Samstag, 16. April 2022

Frohe Ostern, Yuliia!

 

Passend zum Osterfest teilt die Ukrainerin Yuliia Sehring tagesschau-öffentlich mit, sie verstünde die radikal-pazifistische Position nicht. Da die gute Yuliia natürlich nur stellvertretend für viele hundert millionen Menschen steht, die die Botschaft Christi zwar gerade inbrünstig feiern, sie aber überhaupt nicht verstanden haben, versuche ich nochmal eine Erklärung, wohl wissend, dass seit 2.000 Jahren unzählige klügere Köpfe und bessere Pädagog:innen daran gescheitert sind.


Hallo Yuliia!

Du sagtest, Du verstündest die radikal-pazifistische Position nicht. Dabei ist das ganz einfach:

  • Waffen erzeugen Leid.
  • Viele Waffen erzeugen viel Leid. 
  • Es gibt in der Geschichte keine Beispiele dafür, dass Waffengewalt je einen Konflikt löste. 
  • Es ist furchtbar, dass das russische Militär den Menschen in Eurem Land Gewalt antut, aber Ihr werdet nichts gewinnen, wenn Ihr versucht, mit noch mehr Gewalt darauf zu reagieren - im Gegenteil.

Jesus Christus, Mahatma Gandhi, der Dalai Lama sind bekannte Beispiele für Radikal-Pazifisten, und wenngleich ihre Geschichten heutzutage meistens total verkitscht dargestellt werden, haben sie trotzdem maximale Erfolge erzielt. 

Liebe Grüße 

etc. etc.


Natürlich wird Yuliia einwenden, dass die radikal-pazifistische Methode darauf basiert, dass die Menschen gewaltfreien Widerstand solidarisch, konsequent, uneigennützig, mutig und kreativ gestalten und dass das Eigenschaften sind, die in einem globalen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das auf maximaler Gier und besinnungslosem Egoismus basiert, nicht so ganz einfach zu finden sein werden.

Nun, niemand hat gesagt, dass die Methode EINFACH ist. EINFACH ist es, brutale Macht mit noch mehr brutaler Macht brechen zu wollen.  

Frohe Ostern!




Yuliia
(sehr stark verändert via tagesschau.de)







Freitag, 15. April 2022

Danke, Scholz!

Täusche ich mich? Täusche ich mich nicht? Ich habe so ein klitzebisschen den Eindruck, dass einige unserer Plittikörr und alle unsere üblichen Stammtisch-Spießer-Strategen das aufregende Gefühl genießen, über einen richtigen Krieg klugscheißen zu dürfen. Der Ukraine-Krieg ist dicht genug dran, um gekünstelte Betroffenheit aus sich herauswringen zu können, aber weit genug weg, um nicht wirklich tief in der Scheiße zu stecken. 

Der Jemen-Krieg hat weder geographisch noch rassistisch so ein angenehm halb-distanziertes Gruselgefühl hervorgerufen. Und die US-Kriege im Irak ... gute Güte, wenn die Amis sowas machen, ist das doch sowieso ganz was Anderes. 

Schwere Waffen in die Ukraine? Ja, logo! Wie kann man sich besser auf einen richtigen Krieg vorbereiten, als das Equipment erstmal in einem kleinen  Ersatz-Krieg auszuprobieren? Unsere Waffen-Lobby ist noch nicht ganz überzeugt, denn es sähe natürlich blöd aus, wenn doitsche Leos reihenweise ausfielen, weil die ukrainischen Freiwilligen zwar mit Spaß und Eifer bei der blutigen Sache sind, aber den Umgang mit den komplexen Systemen nicht wirklich beherrschen. Da entstehen vielleicht keine so ganz guten Bilder.

Egal, dann schicken wir eben ein paar "Berater" mit. Die Nazis haben's mit der "Legion Condor" doch vorgemacht, und niemand bezweifelt, wie wertvoll diese Erfahrung für alle Beteiligten (außer den Opfern auf beiden Seiten) gewesen ist.

Kurzer unironischer Sinn: Ich finde es ganz großartig, dass unser Bundeskanzler Olaf Scholz gerade den Mut und die Weisheit hat, den unbedachten Polit-Schnellfickern jeder Couleur zu widerstehen! ¹





Der feuchte Traum nun auch mancher Grünen:
Pseudo-Markierungen drauf gepinselt und dann
den Russkis zeigen, was 'ne doitsche Harke ist!




¹ Und leider ist es notwendig, Folgendes nachzutragen: Nein, ich bin kein rechtes Querdenker-AfD-Arschloch und verbitte mir, davon vereinnahmt zu werden. Ich bin (trotz allem) ein kritischer, links-grün-versiffter Ökopax, finde mega-scheiße, was Putin macht, was die Amis machen, was die NATO macht, wie kackendreist die ebenfalls verlogene ukrainische Regierung uns gegenüber agiert, wie hirnlos servil und arschkriecherisch beflissen wir Doitschen uns wieder mal wider besseren Wissens an die Amis ranwammsen, wie sehr wir alle von jeder Propaganda jeder Seite intellektuell beleidigt werden und ... und ... und ...! 





Mittwoch, 13. April 2022

Aus der Geschichte gelernt!



Juhuu, die Ukrainer haben Steinmeier ausgeladen. Wir Deutschen werden endlich international dafür gedisst, dass wir nicht kriegsgeil genug sind! Offenbar haben wir nicht ALLES falsch gemacht! 

Weiter so, Deutschland!


Wenn das der Führer wüsste...!








Samstag, 9. April 2022

Ruhepause

OK, es ist an der Zeit, diesen Blog eine Weile ruhen zu lassen. Fliegerisch und sonstwie menschlich habe ich gerade nix Besonderes zu melden, das Corona-Thema nervt nach so langer Zeit nur noch. Und wie es in der Ukraine weitergehen wird, ist ja absehbar, nicht wahr?

"..."

Ach, ist es nicht? Na gut, dann spoilere ich mal ein bisschen: 

  1. Putin wird - buchstäblich um's Verrecken - kein Ergebnis akzeptieren (können), das ihm einen Gesichtsverlust beschert.
  2. Die Amis lachen sich gerade halbtot über die Misere, in die Putin sich da manövriert hat, und sie werden eher einen subapokalyptischen Atomkrieg in Europa, also weit weg von God's own Country - riskieren, als Russland ohne sichtbare Niederlage da wieder rauszulassen.
  3. Die autokratischen Angstbeißer Polen und Tschechien schreien ohnehin längst nach richtigem Schießkrieg, um sich bei den Amis noch weiter einzuschleimen, und dieses Geseiere wird exponentiell zunehmen und die EU zerreißen, zumal Herr Orban auch weiterhin mit den Russen sympathisiert, seltsamerweise, ohne von den Polen und Tschechen dafür attackiert zu werden.
  4. Deutschland und Frankreich haben viel zu viele gemeinsame Kriegserfahrungen, neigen deshalb zur Vorsicht und werden deshalb von allen angefeindet und zu Feiglingen erklärt. 
  5. Die Ukraine hat nicht begriffen, dass sie den Propagandakrieg längst gewonnen hat und legt immer weiter drauf: Nach Massakern an der Zivilbevölkerung und gezieltem Völkermord müssten demnächst die Weltkriegs-I-Geschichten wiederaufgetaut werden, die Russen, würden schwangeren Frauen bei lebendigem Leib die Bäuche aufschlitzen, die Föten herausreißen und gegen die Wand klatschen. Danach müsste der propagandistische Niveau-Limbo konkret satanistisch werden, was Anderes fällt mir nicht mehr ein.
  6. Irgendwann werden Putins Wahnsinns-Aktionen einerseits und die osteuropäische Anti-Russen-Hetze andererseits dazu führen, dass der NATO nur noch die Option bleibt, loszuballern. Um das russische Militär signifikant zu treffen, müsste man allerdings dessen Nachschub-Basen im Hinterland treffen, das hieße: Angriff auf russisches Territorium, das hieße unabsehbare Eskalation, das hieße, die Amis sähen eventuell ihre "splendid isolation" gefährdet, deshalb wäre diese Option ausgeschlossen. 
  7. Folglich wird man Herrn Selenskiy fragen, welche ukrainische Stadt denn nun als erstes für die Freiheit der Ukraine vom russischen Joch durch westliche Raketen zerbombt werden soll. Und wie der dann reagiert und was dann passiert ... ehrlich: Ich weiß es nicht. 

Was ich mir wünsche: Dass meine Prophezeiungen völlig daneben liegen. Die einzige Hoffnung dafür liegt aber in den Händen des reichsten 0,01 Prozent. Wenn die irgendwann das Gefühl beschleicht, dieser Wahnsinn koste nicht nur Menschenleben, sondern könnte à la longue auch ihren Profit beeinträchtigen, dann könnte eine De-eskalation befohlen werden. Schaunmerma.

Bis dahin!


(Aus Belgien, 1914; via wiki commons)
 




Donnerstag, 7. April 2022

Wir wollen's wissen!

Ja, ja, ja, eines Tages werde ich mich bestimmt öffentlich schämen und selbstkasteien müssen, dass ich den westlichen und ukrainischen Verlautbarungen nicht eins zu eins vertraue und die Einen uneingeschränkt in die Hölle wünsche und den Anderen bedingunckslose Troijä biss in dän Tod gelobe.

Aber.

Wenn der BND jetzt Funksprüche zu den Morden von Bucha abgefangen hat, warum werden die nicht ratzfatz transkribiert, translatiert und veröffentlicht? Der BND wird von unseren Steuergeldern finanziert, und im Moment ist mir sehr daran gelegen, mir zeitnah ein eigenes Bild der Vorgänge machen zu können.

Die Videos der US-Kriegsverbrechen in Bagdad waren - trotz aller immer gebotenen Skepsis - wichtige Mosaiksteinchen der Meinungsbildung des Souveräns in diesem unserem Staate, der mündigen Bürger*innen. Wie halten die von uns mit der Wahrnehmung der Staatsführung beauftragten Kreaturen, die Plittikörr, es eigentlich mit der FDGO?










Dienstag, 5. April 2022

Auf Wiedervorlage zur Prüfung


Die derzeit gegen die russischen Soldat*innen erhobenen Vorwürfe, in der Ukraine Kriegsverbrechen zu begehen, sind verständlicherweise aktuell schwer zu belegen. Ich habe mir den Fall daher zur Wiedervorlage am 06. April 2023, am 06. April 2027 und am 06. April 2032 notiert. Bin gespannt, ob, und, wenn ja, welche, echte, wahre Wahrheiten bis dahin zu uns durchsickern.

Was ich lustig finde: Die USA sammeln Material, um Russland vor einem Gerichtshof zu verklagen, dem die USA für die Verfolgung ihrer eigenen Kriegsverbrechen die Zuständigkeit abspricht und dessen Chefanklägerin sie verklagt hatte.  Wie verlogen geht's denn noch? Für wie blöd hält man uns denn noch? 


(stark  verändert via tagesschau.d€)
Können diese Augen lügen?
Ja, natürlich. Dafür werden sie bezahlt!


Eine der erlogenen Folien, die der US-Außenminister Powell dem UN-Sicherheitsrat vorlegte, um vor der Welt einen Kriegsgrund zu haben.
Seid mir also nicht böse, liebe Ukrainer*innen, dass ich skeptisch bin und bleibe.








Montag, 4. April 2022

Montags-Nachrichten

Montag, düsteres Kackwetter, dazu die Nachrichten der Online-Portale:

Keine propagandistische Niederträchtigkeit, die wir der einen wie der anderen Seite im Ukraine-Krieg nicht mehr zutrauen würden. Nach utopischen Erfolgs- und Abschusszahlen, nach gegenseitigen Verdächtigungen zu geplanten ABC-Waffen-Einsätzen (Irak), nach gegenseitigen Kriegsverbrecher-Vorwürfen (Ex-Jugoslawien) holt man jetzt auch die von der Gegenseite erzeugten Massengräber wieder hervor. Das neue Katyn heißt Butscha, sonst ändert sich nix. Wir haben nichts gelernt, wissen aber, dass wir Allen alles zutrauen müssen. Massaker sind unfassbar schrecklich. Damit propagandistisch zu taktieren, erbärmlich. 

Und die Ungarn haben ihren Minderwertigkeitskomplex (woher eigentlich?) wieder in die Welt gebläht, indem sie einem krankhaft machtgeilen alten Mann noch mehr Macht verliehen. Kein Mitleid mehr, dieses Volk hat, wie die Türken und die Polen, die Regierung, die es will und verdient. Mein Wunsch, da im Urlaub hinzufahren, ist darob weiter ins Bodenlose gefallen.

Man kann nicht so viel fressen, wie man kotzen könnte. (Max Liebermann)



(USA, 1941; via wiki commons)





Mittwoch, 30. März 2022

Trauma-Träume

 

Das Leid der ukrainischen Bevölkerung können wir, die wir in relativem Frieden leben, ebensowenig nachvollziehen, wie das Leid aller anderen Opfer von Kriegen, Ethnoziden und Verfolgung. 

Was ich aber auch nicht nachvollziehen kann, ist das Phänomen des transgenerationalen Traumas, jedenfalls nicht, wenn es allzu medienwirksam inszeniert wird. Allerdings geht es hier um einzelne Menschen und ihre Ängste, und das ist ein ernstes und sensibles Thema, bei dem Pauschalierungen und Bewertungen keinen Ort haben. Darum rede ich im Folgenden nur über mich:

Ich bin Jahrgang 1962, knapp 17 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geboren, und ich teile mit: Obwohl meine Eltern, meine Verwandten allgemein, mir von ihren Kriegserlebnissen erzählt haben, verspüre ich bei den aktuellen Bildern aus der Ukraine keine traumatische (!) Belastung. Ich find's schrecklich, ich empfinde Mitgefühl, aber ich muss meinem Gefühlscocktail nicht noch das Sahnehäubchen eigener Trauma-Aufbrüche überstülpen.

Als Bobele 1985 Wimbledon gewann, behauptete ein vereinigte-staaten-von-amerikanischer Sportreporter, damit habe Doitschland sein Trauma überwunden, den Zweiten Weltkrieg verloren zu haben. Ich teile mit: Auch dieses Trauma konnte ich trotz intensiver Suche in mir nicht finden. Ehrlich gesagt haben wir uns '85 über den Kommentar halbtotgelacht. Vielleicht überwinden die USA irgendwann ihr Trauma in Sachen Allgemeinbildung - aber dazu müssten sie es erstmal erkennen. 

Und als 2012 das 100jährige Jubiläum des Titanic-Unterganges gefeiert wurde, und Urgroßenkel,  -nichten und -neffen ertrunkener Passagiere der Cunard-Line mitteilten, sie litten unter transgenerationalem Trauma, da dachte ich ... hm.

Können wir uns vielleicht darauf einigen, mit dem Begriff "Trauma" etwas vorsichtiger herumzufuhrwerken? Ja, der Erste Weltkrieg war die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts¹. Aber müssen wir dann unbedingt dieses psychologisierende Schlagwort bemühen? Hatten die Doitschen wirklich eine "toxische Beziehung" zu Hitler? Oder war der einfach nur ein krankes Arschloch und der Rest so grenzenlos blöd, ihm hinterherzulaufen? 

Manchmal kommt man der Wahrheit näher, wenn man auf hippe Pseudo-Fachsprache verzichtet. 



Mein Oppa im Krieg (l.). Oberzahlmeister, El Daba, Ägypten, 1942.
Was soll die Zahlstelle in the middle of nowhere? 
Und 50 km östlich, in El-Alamein, 
wurde etwas später das Doitsche Afrika-Korps vernichtend geschlagen. 
Wegen Nachschub-Problemen. 
Hat Opilein es verkackt?

 



 ¹  Interessanterweise wird vermutet, bis dahin hätte der 30jährige Krieg dieselbe Rolle im Kollektiven Gedächtnis eingenommen. 





  

Sonntag, 27. März 2022

Abgehakt

 

Liebes Tagebuch 😘

schon oft habe ich hier geschrieben, wie toll das Fliegen ist. Heute war es richtig kacke. Viel mehr Thermik als angesagt, und als ich höher gestiegen bin, um vielleicht eine klitzewinze Inversion zu erwischen, haben mich stattdessen die angesagten böigen Winde erwischt. Kurz: Ich habe immer nur auf's Maul gekriegt, bis ich keine Lust mehr hatte. Dann bin ich wieder gelandet, weil ich es etwas später nochmal versuchen wollte. Aber etwas später war mir leicht schwindelig und ich fühlte mich schlapp. Klar: Zu wenig getrunken, ansatzweise dehydriert. Außerdem habe ich die Dreiviertelstunde, die ich oben war, geackert wie'n Preisboxer und war entsprechend ... naja ... angezählt.

Ich hab's dann gelassen und den Fliegetag abgehakt. Shit happens.  💩




(via wiki commons)
Keine Sorge: Das ist nur ein Bild von einem Test.




Donnerstag, 24. März 2022

... im leeren Raum um Welt und Ich.

 

Neulich in der Luft...

Immer noch suche ich vergeblich die Worte, die beschreiben, was die low-'n-slow-Fliegerei so besonders macht. 

Eine Rolle spielt die Spannung von Nähe und Ferne: Man ist am Geschehen, z.B. dem Verkehr auf der Küstenkanalstraße, so dicht dran, dass man alle Details erkennt, aber distanziert genug, um auch das Drumherum zu erfassen. Den Farbwechsel von Dunkelblau zu einem sehr hellen Hellblau im Kanal kann man so eigentlich nur aus der halbhohen Perspektive (ca. 230m) sehen. 

Und man ist definitiv nur Überflieger. Die Möglichkeit, mal eben anzuhalten, zu Landen und Entdecktes zu "Begreifen", zu Berühren, ist im Regelfall nicht gegeben. Diese Tatsache schafft eine Distanz, die de facto vielleicht nur 200 m beträgt, gefühlt aber genausogut 200 Lichtjahre sein könnte.

Damit erlebst Du als low-'n-slow-Flieger Dich selbst als Objekt, an dem die gegensätzlichen Kräfte von Nähe und Ferne angreifen ...

...

Was für ein verschwurbeltes Gesülze! Ich sag' ja: Ich kann es noch nicht richtig in Worte fassen. Aber ich bleibe dran.