1786 rüsten die französische „Société des gens de lettre de Montglane-sur-Mer“ und die „Norddeutsche Naturphilosophische Gesellschaft zu Neuhafe“ eine gemeinsame China-Expedition unter der Leitung des Marquis de Poignée aus. Aufgabe der Expedition ist, in China Belege für die Existenz aufklärerischen und humanistischen Gedankengutes in den Schulen fernöstlicher Philosophie zu finden.
Marquis Joaquin de Poignée, 1783
Über die Expedition selbst wissen wir sehr wenig, nur zwei Briefe Poignées sind erhalten, in denen er einen außerordentlich erfolgreichen Verlauf der Expedition beschreibt. In vier großen, kupferverkleideten Seekisten und zwei Fässern werde er Material zurückbringen, welches das höchste Interesse der naturforschenden Freunde in Frankreich und Deutschland erwecken würde.
Bei seiner Rückkehr nach Europa, Anfang Dezember 1790, durchkreuzt jedoch die französische Revolution die Euphorie. Wenngleich der Marquis nur dem niederen Adel angehört, sind seine Person und sein Besitz gefährdet, somit auch die "Beute" der Expedition. Nur kurz ist daher sein Aufenthalt im Hafen von Montglane-sur-Mer an Frankreichs Westküste. Die Mitglieder der „Société des gens de lettre de Montglane-sur-Mer“ beschließen unverzüglich, das Schiff, die "Minerva", nach Neuhafe in Norddeutschland weitersegeln zu lassen, um die kostbare Fracht dortselbst im ehemaligen Kloster und nunmehrigem Sitz der „Norddeutschen Naturphilosophischen Gesellschaft" sicher zu verwahren, zu sichten und zu katalogisieren.
Die "Minerva" um 1770.
Für die China-Expedition 1786 wurde sie teilweise demilitarisiert,
insbesondere das untere Geschützdeck wurde zurückgebaut,
die Stückpforten verschlossen.
Trotz widriger Wetterbedinungen im Kanal erreicht die "Minerva" am 23. Dezember 1790 die ostfriesische Küste, die Einfahrt in den Hafen von Neuhafe gelingt dem verhältnismäßig großen Schiff jedoch nicht, und so beschließt man, auf nördlichere Winde und die kommende Flut zu warten. Das Schicksal kann zuweilen zynisch sein: Ein Sturm aus nördlichen Richtungen drückt die "Minerva" gegen die Küste, wo sie im Schlickwatt neben der Hafeneinfahrt festkommt und von den Naturgewalten zerschlagen wird.
(via wiki commons)
Ein Stich von "der fast übernatürlich hohen Wasserflut" 1790.
Im Hintergrund rechts,
knapp unterhalb der Horizontlinie
das Wrack der "Minerva".
Nur drei Matrosen können sich retten, der Marquis de Poignée bleibt vermisst. Auch der Großteil der Ladung, vor allem die wertvollen Erträge der Expedition scheinen für immer verloren.
230 Jahre später, im Herbst des Jahres 2020, macht dann ein alter Provinzlehrer bei einem Spaziergang im Wattenmeer vor der ostfriesischen Küste eine überraschende Entdeckung ...
(Fortsetzung folgt.)
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