Donnerstag, 24. März 2016

Besser nicht!



Ein Kommentator der SZ kritisiert, Gauck, der Bupräs, hätte im Rahmen seines China-Besuches sich kritischer zu der Menschenrechtssituation dortselbst äußern müssen, wörtlich: "Der Supermacht China (...) hat er die hässliche Wahrheit erspart. Was wäre passiert, wenn Gauck öffentlich gesagt hätte, was deutsche Demokraten denken?"

Ogottogott! Wie peinlich wäre das denn geworden? Was deutsche Demokraten denken? Definiere "Demokraten". Leute, die sich selbst für Demokraten halten? Leute, die hier zufällig leben und sich, ob aus Feigheit oder Gleichgültigkeit, einem Grundgesetz beugen, das eine demokratische Grundordnung befiehlt? Oder Leute, die überzeugt und unter allen Umständen aktiv für die freiheitlich demokratische Grundordnung eintreten, so, wie ein paar chinesische BürgerrechtlerInnen?

Was die Mehrzahl der Deutsche über Demokratie denkt? Nach Lage der Dinge würde ich etwa Folgendes schätzen:
  • "'Demokratie' kommt aus dem Griechischen und bedeutet 'Wähl' Dich reich!". 
  • "'Demokratie' heißt, dass alle meiner Meinung sein müssen." 
  • "'Demokratie' bedeutet, dass ich meinen kurzsichtigen Arschloch-Egoismus und meine unreflektierte Bildzeitungs-Meinung mit einer Hochwertvokabel bis zur Unangreifbarkeit aufpimpen kann ...". 
  • "'Demokratie' bedeutet, dass man das ja wohl noch wird sagen dürfen: ...!"
  • etc. ad infinitum

Ja, ja, ja, das ist viel zu negativ gedacht und es ist wahrscheinlich auch ziemlich unfair und arrogant, sowas zu schreiben, und ich weiß auch, dass es zahllose Anderstickende in Deutschland gibt, aber was der Souverän des doitschen Volkes, das Volk, sich so leistet, wannimmer es, Stichwort 'Umgang mit Geflüchteten', zur Nagelprobe kommt, bietet wenig Grund, stolz zu sein und sollte keinesfalls anderen Regierungen als leuchtendes Vorbild präsentiert werden..

Gauck hat staatsmännisch klug und richtig gehandelt, NICHT öffentlich zu sagen, was Deutsche über Demokratie denken. Die hässliche Wahrheit sollte erstmal entre-nous aufgearbeitet werden.




(Doitsche Seesoldaten während des Boxeraufstandes in China. verändert via dhm.de)
Nein, ich möchte - aus rein ästhetischen Gründen - lieber nicht genau wissen, was Doitsche 2016 über Demokratie denken. Zuviel Input.







Montag, 21. März 2016

Traurige Fragen an die Sozis



Der Sozi-Wirtschaftsminister Niedersachsens, Olaf Lies, freut sich presseöffentlich, dass die Hannoversche Volksbank bereits wieder Finanzgeschäfte mit noch weiterem, großem Potential mit dem Iran abwickelt, während andere Konzerne sich da eher noch zurückhalten. 

Falsche Botschaft, Olaf! Schreiben wir die Nachricht nochmal richtig.

1. Der Iran ist nach wie vor eine menschenverachtende theokratische Diktatur, die nach wie vor das Existenzrecht Israels bezweifelt und Terrorismus weltweit unterstützt.

2. Ein Finanzkonzern, der es nötig hat, mit solchen Leuten Geschäfte zu machen,
2.a. steht wirtschaftlich wahrscheinlich vor dem Abgrund und neigt zu verzweifelten, ekelerregend unethischen Maßnahmen, um vielleicht doch noch die höchst gefährdeten Arbeitsplätze der MitarbeiterInnen zu retten oder
2.b. ist so durch und durch profitgeil, dass Ethik dagegen einfach kein relevanter Faktor ist.

Ein tatsächlicher Sozialdemokrat, lieber Jubel-Olaf, hätte in beiden Fällen reichlich Anlass und normalerweise auch den Anstand, den Sachverhalt in Moll zu kommentieren.

Hast Du Drogen genommen? Bist Du wirklich nicht mehr, als der hirnlose Grüßaugust der Konzerne? Man nenne mir einen Grund - einen einzigen! - diese Partei nochmal zu wählen.



(verändert via http://www.greenplayer.de)





Sonntag, 20. März 2016

Notwendiges Zeichen echter Stärke, ...


... wenn Andersdenkende, Andersglaubende und Andersfühlende einander beglückwünschen und ermutigen, das zu sein, was sie sind.




(Anni Maarit: Lady Putin; via wiki commons)




Freitag, 18. März 2016

Unikate müssen's sein



Gerade über die Selbstbeschreibung eines neuen Nähladens gestolpert, man fertige "individuelle Unikate". Ich ertappe mich bei dreckigem, besserwisserischem Deutschlehrer-Lächeln ...

... statt zu fragen, warum die Einzelhaftigkeit eines Produktes uns so wichtig geworden ist, dass sie pleonastisch betont wird. Wer allergisch auf die Massenproduktion ringsumher reagiert, könnte ja zur Abwechslung auch mal gar nichts kaufen.

Da fällt mir die sehr freundliche und kompetente Schuhverkäuferin ein, die mir, als ich neulich das leichteste und bequemste Paar Schuhe meines Lebens anprobierte, aber dann bei der Preisfrage dicke Backen machte, erklärte, diese Schuhe würden ja auch in Handarbeit in Deutschland zusammengenäht. Ganz sicher, dass Maschinen sowas à la longue nicht auch könnten?

Aha. Es geht also gar nicht um das Produkt, es geht um die direkte menschliche Mühwaltung am Objekt. Wir wollen nur, dass jemand sich aktiv um uns und unsere Bedürfnisse kümmert, uns mit persönlichem Einsatz betuttelt. 

Wir kaufen das Surrogat für die ökonomische Situation unserer frühen Kindheit. 



(verändert via wiki commons)

Auch ein schönes Beispiel: Wenn wir Tee kaufen, spielen die Geschichten um seine Herstellung und Zubereitung eine wesentliche Rolle, hier der Beweis. Ein Teeverkäufer hat mir ernsthaft versichert, die richtig guten Lung-Ching-Tees würden in Höhenlagen nicht unter 3.000 m ü. NN geerntet. 

Zum Vergleich: Die Zugspitze, Deutschlands höchster Berg, hat ca. 2926 m. Der Luftdruck und ergo der Sauerstoffpartialdruck in den Lungen liegen da nur noch bei 68 %. Ja, die toughen nepalesischen Teepflückerinnen, die stehen auf sowas. Und mir schmeckt der Tee einfach besser, wenn ich weiß, dass die bei der Ernte so ein bisschen gelitten haben. Die sind's gewöhnt, und sonst könnt's ja Jeder. Und wenn's Jeder könnte, tät's auch Jeder. Und wenn's Jeder täte, wär's geschmacklich nix Besonderes. Das schmeckt man raus. Wirklich.




Donnerstag, 17. März 2016

Gemimte Naivität


Ich schmeiß' mich weg vor Lachen: Der hiesige Bauernverband ist - ob zu recht oder unrecht, sei hier mal dahingestellt - sauer auf den niedersächsischen Lawi-Minister und fordert einen Sachkundenachweis für Agrarplittikörr. Wahrscheinlich nur eine bewusste Provokation. Oder doch weltfremde Naivität? Im zarten Jugendalter habe ich zum letzten Mal daran geglaubt, dass Minister stets diejenigen Menschen eines Landes mit der größten fachlichen Ahnung wären.

Das Gegenteil ist der Fall: Fachkompetenz ist schädlich. Leute, die Ahnung vom Fach haben, lassen sich nämlich von Lobby und Beraterstäben nicht so einfach über den Tisch ziehen und sich vom MP nicht so leicht abbügeln. Nur ein inkompetenter, hilfloser Minister ist ein guter Minister.

Und Fachkompetenz ist, um es vorsichtig zu formulieren, nachrangig im Vergleich zum Koaltions-Proporz und gegen den Proporz innerhalb einer Partei. Letzterer teilt sich auf in Geschlechterproporz, Regionalproporz, Seilschaftenproporz, Parteizugehörigkeitsalter-Proporz, Ich-weiß-von-den-Leichen-im-Keller-Proporz und Weiß-der-Geier-was-noch-Proporz. Und dann sind natürlich BewerberInnen im Vorteil, die mit zahlungskräftiger Klüngelklientel gut vernetzt sind und die in der Lage sind, Teile ihres Wahlkampfes aus eigener Tasche bzw. aus selbteingeworbenen Spenden zu finanzieren.

Ihr Bauern beklagt Euch über Euren Agrarminister? Dann schaut mal ins Kultusministerium. Frage: Wieviel LehrerInnen sitzen im niedersächsischen Landtag? Viele. Wann war zum letzten Mal ein/e LehrerIn KultusministerIn? Ich kann mich nicht erinnern.

Willkommen, Ihr Bauern, in meiner Welt!


 (Wilhelm von Humboldt, verändert via wiki commons)

Nein, man muss keineswegs LehrerIn sein, um in Kultus-Sachen zu reüssieren. Es reicht auch, wenn man klug ist, selbständig und interdisziplinär denken kann, stringente, langfristige, praxistaugliche Konzepte entwickeln und umsetzen kann ... und so.

 




Montag, 14. März 2016

Wahlkommentar



Zum Ergebnis der Landtagswahlen in BaWü, R-P und S.A. ein Kommentar vom Verfasser:


AfD: Ach du Scheiße!

Rest: Demokratie.

Schmerzhaft, die ewige Selbstzufriedenheit der Hirntoten.



(via wiki commons)

Samstag, 12. März 2016

Opa erzählt vom Krieg, jetzt aber wirklich:



Heute beim Waldspaziergang unversehens auf altes Militärgelände gestoßen. Es machte einen ziemlich heruntergekommenen und verlassenen Eindruck, ein "lost place", ist aber wohl noch aktiv. Jedenfalls ist alles verriegelt und stehen da noch, algenvergrünt, aber lesbar, die Schilder, die alles Unberechtigte verbieten, und zwar so sehr, dass, wenn's dem Standortältesten zuwider ist, auch von Erschießen Gebrauch gemacht wird ... oder so ...


Überrascht war ich, an dieser Stelle auf ein derartiges Objekt zu stoßen; überrascht war ich aber viel mehr ob meiner spontanen Reaktion: "Ach ja, die gute, alte Kaltkriegszeit ... irgendwie viel besser als heute!"

Unglaublich, oder? Irgendwas in mir erinnert positiv (!) eine Zeit, in der zwei Supermächte einander permanent in Defcon 4 gegenüber standen und die Militärs beider Seiten ernsthaft predigten, die Fähigkeit zum 37-fachen globalen Overkill würde noch nicht ausreichen. Bin ich bekloppt?

Najaaa, zumindest war das eine Zeit, in der die Dinge klarer waren, übersichtlicher. Und - wenn man mal von der ganz grundsätzlichen ethischen Perversion eines globalen Wettrüstens absieht - waren viele Dinge einsichtiger. Ein Kampfpanzer, um ein Beispiel zu nennen, war damals ganz zweifelsfrei eine reine Gefechtsfeldwaffe, mit dem primären Auftrag, gegnerische Panzer, vulgo: die "sowjetische Panzerwalze", zu bekämpfen. Es gab keine Überlegung, wie gut der Panzer mit kürzerem Geschützrohr und mit Räumschaufel geeignet war, wehrlose Dissidenten in den engen Straßen Riads zu beseitigen, und ergo mussten die Plittikörr bei den Exportgenehmigungen für den "Leopard" früher auch keine Märchen erzählen.


 (verändert via wiki commons)
Deutscher Leopard-Panzer mit Sonderausstattung zum Saudi-Arabien-Export, zur "riot control". 
Nix für Demokraten.

Oder nehmen wir die Luftwaffe: Anfang der 1980er wussten die bundesdeutschen Jetpiloten, dass ihre statistische Überlebenszeit 8 Minuten betrug. Ich als wehrpflichtiger Bodenverteidiger der Luftwaffe hatte damals immerhin 20 Minuten, mehr als das Doppelte. Da weiß man, was man hat. Und genau das wissen die Opfer heutiger  Drohnenangriffe eben nicht, die sogenannten Kollateralschäden. Und die sogenannten Drohnen-"Piloten" wissen es auch nicht.

Reine Knöpfchendrücker. Das waren die Jungs in den Abschussbunkern der Interkontinentalraketen während des Kalten Krieges auch. Aber die wussten im Gegensatz zu den heutigen Drohnen-"Piloten", dass auch für sie das Motto galt "Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter." Der Horror war absolut, er war final, er betraf brutalstmöglich ausnahmslos alle Menschen und den gesamten Planeten. Heute ist der Horror ungleich verteilt. Die Mächtigen können Horror teelöffelweise nach gusto verteilen, besser: verteilen lassen. Sie können ihn kaufen und verkaufen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen oder gar sich selbst zu gefährden.

Und die Machtlosen, die sind dem Horror ausgeliefert. Es gibt kein antagonistisches Machtgefüge zweier Giganten mehr, die einander drohten "Haust Du meinen Bauern, hau' ich Deinen Bauern." Heute gibt es für die Ärmsten der Armen nur noch auf die Fresse, und niemanden interessiert's ernsthaft.

Der Kalte Krieg war vollkommener Wahnsinn. Es müsste einen psychopathologischen Fachbegriff dafür geben. Aber was wir jetzt haben, ist nicht wirklich besser. Wir sind ethisch und intellektuell keinen Schritt vorangekommen.


Relikt des Kalten Krieges, mit der rauen Ästhetik von Fallout 4
"Krieg, Krieg bleibt immer gleich."





Freitag, 11. März 2016

Den Dingen (und Menschen) Namen geben


Wenn man sehr genau hinhört, registriert man eine interessante Vielfalt der Bezeichnungen für die Menschen, die da gerade aus Krisengebieten zu uns wollen. Lassen wir die offensichtlichen Produkte der Neonazi-Propaganda mal weg, bleibt immer noch genug übrig:

Flüchtling
Zur Silbe "-ling" eine Definition: "Die resultierenden Ableitungen können der Sprachökonomie dienen (...), aber auch ironisch, diminutiv oder pejorativ verwendet werden."  (wiktionary) "Diminutiv" heißt "verkleinernd" und "pejorativ" beleidigend. Sprachliche Konstruktionen mit "-ling" neigen also zur Abwertung des Bezeichneten, vgl. Lehrling, Schwächling, Flüchtling, aber nicht Ärztling, Pilotling, Ingenieurling.

Asylant
Warum sagt man "1938 ging Thomas Mann ins Exil." und nicht "Thomas Mann kam 1938 als Asylant nach Amerika."? Warum sagt man heute nicht "In Syrien war sein Leben bedroht, deshalb ging er ins Exil nach Deutschland."? Macht ein Literaturnobelpreis den Unterschied? Ja! Natürlich! Außerdem hatte Thomas Mann wesentliche Teile seines üppigen Vermögens rechtzeitig auf neutrale Auslandskonten transferiert und ergo Kohle ohne Ende, als er in den Staaten ankam. Das ist der zweite wesentliche Unterschied zwischen einem Asylanten und einem Exilanten.

Asylbewerber
Herrliches Beispiel für die Perversion (Sinnverdrehung) der political correctness. Es sollte bürokratisch neutraler und also fairer klingen als "Asylant". Aber: Ein Bewerber ist einer, der sich um etwas bewirbt. Was daraus wird, entscheidet jemand gaaanz Anderes. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Bewerber steht in der Nahrungskette eines Unternehmens ja noch nicht mal auf der untersten Stufe. Und wenn Asyl ein verwaltungsmäßiger Vorgang ist, dann kann's ja so schlimm nicht sein. Und wenn's hier nicht klappt, bewerbe ich mich eben woanders, das ist alles geschäftsmäßig beliebig. Was möchtest Du später mal werden? Asylant, ich bewerbe mich schon mal.

Und überhaupt: Asyl
Das Krisenhafte der sogenannten Flüchtlingskrise ist doch, dass das Gesetz damals, als es entstand,  ganz anders gemeint war. Das Grundgesetz sagt eindeutig:

Politisch Verfolgte genießen Asylrecht. §16,1 GG

Damals, in den 1950ern, zu Beginn des Kalten Krieges, wurde dieses Gesetz vor allem als propagandistische Keule geplant und benutzt. In brisanten Einzelfällen, die dann, Beispiel Solschenizyn, presseöffentlich hochgepeitscht wurden, um der kommunistischen Weltmacht eins auszuwischen. Aber es hat damals natürlich niemand damit gerechnet, auch nicht rechnen können, dass plötzlich normale, unberühmte und unreiche Leute, Ausländer zumal, Muslime zumal, es massenhaft schaffen könnten, auf deutschem Boden berechtigte Asylanträge zu stellen. 

Ich glaube, ein Teil der doitschen, sächsischen und bayrischen Empörung über diese Leute resultiert daraus, dass die Flüchtlinge einfach nicht kapieren wollen, dass sie mit diesem Gesetz gar nicht gemeint sind. Zumal diese Flüchtlinge auch noch aus Ländern stammen, die gar keine kommunistische Staatsform haben oder anstreben, sondern aus prima funktionierenden, lupenreinen Diktaturen, mit denen man prächtige Geschäfte gegen Öl machen kann und denen man keineswegs eins auswischen will.  
Ja, Herrschaftszeiten, muss man denn ALLES erklären?! Stellt Euch einfach vor, das Grundgesetz und die Menschenrechte seien wie der gutgepflegte Rasen vor einem privaten Schloss: Er soll gut aussehen, Reichtum repräsentieren und zum Verweilen und zum Sich-drauf-niederlassen EINLADEN. Aber natürlich ist der Rasen nicht wirklich dafür da, dass irgendwelche Menschen diese Einladung annehmen. Diese Einladung ist nur zum Angucken da, klar!? Wer auch nur einen Funken Anstand und Zivilisation im Leibe hat, dem bräuchte man das eigentlich nicht zu erklären ...

Vertriebene
Och wie süß! Neulich wieder irgendeinen Schwachsinn von den schwachsinnigen Vertriebenenverbänden gelesen. Die sind schon wieder so revanchistisch-braun, so ewiggestrig und vollkommen aus der Spur, dass es Mitleid erregt ... Ach nee, doch nicht. Kein Mitleid. Es ist eine Bande Idioten. Punkt. Aber ich habe doch kurz überlegt, ob die Leute, die jetzt aus Syrien, Afghanistan usw. zu uns kommen, da sie vor der Gewalt des Krieges geflohen sind, nicht auch Anspruch auf Beitritt in den Verein der Heimatvertriebenen haben. Gut, dieser Verein diente in der Adenauer-Zeit nur dazu, antikommunistische Ressentiments zu befeuern und hat sich längst überlebt, aber wie wäre es denn, wenn da künftig nicht nur pseudo-alt-schlesischen Liedgutes gepflogen würde, sondern auch mal ein syrisches Frühlingsgedicht, ein afghanisches Wiegenlied und die Hymne irakischer Ölarbeiter zu hören wäre? Schlesische Parallelgeselschaften sind genau so gefährlich, wie alle anderen auch. Die könnten sich prima gegenseitig integrieren.

Migrant
ist schlicht jemand, der von einem Land in ein anderes umzieht. Früher differenzierte man das noch. Da gab es Emigranten, das waren die Leute, die aus einem Land, Deutschland, wegzogen. Mir ist der Begriff allerdings nur geläufig in Bezug auf Leute, die vor den Nazis (den alten, nicht den neuen) geflohen sind oder die als doitsche Wirtschaftsflüchtlinge im 19. und 20. Jahrhundert nach Nordamerika oder sonstwohin ausgewandert sind.

Und dann gab es Immigranten, das sind die Leute, die von woandersher in mein Land kamen. Es ist schon spannend, dass es im öffentlichen Diskurs des Jahres 2016 keine Immigranten mehr gibt, obwohl doch ein Gutteil der hier gestrandeten Syrer, Afghanen und Irakis ganz klar sagen, dass sie gerne dauerhaft bleiben würden. Zugegebenermaßen ein heißes Eisen.

Geflüchtete
Das ist momentan meine erste Wahl. Die Leute mussten weg, von da, wo sie bisher gelebt haben. Da ist Krieg. Und wir müssen einfach erstmal glauben, dass sie vor der Wahl "Abhauen oder Sterben" standen. Wenn sich später herausstellt, dass das bei Einigen gar nicht der Fall war, ok, dann muss man das regeln, gerne auch brutalstmöglich, um die Betrüger von den wirklich Hilfebedürftigen zu trennen. Aber das kann man doch nicht jetzt diskutieren, wo die Kacke voll am Dampfen ist!

Die. Leute. Brauchen. Unsere. Hilfe. Jetzt.

 

What is it good for? Absolutely nothing!



Donnerstag, 10. März 2016

Sehnsucht nach der heilen Welt


Gerade mit 'nem Handwerksmeister, Inhaber eines inhabergeführten mittelständischen Betriebs, zwecks Vergabe eines Renovierungsauftrages gesprochen. Habe im Stillen registriert, dass ich es sehr genieße, mit jemandem zu verhandeln, der solide und fair arbeiten möchte - und dafür solide und fair entlohnt werden möchte.

Viel zu sehr habe ich mich inzwischen daran gewöhnt, dass man, wenn man nicht ganz akribisch und fliegenbeinzählerisch jedes Detail eines Angebotes checkt, für Handwerksarbeiten und unnötige, oft versteckte Zusatzleistungen sowie Perversionen im Kleingedruckten letztlich irrsinnige Mondpreise zahlen soll oder dass man moderate Angebote akzeptiert, um anschließend den vorletzten Pfusch geliefert zu bekommen. Egal, wo im Geschäftsleben, die meisten Leute, Anbieter aber auch Käufer, drehen ethisch und rational vollkommen durch, sobald Geld im Spiel ist.

Ich verspüre eine kindliche, romantische Sehnsucht danach, mit Menschen vernünftig und vertrauensvoll umgehen zu können, auch und gerade wenn Geld im Spiel ist.

Jaja, mit so einer Einstellung gehöre ich ins Märchenland. Die Ökonomie des Auenlandes, das wäre mein Ding. Da gibt es außer freundlichen Hobbits zwar auch böse Wölfe, Orcs und Drachen, aber die sind weniger bedrohlich und weniger ekelhaft als unzurechnungsfähig geldgeile Menschen.


(Redaro: Uruk-hai via wiki commons)
Ok, es sind Orcs, und Orcs sind nun mal ... naja ... Orcs. Ja, es ist eine riesige Armee und ja, sie wollen Dich töten oder versklaven. Das ist ihr Job. Dafür sind sie hervorragend ausgebildet, und sie machen das gut und gerne und zuverlässig und nachhaltig.
Man vergleiche den letzten Satz nur mal mit, sagen wir, heutigen Telekommunikationsanbietern. Oder Finanzberatern.  Oder KultusministerInnen. Oder Verkäufern bei Euronics. Ergebnis: Es ist nicht ALLES schlecht in Mordor.

 


Samstag, 5. März 2016

Drittes Stadium


Die Immer-noch-Kultusministerin Heiligenstadt freut sich gerade medial, "dass die inklusive Schule eine hohe Akzeptanz gefunden hat." Tatsache ist, dass die KM völlig plan-bindestrich-los bestehende Förderschul-Strukturen per ordre de mufti zerschlagen hat und dass niemand, wörtlich: NIEMAND, eine Idee hat, wie das künftig funktionieren soll und dass ausnahmslos alle LehrerInnen, SchulleiterInnen und wer sonst noch Ahnung von der Materie hat, sagt,  dass da nun eine Riesen-Katastrophe auf alle an Schule Beteiligten zukommt.

Die Heiligenstadt-Logik funktioniert so: Ich zünde Dein Haus an, und wenn Du dann, knapp dem Tod entronnen, im Regen stehst, konstatiere ich, dass Du offenbar viel lieber an der frischen Luft bist und dass es also richtig war, das Haus angezündet zu haben.

Schlimm ist, ich meine abgesehen davon, dass sie gerade das komplette Bildungssystem in die Grütze schiebt, dass Heiligenstadt sich inzwischen selbst zu glauben scheint. Das ist das dritte und finale Stadium einer jeden PlittikörrIn.

Erste Phase: Du hast hochfliegende Pläne.
Zweite Phase: Deine Pläne stellen sich als kompletter Schwachsinn heraus, aber das kannst Du ums Verrecken nicht zugeben und fängst also an zu lügen.
Dritte Phase: Du glaubst Dir Deine Lügen selbst und merkst nicht, dass alle Lakaien und Höflinge Dir nur noch mit blankem Entsetzen und feigem Schweigen zuschauen.





 (verändert via Bundesarchiv/wiki commons)
Last orders, please - Hitlers letzte Lagebesprechung außerhalb des Füherbunkers, März 1945. 
Noch immer kein Zweifel am Endsieg erlaubt. Man beachte die Körpersprache aller Beteiligten.