Montag, 30. Juli 2018

Wir sind selbst schuld.


Lese gerade in der vielbändigen "Welt und Kulturgeschichte" der "Zeit" das Kapitel über die europäische Kolonisation Südamerikas, die sehr erstaunlich effektiven Eroberungszüge von Cortez und Pizarro. Übliche Erklärungen der Erfolge: Die überlegene Waffentechnik, die Pferde, die Infektion der Ureinwohner mit ihnen bislang unbekannten Krankheitserregern, blabla, das Übliche.

Nur in Nebensätzen wird erwähnt, dass die europäischen Eroberer sich auch immer wieder darauf verlassen konnten, die machtgeilen Potentaten der Ureinwohner immer wieder gegeneinander ausspielen zu können. Im Wesentlichen, so scheint es, haben sich schließlich die zigtausend Südamerikaner selbst und gegenseitig den Garaus gemacht, während die paarhundert Europäer nur hier und da das Zünglein an der Waage spielen mussten - und das außerordentlich geschickt und im äußersten Maße unethisch, brutal und rücksichtslos taten.

Wären die Ureinwohner solidarisch aufgetreten, wäre, Waffentechnik hin oder her, von den Eroberern nur ein bisschen ekliger Glibber im Urwald übriggeblieben.

Analoges ist mir schon beim Sklavenhandel aufgefallen: Es waren gar nicht, wie ich immer dachte, Europäer, die die Menschen in Afrika versklavten. Das machten afrikanische Potentaten, die ethisch mindestens genauso brechreizerregend fehlgeleitet waren, wie die Europäer, die ihnen die "Ware" abnahmen und nach Südamerika weiterverhandelten. Und es sind heute ja auch nicht die "Erstweltler", die Afrikaner zu sklavenähnlicher Arbeit in die Coltan-Minen schicken, sondern Superreiche vor Ort, die den Hals nicht vollkriegen.

Um Himmels Willen soll das jetzt keineswegs die Weißwäsche der Europäer oder anderer Conquistadores etc. sein. Es scheint nur so ein durchgängiges Prinzip in der Weltgeschichte zu geben, das besagt, dass keine Schandtat gegen Mitmenschen ungetan bleibt, sobald macht- und geldgeile Männer die Regie übernehmen und dass es von der Zivilcourage und Solidarität der normalen Menschen abhängt, ob man die Arschlöcher gewähren lässt oder nicht.

Und diese weltgeschichtliche Erkenntnis ist heute so richtig und so wertvoll wie selten sonst. Trump, Erdogan, Orban, Gauland - die sind allesamt nicht besonders schlau. Und trotzdem haben die einen irrwitzigen Einfluss auf unser Leben. Warum? Weil wir das zulassen. Weil der Rest der Welt uneins ist, weil man uns gegeneinander ausspielen kann und weil zahlreiche Mikro-Egoismen zusammengenommen einen mörderischen Impuls entwickeln. Die Arschlöcher brauchen auf der Welle nur noch zu surfen.





 1532 - Pizarro landet in Südamerika - unbek. Künstler

Ich bin zwar kein Experte für sowas, aber ich stimme den Leuten zu, die sagen, militärisch wäre da eigentlich noch lange was gegangen, wenn die Südamerikaner sich einig gewesen wären ...




















Dienstag, 24. Juli 2018

Der beschränkte Blick des M.Ö.


Lieber M.,

es kommt überhaupt nicht darauf an, was SIE als politisch oder nicht-politisch empfinden. Es kommt darauf an, was die Arschlöcher dieser Welt daraus machen. Ihr Fehler, lieber M., war und ist, dass Sie überheupt kein Gespür dafür haben, was Erdogan und seine Camarilla aus dem fraglichen Bild machen. Und da Sie seit Jahren von Ihrer öffentlichen Bekanntheit massiv profitieren, müssen Sie auch die öffentliche Kritik an Ihrer unerträglichen Naivität hinnehmen. *

Ich würde mir eher die Zunge abbeißen, als bestimmte Gedanken öffentlich zu äußern, die ich zu Themen wie z.B. die Flüchtlingspolitik, die aktuelle Politik der israelischen Regierung oder zum Zustand der Demokratie in Deutschland usw. habe. Das liegt nicht daran, dass diese Gedanken nicht etwa logisch oder ethisch korrekt seien, oh doch, das sind sie, das prüfe ich immer und immer wieder. Es liegt auch nicht daran, dass ich zu feige oder zu opportunstisch bin. **

Der Grund für die Zurückhaltung in diesen Dingen ist das Wissen, dass hirntote Fundamentalisten von rechts, von links, oben, unten und aller Glaubensrichtungen und Nationen jeden klugen und komplexen Gedanken in ihre Dreiwort-Satz-Propaganda pervertieren werden, um sie den dumpfesten und stumpfesten ihrer AnhängerInnen so lange um die Ohren zu hauen, bis die den Scheiß papageienhaft, aber laut-gröhlend wiederholen werden.

Verantwortung, lieber M., man nennt diese Sache Verantwortung.



Interessant, dieses Bild habe ich - stark verändert und künstlerisch bearbeitet - von einer russischen Propaganda-Seite übernommen. Die russischen Verfasser wollen mit einem Bild von Türken in Deutschland Politik gegen Europa machen, um innerrussische Konfliktherde zu beruhigen. Wird Ihnen jetzt klar, M., wie abgrundtief naiv Ihr Handeln war und ist?





* Wir hoffen jedenfalls sehr, dass es wirklichg nur Naivität war und nicht etwa Opportunismus. Wann kommt übrigens Ihr öffentliches statement gegen Erdogans Zerstörung der Rechtsstaatlichkeit in der Türkei? Wir warten!

** In meinem Alter, bei meinem relativ gefestigten Sozialstatus und in dem Staat, in dem ich leben darf, muss man nicht viel fürchten und nicht allzu viel schleimen. Ich sage das in Dankbarkeit und Demut.






Montag, 23. Juli 2018

Noch 'ne Mikro-Defintion: Deutsche/r


Mikro-Definition: Deutsche/r

Ein Mensch, der / die / das die Regeln und den Geist des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, die Menschenrechte und die Freiheitlich-demokratische Grundordnung vollumfänglich bejaht und im je individuellen Alltagsleben aktiv umsetzt und nach Außen dafür eintritt. *

Ich weiß nicht, was genau Herrn Özil widerfahren ist, dass er die Reaktionen auf seine dümmliche Erdogan-Ranschmeisse als Rassismus bezeichnet. Im Sinne obengenannter Definition wäre Kritik an Herrn Özils Verhalten nicht rassistisch, sondern einfach nur logisch. Du kannst nicht Deutsche/r sein und gleichzeitig einen totalitären Herrscher als eigenen anerkennen, Dich bei ihm einschleimen und ihn hofieren. Du kannst auch nicht Deutsche/r sein und gleichzeitig für die AfD sein, die immer wieder allzu deutlich sagt, dass sie einen "Systemwechsel" anstrebt.

Wir müssen in diesem Sinne auch die "Doppelte Staatsbürgerschaft" nochmal kritisch vornehmen. Deutsch-französisch, deutsch-spanisch, deutsch-Benelux, deutsch-skandinavisch (bitte, lasst mir den Kategorienfehler der Einfachheit halber durchgehen, ok?), das ist Alles unproblematisch, weil die Alle auf einem gemeinsamen Weg zu einem gemeinsamen Europa sind.

Aber deutsch-türkisch geht nicht mehr zusammen. Du kannst nicht, wie 64 % der Deutschtürken gleichzeitig für das GG und für Erdogan sein. Das ist ein brutaler inhaltlicher Widerspruch **, und wer den kommentarlos akzeptiert, macht eine offensichtliche, schlimme Lüge zur Handlungsgrundlage. Und wenn Niedertracht und Verlogenheit erstmal salonfähig sind ... puuuh ... !



Wie blöd ist man, wie blöd darf man sein?




* Man beachte: Sprache, Rasse, Aufenthaltsort etc. sind völlig schnuppe. Ich kenne Menschen, die sind Deutsche im Sinne dieser Definition, ohne es zu wissen oder sich großartig drum zu scheren. Die sprechen nicht unsere Sprache, kennen das GG nicht, leben aber danach, weil sie sowieso gut drauf sind und das einfach normal und richtig finden - und diese Menschen wären höchst irritiert, wenn jemand mit so einem Verwaltungs-Quatsch wie "Staatsbürgerschaft" anfinge ...


** deutsch-ungarisch, deutsch-tschechisch, deutsch-polnisch gehen auch nicht mehr, seit die Mehrheiten dort immer regelmäßiger ihre Demokratien de-installieren. Deutsch-italienisch muss sich zeigen ...









Freitag, 20. Juli 2018

Micro-Definiton


Gestern einfach aus Neugier in der Stadtbibliothek Aurich abgegriffen:


Ich achte den Versuch, auf 61 Seiten eine knappe, gut verständliche Faschismus-Definition in Form eines Sach-Comics zu wagen, aber Berggren und Johansson scheitern ziemlich weitgehend daran, am Ende ihres historischen Abrisses die Zwangsläufigkeit der Folgen, die Niederträchtigkeiten, Perversionen, das mit unausweichlicher Logik resultierende menschliche Leiden darzustellen. Und das ist, finde ich, unverzeihlich.

Da ich aber nicht nur rummaulen will, hier meine ganz und gar unhistorische, unprofessionelle, unfertige, allzu reduktionistische Simplex-Definition:

  • Faschismus ist, wenn nur Stärke geachtet wird und wenn die Starken auf den Schwachen herumhacken und sich toll dabei fühlen.
  • Normal ist, wenn die Starken die Schwachen unterstützen und Mitgefühl höchstes ethisches Ideal.

Jaja, die Faschismustheoretiker werden mich dafür grillen, aber viel erreicht haben sie mit ihrer über 70-jährigen Theoriebildung ja auch nicht, im Gegenteil.

Und ja: Diese Faschismus-Definition findet überraschende Anwendungen auch in einigen sehr verbreiteten Sportarten, in unserem Wirtschaftssystem, in der Gestaltung internationaler Beziehungen u.v.a.m. Dadurch wird sie aber nicht schlechter.


















Donnerstag, 19. Juli 2018

Reaktionen



Seit April fahre ich ja nun, wie berichtet, mit einem Anti-Rassismus-Aufkleber am Auto durch die Welt. Wie prophezeit, gab es kaum Reaktionen. "Kaum" heißt nicht "keine":

1. Reaktion
Mein Vater, pensionierter Polizist: "Du läufst Gefahr, dass Dir jemand aus Wut über den Aufkleber das Auto demoliert." Der Hinweis ist ernstzunehmen. Aber wie weit wäre es denn mit unserem Land gekommen, wenn man den braunen Dummbratzen nicht nur durchgehen ließe, dass sie ihre kruden Gedanken wieder salonfähig machten, sondern darüberhinaus auch noch vor ihrer Gewaltaffinität kuschte?

2. Reaktion
Unser Hotelier in Würzburg: Begeisterung und Lob und vor allem umfassende, wütende Empörung über die CSU-Spitze und ihre allzu offensichtliche Ranschmeisse an die Rechten.

3. Reaktion
Unser Gastgeber in den Marken, Italien, kosmopolitischer Niederländer: "... the 'Aufkleber', I think it's pretty good ...", gefolgt von antirechten Kommentaren mit vielen "F###"-Wörtern. Zum Schluss schenkte er uns eine 5l-Karaffe seines Weißweines. Seine Frau, eine Italo-Amerikanerin berichtete über die Folgen der Rechtsrucke in den USA und in Italien. Da wird schon viel gelitten und das Leid werde znehmen, und die Leute sind so bescheuert und wählen immer weiter diese Volksverhetzer.

4. Reaktion
Ein Ex-Schüler mit gutachterlich bestätigter schwerer Störung im emotionalen-sozialen Verhalten beschimpft mich in meinem G+-account, also internet-öffentlich als "dummen Juden", "Nigger", wünscht, ich wäre im letzten Krieg gestorben etc. etc. Da wir hier einen psychopathologischen Sachverhalt haben, will ich das Verhalten des Jungen nicht weiter kommentieren, aber es verweist doch auf die Wirkmächtigkeit der Nazi-Taktiken: Die AfD, die Rapper und das ganze andere Fundamentalisten-Gesocks zielt ja eben nicht auf die vernunftbasierte Auseinandersetzung. Sie alle zielen mit ihren simplizistischen, instinktbasierten Botschaften auf die, die da geistig arm sind, und Leute wie Joshua aka Affeleck sind intellektuell einfach nicht stark genug, sich gegen diese permanente, gebetsmühlenartige, vielkanalige Beeinflussung zu immunisieren. Sie sind hilflos ausgeliefert. Da kann auch Schule auf Dauer nichts mehr aufhalten oder gar reparieren, wenn viel zu viele osteuropäische, amerikanische, asiatische und bayrische Plittikörr den Schwachsinn vortanzen, ohne sofort metaphorisch (!!!) abgeschossen zu werden - von den richtig hirntoten Fundamentalisten ganz zu schweigen.

5. Reaktion
Vorgestern fand ich folgende Papp-Botschaft hinter den Scheibenwischer meines Autos geklemmt:

Wiedergabe: "Auch unter den 'Nicht Rassiten' gibt es 'Arschlöcher' !überall!" 

Diese Nachricht lässt mich ratlos zurück. Wenn ich sage "Alle Rassisten sind Arschlöcher!", dann heißt das doch eigentlich nicht, dass ich nicht-rassitische Vergewaltiger, Kinderschänder und Investment-Banker deshalb nicht auch für Arschlöcher halte, oder? Wollte der/die VerfasserIn des Pappzettels mich wirklich nur zu dieser Präzisierung veranlassen?
Oder sollen wir daraus lesen, dass man, z.B. ich, gegen Rassismus und trotzdem ein Arschloch sein kann? Ok, da könnte ich zustimmen.
Oder fühlte die/der VerfasserIn sich als RassistIn und also Arschloch ertappt, wollte mit diesem Prädikat aber nicht alleine dastehen? Wir werden das wohl nicht klären können.

Es bleibt die Erkenntnis: Wer sich von dem Text des Aufklebers angesprochen und also beleidigt fühlt, hat es auch verdient.

Gute Sache, das.



















Sonntag, 15. Juli 2018

Passt



(Heute, gegen 12:00, südl. Elsfleth, Kurs Nord, 180 m)


Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen,
und alles ballt sich zu ihm hin.

Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich -
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.

Benn



Komisch: Manchmal sieht man ein Bild, und das passende Gedicht stellt von selbst sich ein.











Sonntag, 24. Juni 2018

Bloggers Nabelschau


Gestern sprach ein ehemaliger Schüler mich auf diesen Blog an, und ich reagierte wie immer in diesen Fällen: mit einem Gemisch aus Freude ("Oh schön, da liest einer deine Texte!") und Verlegenheit ("Ach Du Scheiße, da liest einer deine Texte!"). Die allermeisten Menschen, die hin und wieder mal irgendwas Kreatives, Selbstgemachtes veröffentlichen, kennen diese Ambivalenz. *

Und da dieser Blog sowieso gerade in einer berufsbelastungsbedingten Auszeit, einer ästhetisch unattackierten Stasis, einer intellektuellen Totwasserzone dümpelt, ist's eine gute Zeit für die Grundfrage aller Philosophie: Warum? Warum so ein Blog?

Das entscheidende Motiv ist nach wie vor, die Tragfähigkeit von Gedanken zu testen. Dabei gilt: Ein flüchtiger Gedanke ist wahrscheinlich dann richtig und denkenswert, wenn Du ihn durch die Logik-Mühlen der Grammatik und der Lexik drehen und anschließend einem normalen Publikum kommunizieren kannst.

  • Es gab und gibt in meinem Kopf eine Menge von Ideen und Regungen, die so schwach, so blöd, so unkonzentriert sind, dass ich nicht mal im Ansatz auf die Idee käme, sie zu verschriftlichen. 
  • Es gibt weiterhin Gedanken, die zwar inhaltlich ganz schön knackig sind, bei denen ich aber das Gefühl habe, sie seien noch nicht zu Ende gedacht, noch nicht hinreichend gekürzt und strukturiert, um daraus einen Text zu machen. 
  • Drittens gibt es Sachen, die ich aufzuschreiben beginne, die aber unwiederbringlich in den Orkus wandern, weil ich es einfach nicht packe, daraus einen leseappetitlichen Artikel zu machen. 
  • Und Viertens gibt es ein ganze Menge Gedanken, die klug, strukturiert, wertvoll sind - aber ums Verrecken niemanden etwas angehen, außer mich und ein paar ganz wenige Nahestehende.
Und ein Teil dessen, was nicht in diesen Filtern hängengeblieben ist, ist hier nachlesbar ....

Ein Blog ist für mich persönlich die ideale Form für diese Kommunikation:
  • Messenger-Dienste wie whatsapp und Telegram sind zu schnelllebig und zu adressiert: Ich müsste den Text an bestimmte Personen schicken und könnte nie ausschließen, dass die sich nur aus Höflichkeit nicht dagegen wehren. Dito bei e-mails, aber da gipps wenigstens einen Spam-Filter.
  • Facebook, Twitter etc. lassen nur begrenzte Textmengen zu bzw. sind zu schnelllebig: Der Text würde sofort versacken. Und die User dieser Dienste wollen nicht unbedingt Langtext-Messages lesen.
  • Foren sind stets zu troll-gefährdet und bedürfen üppiger Moderationsdienstleistungen. Und es sind nicht immer die klügsten Köpfe, die sich dort am dauerhaftesten niederlassen und jede Äußerung, die über Dreiwortsätze hinausgeht, mit ihrer ungefilterten Meinungskacke zukleckern.
  • Die guten, alten Websites wären die nächstgelegene Alternative für mein Anliegen. Man kann auch mal längere Ausführungen unterbringen und selbst bestimmen, an wie prominenter Stelle ein Text stehen sollte. Aber auf Websites erwarte ich Themengebundenes. Meine Artikel schwirren hingegen thematisch durch das halbe Universum. Welchen Titel sollte so eine Website haben? "Die Gedanken des Markus S. aus W."? Klingt doch furchtbar! Ich würd's nicht lesen.
Nee, nee, ein Blog ist super: Technisch einfach und robust, kann man sich mit mehr oder minder langen Texten nebst kleinen Bildchen zu allen möglichen Themen verbreiten, jeder Mensch dieses Planeten kann frei entscheiden, ob sie / er sich die Lektüre antun will, und peu à peu sedimentiert der alte Quatsch nach unten, wo er nur noch von Leuten gefunden wird, die speziell danach suchen.

Demnäx auch wieder hier!










*Ausnahmen finden sich nur - und das ist keine Bewertung -  bei richtig narzisstischen Rampensäuen sowie bei VerfasserInnen streng fachbezogener, formal hochgradig standardisierter naturwissenschaftlichen Arbeiten.







Samstag, 12. Mai 2018

Wie lange noch?


Was will Trump?

Reichliche Indizien sprechen dafür, dass das Trump keinen eigenen Willen hat, sondern eine vollkommen ethikfreie, mechanische Reiz-Reaktionsmaschine des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist. Darauf ist er, wenn man den biographischen Angaben glauben darf, von Kindheit an konditioniert worden, und er hat bisher auch kein Verhalten gezeigt, das darüber hinausging.

Reduzieren wir die Frage auf das Relevanteste:

Will Trump Krieg?
Nein. Jedenfalls nicht so einen richtigen Krieg, in dem so viele US-Amerikaner sterben könnten, dass es Wählerstimmen kostete.

Will Trump Frieden?
Jede einzelne seiner Gesten und Verhaltensmuster spricht lauthals dagegen.

Was will Trump dann?
Alles mögliche dazwischen. Stellvertreterkriege in Shithole-Countries, Handelskriege, verunsicherte Ex-Verbündete, verunsicherte Ex-Todfeinde, die nun Freunde sind etc. etc.

Warum will er das?
Weil Angst und Verunsicherung uns in den Händen der macht-geilen und macht-habenden Arschlöcher handzahm werden lässt, folgsam und formbar wie Wachs. Wahrscheinlich eine evolutionäre Verhaltensdisposition: Man kann sich im Rudel ruhig mal zanken, auch den Häuptling anpupen, aber wenn es gefühlt zu äußeren Bedrohungen kommt, dann muss man spuren, um der Gruppe willen Eigeninteressen zurückstellen.

Auf dem Instrument spielen doch gerade so viele: Fundamentalisten in Religion und Politik, Nationalisten, Rassisten, "Arbeitgeber", Konzerne ... Sie alle können überhaupt kein Interesse daran haben, dass jene, die eigentlich geistig klar sind, jemals zur Ruhe kommen und womöglich anfangen, ganz grundsätzlich nachzudenken über die wahren Ursachen von Feindschaft, Korruption, Armut, Gewalt, Hunger, Konsum-Wahnsinn. Ist es nicht paradox, dass seit Jahrzehnten die Leistungsindices der arbeitenden Menschen permanent steigen, dass also alle immer effektiver arbeiten und wir trotzdem immer mehr Angst vor Ungenügen, Arbeitslosigkeit Altersarmut, der Sicherheit der Renten haben? Ist es nicht komisch, dass die französischen ArbeiterInnen mit dem doitschen Vorbild unter Druck gesetzt werden, die doitschen wiederum mit der Konkurrenz aus den Billiglohnländern, die Inder mit den Chinesen, die Chinesen mit den Amis, die Amis mit anderen Amis und den Doitschen, und alle rackern sich zu Tode und niemand hat mehr das Gefühl, dass es zum Lebensunterhalt reicht, einen Beruf vernünftig, einigermaßen entspannt auszuüben, einfach nur "gut" in etwas zu sein, nein, man muss in jeder Hinsicht permanent ein hyper-perfektes workaholic-Kampftier sein ...

Bekloppt, oder? Aussichtslos. Aber ändern wird sich nix.

Oh nein! Da steht viel zu viel Macht auf dem Spiel. Und deshalb werden immer mehr Marionetten auf die Bühne gebracht, die allerlei Klamauk veranstalten und uns mit pseudo-existentiellen Pseudo-Nöten verängstigen, die es ohne sie gar nicht gäbe.

Können wir, bitte, mal eben diese ganzen Clowns abräumen und uns dann vernünftig unterhalten? Es gibt ein paar ernsthafte Probleme, die wir all zu lange den Plittikörrn überlassen haben.





(verändert via wikicommons)















Freitag, 11. Mai 2018

Perspektiv (Adj./Adv.)



"... Und dann /
Würde, /
Was uns groß und wichtig erscheint, /
Plötzlich nichtig und klein /
..."





 Er hat sooo verdammt recht! 






 
 

Sonntag, 6. Mai 2018

Nothing ever happened at all ...


Ja, doch, die tun was! Die Bundesfamilienseniorenjugendlichefrauenministerin will 170 neue Anti-Mobbing-Schulsozialarbeiter einstellen. So gegen Mobbing und so.

Bei 33.493 allgemeinbildenden Schulen in Doitschland bedeutet das, dass von jeweils 197 Schulen fast eine eine Stelle bekommt. Ich schau' mich in meiner Region um und prüfe, wie weit mein Blick schweifen muss, um 197 Schulen zu erfassen ... Nun ja. Andersrum gesagt: Für 99,5 % aller Schulen ändert sich überhaupt nichts.

Daraus ergeben sich zwei mögliche Rückschlüsse:

A.) Mobbing ist überhaupt kein relevantes Problem. Da mimt nur mal wieder jemand pressewirksam an einem Mode-Thema rum.

B.) Mobbing ist ein Problem, aber an einer ernsthaften Lösung besteht kein wirkliches Interesse, weil die Plittikörr-Kinder gewöhnlich eher nicht auf diese Art von Schulen geschickt werden.

In beiden Fällen werden also 20 Millionen Euro rausgeballert, damit Frau Giffey sich ein bisschen Medienaufmerksamkeit kaufen kann. Vielleicht wären schlichte ganzseitige Zeitungsanzeigen des Inhaltes "Es gibt mich und ich tu echt voll wichtige Sachen und so!" für die Steuerzahler billiger gewesen.

Bleiben noch zwei Fragen:
  1. An unserer Schule gibt es für 1.300 SchülerInnen eine Teilzeit-Sozialarbeiterin. Können wir bitte so einen Mobbing-Fuzzi haben?
  2. Seit wann entscheidet eigentlich eine Bundesministerin über Stellen an Schulen, die Ländersache sind?