Der Fürst von No fragte Vai-car, die Alte Weise, was die Hölle sei und wo sie liege.
Vai-car sagte: "Die Hölle ist in Dir. Sie ist das Leiden, dass Du Dir selbst bereitest. Krieg, Gewalt, Krankheit, Schmerzen, Verlust lieber Menschen, das sind Dinge, die richtig beschissen sind, aber sie sind nicht die Hölle, denn sie kommen von außen.
Hölle kommt von innen. Wenn Du Dein Leben falsch lebst, ob aus Gier, aus Feigheit, aus Faulheit oder aus Dummheit, wenn Du ständig an dem vorbeilebst, was Du eigentlich willst und bist und wenn Du Dich deshalb dauerhaft mies fühlst, aber glaubst, dass Du nichts ändern kannst oder willst oder musst, das ist die Hölle. Und der tiefste Kreis der Hölle ist erreicht, wenn Du nach vielen Jahren zurückschaust und viel zu spät feststellst, dass Du ohne Not Dein ganzes Leben verkackt hast, weil Du falschen Werten hinterhergerannt bist und weil Du viel zu viel darauf geachtet hast, was die Leute denken und weil Du zu feige und zu dämlich warst - und Du nichts davon reparieren kannst."
Der Fürst von No erbleichte: "Und man kann nichts tun, um dem zu entfliehen?"
"Nöpp", antwortete Vai-car, "das Einzige, was Du machen kannst, ist, auf der Stelle, in genau diesem Moment, aufzuhören, Deine kleine Privat-Hölle immer weiter auszubauen."
"Aber ich bin alt und habe nur noch wenige Jahre zu leben!"
"Ein gutes Argument, ziemlich hurtig damit anzufangen, ein freies, menschenwürdiges Leben zu leben, oder?"
aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band II: Definitionen; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 1344.