Donnerstag, 9. Oktober 2025

Ich bin ein Landei, und das ist gut so.

 

Mein Flugzeug¹ steht nicht mehr in Hatten, sondern neuerdings auf Barßel-Airfield. Folglich fahre ich nun häufiger von meinem ländlich-flächigen² Wohnort durch ländlich-flächige Landschaft zum ländlich-flächigen Flugplatz. Und immer wieder stelle ich fest: Ich mag das Ländlich-flächige. Ich mag die ländliche Einöde. Ich mag, wenn nix los ist. Wenn wenig Menschen unterwegs sind.

Ich bin ein Landei.

Städte haben ihre Vorteile:

  • Kultur
  • Einkaufsmöglichkeiten
  • Events
  • ÖPNV-Erreichbarkeit
  • alles konzentriert, alles geographisch nah
  • ...

Für einen Misanthropen³ wie mich bedeuten Städte aber auch:

  • Viele Menschen.
  • Viele Menschen auf einem Haufen.
  • Viele Menschen auf einem Haufen, denen auszuweichen Du meistens keine Chance hast.
Am schlimmsten ist das gerade dort, wo die Vorteile der Großstadt sich manifestieren, bei Kulturveranstaltungen, Shopping-Meilen, im ÖPNV, und damit sind diese ganzen Vorteile für mich weitgehend entwertet. 

Ein paar Mal im Jahr sehne ich mich natürlich auch nach dem Trubel, bin neugierig, was so läuft und angesagt ist. Großstädte sind immer auch eine Bereicherung, ich fühlte mich ungut, wenn ich nicht ab und zu mal reinschnuppern könnte. 

Aber die Stadt ist nicht mein artgerechtes Biotop.





↑ Gestern Abend auf meiner Terrasse.
Ich war überzeugt, den Blitz deaktiviert zu haben. 
Zum Glück hatte ich mich geirrt.





↑ Das selbe Motiv,
jetzt aber wirklich ohne Blitz.
Hat auch was, irgendwie.







¹ Ja, ich weiß: Manche Leute wollen nicht akzeptieren, dass mein 120-kg-Trike ein Flugzeug ist, aber die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation hat da eine hammerharte, global gültige Definition: Motorisiert, schwerer als Luft, nicht-rotierende Flächen zur Auftriebserzeugung. Voilà!

² Den Zusatz "flächig" habe ich mir angewöhnt, als der Polit-Neusprech von "in der Fläche" statt vom "platten Land" zu floskeln begann.

³ Ich lege Wert auf die Feststellung: "Ein Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen." (ebd.) Ich finde nicht ALLE Menschen shyce. Nur den größten Teil. Und Misanthrop-Sein bedeutet für mich nur, dass ich bitte gerne die Wahl hätte, wann ich mich mit wem und wievielen umgebe. Danke.






Dienstag, 7. Oktober 2025

Siebter-Oktober-Gedenken

 

Ich gedenke einer kleinen intriganten Horde krankhaft machtgeiler, alter Männer, die sich daran ergötzen, dass sie in der Lage sind, massenhaft junge Menschen so sehr zu fanatisieren, dass diese im Stande sind, unschuldige Menschen grausam niederzumetzeln, und das im Namen eines Gottes, der zwar allmächtig sein soll, aber seine Allmacht offenbar vor allem dazu nutzt, Massaker zu lancieren, die dazu dienen, seine unendliche Macht zu demonstrieren, zu verteidigen und zu stärken. 

Schlichte Logik verrät uns, dass unendliche Macht eigentlich nicht steigerungsfähig ist. Daher müssen wir davon ausgehen, dass dieser Gott ein unendliches Arschloch ist, der, wie seine irdischen Hohepriester, Grausamkeiten orgasmisch feiert.



Auf der anderen Seite sehen wir eine kleine, intrigante Horde krankhaft machtgeiler, alter Männer, die sich daran ergötzen, dass sie in der Lage sind, massenhaft junge Menschen so sehr zu fanatisieren, dass diese im Stande sind, unschuldige Menschen grausam niederzumetzeln, und das im Namen eines Gottes, der zwar allmächtig sein soll, aber seine Allmacht offenbar vor allem dazu nutzt, Massaker zu lancieren, die dazu dienen, seine unendliche Macht zu demonstrieren, zu verteidigen und zu stärken. 

Schlichte Logik verrät uns, dass unendliche Macht eigentlich nicht steigerungsfähig ist. Daher müssen wir davon ausgehen, dass auch dieser Gott ein unendliches Arschloch ist, der, wie seine irdischen Hohepriester, Grausamkeiten orgasmisch feiert.


Die politischen Führer der Palästinenser und der Israelis sind sich im Prinzip also vollkommen einig. Das dürfen sie aber natürlich niemals öffentlich zugeben, denn wenn sie nicht weiterhin ihre Leute in grausamste Massenschlächtereien gegeneinander führen würden, verlören sie die Basis ihrer Macht.













Sonntag, 5. Oktober 2025

Definiere "Failed State"

 


(sehr stark verändert via tagesschau.de)

↑ In Bamako, der Hauptstadt Malis, haben gestern Rebellen aus Burkina-Faso die Macht übernommen. Mali gilt als sogenannter "Failed State",  ...

Nää, warte, da hat die KI Mist gebaut. Das ist nicht das Bild aus Bamako, das ist aus Chikago. Aber das mit dem "Failed State" kannste drin lassen¹. 

↓ 

(Kapp-Putsch, 1920, verändert via wiki commons)





¹ "Ein gescheiterter Staat muss sich nicht unbedingt in einem Zustand von Chaos und Anomie befinden. Es ist auch möglich, dass nichtstaatliche Akteure an die Stelle des Staates treten und eine neue, eigene Ordnung etablieren (Mafia, Warlords). Solche Ordnungen sind jedoch regional begrenzt und leisten nicht in vollem Umfang die oben genannten drei Kernfunktionen eines Staates [Sicherheit, Wohlfahrt und Legitimität/Rechtsstaatlichkeit]; zudem sind sie auf Gewalt und Repression gegründet." 





Freitag, 3. Oktober 2025

Vom Adenauer-Regime lernen!

 

Bin neulich ganz beiläufig über den Begriff "Hallstein-Doktrin" gestolpert. Interessante Sache, das. 

Ursprung im furz-konservativen Anti-Kommunismus der frühen Adenauer-Zeit und von ebendieser Regierung beschlossen: Die diplomatische Anerkennung der DDR durch andere Nationen sei gleichbedeutend mit einer Infragestellung des westdeutschen Alleinvertretungsanspruches doitscher Interessen und werde folglich als unfreundlicher Akt gegen die BRD betrachtet.

Diese Doktrin wurde nicht so richtig konsequent durchgezogen und zwischen 1955 und 1969 immer wieder der Opportunität geopfert und schließlich im Sinne der versöhnlichen Ostpolitik Brandts abgeschafft. Aber angesichts der Situation der jungen BRD war das damals, 1955, ein ziemlich starkes Signal - wenn auch von den falschen Leuten aus den falschen Motiven mit falscher Zielsetzung.

Nichtsdestotrotz:

  • Ich stelle mir im Jahre 2025 eine deutsche "Menschenrechts-Doktrin" vor, eine weltweit gültige Ansage, dass Deutschland Nationen, in denen gegen die UN-Charta der Menschenrechte verstoßen wird, vollständig boykottiert, politisch, diplomatisch und vor allem wirtschaftlich.

Ok, so ein Boykott ist natürlich eine härtere Gangart, als die Erklärung, es liege ein "unfreundlicher Akt" vor, aber wer ernsthaft mit uns zusammenarbeiten will, sollte die Minima menschlichen Zusammenlebens achten. Das ist kein Zwang, keine Unterdrückung, nur eine Regel, an der andere sich orientieren können oder auch nicht. 

Da wir einmal dabei sind, machen wir auch 

  • eine "Klima-Doktrin". Wir arbeiten nur noch mit Nationen zusammen, die sich ehrgeizige CO₂-Ziele (was zu definieren wäre) gesetzt haben und empirisch nachweisbar ihren CO₂-Ausstoß reduzieren (ohne auf Atomkraft auszuweichen).
  • und / oder eine "Pressefreiheits-Doktrin": Wir arbeiten nur noch mit Nationen zusammen, die nach RSF mindestens "zufriedenstellende" Bedingungen in Sachen Pressefreiheit nachweisen. Es ist meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass RSF damit eine ziemliche Machtposition bekommt. Ist das schlimm? Solange die keinen Mist bauen, können wir's ja erstmal laufen lassen.
  • und / oder eine "Rechtsstaatlichkeits-Doktrin": Wir arbeiten nur noch mit Nationen zusammen, die nach dem Rule-of-Law-Index des World-Justice-Projects einen Index von 0,66 haben. Alter Schwede, da wird aber die Luft dünn! Egal, der Wert "0,66" ist gleichzusetzen mit nur zwei Dritteln des Möglichen. Das ist schon beschissen genug. Wer da noch drunter liegt ... nää, echt nicht, das ist doch unappetitlich!
  • und / oder eine "Toleranz-Doktrin": Wir arbeiten nur noch mit Nationen zusammen, deren LGBTQIplus-Toleranz-Situation besser als 66 % ist. Zwei Drittel des Möglichen ist auch hier ein ethisches Minimum. Drunter geht gar nicht, und außerdem fliegen bei diesem Limit viele Länder raus, die auch schon bei "Menschenrechten", "Pressefreiheit" und "Rechtsstaatlichkeit" rausgeflogen sind. Es entstünde kein zusätzlicher Flurschaden. 
  • und / oder ...


Jajaja, ich weiß, das ist alles Quatsch. Erstens sind wir selbst überhaupt kein Musterländle und müssten uns wegen des Klima-Kriteriums selbst boykottieren. Zweitens würde so viel Ethik den Profitinteressen der global agierenden Konzerne entgegenlaufen und ist ergo ohnehin unrealistisch.

Es sei denn, man wolle es unbedingt!



(via wiki commons)

Doitschlaaaand 1955
Driiiiieeeeems aaaa maiiii Riäl-Littiii ....

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Tausend hohle Welten

 

Ich habe Bethesdas "Starfield" jetzt 17 Tage, 11 Stunden und 18 Minuten gespielt, wobei "17 Tage" nicht bedeutet "an 17 Tagen", sondern "17 mal 24 Stunden". Man könnte auch gleich "419:11 Stunden" sagen. Die Einordnung und Bewertung dieses Wertes überlasse ich den Lesys.

Faszinierend an Starfield ist die Konzeption einer offenen Spielwelt, genauer: einem Teil des  Universums mit über 1.000 Welten in über 100 Sternensystemen, die dank KI jeweils einzigartige Bedingungen und Bewohnys haben. Mehr über das Spiel hier. Und obwohl man ohne Besinnen von einem Planeten zum nächsten hoppsen und erkunden und bauen und looten und mit den Lebewesen kommunizieren kann (sofern man sie nicht besser rechtzeitig notwehrniedermetzelt), wurde es mir irgendwann ein klitzebisschen öde.

Kognitive Dissonanz: Warum wird mir eine ganze Galaxie mit über 1.000 Planeten nach vierhundertneunzehn Stunden etwas langweilig? Im realen Leben hänge ich seit über  fünfhunderttausendsechshundertachtundachtzig Stunden auf einem einzigen Planeten herum, meistens sogar nur auf einem Kontinent, allermeistens sogar nur in einem Land, genauer: in einem kleinen, überschaubaren Bereich dieses Landes, ohne dass ich eine vergleichbare Langweile zu empfinden beginne.

Jaja, es gibt technische Einschränkungen, 16,7 Millionen Farben sind zu wenig, die NPCs immer noch zu schematisch, und VR kann noch nicht viel, wenn man ehrlich ist. Ich weiß, man arbeitet dran.

Aber das ist es nicht.

Nach reiflicher Überlegung glaube ich das Kernproblem identifiziert zu haben: Es gibt keinen Sinn! In den über tausend Welten von Starfield gibt es keinen Sinn. Du hüpfst durch die unendlichen Weiten, und irgendwann hast Du intuitiv ein Schema erfasst, nach denen alle  diese Welten funktionieren. Aber die Information ist banal. Da steckt keine Lehre drin, die Dich irgendwie weiterbringt.

Hier, im richtigen Leben, kann ich mich auf meine Wiese¹ unter einen Apfelbaum setzen und Wolken nachschauen, und ich fühle mich philosophisch erhoben, geläutert, erfrischt, bereichert. 

Tausend Welten bringen's nicht. Die Wiese, die bringt's!


Dieses Bild habe ich soeben in meinem Garten geknipst,
dann mit einer KI-Bildbearbeitung modifiziert und
 zum Schluss mit einem kleinen Malprogramm bearbeitet.



¹ Einst war das ein Rasen, aber gemeinsam haben wir beschlossen, den Spießer-Ehrgeiz aufzugeben.






Freitag, 26. September 2025

Verbrennerverbot - warum?


Ich bin ratlos und bitte um Hilfe:

Ich verstehe ganz grundsätzlich nicht die Diskussion um das Verbrennerverbot, egal ob ab sofort oder 2035 oder (wahrscheinlichst) am Sankt-Nimmerleins-Tag. Mal abgesehen von den Idiotys, die glauben, ihnen würde am 01.01.2035, 00:01 Uhr von einer links-öko-faschistischen Diktatur das Auto weggenommen, kann uns die Termindiskussion doch völlig wumpe sein.

Verbrenner sind shyce, sie machen die Umwelt kaputt, die wir für ein menschenwürdiges Leben brauchen. Da das so ist, kaufen wir logischerweise ab sofort keine Verbrenner mehr. Es ist in unserem ureigensten Interesse und im Interesse der gesamten Spezies. Wir müssten unfassbar doof sein, weiterhin Verbrenner zu kaufen.

Wozu brauchen wir Politiker¹? Warum geben wir den von der Verbrenner-Lobby korrumpierten Politikern die Macht, uns einen Termin zu setzen, wenn wir das selbst viel besser können? Und warum regen wir uns, nachdem wir den Politikern diese Macht gegeben haben, immer wieder darüber auf, dass sie diese Macht missbrauchen? 

Ich kaufe keine Verbrenner mehr. Punkt. 

Wir kaufen keine Verbrenner mehr. Punkt.

Wir verachten Menschen, die noch Verbrenner kaufen und wollen mit ihnen nix mehr zu tun haben. Punkt.

Da kann kein Konzern, keine Lobby, kein Politiker was gegen tun. 

Manchmal hören wir den Einwand, wenn es nicht staatlich vorgeschrieben werde, würde sich niemand vernunftgemäß verhalten. Wenn also "der Staat" keinen Termin für das Verbrenner-Aus setzte, würden die Konsumentys sich weiterhin entgegen ihren ureigensten Interessen verhalten. 

Ich halte diesen Einwand für problematisch:

  • Als Putin, Erdogan, Orban und Konsorten öffentlich sagten, ihre jeweiligen Völker seien noch nicht reif genug für eine vollständige Demokratie, allerhöchstens für eine obrigkeitlich gelenkte Demokratie, da haben wir uns verächtlich halbtot gelacht. Anscheinend denkt aber eine Mehrheit in diesem, unserem Lande im Stillen genau so: Wir brauchen einen¹ Merz, Söder, Linnemann, Spahn, Chrupalla, Weidel, die zwar durch die Bank egomanische Inkompetenzlinge sind, die uns aber sagen müssen, was gut und richtig ist. Wir, das Volk, sind einfach zu doof dazu.

    Was für ein erbärmliches Selbstbild. Aber die Wahlergebnisse weisen in dieselbe Richtung.

  • Wenn es stimmt, dass die Mehrheit der Menschen die Logik von "Verbrenner schaden mir => Ich sollte keinen Verbrenner kaufen." kognitiv nicht verarbeiten kann, dann werden wir aussterben. Sisso. Wir wären nicht die erste Spezie, die sich selbst zugrunde richtet.



Frage:
Ich habe ein Foto eines Megaloceros-Skeletts 
in wiki commons public domain gefunden.
Dann habe ich eine Bildbearbeitungs-KI benutzt, 
um es freizustellen, d.h. Vorder- und Hintergrund zu entfernen.
Dann habe ich es mithilfe eines simplen Grapik-Programms
nach meinen ästhetischen Vorlieben weiterbearbeitet,
da es eine Anmutung der zoologischen Zeichnungen
des späten 19. Jhdts. bekommen sollte.

Habe ich geistiges Eigentum geklaut?
Ist das nun mein Werk?
Habe ich etwas Originäres geschaffen?
 







¹ Ich gendere "Politiker" nicht mehr. Alle Politiker, die sich Macht-Positionen hochgekämpft haben, sind alte, weiße Männer. Auch wenn sie genotypisch Nicht-X-Y-Chromosomenträgerys und phänotypisch junge POC oder sonstwas sind.







Mittwoch, 24. September 2025

Ich bin nicht "Antifa", sorry.

 

Ich muss zugeben: Auch ich fühlte mich kurz gebauchpinselt, als Trump die Antifa zur terroristischen Organisation erklärte. Man konnte sich so herrlich als Mitglied bzw. Sympathisanty einer verfolgten Gruppe fühlen, sich in einer Reihe mit Tom Hanks, Sting und all' den anderen geschassten Künstlerys sehen, vielleicht sogar den Brückenschlag zu den Widerständlerys des Nazi-Regimes für sich beanspruchen ...

Alles Schwachsinn. Antifa ist seit jeher eine schwiemelige, molluskenhafte Selbstbezeichnung, sowohl bei uns als auch in Ämmerikor. Da steht nirgends eine konkrete Organisation hinter und erst recht kein politisches Programm. Antifa taugt nicht mal als Sammelbezeichnung für Leute, die gegen Faschismus sind, denn gegen Faschismus zu sein ist genau so banal wie für Menschenrechte zu sein. Das Wort Antifa ist völlig ausgeleiert, jedy Deppy kann Antifa sein.

Ein Wort, das alles erklärt, erklärt nichts. (Popper K.)

Innerhalb der Antifa gab (und gibt?) es außerdem Strömungen, die Gewalt, auch militante, d.h. organisierte, bewaffnete Gewalt für ein Mittel des politischen Diskurses halten. Aus persönlicher Erfahrung aus den 1980er Jahren weiß ich, dass es da einige sehr kleinpimmelige Großsprecher gab, die den gewaltsamen Systemwechsel propagierten, zum Glück aber Lichtjahre von der Entschlossenheit entfernt waren, das auch umzusetzen.

Von diesen Strömungen hat Antifa sich nie distanziert, und das ist für mich, der ich Gewalt als Mittel der Politik ausschließe, ein Killer-Argument. Ich werde mich keinesfalls als Antifa-Fuzzy definieren. Links ja, gegen Faschismus, für Menschenrechte, FDGO etc. etc. ja, ja, ja. Antifa  nein.

Eine bittere persönliche Erfahrung sagt mir auch, dass es in naher Zukunft ein paar subklinische Psychopathen geben könnte, die den Begriff einfach für sich kapern und sich zu Führerys der Antifa aufschwingen, schlicht durch Selbst-Akklamation und die Unterstützung ein paar weniger Speichelleckys. Und dann stehe ich da mit meiner Aussage, ich sei Antifa, aber DAS habe ich nicht gewollt, blablabla ...

Mir ist das so gegangen, als ich eine zeitlang sagte, ich stünde der buddhistischen bzw. taoistischen Philosophie nahe und als dann ein paar myanmarische Äbte buddhistischer Klöster zum Völkermord an den Rohingya aufriefen. Oder als ich auf einer Demo für oder gegen irgendwelche Hochschulpolitik war und plötzlich eine kleine Schar marxistisch-leninistischer Knallchargen sich mit Riesen-Bannern an die Spitze des Zuges und der Rednery-Liste setzten. Oder als die christliche Lehre im 4. Jhdt. n. Chr. in die Hände fanatischer alter, weißer¹  Männer fiel. Oder als die ersten kommunistischen Führerys die Ideen Marx' pervertierten ...

Und schließlich: Es gibt überhaupt keinen Grund, stolz darauf zu sein, sich "Antifa" zu nennen. Denn wie Du Dich definierst, ist den Nazis, und damit meine ich auch die Trumps, Erdogans, Orbans, Putins usw., scheißegal. Und mehr noch: Ich glaube, Trump beömmelt sich köstlich darüber, wie sich jetzt alle über sein Antifa-Verbot empören. Mit einer einfachen Geste hat er der progressiven Linken so viel Energie geklaut - das ist "flood the zone" at its best.

Und warum sollte es irgendeinen Autokraten interessieren, für wie "antifa" Du gelten möchtest? Das ist in der Tat völlig wumpe, denn Du bewirkst ja nichts. Die Aussage "Seht, ich bin Antifa!" ist bestenfalls geistige Masturbation.² Schlimmstenfalls blockiert sie den Blick auf das, was wirklich konkret getan werden könnte.


(via wiki commons)

Das ist das Antifa-Logo von 1932, als die Kommunisten
in kritischer Zeit und durchaus mit persönlichem Risiko
zum Widerstand gegen die Nazis aufriefen.
Wie hat sich und wer hat aus welchen Motiven durchgesetzt,
dass die eine Flagge schwarz wird,
um neben dem Kommunismus auch den Anarchismus zu symbolisieren?

Da wird also doch organisiert und gefummelt! Von wem?





¹ Ich sag's gerne immer wieder: Auch lesbische schwarze Menschen mit Behinderungen können alte weiße Männer sein. 

² Ja, das kann man diesem Blog auch vorwerfen. Ich bin mir der weitgehenden Wirkungslosigkeit  dieses Blogs als Instrument politischer Auseinandersetzung bewusst. 






Montag, 22. September 2025

Kollektive Lernentwicklungsstörung, nicht therapierbar.


Einer der besten im politischen Kabarett, Volker Pispers, hat als einen Grund seines Abschieds von der Bühne angegeben, er habe das Gefühl, sein Tun bewirke überhaupt nichts, auch wenn die Zuschauerys ihn ob seiner bissigen, brillianten Gesellschaftskritik feierten.

Ich würde niemals wagen, meine Ergüsse auch nur ansatzweise mit V.P.'s Genialität zu vergleichen, aber das Gefühl totaler Wirkungslosigkeit kann ich nachvollziehen:

Wieder mal titelt der ÖRR prominent, die "Bundeswehr fängt russisches Flugzeug über der Ostsee ab", und wieder stellt sich heraus, dass nur zwei hochmoderne Kampfjets der Luftwaffe ein uraltes Aufklärungsflugzeug der Russen eine Weile im neutralen Luftraum über der Ostsee begleitet haben, wie das dort tägliche Routine von beiden Seiten ist. 

Exakt den selben Propaganda-Dreck hat "tagesschau.de" bereits im April 2023 gebracht und seitdem kommt das immer mal wieder, wenn die Kriegs-Stimmung weiter angeheizt werden soll.

Jooo, und wenn wir schon bei ollen Kamellen sind: Es gab mal den "Traditionserlass" von 2018, der eine allzu enge, enthusiastische Verknüpfung der Bundeswehr mit der Nazi-Wehrmacht deckeln sollte. Ulkige Koinzidenz¹: In einem Artikel von 2016 hatte ich darauf hingewiesen, dass unsere Bundesluftwaffe Nazi-Symbole wiederbelebt. 

Und siehe: Es ist 2025, wir werden wieder kriegstüchtig, und dabei stellen wir fest: Oppas Doitsche Wehrmacht ist nie so richtig aus den Köpfen verschwunden. ↓ 


(stark verändert via wiki commons)

↑ Und mal ehrlich, kriegstüchtig sein heißt doch immer auch so ein bisschen Nazi sein, kriegstüchtiger werden heißt rechtsradikaler zu werden ...


↓ ... es sei denn, man ist kaisertreu und ein begnadeter Abschiesser, wie der Richthofen. Dann muss man kein Nazi sein, um als kriegstüchtig zu gelten. Die dümmliche Arroganz ostelbischen Junkertums ist hinreichender Ersatz. Wir müssen also entweder AfD wählen oder Reichsbürger werden. Hauptsache, es gibt endlich mal wieder einen anständigen Krieg, auf den wir alle so geil sind.

(stark verändert via wiki commons)


Ach, ist das interessant, wenn man mal anfängt, in den alten Sachen zu wühlen. Der niedersächsische Finanzminister Möllring, CDU lässt sich 2007 mit einem Bundeswehrjet just for fun durch die Gegend gondeln, die SPD protestiert gegen den Kostenwahnsinn. 2019 lässt sich Siemtje Möller, MdB der SPD, mit einem Bundeswehrjet just for fun durch die Gegend gondeln, die CDU protestiert gegen den Kostenwahnsinn. 2024 lässt sich Fritze Merz, noch vor der BTW mit einem Bundeswehrjet just for fun durch die Gegend gondeln, aber da protestiert niemand mehr über die sinnlos vergeigten 111.242,38 Euro. Warum eigentlich nicht? Na auch egal. ↓


(stark verändert via wiki commons)

↑ Ich fürchte, dieses Bild hat das blöde Wahlvolk im Wahlkampf zur BTW 2025 eher beeindruckt als empört. Für 111.000 Ocken hätte man natürlich auch ... ach, ich hab's einfach sooo satt!


Schluss damit. Ich verliere mich in Einzelheiten, in den ganzen alten Geschichten. Was auffällt: Die aktuelle staatlich oktroyierte Kriegsgeilheit funktioniert nicht ohne primitivste, rechtspopulistische Propaganda. Frustrierend ist, dass die örr-gestützte Hof- und Kriegsberichterstattung bei den Menschen in diesem, unserem Lande genau so verfängt wie vor 100 Jahren. Wir haben nichts, überhaupt nichts dazu gelernt.



"Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte."

M. Liebermann 





¹ Ich bin nicht so größenwahnsinnig zu glauben, Uschi v.d.L. habe meinen Artikel gelesen und daraufhin Maßregeln veranlasst. Koinzidenz ist quasi das Gegenteil von Ursache und Wirkung.





Donnerstag, 18. September 2025

Verflucht gut: KI-Bildgenerator

 

Habe die letzten zwei Tage mit einem gewissen KI-Bildgenerator¹ herumexperimentiert. Mein wesentliches Motiv war - abgesehen von purer Neugier - einen Eindruck seiner Leistungsfähigkeit zu bekommen. Gerade weil ich Text- und Bild-KIen mit großer Reserviertheit gegenüberstehe, wollte ich um so genauer wissen, worüber wir da eigentlich reden. Ich wollte, überspitzt gesagt, den Feind kennenlernen.

Und, meine Fresse, der besagte Bildermacher ist erstaunlich, atemberaubend leistungsfähig! Die Ergebnisse sind auf Anhieb ziemlich gut, auch bei knappen, schlichten, dödeligen Anfänger-Versuchen. Wenn man dann ein bisschen übt, mit den Prompts zu jonglieren, wird's schnell immer besser. Die alten Tutorials "Wie erkenne ich KI-generierte Bilder?" kannste, was technische Details betrifft, vergessen.

Problem: Genau wie bei LLM-basierten Texten muss auch jedes Bild fürderhin mit Vorsicht, Zweifel und Skepsis betrachtet werden. Es gibt keinen unvoreingenommenen Zugang zur Kunst mehr.

Funke der Hoffnung: LLMs erkennt man an ihrer Unfähigkeit zu echtem Humor, und analog kann man Bildgeneratoren daran erkennen, dass sie Porträts nicht wirklich gut in andere Stile transferieren können. Ich bitte das geneigte Lesy, selbst auszuprobieren, ein Porträt (muss ja nicht das eigene sein) mit Prompts wie "Erstelle ein Bild auf der Basis dieses Fotos im Stile von ..." zu versehen. Einige Aufgaben dieser Art wurden erstaunlich gut gelöst, aber bei Klimt, Dali, Picasso war Brennschluss und spätestens die Ergebnisse bei "Kubismus" und "Höhlenmalerei" beweisen, dass die KI "nur" Maltechniken kopiert, aber nicht ästhetische Entscheidungen trifft, treffen kann. 

Merkt Ihr, wie mühsam ich nach den letzten verbleibenden Alleinstellungsmerkmalen menschlicher Intelligenz forsche?

Vielleicht ganz gut, dass KI uns zwingt, darüber nachzudenken, was unser Menschsein ausmacht.



Prompt lautete, ein Foto von meinem Flugzeug
 "im Stil von Heidi-Zeichentrickfilmen" umzusetzen.
Da ich nicht dogmatisch bin, kann ich zugeben,
dass ich das Ergebnis ganz großartig finde.
 (... auch wenn da ein paar Spanndrähte fehlen
und ich die schwarze Flügelnase nacharbeiten musste.)




¹ Nein, ich verrate nicht, mit welchem. Aber ist Euch auch schon mal aufgefallen, mit welcher Schafsköpfigkeit wir us-amerikanische Kultur-Imperialismen nachbeten? Ich hatte neulich schon moniert, dass "Naikie" nicht "naikie" heißt, sondern "nike", weil das eine griechische Göttin ist. Man glaubt es nicht, denn wenn man googelt, findet man nur den Sportartikelhersteller. Trotzdem ist Nike die antike Siegesgöttin.

Im gleichen Sinne halte ich es für eine schwere Beleidigung der europäischen Kultur, "dschämminai" zu sagen, wenn das lateinische Wort "gemini" (Zwillinge) gemeint ist.

Wenn eine französische Automarke als "poi-ge-ott" ausgesprochen wird, lachen wir uns schlapp, aber den Amis lassen wir all die vielen Sprachbarbareien durchgehen. Warum eigentlich? Weil wir wissen, dass sie ungebildet sind? Oder weil wir so weich in der Birne sind, dass wir ALLES nachäffen, auch, wenn wir wissen, wie dumm es ist?










Dienstag, 16. September 2025

"You're the voice" funktioniert nicht mehr.


Neulich zufällig mal wieder John Farnhams "You're the voice" von 1985 gehört. Schockiert festgestellt, dass die Botschaft bei mir nicht mehr zündet¹. Das Lied ist eine enthusiastische Hymne aus Kaltkriegszeiten für Frieden und Verständigung und Aufbruch in eine bessere Welt und hat mich beim Mitsingen, -pfeifen, -brummen immer sehr positiv gestimmt.  

Jetzt löst es nur noch Erinnerung aus, vielleicht auch distanziertes historisches Erkenntnisinteresse. Trockener, toter Staub, wo einst Freude und Hoffnung sprühten.

En détail:

"We have the chance to turn the pages over
We can write what we wanna write
We gotta make ends meet, before we get much older"

Wer, bitteschön, ist "We"? Die Verfasserys meinten vermutlich die Friedensbewegten in den Ländern unter sowjetischer bzw. us-amerikanischer Hegemonie. Der klare, knackige, weltbewegende Ost-West-Gegensatz hat sich aber längst erledigt und damit anscheinend auch die Friedensbewegungen. Die Hälfte der Amis bejaht den Fall in den Faschismus, vergleichbare Tendenzen finden wir in allen Demokratien. Wenn künftig jemand the chance nutzt, to turn the pages over, könnten das die hirntoten Braunbratzen irgendwelcher noch-demokratischen Staaten sein. Das ist kein Zeichen der Hoffnung, sondern ein Grund zum Fürchten.

Der zweite Vers, "We can write what we wanna write", hat für Wissenschaftlys inzwischen auch ein "Gschmäckle" bekommen: Sie können über den anthropogenen Klimawandel schreiben, was sie wollen, entweder werden ihre Sachen nicht gelesen oder nicht verstanden oder von den Konzernen durch gekaufte Gegengutachten totgelabert oder the zone wird mit shit gefloodet oder die Forschungsgelder werden gestrichen. Wirksamkeit hat das geschriebene Wort jedenfalls nicht mehr, da kannst Du schreiben, was Du willst.

Refrain: 

"How long can we look at each other
Down the barrel of a gun?"

Jaja, das war metaphorisch die Situation im Kalten Krieg, die Alten werden sich erinnern. Aber dieser Gegensatz ist längst aufgelöst. Schießkriege, Eroberungskriege sind wieder führbar und gehören zum politischen Tagesgeschäft, Russland in der Ukraine, Israel im gesamten Nahen Osten sind nur signifikante Beispiele. Gleichzeitig macht man aber immer noch gute Geschäfte miteinander, braucht doch Öl, Gas, Uran, High-Tech und Devisen voneinander. Massenhaft wehrlose Zivilistys umbringen ist das Eine, aber der Profit der Konzerne, die ohnehin weit über den lächerlichen Nationalinteressen stehen, darf natürlich nicht leiden, tut er auch nicht, im Gegenteil.

Kurz: Diese beiden Verse müssen wir streichen. Stattdessen vielleicht irgendwas in dem Sinne: Die Starken massakrieren die Schwachen, sofern diese sich nicht sklavisch einer der drei Hegemonien (RU, CH, USA) unterordnen. 

Noch mehr Refrain:

"Oh, whoa
We're not gonna sit in silence
We're not gonna live with fear
Oh, whoa"


Oh, whoa. Doch!

Genau das tut Ihr. Vielleicht betrügt Ihr Euch, wie ich an dieser Stelle auch, mit Hilfe der asozialen Medien im Hinblick auf Eure Wirksamkeit. Aber die Wahrheit ist: Ihr seid den Herrschenden völlig wumpe. Wäret Ihr wirksam, wäret Ihr längst weg vom Fenster.


"This time, we know we all can stand together
With the power to be powerful
Believing we can make it better"

Tut mir leid, aber aus aktueller Sicht sind diese Verse nur noch erbärmlich naiv. Die einzigen, die together ständen, sind die Nazis, die Autokratys und ihre Speichellecker. Die linken, progressiven, friedlichen Kräfte haben es nie geschafft, sich international zu solidarisieren. Der Vorwurf, Putinversteherys, Antisemitys und Faschisten-Kuschlerys zu sein, hat sie immer wieder totgeschlagen. Dabei wollten sie einfach nur, dass das organisierte Massenmorden aufhört.

Und wenn wir nicht vom Militarismus bzw. Faschismus sprechen, bliebe noch der Ökozid, die Vernichtung der für Menschen lebenswerten Umwelt zum Zwecke der Profitmaximierung der Superreichen. Da kriegen wir doch auch nix gebacken, von wegen "we can make it better". Können wir nicht.




"Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus."
"Die Rose von einst steht nur noch als Name, uns bleiben nur nackte Namen."

(Eco, Name der Rose)




(Still aus einem Kinofilm "Der Name der Rose", stark verändert.)






¹ Ja, auf Trump-Doitsch hätte ich natürlich schreiben müssen, dass die message mich nicht mehr triggert. Aber ich mag nicht.