Samstag, 15. März 2025

Für Dummies: Sanktionen austricksen

 

Gerade in der aktuellen "Monde diplomatique" gelesen, wie das genau funktioniert, internationale Sanktionen mithilfe einer "Schattenflotte" zu umgehen. 

Man nehme:

  1. Großkotzige Mächte, die meinen, den Welthandel bestimmen zu dürfen und zu müssen, um vermeintliche Gegner bzw. Konkurrenten zu schurigeln, gerne aus ethischen Motiven
  2. Ein paar mittelgroße und mittelmächtige Nationen, die ethisch flexibel und profitgeil sind
  3. Ein paar arme, korrupte Länder, die irgendwie an Geld rankommen wollen und müssen
  4. Ein paar abgehalfterte Reeder, die zahlreiche unversicherte Schrottschiffe im Bestand haben und nur noch im Junk-Segment dieses Marktes reüssieren können
  5. und man schaffe ein völlig unübersichtliches Geflecht vieler kurzlebiger Scheinfirmen weltweit

Und, schwupps, kannst Du als sanktioniertes Land auch das brutalstmögliche Rohstoff- bzw. Energie-Embargo umgehen und sogar noch Gewinne dabei realisieren.

Das Ganze funktioniert deshalb so erstaunlich gut, weil die großkotzigen Länder in Wirklichkeit von dem Stoff abhängig sind und die mittelgroßen Zwischenhändler-Länder nie so simpel und so risikolos so große Profite einfahren konnten. Und Gier, Verlogenheit und angetäuschte Ethik der beteiligten Nationen bilden den Nährboden.

Was ich so schrecklich finde, ist, dass natürlich alle Beteiligten haargenau wussten und wissen, dass "strikte Sanktionen" ein Witz sind.

Was ich noch viel schrecklicher finde, ist, was für eine raffinierte Schwarmintelligenz das Kapital über alle Grenzen und Fronten hinweg entwickelt. Es wird Zeit, dass wir eingestehen, dass der Kapitalismus gewonnen hat. Dieses Eingeständnis ist wichtig, damit wir aufhören, so zu tun, als müsse und könne man offen dagegen ankämpfen. Vielleicht sollten wir anfangen, uns als gewaltfreie (!) Partisanys in einem besetzten Land zu begreifen.

Das erfordert ganz andere Taktiken.



Hamburger Widerstandskämpfer
(verändert via ndr.de)







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