Montag, 3. Juli 2023

Vermischtes zum Reichtum


Erste Situation: In einem früheren Leben. Im Anschluss an eine kleine aber feine Familienfeier begleiche ich die Rechnung und lobe artig die erbrachte Dienstleistung usw. Der Gastronom erwidert die Höflichkeit u.a. mit dem Satz "Ja, mir sind auch 20 reiche Gäste lieber als 200 arme." Wie konsterniert ich bin, bemerkt er wahrscheinlich nicht mal. Ich bin nicht reich, jedenfalls nicht für bundesdoitsche Verhältnisse und erst recht nicht in dem Sinne, wie er mich fälschlich in sein persönliches Schema einordnet.

Zweite Situation: Vor ein paar Wochen Gespräch mit einem doitschen Flugzeug-Händler, der begründet, warum Flugzeuge mindestens 50.000 € kosten müssten: Er müsse schließlich mindestens 5.000 € verdienen, und das könne er nicht draufschlagen, wenn das Flugzeug unter 25.000 € koste. Am besten seien die Flugzeuge ab 120 - 150.000 €, da könne er auch 20 - 30.000 € draufschlagen.¹ Und es gäbe genug Reiche, die das auch für ein Zweit- oder Drittflugzeug hinblättern würden. Weil er nett und freundlich und kompetent ist und seine Marktanalyse aus seiner Sicht völlig zutreffend, erwidere ich ganz freundlich und ganz un-konfrontativ, dass ich 2016 mein Flugzeug fabrikneu mit allem Pipapo für 18.000 € kaufen konnte, den Preis, den Andere für ein gutes Motorrad zahlen. Fliegen muss nicht teuer sein. Es wird teuer gemacht.

Dritte Situation: Die Stadt Oldenburg bemüht sich, löblich, löblich, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. Sie tut dies, indem sie die Parkgebühren brutalst eskaliert. Ein ÖPNV-Ticket für eine einfache Fahrt in die Innenstadt kostet aktuell 3,80 €.

Vierte Situation: Spritpreise und Preise für Energie überhaupt, unter besonderer Beachtung der künftig anstehenden Kosten für die Energiewende ... usw. usw.

Was erkennen wir? Reiche sind und waren immer schon attraktiver für Dienstleister und Anbieter als Nicht-Reiche. Und wenn künftig der Kampf gegen den Klimawandel dramatische Verhaltensänderungen beim Großteil der Menschheit einfordern wird, werden die Reichen die letzten sein, die davon betroffen sind. 

Natürlich werden Reiche auch in Zukunft mit dem SUV in die Oldenburger Innenstadt fahren. Verdoppelte, verdreifachte und verzehnfachte Parkgebühren und Spritpreise und hohe Ticketpreise im ÖPNV treffen nur die Nicht-Reichen. Nicht schlecht für den Einzelhandel, da weiß man gleich, dass die Fußgänger-Zone nur noch das Luxus-Segment bedienen muss. Londoner Verhältnisse.

Sollen die Mittelstands-Morlocks und die ganz armen Krauter doch, bitteschön, die Einkaufszentren im Umland benutzen. Die verbliebenen Parkplätze in der City kann man dann auch gleich verbreitern, denn schon jetzt brauchen die meisten SUVs anderthalb Parkplatzbreiten, und man will ja nicht am falschen Ende sparen, nicht wahr?

Die Schere öffnet sich weiter und weiter ...


(stark verändert via wiki commons)





¹Zur Klarstellung: Wir reden über sogenannte Ultraleicht-Flugzeuge bis 600 kg. Kleine einmotorige Privatflugzeuge à la Cessna 172 gehen bei 350.000 € los. 






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