Mittwoch, 3. März 2021

Gleichnis-Vergleich

Der weise Gobba Lan sprach: "Mein Weg zur Erkenntnis ist wie der eines Käfers, der den Gipfel einer hoher Düne erklimmen will. Emsig kletternd kommt er doch nur langsam voran, denn immer wieder rutscht er zurück." 

Schüler: "O Herr, heißt der Spruch nicht: 'Lernen ist wie das Schwimmen gegen den Strom. Wenn Du aufhörst, treibst Du zurück.'?"

Der weise Gobba Lan: "Hör' mal, Klugscheißer, wenn Du es im Weisheits-Business zu was bringen willst, solltest Du aufhören, die Alten Weisen zu hinterfragen!"

Schüler (trotzig): "Nur wer gegen den Strom schwimmt, erreicht die Quellen!"

Der weise Gobba Lan: "Ah, Du meinst es ernst, oder? Sehr gut. Dann höre die vollständige Antwort. Bei dem Gleichnis mit dem Gegen-den-Strom-schwimmen fallen mir immer nur glubschäugige Forellen oder Lachse ein, die hirnlos einer Programmierung folgen, um sich fortzupflanzen und dann zu sterben. Mein Käfer hingegen krabbelt auf die Spitze der Düne, weil er die Übersicht und die Weite des Himmels über sich genießen will. Nenn' es meinetwegen Erkenntnis, was er sucht. Und mein Käfer kämpft die ganze Zeit, obwohl er sich jederzeit anders entscheiden könnte: Nahrung und Sex findet er auch unten an den Dünen. 

Außerdem fasziniert mich das zappelige, nicht immer zielgerichtete Gekrabbel des Käfers mehr als das stoische Einbahnstraßen-Denken dummer Fische. Meine persönliche Suche nach Erkenntnis war und ist eine Geschichte voller Fehler, Missverständnisse, Umwege, Dummheiten, Rückschläge und sogar Verletzungen. Schaue ich auf mein bisheriges Leben zurück, sehe ich endlose Aneinanderreihungen von Peinlichkeiten. Nur mit großer kognitiver Anstrengung kann ich die Scham über meine begangenen Dusseligkeiten überwinden: Indem ich mir sage, dass ich zu jedem Zeitpunkt in gutem Willen gehandelt habe und nach bestem Wissen, und dass das Wissen eben oft nicht da war, sondern erst in langen, meist unangenehmen Prozessen erworben werden musste.

Nein, mein Käfer-Gleichnis ist in Ordnung. Ich bleibe dabei."


aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band XXXVI; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 112 f


(stark verändert via Afrikascout)









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