Freitag, 29. Juli 2016

Du kannst schon für Erdogan sein, aber dann biste halt kacke.



Soso, am Sonntag wird es also in Köln eine Pro-Erdogan-Demo geben. Stellt sich die Frage nach der Intention. Wer will wen da von was überzeugen? Auf welchen gesellschaftlichen Missstand soll da kritisch hingewiesen werden?

Um es noch mal kristallklar zu sagen:

Deutschland ist definiert als das Land, in dem die freiheitlich-demokratische Grundordnung und damit die brutalstmögliche Festlegung auf das Recht, angstfrei anderssein zu dürfen, herrschen.

(ja: "herrschen". Die FDGO ist keine flapsig dahingeschlenzte Idee, kein spontaner Einfall und kein Diskussionsbeitrag, sie ist hier GESETZ, und das ist gut so!)

Wer die FDGO rundum bejaht, ist Deutsche/r, unabhängig von Sprache, Hautfarbe, Aufenthaltsort etc etc. Wer aber Ziegenpeterles mittelalterlichen Kalifenstaat bevorzugt, wer Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit und Gewaltenteilung ablehnt und auf devote Unterwerfung unter Diktatorenwillkür steht, sollte sich doch, bitteschön, auch geographisch entsprechend orientieren. [*1]

Wenn jetzt namhafte in Deutschland lebende Ober-Türken medienöffentlich betonen, wie ausschließlich sie doch im Herzen Türken seien, wie sehr sie Erdogan liebten und wie gemein es sei, dass man sie in Deutschland dafür nun verachte, dann bin ich ratlos. Wenn in der Türkei unter Erdogan nun alles so viel besser und schöner ist, warum sind die dann hier?




(verändert via www.kraftfuttermischwerk.de/blogg/)




[*1] Das gilt natürlich auch für urdoitsche Braunbratzen und Fundamentalisten of any colour and any kind: Verpisst Euch! Sucht Euch 'ne schicke Diktatur oder Theokratie irgendwo. Die nehmen Jede/n. Und die Auswahl ist leider riesengroß.







Montag, 25. Juli 2016

Convoy


Jestern nach langer Zeit mal wieder Peckinpahs "Convoy" von 1978 jesehen. Interessante Sache, das. Bisschen kitschig, aber trotzdem: Gegen Polizeiwillkür und "die Konventionen von 'Law and Order'" (Int. Filmlexikon) tun sich die individualistischen, anarchischen Trucker solidarisch zusammen, befreien zunächst einen der ihren aus rassistisch motivierter Polizeigewalt und hauen dann überhaupt mal gegen das unerträgliche Establishment auf den Putz. Wildwest-Heldentum, Romantik und PS-Geprotze kommen (natürlich) auch drin vor, schließlich ist's ein kommerzieller US-Streifen.

Ich vergleiche das in dem Film vorgestellte Konzept für die Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme mit heute.
  • 1978: Die gesellschaftlichen Widersprüche (z.B. Polizeiwillkür) werden offen benannt und die Benachteiligten reagieren mit einer spektakulären solidarischen Aktion. 
  • 2016: Arschlöcher, die irgendwas doof finden, besorgen sich eine Wumme / Sprengstoff / Machete und ermorden viele wehrlose Unbeteiligte, entweder als durchgedrehte Einzeltäter oder angeheizt durch psychisch schwerstdeformierte machtgeile fundamentalistische alte Männer.

Ganz ehrlich: Es war nicht alles schlechter, 1978.


 (verändert via retro-film,info)

(...)
Cause we got a mighty convoy
Rockin' through the night.
Yeah, we got a mighty convoy,
Ain't she a beautiful sight?
Come on and join our convoy
Ain't nothin' gonna get in our way.
We gonna roll this truckin' convoy
'cross the u-s-a.
C.W. McCall





Sonntag, 24. Juli 2016

Ganz schlechte Nachricht für (fast) alle Flugzeugbesitzer


Soeben ist endgültig, definitiv, jenseits allen Zweifels und einstimmig von mir festgestellt worden, welches das aller-aller-schönste Flugzeug in diesem Raum-Zeit-Kontinuum ist:


 MEINS!

Oder wie Antoine de Saint-Exupéry sagt:

"Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Die Maschine in ihrer höchsten Vollendung wird unauffällig."

Es steht unhinterfragbar fest, dass er damit nur und ausschließlich meine Air Création Pixel XC gemeint haben kann. Und Recht hatter gehabt!






Sonntag, 17. Juli 2016

Gefährliche Nonchalance


Gerade fiel mir auf, dass ich im vorhergehenden Artikel genau denselben Denkfehler gemacht habe, wie alle: Mal eben so locker-flockig die Entlassung von 3.000 Richtern durch das Erdogan-Regime kommentiert. Verfluchte Scheiße, da bin ich doch tatsächlich einer uralten perfiden, monströsen Taktik aufgesessenen!

Man überlege mal: Was geschähe in einem normalen, leidlich zivilisierten Staat, der sich als Rechtsstaat versteht, wenn EIN (in Zahlen "1"!) Richter geschasst wird, weil er der Führungs-Camarilla unliebsam geworden ist? Aufschrei! Amnesty! Menschenrechte! Demos! Jahrzehntelange Berufsverbote-Prozesse! Verfassungsgericht! Europäischer Gerichtshof! Und am schlimmsten: Vorübergehender Image-Verlust! [*1]

Dreitausend Richter kaltgestellt! In einer Nacht. Mal eben so. DAS, liebe Leute, nenne ich einen Staatsstreich!

Was für eine geniale Taktik: Statt 3.000-fachen Ärger zu verursachen, erschlägt man jede Kritik durch die schiere Monstrosität eines einzigen, großen Unrechts. Und ich bin voll drauf reingefallen!

Scheiße! Scheiße! Scheiße!


Dieses Bild fand ich, als ich nach "Nonchalance" bzw. "gefährliche Nonchalance" gegoogelt habe. Man darf angesichts einer unfassbar großen Zahl von Verbrechen nicht die Ungeheuerlichkeit jedes einzelnen aus dem Blick verlieren. Ein von den Nazis ermordeter Jude / Sinti / Schwuler / Kommunist ist eben nicht nur ein Sechsmillionstel eines großen Verbrechens.



[*1] Allerdings war in jüngster Zeit kein Image-Schaden so groß, dass wir nicht weiterhin Waffen an irgendein Unrechts-Regime liefern würden. Die Leute vergessen ja so schnell. Ist Euch mal aufgefallen, welche Waffen für und gegen den Putsch in der Türkei eingesetzt wurden: Deutsche G3 und MP5 von Heckler & Koch, deutsche Leopard-Panzer von Wegmann-Kraus-Maffei und deutsche Unimog von Daimler. Und NATÜRLICH bleibt die Türkei treues NATO-Mitglied ...






Informatio praecox


Wie unglaublich schnell die Machthabenden - nicht nur die türkischen - und die Medien mit Analysen zum Putsch in der Türkei sind. Noch während der Putsch lief, kannte der Türken-PM schon den Drahtzieher. Ich dachte immer, um so etwas herauszufinden, müsste man Leute befragen, Aussagen prüfen, Details verknüpfen usw.

Und 3.000 Richter der Putschbeteiligung wegen aus dem Amt zu kicken, schnelle Arbeit, Respekt. Ich dachte immer, auch da müssten erstmal akribisch Fakten zusammengetragen und geprüft, dann Anklage erhoben, Gegenargumente gehört, geprüft und gewichtet werden, bevor man einen Richter rechtsstaatlicherweise seines Amtes entheben darf.

Und die Kommentatoren, die berichtende und kommentierende Journaille in Zeitung und Internetz-Portal sowie die Amateure in den Foren, sie sind sich zum größten Teil [*1] so sicher über das Wo und Wie und Warum. Ich dachte immer, wenn man nicht vor Ort ist, müsste man da erstmal hinfahren, Leute befragen, prüfen, dann Texte verfassen etc. etc. , s.o.

Was soll diese informationelle Schnellfickerei?

Ganz klar: 
  • Erdogan kann jetzt auf kürzestem Weg seine Diktatur etablieren. Er sagt selbst, der Putsch sei für ihn das Geschenk seines Gottes. Natürlich kommt da ein Schnellschuss.
  • Und die Medien: Natürlich müssen die sofort losballern. Wenn die erstmal sorgfältig recherchierten, sagen wir mal zehn, zwölf Tage lang, dann würde die Aufmerksamkeitsspanne westlichen Publikums um den Faktor fünf bis sechs überspannt sein. 

Problem: Die überdreht hektische und daher luschige Berichterstattung macht es Leuten wie Erdogan leicht, ihre Machtergreifung durchzusetzen.

Diktatur und miserable Berichterstattung bedingen einander.



 (via dhm.de via wiki commons)

27. Februar 1933  Der Reichstag brennt.
28. Februar 1933  "Reichstagsbrandverordnung" setzt die Grundrechte in Deutschland außer Kraft.
05. März 1933      obiges Plakat.

"Bis Mitte Mai 1933 wurden allein in Preußen über 100.000 politische Gegner, die Mehrzahl Kommunisten, verhaftet und in provisorische Konzentrationslager und Folterkeller gebracht."
(wikipedia/Reichstagsbrand)



[*1] Es gibt allerdings einige löbliche Ausnahmen! Leider nicht mainstream.





Mittwoch, 13. Juli 2016

Politisch Unkorrektes über die Chancengleichheit


Es lassen sich drei Auffassungen von Schule unterscheiden, die die SchülerInnen mehr oder weniger offen oder versteckt "von Hause aus" erfahren:

1. Wissenserwerb ist in jedem Fall ein Wert an sich. Toll, dass es Schule gibt!
2. Schulbesuch ist gesetzliche Pflicht. Und deshalb gehste da hin!
3. Bildung ist totaler Schwachsinn, ich komme doch auch ohne klar, oder? Aber Du gehst da hin, weil sonst machen die Ämter wieder Ärger und außerdem biste dann 'n paar Stunden untergebracht.

Alle drei Positionen treten in allen sozialen Schichten [*1] auf, vielleicht nicht ganz gleichmäßig verteilt:

Position 1 findet sich natürlicherweise in bildungsnahen Milieus, was ja klar ist, weil die eben die entsprechenden Nützlichkeits-Erfahrungen mit Bildung gemacht haben und oft ihr Einkommen darüber bestreiten. Erstaunlich oft findet sich diese Position aber auch bei Leuten, die selbst, meist unfreiwillig, ganz bildungsfern leben - und gerade deshalb die Vorteile von "Wissen an sich" sehr deutlich zu spüren bekommen.

Position 2, die Mitläufer. Hübsch gesetzestreu. Sehr, sehr verbreitet. Akzeptabel, solange es im Umfeld der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stattfindet - aber wenn nicht? Weil aber die meisten Kinder mit dieser Auffassung im Rücken in die Schule kommen, darf man sich nicht wundern, wenn Schulen immer mehr zu Behörden im schlimmstmöglichen Sinne verkommen, statt Orte lebendigen, fröhlichen, neugierigen Wissenserwerbs zu sein.

Position 3: Häufige Haltung in eher bildungsfernen Milieus, was in Doitschland meist gleichbedeutend ist mit geringerem Einkommen. Aber unter diesen Punkt muss auch die Auffassung von der "Schule als Kinder-Aufbewahrungsanstalt" eingeordnet werden, wo wir dann einer schnell wachsenden Fallzahl von Wohlstands-Verwahrlosung begegnen, häufig kaschiert als total angesagtes, libertäres Erziehungsmodell nach dem Motto "Wenn mein Kind dies und das nicht will, dann muss es das auch nicht." Ich würde diese Position achten, wenn dahinter ein durchdachtes, schlüssiges anarchistisches Weltbild stünde. Oft findet man aber nur elterliche Bequemlichkeit und Desinteresse. [*2]
 
Warum dieses Raisonnement über die gesellschaftliche Denke zum Wert von Bildung? Weil in der öffentlichen Diskussion immer so getan wird, als sei die Institution Schule für "Chancengleichheit" verantwortlich. Ja, hackt's denn? Was glaubt Ihr denn, was Schule ausrichten kann, wenn den Kindern zu Hause ständig subkutan vermittelt wird, dass das doch sowieso alles Schwachsinn sei, was wir da machen?

Antwort: Nichts können wir dagegen tun. Gar nichts. Nada. in Worten: "Null", in Zahlen: "0". Und das ist auch gar nicht unsere Aufgabe. Es ist ein gewaltiger und sich ausbreitender Irrtum anzunehmen, Schule sei als Behörde für die Chancengleichheit ebenso verantwortlich, wie das Bauamt für Bau-Sachen, das Einwohnermeldeamt für Melde-Sachen und die Führerscheinstelle für Führerschein-Sachen.

Die Dienstleistung von Schule besteht nicht darin Chancengleichheit herzustellen, wie ein Autohersteller Autos herstellt, je mehr, desto besser. Unser Job ist, Bildung ANZUBIETEN, und zwar chancengleich, das heißt: unabhängig von Religions- und Parteizugehörigkeit, Ethnie, Elterneinkommen blablabla.

Und wenn Leute unser Angebot nicht wollen - va bene! Die MitarbeiterInnen des Bauamtes gehen ja auch nicht von sich aus los und überreden Leute, die eigentlich gar nicht wollen, zu irgendwelchen Bauanträgen. Oder käme jemand auf die Idee, die Arbeit der Führerscheinstelle zu kritisieren, weil es immer noch Leute ohne Führerschein gibt? Nein. Nur wenn jemand einen Führerschein MÖCHTE, dann werden die MitarbeiterInnen dieser Stelle freundlich und kompetent tätig, und zwar chancengleich.

Also: Reden wir über Chancengleichheit! Streiten wir engagiert und fair über Chancengleichheit! Ich bin ein Fan von Chancengleichheit. Ich kenne kaum ein politisch relevanteres Thema als die Chancengleichheit!

Und verteilen wir die Verantwortlichkeiten.


 (Gerechtigkeit und Wahrheit, Dresden, Rathaus - via wiki commons)
Interessant, dass die Wahrheit nackt ist, die Gerechtigkeit verhüllt. Gibt es zwar die "nackte Wahrheit", aber gar keine "nackte Gerechtigkeit"? Dass sie zueinandergehören, wird hübsch deutlich.





_________________________


[*1] Wasimmer eine "soziale Schicht" ist. Zur Definitionsproblematik siehe hier.

[*2] In der Kategorie "Bildung ist Schwachsinn!" gibt es aus PädagogInnen-Sicht ein paar ganz seltene Diamanten: SchülerInnen, die GEGEN den ausrücklichen Willen ihrer Eltern Wissen bzw. Bildung erwerben und höherwertige Abschlüsse erreichen wollen. Was für Dramen, was für Kämpfe, wie viel Leid und wie viel stilles Heldentum da passieren - man müsste diesen Kiddos ein Denkmal setzen, ein großes!





Montag, 11. Juli 2016

Zeitunglesen


Zeitunglesen:
  • Die NATO-Böberschten sielen sich in arroganter Machtbesoffenheit und fackeln am Pulverfass Ostgrenze, und man müsste blind sein, zu übersehen, dass das "Säbelrasseln" (Steinmeier) und die Kriegstreiberei diesmal eindeutig von "uns" ausgeht.
  • Erdogan dreht frei, und niemand ist da, ihn zu stoppen.
  • Oettinger, der ewige, dumme Universal-Versager, der eigentlich nur als personale Altlast nach Brüssel entsorgt worden ist, entblödet sich nicht, den Ruf nach demokratischer Abstimmung zu CETA und TTIP als "Pervertierung des Demokratiegedankens" zu bezeichnen. 

Im Westen nichts Neues: Die Leute, die krankhaft nach Macht gieren, sind nach wie vor am wenigsten geeignet sie auszuüben. Dass eine Horde Idioten dermaßen das Weltgeschehen bestimmen kann, ist nicht lustig, sondern gemeingefährlich.

Die drei genannten Beispiele sind einerseits ganz unterschiedlich, deuten aber auf ein gemeinsames Muster hin. Ich versuche permanent, die richtigen Worte zu finden, dieses Muster zu beschreiben. Gerne wüsste ich: Sitzt irgendwo das eine megamächtige, teuflische Riesenarschloch und zieht global die Strippen? Oder sind das alles logische Folgen unseres Wirtschaftssystems, das eben nicht auf Vernunft und Barmherzigkeit, sondern ausschließlich auf der Akkumulation von Geld=Macht basiert? Oder laufen hier globale "invisble-hands-Prozesse", bei denen die Fehlorientierungen psychopathologisch deformierter alter Männer die Determinanten sind?

Tl,dr:

Zeitunglesen: Sind die alle krank im Kopp? Warum wehren wir uns nicht?

(via wiki commons)





















Montag, 4. Juli 2016

Mi komprenas neniam ...


Es ist ganz schlimm, wenn ein Mega-Konzern wie VW 11 Millionen AutokäuferInnen sowie die Umweltschutzbehörden so ziemlich aller Länder dieses Planeten absichtsvoll und planmäßig aus niederen Motiven betrügt.

Es ist noch schlimmer, wenn die Chefs sich aus der Verantwortung stehlen und damit durchkommen.

Es ist noch viel, viel schlimmer, eigentlich schon unfassbar schlimm, wenn der Konzern vor den konsequent agierernden Amis Schuld eingesteht und Wiedergutmachungssummen vereinbart, aber ohne Angabe von Gründen allen anderen Betrogenen diese Wiedergutmachung verweigert. Was haben amerikanische Behörden und Betrugsopfer, was europäische und Rest-der-Welt-Betrugsopfer nicht haben?

Aber der Gipfel des Schlimmsten, das wirklich nicht zu überbietende Aller-Schlimmste an der Sache ist, dass hierzulande Alle, die Presse, die Plittikörr und auch die richtigen Menschen diese Auswürfe der Konzernspitze einfach so hinnehmen. Zitat dpa: "VW-Chef Matthias Müller hat vor drastischen Konsequenzen gewarnt, falls der Autobauer im Abgasskandal die Kunden in Europa nach US-Vorbild entschädigen müsse."

Hä?! Der Täter, der Oberstrolch, das Oberhaupt der Verbrecherbande droht uns - falls die Opfer in Europa das gleiche Recht verlangen, das der Konzern den Amis bereitwillig eingeräumt hat?

Der VW-Chef Müller ist einfach nur eine getriebene, deformierte, mitleiderregende Kreatur seines Systems, ein ganz armer, blöder Wicht, der nur noch reflexhaft der krankhaften Profitgier seiner Shareholder willfahren muss. Ich will hier nicht über austauschbare, devote Zwerge diskutieren.    

Ich würde gerne wissen, warum Einer wie Müller presseöffentlich so einen Spruch loslassen kann und nicht auf der Stelle gelyncht wird - metaphorisch natürlich, denn, wie gesagt, er ist sowieso austauschbar. Warum bricht nicht auf der Stelle eine Revolution aus? Oder zumindest: Warum regt sich hier niemand über so eine unerträgliche Dreistigkeit auf?

Unfassbar. Ich kapier's wirklich nicht.




 (via wiki commons)
Es stimmt übrigens: Der Käfer ist das letzte vernünftige Auto.






Samstag, 2. Juli 2016

Hört doch endlich mal auf!


(Hoffentlich stark genug verfremdet aus: harlinger.de 01.07.2016 -  *1)

Ganz reizend: Wiederindienststellung des Jagdgeschwaders 71 "Richthofen" als vollständiges Geschwader. Das Titelbild des "Harlingers" zeigt u.a. einen Eurofighter, dem ein Cleverle das Muster der "schwarzen Tulpe" auf die Entenflügel gemalt hat, persönliches Signet von Erich Hartmann, dem deutschen Piloten, der im Zweiten Weltkrieg (und überhaupt) die meisten Flugzeuge abgeschossen hat, ganz, ganz überwiegend russische. Außerdem war Hartmann der erste Kommodore des JG 71. Und schließlich war Hartmann einer der Unzähligen, die "das Wunder der Nacht vom 08. auf den 09. Mai 1945" erlebten: Als treuer Gefolgsmann des Führers eingeschlafen und als strammer Demokrat und Eigentlich-immer-schon-irgendwie-dagegen-Gewesener wieder aufgewacht.

Richthofen und Hartmann, zwei unkritische Abschießer, die erfolgreichsten in ihrem Metier, der eine im Ersten, der andere im Zweiten Weltkrieg, aber insgesamt auch nur peaks in einer blutigen Statistik, ansonsten typische Kinder ihrer Zeiten. Wir Nachgeborenen und Nicht-in-der-Situation-Gewesenen sollten uns am besten zurückhalten, Menschen wie Manfred v. Richthofen oder Erich Hartmann ethisch zu beurteilen. Das bedeutet aber auch, wir sollten uns, bitteschön, sehr damit zurückhalten, sie positiv zu beurteilen.

Hier ein paar Beispiele zur Helden-Rezeption:

 (via wiki commons)
In the beginning. Hartmanns Me 109, Ostfront, irgendwann spät im Krieg, als es schon richtig kacke lief. Man beachte das Motiv der "schwarzen Tulpe" am Bug.

 (via wiki commons)
Ok, der Krieg lief zwar schon längst final kacke und man war auch ethisch ganz offensichtlich und definitv auf der falschen Seite, aber wenn man dafür die "Brillianten zum Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes" bekommt, dann wird man sich doch trotzdem auch mal freuen dürfen, oder?


 (via wiki commons)
Der bruchlose Übergang. Amerikanische oder kanadische F-86 aus der Anfangszeit der Bundeswehr, Mitte / Ende der 1950er. Schlecht erkennbar das fingierte "Richthofen-R" als Geschwaderwappen. Das Zackenmuster der Tulpe ist allerdings deutlich und wird nun auch auf dem Seitenleitwerk wiederholt. Diese Maschine steht jetzt als Denkmal im Eingangsbereich des Geschwaders.

Tja, das war ja auch die Zeit des Kalten Krieges. Da wurde so ein begnadeter Russen-Abschießer wie Hartmann natürlich gern gehypt, auch und gerade von der angelsächsischen Seite:


Heldenverehrung 1972. Das Buch von Toliver und Constable wird auch im Jahre 2016 immer wieder neu aufgelegt. Im Motorbuch-Verlag, is' klar.


Hier das Cover der ungarischen Ausgabe von 1998. Die trauen sich wenigstens, klar zu sagen, wo's lang geht.

Außerdem ist ein früh-bundesrepublikanischer Geschwader-Kommodore Hartmann auch zwingend notwendig: Richthofen, dessen Namen das Geschwader trägt, hat nur Franzosen, Engländer und Amis abgeschossen, also die jetzigen NATO-Partner. Wenn man diese Botschaft so alleine stehen lässt, könnten Leute auf die Idee kommen, dass kriegerische Konflikte zwischen Nationen ziemlich zufällige, austauschbare und ergo hirnverbrannte, unlogische und durch nichts zu legitimierende Veranstaltungen seien. Eine Figur wie Hartmann mit der Geschwader-Geschichte zu verbinden, weist da wieder auf den rechten Weg: Nach Russland.

Allmählich wird's kitschig

Hartmann verkommt zum "blonden Ritter", zum Marketing-Objekt. Hier bei den Modellbauern, aber er mischt da offensichtlich auch selbst mit, denn professionelle Autogrammjäger bieten für 396,00 $ eine gleichnamige Autogrammkarte an.


 Sage also bitte niemand, Hartmann habe auch davon nix gewusst.

Und wen wundert's, wenn die Fascho-Bratzen weltweit auf den Zug aufspringen? Ich werde hier weder weitere Beispiele noch Quellenangaben liefern, aber prüft bitte mal selbst: Erich Hartmann ist auch weltweit zur Ikone der Neonazis geworden.







Und damit zurück zu dem Eurofighter und seiner Tulpen-Lackierung. Irgendjemand hat sich mal wieder für total clever gehalten, dieses Muster, das nur Insidern bekannt ist, mal wieder unterzubringen. Wahrscheinlich beschert es demjenigen gerade einen heimlichen Orgasmus, dass er ein klandestines Zeichen des Militarismus so prominent placieren konnte. Vielleicht ist es nur ein ahnungsloser Idiot. Vielleicht ist es ein überzeugter Nazi.

Wie auch immer: Es ist besorgniserregend.




(via wiki commons)
Die Verkleidung spielt keine Rolle. Idioten erkennt man am Verhalten.


[*1] Der Artikel trägt übrigens die Schlagzeile "Denkwürdiger Moment". Herrlicher Zynismus? Egal, ich schließe mich dem immanenten Appell an.




Donnerstag, 30. Juni 2016

Mit besten Empfehlungen



Herrlich selbstironisch beknackt und unprätentiös schon der Titel: "Weltgeschichte to go". Schönburg jachtert unchronologisch aber strukturiert durch der Menschen Historie, mit dem nach seiner eigenen Aussage bestmöglichen Blick, dem des versierten Dilettanten.

So ganz nebenbei fragt er auch nach den Ursachen dafür, dass die westlich-europäische Kultur seit ein paar Jahrhunderten so dominierend wird, während z.B. die chinesische und die islamische, uns einst meilenweit voraus, immer mehr ins Hintertreffen geraten. Und er findet: Die Akzeptanz des Zweifels, des Unperfekten, des Schwachen.

Es gehen unter:
  • Kulturen, die so groß und selbstbewusst sind, dass das Tun ihrer Nachbarn sie nicht mehr befruchtet,
  • Kulturen, die immer nur auf "dicke Hose machen", die das Perfekte für sich reklamieren, also für diesseitg erreichbar oder bereits erreicht betrachten,  
  • Kulturen, die sich in ihrer Stärke sielen und bei denen auch im Innern nur der Starke, der Sieger etwas zählt.

Dafür liefert Schönburg reichlich überzeugende Beispiele aus der Geschichte. Seltsam, dass ich die ganze Zeit an Trumps Ömmerrica denken muss.