Historische Erkenntnis Numero 1: Es ist furchtbar einfach, Kriege zu beginnen und zu eskalieren.
Jede*r Idiot*in kann das und macht das.
Historische Erkenntnis Numero 2: Es ist furchtbar schwierig, Kriege zu beenden.
Selbstkonstruierte Sachzwänge auf beiden Seiten blockieren Friedenslösungen, obwohl beide Seiten längst die echte, ursprüngliche, wilde Lust am reziproken Massenmord verloren haben. Das kann man aber nicht eingestehen, weil es, genau wie Signale von Friedensbereitschaft, als Zeichen von Schwäche ausgelegt würde, was den Gegner nur aufstacheln würde, jetzt nochmal richtig aufzudrehen. Egal, wie Kriege anfangen, nach einer Anfangsphase werden sie nur noch fortgeführt, weil sie der dümmlichen und tödlichen Logik des Chicken-Games folgen.
Kann uns die Geschichte lehren, wie Kriege trotzdem enden? Und ist diese Lehre auf den Ukraine-Konflikt anzuwenden?
Fall A: Ein Krieg endet, weil die miltärische Macht einer Partei vollständig oder weitgehend vernichtet wurde.
Beispiele: Doitschland 1945, Waterloo 1815, Alesia 52 v. Chr.
Die Interessen der (nicht-geographisch-)westlichen Machthabenden unter der strikten Ägide der Amis lassen nicht zu, dass die Ukraine auf diese Weise den Krieg verliert. Die Amis würden das Gesicht verlieren, und niemand wüsste, wer die üppig gewährten Kredite zurückzahlt, falls die Ukraine vollständig unterginge.
Russland wird den Krieg auch nicht durch den Verlust seiner militärischen Macht verlieren, denn das würde die U.S. of A. mehr als ohnehin schon zum unangefochtenen Herrscher des Planeten machen - was ja nun wirklich NIEMAND wünscht, weder in West noch in Ost, außer vielleicht ein paar kranken Hirnen hier und da.
Fall B: Ein Krieg endet wegen materieller und / oder moralischer Erschöpfung (incl. der Bevölkerung).
Beispiele: Russland 1917, Meuterei der Matrosen der kaiserlichen Hochseeflotte 1918
Die Ukraine wird von außen moralisch dermaßen gepampert und von innen so straff geführt, ich glaube kaum, dass die einknicken. Und die Russen sind so stolz und können auf eine so glorreiche Militärgeschichte zurückschauen - nää, die werden widerstehen. Die Reaktion auf die Drohung, Putin vor dem IStGH anzuklagen, zeigt, dass das russische Volk Erniedrigungen unerträglich fände.
Fall C: Ein Krieg "verläuft" sich, versandet.
Beispiele: Syrien, Jemen, Afghanistan ... etc etc
Ich war überrascht, wie viele andauernde Kriege es aktuell gibt. Jetzt müsste man noch recherchieren, wie viel Kriege in der Vergangenheit einfach "von selbst" aufhörten, weil es an Geld / Zeit / Personal / Lust fehlte. Wenn man seinen Clausewitz gelesen hat, kommt man zu dem Schluss, das sei schon oft geschehen.
Auf den Russland-Ukraine-Konflikt schaut aber mittlerweile die ganze Welt. Ich bezweifle, dass man sich da einfach ausschleichen kann. Und solange westliche Rüstungskonzerne sich mit dem Krieg dumm und dusselig verdienen und solange Russland sich immer mehr in die Abhängigkeit von China, dem Iran etc begeben muss, wird es Leute geben, die ein Abkühlen dieses Krieges unterbinden werden.
Fall D: Der Krieg wird beendet, weil auf beiden Seiten die Vernunft obsiegt.
Beispiele: KEINE
Es gibt keine Präzedenzfälle, und nach Lage der Dinge sollten wir mit Vernunft bei den Machthabenden nicht rechnen. Mit brutalstmöglichen nationalen Egoismen, mit Lügen und wirtschaftlichen Partialinteressen sollten wir rechnen, und damit entfällt diese Variante. Pas d' chance.
Fall E: Der Krieg, das Chicken-Game, eskaliert zu einem atomaren Armageddon und endet, weil sich die Menschheit ausgerottet hat.
Beispiele: NOCH KEINE
(via wiki commons)
Das Wichtigste: Keiner hat nachgegeben und Alle hatten ihren ultimativen Kick!