Samstag, 28. Dezember 2019

So hab' ich mich der Magie ergeben ...






Jahreswechsel, Wintersonnenwende, lange, kalte Nächte, neblige, graue Tage, immer auch eine Zeit, den dunklen Künsten zu obliegen, der Magie, der Zauberei ... außerdem hat man an langen Winterabenden reichlich Zeit, auch mal eher abstruse Dinge auszuprobieren.

Ein Pendel musste her. Ich hatte Dieses und Jenes darüber gehört und wollte mir ein eigenes Urteil erlauben.

Selbstverständlich ging es dabei nicht um die hirnzerfetzend-dümmliche Populär-Esoterik, die mit übersinnlichen Zuschreibungen an irgendwelchen Klimbim beginnt und über "Intelligent Design" und Flat-Earth-Theorie etc. früher oder später unausweichlich bei dem einen oder anderen  abrahamitischen Theokratie-Faschismus landet.

Pendel, so hatte ich gelesen, stehen - genau wie Tarot-Karten - auch bei um Vernunft bemühten Menschen in dem Ruf, hilfreich bei kniffligen Entscheidungsfindungen sein zu können. Ich habe mir verschiedene Spielregeln zum Pendeln angeschaut, youtube is your friend, einige davon ausprobiert und bin ... naja, nicht begeistert, aber immerhin angenehm überzeugt.

Ganz klar ist: Das Pendel macht gar nix! Dein Unterbewusstsein macht Alles! Erwiesenermaßen sind es winzigste Muskelkontraktionen, die mehr oder weniger unbewusst von Dir gesteuert werden, die das Pendel in Bewegung setzen. Spannend ist dabei, dass Du Dein Unterbewusstsein bei der Arbeit beobachten kannst. Konkreter Ablauf:

  1. Du kaust an einer Frage herum.
  2. Du markierst mögliche Antwortoptionen auf einem Stück Papier.
  3. Du hältst das Pendel drüber, das irgendwie zu einer der Markierungen hinwackelt.
  4. Du bist sicher, dass das entweder die absolut richtige oder die absolut falsche Antwort ist, in jedem Fall kannst Du aufhören an der Frage rumzukauen.  

Das Prinzip ist: Du bescheißt Dich wissentlich selbst und schaust Dir dabei zu, und indem Du das tust, wird Dir bewusst (!), was Du in Bezug auf eine bestimmte Frage eigentlich willst.

Vermutlich liegt hier der positivistische Einwand in der Luft, eine wahrhaft rationale Entscheidung bedürfe derlei Chichis nicht, das intellektuelle Reinheitsgebot fordere vielmehr die Beschränkung auf Vernunft und Logik. Sapere aude - von einem Pendel war bei Kant nicht die Rede!

An meinen herb-männlicheren Tagen würde ich sofort in dieselbe Kerbe hauen, allein, meine Vita strotzt vor Beispielen, in denen ich mit kopfgesteuerten Entscheidungen ziemlich viel vermeidbares Leid verursacht habe. Bei mir und bei Anderen. Mit vernunftbasierten Irrtümern lebte ich jahre-, teils jahrzehntelang. Wenn einem das erstmal klar wird, dann ist man durchaus geneigt, das Unterbewusste verstärkt zu Worte kommen zu lassen. Welcher Teil von mir dann schlussendlich die handlungsrelevanten Entscheidungen trifft, ist unterschiedlich. Da gehe ich ziemlich demokratisch mit mir um, soweit ich weiß.

Das ist natürlich kein Rezept für Jeder*mensch. Ich will nicht missionieren, schon deshalb nicht, weil ich festgestellt habe, dass ich selbst gar nicht sooo viele Fragen habe, an denen ich herumdenke.

Egal, hier folgen jetzt die gesammelten Erfahrungen aus insgesamt vielleicht einer Stunde Pendel-Spielerei, die Reihenfolge ist wahllos:

  • Du kannst nur Fragen bearbeiten, die Dich selbst angehen, Du kannst nicht für Andere pendeln.
  • Es gehen am besten Ja-/Nein-Fragen. Am erfolgreichsten war ich aber mit Kärtchen, auf die ich die Optionen "Ja", "Nein" und "Bescheuert" geschrieben habe. "Bescheuert" signalisiert, dass mein Unterbewusstsein mit der Frage nix anfangen kann.
  • Ziemlich schnell kam ich dahinter, dass ich gar nicht lange zu pendeln brauche. Wenn ich das Pendel in die Hand nehme und mich in einer ruhigen, sicheren Umgebung darauf konzentriere, die Frage zu formulieren, dann habe ich zusammen mit der Frage auch schon die Antwort. Ist das etwa das wahre Geheimnis des Pendelns?


Musste ich also erst ein vergoldetes Messing-Pendel für 12,99 € kaufen, um wiederzuentdecken, was wir seit Douglas Adams schon immer wussten?









 

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