Donnerstag, 10. September 2015

Für dumm verkauft


Mir tun die Türken leid. Nach Käseblatt-Meldung verbietet Erdogan nun Buddha-Statuen in Yoga-Schulen, damit da nicht missioniert werden könne. Was für eine grottenpeinliche Aussage über die Menschen in der Türkei:

  1. Türken sind in ihrem Glauben nicht gefestigt. Man braucht ihnen nur eine Buddha-Statue zu zeigen, und sie wechseln spontan zum Buddhismus. Dass nicht die Buddha-Figuren, sondern, wenn überhaupt, die freiheitliche, friedliche Yoga-Lehre und -Praxis eine intellektuelle Gefahr für den autoritären und dogmatischen Islam bzw. Erdogans Diktatur darstellen, kann sich der un-intelligible Ober-Türke wahrscheinlich nicht vorstellen.
  2. Türken sind Götzendiener. Die Statue ist das Problem, nicht damit verbundene Glaubensfragen.
  3. Türken sind doof, unfähig zur Eigenverantwortung und leicht beeinflussbar. Wenn er, der Über-Vater, nicht das Denken übernähme, würden sie alle ständig gegen die Wand laufen, immer wieder.
Die beiden ersten Punkte verweisen klar auf die Praktiken des IS, materielle Dinge zu vernichten, um Ideen zu unterdrücken. Als hätte das Eine mit dem Anderen zu tun. Der dritte Punkt findet eine Analogie in Putins Einschätzung, "sein Volk", die Russen, seien für "richtige Demokratie" noch nicht reif. Was für ein Schlag ins Gesicht!

Ich würde mich schämen, ein Türke zu sein, solange einer wie Erdogan an der Macht ist. Ich würde mich noch mehr schämen, ein Türke zu sein, wenn einer wie Erdogan bei der nächsten freien Wahl die Mehrheit der Stimmen bekäme. Diese fortgesetzte Schmach haben sie einfach nicht verdient - es sei denn, sie fügten sie sich selbst zu. Dann will ich nichts gesagt haben.


(Struwelpeter, 1845 - via wiki commons)
Es gab mal Zeiten, da fanden wir Deutsche es auch erregend, 
uns von Autoritäten unterdrücken zu lassen. 
Aber irgendwie sind wir einigermaßen drüber weggekommen.


Der Niklas wurde bös und wild,
Du siehst es hier auf diesem Bild!
Er packte gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West’,
Den Wilhelm und den Ludewig,
Den Kaspar auch, der wehrte sich.
Er tunkt sie in die Tinte tief,
Wie auch der Kaspar: Feuer! rief.
Bis übern Kopf ins Tintenfaß
Tunkt sie der große Nikolas.







2 Kommentare:

  1. Lieber Markus,

    ist es nicht wenig empathisch, die Arbeit vieler Menschen immer wieder so zu entwerten, wenn man ihr Produkt mit intellektuellem Hochmut als "Käseblatt" bezeichnet? Sicher ist ein ostfriesisches Regionalblatt nicht auf dem Niveau einer überregionalen Zeitung, deren Leserinnen und Leser zu großen Teilen aus Menschen mit Abitur bestehen, aber ich möchte ausdrücklich auch die Kärrnerarbeit hier vor Ort für die hier lebende Bevölkerung würdigen. Ggf. protestiere ich dortselbst. Nix für ungut! Lieber Gruß
    Barbara

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  2. Liebe Barbara,

    Du hast recht: Sich zum Kritiker anderer aufzuwerfen, so, wie ich's mit diesem Blog permanent tu, ist immer auch ein Akt des Hochmuts. Aber es gibt so viele Beispiele von Lokalzeitungen, die in einer ähnlichen Situation wie der Harlinger stecken und wesentlich klüger, kritischer, unabhängiger, unangepasster agieren, dass ich mich nicht restlos damit abfinden kann, mangels Alternative auf dieses allzu bürgerlich-liberalkonservative Blatt angewiesen zu sein. Dabei gebe ich zu, dass der Harlinger nun auch wieder nicht sooo widerwärtig ist, dass ich ihn nicht seit Jahren abonniert hätte. Gar keine Tageszeitung ist ja auch keine Lösung.

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