Ich finde es nur schwer erträglich, wie unkritisch und mit wieviel Begeisterung unsere, die westlichen offiziösen Medien über den ukrainischen Einsatz von Streumunition berichten. Es ist ja nicht nur, dass das so "dreckige" (d.h. unberechenbare) Waffen sind, dass sie von 120 Staaten dieses Planeten geächtet (sprich: verboten!) wurden. Mehr noch irritieren mich die Kommentare der ukrainischen Soldaten und Stichwortgeber. Da ist so viel entschlossene Häme und Selbstzufriedenheit über den Einsatz dieser Waffen auf ukrainischer Seite, und da ist gleichzeitig soviel Idiotie, auszublenden, dass der Gegner ebenfalls darüber verfügt ...
Oppa erzählt vom Krieg: Anfang der 1980er als Wehrpflichtiger im Senne-Lager, drückte man einigen von uns erstmals Flinten mit aktivem Nachtsicht-Zielfernrohr in die Hand, und - boah, ey - wenn man nächtlicherweise in tiefster Dunkelheit im klammheimlichen Versteck liegt und ahnungslose Opfa über ein paar hundert Meter Distanz anvisieren kann, dann fühlt auch und vor allem der kleinste Muschkote plötzlich erregende Macht. Ich will nicht so tun, als wäre ich frei davon geblieben. Allerdings setzte bei mir ziemlich flott die ernüchternde Erkenntnis ein, dass unser Kaltkriegs-Gegner, der Warschauer Pakt, über exakt dieselben Mittel verfügte ... und dann: Gute Nacht!
Ich hätte diesen Gedanken nicht aussprechen sollen und war überrascht, dass die meisten sogenannten Kameraden ziemlich sauer reagierten, als ich ihre Knabenabendballerträume solcherart entwertete. Ich sollte vielleicht erläutern, dass ich zu jener Zeit der ULS-Staffel des JaboG43 zugeordnet war, den Wachfuzzies vom Oldenburg-Airfield. Dort sammelte man den Abschaum, den man in "richtigen" Einheiten nicht gebrauchen konnte: Abiturienten, Kriminelle (kein Witz!) und Grenzdebile. Leute, die brauchbare Qualifikationen mitbrachten, landeten nicht in der ULS-Staffel.¹
Zurück zum Thema: Wenn vor 41 Jahren eine Horde Jungerwachsener mit IQ wie Raumtemperatur die Problematik der ewigen Spirale der Waffentechnik nicht erkennen konnten und wollten, dann ist das eine Sache. Eine andere Sache ist, wenn die Gesamtheit der wohlinformierten Bürger*innen des (nicht-geographischen) Westens im Jahre 2023 das Problem nicht erkennen und wenn die Medien nicht gerade hilfreich sind, dieses Problem zu aktualisieren.
Wie blöd sind wir? Wie blöd wollen wir sein?
¹ Dass diese personalen Altlasten dann tagein-tagaus mit scharfen, geladenen Waffen an den Zufahrten zum Fliegerhorst standen, fand ich aus der Sicht des Zivilisten dann doch etwas beunruhigend. Aber Gewaltausbrüche gab's immer nur innerhalb des Kasernengeländes.