beste Philosophie nicht gefeit ... bla bla bla ....
Vorbei sind die Zeiten, in denen man Wörter benutzen darf, um komplexe Gedanken zusammengefasst zu kommunizieren. Da will man Sprache effizienter nutzen, und dann stellt man fest, dass Leute mit den Begriffen gar nix anfangen können und/oder sie bewusst verhunzen. Das liegt manchmal an schlichtem Nicht-Wissen, wie bei "Stringtheorie" oder "Einheitliche Feldtheorie" oder "Kultur", manchmal sind die Begriffe aber auch so ausgelatscht, dass sie Alles und Nichts und auch das Gegenteil bedeuten können: "Das Gute", "Buddhismus", "Sicherheit" etc.
Was tun?
Keine Ahnung, aber ein goyles Zitat, auch von Mastodon, von Anna Becker:
"Man kann nicht alles werden, was man sein will. Aber man kann jeden Morgen aufstehen und versuchen kein Arschloch zu sein. Und damit wäre viel erreicht."