Samstag, 8. März 2025

Anti-Clickbaiting: Tabulose Fliege-Bilder

 

Wieder keine Katzenbilder, keine BDSM-fetischisierenden, schlanken, durchtrainierten Sportstudentinnen, tutmirleid, ich hatte einfach nur wieder Gelegenheit, mit meinem treuen Brummer¹ durch die Gegend zu düsen, äh, zu propellern. Und ich mag die dabei geknipsten Bilder nun mal.



Ich bin sicher, auch Nicht-Fliegerys können sich vorstellen, wie diese Weite einy wegbeamt. Ich schreibe absichtlich nichts vom "Gefühl von Weite", denn das hier ist ja mehr als ein Gefühl, das ist das reale Ding.²



Fliegen spart auch Geld: Du musst kein Buch mit Wimmelbildern mehr kaufen. Siehst Du das Kraftwerk? Und sind da auch rot-weiße Strommasten? Und Windkraftanlagen und ein Schilfgürtel und eine Werft, ein Dorf ... und ... und ...und ...




Wer Wimmelbilder doof findet, schaut einfach in die andere Richtung. Weser, Land, Jade-Busen. Himmel, fertig. Die Farben, diese Farben!!!



Der letzte Lichtblick der Kamera, bevor sie wieder in der Tasche der Kombi verschwindet. Keine Ahnung, warum dieses versehentlich ausgelöste Bild hier auftaucht, ich fand's wohl lustig.




Das ist übrigens mein neues Büro. Ganz links unten sieht man noch das Antennenkabel zum Funkgerät, der graue Sack in der Mitte ist das Rettungsgerät, rechts mein Smartphone mit der Navi-App. Drehzahl, Öldruck, IAS, Zylinderkopftemperatur etc. etc. haben gute Fliegys im Gefühl bzw. schließt man aus dem Motorgeräusch.



Wo früher das Schicki-micki-Instrumentenbrett war, ist jetzt freie Sicht. Das ist viel besser. Der Handschuh (links) gehört zu einem Paar, das seit 30-40 Jahren in den Kofferräumen meiner Kfz als Arbeitshandschuhe herumfrustete, bis mir neulich auffiel, wie ungemein brauchbar sie für einen weiten Temperaturbereich sind.



Mir fällt auf, dass ich auf den Fliege-Selfies immer so skeptisch und ernst gucke. Fünf Gründe:
  1. Ich schaue gerade in die Sonne.
  2. Ich habe keine Ahnung, ob ich die Kamera richtig halte.
  3. Ich frage mich gerade, warum ich überhaupt Selfies mache, obwohl ich das grundsätzlich ziemlich blöd finde.
  4. Fliegen macht Spaß und ist ziemlich locker, aber auch kein Ort zum Rumdödeln.
  5. Ich guck immer so.



¹ aka "Gartenstuhl am Himmel", Drachen-Trike, Pixel, ... 

² Kommt mir jetzt nicht mit irgendwelchen idealistischen oder konstruktivistischen Einwänden. Die mache ich schon selber.!






Freitag, 7. März 2025

L'esprit de l'escalier ...

 

... ist der geistreiche Gedanke, den man nach einer Diskussion leider erst beim Hinausgehen "auf der Treppe" hat. In diesem Sinne: Was Selenskiyji (oder wer auch immer) dem trampelnden Trump-Trampel hätte erwidern können, sollen, müssen:

  • "Ok, Trump, Du sagst ganz offen, dass Du eine Bezahlung für Deine Hilfe willst. Das ist eigentlich nichts Neues, die USA haben nie jemandem geholfen, ohne auf ihren eigenen Vorteil bedacht zu sein. Neu ist nur, dass das früher verdeckter, diskreter ausgehandelt und durchgeführt wurde. Was Du machst, Trump, ist, dass Du es aggressiv und öffentlich machst und Dich an der Macht noch mehr, noch narzisstischer aufgeilst als alle Deine Vorgänger."

  • "Was ein bisschen fies ist, das ist die Tatsache, dass uns eure Unterstützung zugesagt wurde, als wir sie so dringend brauchten und dass damals aber niemand über Preise gesprochen hat. Richtig ist, dass euch das jetzt in die Lage vesetzt, irgendeine Summe zu nennen, und wir müssen jede Kröte schlucken."

  • "Wo taucht in der Rechnung eigentlich die Leistung der ukrainischen Menschen auf? Es wurde doch immer gesagt, die Ukraine kämpfe für die sogenannte westliche Welt. Dürfen wir unsere menschlichen Opfer und materiellen Verluste auch in Rechnung stellen? Und wem sollen wir diese Rechnung dann schicken?"

  • "Ach, es gibt niemanden, der*dem wir eine Rechnung schicken können? Man hat uns nur als nützliche Idioten vorgeschickt, den Russen eins auszuwischen?"

  • "Wenn sich jetzt also herausstellt, dass das ganze westliche Geschwurbel von gemeinsamem Kampf gegen den Usurpator nur hohles Geschwafel war, dann wird das für die nächsten potentiellen Opfer (Taiwan?) hoffentlich eine Lehre sein."

  • "Wenn die 'Hilfe' des Westens nichts weiter als ein verkappter Kaufvertrag für westliches Equipment ist, wenn es also nicht um Ethik und hehre Ziele, sondern ausschließlich um Wucher-Profite geht, dann werden wir vor dem nächsten Krieg erstmal Vergleichsangebote von den anderen Supermacht-Anbietern, von Russland und der VR China einholen. In puncto Profitgeilheit ist einer so gut wie der andere und Konkurrenz belebt das Geschäft."


Treppe in der Sagrada Familia, nachbearbeitetes Foto von 2010









Mittwoch, 5. März 2025

Beeindruckende Einzelleistung

 

Die Doku "Y-Kollektiv: Frau auf'm Bau" berichtet über vier bemerkenswerte Beispiele von Frauen, die im Baugewerbe tätig sind, eine Maurerin, eine Zimmerei-Azubi, eine Straßenbauerin und eine Hausbauerin. Schwerpunkt sind natürlich die Sexismus¹-Erfahrungen und mögliche Gegenstrategien in einer männerdominierten Welt. Rezeption ist unbedingt empfohlen. 

Eine der wichtigsten Szenen ist für mich jene, in der Frieda, die Zimmerei-Auszubildende, bei sommerlichen  Außenarbeiten bei 34 °C im Schatten sich dazu durchringt, ihre männlichen Gesellen / Kollegen zu fragen, ob es für diese ok wäre, wenn sie, die Azubine, ebenfalls ihr T-Shirt auszöge und mit bloßem Oberkörper arbeitete - was die Männer natürlich längst machten. Problemlose Zustimmung. (ab 12:30) ²

Bemerkenswert daran sind folgende Punkte:

  1. Frieda benötigt zur Begründung ihres Verhaltens keinen theoretischen Überbau. Sie denkt nur mit großem Ernst und einfacher, eigener Vernunft. Kant lässt grüßen.
  2. Sie lässt sich - im Gegensatz zur Reporterin - nicht von tradierten Sozialnormen davon abhalten, das als richtig Erkannte durchzuziehen.
  3. Bei der Umsetzung ist sie nicht offensiv, sondern freundlich und wertschätzend. Sie fragt höflich, ob es für ihre Kollegen ok sei, wenn sie das T-Shirt auszöge.³ 
  4. Die Reaktion des einen Gesellen lautet sinngemäß, es sei letztlich alles Erziehungssache, eine andere Normalität sei denkbar, wünschenswert und zu erwarten.

ad 1.) Wir quatschen zu viel und tun zu wenig. Ich wünsche mir weniger Geschwurbel und mehr mutige Menschen wie Frieda, die ein neues aufklärerisches Ideal vorleben. Theoretische Überlegung ist nur ein Vorprodukt, individuelle Praxis das einzig Wirksame. Der Normenverstoß, der Tabubruch, den sie begeht, ist keine Lappalie, und sie unternimmt ihn, ohne dass eine Partei, ein Verband o.ä. hinter ihr steht. Sie handelt als Individuum, das über Vernunft verfügt und diese einsetzt. Mehr Ehre geht nicht. 

ad 2.) Sexismus ist ein Konstrukt. Von Menschen gemacht, von Menschen veränderbar.

ad 3.) Ich kritisiere Feministys, die universell konfrontativ / aggressiv und blind auf Männer eindreschen.⁴ Das kostet der Sache unfassbar viel Kraft, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. 

ad 4.) Es ist eine drastische Herabwürdigung und außerordentlich dumm und falsch, anzunehmen, Männer würden beim Anblick eines Fitzelchens weiblicher Körperlichkeit zu sabbernden Triebwesen werden. Beweis: Gruppen, in denen eine weitgehende Nacktheit Alltag ist. Korrekt ist allerdings die Beobachtung, dass in viel zu vielen sich als "zivilisiert" verstehenden Kulturen im Schema der Männerrolle das sabbernde Triebwesen quasi normativ erwartet wird, sobald weibliche Haut sichtbar wird.

Im Zusammenhang mit letztgenanntem Punkt erinnere ich interessante, aber auf Dauer nervige Diskussionen um Kleiderordnungen in Schulen. Die Sache ist ganz einfach: Mädchen müssen nicht lernen, dass nabelfreie Shirts inakzeptabel sind. Stattdessen müssen Jungs lernen, dass die sexistische, spießige Kackscheiße in ihrem Kopf inakzeptabel und nur anerzogen ist ...

... von Leuten, die in einem Universum aus spießiger Kackscheiße wohnen, und die Götter dieses Universums sind alte Männer, die ihren Untergebenen Triebverzicht befehlen, um letztlich daraus Macht schöpfen, und diese Macht ist ihnen viel wichtiger als Vernunft oder das Leben und das Glück von Milliarden Menschen.

Kurz: Jungs werden künstlich dazu erzogen, zu sabbern, wenn sie Mädchenkörper sehen, und daraufhin werden Mädchen dazu erzogen, ihren Körper zu verbergen. Was für ein krankes System⁵.

Wir brauchen ganz dringend mehr Menschen wie Frieda.



(Still aus "Frau auf'm Bau" - stark verändert via ardmediathek)





¹ Sexismus hier nicht nur verstanden im Sinne körperlicher und verbaler Übergriffe, sondern auch als viel allgemeinerer Geschlechter-Diskriminierung.

² Oh bitte! Beleidigt nicht meinen Intellekt mit der Unterstellung, es ginge mir um die nackten weiblichen Brüste (die im Dreh übrigens nicht gezeigt werden.)

³ Spannende Frage, was Frieda im Falle einer Ablehnung gemacht hätte.

⁴ Jaaa, viele zu viele Frauen werden ihre Gründe aufgrund von Erfahrungen haben. Und, nein, als Mann kann ich das gar nicht richtig abschätzen. Aber die Aussage, alle Männer seine Vergewaltiger ist etwa so hilfreich wie die Aussage, alle Migranten seien Messerstecher.

⁵ ... an dessen Ende das entblößte weibliche Fußgelenk Männer in Ohnmacht fallen lässt und, schlimmer, Burka und Genitalverstümmelung vorgeschrieben werden.







Montag, 3. März 2025

Die "Loyalität" des Kapitals

 

Au weia, da muss man ein ganz abseitiges Buch lesen, um in einer Nebenbemerkung zu finden, was im Ukraine-Krieg von Anfang an falsch gelaufen ist. In der überhaupt nicht lustig gemeinten Analyse "Das Militär in der Karikatur"; München; 1982, S. 70, schreibt F. W. Seidler über die Unterstützung Englands durch die USA im Ersten Weltkrieg:

"... der amerikanisch-britische Waffenhandel, der der anfangs auf privater Basis durchgeführt worden war, hatte nunmehr (...) einen solchen Umfang angenommen, daß sich zu seiner Finanzierung die Federal Reserve Bank durch Rediskontierung privater und ausländischer Regierungswechsel bereit erklärte (...) Da die US-Regierung befürchtete, daß bei einer britischen Niederlage die englischen Schulden verfallen würden, war sie zur Unterstützung der Engländer auf Gedeih und Verderb angewiesen."

Was lernen wir daraus? Was hat die Ukraine, hat Selenskyji im Gegensatz zu den Briten im Ersten Weltkrieg von Anfang an falsch gemacht?

Sie haben sich auf billige Loyalitäts-Erklärungen der Amis verlassen! Himmelherrgott, wo leben wir denn? Wir leben in einem durch & durch kapitalistischen System! Wo, bitteschön, ist da Platz für Loyalitäts-Geschwurbel? Es geht, wieoftsollmanesnochsagen, im Kapitalismus ausschließlich um Profit!

Was also hätte die Ukraine gleich beim Einmarsch der Russen im Frühjahr '22  machen müssen? Einen Kreditvertrag mit den Amis abschließen! Und zwar nicht zu knapp! Gleich 500 Milliarden USD auf einen Schlag, und damit's profitabel ist, gerne mit 4,1 % p.a., zahlbar ab Kriegsende. 

Wenn die Ukrainys das geschafft hätten, DANN hätten sie die ewige, tabulose Unterstützung der Amis gehabt. DANN hätte auch niemand daran gezweifelt, dass die Ukraine gewinnen MUSS und dass Selenskyji der One-and-only-alltime-best-friend-for-life der Amis ist. Denn falls die Ukraine verlöre und / oder Selenskyji gestürzt würde und /oder nur noch ein totes Ruinenfeld übrig bliebe, würden die Amis Geld verlieren, und das ist nun mal kategorisch ausgeschlossen. 

Die Lösung wäre sooo einfach gewesen!


(US-Soldaten während des Ersten Weltkrieges
 - verändert via wiki commons)

Die kleinen Muschkoten kämpfen mit großer Hingabe,
weil sie wissen, dass es um den Profit ihrer Milliardäre geht.








Samstag, 1. März 2025

Ende des Selbstbetruges

 

Zugegeben, die Trump/Vance-Nummer und wie sie mit dem armen Selenskijy umgesprungen sind, war eine Überraschung, eine sehr unerfreuliche, verstörende. Aber eigentlich hat das alles seine Richtigkeit und innere Logik.

Man muss nur alle Illusionen über Menschen und Staaten beiseite lassen und begreifen:

  1. "Die USA haben keine Freunde oder Feinde, nur Interessen." (Kissinger, Henry)

  2. Es geht immer (!) nur um Macht bzw. Geld.
Schaut man vorurteilsfrei hin, stellt man fest, dass das spätestens seit dem nordamerikanischen Bürgerkrieg nie anders war.¹ Das Problem sind also NICHT die Amis. Das Problem war und ist unser Selbstbetrug über die Motive der Amis.

Mit "uns" meine ich in diesem Fall Europa im Allgemeinen und Doitschland im ganz Besonderen. Ich glaube, die Afrikanys und Asiatys haben da seit jeher eine realistischere Einstellung. Die haben ja auch mehr Übung darin, von diesem oder jenem größenwahnsinnigen Imperium ganz offen und brutal unterdrückt zu werden. 

Wir konnten uns im schönen transatlantischen Traum wiegen, solange niemand uns so trumpisch unsanft und offen auf die Tatsache hinwies, wie abhängig wir in Wirklichkeit sind. Wenn die Ketten in rosa Watte gewickelt sind, erträgt man sie ja auch viel länger.



Titel des Bildes:
Aus Nettigkeit? Am Arsch!

Untertitel:
Zeit aus dem Drogenrausch zu erwachen.
Ernüchtert und verkatert.







¹ Die zeitliche Einschränkung mache ich nur, weil ich für die Zeit davor keine sichere Datenlage habe.