Samstag, 19. September 2015

Pars pro toto


Ein Nachbar hat ein Haus. Das Haus hat einen Schornstein. Da olfaktorische Zitate und Beweismittel  als digitale Technologie zum Glück nicht zur Verfügung stehen, bitte ich einfach darum, mir zu glauben, dass dem Schornstein nicht nur aromatischer Rauch trockener Eichen- und Buchenscheite, sondern meistens die Emissionen verbrannter Luftmatratzen, heizungslackimprägnierter Holzmöbel und niedertemperaturkremierter nasser Vögel entsteigen. Bei bestimmten Wetterlagen ist die gesamte Nachbarschaft (Achtung: Wortspiel) stinke-sauer, bei stetem Wind nur die jeweils leeseitige.

Der in der Sache befragte Experte zur "Erreichung der Ziele der Bundesregierung im Bereich Klimaschutz", vulgo "Schornsteinfeger", zuckte bedauernd die Schultern, die Riesensauerei sei offensichtlich, ein justitiabler Nachweis aber technisch schwierig und ergo teuer und ergo politisch nicht wirklich erwünscht und leider, leider sei der Herr des Hauses ein verstockter, dümmlich-ewiggestriger alter Mann, der auf Ansprache das Vorhandenseins eines Problems aggressiv leugne.

Dieser Blog soll unter keinen Umständen dazu dienen, meinen privaten Kleinkram zu verhackstücken. Das wäre irrelevant und langweilig. Spannend hingegen, wie herrlich wir hier ein Miniatur-Modell des großen, ganzen, globalen Dummheits-Dramas studieren können.

Dramatis personae: 

- Der alte, dumme, egoistische Stinkstiefel
Eine gutsituierte Mittelstandsschranze. Stur und selbstbewusst, seine Meinung stimmt, denn er weiß Alles, was man wissen muss, und was er nicht weiß, muss man auch nicht wissen. Was er sagt, stimmt immer, denn wenn es nicht stimmen würde, würde er es nicht sagen. Die reine, kristallklare, ewige Wahrheit erfährt er also, indem er sich selbst zuhört. Er ist der Mittelpunkt des Universums, denn nur ER ist ER, alle Anderen sind nur ... die Anderen eben, so what? Das ist die ewige Logik des Egoismus'.

- Der unengagierte, hilflose Technokrat
Jaja, ich will fair sein: Ein Schornsteinfeger lebt von den Aufträgen seiner Kunden. Er wird NICHT dafür bezahlt, die Welt zu verbessern und den Dreckschweinen in den Arsch zu treten.

- Die wütende, hilflose Mehrheit, die unter der Dumpfheit einer Minorität leidet
selbsterklärend

Wichtigstes Requisit:

Der Schornstein
Wenn man länger drüber nachdenkt, ist der Schornstein der spannendste Aspekt unserer Modell-Geschichte. Ein Objekt, das den verhältnismäßig kleinen, kurzfristigen Vorteil eines Einzelnen (hier: muckelig warm in einem kleinen Haus) von den verhältnismäßig großflächigen Nachteilen für die Gesellschaft (hier: Gestank, Kontamination, Gesundheitsrisiken für die gesamte Nachbarschaft ringsumher) abscheidet. Der Schornstein stellt das Missverhältnis erst her, macht es überhaupt erst möglich. Müsste der alte Blödmann seinen Dreck selbst wegschnüffeln, wäre da aber ratzfatz eine hochreine, hochenergieeffiziente Heizung installiert. 

Was lernen wir aus der Geschichte? Lasst uns - im Kleinen, v.a. aber im Großen - nach metaphorischen Schornsteinen suchen! Wo finden wir Strukturen, die es rücksichtslosen egoistischen Arschlöchern erlauben, sich ständig kleine Vorteile auf unverhältnismäßig große Kosten der Allgemeinheit zu verschaffen?

Nur mal als erste Anregung: TTIP, "Bankenrettung", Fundamentalismus, globaler Rohstoffmarkt, Energiesektor, Investmentbanking, IWF, CSU, Turbo-Kapitalismus, Kohlekraftwerke, FC Bayern ...

Im Falle meiner kleinen persönlichen Betroffenheit werde ich wohl auf eine biologische Lösung warten müssen. Im Großen können wir uns das nicht leisten, denn da bedeutet "biologische Lösung", dass es uns als Spezies von der Platte putzt.


Pottsau at work




 

Dienstag, 15. September 2015

Dörrr unerrrschötterrrliche Wille, sich scheiße zu finden.


Nun haben wir's schwarz auf weiß (schlimmer noch: auf SPON): Alles, aber auch wirklich Alles, was wir Deutschen machen, ist grundsätzlich abgrundtief schlecht. Selbst wenn wir was Gutes machen, wie unser Engagement in der aktuellen Flüchtlingskrise, ist das, laut Titel, nur ein "Imperialismus des Herzens" und also schon wieder gaaanz, gaaanz schlecht. Zitat: "Diesmal zwingen wir den anderen nicht in Knobelbechern unseren Willen auf, sondern in Birkenstock-Sandale und Batiktuch." Der deutsche "Chauvinismus [kommt] als Tugendstolz" zurück.

Jaaa, schlagt uns! Beleidigt uns! Wir waren / sind bööööse, bestraft uns! Peitscht uns! Gebt uns Tiernamen! Wir stehen drauf!!!

Nein, tun wir nicht! Jedenfalls vermute ich, ohne zwar eine valide Datenbasis zu haben, aber dennoch, dass die Mehrheit der Deutschen eher nicht auf kollektiven Masochismus steht. Was ist das eigentlich für eine billige, simplifizierende Fingerübung für fünftklassige Kommentatoren, jedes Verhalten deutscher Menschen immer wieder nur durch die schwarz-braune Folie zu betrachten? Das kann jeder Depp. Es langweilt. Und es ist gefährlich.

Wenn sowieso immer nur mit der ganz großen Keule zugeschlagen wird, dann ist kein Platz für Differenzierungen, und wenn nicht differenziert wird, dann ist alles gleich, und wenn alles gleich ist, dann ist alles egal, und wenn alles egal ist, dann wird's gefährlich.

Weißgott, unsere Plittikörr machen ansonsten reichlich Mist, und wir Deutschen sind dafür verantwortlich, weil wir sie in freien, gleichen, geheimen Wahlen gewählt und wiedergewählt haben. Das muss man uns vorwerfen. Aber der blödsinnige, marktschreierische Versuch, unser humanitäres Engagement in ewigbraune Schatten zu stellen, macht alsbald taub für die leise, die feinnervige, notwendige und berechtigte Kritik.

Ist es typisch doitsch, dass wir jede Idee, auch die der Selbstkritik, so lange überdrehen, bis sie in ihr Gegenteil umschlägt? Kann man humanitäre Hilfe für Menschen in echter Not übertreiben? Unterliegt Barmherzigkeit europapolitischem Kalkül und der Frage, was unsere Nachbarn von uns halten? Ja. Nein. Nein.

(Club der Flagellanten in London 1895 
- via wiki commons)
Lustvolle Geißelung mag für manche ein Hobby sein,
als allgemeine Kulturtechnik möchte ich es nicht haben.








Donnerstag, 10. September 2015

Für dumm verkauft


Mir tun die Türken leid. Nach Käseblatt-Meldung verbietet Erdogan nun Buddha-Statuen in Yoga-Schulen, damit da nicht missioniert werden könne. Was für eine grottenpeinliche Aussage über die Menschen in der Türkei:

  1. Türken sind in ihrem Glauben nicht gefestigt. Man braucht ihnen nur eine Buddha-Statue zu zeigen, und sie wechseln spontan zum Buddhismus. Dass nicht die Buddha-Figuren, sondern, wenn überhaupt, die freiheitliche, friedliche Yoga-Lehre und -Praxis eine intellektuelle Gefahr für den autoritären und dogmatischen Islam bzw. Erdogans Diktatur darstellen, kann sich der un-intelligible Ober-Türke wahrscheinlich nicht vorstellen.
  2. Türken sind Götzendiener. Die Statue ist das Problem, nicht damit verbundene Glaubensfragen.
  3. Türken sind doof, unfähig zur Eigenverantwortung und leicht beeinflussbar. Wenn er, der Über-Vater, nicht das Denken übernähme, würden sie alle ständig gegen die Wand laufen, immer wieder.
Die beiden ersten Punkte verweisen klar auf die Praktiken des IS, materielle Dinge zu vernichten, um Ideen zu unterdrücken. Als hätte das Eine mit dem Anderen zu tun. Der dritte Punkt findet eine Analogie in Putins Einschätzung, "sein Volk", die Russen, seien für "richtige Demokratie" noch nicht reif. Was für ein Schlag ins Gesicht!

Ich würde mich schämen, ein Türke zu sein, solange einer wie Erdogan an der Macht ist. Ich würde mich noch mehr schämen, ein Türke zu sein, wenn einer wie Erdogan bei der nächsten freien Wahl die Mehrheit der Stimmen bekäme. Diese fortgesetzte Schmach haben sie einfach nicht verdient - es sei denn, sie fügten sie sich selbst zu. Dann will ich nichts gesagt haben.


(Struwelpeter, 1845 - via wiki commons)
Es gab mal Zeiten, da fanden wir Deutsche es auch erregend, 
uns von Autoritäten unterdrücken zu lassen. 
Aber irgendwie sind wir einigermaßen drüber weggekommen.


Der Niklas wurde bös und wild,
Du siehst es hier auf diesem Bild!
Er packte gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West’,
Den Wilhelm und den Ludewig,
Den Kaspar auch, der wehrte sich.
Er tunkt sie in die Tinte tief,
Wie auch der Kaspar: Feuer! rief.
Bis übern Kopf ins Tintenfaß
Tunkt sie der große Nikolas.







Dienstag, 8. September 2015

Es lebe Multi-!!!-Kulti!



YO! YO! und YO!

Das islamische Kopftuch, von manchen Kritikern als Zeichen der Unterdrückung der Frau betrachtet, ist nun als 'politisch korrekt' geadelt worden. Ein gestriger Runderlass des niedersächsischen Kultusministeriums erklärt nun - aufgrund eines BVerfG-Urteils - dass dieses furzkonservative Kleidungsstück nicht zwingend im Gegensatz zu den hohen, aufgeklärten und fortschrittlichen ethischen Zielen meines Lieblings-Gesetzesparagraphen im Niedersächsischen Schulgesetz, dem §2, steht und also auch von Lehrpersonen getragen werden müssen darf.

Ich bin entzückt! Wenn ein Kleidungsstück, das selbst von glaubensfesten Muslimen religionstheoretisch nur sehr, sehr löcherig zu verargumentieren ist, allerhöchst-richterlich-und-ministeriellen Segen erhält, dann ist für mich als Taoist, also dem Anhänger einer durch und durch demokratischen, 110%ig undogmatischen und freiheitlichen Philosophie, soeben ein riesengroßes Portal zu einer völlig neuen Dimension diensttextiler Möglichkeiten aufgegangen.

Multi-Kulti darf ja nicht zu einer Prozedur pervertiert werden, mit der immer nur die engstirnigsten Spießer der prohibitivsten Dogmen ihre Forderungen durchprügeln. Ab jetzt wird gegengekleidet. Mal sehen, wieviel Toleranz die Betonköpfe unter den Abrahamiten wirklich wünschen und ertragen.




(via wiki commons)
Gut, die Frisur ist natürlich kacke, aber der Rest?! Klassischer Style pur! Und sehr exklusiv.







Sonntag, 6. September 2015

Festungshaft



Habe gerade die Kommentare zur Flüchtlingssituation in Europa auf den wesentlichen Online-Portalen durchgeschnüstert. Uiuiuiuiui, was die sich da beharken! Da wird hin und her gerechnet, prophezeit, geängstet, argumentiert, gehetzt, missverstanden, kurz: jede Menge Energie verballert.

Vielleicht sollte man nicht darüber streiten, ob das, was jetzt gerade passiert, à la longue gut oder schlecht oder doch nur der Untergang des Abendlandes sei. Vielleicht sollte man stattdessen überlegen, ob man mit der Alternative leben will: Grenzen dicht, Augen zu und eingemauert. Es kommen mehr Flüchtlinge? Baut die Mauern höher! Es kommen noch mehr? Schießt! Festung Europa.

Und mit so paranoiden, egoistischen und erbarmungslosen Leuten soll ich für den Rest meines Lebens eingemauert werden? Nee, ganz bestimmt nicht!


 (Halb-?)Nackt, aber mit Helm und Waffe. Irgendein Fetisch? (via wiki commons)




Dienstag, 1. September 2015

Flüchtlingskatastrophe


Lese im Käseblatt Ausmaß der Flüchtlingskatastrophe: 73.120 Menschen im ersten Quartal 2015 nach Deutschland, das sind 905 Flüchtlinge pro eine Million Einwohner. 

Versuche, mir eine Million Menschen vorzustellen und scheitere. Verkleinere den Maßstab: 1.000 Menschen. Da kriege ich auch kein klares Bild: Wenn die alle zusammenstünden, wäre das eher ein Fußballfeld, oder nur die Hälfte? Oder mehr? Keine Ahnung. Probiere es mit Schulklassen, der Anblick ist mir geläufig. Eine Klasse à 25 SchülerInnen. Stelle die SchülerInnen von vier Klassen in gerader Linie hintereinander auf. (Völlig aussichtslos, dass das klappt, aber mit brutaler gymnasialer Angstpädagogik müsste es für 30 sec durchzuhalten sein). Jetzt stehen 100 SchülerInnen (theoretisch) in einer Reihe. Ich erweitere diese Linie zu einem Quadrat, indem ich weitere neun Reihen aus je vier Klassen danebenstelle [*1]. Hurra, ich habe 1.000 Menschen beisammen!

Und wieviel Flüchtlinge müssen die alle zusammen mitschleppen?

Nicht ganz einen.


(verändert via wiki commons)
Früher, da waren Flüchtlinge noch richtige Flüchtlinge und keine Neger, wie heute.




[*1] Dieses Experiment dürfte in realiter letztmalig bei einem Reichsparteitag der NSDAP geklappt haben. Die kritische Schüler-Masse im Jahre 2015 liegt bei, sagen wir, 100. Je nach Tagesform und Entwicklungsstadium auch mal bei 1.

Samstag, 29. August 2015

Niederschmetternde Selbsterkenntnis



Habe mich gerade wieder selbst erwischt, in den dunkelsten und schmutzigsten Abgründen meiner verruchten Seele. Habe mir halb-bewusst gewünscht, Donald Trump möge nächster Präsident der U.S. of A. werden.

Und warum? Nur damit alle meine anti-US-amerikanischen Vorurteile, für die ich mich doch jahrzehntelang immer wieder selbst gescholten und innerlich kasteit habe, die ich mir ein ums andere Mal krampfartig streng verboten habe, verbieten musste, die dann aber doch immer wieder fröhliche Urständ feierten - nur damit alle diese Vorurteile in einem orgastisch-befriedigten "Na siehste! Also doch!" kulminieren, wenn sie die heilige Weihe des unumstößlichen empirischen Beweises erfahren und also schlussendlich vom Vorurteil zum Urteil werden.

Ich schäme mich der Vorahnung, wie sehr mich das mit einer zynischen, perversen Freude erfüllen würde - und wohl auch mit der Erleichterung, in der Beurteilung aktueller US-amerikanischer Politik nie wieder zwanghaft fair sein zu müssen.

Wat bin ich 'ne fiese Charakter! Es wäre doch eigentlich ein ausschließlich tragischer, bedauernswerter Sachverhalt, wenn die Mehrheit von 318,9 Millionen (2014) USAniern sich in freien Wahlen zu dümmlicher Arroganz, gewaltaffinem Machtrausch und grenzenlosem Egoismus als Staatsform entschieden.




(verändert und zusammengestellt via wiki commons)

Also, ich muss schon sagen, wenn alte Männer den Unterkiefer entschlossen vorrecken, die Unterlippe vorschieben und die Mundwinkel nach unten ziehen, das macht mich schon tierisch an. Das berührt etwas ganz tief Kreatürliches in mir. Das findet nicht auf der Ebene des Großhirns statt, sondern mehr im Hirnstamm, dem evolutionär sehr frühen sogenannten Reptilienhirn. Selbst Kleinstkinder kennen dieses nicht erlernte, sondern angeborene Verhalten, das sie immer dann zeigen, wenn sie sich etwas quengelig ertrotzen wollen, was qua ratio nicht erreichbar ist  ...





Dienstag, 25. August 2015

Fremde Ausländer



Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen hat eine Studie mit Umfrageergebnissen zum Thema Ausländerfeindlichkeit, Toleranz etc. vorgestellt. Interessant: Die alten (60+) und die jungen (16-20) sind tendenziell intoleranter und xenophober als die mittelalten Deutschen, jene, die mitten im Leben stehen. Besonders interessant: Intoleranz, Homophobie, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit sind bei Neubürgern weiter verbreitet, als bei den zu Unrecht verrufenen Deutschen. Aus ganz persönlichen Beobachtungen ergänze ich die Gültigkeit dieser Beobachtung auch für die Kategorien "allgemeine dümmliche Spießigkeit" und "hirnloser Nationalismus" [*1].

Der Nationalismus bezieht sich wohlgemerkt auf das jeweilige Herkunftsland. Mir wäre es verständlich, wenn ein/e NeubürgerIn sagte "Ich komme aus Kasachstan/Ägypten/vom Nordpol, da isses auch schön und manche Sachen, die es dort gibt, vermisse ich hier ...". Was ich nicht verstehe ist, wenn Einer sagt: "Ich komme aus XXXX, da ist ALLES viel besser, die Männer noch echte Männer, die Frauen noch echte Frauen, und der Kalif-King-Massa-Bokassa-Diktator noch ein echter Kalif-King-Massa-Bokassa-Diktator, der scheißt zwar auf Menschenrechte, aber dafür gipps da auch keine so eine angeschwulte Weichei-Demokratie wie hier ... harharhar!"

Einigen wir uns, bitte, mal eben ALLE ganz kurz darauf, was Deutschland ist (Und das richtet sich jetzt auch ganz ausdrücklich an die ach, so urdoitschen Fascho-Bratzen, Spießer, Ausländer-Fürchter und Sich-Heraushalter!)

Deutschland, das ist der Fan-Club für die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung!

Nicht mehr, nicht weniger. Dieser Fan-Club ist mehr oder weniger multikulti, aber immer laizistisch, tolerant, manchmal etwas paddelig, manchmal zu arrogant, immer irgendwie auf der Suche und "größtenteils harmlos". Man kann diesem Fan-Club beitreten und man kann auch wieder austreten.

Man kann aber nicht, um ein konkretes Beispiel zu nennen, das Freibier bei Werder saufen und eigentlich, ogott, für Bayern sein. Man kann auch nicht einem Offiziellen Werder-Fanclub (OWFC) beitreten und dann lauthals rummaulen, dass Fußball pottenlangweilig und doof sei und Origami viel besser und interessanter, dass aber die Werder-Geschäftsführung mit quasi-faschistoider Gewalt Origami permanent zugunsten des Fußballs unterdrücke.

Kurz: Wenn Du einem Fan-Club beitrittst, dann erwartet man von Dir, dass Du ein Fan bist, ein aktiver am besten. Das ist dann keine Bösartigkeit und keine Unterdrückung, sondern Logik.

Was ich ethisch am verwerflichsten fände, wäre das Verhalten, aus reinem Opportunismus (Vorteilsnahme) Mitglied des Werder-Fanclubs zu sein und tiefsitzende Ressentiments gegen Fußball im Allgemeinen und Werder-Fußball im Besonderen in der Öffentlichkeit feige zu verleugnen, sie aber in einer abgeschotteten Clique zu konservieren, zu tradieren und, bei günstiger Gelegenheit, junge, leicht beeinflussbare Leute wahlweise mit Steinar-Jacken, Hockeyschlägern oder Sprengstoffgürteln ins Stadion zu schicken.

Der FDG-Fan-Club wurde am 23.05.1949 gegründet. Ich bin überzeugtes Mitglied, zahle irrsinnig hohe Mitgliedsbeiträge, finde weißgott nicht Alles toll, was der Club seither angestellt hat, aber ich kenne keinen besseren [*1].

(via wiki commons)
Das Staatswappen von Bhutan, viel schicker als unser Bundesadler.


 [*1] Die Verfassung von Bhutan klingt auch ziemlich attraktiv, aber ich müsste mir erstmal ansehen, wie das praktisch läuft. Außerdem nehmen die, glaube ich, keine neuen Mitglieder mehr auf.
 



Montag, 24. August 2015

Zeichen der Schwäche


Allah ist ein schwacher, weinerlicher, neurotischer, eifersüchtiger Gott, seine Anhänger im Glauben an ihn völlig wankelmütig. Nur so läßt sich jedenfalls erklären, dass der IS antike Kulturgüter zerstören muss. Ich nehme mal an, wenn normale Muslime erkennen würden, wie viele kulturelle Alternativen es zu ihrem Glauben gab und gibt, würden sie mit wehenden Fahnen überlaufen.

Weiter: Wie unloyal und vollverblödet müssen US-Amerikaner sein? Wenn man ihnen nicht ständig bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit ihre Stars 'n Stripes eindröhnte, würden sie - ratzfatz - vergessen, US-Amerikaner zu sein. Dementia collectiva? Nungut, die Aufmerksamkeitsspanne eines erwachsenen Amis liegt bei durchschnittlich 11 sec, da muss man natürlich permanent nachhelfen. Die Musterschüler der Besatzer, die Bayern, machen es ihnen nach: "Mia san mia!" und weißblau-karierte Unterhosen sind als Notwendigkeit nur denkbar, wenn der Patient allzu leicht vergisst, wer er ist und wo er wohnt.

Wenn man mal anfängt zu suchen, stellt man fest: Die Liste ließe sich ad infinitum verlängern. Resümee: Psychisch stabile, kluge, ethisch gefestigte (sprich: coole) Leute haben es nicht nötig, sich mit schwachsinnigen Äußerlichkeiten ständig ihrer selbst zu versichern. Folglich müssen weite Teile unserer Kulturgeschichte zu einem Lehrbuch psychopathologischer Diagnostik umgeschrieben werden.


(via wiki commons)
Ich neige nicht zur Penisfixiertheit, aber was hat Captain America eigentlich in der Hose?

               A: Nichts
               B: Einen Tiefschutz
               C: Captain America ist ein Mädchen.




Montag, 10. August 2015

Misslungener Artikel


Die Taliban, so die Meldung von gestern, bomben und attackieren flächendeckend ihre eigenen Leute - mal wieder. Eigentlich sollte hier ein Artikel entstehen, der den furchtbaren Schwachsinn dieser Gewalt und vor allem die für Außenstehende nicht mehr wahrnehmbaren Unterschiede zwischen Taliban und IS, ihren Motiven und Methoden, ironisierend auf's Korn nimmt. Aufhänger: Wie solle ein vollverblödeter, verpickelter, notorisch uninformierter deutscher Jungfundamentalist mit halbverkrachtem Hauptschulabschluss entscheiden, ob er sein Ticket zu den 72 Jungfrauen bei dem einen oder dem anderen Terror-Anbieter lösen soll? Tenor zum Schluss sollte sein: Entweder es gibt Unterschiede, dann könnte die internationale "Diplomatie" [*1] doch mal versuchen, die gewaltsüchtigen, machtgeilen Idioten von Taliban, IS, Al Quaida, Boko Haram (etc. etc.) aufeinanderzuhetzen, oder es gibt keine Unterschiede, dann bliebe die Frage, warum die nicht längst viel organisierter zusammenarbeiteten.

Aber der Text "funktionierte" nicht.

Er konnte nicht mehr wirkungsvoll und lustig werden, weil mir beim Schreiben die ganz einfache Lösung einfiel: Der Versuch Außenstehender, die Unterschiede zwischen Sunniten, Schiiten, Salafisten, Charidschiten, zwischen Rebellen und Diktatoren, zwischen korrupten Plittikörrn und Warlords, failed-states und Ölkonzernen zu verstehen, ist nicht zielführend, weil er nichts, gar nichts, mit dem Problem der unkontrollierbaren, durchgedrehten Gewaltorgie zu tun hat.

Lasst das ganze Geschwurbel vom Verstehen-Wollen, von Glauben, Toleranz, Demokratie und Menschenrechten. Fragt: Cui bono? Sucht nach Macht und Geld. Findet die Obereinpeitscher. Und wenn ihr die habt, dann sucht noch eine Stufe höher. Findet die grausamen, egoistischen alten Männer ganz oben.

Und schaltet sie aus.



(Brando als Colonel Walter E. Kurtz in 'Apocalypse Now', 1979





[*1] sprich: Die Geheimdienste, die ewigen illegalen Strippenzieher, die Inoffiziellen für die Drecksarbeit.