Donnerstag, 10. März 2016

Sehnsucht nach der heilen Welt


Gerade mit 'nem Handwerksmeister, Inhaber eines inhabergeführten mittelständischen Betriebs, zwecks Vergabe eines Renovierungsauftrages gesprochen. Habe im Stillen registriert, dass ich es sehr genieße, mit jemandem zu verhandeln, der solide und fair arbeiten möchte - und dafür solide und fair entlohnt werden möchte.

Viel zu sehr habe ich mich inzwischen daran gewöhnt, dass man, wenn man nicht ganz akribisch und fliegenbeinzählerisch jedes Detail eines Angebotes checkt, für Handwerksarbeiten und unnötige, oft versteckte Zusatzleistungen sowie Perversionen im Kleingedruckten letztlich irrsinnige Mondpreise zahlen soll oder dass man moderate Angebote akzeptiert, um anschließend den vorletzten Pfusch geliefert zu bekommen. Egal, wo im Geschäftsleben, die meisten Leute, Anbieter aber auch Käufer, drehen ethisch und rational vollkommen durch, sobald Geld im Spiel ist.

Ich verspüre eine kindliche, romantische Sehnsucht danach, mit Menschen vernünftig und vertrauensvoll umgehen zu können, auch und gerade wenn Geld im Spiel ist.

Jaja, mit so einer Einstellung gehöre ich ins Märchenland. Die Ökonomie des Auenlandes, das wäre mein Ding. Da gibt es außer freundlichen Hobbits zwar auch böse Wölfe, Orcs und Drachen, aber die sind weniger bedrohlich und weniger ekelhaft als unzurechnungsfähig geldgeile Menschen.


(Redaro: Uruk-hai via wiki commons)
Ok, es sind Orcs, und Orcs sind nun mal ... naja ... Orcs. Ja, es ist eine riesige Armee und ja, sie wollen Dich töten oder versklaven. Das ist ihr Job. Dafür sind sie hervorragend ausgebildet, und sie machen das gut und gerne und zuverlässig und nachhaltig.
Man vergleiche den letzten Satz nur mal mit, sagen wir, heutigen Telekommunikationsanbietern. Oder Finanzberatern.  Oder KultusministerInnen. Oder Verkäufern bei Euronics. Ergebnis: Es ist nicht ALLES schlecht in Mordor.

 


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