Mittwoch, 20. September 2023

Anaerobier versus Homo sapiens


Heute Morgen ist mir nach langer Zeit mal wieder das Schlagwort "die große Sauerstoffkatastrophe" untergekommen. Kurz vergröbert geht es darum, dass vor 2,4 Milliarden Jahren einige Einzeller begannen, Energie aus Photosynthese zu gewinnen, statt beim guten, alten Verfahren zu bleiben, Schwefelwasserstoff (oder Was-auch-immer) zu verstoffwechseln. Die Photosynthese ist zwar  effizienter, erzeugt aber als Abfallprodukt auch überschüssigen Sauerstoff, der für die allermeisten damals lebenden Arten tödliches Gift war.

Zunächst fiel das nicht auf, da der freiwerdende Sauerstoff zunächst andere Stoffe oxidierte, bevor er sich in tödlichen Mengen in der damaligen Atmosphäre ansammelte. Das war ein sehr allmählicher Prozess, der über Hunderte Millionen Jahre dauerte, bis dann recht plötzlich ein Sättigungswert erreicht war, der alle Beteiligten existenziell bedrohte.

Woran erinnert uns das?

Nein, die Frage ist zu banal, die Parallele zu offensichtlich.

Aber ich schelte mich dafür, dass mein Unterbewusstsein seit heute Morgen praktisch pausenlos Dialog-Szenen entwirft, in denen technologie-offene Pro-Photosynthese-Cyanobakterien allen anderen erklären, wie geil, effizient, profitabel und sowieso völlig alternativlos Photosynthese ist, während die Bakterien der Gegenseite sehr klug und zurückhaltend und warnend über Grenzwerte, Risiko-Abwägungen, Kippunkte und so weiter räsonnieren, also kurzgesagt immer wieder nur ganz und gar lahmarschige Spaßbremsen-Szenarien entwickeln, die anständige, volksnahe Bakterien mit einer Aufmerksamkeitsspanne unter einer Zehntelsekunde gar nicht verarbeiten könnten, selbst, wenn sie es wollten.

Ich überlasse es der Kreativität der Leser*innen dieses Blogs, eigene Diskurse zu simulieren. Irgendwie ist es ganz lustig, den Einzellern die abgrundtiefe Dummheit und Absurdität unserer heutigen Klima-Debatte unterzuschieben, aber es auch traurig, weil a.) so ein planetares Massensterben nun mal per se nicht lustig ist und b.) wir feststellen, dass 2.500.000.000 Jahre evolutionärer Geistesentwicklung uns keinen Fatz schlauer gemacht haben, wenn es um die Lösung überindividueller existenzbedrohender Probleme geht. 

Im Vergleich zu den Bakterien, die es auch nicht geschafft haben, ihr selbstmörderisches Verhalten abzustellen, kann man uns bestenfalls attestieren, dass wir individuell noch hinterhältiger, geschickter und egoistischer geworden sind, wenn es darum geht, Nahrung zu beschaffen, ohne selbst Nahrung zu werden. Und wir haben manchmal richtig guten Sex. Das hatten die Bakterien per defintionem nicht. Aber darüber hinaus? Nö. Nix Neues. Nix gelernt.

Der Vergleich über 2,5 Milliarden Jahre hat aber auch was Beruhigendes: Klar hat's damals nahezu alle Lebewesen ausgerottet, und das wird diesmal auch wieder so sein. Aber vielleicht schlägt die Natur wieder nur eine neue Seite auf, vielleicht müssen wir die Klima-Katastrophe so zielgerichtet durchziehen, wie wir es gerade zu tun im Begriff sind, damit das nächste Kapitel frisch und frei beginnen kann. 

Könnte ich dabei sein, würde ich sagen, ich freu' mich drauf!



(verändert via wiki commons 1960)

Die Frage des Filmtitels evoziert natürlich ein klares "Nein!". Sollten wir mehrheitlich aber zu einem anderen Ergebnis kommen, dann ist es jetzt allerhöchste Zeit zu beweisen, dass wir doch schlauer sind als die Bakterien damals. 




 










Montag, 18. September 2023

Erratum und Korrektur

 

Ich habe hier einige Male mehr oder weniger offen darüber räsonniert, dass im Kapitalismus das Individuum nur eine einzige wirksame Möglichkeit habe, politischen Unmut zu äußern, und das sei der möglichst weitgehende Konsumverzicht¹, vielleicht auch, nadelstichartiger, der Boykott eines Konzernes oder Produktes. Und diese Methode sei desto schlagkräftiger, je mehr Konsument*innen solidarisch mitmachten.

Dabei habe ich übersehen, dass der Konsum nicht mal mehr 60 % des deutschen BIP ausmacht, Tendenz: weiter fallend. Wenn der private Konsum in Doitschland um 1,2 bis 3,9 % p.a. (je nach dem, welche Zahlen man zugrundelegt) sinkt, die Umsätze der Konzerne aber schlimmstenfalls um 0,3 % abnehmen, dann bedeutet das, dass die Konzerne sich immer mehr vom privaten Konsum in Doitschland emanzipieren und ihre Umsätze anderswo generieren, entweder mit anderen Konsument*innen und / oder durch Geschäfte mit anderen Konzernen.  

Wie auch immer: Die Rolle der doitschen Normalverbraucher schwindet dahin. Klar, es wird ein paar Verwerfungen im Einzelhandel geben, d.h. Firmen werden pleite gehen, die klassischen Verkaufsstellen werden aufgelöst, Millionen von Verkäufer*innen werden mittelfristig "freigesetzt", aber das ist Fußvolk, der Plebs, der allerunterste Teil der Nahrungskette. Den Profit der Konzerne tangiert das nicht, darf es auch nicht tangieren. ²

Laut unserer Verfassung (Art. 20 GG) geht alle Macht vom Volke aus. In der täglichen Praxis hingegen geht alle Macht von den verschiedenen Lobby-Verbänden der Wirtschaft, sprich: von den Super-Reichen, aus, vgl. Hildebrandt D.: "Politik ist der Freiraum, den die Wirtschaft ihr lässt." Und wenn nun auch noch Konsumverzicht bzw. Boykott als Mittel der Einflussnahme entfallen ³, haben wir, die Regierten, die wir eigentlich Souverän in diesem unserem Staate sein sollten, keinen Einfluss mehr auf die Lenkung dieses Staates.  In Worten: "null", in Zahlen: "0,00".

Ich halte die Korrektur, dass auch Konsumstreiks keine wirkliche Macht hätten, für wichtig. 

Jedenfalls dann, wenn wir davon ausgehen, dass gerade etwas ganz schrecklich falsch läuft und dass wir sehr pronto sehr grundsätzlich umsteuern müssen, wenn wir nicht in einer Umwelt enden wollen, in der menschliches Leben, das diesen Namen verdient, nicht mehr möglich ist. Und wenn die Lage mittlerweile so zugespitzt ist, wie sie ist, und wir uns folglich keine zeitraubenden Irrtümer und Illusionen in puncto Taktik⁴ mehr erlauben dürfen.

Die FDGO hilft nicht, der individuelle Konsumstreik, der Boykott, hilft auch nicht. Was bleibt denn noch, wenn man, wie ich, Gewalt als Mittel der Politik (und überhaupt) strikt ablehnt?   

Ich weiß es nicht. Beängstigend, oder?



Hicks E.: Noahs Arche, 1846 via wiki commons

Mit der Geschichte von Noahs Arche konnte ich nie was anfangen.
Was für ein arschlöchiger Scheiß-Gott, der alle seine Wesen elendig ersaufen lässt.
Bis auf ein paar Auserwählte ...
... die es, siehe Jesus, später auch wieder voll verkackten!







¹ Diese Protest-Methode könnte gleichzeitig Gutes gegen die Klima-Katastrophe tun, aber das ist ein anderes Thema.

²  "Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere." Marx K.


³ In dem Zusammenhang dürfen wir auch nicht vergessen, dass Konsumverzicht und Boykott nie nennenswert stattgefunden haben, weil die doitsche Mittelstandskrampe zu sowas grundsätzlich zu dumm, zu faul, zu feige, zu spießig und zu bierärschig ist.

⁴ Beispiele für taktische Irrtümer:

  • Wir machen das mit demokratischen Mitteln.
  • Wir boykottieren. Z.B. Nestlé.
  • Wir sind technologieoffen, "die Wissenschaft" findet eine Lösung.
  • Der Markt regelt das.
  • Der Herrgott wird's scho' richten.
  • Nach mir die Sintflut.
  • ...



Sonntag, 3. September 2023

Nach Art des Paul K.

In letzter Zeit bin ich schreibfaul. Andere Dinge dominieren über die Lust an der Textklopperei.

Aber Bilder gipps genug. Landschaftsbilder. Kennt Ihr Paul Klees "Hauptwege und Nebenwege" von 1929?

(via wiki commons)



Ok, Klee hat andere Farben verwendet, aber das folgende hätte er bestimmt "Strömung" genannt.


Und wie er das genannt hätte, weiß ich nicht:



Für das folgende Bild muss man eher ein Zitat aus Coppolas "Apocalypse Now" bemühen: "Ich liebe den Geruch von glühendem Edelstahl am Abend, weil es nach einem geilen Flug riecht!"



Man müsste noch den haut goût verbrannten und unverbrannten Motoröls und Benzins erwähnen und die Wärme, die vom Motor aufsteigt, aber dann wäre der Rhythmus des Zitats im Eimer und richtig beschrieben wäre es ohnehin nur, wenn man es schaffte, das Konglomerat aus all dem in Worte zu fassen. Keine Chance!






 

Dienstag, 22. August 2023

Warum wir es definitiv verkacken.

 

Ein Kommentator der ARD fühlt mit der Bundesregierung, die den dringenden Empfehlungen der Wissenschaftler*innen des Klimaschutzrates nicht folgen mag, da der Wählerwille in der Sache so uneinheitlich sei, wie man aus Umfragen und Debatten entnehmen könne. Demokratische Parteien, so der Kommentator, müssten, anders als die Expert*innen, eben auch die nächsten Wahlen im Blick behalten. Klimaschutzmaßnahmen dürften die Gesellschaft nicht weiter spalten und müssten darüberhinaus zu einem wirtschaftlichen Erfolg führen.  

Ich übersetze: Parteipolitischer Egoismus und der besinnungslose Wille zum Machterhalt gehen selbstverständlich vor Vernunft. Die Doktrin unbedingten, grenzenlosen Wachstums  gilt unhinterfragt bis zum Verrecken.

Nun gut. Das war's dann.

Was ich mir gewünscht hätte - und wie Demokratie eigentlich funktioniert: Verantwortliche und verantwortungsbewusste Politiker*innen, die klug genug sind, die sich abzeichnende menschenverursachte Katastrophe sachlich richtig als solche zu erfassen und die bereit sind, ihre ihnen vom Souverän des Staates, den mündigen Bürger*innen, übertragene Macht einzusetzen, um die Katastrophe abzuwenden. Seien die dazu notwendigen Maßnahmen auch unpopulär, wüteten die Lobbyisten auch noch so sehr und koste es schließlich auch Mandate in der nächsten Legislaturperiode. 

So hätte ich mir das vorgestellt. Und würde das gesamte Kabinett bei der nächsten Wahl ganz demokratisch abgewählt, dann könnten sie sich wenigsten in dem Bewusstsein suhlen, das Richtige getan zu haben. Aber nicht einmal die Grünen konnten sich dazu entschließen.

Und alle Welt scheint diesen schmierigen, erbärmlichen und mörderischen Opportunismus unserer Führungs-Camarilla für völlig normal und ganz verständlich zu halten. 

Wie sehr ich diese feigen Egoist*innen verachte!

Wir werden es nicht packen. Wir haben es auch nicht verdient. 




Bracht E.: Gestade der Vergessenheit, 1889, via wiki commons






Sonntag, 20. August 2023

Wach bleiben!


Aus morgendlichem Tran weckte mich heute diese Guardian-Titelzeile:


Schien mir plausibel, dass im transphoben Russland so eine Transition eine gute Tarnung für Kriegsverbrecherinnen der Wagner-Truppe darstellt. Aber irgendwas schien seltsam an dieser Interpretation, so dass ich den Goggel-Übersetzer deaktivierte.


(Abbildungen stark verändert via Gaurdian.com)

Es soll hier nicht die Angst der Frauen marginalisiert werden. Vor allem soll hier aber nicht hämisches KI-Bashing stattfinden. Ich nutze die Übersetzer aus allmorgendlicher geistiger Bequemlichkeit beim "Zeitunglesen" oft und gerne und bin mit den Ergebnissen insgesamt absolut einverstanden.

Was mir aber gerade wieder bewusst geworden ist:

  • Eine KI¹ kann Vokabular übertragen und, wenn sie gut ist, grammatische Strukturen richtig umsetzen.
  • Eine KI kann, wenn sie richtig, richtig gut ist, vielleicht auch punktuell aus dem Kontext die je plausiblere Übersetzungs-Alternative richtig erraten.² 
  • Eine KI hat aber null Ahnung davon, ob die Transitions-Geschichte, die mir als Erstes durch die Birne fuhr, sinnvoll denkbar ist. Wir respektieren dabei, dass die o.g. Übersetzung ins Deutsche fachlich nicht wirklich falsch ist. Sie ist nur total bescheuert.

Daraus folgt:

  1. Wir müssen stets die Ergebnisse von KIen als solche erkennen können, um sie auf ganz bestimmte Plausibilitäts-Fehler hin zu prüfen.
  2. Den kulturellen Kontext können nur wir Menschen herstellen. Das ist ein aktives, gestalterisches Tun, denn Kultur ist, Tag für Tag, ein soziales Konstrukt.
  3. Dieses Alleinstellungsmerkmal dürfen wir uns von den Maschinen nicht aus der Hand nehmen lassen. Bequemlichkeit hin oder her.
  4. Wir müssen die Defizite ³ der KI in allen Lebensbereichen, nicht nur beim Übersetzen, stets kritisch im Auge behalten. Wenn wir nicht die Maschinen beherrschen, beherrschen die Maschinen uns.


(verändert via wiki commons)

Susan Calvin: Das Gehirn des Roboters ist eine Differenzmaschine. Es liest Vitalsigns. Es muss getan haben ...
Detective Del Spooner: Es hat getan. Ich war die logische Wahl. Es wurde berechnet, dass ich eine Überlebenschance von 45% hatte. Sarah hatte nur eine Chance von 11%. Das war jemandes Baby. 11% sind mehr als genug. Ein Mensch hätte das gewusst.

I Robot





¹ Ich habe soeben "Bard" gefragt, ob Übersetzungsprogramme KI nutzen. Die Antwort lautet, kurzgefasst: "Ja."

² Da habe ich mit DeepL schon äußerst vielversprechende Erfahrungen gemacht.

³ Ja, Defizite! Kommt mir in diesem Zusammenhang nicht mit Defizit-Differenz-Diskussionen. Nicht bei KI!






Samstag, 19. August 2023

Warmluft-Meditation


Vor knappen 40 Jahren gab es an der norditalienischen Adriaküste noch Strandabschnitte, die zwar nicht völlig menschenverlassen waren, aber abends doch so verwaist, dass man sich da mit 'ner Buddel Rotwein und 'nem Päckchen Tabak hinfläzen konnte, um friedlich dem Meer bei seinem Meer-Sein zuzuschauen. An den Strand klatschende oder - je nach Größe - auch nur schwappende Wellen versetzen Dich in meditative Stimmung, und angesichts der Weite fängste garantiert am Philosophieren an. Du kannst Dich an Meer niemals satt sehen. Völlig ausgeschlossen.

Und genauso geht es mir mit dem Raum zwischen Himmel und Erde, dem natürlichen Aufenthaltsort der Low&Slow-Flieger:innen. Deshalb die vielen Bilder-Postings.

Die Bedingungen heute Vormittag waren Milchglas, nicht so ganz das Zentrum meiner Comfort-Zone. Aber das Verschwinden der Welt in der Ferne hat was. Du fokussierst auf das Naheliegende.



Eine Inversionsschicht macht zwar die Luft ruhig, sammelt aber auch den Dreck der darunterliegenden Schichten. Ist der graue Streifen rechts, knapp über dem Horizont erkennbar? Noch weiter rechts liegen Hafen und Industriegebiete von Bremen.



Das Naheliegende. Siedlungsformen. Firmengelände. Die Low&Slow-Perspektive zeigt, wo es aufgeräumt zugeht und wo nicht so. Dazwischen immer mal wieder kleine, isolierte Grundstücke, bei denen ich denke: "Sieh an, da hat sich jemand einen muckeligen Rückzugsort geschaffen."
 


Und die Erfahrungssammelei hört nie auf. Ja, man kann bei diesem Wetter barfuß und ohne Kombi fliegen. Aber ich hätte daran denken sollen, wie sehr ein Hosensaum bei 70 km/h flattert. Nicht wirklich schmerzhaft, nur ziemlich unangenehm. Enganliegende Klamotten sind angesagt!

Dass kurze Hosen überhaupt nicht gehen, habe ich frühzeitig gelernt. Mein recht starke Beinbehaarung wirkt wie ein Fangnetz für Kleininsekten. Und auch wenn ich mir die Beine rasierte, bliebe da als weiteres Problem die Sitzhaltung, die dazu führt, dass durch kurze Hosenbeine Dinge in großer Intensität belüftet würden, bei denen ein gewisses Maß an Luftigkeit zwar sehr angenehm, ein Übermaß jedoch sehr unangenehm sein kann. 








Freitag, 18. August 2023

Klare Worte, bitte!

 Als ich das gelesen habe:

zitiert aus: https://www.deutschlandfunk.de/newsblog-zum-krieg-in-der-ukraine-100.html

verspürte ich eine definitorische Unsicherheit in puncto "Offensive". Ich bin kein Militär-Experte, aber assoziierte bislang mit "Offensive" ein Angriffsgefecht, das zeitlich und räumlich pointiert ist und etwas Schlagartiges, bestenfalls Überraschendes haben sollte. Würde der gute, alte Clausewitz eine mehr als zwei Monate andauernde Operation, in deren Verlauf eine weitere Rekrutierungskampagne durchgeführt wird und die bislang keine wesentlichen Ergebnisse gezeitigt hat, noch als "Offensive" bezeichnen? Wenn das, was in der Ukraine gerade läuft, eine Offensive ist, wie sieht dann "Stellungskrieg" aus?

Warum besteht die ukrainische Führung darauf, dass die westliche Propaganda die Patt-Situation im Osten der Ukraine weiterhin als laufende "Gegenoffensive" verkauft? Fürchtet man, ein Eingeständnis des Gescheitert-Seins der Gegenoffensive könnte die wachsende Lustlosigkeit der bisherigen Geldgeber beschleunigen? Spürt Selenskij den Angst-Hauch im Nacken, angesichts der Aussichtslosigkeit der militärischen Bemühungen (mit dem Ziel einer Niederlage Russlands) müsse der Krieg vielleicht doch am Verhandlungstisch beendet werden?

Das sind natürlich wüste Spekulationen. Eigentlich stört mich nur, dass hier ein weiterer Begriff  propagandistisch  pervertiert, das heißt: sinnverdreht, wird. Und zwar auf so eine offensichtliche und augenzwinkernde Art, die signalisiert "Ich weiß, dass Du weißt, dass ich weiß, dass die Offensive gescheitert ist, aber das sagen wir natürlich nicht öffentlich..." Ich glaube, in der gesprochenen Sprache werden wir demnächst den Glottisschlag einsetzen, wenn wir von der "ukrainischen ʔ Gegenoffensive" sprechen. 

So subtile Siglen der Skepsis lieb' ich eigentlich sehr¹, aber es besteht die Gefahr, dass das Unausgesprochene uns den Blick auf die Realität verstellt. Da die Propaganda aller direkt und indirekt Beteiligten dieses Konfliktes so abgrundtief dümmlich und grob ist, gibt es keinen Raum für kluge Subtilität.

Die ukrainische Gegenoffensive ist gescheitert. Spätestens jetzt wird es Zeit, einzugestehen, dass eine totale militärische Niederlage Russlands keine realistische Option für die Beendigung dieses Krieges ist. Wer anderes behauptet, belügt das Publikum mit beleidigender Plattheit und setzt sich der Frage nach den Motiven aus.




Ejakulierende B-52 - verändert via wiki commons






¹  Wir Doitschen kennen das zum Beispiel aus der Nazi-Zeit, als "Endsieg", "Frontbegradigung" und "hinhaltender Widerstand" von den Wissenden entsprechend kommuniziert wurden. 






Dienstag, 15. August 2023

Bombardieren für den Frieden!

 

Himmelarschundzwirn, da wird schon wieder ewig diskutiert, ob wir den Ukrainern die Taurus-Marschflugkörper schenken sollen! Natürlich sollen wir! Wie soll denn sonst der Ukraine-Krieg jemals beendet werden?

Wenn wir den Ukrainern alle einsatzbereiten 150 Taurus der Bundeswehr geben, wird nämlich folgendes passieren:

Die Ukrainer werden damit Russland bombardieren. Und dann wird Putin sagen: "Oh weh! Sie bombardieren uns mit Taurus'! Nun erfahr' ich schmerzlich, dass die Gegner, die ich einst mit Leichtigkeit unterjochen zu können glaubte, mir in Wahrheit doch über sind! Was mach' ich bloß, was mach' ich bloß?!"

Und Putins Generale werden mit betretenen Mienen um ihn herumstehen, bedeutungsschwanger die Köpfe hängen lassen und bestätigen: "Ja Herr, der Gegner ist einfach zu stark, zu schlau, technisch zu überlegen, hat mehr Erfahrung. Schon seine durchschlagenden Erfolge in der Gegenoffensive mit den Leopard-2-Panzern hätte uns eine Lehre sein sollen!"

Und Putins Historiker werden sagen: "Wir haben auch gar keine Ahnung, wie man Kriege führt und was Strategie ist. Selbst solche Weicheier wie Napoleon und Hitler haben, nachdem sie fast ganz Europa plattgemacht haben, uns überfallen, und wir mussten viele Opfer bringen, sie jedesmal wieder rauszuschmeißen."

Und Putins Politiker werden sagen: "Und das russische Volk wird bestimmt verstehen, wenn Ihr sagtet: 'Eigentlich hatten wir gedacht, wir könnten gewinnen, aber leider haben wir's verkackt und uns geirrt, und dafür habt Ihr jahrelang geblutet, aber nix für ungut, jetzt geben wir Alles zurück, auch die Krim, wir werden die geforderten Reparationen in unbekannter Höhe zahlen, wir werden akzeptieren, weltweit verachtet und gedemütigt zu werden, und die Amis werden sich vor Schadenfreude gar nicht wieder einkriegen, tja, so läuft's halt manchmal.'" 

Und Putin hörte diese Worte und das Herz ward ihm schwer. Bei sich dachte er: "Hm, das ist wenig ermutigend. Ich hätte nicht gedacht, dass 150 Taurus mit je 113 kg Explosivstoff, also roundabout 17 t, mein russisches Reich aus dem Rennen würfen. Im Zweiten Weltkrieg wurden über 20.000 t Sprengstoff allein auf Tokio abgeworfen, und die Auswirkungen dieser Angriffe führten zwar zu viel Tod und Zerstörung, aber nicht zum Zusammenbruch... Außerdem ist noch die Frage, ob die Bundeswehr wirklich alle einsatzbereiten 150 Taurus abgibt und wenn ja, wieviel davon ihre Ziele wirklich erreichen. Und ich könnte natürlich weiterhin jeden Angriff auf russisches Territorium mehrfach vergelten, aber aus irgendeinem Grunde werde ich das nicht tun, sondern stattdessen aufgeben und mich dem erniedrigenden Ritual vor dem IStGH stellen. Schade eigentlich."

Genau so wird das laufen. Und deshalb MÜSSEN wir die Taurus liefern. Aber hopphopp, wenn ich bitten darf!


(stark verändert via wiki commons)

Merke: Eine dicke Wumme ist IMMER ein Problemlöser.
Vor allem, wenn Dein Problem ein zu kleiner Penis ist!







Noch mehr zu Licht & Schatten

Mit dem Thema Licht & Schatten (vgl. vorangegangenen Artikel) müssen wir uns wohl nochmal auseinandersetzen. Gestern war ich wieder ein gutes Stündchen vor Sonnenuntergang unterwegs, und da gab es reichlich Funde zum Thema.

Sind das nicht prachtvolle Schatten? Bei so niedrigem Sonnenstand treten alle Konturen viel deutlicher  hervor. 



Klärwerke werden zu graphischen Kunstwerken.


Pilotiseure bekommen einen Heiligenschein und ordinäre Spritschläuche sehen aus, als flössen anspruchsvolle geistige Getränke hindurch.



Ballöne strahlen ja schon bauartbedingt eine gewisse Erhabenheit aus, aber bei diesem Licht liegt der Begriff "überirdisch" nahe.


 

Und wenntze 'n neues Hintergrundbild für'n PC suchst, wirste um die Zeit da oben auch ganz schnell fündig:








Freitag, 11. August 2023

Fliegesachen: Licht & Schatten

 

Gestern war langersehnt endlich das möglich, was in der Nicht-Schicki-Micki-Flieger-Fraktion als "Arsch-wund-fliegen" bezeichnet wird.

Vormittags konnte ich meinen dreijährigen Enkel mit ein paar Touch-'n-Gos beeindrucken ...




... spätnachmittags dann ein Lustflug zu den ausgesprochen freundlichen Menschen am Flugplatz Kührstedt-Bederkesa (EDXZ).


 
Auf dem Hinflug zeichnet sich im Westen allerdings schon eine ziemlich fette Abdeckung ab. Trotzdem interessantes Bild. Das Licht, die Farben, schon hunderttausend Mal bemerkt, aber immer wieder neu.


Rückflug, Blick über Bremerhaven, am Horizont die Hafenkräne.



Dann wurde es richtig duster. Ich fliege mein treues Pixel-Trike seit fast sieben Jahren, und zum ersten Mal fiel mir gestern auf, dass die Instrumente hauchzart hintergrundbeleuchtet sind - sooo dunkel wurde es. Außerdem ist es für einen Tageslicht-Flieger ungewohnt, Autos mit annen Scheinwerfern zu registrieren. Schade, dass die entsprechenden Fotos qualitativ grütze waren und hier nicht vorzeigbar.

Trotz der fetten Wolkenschichten bin ich weitgehend trocken durchgekommen.