Samstag, 9. August 2025

As every year ...

 

Muuarr. Mit der hirnzerfetzender Absehbarkeit treiben die rechten Polit-Darstellerys wieder einmal die Sprachnormierungs-Sau durch das Sommerloch, und die Progressiv-Wannabes reagieren triebhaft planmäßig empört, und alle zusammen machen sich lächerlich.

Nochmal zum Mitschreiben, und entschuldigt bitte meine SCHREIEREI, aber es ist so ermüdend, diesen Shyce Jahr für Jahr zu wiederholen:

  • Nur der Rechtschreibrat hat einen  Auftrag, deutsche Sprache zu normieren. Der Rechtschreibrat ist ein internationales (!) Gremium, österreichische und schwyzer Offizielle sitzen da nämlich auch drin. Das bedeutet: Was ein doitschy Politiky sagt, denkt, macht, ist im Hinblick auf unsere Sprachregeln VÖLLIG BELANGLOS. Jede Veränderung, und sei sie noch so banal, ist ein Politikum und Ergebnis ellenlanger Aushandlungsprozesse.

  • Die Regeln des Rechtschreibrates sind inklusive Wortliste in einer KOSTENLOSEN *.pdf-Datei einsehbar und herunterladbar. Was da nicht drinsteht, ist keine anerkannte Regel. Die Wörterbuch-Verlage haben natürlich KEIN Interesse daran, dass allgemein bekannt wird, dass diese Möglichkeit kostenlosen Zugriffs besteht.

  • Die Regeln des Rechtschreibrates betreffen in Doitschland AUSSCHLIESSLICH Behörden. Jedy kann schreiben, wie sier will, klar soweit?

  • Duden ist nur ein profitorientiertes Privatunternehmen und hat NULL Recht oder gar Auftrag, Deine Sprache zu regeln. Jedey Idiot kann Wörterbücher und Regeln machen und tut es auch und lügt, sie*er arbeite in höherem Auftrag. Seit Adelung, 1774 läuft das so. Von "Duden" reden wir, wie wir "Tempo" sagen und "Papiertaschentuch" meinen. Der aktuelle Duden enthält übrigens über 8.000 Fehler.

Wannimmer man sich auf Diskussionen über Sprache einlässt, gibt man dem Affen Zucker. Seid anarchisch, schreibt wie Ihr wollt. Fragt nicht die selbsternannten Sprachhüter. Gebt ihnen keine Macht.


(stark verändert via Cinocheck)
Klar soweit!?








Freitag, 8. August 2025

Vollkontakt mit KI

 

Bisher habe ich mit KI bzw. LLMs¹ nur herumgespielt. Seit ich vorgestern mein neues Smartphone auspacken und einrichten durfte, ist die ganze Sache sehr viel näher an mich herangerückt. Die üblichen Phasen der Übernahme von und durch neue Technologien absolvierte ich presto e staccato:

Phase 1: Skepsis, alle Contra-Argumente sind mir allzu bewusst.

Phase 2: Aber man will natürlich wissen, worüber man redet. Kritische Analyse ist wichtig. Man will ja nicht als ignoranter Technophobiker dastehen. Keine Ahnung haben, aber dagegensein kann jedy Deppy.

Phase 3: Verflixte Kiste, die Ergebnisse sind beeindruckend. Fällt mir schwer, das zuzugeben, aber es wäre unlauter, es zu leugnen.

Phase 4: Jetzt will ich doch mal ausprobieren, wo bei dem Teil die Grenzen sind!

Phase 5: Ok, jetzt bin ich so weit gegangen, habe längst peu à peu meine Seele (mal wieder) an Google verkauft, dann soll das Teil auch richtig für mich arbeiten. "Ok, Google ..."

Ein sehr beruhigendes Erlebnis hatte ich in Phase 4, dem Erforschen der Grenzen. Nachdem ich "Deep researches" und "Canvas" und einiges andere mit recht positiven Ergebnissen getestet hatte, fiel mir eine Dialogzeile aus dem all-time-greatest-genialen Spiel "Fallout 4" ein. Dy Protagonisty trifft auf "Drinkin' Buddy", einen humanoiden Roboter, der Bier produziert und Witze erzählt. 

Die legendäre Dialogzeile "Erzähl' mir 'n Witz!" gab ich "meiner" KI. 

Antwort: "Was ist grün und rennt durch den Garten? - Ein Rasen-Stier!"

Den folgenden "Dialog" fasse ich zusammen. 

Ich: Das war nicht lustig.
KI: Entschuldigung, ich versuche es nochmal; folgt erneut Sinnloses.
Ich: Das war wieder nicht lustig.
KI: s.o.; folgt eine dritte nach dem selben Schema wie oben. 
Ich: Kann es sein, dass Du nur Witze aus anderen Sprachen ins Deutsche übersetzt?
KI: Ja, aus dem Englischen. Tut mir leid, dass das in Deutsch nicht lustig ist.
Ich: Hast Du eine Definition von "Humor"?
KI:  - liefert eine sehr theoretische Antwort aus drei verschiedenen Definitionen
Ich: Gestalte aufgrund dieser Definition einen Witz.
KI: (sinngemäß) Was ist grün und im Garten unsichtbar? Ein Frosch mit Tarnkappe! Folgt die Erläuterung, dass der Humor dieses Witzes darin bestünde, dass ein Frosch im Garten aufgrund seiner Farbe ohnehin getarnt sei und eine Tarnkappe also eigentlich unnötig sei ...

Kurz: Es war grauenvoll, niederschmetternd, eine mehr als 100prozentige intellektuelle Niederlage für die KI. Man sollte sich für die Leistungen einer KI nicht fremdschämen, aber ich tat's trotzdem.²

Was mich aber sehr, sehr, sehr beruhigt, ist: Mögen die KI, die LLMs und was auch immer uns in ganz vielen Bereichen ersetzbar machen, mögen sie durch ihre Fähigkeiten, pseudoliterarische Texte und pseudo-ästhetische Gemälde und Musikstücke zu schaffen, die die menschengemachten Kunstwerke bis zur Bedeutungslosigkeit entwerten, es bleiben dem menschlichen Geist ein paar Alleinstellungsmerkmale. 

Humor ist eines davon!


Der Drinkin' Buddy (in der deutschen Fassung: Saufkumpan) aus Fallout 4 -
verändert via fallout-fandom


Der Vollständigkeit halber ergänze ich: Heute morgen wiederholte ich den Versuch mit ähnlichen - nicht  exakt identischen - Parametern. Der erste Witz war wieder der mit dem "Rasen-Stier" (s.o.), aber dann kam "Treffen sich zwei Fische, sagt der eine 'Hi!', sagt der andere 'Wo?'" Ok, der Witz ist alt, furchtbar alt, entsetzlich alt. Aber es ist ein Witz, er funktioniert in deutscher Sprache - und wahrscheinlich nur da. Vermutlich rekurriert die KI auf eine entsprechende Liste, genau wie der "Drinkin' Buddy" in Fallout 4. Technisch wäre das allerdings nicht sehr beeindruckend. Und keinesfalls ein Indiz dafür, dass KI Humor verstehen oder selbst produzieren könnten.





¹ Konvention: Ich benutze hier vereinfachend nur die Bezeichnung "KI". Die Unterschiede sind mir bewusst, aber egal.


² Ich habe mich übrigens köstlich über mich selbst beömmelt, als ich bemerkte, dass ich im "Dialog" mit der KI ständig Höflichkeits-Partikel wie "bitte" usw. verwende. Ich habe mir auch kurz überlegt, wie ich meine Kritik, dass die Witze nicht witzig seien, sozialverträglich formulieren sollte. Das habe ich dann aber weitgehend überwunden.






















Dienstag, 5. August 2025

Guilty Pleasure: Bares für Rares

 


Neulich von lieben Freundys den Begriff "guilty pleasure" aufgeschnappt, der für kleine, peinliche, aber insgesamt harmlose intellektuelle Sünden steht. Mein "schuldbelastetes Vergnügen" sind die zwei Jahre alten Wiederholungen von "Bares für Rares", mit denen ich abendlich rituell den Übergang vom Tagwerk zum abendlichen Ausklinken markiere. 

Die gebührende Selbstkritik führt mich zur Frage, was, zum Geier, mich da so hinzieht, und nach reiflicher Überlegung scheinen folgende Punkte ausschlaggebend zu sein:

  • Es geht um Geld, und trotzdem benehmen die Leute sich nicht wie die totalen Arschlöcher, weder die Verkäuferys noch die Händlerys.
  • Man kennt und achtet die gegenseitigen Rollen und Interessen. Die Verkäuferys gestehen den Händlerys zu, dass Letztere eine Gewinnspanne haben müssen, weil sie davon leben, und umgekehrt versteht jedy, dass die Verkäuferys einen guten Preis erzielen möchten.
  • Die Verhandlungen sind hart an der Sache, aber dennoch immer freundlich und zugewandt.
  • Menschen, nicht KI, nicht Anrufbeantworter reden miteinander, verbal, nonverbal, manchmal sogar klug humorvoll.
  • Alle Beteiligten arbeiten konstruktiv am Versuch, eine Win-win-Situation herzustellen. Niemand versucht, sich auf Kosten der Gegenseite unfaire Vorteile zu verschaffen. 
  • Indem mit Bargeld gezahlt wird, wird das Prinzip "Ware-gegen-Geld" handgreiflich und die Funktion von Geld auf ihre ursprünglichste und einzig sinnvolle Form zurückgeführt. Niemand redet von Zins und Zinseszins, von Leergeschäften, Derivaten, Shareholder-values, Steueroasen und Cum-ex.
  • Es gibt unabhängige, kompetente Expertys, die die Ware vorab zuverlässig analysieren und bepreisen. Es gibt keine Lügen, keine falschen Versprechungen.

Kurz: Es wird eine völlig ideale, idealistische, utopische Wirtschaftsform vorgelebt. Traumhaft! Absolut traumhaft! Trivial, ja, aber traumhaft!

Darüberhinaus:

  • Einige Exponate sind kulturhistorisch wirklich interessant, den Expertys zuzuhören dann lehrreich.
  • Die Darreichungsform ist der totale No-brainer, man kann rein- und rauszappen, wie's beliebt und nebenbei den Tag revue passieren lassen.




(verändert via wiki commons)

"Where do you go to dream?
To a place, we all know
The land of make believe.
(...)
Run for the sun, little one,
You're an outlaw once again,
Time to change, Superman
He′ll be with us while he can
In the land of make believe."

Bucks Fizz - Land of make believe











Samstag, 2. August 2025

Die Eminenzen der organisierten Kriminalität

 

Gestern einen Text über Frankreichs zunehmend sich verschärfenden Umgang mit Drogendealern gelesen. 3,5 bis 6 Milliarden Euro Gewinn (!) machten die per anno. Passend dazu zufällig einen Bericht über den Drogenkrieg gesehen, der Ecuador zerreißt. 

Das ist Alles ziemlich schlimm. 

Aber die Berichterstattung zeigt bestenfalls die eine Hälfte der Wahrheit, und zwar die unwichtigere. Die wichtigere Frage ist doch, wo das viele Geld herkommt, das Kartelle finanziert, vom obersten Drogenboss bis zum hinterletzten Kurier oder bestochenen Hafenarbeiter. Spoiler: Von der Coca-Plantage über die Labore, die Zwischenhändler usw. bis zu einem Umsatz, der so viel Gewinn abwirft, wird alles von den Endverbraucherys in den USA und Europa bezahlt.

Ich wünsche mir von den örr Medien eine Dokumentation, die beleuchtet, dass trotz Krisen hier und Zöllen da, trotz Umsatzrückgängen, BIP und Bla so unfassbar viel freies Geld in den USA und Europa flottiert, dass für einen globalen illegalen Markt so überreichlich viel verfügbar ist, dass diese hochkomplexen internationalen, kriminellen Strukturen derart üppig wachsen und gedeihen können.

Machen wir uns die Strukturen klar: Reichtum und Langeweile auf der einen, unseren Seite, Armut auf der anderen. Gier und Empathielosigkeit auf beiden Seiten. Es ist shyce-egal, ob es um Kokain, Blutdiamanten, Gold, Arbeitssklaven oder was auch immer geht.

Organisatoren und Mitläufer zu bekämpfen bringt überhaupt nichts, wenn das Problem strukturell ist.


(verändert via wiki commons)

Der Knabe hat's begriffen:
"'In Phasen großer Unsicherheit an den Finanzmärkten
kann Gold für Stabilität sorgen.'
Gerade für risikoscheue Anleger
könne es daher eine Option ..."



Und:
Leistung muss sich wieder lohnen.
Wir müssen einfach mehr arbeiten.
Die Konkurrenz schläft nicht!  






Dienstag, 29. Juli 2025

Und wieder das große Mimimi!


Mir fällt auf, dass angesichts der schmierigen, abfälligen Art, wie Trump die EU und den Rest der Welt behandelt, nur das ZDF einen fast unmerklichen Hauch von Selbstkritik formuliert, während alle anderen Hofberichterstatterys wahlweise auf v.d. Leyen rumholzen oder auf Trump, während die doitschen Auto-Konzerne ihre strategischen Fehlentscheidungen der letzten Jahre nun mit Hinweis auf die US-Zölle zu kaschieren versuchen. 

Dazu ein paar grundsätzliche Überlegungen:

  1. Unser Wirtschaftssystem basiert auf der hemmungslosen, unbedingten und individuellen Gier nach Profit, und das gilt ausschließlich und absolut ohne Einschränkung. ¹
  2. Dazu gehört, dass die Starken die Schwachen unterdrücken und rücksichtslos ausbeuten. ²
  3. Doitschland und Europa agieren nach exakt denselben Prinzipien; die Empörung über Trump ist der Tatsache geschuldet, dass wir diesmal deutlich die Opfer und nicht, wie gewohnt, die Benefiziary sind.
  4. Es ist schrecklich bequem und völlig falsch und irreführend, die Schuld bei unseren Politikys und Konzernen zu suchen. Solange es bei uns freie, gleiche und geheime Wahlen gibt, ist die Gesamtheit der mündigen Staatsbürgerys höchsty Souveräny in diesem, unserem Lande. Das bedeutet: Vollumfängliche Verantwortung! ³ 

Sieht düster aus für uns, oder? Aber keine Panik, es gibt eine Lösung, eine ganz einfache. ⁴

"In einem libertären kapitalistischen System
ist die bewusste individuelle Konsumentscheidung
die einzig relevante politische Tat."

Konkret: Ich verstehe überhaupt nicht, warum die hiesigen Kommentatorys die Panik schüren, es würden hier künftig nur noch US-amerikanische Autos gekauft. Warum? Ich denke, das sind Schrottkisten, technisch überholt? Und auf unsere eigenen Fahrzeuge gibt es ja keine zusätzlichen Zölle, die stehen also immer noch zur Verfügung. Wo ist das Problem? Achja, BMW lässt in USA produzieren, den ganzen Seich zollfrei hierherschicken, Arbeitsplätze in USA sicher, hier nicht. Wie kann das billiger sein? Oder anders gefragt: Wo macht da wer den großen Reibach? Oder noch anders gefragt: Warum, zum Henker sollte ich so ein Auto kaufen? Dann doch lieber einen chinesischen BYD! Achnee, da liegen auch schon 50 % Zoll drauf. Wer hat das denn veranlasst? Ach die doitsche Autolobby! Und wer hat das durch's Parlament gewunken? Und wer hat die Parlamentarier gewählt und wird sie wiederwählen?

Also bitte: Hört auf rumzugreinen. Wer Parteien wählt, die Kapitalismus versprechen, darf sich doch nicht beklagen, wenn sier Kapitalismus bekommt. Und niemand zwingt uns, US-amerikanische, chinesische, russische, israelische oder sonstwes Produkte zu kaufen. Die Sachen werden nur gekauft, weil sie billig, billig sind und weil wir auf Marketing-Strategien hereinfallen, die uns allen bekannt sind und auf die wir folglich nicht hereinfallen müssten, wenn wir es nicht selbst wollten.

Ich wähl' näxxesmal jedenfalls eine Partei, die ein anderes, verantwortungsvolles Wirtschaftssystem anstrebt, zur Zeit bleiben da eigentlich nur die Linken, die quasi die sozialdemokratisch-grüne Politik von vor Agenda 2010 machen. 

Und ich kaufe natürlich keine Ami-Autos. Eigentlich kaufe ich  überhaupt immer weniger, eigentlich nur noch Dinge, die ich meinen Enkelys gegenüber verantworten kann. So einfach kann das Leben sein.


(stark verändert via I-net)






¹ "absolut" ist nicht steigerungsfähig. Manchmal bedaure ich das. Versuch einfach mal, der Profitgier den Hinweis auf ökologische und / oder soziale Zusammenhänge entgegenzustellen und schau, was passiert. Auch Ethik zieht nicht: Wie bewerten wir es, dass Einzelne sich auf Kosten der Gemeinschaft bereichern? Klug? Pfiffig? Engagiert? Proaktiv? Zielorientiert? Konsequent? ...

² https://www.friedenskooperative.de/friedensforum/artikel/afrika-als-spielball-der-globalen 

³ Und bitte, erzählt mir jetzt nichts von Wahlbeeinflussung durch Tiktok, Insta, X, Telegram, die Russen, Chinesen, Amis usw.. Wenn ein Volk intellektuell so abgehalftert ist, dass überlebenswichtige Weichenstellungen auf der Basis von Tiktok-Reels geschehen, dann ist sowieso alles verloren, und das ist dann auch gut so.

⁴Es ist mir totenpeinlich, mich dafür selbst zitieren zu müssen, aber was willste machen...








Sonntag, 27. Juli 2025

Wahrheit, Recht und Gesetz - aussterbende Kulturtechniken


Ich las gerade das mir bislang unbekannte Wort "legitimistisch", übersetzte es für mich als "Streben, sich an Recht & Gesetz zu halten" und fand's gut. Da ich unsicher war, fragte ich Tante Wiki und war enttäuscht: Legitimisten sind und waren jene, die nach einer Revolution die alten Monarchen wiederhaben wollen. Meine Übersetzung war also totaler Mist, Legitimisten sind Dumpfbacken!

Anschließend recherchierte ich noch ein wenig nach einem Begriff, der Menschen bezeichnet, die es gut finden, sich an bestehende Gesetze, an Recht und Wahrheit zu halten, fand aber nichts. Logisches Denken führte mich zu folgender Erklärung: Es gibt noch keinen Fachbegriff für "Streben, sich an Recht & Gesetz zu halten" weil es bislang eine Selbstverständlichkeit war, die nicht besonders erwähnt werden musste. 

Erst in jüngerer Zeit wurde der absichtsvolle, konkrete, propagandistisch intendierte Verstoß gegen bestehendes Recht, das unverhohlene Lügen, die Instrumentalisierung "alternativer Fakten", zu einer Option politischen Handelns. In der kapitalistischen Wirtschaft ist das Gleiche schon länger zu beobachten, da die Marketing-Tussis und -Fuzzies schon immer hart an und über der Grenze der Lüge und der Legitimität segelten und mit dem juristischen Kunstgriff des Rechtsbindungswillens alle unethischen Akte sich erlauben können¹, die normale Menschen in Konflikt mit bestehendem Recht, Treu und Glauben und der Wahrheit brächten.

Vergleichbar ist das Wort "Analphabetismus", das vor etwa 1850 einfach nicht existierte, weil es nicht gebraucht wurde, weil nämlich klar war, dass die Menschen im Regelfall des Lesens und Schreibens unkundig waren, von selbsterklärenden Ausnahmen (Kleriker, Akademiker, höheres Bürgertum, teilw. Adel) abgesehen. Erst als die Alphabetisierung flächendeckend wurde, bedurfte es eines Wortes, die Unkundigen zu bezeichnen.

In unserem Kulturkreis wird der akzeptierte Verstoß gegen Gesetze und Wahrheit flächendeckend und zum Regelfall. Folglich benötigen wir ein Wort, das Menschen bezeichnet, die es immer noch gut finden, sich an bestehende Gesetze zu halten² und die sich der Wahrheit verpflichtet fühlen. 

Da bin ich noch auf der Suche. "Normalos" finde ich gut, weil da das Wort "Norm" drinsteckt, wir sollten aber die genderfreie Version "Normalys" nehmen. Wir meinen damit natürlich keine abelistische, sondern ein statistische Definition von Norm. Ich hoffe jedenfalls sehr, dass noch über die Hälfte der Menschen Gesetz und Wahrheit schätzen, anders als ausnahmslos alle die Knallköppe aus Politik und Wirtschaft. 

Für weitere Hinweise wäre ich dankbar.

Begriffsvarianten mit "Wahrheit" und "Ehrlichkeit" und "Gesetzestreue" klingen - tut mir leid, das sagen zu müssen - irgendwie nach "Verein nützlicher Idioten". Wie abgehärmt ist unser moralisches Denken, dass wir diese Worte mit "Naivität" gleichsetzen. Ich schäme mich.


(via wiki commons)


Früher war nicht alles besser, im Gegenteil. Aber so, wie es jetzt läuft, ist's auch shyce.







¹ Beispiel: "Jaaa, es gibt funktionierende Rasierapparate. Darauf wollten wir mit unserer Werbung hinweisen. Damit wollten wir aber NICHT sagen, dass UNSERE Rasierapparate funktionieren. Wo kämen wir denn da hin?!"

² Man ist dann keineswegs Sklavy der Gesetze. Wenn man Gesetze shyce findet, kann man in einer Demokratie dafür eintreten, sie zu ändern. Man kann aber nicht unliebsame Gesetze einfach ignorieren, um nur jene zu befolgen, die einy in den Kram passen. Wenn man in einer Autokratie lebt und deren Gesetze shyce findet, kann man auswandern und / oder solidarisch mit anderen (!) eine gewaltfreie Revolution anzetteln. Einfach so für sich gegen Gesetze und Wahrheit zu verstoßen, ist niemals eine kluge Option.





Freitag, 25. Juli 2025

Von Arbeitshandschuhen und dem Recht der Herrschenden

 

Banal: Neue Arbeitshandschuhe mussten beschafft werden.

Nicht-banal: Diesmal gab's eine Bedienungsanleitung dazu. In 24 verschiedenen Sprachen! In Schriftgröße ca. 2 pt.

Die Anleitung klärt uns darüber auf, welche Checks vor Benutzung des Handschuhs durchgeführt werden müssen, wie sie gereinigt, gelagert und entsorgt werden müssen und dass es sogar ein MHD gibt. Im Falle einer Zuwiderhandlung würden sämtliche Gewährleistungen erlöschen.

Es ist natürlich ganz einfach, an dieser Stelle in höllischen Zynismus auszubrechen, vielleicht beginnend mit dem Hinweis, dass wir früher in der Lage waren, uns ohne derartige Hinweise unfallfrei zu bekleiden. 

Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass dy Herstellery ein Produkt anbietet, das EU-konform sein soll und darüberhinaus den Normen für Schutzkleidung entsprechen soll. Wir haben also die Norm für die CE-Kennzeichnung, also Verordnung (EG) Nr. 765/2008, dann die Verordnung für persönliche Schutzausrüstung, salopp PSA-Verordnung genannt, also die Verordnung (EG) 2016/425, weiterhin die deutsch-internationale Variante vom Doitschen Institut für Normung DIN EN ISO 13997:2023-12, und schließlich die eigentliche europäische Norm für Schutzhandschuhe, die EN 388, die, wie alle anderen auch, unfassbar spannend zu lesen ist. ¹

Aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass dy Herstellery ein Produkt anbietet, für das hen nachweisen muss, dass es vorgegebenen Regeln entspricht. Niemand liest diese Regeln ... 

Stopp!

Das stimmt nicht. Diese Regeln werden gelesen, und zwar dann, wenn die Kacke am Dampfen ist, wenn ein Unfall passiert und Schuldige gefunden werden müssen, weil es dann um Geld geht, viel Geld. Dass schlecht gebaute Arbeitshandschuhe Ursache richtig schlimmer Verletzungen sein können, interessiert doch keine Sau. Das sind menschliche Einzelschicksale. Wichtig wird's erst, wenn Versicherungen zahlen müssen, denn in einem libertären kapitalistischen System zählt nun mal ausschließlich (!) das Geld, genauer: der Profit.

Wir fangen nochmal neu an: Das "Kleingedruckte", diese ganz Regelhuberei, ist ein logischer Ausfluss unseres Wirtschaftssystems.

Problematisch ist, dass unsere gesamte Lebenswelt inzwischen dichtgeschmissen ist mit "Kleingedrucktem Regelwerk", man denke nur an AGB, Datenschutzbestimmungen, Garantie-Erklärungen etc.,  und dass wir uns an den Gedanken gewöhnt haben, diese Regeln niemals zu lesen oder gar zu verstehen, obwohl wir ihnen unterworfen sind

Diese Hyper-Inflation von Regeltexten macht es Macht-Habenden natürlich leicht, auch relevantere, tiefschürfendere, allgemeinbedeutsamere Regeln mit lässiger Geste zur Beliebigkeit freizugeben. Ich nenne nicht Trump als Beispiel. Der ist nur ein Idiot und weit weg. Nehmen wir die Idioten vor Ort, nur ein Beispiel: Wie kann ein doitscher Bundeskanzler einem per Haftbefehl gesuchten Verbrecher sagen, man werde ihn schützen? Und viele, viele andere mehr ... ²

Nun denn, wir können vielleicht mit lässiger Nonchalance dazu übergehen, Gesetze nurmehr als allgemeine Richtlinien zu betrachten. Aber das gilt eben nicht allgemein: Probiert doch einfach mal, ein Bußgeld wegen Geschwindigkeitsübertretung abzubügeln, indem Ihr argumentiert, man dürfe das alles nicht so verbissen sehen. 

Die lässige Ignoranz im Umgang mit Gesetzen ist nämlich nur den Mächtigen, den Herrschenden in diesem, unserem Lande vorbehalten. Die Masse muss natürlich kuschen. Mehr noch: Die Masse lässt sich ganz hervorragend lenken, wenn sie sich einem unbegreiflichen Konvolut von Regeln gegenübersieht, das nur die juristischen Abteilungen der Konzerne händeln können. Verklagt doch mal Amazon oder Eure Energiekonzerne, und Ihr wisst, was ich meine. Umgekehrt - puuh, bitte nicht.

Die Herrschenden räumen sich also ein eigenes Recht ein, ein privates Recht, oder, wie dy Lateinys sagten: ein privus-lex, ein Privileg. 

Faschismus feiert fröhliche Urständ, der Absolutismus aber auch. 



F II mit Arbeitshandschuhen, ähnlich meinen.
verändert via wiki commons

Fun fact: 
Friedrich II von Hohenzollern wurde von seinen europäischen Adelskollegys
 vor allem deshalb gedisst, weil er der erste absolutistische Herrscher war, 
der sich an seine eigenen Gesetze gebunden fühlte. 
Dass er Kriege vom Zaun brach usw. gehörte zum
natürlichen Verhaltensrepertoire seiner Zunft und war ok. 

Verarscht wurden F II. und die Preussys in Europa
wegen ihrer Gesetzestreue. 

Nicht alles schlecht, damals.














¹ Das ist durchaus nicht zynisch gemeint. Ich hätte z.B. nicht gewusst, dass der Code "2111X", der auf jedem Handschuh aufgedruckt ist, die Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit nach herkömmlichem Verfahren, (Weiter-)Reißfestigkeit, Durchstichfestigkeit und Schnittfestigkeit nach neuem Verfahren beschreibt. Allerdings erklären die Werte auch, warum ich die Handschuhe zu so einem sensationellen Schnäppchenpreis ergattern konnte ...

²Migration, Sanktionen, Steuern, CO₂, Lobbyismus ...

Mittwoch, 23. Juli 2025

Noch eine gute Entscheidung von D.T.

 

Langsam wird er mir unheimlich: Trump hat gestern die nächste kluge Entscheidung innerhalb von 48 Stunden getroffen: Er schließt die moderat kritischen Journalistys vom Wall Street Journal vom Mitflug in der Präsidentenmaschine aus. 

Das ist natürlich auf den ersten Blick doof für die Betroffenen. Allerdings werden die andere Möglichkeiten finden, nach Schottland zu fliegen. Und sich ein paar Stunden lang von einem krankhaften Narzissten berieseln zu lassen, ist ja auch kein Zuckerschlecken.

Richtig kacke ist diese Entscheidung aber für jene Journalistys, die in Airforce One mitfliegen dürfen! Ich stelle mir vor, wie das in der Journalisty-Szene ankommt: Das Kainsmal des devoten, unkritischen Arschkriechers werden die doch nie wieder los! In der Achtung Ihrer Zunftgenossys werden sie unauslöschlich hinter Coyoten, Klapperschlangen, Zecken und Finanzberatern rangieren. 

Und wie wird das sein, wenn die Trump-Arschkriecherys am Zielort mit den richtigen, ethisch korrekten Kollegys zusammentreffen? Boah, ey, ich würde mich an deren Stelle in Grund und Boden schämen!

Also: Danke, lieber Donald T., dass Du uns die Möglichkeit gibst, ganz klar zu unterscheiden, wo ernsthafter Journalismus stattfindet und wo die korrupten Propaganda- und Hofschreiberys zu finden sind.


(verändert via wiki commons)
Immer wieder gerne: Ein Flugzeug, ein Diktator und eine Kohorte Arschkriecher.











Dienstag, 22. Juli 2025

Gute Entscheidung, D.T.!

 

Viele, eigentlich alle Dinge, die Trump und seine Speichellecker tun, finde ich ganz falsch und schrecklich. Aber dass die U.S. of A. nun erneut aus der UNESCO austreten, halte ich für richtig und wichtig und sinnvoll. 

Was heißt denn "UNESCO"?

UN = Vereinte Nationen, das englische "united" meint aber, soweit ich das beurteilen kann, viel mehr, eine viele innigere Verbindung als das doitsche "vereint". Damit haben die Amis nix mehr am Hut. Die wollen nur noch planetare Hegemonie und "helfen" nur noch, wenn es schnelle, reichliche, messbare Tantieme bringt.

"E" = "Education" = Bildung; wird, soweit noch nicht geschehen, in God's own country gerade plattgemacht. Logisch, Bildung gefährdet Autokratismus. Das wissen alle Autokratys und handeln danach.

"S" = "Scientific" = Wissenschaftlich. Nein, die Amis werden ihre naturwissenschaftliche Forschung nicht abschaffen, jedenfalls nicht die Teile, in denen devote Wissenschaftszwerge konkrete kapitalistische Verwertungsinteressen bedienen.

"C" = "Cultural". Doch, doch: "You can grab them by the pussy." ist Ausdruck einer gewissen ... ähem ... Kultur. Aber nur bei den Amis wird diese Art von Kultur für förderungswürdig gehalten. Alle anderen finden es ekelerregend.

"O" = "Organization". Der subklinische Psychopath muss gemeinsames, koordiniertes Handeln anderer Menschen als Verschwörung gegen seine persönliche narzisstische Weltsicht betrachten.


Fazit: Der Austritt der U.S.A. ist angemessen. Falls sie jemals wieder beitreten wollen, sollten sie sich aber einem strengen Bewerbungsverfahren unterziehen müssen. Wir sollten nicht mehr jedy nehmen.


(Köln, 1945 - verändert via wiki commons)

Ich weiß sobieso nicht, 
was dieses ganze weichgespülte UN-Geseiere 
damals, 1945, eigentlich sollte.





 

Sonntag, 20. Juli 2025

Drei erbärmliche Gestalten

 
Der hintere Teil des Woldsees ist bekanntermaßen zum FKK-Baden freigegeben. Strenggenommen müsste man andersherum formulieren: Vor Jahren haben ein paar wenige spießige, verkrustete, körperfeindliche Arschlöcher es geschafft, den vorderen Teil des Woldsees ausdrücklich zur Nicht-Nacktbade-Zone erklären zu lassen. 

Ich genieße sehr die Möglichkeit, auf meiner jeweils letzten Nordic-Walk-Runde um den See gelegentlich Hemd und Hose fallen zu lassen und einen skinny dip zu nehmen und bin in puncto Nacktheit ziemlich pragmatisch und positiv und ungehemmt.

Aber.

Heute, Sonntag, waren da an drei verschiedenen Stellen im FKK-Bereich des Sees drei alte (naja), weiße Männer, deren kompletter Nackt-Habitus mir äußerstes Unwohlsein bereitete. Die haben nichts Explizites bzw. Explizierbares gemacht, nichts Sexuelles, die waren einfach nur da und lösten bei mir den Spontan-Gedanken aus: "Ja, klar, sooo macht Ihr natürlich alles kaputt!"

Völlig gescheitert bin ich allerdings bei dem Versuch, objektivierbare Distinktionsmerkmale zu benennen, also die Frage zu beantworten, welche "feinen Unterschiede" dazu führen, dass ich mein eigenes Nackt-Sein und das so vieler anderer Menschen für normal und banal und vernünftig halte, mir aber beim Anblick dieser drei Herren ganz mulmig wurde. 

Diese Überlegungen sind längst nicht abgeschlossen, aber ein ganz wesentliches Ergebnis habe ich schon: Signale der Unsicherheit. Alle drei Männer schauten mich an, um zu schauen, wie ich schaue, ob ich vielleicht Zeichen von Empörung, Erstaunen oder sonstwas aussenden würde. 

Diese zweifelnd-fragenden Blicke sendet niemand, das sich seiner Sache sicher ist, und die Erfahrung zeigt, dass das die beste Methode ist, sich und der Welt zu beweisen, dass hier etwas furchtbar Schlimmes/Unanständiges passiert. Als ich vor, achgott, mehr als 20 Jahren mit der weitgehenden Barfüsserei angefangen habe, ist mir das anfänglich vielleicht auch passiert. 

Dagegen wissen alle Menschen, die mehr oder weniger dauerhaft nackt leben, dass die Sache ganz schnell ganz normal wird und überhaupt nichts Sensationelles mehr hat. Soweit zum Thema "Distinktion": Ich kann Normal-Nackte von den Ausnahme-Nackten durch die Signale von Unsicherheit unterscheiden. 

Das bedeutet umgekehrt: Wenn Du eine Sache machen willst, dann benimm Dich nicht, wie der "Schuldige Schuft". Klage Dich nicht selbst an.


"Es ist nichts erbärmlicher in der Welt als ein unentschlossener Mensch, der zwischen zweien Empfindungen schwebt, gern beide vereinigen möchte und nicht begreift, daß nichts sie vereinigen kann als eben der Zweifel, die Unruhe, die ihn peinigen."

Goethe, Clavigo



(Hermes - verändert via wiki commons)