Mittwoch, 28. Juni 2023

Fahrrad fah'n

 

Heute konnte ich mich endlich aufraffen, mit dem Rad in die Stadt zu fahren, immerhin knappe 10 km, ein kleiner Schritt für leidlich trainierte Menschen, ein großer Schritt für einen faulen, alten Sack.

Was mir auffiel:

  1. Wie schön Radfahren ist - insbesondere, wenn man keinen Termindruck hat, sondern gemütlich durch die Gegend trödeln kann; wenn die Temperaturen angenehm, der Wind gnädig und Niederschläge nicht vorhanden sind.

  2. Wie unterirdisch meine Kondition ist. Ja, ich habe mir das je angenehmste Tret-Tempo und die je angenehmste Gang-Schaltung gegönnt, und die resultierende Geschwindigkeit war mir eigentlich wumpe. Aber irgendwann fiel mir dann auf, dass ich von vielen normalen Leuten überholt wurde, die auch nicht sonderlich athletisch aussahen, aber offenbar mit größerer Leichtigkeit höhere Geschwindigkeiten durchhalten konnten. Überrascht nahm ich meine Eitelkeit zur Kenntnis, in dem Moment, in dem sie verletzt¹ wurde. Entweder fange ich an, bewusster an meiner Kondition zu arbeiten oder ich gewöhne mich an den Gedanken, in Sachen Fitness-Selbstwahrnehmung ein, zwei Gänge runterzuschalten. ²
    [edit 29062023: Man hat mir zwischenzeitlich den Tipp gegeben, es könne sich bei den mich Überholenden um E-Biker:innen gehandelt haben. Stimmt, darauf habe ich gar nicht geachtet. Ich amüsiere mich trotzdem über meine Eitelkeit. :-)]

  3. Überraschung: Fahrradhelme sind ja wohl sowas von out! In der Fahrradstadt Oldenburg haben heute geschätzt (!) 10 - 15 % der Radfahrenden einen Helm getragen. Wir können das nicht bewerten, nur die je eigenverantwortliche Entscheidung³ achten. Aber verglichen mit dem Riesen-Hype vor ein paar Jahren, ist's schon ernüchternd. oder? Am schlimmsten ist, dass damals ALLE ganz aufgeregt über die zwingende Notwendigkeit von Fahrradhelmen lamentiert haben und heute NIEMAND mehr darüber redet.

    Dieser Kontrast ist deshalb so schlimm, weil er das Ganze als eine weitere kurzatmige, kurzfristige Polit-Aktion entlarvt. Es musste eine Sau durch's Dorf getrieben werden, die krankhafte Sucht unserer Politikör*innen nach Profilierung musste befriedigt werden, coûte que coûte⁴. Wir, als Aussenstehende, die wir eigentlich oberster Souverän sein sollten (Art. 20 GG), fragen uns, ob Politik in diesem unseren Lande wohl grundsätzlich so funktioniert: Eine Karnevalsveranstaltung, Muster ohne Wert, geschuldet der Profilneurose der politischen Classe zum alleinigen Zweck, Opium für's Volk zu sein? 

Und wenn nein, wenn Politik mehr sein sollte, als eine Aneinanderreihung schnelllebiger Gigs mit der Halbwertszeit weniger Wochen, woran erkennen wir noch den Unterschied? 

Ich bin nicht wirklich glücklich mit Fahrradhelm, trage ihn nur widerwillig und nur aus Vernunft. Aber es hätte mich beeindruckt, wenn zwischenzeitlich mal jemand aus der Führungs-Camarilla nachgefasst hätte. Dann hätte ich das Gefühl haben können, die würden selber ernst nehmen, was sie da tagtäglich machen. Aber so? Näh!  



(stark verändert via lobbycontrol)

Ein Pausenclown! Unsere Politik wird von Pausenclowns gemacht!






¹ "verletzt" ist übertrieben. Sagen wir "touchiert".

² Von der Kategorie "Soweit ok" in die Kategorie "Nicht ganz scheiße für das Alter, so la la."

³ Nein, es gibt keine gesetzliche Helmpflicht in Doitschland.

⁴ Warum schreibe ich "coûte que coûte" und nicht das doitsche "Koste es, was es wolle!"? Weil die französische Fassung wörtlich übersetzt "Koste es, was es kostet!" bedeutet. Und das beschreibt viel besser, dass diese hinrissige Polit-Clownerie Steuer-Millionen verschlungen hat, ob wir es wollten oder nicht.








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