Ich plädiere aus vielen aktuellen Gründen für die Wiedereinführung der Idee der persönlichen Ehre. Natürlich in einer aktualisierten Fassung, ohne die fatalen, verlogenen und brandgefährlichen großbürgerlichen und feudalistischen Normensysteme vergangener Zeiten.
Wir definieren:"Persönliche Ehre" = Der Grad der Wahrhaftigkeit, den ich einem Menschy zuschreibe. ¹
"Wahrhaftigkeit" = Die Selbstverpflichtung eines Menschy, nur das zu sagen, was sie*er für wahr hält.
Begründung:
Wahrhaftigkeit wird bereits von Kant mit "Ehrlichkeit" gleichgesetzt, damals noch im ursprünglichen Wort-Sinn von "Ehre haben". Was beweist, dass schon der alte Königsberger den Zusammenhang von Lügen und Ehrlosigkeit bzw. von Wahrhaftigkeit und Ehre ganz simpel und vollständig erfasst hat.
Wenn ich sage :"X ist ehrlos!", dann meine ich, X sagt bewusst die Unwahrheit, sofern es zu seinem*ihrem persönlichen Vorteil ist.
"Persönliche Ehre" fragt, inwieweit ich annehme, dass eine Person selbst glaubt, was sie*er sagt.
Mit diesem bestechend einfachen Gedanken prüfen wir nun die Menschys unserer Umgebung. Vielleicht hilft es, das jeweilige Ergebnis in Form einer Skala von 1 bis 10 auszudrücken.
"1" bedeutet, er*sie lügt notorisch, alle Aussagen sind ausschließlich taktisch motiviert und auf den eigenen Vorteil bedacht.
"10" bedeutet, sie*er sagt nur Dinge, die er*sie für wahr hält, auch, wenn das zum eigenen Nachteil wäre.
Wichtig: Dabei spielt es keine Rolle, wie wir selbst den Wahrheitswert einer Aussage bewerten. Man kann aus Unwissenheit, mangelnder Datenlage und sogar aus Verblendung unbeabsichtigt unwahre Aussagen machen. Das menschliche Irren ist ja nicht taktisch motiviert. Falls doch, dann wäre es kein Irren, sondern eine Lüge.
Viel Spaß beim Ausprobieren! Vielleicht fangen wir zur Übung mit Politikys an ...
(FP45 - verändert via wiki commons)
Ein ganz primitive aber effiziente Schusswaffe
zum Gebrauch durch Partisanen im Zweiten Weltkrieg.
Eine Ethik-Guerilla braucht primitive aber effiziente Begriffe.
¹ Zur Abgrenzung "Wahrhaftigkeit" und "Wahrheit" vgl. Kant 1797: "Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen". Was war ich sauer, als ich feststellen musste, dass das, was ich mir zum Thema überlegt habe und hier als neuen, heißen Scheiß darlegen wollte, von I.K. schon vor 227 Jahren äußerst präzise, schlüssig und eloquent beschrieben worden ist. Ich musste meinen bis dato mühevoll zusammenformulierten Text komplett in die Tonne kloppen und praktisch neu beginnen. Fick Dich, Kant! Aber in echt! ²
² Andererseits kann ich nicht leugnen, dass es ein erhebendes Gefühl ist, mich einem Genie wie I.K. geistig so weit angenähert zu haben, dass ich realen Grund habe, stinksauer auf ihn zu sein. ³
³ Ich hatte mal einen alten Soziologie-Prof, der aus Indien stammend, stinksauer auf Mahatma Gandhi war, weil der die marxistische Revolution in Indien verhindert habe. Da wehte uns Studies immer so ein Hauch Historie an, wenn P.A. losschimpfte.
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