Dienstag, 31. Dezember 2019

No safety or surprise, the end ...

Liebes Tagebuch!

Heute ist der Tag, an dem ich die letzte Hoffnung aufgegeben habe, die Menschheit könne ihrem selbstgemachten Untergang entkommen.

Und das kam so: Zwar hatte ich sehr klug und rechtzeitig und antizyklisch alle fälligen Einkäufe für Silvester/Neujahr erledigt - immerhin geht es darum, einen Abend zu feiern und den darauffolgenden ganzen Tag ohne die gewohnten Konsummöglichkeiten zu überleben - doch mich erreichte noch ein Ersuchen meines alten, kranken Mütterleins, ich möge bitte Dies und Jenes besorgen.

Derlei abzuschlagen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, und so war ich gezwungen, mich in den Silvester-Einkaufswahnsinn zu stürzen. Ich sah die Leute wie die Besengten fahren, ich sah, mit welcher unbedingten Rücksichtslosigkeit und an was für unmöglichen Orten sie ihre Autos parken, sah sie Knaller kaufen, für ein Heidengeld und zum erwiesenen Umwelt-Schaden, sah sie besinnungslos Fressalien und Alkoholika aller Art in ihre Einkaufswagen türmen, ängstigte mich ob ihrer in Hektik, Stress und aggressiver Genervtheit verzerrten Gesichter ...

Ich muss nicht über die globalen Probleme nachdenken, nicht über das meteorologische noch metaphorische Klima dieses Planeten, die Mini-Trumps und Mini-Hitlers und die Milliarden ihrer dumm-willigen Mitläufer, mir reicht der Supermarkt-Parkplatz am 31.12.

Wir haben's verkackt, und unsere Spezies ist nicht im Stande und hat auch nicht verdient, eine des Menschen würdige Umwelt zu erhalten und in ihr zu leben. Ich nehme mich da nicht aus. Mir gelingt es ein ums andere Mal nicht, mich konsequent im Sinne der von mir kognitiv erkannten Notwendigkeiten zu verhalten. Zu viele Kompromisse, zu viel Selbstbeschiss, zu viel Prokrastination, zu viel hyperbolisches Diskontieren, zu viel ...

Wie weitermachen? Ganz einfach: Nachher werde ich mir die Welt wieder leidlich schönsaufen und dann werde ich weiter für Vernunft, Mitgefühl, Solidarität, Toleranz, die FDGO und eine menschenwürdige Umwelt wüten. Denn: Noch schlimmer als die Erkenntnis eigener Unfähigkeit und Unzulänglichkeit wäre für mich (und meine Species) das Selbstbild, ein selbstmitleidiger Fatalist zu sein. 




(verändert via wiki commons)

Mein Vorsatz für 2020? Weiterkämpfen - trotz allem.










Samstag, 28. Dezember 2019

So hab' ich mich der Magie ergeben ...






Jahreswechsel, Wintersonnenwende, lange, kalte Nächte, neblige, graue Tage, immer auch eine Zeit, den dunklen Künsten zu obliegen, der Magie, der Zauberei ... außerdem hat man an langen Winterabenden reichlich Zeit, auch mal eher abstruse Dinge auszuprobieren.

Ein Pendel musste her. Ich hatte Dieses und Jenes darüber gehört und wollte mir ein eigenes Urteil erlauben.

Selbstverständlich ging es dabei nicht um die hirnzerfetzend-dümmliche Populär-Esoterik, die mit übersinnlichen Zuschreibungen an irgendwelchen Klimbim beginnt und über "Intelligent Design" und Flat-Earth-Theorie etc. früher oder später unausweichlich bei dem einen oder anderen  abrahamitischen Theokratie-Faschismus landet.

Pendel, so hatte ich gelesen, stehen - genau wie Tarot-Karten - auch bei um Vernunft bemühten Menschen in dem Ruf, hilfreich bei kniffligen Entscheidungsfindungen sein zu können. Ich habe mir verschiedene Spielregeln zum Pendeln angeschaut, youtube is your friend, einige davon ausprobiert und bin ... naja, nicht begeistert, aber immerhin angenehm überzeugt.

Ganz klar ist: Das Pendel macht gar nix! Dein Unterbewusstsein macht Alles! Erwiesenermaßen sind es winzigste Muskelkontraktionen, die mehr oder weniger unbewusst von Dir gesteuert werden, die das Pendel in Bewegung setzen. Spannend ist dabei, dass Du Dein Unterbewusstsein bei der Arbeit beobachten kannst. Konkreter Ablauf:

  1. Du kaust an einer Frage herum.
  2. Du markierst mögliche Antwortoptionen auf einem Stück Papier.
  3. Du hältst das Pendel drüber, das irgendwie zu einer der Markierungen hinwackelt.
  4. Du bist sicher, dass das entweder die absolut richtige oder die absolut falsche Antwort ist, in jedem Fall kannst Du aufhören an der Frage rumzukauen.  

Das Prinzip ist: Du bescheißt Dich wissentlich selbst und schaust Dir dabei zu, und indem Du das tust, wird Dir bewusst (!), was Du in Bezug auf eine bestimmte Frage eigentlich willst.

Vermutlich liegt hier der positivistische Einwand in der Luft, eine wahrhaft rationale Entscheidung bedürfe derlei Chichis nicht, das intellektuelle Reinheitsgebot fordere vielmehr die Beschränkung auf Vernunft und Logik. Sapere aude - von einem Pendel war bei Kant nicht die Rede!

An meinen herb-männlicheren Tagen würde ich sofort in dieselbe Kerbe hauen, allein, meine Vita strotzt vor Beispielen, in denen ich mit kopfgesteuerten Entscheidungen ziemlich viel vermeidbares Leid verursacht habe. Bei mir und bei Anderen. Mit vernunftbasierten Irrtümern lebte ich jahre-, teils jahrzehntelang. Wenn einem das erstmal klar wird, dann ist man durchaus geneigt, das Unterbewusste verstärkt zu Worte kommen zu lassen. Welcher Teil von mir dann schlussendlich die handlungsrelevanten Entscheidungen trifft, ist unterschiedlich. Da gehe ich ziemlich demokratisch mit mir um, soweit ich weiß.

Das ist natürlich kein Rezept für Jeder*mensch. Ich will nicht missionieren, schon deshalb nicht, weil ich festgestellt habe, dass ich selbst gar nicht sooo viele Fragen habe, an denen ich herumdenke.

Egal, hier folgen jetzt die gesammelten Erfahrungen aus insgesamt vielleicht einer Stunde Pendel-Spielerei, die Reihenfolge ist wahllos:

  • Du kannst nur Fragen bearbeiten, die Dich selbst angehen, Du kannst nicht für Andere pendeln.
  • Es gehen am besten Ja-/Nein-Fragen. Am erfolgreichsten war ich aber mit Kärtchen, auf die ich die Optionen "Ja", "Nein" und "Bescheuert" geschrieben habe. "Bescheuert" signalisiert, dass mein Unterbewusstsein mit der Frage nix anfangen kann.
  • Ziemlich schnell kam ich dahinter, dass ich gar nicht lange zu pendeln brauche. Wenn ich das Pendel in die Hand nehme und mich in einer ruhigen, sicheren Umgebung darauf konzentriere, die Frage zu formulieren, dann habe ich zusammen mit der Frage auch schon die Antwort. Ist das etwa das wahre Geheimnis des Pendelns?


Musste ich also erst ein vergoldetes Messing-Pendel für 12,99 € kaufen, um wiederzuentdecken, was wir seit Douglas Adams schon immer wussten?









 

Donnerstag, 26. Dezember 2019

"Milz an Großhirn..."


Es erscheint mir manchmal völlig unnormal, was so aus meinem Unterbewussten hochblubbert, wenn ich an einem arbeitsfreien Morgen unter der Dusche stehe. Ich zitiere quasi-wörtlich den Bewusstseins-Strom von heute Morgen:

" ... Viel Leid entsteht dadurch, dass man sich selbst im Weg steht. Es ist Deine Entscheidung (!), Dich unglücklich zu fühlen. An den Sachverhalten, die zu diesem Gefühl führten, änderst Du damit nichts. Huuu, ist das jetzt Philosophie? In gewissem Sinne ja. Der höchste Zweck aller Philosophie muss sein, Leid zu minimieren, beginnend bei dem Leid, das der Mensch sich je individuell selbst zufügt, hin zu dem Leid, das er Anderen zufügt. Der zweithöchste Zweck der Philosophie wäre dann die überindividuelle Erkenntnis, nenn's ruhig Welterkenntnis, also die Domäne der Natur- und Geisteswissenschaften. Der dritte und am wenigsten nutzbringende Aspekt der Philosophie ist, Aussagen über die Philosophie selbst zu machen - also genau das, was ich hier gerade mache. Scheiße, das Duschgel ist bald alle, egal morgen einkaufen. Nur nicht vergessen ..."

Ich will das gar nicht inhaltlich kommentieren, darum geht's hier nicht, aber ich habe den Verdacht, dass an entspannten Morgen mein Hirn mir die Ergebnisse der nachtschlafend erarbeiteten Strukturierungsprozesse als wohlformulierten Fließtext liefert. An hektischen Morgen wird diese Datei entweder nicht erstellt oder mehr oder weniger ungelesen abgelegt.







PS: Die geneigte Leserschaft mache sich bitte keine Sorgen wegen des Stichwortes "Unglücklich-Sein". Meine Überlegung bezog sich in erster Linie auf einen anderen Menschen, nicht auf mich selbst. Allerdings lerne ich gerade sehr viel, indem ich das Verhalten besagten Menschens betrachte.   

Dienstag, 24. Dezember 2019

Gedanken zur Dichtung heute


Wer viel motzt, muss auch loben können: Firma Racing Planet hat nicht mal 24 Stunden gebraucht, um eine von mir bestellte Vergaser-Dichtung an meine Haustür zu bringen.


  • Dabei habe ich NICHT irgendwelche Express-Optionen gewählt und bezahlt, 
  • ich bin/war der Firma NICHT bekannt, sondern Erstbesteller,
  • ich musste mich NICHT registrieren, zunächst meine Daten und/oder meine Seele verkaufen, um dort überhaupt bestellen zu dürfen,
  • es war vom Umsatz her gewiss NICHT das "Geschäft des Tages", 
  • eine Dichtung für die Schwimmerkammer eines Polini-Flachschieber-Vergasers ist auch NICHT gerade ein Allerweltsartikel, wie, sagen wir, Spaghetti, 
  • und erschwerend kam hinzu, dass die Bestellung mitten im weihnachtlichen Panik-Kauf-Zeitfenster lief, in dem alle an der Lieferkette beteiligten Akteure unter Hochdruck stehen.


Großes Kompliment!

Oder anders gesagt: Internet-Bestellungen machen Spaß und sind eine echte Bereicherung, sofern (!) dahinter eine professionell agierende Organisation steht. Danke, Racing Planet!



Exkurs: Auch statistisch ist der Kauf interessant: Besagte Dichtung ist mit einem Verpackungsgewicht von 0,01 g gebucht und kostet brutto 2,59 €, für die Lieferung kommen 2,99 € hinzu, so dass ich insgesamt 5,88 € zu berappen hatte. Man missverstehe mich nicht: Ich finde den Preis völlig in Ordnung, wenn ich die Kosten für Lager, Lagerhaltung, Verpackung, Transport, Lieferung etc. berücksichtige (vgl. Vollkostenrechnung). 

Der aktuelle Goldpreis liegt heute bei ca. 41 €/g, für 0,01 g Gold wären demnach 41 ct zu zahlen. Der Preis für die Dichtung i.H.v. 2,59 € entspricht also dem 6,3fachen des Goldpreises. Da fragt man sich natürlich schon, warum Leute noch in der Erde nach dem schnöden Mammon kratzen ...

Aber das ist eigentlich nebensächlich und ändert überhaupt nichts an dem eingangs erwähnten Kompliment. So gewinnt man Stammkunden. Echt jetzt!






Und ich sach noch: "Jungs", sach ich noch, "lasst das nach, Goldwaschen lohnt nicht ..." Und wie se denn so bedröppelt dastehen, sach ich: "Vergaser-Dichtungen, Jungs, DAS ist das Geschäft der Zukunft ...!" Joa, ham se denn auch gemacht - und läuft!







Montag, 23. Dezember 2019

Paradoxie der Selbstreferenz



Heute Vormittag im Straßenverkehr:



Bevor wir mit der Interpretation beginnen erstmal die Analyse in Stichworten:


  • Rassisten-Flagge übergroß im Heckfenster
  • davor ein zu wutentbrannter (?) Mimik fähiger Totenschädel mit einem Zahnschema, das eher kleinkindlicher Vorstellung als anatomischer Tatsache entspricht, Unterkieferknochen fehlend, dafür scheint das Wesen zu sabbern
  • darunter mittig in Frakturschrift "I hate people" ohne Satzzeichen
  • direkt darunter leicht nach rechts versetzt in einer serifenlosen Schriftart, fett, kursiv "maybe you, ass!"
  • links außen "Ich bremse NUR für Tiere!"
  • rechts außen "SHIT happens"
  • Das amtliche Kennzeichen bildet u.a. die Zeichenkette "Fri_nd", die man mit wenig Phantasie zu "Friend" erweitert
  • Die Anhängerkupplung wird von einem Gummitotenkopf abgedeckt.


Das Gesamtkunstwerk findet auf dem Heck eines in toto mattschwarz gestrichenen Vans statt und gibt mir reichlich Stoff zum Nachdenken. Zentrale Frage:

Wenn jemand die Menschheit so sehr hasst, warum gibt er sich dann so viel Mühe, der Menschheit ebendies so drastisch mitzuteilen? Wäre es nicht viel logischer, konsequenter und beeindruckender, jegliche Kommunikation mit dem Objekt des Hasses einzustellen? 

Zwischen Jever und Wittmund radelt mitunter ein Mensch, der sich so sehr von seiner Umwelt abzukapseln wünscht, dass er sich mit reichlich Tape, vielen"gelben Säcken" und einem selbstgebastelten Helm (einem Eimer mit Sichtschlitz) vollständig bedeckt. Viele Leute lächeln darüber, manche bemitleiden ihn, aber immerhin zieht er "sein Ding" konsequent und unmissverständlich durch.

Bei dem Van-Fahrer habe ich hingegen Schwierigkeiten, die Nachricht zu entschlüsseln. Vielleicht liegt das auch an dem Kennzeichen. "Fri(e)nd". Ist das vielleicht der augenzwinkernde Hinweis, man solle den Rest nicht so ernst nehmen? Mehr noch: Wird hier womöglich absichtlich äußerst subtil ironisiert? Lautet die implizite Botschaft vielleicht: "Ja, es ist Alles großer Schwachsinn, was hier an menschenfeindlicher Symbolik zusammengetragen ist, aber, siehe, so ticken hirntote Rassisten nun mal. Sei gewarnt, Freund!" Dazu würde auch das "Shit happens" passen, das ja eher hippieesk, buddhistisch, intelligibel und cool konnotiert ist, nicht jedoch braunbratzig, rassistisch und doof.

Fazit: Wir haben hier entweder einen spätpubertierenden, dummen Fascho-Proll oder einen kritischen Progressiven, der mit seiner Subtilität aber unverantwortlich und gefährlich nahe der Grenze zur Missverständlichkeit agiert.










 


Freitag, 20. Dezember 2019

Untauglicher Versuch



Neulich habe ich einen ehemaligen Nachbarn getroffen, Mitte 30, bildungsfern, prekaroid, aber  äußerst selbstbewusst. Er berichtete mir, er wolle nun nach Amerika auswandern, denn anständige Jobs gäbe es hier sowieso nicht für ihn und nun solle er auch noch 25,00 Euro für eine Tonne CO2 zahlen, statt bisher 10,00 Euro. Das sei doch Wahnsinn!

Ich machte nur ganz kurz den Ansatz, ihm zu erläutern, dass es ja eigentlich nicht so sei, dass er persönlich das Zeug kaufen und dafür bar bezahlen müsse, sondern dass diese Gebühren eher rechnerische Werte seien, mit denen die großen Konzerne einen betriebswirtschaftlichen Anreiz erhalten sollten, ihre Emissionen zu reduzieren.

Sein ebenso verständnisloser wie vorwurfsvoller Blick überzeugte mich von der Sinnlosigkeit meines Versuchs. Hier wollte jemand Opfer sein, hier wollte jemand diese ganze "Klima-Kacke" kacke finden und hier wollte jemand die grün-versifften Klima-Fuzzies für den Untergang des Abendlandes im Allgemeinen und für seine, des Nachbarn, persönliche berufliche Malaise im Besonderen verantwortlich machen.   

Als "esprit de l'escalier", als leider knapp verspäteter Gedanke fiel mir nach dem von mir zügig beendeten Gespräch ein, ich hätte den Mann, da ich ihn ohnehin nicht überzeugen könnte, doch wenigstens unterstützen können:


  • "Waaa!? 25 Euro!? Das ist ja Wahnsinn! Dass die einem das einfach so abknöpfen können, das ist praktisch Raub, auf jeden Fall illegal!"
    oder
  • "Waaa!? 25 Euro soll ich dafür zahlen!? Ich hab' sowieso schon den ganzen Dachboden damit vollstehen. Wo Du hinguckst, die Scheiß-CO2-Kisten ..."
    oder
  • "Jaja, neulich wollten die auch wieder mein CO2 liefern, da habe ich einfach nicht aufgemacht. Jetzt bin ich mal gespannt auf die Rechnung  ..."
    oder
  • "Gute Idee, nach Amerika auszuwandern. Da haben die gar kein CO2, da hat der Trump ganz fix für gesorgt, aber hallo!"
    oder
  • ...



Und dann bleibt da natürlich noch die Frage: Hat überhaupt jemals ein Mensch ein CO2-Molekül gesehen? Nicht mal bei der Farbe sind sich die Wissenschaftler einig, aber dass wir zahlen sollen, das wissen sie ganz genau, die Schweine!








Sonntag, 15. Dezember 2019

Für die gute Idee!


Erstaunlicherweise hat das britische Volk einem Mann die Macht übertragen, der nachweislich machtgeil, narzisstisch, verlogen und opportunistisch ist. Trump wird wahrscheinlich auch wiedergewählt werden, und viele andere Noch-Demokratien sind ja augenscheinlich auch ganz wild darauf, in freien, gleichen und geheimen Wahlen die Möglichkeit zu freien, gleichen und geheimen Wahlen abzuschaffen und / oder sich von populistischen Egomanen regieren zu lassen.

Ich habe keine Lust mehr, mich über derlei aufzuregen. 

Aber ich muss endlich aufhören, an dem Idealbild der Demokratie festzuhalten. Dass da nämlich verantwortungsbewusste Bürger*innen, die auf die eine oder andere Weise klug und rechtschaffen sind, nach bestem Wissen und Gewissen die politische Macht in die Hände von klugen, gerechten, ethisch sattelfesten, freiheitlichen, uneigennützigen Menschen legen, auf dass diese sie, die Macht, zum langfristgen Wohl des Staates und der ganzen Menschheit einsetzen.

Demokratie funktioniert nur, wenn man dieses Ideal zumindest anstrebt. Das bedeutet, Verstöße dagegen müssten gesellschaftlich sanktioniert werden. Werden sie aber nicht. Im Gegenteil.

Die Ist-Analyse zeigt vielmehr auf Seiten des Wahlvolkes zunehmende Verblödung, Verrohung, Verantwortungslosigkeit und "Wähl'-Dich-reich"-Mentalität und seitens der Plittikörr die ewige Bestätigung des Spruches, dass jene, die am meisten nach der Macht streben, am ungeeignetsten seien, sie auszuüben. 

Wiewohl ich diesen Ist-Zustand kognitiv erfassen und verbalisieren kann, bin ich emotional noch längst nicht so weit. Wider besseren Wissens halte ich an der Freiheitlich-demokratischen Grundordnung fest. Das liegt vor allem daran, dass ich keine bessere Idee habe. Churchills Wort gilt: "Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, abgesehen von allen anderen."

Können wir nicht, bitte, versuchen, wieder näher an das Ideal heranzurücken?





Für die Macht findet sich IMMER ein Arschloch.























Freitag, 6. Dezember 2019

Stimmt so.



Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,
der lasse sich begraben.
                                                                                                                           Goethe




Man muss, glaube ich, sehr viel gedacht, gelebt, gelitten, geschrieben, umgeschrieben, gekürzt und gestrichen haben, um schließlich so einen einfachen Satz formulieren zu können.











Mittwoch, 27. November 2019

Unterschiedslos




Finn, links, ist etwa 10 Wochen alt, sein Opa, rechts, etwa 2964 Wochen. Wenn man mal von diesen mathematischen Zufallszahlen absieht und auch von den daraus resultierenden banal-lapidaren Folgen, wie Körperlänge, Gewicht, vermutbare Anzahl noch vorhandener Telomere und ergo Restlaufzeit ...

... was bleibt da eigentlich an RELEVANTEN Unterschieden?

Erstens: Finn ist extrem neugierig auf die Welt. Das ist sein Opa zwar auch, aber Finns Neugier ist chaotischer, kraftvoller und entschiedener. Muss sie auch sein. Er hat noch keine Kategorien, nach denen er Neugier bzw. Forschungsdrang kanalisiert. Opa hat. Leider. Das ist vielleicht energieeffizient, aber auch eine mögliche Einschränkung im nie endenden Prozess individueller Welterkenntnis.

Zweitens: Opa hat idiotisch viele Möglichkeiten gehabt und genutzt, aus selbstgemachten Fehlern zu lernen, und er hat darüberhinaus vom Leben hinreichend auf die Mütze gekriegt, um daraus ein klitze-bisschen Weisheit zu filtrieren. (Nicht, dass man den Alltagswert von Weisheit überbewerte, aber sie hilft zuweilen bei der Prioritätensetzung.) Da hat Finn natürlich noch Einiges vor sich, und nichts davon kann man ihm abnehmen, leider. Per definitionem kann man Erfahrungswissen nicht weitergeben, denn dann wär's kein Erfahrungswissen mehr.

Aber sonst?

Nee, sonst gipps da keine Unterschiede. Echt nicht.











I need city lights

Defense and weaponry
No way of knowing
My life expectancy
I learn resistance
Like I learn to see
A living witness
A lonely refugee

I'm a war child
I'm a war baby
And that's the difference
Between you and me
I'm a war child

(...)

Blondie: War child


Montag, 25. November 2019

Anleitung zum kollektiven Glück


In Anbetracht der Exzesse im Nachgang der Französischen Revolution 1789 begründet Friedrich Schiller in einem Brief an den Prinzen Friedrich Christian II am 13.07.1793, warum JEDE auch noch so brilliante politische Idee letztlich hoffnungslos zum Scheitern verurteilt ist:

"... wenn die Weisheit selbst in Person vom Olymp herabstiege, und die vollkommenste Verfassung einführte, so müßte sie ja doch Menschen die Ausführung übergeben." 

Fast 227 Jahre später sind wir keinen Schritt weiter gekommen: Jede kluge Idee einer staatlichen Verfassung wurde und wird auch weiterhin von den Menschen, die sie umsetzen, pervertiert und zugrundegerichtet.

Egal, ob Kommunismus, Sozialismus, Demokratie, Marktwirtschaft, Anarchie oder wasauchimmer: Noch während das junge Pflänzchen der neuen politischen Utopie die ersten zarten Blättchen reckte, waren da stets schon ein paar krankhaft machtgeile alte Männer, die aus teuflischer Gier und Egomanie das unschuldige, hoffnungsfrohe Projekt usurpierten und sich zu Willen machten. Und immer war da stets schon der rohe, stumpfe Mob, der nichts Anderes erwartet, als zu fressen, zu saufen und zu vögeln, wobei Letzteres neuerdings fakultativ durch Privatfernsehen, rattenschnelles Internet und Smartphones ersetzt werden kann, Hauptsache, es befriedigt, ohne zwingend das Hirn zu beteiligen.

In tödlicher Symbiose mähte dieses Zweigespann jede positive politische Idee nieder, so dass am Ende immer nur ein menschenverachtendes, allzuoft faschistisches oder faschistoides System übrigblieb.

Aktuell erleben wir das zombiehafte Wiederauferstehen der postfaktischen Populisten, das beweist: Es hat auch heute niemand wirklich Interesse an Demokratie, Menschenrechten oder dem längerfristigen Erhalt einer menschenwürdigen Lebensumwelt. Das ist alles nur hauchdünne Tünche.

Was bleibt?

Abschied von der Illusion, eine gesamtgesellschaftliche Utopie wäre möglich oder durchsetzbar oder dauerhaft leb-bar.

Stattdessen der harte Weg: Bildung. Jedes Menschenkind muss je individuell überzeugt werden, dass es nichts Erbärmlicheres gibt, als Teil dieses Duo infernale zu werden. Das Neue Erste Gebot: "Du darfst unter keinen Umständen zu den machtgeilen Egomanen-Arschlöchern noch zu den hirntot mitlaufenden Idioten gehören!"

Wenn es gelingt, dieses Gebot in genügend Köpfe zu implantieren, dann brauchen wir auch keine gesellschaftliche Utopie mehr.

Gut, man könnte das Neue Zweite Gebot ergänzen: "Übe bedingungslos Dein Mitgefühl und sei barmherzig."

Naja, dann können wir den Reigen auch vervollständigen. Das Neue Dritte Gebot: "Sei demütig gegenüber der Natur. Du brauchst sie, nicht umgekehrt."

Drei schlichte, verständliche Gebote zum kollektiven Glück? Ich halte das für ein faires Angebot.






(Piero della Francesa: Die ideale Stadt, 1480)

Bisschen wenig Publikumsverkehr, 
aber vielleicht fand der gute Piero gerade das ideal ...






Sonntag, 17. November 2019

Vorbildliche Wissenschaft


Ich weiß zwar nicht warum, aber offenbar haben wir "Themenwoche Bildung". Das klingt, als hätte die Journaille gerade wieder ein Defizit an echten Inhalten und bedürfe daher eines Jokers, den man immer spielen kann, wenn man nix auf der Pfanne hat. Schulscheiß ist dafür immer gut.

Nebst anderem Blödsinn bringt tagsschau.de ein Interview unter dem Titel "Es gibt keine Schule ohne Rassismus".  Ein "Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum" gibt auf die Eingangsfrage, wie groß das Rassismusproblem an deutschen Schulen sei, zur Antwort:

"Die genauen Prozentzahlen sind nicht bekannt. Aber ich als Rassismusforscher gehe davon aus, dass überall dort, wo Menschen zusammenkommen, auch Ungleichheitsstrukturen eine Rolle spielen. Es gibt keine Räume, die frei sind von Rassismus. Es gibt keine Schule ohne Rassismus."

Auf die weiteren Fragen, wer betroffen sei, was Lehrkräfte unternehmen müssten, etc. etc., kann der Mann dann aber sehr dezidiert Auskunft geben.

Ich finde das großartig! Vor allem die brilliante argumentative Konstruktion überzeugt mich total: "Ich habe zwar NULL valide Erkenntnisse oder belastbares Daten-Material, aber ich bin Wissenschaftler und deshalb reicht es, wenn ich meine Meinung absondere, insbesondere, wenn diese, meine Meinung dazu dient, meine eigene hochdotierte Stelle zu legitimieren!" 

Mir wäre fast nicht aufgefallen, dass das strenggenommen eine totale geistige Bankrotterklärung  ist und dass sowohl der Titel des Textes als auch dessen Inhalt als auch die Reputation des Interviewten und seiner Fachdisziplin endgültig ins Nirwana geschossen wurde. Aber das Problem ist eigentlich NICHT, dass hier ein einzelner profilneurotischer Juniorprofessor und ein hirntotes Redaktionsteam zusammen einen unsagbar schlechten Text fabriziert haben. Das Problem ist, dass hierdurch sowohl die Institution Wissenschaft als auch die Presse den Rechten, den Populisten, den Nazis eine riesige Angriffsfläche bieten.

In Fragen von Demokratie, Menschenrechten, Klima usw. wünsche ich mir, dass wir, die Guten, mit eisekalter Ratio und der schieren Überzeugungsgewalt naturwissenschaftlicher Erkenntnis den Schwachsinn der machtgeilen, menschenverachtenden Arschlöcher abschmettern. In diesem Sinne hat Fereidooni richtig Scheiße gebaut.






(Stark verändert via I-net)
Ja, nee, is' klar, die Leute stehen auf diese Wissenschafts-Nummer. Vielleicht sollten alle Soziologie-Mittelbauer öfter mal einen Labor-Kittel anziehen. Das stärkt das Selbstbewusstsein, wenn das Fachliche nicht genug Legitimation hergibt und die nächste Sinnkrise am Horizont wetterleuchtet.









Sonntag, 3. November 2019

Der feine Unterschied


Liebes Tagebuch!

Heute habe ich gelernt, was der Unterschied zwischen einem normalen Menschen und einem Luftfahrt-Ingenieur ist.

Der normale Mensch denkt:

"Wir haben gerade den uns bis dato unbekannten Vergaser eines Flugzeugmotors ausgebaut, zerlegt, gereinigt, modifiziert, zusammen- und wieder eingebaut. Aus diesem Grund müssen wir logischerweise erstmal ausprobieren, ob das Alles noch funktioniert oder ob uns das Teil gleich um die Ohren fliegt, weil wir irgendwo Mist gebaut haben. Wenn so ein Vergaser die Grätsche macht, explodiert er dann eher stichflammenartig oder verbrennt er langsam, bis das Feuer auch auf die restliche Alu-Struktur übergreift? Wäre ja schon besser, wenn das am Boden passierte, als in der Luft  ..." usw. usw.

Der Luftfahrt-Ingenieur denkt:

"Wir haben gerade den uns bis dato unbekannten Vergaser eines Flugzeugmotors ausgebaut, zerlegt, gereinigt, modifiziert, zusammen- und wieder eingebaut. Aus diesem Grund wird er logischerweise schnurren und abgehen wie Schmidts Katze!"

Der Unterschied ist in Wirklichkeit nicht der zwischen einem Menschen und einem Ingenieur, sondern der zwischen einem zweifelnden, unsicheren Bunzelbastler und einem strukturiert und algorithmisch vorgehenden Profi. Fairerweise muss man konzedieren, dass Anno Mentzel vermutlich auch schon Tausende von Vergasern am Wickel hatte, aber das ist, glaube ich, gar nicht entscheidend. Viel wichtiger ist die Geisteshaltung: Schritt-für-Schritt, sachlich, analytisch.

Eigentlich kann das Jede*r. Man steht sich immer nur selbst im Weg.




(Luftschiff Hindenburg, 1937, verändert via wiki commons)

Man weiß es nicht genau,
aber die meisten Experten sagen,
es lag NICHT am Vergaser!








Samstag, 2. November 2019

Premiere


Ich habe bisher davon abgesehen, Videos meiner Landungen zu veröffentlichen, weil diese so sanft, so flauschig und gefühlsecht sind, dass sie medienrechtlich als Soft-Porno gelten ...




Ok, das war natürlich ein Scherz. Ich hatte bislang einfach kein Video meiner Fliegerei. Das hier ist - dank L.W.  - das erste, und die Landung ist wirklich gut gelungen.







Freitag, 1. November 2019

Technikmagie



Habe gerade mit größter Selbstverständlichkeit einen Filzstift aus der Box mit "Reservestiften" entnommen und angefangen, damit zu arbeiten.

Dann wurde mir bewusst,

  • dass dieser Stift mindestens 12 Jahre lang unbenutzt in dieser Box gelegen haben muss,
  • dass ich schlicht vorausgesetzt habe, die Tinte sei - trotz der langen Lagerzeit - nicht eingetrocknet,
  • dass die Tinte auch tatsächlich - trotz der langen Lagerzeit - nicht eingetrocknet ist,
  • dass ich andererseits schlicht voraussetze, die Tinte werde nun aber in Halbsekundenfrist getrocknet sein, sobald sie auf Papier geflossen ist und 
  • dass das Alles auch tatsächlich genauso stattgefunden hat. 


Was für eine kühne Ingenieursleistung, was für eine geradezu magische Schöpfung!

"[Das Ding] in seiner höchsten Vollendung wird unauffällig."
A. de Saint-Exupéry




Ich maule ja auch gerne mal gegen jeden Konsum(-ismus), 
aber die Edding-Leute haben's echt drauf!






Mittwoch, 30. Oktober 2019

Die Hohe Schule ...


Ich habe einen Kollegen, JGC, dem bin ich in Freundschaft und Respekt zugetan, und ich schätze mich glücklich, vermuten zu dürfen, dies gelte auch umgekehrt. Da wir schon einige Jahre zusammenarbeiten und da dies absehbar wohl auch noch so bleiben wird, kann sich die/der geneigte Leser*in wohl vorstellen, dass die sprachlichen Variationsmöglichkeiten, diesen gegenseitigen freundschaftlichen Respekt zu verbalisieren, rasch zur Neige gingen.

Es wurde daher zum intellektuellen Spiel, überraschend Alternativen zu den üblichen Respektsbekundungen zu formulieren, und da wir beide im tiefsten Innern zynische Drecksäcke sind, landeten wir allzubald im weiten Feld der Verbalinjurien. Typische Begrüßung wäre demnach:

JGC: "Na, Du Blödmann!"
MSI:  "Halt die Fresse, Du Arsch!"

Dabei ist die schauspielerische Herausforderung, diesen Dialog immer wieder neu und anders und vor allem wirklich maximal hasserfüllt und / oder verächtlich zu gestalten, um anschließend übergangslos in den normalen, freundlich-sachlichen Alltags-Duktus zu wechseln. (Es geht also nicht um pseudo-proletarische Pseudo-Beschimpfungen, wie z.B. das durch und durch freundliche "Na Günni, Du altes Scheißhaus ...!")

Neulich hat JGC mich bei diesem Spiel eiskalt überrascht und ergo schwer beeindruckt. Statt immer tiefer in die verbale Fäkaliengrube zu greifen, die ja, genau betrachtet, auch nur sehr begrenzte und nicht eben intelligible Ressourcen zur Verfügung stellt, betitelte er mich ganz ruhig und leidenschaftslos mit "Dämlicher Hund!".

Puuh, das ist wirklich hochkarätig! "Dämlicher Hund!", das sagt kein Proll und das sagt auch Keiner, der in hirnloser Wut entbrannt ist. "Dämlicher Hund", das sagt einer, der gewöhnlich nicht in diesen sprachlichen und intellektuellen Tiefen operiert, das sagt einer, der sich genau überlegt hat, dass sein Gegenüber ein minder-kluger Tunichtgut ist, und dass es genau jetzt an der Zeit sei, diesen Umstand ihm gegenüber zu verbalisieren.

"Dämlicher Hund!" kann man auch nicht immer wieder als Alltagsfloskel dahindreschen, dafür ist es zu ehrwürdig, zu gediegen.

Ich werde diesem Kleinod in meinem virtuellen Setzkasten sprachlicher Preziosen einen besonderen Platz zuweisen.





Heute bei Hude. 
Es ist ein ganz miserabler Charakterzug, 
aber wir Flieger schauen immer ein wenig 
auf  Golfspieler hinab ... 








Montag, 28. Oktober 2019

Der Charme des low & slow


Was haben Geld, Sex, gutes Benehmen und Fliegerei gemeinsam?
Je weniger man hat, desto mehr redet man drüber!

Naja, ernsthaft: Hier ist noch ein Foto vom letzten Flug, das mir immer besser gefällt, je öfter ich es in die Hand nehme.




Von den Farben und dem herbstlichen Licht abgesehen gefällt mir der interessante Gegensatz zwischen der muckelig-minimalistischen Nähe des Cockpits und der bruchlos anschließenden Unendlichkeit dahinter. Das drückt viel von der Faszination des low-and-slow-Fliegens aus.

Dito hier:








Mittwoch, 23. Oktober 2019

Neues aus der Kunstgeschichte


(Heute, SW Oldenburg, 180 m)

Inzwischen bezweifelt kein Kunsthistoriker mehr ernsthaft, dass Caspar David Friedrich (1774 - 1840) zu seinen wesentlichen Landschafts-Sachen inspiriert wurde, indem er herbstliche Trike-Flüge unternahm.





(Wer's immer noch nicht glauben will, googele mal "Caspar David Friedrich Nebel Landschaft".)









Montag, 21. Oktober 2019

Auffangbecken






Es ist völlig wurscht, wie viel Sorgen, Ängste und Probleme Du mit Dir rumschleppst - das Meer mit seiner gewaltigen Größe und der gleichmütigen Ewigkeit seiner Existenz macht Dir klar, dass Deine Sorgen zwar real existieren, dass sie aber in einem Rahmen existieren, in dem, insgesamt gesehen, Alles gut und richtig verläuft.







Sonntag, 20. Oktober 2019

Schon wieder!


Jetzt ist es schon wieder passiert: Beim Zusammenlegen meiner T-Shirts finde ich ich eines, das definitiv nicht meins ist!

Um mein Erstaunen, ja, meine Beunruhigung darob richtig fassen zu können, muss ich erläutern, dass der Lebenszyklus meiner T-Shirts sehr übersichtlich ist:

Ich nehme eines aus dem Schrankfach, trage es maximal einen Tag lang, dann kommt es in einen Wäschekorb, dann in die Waschmaschine, dann auf den Wäscheständer, dann, ordentlich gefaltet, wieder ins Schrankfach. Ein simpler, eherner Kreislauf, der für das jeweilige T-Shirt erst dann endet, wenn es mir spröde und fadenscheinig vom Leib fällt.

Und seit 40 Jahren trage ich ausschließlich Größe "L", nicht "XL", und ich kaufe ausschließlich billige Noname-Ware, nicht Schickimicki-Bexley-Klamotten, und ich habe keine entsprechenden Familienmitglieder und keine anderweitigen Männerbekanntschaften die so intim wären, dass ich deren Klamotten zusammen mit meinen wüsche. Ich steh' bislang nicht so sehr auf Männer, erst recht nicht auf solche, die XL-T-Shirts tragen müssen.

Wie also kommt dieses T-Shirt auf meinen Wäscheständer?


Sage bitte niemand, in unserer Welt gäbe es keine Geheimnisse mehr!


Someone must've been fooling around
Someone must've been acting the clown
Someone must've been taking the piss
Taking the piss and acting like this

Sparks: Hippopotamus





Freitag, 4. Oktober 2019

Logisches Kürzen


Neulich stieß ich in einem Garten-Laden erstmals auf "Riesen-Alpenveilchen" und stolperte über die sprachlich-logische Paradoxie, dem vorangestellten "Riesen-" ein Diminutiv, eine Verniedlichung, das "-chen", nachzustellen.

Überlegte ergebnislos, was wohl übrigbliebe, wenn man beides gegeneinander wegkürzte. Ein Alpenveil? Das Veil oder der Veil oder die Veil?

Der ursprüngliche Name der Pflanze, "Alpenveilchen" verweist darauf, dass sie einst wegen ihrer unprätentiösen Zierlichkeit und Eleganz geschätzt wurde. "Unprätentiöse Zierlichkeit und Eleganz" sind aber Eigenschaften, von denen man nicht MEHR erhält, wenn man das Produkt GRÖßER macht. Resultat dieser Fehlannahme ist immer dümmlich-üppige und himmelschreiende Kackenhäßlichkeit. Man vergleiche das Automobil-Design der letzten Jahre.

Analog müsste man auch mal den "Riesen-Gartenzwerg" hinterfragen. Was bleibt, wenn wir das Zwergenhafte einerseits und das Riesige anderseits aufrechnen? Ein Idiot? Ein Doitscher? Ein Gartenspießer?


(Der Garten-Spießer, stark verändert via internet)








Samstag, 28. September 2019

Ich gestehe!


Neulich im Ein-Euro-Shop: Ich stehe mit einer Rolle Geschenkpapier an der Kasse, die mittzwanzigjährige Kassierin/Verkäuferin räumt fünf Meter weiter seelenruhig Regale ein. Ich sage freundlich aber vernehmlich "Moin!", um auf mich aufmerksam zu machen und ihr gleichzeitig die Chance zu geben, so zu tun, als habe sie mich nicht gesehen. Ihre Reaktion fällt unerwartet aus, sie kommt herangeschlurft und sagt ebenfalls freundlich und vernehmlich "Jaja, nur keinen Stress, Eile mit Weile!" Darauf ich, etwas konsterniert: "Ich glaube, das sollten Sie nicht sagen. Sie können doch nicht mit der Zeit Ihrer Kunden spielen!" Und sie: "Ach, das sehe ich anders!"

Ich habe dann nichts mehr gesagt, weil mir schlagartig klar geworden war, dass diese doofe Nuss nicht mal ansatzweise kapiert hat, wie Einzelhandel in einer Marktwirtschaft des Jahres 2019 funktioniert und welche Rolle sie darin eigentlich spielen sollte. Natürlich steht der Laden seitdem auf meiner brutalen Boykottliste.

Neulich im Baumarkt: Eine von fünf möglichen Kassen ist geöffnet, davor eine Schlange von zehn Kunden, einige davon mit vollgepackten typischen Tieflader-Einkaufswagen, die der Heimwerker stets gerne nimmt, wenn er z.B. komplette Renovierungsmaterialien oder Sonstiges für Haus- und Gartenbau transportiert - und die beim Kassieren immer so lange brauchen. Am Informations- / Service-Schalter sitzen vier, fünf weitere Kassierinnen, miteinander ins Gespräch vertieft, beiläufige Blicke auf die Schlange werfend. Keine von ihnen springt auf, eine weitere Kasse zu eröffnen. Nun gut, vielleicht haben sie gerade Pause oder machen Dienst nach Vorschrift oder sind so ausgebrannt, dass da nix mehr geht. Aber da kommt auch niemand vom Management, um sich zu kümmern. Für die komplette Belegschaft ist es völlig o.k., uns da warten zu lassen, wie eine Schafherde vor der Schur.

Auch da kann ich nur wieder sagen: Egal, welche Ursachen diese bierärschige Haltung der Belegschaft haben mag, ich habe keine Lust, mich so einer Behandlung auszusetzen, und ich habe keine Lust, einen Laden, der mir gegenüber so eine Mentalität zeigt, durch fürderen Umsatz zu unterstützen. Boykott brutal.

Auf diese oder ähnliche Weisen wird die Anzahl der von mir frequentierten Läden natürlich immer kleiner.

Und nu' kommt's:

Ich kaufe immer häufiger immer mehr Sachen bei Online-Anbietern! Und ich schäme mich keineswegs, zuzugeben, dass ich unter den Online-Anbietern einen Favoriten habe, der zwar global player ist und seine Angestellten nicht immer richtig (wiewohl gerade eben noch gesetzeskonform) behandelt, dessen Prozeduren und  Zahlungsmodalitäten aus Kundensicht aber ihresgleichen suchen ...

Ich glaube, die Zukunft des Einzelhandels wird folgendermaßen aussehen: Auf der einen Seite ein paar richtig gute, spezialisierte Läden mit kompetenten, zuvorkommenden, freundlichen Menschen, z.B. kleinere Fachgeschäfte oder Tante-Emma-Läden, und auf der anderen Seite gute, erprobte Internet-Anbieter.

Die großen Märkte mit ihrem ihrer Arbeit entfremdeten, schlecht bezahlten, schlecht ausgebildeten Regal-Einräum- und Kassier-Personal sind Auslauf-Modelle. Gut so.






Hier einzukaufen rettet nicht den Einzelhandel und schafft keine Arbeitsplätze.
























Dienstag, 24. September 2019

Die Argumentation der Idioten ...


... meint "Argumentum ad ignorantiam" zwar ursprünglich nicht, aber es passt vollkommen:

Das "Argument des Nichtwissens" gibt es in vielen logischen Varianten. Eine basiert beispielsweise auf dem Fehlschluss, eine Aussage müsse richtig sein, da ich mir keine Alternative vorstellen kann. Genau diese Konstruktion benutzen jetzt die böberschten Plittikörr Frankreichs, Englands und Deutschlands, wenn sie, bis zur Halskrause in Trumps Arsch kriechend, dessen Anwürfe an den Iran wegen des Bombardements der saudischen Ölanlagen nachsabbern . "Es gebe keine andere plausible Erklärung, heißt es in einer Stellungnahme der Staats- und Regierungschefs der drei Länder." (Dlf)

Wie erbärmlich! Unseren Achtklässlern versuchen wir zu erklären, ein Argument bestehe aus einer Aussage und deren Beweis. Und dass es schön und ein echter Bonus wäre, wenn dieser Beweis den harten Kriterien der naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode entspräche.

Wenn aber die Juntas der wichtigsten Staaten Europas das gefährliche Gegenteil vortanzen, darf man sich nicht wundern, wenn die Populisten analog argumentieren, die Kriminalitätsraten sänken zwar signifikant, aber man müsse berücksichtigen, dass "die Leute" sich das gefühlt nicht vorstellen könnten und "die Ausländer" verantwortlich machten. Es gäbe keine andere plausible Erklärung ...













Samstag, 21. September 2019

Definiere: Silberstreif am Horizont



(Nördlich Hatten, 200 m, Südkurs)

Falls jemand mit der Metapher vom "Silberstreif am Horizont" nix anfangen kann: So sieht er aus. Gestern habe ich mir die Ausführung in Weißgold gegönnt, das ein wenig ins Platin changiert ...





Schrei nach Aufmerksamkeit


Samstagvormittag, heute, auf dem Supermarkt-Parkplatz:




Ein SUV parkt drei Stellplätze dicht, der Fahrer, Mittvierziger, Höhe, Breite und Tiefe jeweils 160 cm, geht einkaufen. Was will uns dieses Bild, was will uns diese Szene sagen? Welche Selbstaussage, welche Offenbarung steckt dahinter?


  1. Ich habe mein Leben lang zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, aber mit diesem Auto und mit dieser Art zu parken kann man mich nicht mehr übersehen.
  2. Die Leute, die wegen mir keinen Parkplatz finden, werden mich hassen, aber Hass ist auch ein Gefühl, und ich wünsche mir doch so sehr, dass mir Menschen Gefühle entgegenbringen.
  3. Übrigens bin ich auch Klima-Leugner. Deshalb fahre ich den V6 TDI. Es gibt nicht nur keinen anthropogenen Klima-Wandel, ich finde, es gibt überhaupt kein Klima. Alles eine Erfindung dieser angeschwulten Lügenpresse. Und wenn ich das sage, dann stimmt das, denn wenn es nicht stimmen würde, würde ich es ja nicht sagen. 
  4. Den V6 TDI brauche ich auch, weil ich einen zu kleinen Penis habe. Das gleicht sich dann irgendwie aus. 
  5. Apropos Penis: Eigentlich sollten auch die Weiber auf den Wagen voll abfahren, aber das klappt irgendwie nicht. Blöde Schlampen. 
  6. Auch ohne meine vielfältigen psychischen Beschädigungen würde ich so eine idiotische Kiste fahren und so idiotisch parken. Rücksichtnahme ist eine Funktion von Intelligenz. Und ich bin so richtig, richtig strunzdoof. Ich bin so doof, dass ich es selbst längst nicht mehr merke. Das tiefempfundene  Fremdschämen aller normalen Menschen um mich herum fehlinterpretiere ich als natürlichen Ausdruck sprachloser Bewunderung für meine Person.
  7. Und ja: Ich war auch als Kind schon scheiße.

Zugegeben: Die Hypothesen zur psychischen Verfasstheit des Fahrers sind nicht schmeichelhaft. Ich bedaure das und wäre dankbar für irgendeine (!) andere (!!) schlüssige (!!!) Erklärung des o.g. Verhaltens.









Sonntag, 15. September 2019

Nuff said


Unschwer zu bemerken: Die letzten Wochen sahen mich nur denkend, nicht schreibend.

Es ist "kein Thema" mehr, die pathologische Egomanie der politischen Führungen in Symbiose mit der sinnentleerten Gier einiger weniger Ultra-Reicher weltweit zu demaskieren. Der weltweite Niedergang der Vernunft und der freiheitlich-demokratischen Grundordnungen, die radikale Abkehr von Mitgefühl, Solidarität und individueller Eigenverantwortlichkeit können nur noch betrauert werden, aufhaltbar scheinen sie nicht mehr. 

Wütend bin ich nur noch auf die Wähler*innen, die, durch billigen, hirnlosen Konsum korrumpiert, in den wenigen verbliebenen Staaten mit freien, geheimen, gleichen Wahlen die kranken Macht-Habenden ein ums andere Mal bestätigen und bestärken. 

Aber Wut reicht nicht aus, wenn man keine positiven Ideen dagegen setzen kann.

Und deshalb halte ich hier einstweilen (!) die Klappe. 




Gestern NW Oldenburg, 200 m

Wenn die Kacke am Dampfen ist, sollte man nicht hektisch drin rühren. Einfach mal ruhen lassen.



Montag, 26. August 2019

Narrator volans



Heute, nördlich Brake, 300 m, Kurs SO

Man muss nicht die olle Kamelle der "Invisible Hand" wiederaufwärmen, aber es gibt nicht den Hauch eines Zweifels, dass alle diese Formen teils rationale, zumindest rationalisierbare, Gründe und andernteils scheinbar absolut zufallsbedingte Ursachen haben. Ein herrlicher Zeitvertreib, sich schlüssige Geschichten auszudenken, wann, wie, durch wen und warum hier was planvoll gebaut oder "einfach so" gewachsen ist.

Zwar war die Sicht heute nicht so kernig, aber die Luft dafür so ruhig, dass ich viel Zeit zum Geschichten-Erfinden hatte.






Mittwoch, 21. August 2019

"The end of laughter and soft lies ..."


Ich fahre derzeit viel Autobahn. Geschwindigkeits-Automat immer auf 110 km/h. Das entspricht vergleichsweise dem Klischee der alten Männer, die schweigend auf dem Dorfplatz sitzen und das  Leben an sich vorbeiziehen lassen. Die ruhige Beschaulichkeit bestätigt mir: Es gibt viel zu viele Vollidioten, d.h. Leute, die mit irrwitziger Geschwindigkeit auf 130-Fahrer auffahren, dann dramatisch abbremsen müssen und irgendwie verzweifelt-aggressiv gestikulieren.

Auswertung:
Man sollte Vollidioten keine übermotorisierten Autos verkaufen.
Man sollte überhaupt keine übermotorisierten Autos verkaufen, denn kein Green-, Blue-, Eco- oder Sonstwas-Selbstbetrug kann die Gültigkeit des physikalischen Gesetzes außer Kraft setzen, wonach der Luftwiderstand eines Körpers im Quadrat zu seiner Geschwindigkeit steigt. Und Luftwiderstand ist das, was Sprit kostet.
Es ist bedauerlich, dass die biologische Evolution diese Vollidioten nicht richtig erwischt. Viele von den hirntoten Rasern sind so alt, dass sie sich vermutlich schon fortgepflanzt, d.h. ihre Vollidioten-Gene an fruchtbare Nachkommen weitergegeben haben. Wenn  sich diese Porsche-/Audi-/BMW-Fahrer also final um einen Baum wickeln, ist es eigentlich schon zu spät. Wir brauchen einen Prozess, der rücksichtslos-rasende Vollidioten vor (!) der Geschlechtsreife neutralisiert. Das könnten zum Beispiel staatlich organisierte Spät-Pubertierenden-Rennen in einem von der Allgemeinheit abgetrennten Gebiet mit extrem zurückhaltenden Sicherheitsvorrichtungen sein. Sofern die extremsten Raser sich nicht selbst aus dem Genpool katapultieren, könnte man die schnellsten 40 % eines jeden Rennens zur Belohnung sterilisieren. Klingt nach Nazi-Methoden, aber wenn man den Dummbratzen erklärte, dass die Weiber voll drauf abführen, wären sie gewiss begeistert dabei.

Außerdem habe ich einen gesehen, der seelenruhig seinen Styropor-Menü-Warmhalte-Teller in den Straßengraben warf. Sehr öffentlich, mit null schlechtem Gewissen und mit größter Selbstverständlichkeit. Da habe ich überlegt, wie viele solcher Pottsäue es wohl gibt, bei denen bis dato noch überhaupt nix von irgendwelcher Umwelt-Verantwortung angekommen ist. Und dann habe ich überlegt, wie viele Pottsäue es wohl gibt, die schon mal was von Umweltschutz gehört haben, sich aber neuerdings hinter jenen politischen Kräften sammeln, die Umwelt-Themen für links-grün-versifftes Öko-Gutmenschen-Getue halten. Wenn ich die geschätzte Zahl der Pottsäue, die noch nie was von Umweltproblemen gehört haben (nennen wir sie Primär-Pottsäue) und die geschätzte Zahlen jener Pottsäue addiere, die sich von CDU/CSU/AfD/FDP und Teilen der SPD und weltweit von allen Trumpisten beeinflussen lassen (nennen wir sie Sekundär-Pottsäue), dann komme ich auf einen Wert, der selbst bei vorsichtigen Annahmen nur sehr bittere Aussichten für unsere Zukunft zulässt.

Die Gattung Homo hat nur noch eine rezente Art, und die verdient weder das Attribut "sapiens" noch langfristige Prognosen.

...
Of our elaborate plans, the end
Of everything that stands, the end
No safety or surprise, the end
...
The Doors: The End









Sonntag, 18. August 2019

Dümmliches Pseudo-Dilemma


Ich erwische mich gerade in einem blödsinnigen Pseudo-Dilemma:

Einer Kollegin gegenüber hatte ich erwähnt, dass ich mich schon des Längeren und auch künftig und nicht zu knapp um die Betreuung von Familienangehörigen kümmern müsse und dass infolgedessen meine eigene Haushaltung und Gartenpflege nicht die angemessene Mühwaltung erhalte, was in Details spürbar werde.

Gerade hat besagte Kollegin mir mitgeteilt, ihr eigener Garten sei nun hinreichend gebändigt und wann sie denn bei mir üppendes Grün in die Schranken weisen dürfe.

Mein Dilemma: Wenn ich mir in einer Situation, in der ich überlastet bin, helfen lasse, bin ich außerstande, mich für die Hilfe zu revanchieren, weil ich ja - eben wegen der Überlastung - keine Gegenleistung erbringen könnte. Und ein materieller Ausgleich würde bestenfalls und zurecht als schwere Beleidigung aufgefasst.

Kurz & schlecht: Ich bin einfach unfähig, schlichte, freundschaftliche Nettigkeiten anzunehmen.

Das ergibt 10 Pluspunkte für Selbständigkeit, Eigenverantwortung etc., aber 200 Miese für anerzogene asoziale Verhaltensdispositionen

Was für eine niederschmetternde Selbsterkenntnis. Was für eine dümmliche Deformation!












Donnerstag, 15. August 2019

Man müsste mal ernsthaft...!


Man müsste mal ernsthaft fragen, warum die Verantwortlichen von heute.de völlig kritiklos eine auf den ersten Blick dümmliche, manipulative Studie der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft", des übelsten Konzern-Lobby-Thinktanks der Republik, veröffentlichen.

Man müsste auch mal fragen, warum die Verantwortlichen des "Deutschlandfunks" völlig kritiklos eine auf den ersten Blick dümmliche und manipulative Studie von YouGov, dem vollabhängigen Ableger von Blackrock, veröffentlichen.

Und:

  • Kann es wirklich unsere Aufgabe als denkende Menschen sein, da gegen an zu schreiben, wenn die professionelle Journaille ihren Job nicht macht? 
  • Hat eine Journaille, die nicht kritisch hinterfragt, überhaupt eine Existenzberechtigung, wenn sie sich doch nur zum hirnlosen Lautsprecher der wahren Mächtigen dieser Welt macht?
Mir fehlt gerade die Energie, mich immer wieder gegen so viel hochdotierten Schwachsinn aufzulehnen. 
  • Haben wir, hat die gute Sache also verloren?



(stark verändert via https://www.ende-gelaende.org/)

Nein, natürlich haben wir nicht verloren!










Freitag, 9. August 2019

Offener Brief an Trumps Statthalter in Doitschland


Moin, Herr Grenell,

nun haben Sie erneut damit gedroht, die USA könnten 50.000 Leute ihrer Truppen aus Deutschland abziehen und nach Polen verlagern und Sie haben den Eindruck erweckt, diese Aussage enthielte ein  Erpressungspotential gegenüber Deutschland. Ich will versuchen, Ihren peinlichen, grundlegenden Irrtum in möglichst einfachen Sätzen auszudrücken:

Es hat Zeiten gegeben, in denen die USA für uns Deutsche wichtig und ein Vorbild waren: Toleranz, Demokratie, Föderalismus, Emanzipation. Das war zwar immer schon ein Fake (vgl. Monroe-Doktrin, McCarthy, Rassismus etc.), aber wir haben uns gern damit betrogen, auf der Seite der "Guten" zu stehen. Das ist vorbei. Wir hängen nur noch gezwungenermaßen mit Euch Amis rum, weil unsere Konzerne damit einen goldenen Arsch verdienen. Objektiv betrachtet verhaltet Ihr Euch anderen Staaten gegenüber mindestens genauso feindselig, verlogen und hinterhältig wie Russland und China es tun. Euer Sympathie-Bonus ist dank D.T. unwiderbringlich verbrannt, und wir Deutschen schämen uns inzwischen ein bisschen, dass wir uns so eng an Euch rangewanzt haben.

Es hat auch mal Zeiten gegeben, da wir Euren militärischen Schutz vor "den Russen" gebraucht haben, jedenfalls war das die Propaganda-Lüge, mit der die erste deutsche West-Regierung so etwas wie neue soziale Kohäsion der Deutschen nach Nazi-Zeit und Befreiung schaffen wollte. "Die Russen" sind derzeit aber viel weniger aggressiv als Ihr, eine militärische Bedrohung geht eher von Euch als von "den Russen" aus. Mit der Kündigung des INF-Vertrages macht Ihr auch wieder einen auf Deutschland bzw. Europa begrenzbaren Atomkrieg denkbar, aus dem Ihr Euch jederzeit mit der Devise "America first" zurückziehen werdet, wenn es Euch opportun erscheint und nachdem Ihr bis zum letzten Europäer gekämpft habt.

An anderer Stelle wies ich bereits darauf hin, dass, wenn globale Sicherheit wie eine Dienstleistung eingekauft werden soll, Ihr bestenfalls ein Sicherheitsanbieter von vielen seid. Russland und China könnten da auch infrage kommen. Die sind zwar diktatorisch und böse, aber das seid Ihr, liebe Amis, in diesem Sinne auch.

Ich bitte nun also darum, dass die Rest-Besatzungstruppen der USA Deutschland wirklich möglichst schnell verlassen, ihre gesamte Infrastruktur, insbesondere ihre Atomwaffen, mitnehmen und die Örtlichkeiten, insbesondere die Großflugplätze, besenrein übergeben.

Die Rolle des speichelleckerischen europäischen Musterschülers haben wir Deutschen jetzt lange genug gespielt, die Polen sind allzu begierig, diesen Part zu übernehmen. Wir wünschen gutes Gelingen.

Hochachtungsvoll





(via wiki commons)







Dienstag, 6. August 2019

Zombies an der Macht


Der niedersächsische Umweltminister, der früher niedersächsischer Wirtschaftsminister war, feiert sich gerade - und wird von seinen P.G. gefeiert - weil er nach einer Bedenkzeit das lukrative Angebot, einem Bundes-Lobbyverband der Energiekonzerne vorzustehen, abgelehnt hat.

Mir ist völlig unbegreiflich, wie man da was Positives entdecken kann. Ich sehe einen skrupellosen Opportunisten, der weder fachlich für seine Ministerämter brennt -  denn dann könnte er nicht gleichermaßen die diametralen Umwelt- und Wirtschaftressorts bedienen - noch wirklich hinter seiner Verantwortung als Politiker steht - denn dann hätte es keiner Bedenkzeit bedurft, ob er seine Vernetzung in den Dienst der Konzerne stellt.

Olaf Lies ist das Paradebeispiel für die zombie-amöbenhaften Kreaturen, die bei uns Machtpositionen besetzen. Die Fremdscham, die uns überfällt, betrifft nicht nur seinen bedingungslosen Egoismus und seine dümmlich öffentlich zur Schau getragene Machtgier, sondern vor allem die Tatsache, dass er selbst überhaupt nicht merkt, wie sehr er sich immer wieder medienöffentlich desavouiert. Der Mann ist ein ethisches Desaster. Wie kann man den weiterhin mit Verantwortung betrauen? Wie wird er beim nächstbesten Angebot reagieren?


(verändert via wiki commons)






Samstag, 3. August 2019

Was passiert ist ...



Was passiert ist:
  1. Ich fahre nächtens mit dem Fahrrad um eine Kurve. 
  2. Der starke, aber relativ kleine Schweinwerferkegel meines Fahrrades erfasst eine im Innenradius der Kurve liegende Vertiefung nicht. 
  3. Ich breche mir die Nase.

Welche Ursachen die Leute sehen:
  • A.) Diese alten Säcke, die unbedingt e-bike fahren müssen! Die sind doch geistig und körperlich gar nicht mehr in der Lage, 25 km/h zu händeln!
  • B.) Kein Fahrradhelm!!?? Ja dann ...!
  • C.) Klar, besoffen vom Rad gefallen. So ein Idiot.

Diese Reaktionen stelle ich verkürzt und in absichtsvoller subjektiver Überspitzung dar. Es überraschte mich, dass die Kommentare der Gruppe A (e-bike, soso ...) mit gefühlten 90 % sehr deutlich überwogen, während B (Fahrradhelm) inhaltlich nur einmal auftauchte und C (besoffen) gar nicht. Ich habe C eigentlich nur deshalb aufgeführt, weil das meine eigene Reaktion gewesen wäre, wenn ich Außenstehender gewesen wäre und mir selbst bei der Schilderung des Unfalls zugehört hätte. 

Wir können aus diesem Ergebnis Hypothesen zur Wirksamkeit von je aktuellen Denkmustern (neudt.: Frames) des öffentlichen Diskurses ableiten. Es tobt (mehr oder weniger) die mediale Auseinandersetzung um e-Roller, e-Scooter, e-cetera. Das haben die Leute in den Köpfen, und dann kommt einer und bricht sich die Nase in Anwesenheit eines e-bikes. Der Fall ist klar, eine weitere Forschung nach Ursachen zwecks künftiger Fehlervermeidung unnötig.

Meine Auslassung über einen zu kleinen Lichtkegel der Frontbeleuchtung könnte natürlich nur eine ganz billige Ausflucht sein. Was aber, wenn nicht? Gibt es in diesem Fall überhaupt eine Chance, jenseits der Ursachen-Hypothesen A - C Fehleranalyse zu betreiben? Oder schlägt das "Law of the instrument" erbarmungslos zu? Wenn wir drei griffige Erklärungen zur Hand haben, warum sollen wir dann weitersuchen? Spannende Frage. 








Was ich gerne richtigstellen würde:

  • A. 25 km/h ist die Geschwindigkeit, bei der e-bikes auf gerader Strecke abregeln. Ich war aber gerade erst losgefahren, meine Geschwindigkeit entsprach Jogging-Tempo. Ich bin 57 Jahre alt, Autofahrer  und Hobby-Pilot, das Energie-Management motorisierter Systeme ist mir eigentlich geläufig.
  • B. Der fehlende Fahrradhelm ist ein Aspekt, den ich nicht von der Hand weisen kann. Ein normaler Helm hätte in diesem speziellen Fall zwar überhaupt nichts gebracht, weil ich mit einem Bereich des Gesichtsschädels aufschlug, der bestenfalls von Integralhelmen geschützt wird, aber egal. Ich plane die Anschaffung eines schlichten, billigen Fahrradhelms.
  • C. Ja, ich hatte Alkohol getrunken, aber nicht so viel, dass ich außerstande wäre, am Straßenverkehr teilzunehmen, ohne andere und/oder mich zu gefährden. 




Letzte Meldung: Es gibt tatsächlich einen Fahrradhelm, der mir möglicherweise Einiges erspart hätte, den

"Airoh Terminator 2.1 Cleft offroad multicolor"

Scheiß was auf die Sicherheit, allein des Namens wegen müsste man sich so ein Teil kaufen. Mit 223,99 Euro kommste billig bei weg.


(stark veränderte Darstellung. ) 
Mit dem Ding auf dem Kopf in der Öffentlichkeit Fahrrad fahren? Ich wiederhole: Sooo hacke war ich gar nicht! Außerdem hätte ich mir dann wahrscheinlich das Genick gebrochen und nicht nur die Nase...









Samstag, 27. Juli 2019

Taktisch sinnvolle Nullnummer


Gestern Arbeiten an einem Bahnübergang in Wittmund. Automatische Steuerung der Bahnschranken durch manuelle Steuerung ersetzt. "Ewige" Wartezeit, ohne dass ein Zug kommt. Der menschliche Schrankensteuerer wird offenbar von einem Autofahrer gefragt, warum das so lange dauere, denn er bölkt zurück - und ich höre nur diese Antwort: "Ja, das ist eben manchmal so!"






Die Szene hat was:

Der Knabe an der Steuerung lügt: Das ist nicht manchmal so. Jedenfalls nicht, wenn die Schranken automatisch gesteuert werden.

Fragen:
  • Ist eine automatische Schrankensteuerung intelligenter als ein / dieser Mensch?  
  • Hat der menschliche Schrankensteuerer vielleicht einen Anfall krankhaften Machtrausches nach dem Schema "HARRRHARR! Ich lege den Verkehr in Wittmund lahm! Sonst trampeln immer nur alle auf mir rum, weil ich so ein blöder Idiot bin, aber jetzt zeige ich's Euch, Ihr Schweine!"
  • Ist der Typ einfach over-committed und inkompetent?


Interessant ist die Aussage "Ja, das ist eben manchmal so!" auch, weil sie natürlich überhaupt keine logische Information enthält. Gerade dadurch wird sie so vielseitig anwendbar, da der Empfänger der Botschaft gezwungen wird, eigene Hypothesen über die Ursachen der Verzögerung zu entwickeln. Durch den kreativen Akt, die von dem Schrankensteuerer absichtlich hinterlassene explanatorische Nullstelle zu füllen, bekommt jede selbst-ersonnene Erklärung einen gefühlt höheren Wahrheitswert.

Zu theoretisch? Beispiel:  Nehmen wir an, der Schrankensteuerer antwortete: "In dem Moment, als ich die Schranken schloss, wurde der Zug von Außerirdischen entführt. Nach einer Reise durch die Wurmlöcher dieses und einiger benachbarter Universen wird er aber gewiss gleich wieder auf die Schienen gesetzt und mit vergleichsweise geringfügiger Zeitverzögerung an uns vorbeirauschen." Das ist eine schlechte Antwort. Zu kontrollierbar. Da gibt es zu viel konkret fassbare Verantwortliche.

Wenn ich allerdings keine inhaltsreiche Antwort bekomme, beginne ich selbst zu denken: "Hm, da wird wohl irgendwas in der Kommunikation schiefgelaufen sein. Vielleicht sind die Funkgeräte nicht in Ordnung. Bei dieser Hitze kann das ja passieren ...", dann glaube ich mir natürlich eher, weil ich mich ja selbst bemüht habe, eine möglichst glaub-hafte Erklärung zu basteln.

Nein, nein, der Mann hat vortrefflich reagiert. Ich werde diese Taktik in mein aktives Repertoire aufnehmen. Bring die Menschen dazu, sich selbst zu belügen, und Dein ist die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit ...

Politik und Religionen funktionieren prima so.