Dienstag, 17. Dezember 2024

Stau - Gedanken

 

Die Zufahrt zum Stadtautobahnring ist dicht. Baustelle. Zum Glück kenne ich Ausweichrouten, Schleichwege. Bin aber wohl nicht der Einzige, der diese Routen kennt. Sie sind auch dicht. Stau, Stillstand, Verkehrskollaps.

Wo kommen die vielen Menschen her? Was machen die hier - an einem Dienstagvormittag? ¹

Klaustrophobie ist die Angst vor engen Räumen, Agoraphobie meine Angst, in großen Räumen von Menschenmassen eingekeilt zu sein. Eine verkehrskollabierte Innenstadt ist der Ort, an dem man beides gleichzeitig erleidet. 

Ich weigere mich aber, meine Angstreaktion als Angststörung zu betrachten, neige eher zur Annahme, dass nur eine soziokulturell deformierte Psyche sich in derartiger Zwangslage nicht unwohl fühlt. Die Metropolregion Tokio hat aktuell etwa 37,2 Millionen Einwohnys ² und etwa 3.000 Einwohnys pro Quadratkilometer. Hier im Ammerland sind's 177 pro qkm, und ich finde, es wird hier langsam eng. 

Neulich wurde in irgendeiner Arte-Doku über Nachhaltig und Klima und Wohnen und Zukunft und so³ gesagt, die lockere Verteilung der Wohnbebauung außerhalb unserer Städte sei energetisch ganz großer Mist wegen Wärmedämmung, Verkehrsanbindung, Versorgung u.v.a.m. Wir sollten uns des Klimas und der Umwelt zuliebe stattdessen angewöhnen, die positiven Aspekte des Wohnens in größeren Einheiten in Mega-Cities, vielleicht sogar in Arkologien zu würdigen. 

An der Stelle spürte ich, wie ein ganz kreatürlicher Trotz von mir Besitz ergriff. Mir fielen einige Science-fiction-stories ein, deren Handlung vom Gegensatz zwischen den smarten Bewohnys hochtechnisierter Mega-Cities und den barbarischen, sturen Natur-Leuten außerhalb lebt. Und ich habe mich nie anders als in der Rolle des alten, faltigen, verwilderten, trotzigen, griesgrämigen Sacks gesehen, der, in rohe Tierhäute gekleidet, in rußiger Höhle (natürlich WEIT außerhalb der Mega-Cities) sitzt und archaische Verwünschungen gegen die Städter ausstößt. 

Wenn wir Menschen nur noch überleben können, indem wir auf ein menschenwürdiges Leben  verzichten, dann haben wir's verkackt, "die Uhr mag stehen, der Zeiger fallen, es sei die Zeit für [uns] vorbei." (Faust I)


(Still aus "Matrix" I, stark verändert via wiki commons)







¹ Ja, klar müsste ich mich das selbst auch fragen, aber ich weiß ja, dass ich verdammt gute Gründe habe, hier langfahren zu müssen. Aber die anderen...?

² Die gesamte BRD hat 84,5 Millionen Einwohner, d.h. 44 % der Einwohnys Doitschlands drängen sich in Tokio einer einzigen Stadt, naja Region.

³ Ich muss gestehen, die Quelle nicht wiedergefunden zu haben, reiche sie ASAP nach.






Samstag, 14. Dezember 2024

Sprache bei der Arbeit


Kindheitserinnerung: Sommersonnntagsbesuch bei Großeltern. Ich (4½) spiele draußen mit Nachbarstochter Doris (6?). Doris macht völlig anlasslos irgendwas total Fieses und rennt feixend weg. Ich rufe mit maximaler Empörung und ebensolcher Lautstärke hinterher "Doris, Du schwarzes Arschloch!". Meine Eltern ... konsterniert ... bitten mich zum Gespräch.

Erläuterung: In meiner mittelstandsbürgerlichen Erziehung kam das Wort "Arschloch" nicht vor, weder aktiv noch passiv, war völlig undenkbar, und das gilt für die gesamte Familie. Irgendwo muss es aber in mein kindliches Gemüt gedrungen sein und war dann da, als Zorn und Wut in eben diesem Gemüt heißglühten und verbalen Ausdruck suchten. Mehr noch: "Arschloch" war zwar das allerschlimmste mir verfügbare Schimpfwort, aber offensichtlich dem Sachverhalt noch nicht hinreichend angemessen, so dass ich spontan und kreativ das "schwarze(s)" noch davor setzte. Das "schwarze Arschloch" war definitiv eine totale Wortneuschöpfung, die als solche in den Familiolekt und die Annalen des Clans einging.

Relevanz: Wir sehen an diesem Beispiel, wie Sprache funktioniert und wie sie sich immer weiterentwickelt. Es gibt ein dringendes Bedürfnis, Dinge oder Gefühle auszudrücken, und wenn dieses Bedürfnis stark genug ist, dann finden wir entweder Worte in unserem Wortschatz oder wir basteln spontan neue. Das ist doch unglaublich spannend, oder? Ich glaube, KI kann das nicht.


(stark verändert via Inet)

Wenn ich mit dem Abstand von fast 60 Jahren so drüber nachdenke, bin ich aber auch froh, dass es keine Wortmagie gibt. Wäre Sprache wirkmächtig, hätte mein Zorn ein "Wort der Macht", z.B. ein Feuerball, werden können, wäre von Doris damals nur noch ein Aschewölkchen übriggeblieben.







Mittwoch, 11. Dezember 2024

Spielregeln zum Boomer-Bashing

 

Ok, das Boomer-Bashing greift um sich, das war zu erwarten. Als Betroffener habe ich auch überhaupt nichts dagegen, denn Vieles, was da von X, Y, Z an Kritik geäußert wird, haben zahlreiche Boomer (incl. mir) bereits als Selbstkritik formuliert.

Ob diese Kritik kommt oder nicht, habe ich weder zu bestimmen noch zu bewerten. Was ich sagen kann, ist, ob Kritik bei mir irgendwas bewirkt oder nicht. Hier die Boomer-Bedienungsanleitung:

  1. Wer bei den LTW 2024 oder überhaupt jemals die AfD gewählt hat, hat mir überhaupt nichts zu sagen. Eine Alterskohorte, die zu fast 40 Prozent AfD gewählt hat, hat weißgott reichlich eigene Probleme zu bearbeiten, bevor andere, demokratiefreundlichere Generationen attackiert werden. 
  2. Und so, wie Ihr pauschal ALLE Boomer verurteilt, weil sie Eure Umwelt in die Grütze gehauen haben, sage ich, dass Ihr pauschal ALLE eine Nazi-Generation seid, die unsere FDGO und die Menschenrechte in die Grütze haut. Demnach hat keine*r von Euch das Recht, mir i-was vorzuwerfen.
  3. Ich sehe weder bei Gen X noch Y noch Z gegenwärtig überzeugende und schlagkräftige Konzepte, die die Zukunft nachhaltig betreffen. Jaaa, Ihr habt FFF und tralala, aber vergleichbares Aufbegehren gab's in den 80ern auch. Schaut selbst, was draus geworden ist. Wo stecken Eure Menschys, die die unbequeme Wahrheit, dass wir von unserem Lebensstandard runtermüssen, großflächig durchsetzen? Ein paar wenige Enthusiasten reichen nicht, die hatten wir auch. Ihr habt aktuell nichts auf der Pfanne, was Euch zur Kritik berechtigt.
  4. Im Moment sehe ich mit Grausen, dass (und wie sehr) Ihr Euch durch fucking social-media-Kampagnen beeinflussen lasst, statt durch Lektüre von Fachliteratur. Team science? Drauf geschissen. Mimimi, der böse Putin bezahlt böse Tiktok-Kampagnen! Seid Ihr wirklich so weich in der Birne, dass Euch das beeinflusst? Ernsthaft!? Und Ihr wollt Boomer kritisieren!?

Soll ich weitermachen? Wir können eine riesen-fiese Diskussion vom Zaun brechen.

Oder wir fangen an nachzudenken: Wem ist am meisten geholfen, wenn sich die kritischen Potentiale der Generationen gegenseitig zerfleischen, statt gemeinsam auf den eigentlichen Gegner loszugehen (gewaltfrei natürlich!)? 

Wer.Hat.Ein.Interesse.Daran?

Tipp: Folge dem Geld!

Noch 'n Tipp: Pauschale Urteile nach dem Schema "Alle Boomer sind doof!" sind einer kritischen Praxis kontraproduktiv. Globale Probleme eskalieren, und die Führungs-Camarilla der Welt blockt alles ab (vgl. COP29). Wenn wir uns auch noch gegenseitig blockieren, ist Feierabend. Wir haben ja ohnehin noch nicht mal wirksame Ideen.

Mich würde es sehr freuen, und das meine ich 110% floskelfrei, wenn wir mit der Kinderkacke aufhören und mit der notwenigen Arbeit anfangen bzw. weitermachen könnten.



(verändert via wiki commons)

Man kann viel erreichen, wenn man zusammenarbeitet!









Sonntag, 8. Dezember 2024

Ehre zwopunktnull


Ich plädiere aus vielen aktuellen Gründen für die Wiedereinführung der Idee der persönlichen Ehre. Natürlich in einer aktualisierten Fassung, ohne die fatalen, verlogenen und brandgefährlichen großbürgerlichen und feudalistischen Normensysteme vergangener Zeiten.

Wir definieren:

"Persönliche Ehre" = Der Grad der Wahrhaftigkeit, den ich einem Menschy zuschreibe. ¹

"Wahrhaftigkeit" = Die Selbstverpflichtung eines Menschy, nur das zu sagen, was sie*er für wahr hält.

Begründung:
Wahrhaftigkeit wird bereits von Kant mit "Ehrlichkeit" gleichgesetzt, damals noch im ursprünglichen Wort-Sinn von "Ehre haben". Was beweist, dass schon der alte Königsberger den Zusammenhang von Lügen und Ehrlosigkeit bzw. von Wahrhaftigkeit und Ehre ganz simpel und vollständig erfasst hat.

Wenn ich sage :"X ist ehrlos!", dann meine ich, X sagt bewusst die Unwahrheit, sofern es zu seinem*ihrem persönlichen Vorteil ist.

"Persönliche Ehre" fragt, inwieweit ich annehme, dass eine Person selbst glaubt, was sie*er sagt.

Mit diesem bestechend einfachen Gedanken prüfen wir nun die Menschys unserer Umgebung. Vielleicht hilft es, das jeweilige Ergebnis in Form einer Skala von 1 bis 10 auszudrücken.

"1" bedeutet, er*sie lügt notorisch, alle Aussagen sind ausschließlich taktisch motiviert und auf den eigenen Vorteil bedacht.

"10" bedeutet, sie*er sagt nur Dinge, die er*sie für wahr hält, auch, wenn das zum eigenen Nachteil wäre. 

Wichtig: Dabei spielt es keine Rolle, wie wir selbst den Wahrheitswert einer Aussage bewerten. Man kann aus Unwissenheit, mangelnder Datenlage und sogar aus Verblendung unbeabsichtigt unwahre Aussagen machen. Das menschliche Irren ist ja nicht taktisch motiviert. Falls doch, dann wäre es kein Irren, sondern eine Lüge.

Viel Spaß beim Ausprobieren! Vielleicht fangen wir zur Übung mit Politikys an ...



(FP45 - verändert via wiki commons)

Ein ganz primitive aber effiziente Schusswaffe
zum Gebrauch durch Partisanen im Zweiten Weltkrieg.
Eine Ethik-Guerilla braucht primitive aber effiziente Begriffe.






¹ Zur Abgrenzung "Wahrhaftigkeit" und "Wahrheit" vgl. Kant 1797: "Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen". Was war ich sauer, als ich feststellen musste, dass das, was ich mir zum Thema überlegt habe und hier als neuen, heißen Scheiß darlegen wollte, von I.K. schon vor 227 Jahren äußerst präzise, schlüssig und eloquent beschrieben worden ist. Ich musste meinen bis dato mühevoll zusammenformulierten Text komplett in die Tonne kloppen und praktisch neu beginnen. Fick Dich, Kant! Aber in echt! ²

² Andererseits kann ich nicht leugnen, dass es ein erhebendes Gefühl ist, mich einem Genie wie I.K. geistig so weit angenähert zu haben, dass ich realen Grund habe, stinksauer auf ihn zu sein. ³

³ Ich hatte mal einen alten Soziologie-Prof, der aus Indien stammend, stinksauer auf Mahatma Gandhi war, weil der die marxistische Revolution in Indien verhindert habe. Da  wehte uns Studies immer so ein Hauch Historie an, wenn P.A. losschimpfte.







Dienstag, 3. Dezember 2024

Ein bisschen hinterhältig

 

Vorweg, weil wichtig: Der Fehler liegt bei mir, und ich habe keinen Grund zur Klage!

Sachverhalt: Ich kaufte bei einem namhaften Online-Versandhaus einen Skizzenblock; A3; 100 pages, für einen relativ günstigen Preis.



Erst beim Auspacken fiel mir mein Denkfehler auf, dass nämlich "pages" mit "Seiten" zu übersetzen ist und nicht mit "Blatt". Und hätte ich beim Online-Kauf genauer hingeschaut, wäre mir aufgefallen, dass im "Kleingedruckten" die Mengenangabe "100 Pages/50 Sheets" steht. Ich hatte also nur 50 statt erwarteter 100 Blatt, und dafür war der Preis völlig überhöht.

Ich hätte die Übersetzungsleistung erbringen können oder wenigstens die Assoziation, ein Buch mit 1.000 Seiten/Pages besteht aus 500 beidseitig bedruckten Blättern/Sheets, während bei Toilettenpapier nur die Zahl der Blätter/Sheets angegeben wird, weil eine beidseitge Nutzung eher unüblich und ein wenig unappetitlich ist, die Seitenzahl daher irrelevant. Dass ich Skizzenblock-Blätter immer nur einseitig benutze, ist meine persönliche Entscheidung und nicht zu verallgemeinern.

Also nochmal: Mea culpa, in gieriger Schnellklickerei habe ich einen Fehler gemacht. 

Allerdings fällt beim Design des Covers (s.o.) auf, dass der Hersteller schlicht durch die Wahl der Schriftgrößen und Schriftarten diesen Fehler auch nach Kräften unterstützt hat. Da haben pfiffige Marketing-Tussies*Fuzzies mich intelligent reingelegt, und ich gratuliere ihnen zu dieser Leistung und erbiete sportliche Anerkennung: Ihr seid, liebe Jungs und Mädels und alles dazwischen, mir einfach überlegen. Ihr habt gewonnen, und ich habe verloren. Da gibt es nichts zu deuteln.

Ich finde die Sache auch nicht schlimm, denn erstens geht es nur um Geld und zweitens wurde ich auf diese Weise wieder einmal daran erinnert, dass Verkäuferys und Endverbraucherys natürliche Feinde sind. Die Konzerne, die Supermarktketten, die Herstellerys sind nicht ehrbar. Sie wollen nicht Ware gegen Geld tauschen, sondern sie wollen Dich bescheissen.

Einzelhandel ist Krieg gegen die Kund*innen. 
Kein Vertrauen, kein Pardon!

Dass ich das vergessen habe, das werfe ich mir in dieser Sache vor. Allerdings frage ich mich auch, ob das zwingend so sein muss. Die plausibelste Antwort: In einem Wirtschaftssystem, das ausschließlich am maximalen Profit orientiert ist, JA.



(stark verändert via wiki commons)

Meine Dummheit, dass ich auf den Angriff nicht vorbereitet war. 









Mittwoch, 27. November 2024

Spoiler: Das Ergebnis des Ukraine-Krieges

 

  1. Es wird keinen totalen Sieg auf dem Schlachtfeld geben. 
  2. Es wird keine totale Niederlage der einen oder anderen Seite geben.
  3. Es wird aber totale Verlier*innen auf beiden Seiten geben. 90 % oder mehr. Bei den Nicht-Machthaber*innen beider Seiten wird sich eine unfassbare Enttäuschung breitmachen, das Gefühl, betrogen und missbraucht worden zu sein. Und tatsächlich werden die Lasten dieses Krieges sie noch jahrzehntelang bedrücken. 
  4. Tod, Verwundung und Vertreibung werden auf beiden Seiten Wunden hinterlassen, die zusammen mit der jahrelangen entmenschlichenden Propaganda noch lange das  Zusammenleben der Nachbarn vergiften.
  5. Die Ukraine wird pro forma ein selbständiger Staat sein, de facto aber die Ressourcen an  Bodenschätzen, landwirtschaftlicher Nutzfläche und verbliebener Industrie an ausländische Investoren verscherbeln müssen, sofern noch nicht geschehen, um die angehäuften Kredite zu bedienen. Eine nahezu totale Fremdbestimmung für Jahrzehnte. Man wird sich wünschen, sich nie in die EU / NATO gewünscht zu haben, aber der Weg nach Osten ist auch versperrt, die Abhängigkeit deshalb total und unentrinnbar.
  6. Der völlig überdrehte Nationalismus aus Kriegszeiten wird sowohl in Russland als auch in der Ukraine nachwirken. Russland kann allerdings kaum autokratischer werden als es bereits ist, die Ukraine schon.
  7. Die neuen ukrainischen Führer werden in sämtlichen internationalen Gremien immer wieder eine ethische Sonderrolle einfordern ("Wir haben für Euch gekämpft!") und immer wieder enttäuscht sein, nur mitleidiges Lächeln oder empörte Abwehr zu ernten.
  8. Einen totalen Sieg in wirtschaftlicher Hinsicht haben die westlichen Kriegsgewinnler eingefahren, jene Konzerne, die sich mit Waffenlieferungen, Krediten, Investitionen und Wiederaufbau den Arsch vergolden. Ein paar ukrainische Oligarchen werden natürlich auch exorbitante Profite einfahren, aber das werden vergleichsweise mickrige Tantieme sein. Für die Verlierer*innen des Krieges (s.o.) wird zu dem Leid dadurch auch noch das Gefühl einer himmelschreienden Ungerechtigkeit hinzukommen.
  9. Den noch totaleren Sieg haben die USAmis eingefahren, die nicht nur wirtschaftlich Mörder-Gewinne einfahren, sondern auch machtpolitisch, indem sie der Welt zeigen, wie leicht sie ihre servilen Lakaien veranlassen, sich für amerikanische Interessen zu opfern (sprichwörtlich!), ohne dass sie, die Amis, auch nur im entferntesten irgendeinem Risiko ausgesetzt sind.
  10. Außerdem ist es den Amis gelungen, Europa und Russland vom "Wandel durch Annäherung" abzubringen. Statt des Gases aus Nordstream 2 müssen wir Europäer nun das teure, dreckige Fracking-Gas aus Alaska kaufen. Das hindert die Amis aber nicht daran, ihrerseits weiterhin angereichertes Uran aus Russland zu beziehen. 

Aktuell, Ende November 2024, werden diese Prophezeiungen allerdings in Frage gestellt, weil Russland und der (nicht-geographische) Westen sich ein Chicken Race der militärischen Eskalation liefern. Es besteht derzeit eine von Null verschiedene Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis des Ukraine-Krieges lautet

Sieger = 0 (in Worten: "null")
Verlierer = das Leben dieses Planeten, bis auf ein paar Kakerlaken und Einzeller




(Oktober 1948 -via wiki commons)

Hauptsache, alle haben ihren Spaß!








Freitag, 22. November 2024

Ey China, pass bloß auf, sontz krichste von uns voll auf die Fresse! Aber sowas von!

 

"Journalismus, der nicht kritisch ist, ist Hofberichterstattung."

Volxxweisheit


Ah, die Hofberichterstattung unseres Hegemons fängt an, uns auf den fälligen Krieg mit China vorzubereiten. Es titelt tagesschau.de, China sei eine Bedrohung der Sicherheit der EU. Datengrundlage ist lediglich ein Interview mit einer "Expertin". Valide Daten gleich null, der Brüll-Effekt aber hoch.

Mal sehen, was da in Zukunft noch auf uns zukommt. Wir wissen, dass der POTUS elected  Russland für weit weniger gefährlich als China hält, weil China reichlich Potential hat, God's own country als wirtschaftlichen Leithammel des Planeten abzulösen. 

Demnächst werden wir also in der Presse lesen, dass Deutschlands und Europas Sicherheit am Himalaya verteidigt wird, wo immer das genau ist. Das hat 2002 am Hindukusch auch schon prima funktioniert, es wäre dumm, erfolgreiche Strategien nicht zu reanimieren. 

Und um einen Krieg vom Zaun zu brechen, brauchen wir wieder ein umstrittenes Land an der Grenze zu China, ein Land, dessen Volk unbedingt ganz viel Demokratie haben will und IWF-Kredite und Disney-Land und Mecces und westliche Waffen und vor allem, vor allem anderen, in die NATO oder die Ex-SEATO oder AUKUS oder irgendeinen anderen Militärpakt unter US-Führung will. Unbedingt. 

Gut, so ein Land gibt es nicht, aber dafür gibt es ja die CIA und Konsorten. 

Ich schau mal gerade auf OSM, was da so in Frage käme ... und sehe ... ah, das wird nicht so einfach. Nördlich und östlich ist ziemlich viel Russland, das kommt wohl nicht in Frage. Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan sind infrastrukturell ganz schlecht angebunden, auch per Luftweg. Pakistan und Indien werden nicht wollen, und da muss man aufpassen, denn die haben Atomwaffen und also das Recht auf eine eigene Meinung. Nepal und Bhutan sind geographisch ganz schlechte Ausgangspunkte wegen der Berge und so. Nord-Korea und Vietnam haben wir in den 1950ern und -60ern versucht, aber das hat bekanntermaßen nicht sooo gut geklappt. Japan ist längst schwerstmehrfach abhängig von den U.S. of A., aber nicht dicht genug an China dran.

Es bleibt, wenn ich einen casus belli mit China will, wirklich nur Taiwan übrig. Und die propagandistischen Vorbereitungen laufen ja längst: Im Oktober 2024 protzte schon mal eine doitsche Fregatte in der Taiwan-Straße und im Juni / Juli 2024 markierte die doitsche Luftwaffe Stärke im indo-pazifischen Raum. Ohne, dass hier jemand kritische Fragen gestellt hat. Seltsam.

Das eindeutige Signal Doitschlands an die Chinesen: Sobald unsere Herrscher, die Amis, es befehlen, werden wir nicht nur gegen Russland, sondern ebenso blindwütig zusätzlich auch gegen China aufmarschieren, also passt bloß auf!



Doitsches Kulturerbe, unser Geschenk an die Welt: Kant, Goethe, Schiller u.v.a.m. und die bedingungslose Bereitschaft sich in völlig hirnlosen militärischen Aktionen für irgendwelche Macht-Haber zu opfern!






Mittwoch, 20. November 2024

"Is your money that good?" (Dylan B.)

 

Ich fände das Alles überhaupt nicht schlimm, wenn es parallel dazu nicht auch diese erbarmungslose, maximal-martialische Propaganda, die Kriegshetze und die hirntoten Eskalationsorgasmen auf beiden Seiten gäbe. Warum klagt niemand über die kognitive Dissonanz? Warum zeigt niemand auf den riesengroßen, pink-glitzernden Elefanten im Raum?

Und da ich selbst schon völlig irritiert bin, die allerwichtigste Frage:

Wie erklären die "Masters of War" auf beiden Seiten ihren Soldaten und den zivilen Opfern auf beiden Seiten diese unfasslichen Widersprüche?


(stark verändert via I-net)




¹ Einfach mal selbst "Reisen nach Mariupol" googeln...



Come you masters of warYou that build the big gunsYou that build the death planesYou that build all the bombsYou that hide behind wallsYou that hide behind desksI just want you to knowI can see through your masks
You that never done nothin'But build to destroyYou play with my worldLike it's your little toyYou put a gun in my handAnd you hide from my eyesAnd you turn and run fartherWhen the fast bullets fly
Like Judas of oldYou lie and deceiveA world war can be wonYou want me to believeBut I see through your eyesAnd I see through your brainLike I see through the waterThat runs down my drain
You fasten all the triggersFor the others to fireThen you sit back and watchWhen the death count gets higherYou hide in your mansionWhile the young people's bloodFlows out of their bodiesAnd is buried in the mud
You've thrown the worst fearThat can ever be hurledFear to bring childrenInto the worldFor threatening my babyUnborn and unnamedYou ain't worth the bloodThat runs in your veins
How much do I knowTo talk out of turnYou might say that I'm youngYou might say I'm unlearnedBut there's one thing I knowThough I'm younger than youThat even Jesus would neverForgive what you do
Let me ask you one questionIs your money that good?Will it buy you forgivenessDo you think that it could?I think you will findWhen your death takes its tollAll the money you madeWill never buy back your soul
And I hope that you dieAnd your death will come soonI'll follow your casketBy the pale afternoonAnd I'll watch while you're loweredDown to your deathbedAnd I'll stand over your grave'Til I'm sure that you're dead.

Dylan B.






Dienstag, 19. November 2024

Einzelhandel MINUS Vertrauen = NULL

 

Eine ärgerliche und dumme Sache: In den letzten Wochen ist es mir drei Mal passiert, dass ich beim Bezahlen an der Supermarktkasse zufällig merkte, dass Sonderpreise für einzelne Artikel auf der Rechnung nicht berücksichtigt waren, stattdessen, die ursprünglichen, wesentlich höheren Preise ausgewiesen und berechnet wurden.

Die Kommentare der Mitarbeitenden auf meine entsprechende Reklamationen waren bei den unterschiedlichen Supermarkt-Ketten fast wortgleich und stets gleichermaßen emotionsfrei: "Ach-herrje-wie-konnte-das-passieren-dann-muss-ich-das-mal-eben-stornieren ...". Kein Wort der Entschuldigung. Nur schlecht verbrämt die nonverbale Botschaft, dass ich ein Nervsack sei, den ganzen Betrieb aufhalte und ob es nichts Wichtigeres gäbe, als Belege zu checken. Äh, nein, denn beim Netto-Markt in Wiefelstede war obendrein auch leider noch die Anzeige ausgefallen, die den Kund*innen beim Scannen der Ware an der Kasse die eingelesenen Daten mitteilt. Voll blöde Koinzidenz.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Ich glaube nicht mehr an Zufälle und zufällige Versehen. Beweisen kann ich zwar nix, aber die Häufung der Fälle und die Umstände drumherum geben überreichlichen Anlass zum Misstrauen. 

Ich bedaure das. Ich kaufe nämlich nicht gerne ein. Die notwendigen Alltags- und Haushaltseinkäufe habe ich bislang immer in einer trancehaften Routine abgewickelt, gerne auch immer in denselben Filialen, bei denen ich denkfrei meine eingelaufenen Pfade lief und halbblind rechts und links grapschte, was ich brauchte. 

Das ist nun vorbei, denn selbstverständlich kann ich bei Einzelhändlern, denen ich nicht vertrauen kann, auch nicht weiter einkaufen, muss mir also neue Filialen suchen, denn es gilt:

"Wenn er Dich einmal betrügt, ist er böse.
Wenn Du Dich zweimal betrügen lässt,
bist Du ein Trottel."

Irisches Sprichwort


Und ich muss künftig in jedem Fall akribisch prüfen, ob die ausgewiesenen Preise identisch mit denen sind, die an der Kasse in Rechnung gestellt werden. Die Alternative, die Ware bereits beim Gang durch den Markt zu scannen, während man sie nämlich in den Wagen legt, lehne ich aus datenschutzrechtlichen Erwägungen ab.

Byebye, trancehafte Routine! Es wird Alles so anstrengend! Wenn das Management der Supermärkte meint, mich zusätzlich zur üblichen Profitspanne noch bescheißen zu müssen, dann betrachte ich das als Kriegserklärung. Wenn Einzelhändler und Endverbrauchys fürderhin einander als natürliche Feinde betrachten wollen, bitteschön. Ich kann mich im Supermarkt wie in Feindesland benehmen: paranoid, grießgrämig, misstrauisch.

Oder ich vermeide den lokalen Einzelhandel noch mehr als ohnehin schon, und kaufe bei Anbieterys im Internetz. Man kann gegen Amazon sagen, was man will: Dass die bei der Abrechnung bescheißen, habe ich da noch nicht festgestellt. 


(verändert via wiki commons: Still aus dem Film "The great Train-Robbery", 1903")

Ich wusste nicht, dass auch heute noch so
vergleichsweise primitive, offensichtliche und blöde
kriminelle Methoden angewandt werden. 







Montag, 18. November 2024

The Return of the Schlafwandlers

 

Biden gestattet Selenskij, mit amerikanischen Raketen Ziele tief in Russland anzugreifen. 

Warum gibt das dem Konflikt eine ganz neue Dimension?

Weil Selenskij jetzt auch beschließen könnte, die Infrastruktur der russischen Atomwaffen bzw. der russischen Atomwaffen-Abwehr anzugreifen. Damit ist er von einem Regional-Herrscher zu einem Agierenden im geostrategischen Kräfte-Gleichgewicht geworden. Die Russen müssen jetzt zwangsläufig einen schnellen atomaren Erstschlag vorbereiten, denn Selenskij kann nun mit nur minimaler Vorwarnzeit schlagartig einen wesentlichen Teil des russischen Potentials an strategischen Waffen auschalten. 

Die Logik der strategischen Abschreckung gebietet, dass die Amis dann nicht abwarten können, ob der russische Schlag nur begrenzt oder gleich global sein wird und müssen zwangsläufig von letzterem ausgehen und also ihrerseits global zuschlagen. Das wissen natürlich auch die Russen, die also zwangsläufig keinen begrenzten, sondern einen totalen Atomkrieg auslösen. ¹

Da Wolodyjimyr S. aber nicht global-strategisch denkt, sondern ausschließlich auf einen totalen Sieg auf dem ukrainischen Schlachtfeld und der totalen Niederlage und Niederwerfung Russlands abzielt, gibt es berechtigten Zweifel daran, dass er mit dieser planetaren Verantwortung behutsam und klug umgehen wird. Ich bin sehr besorgt. 

Hat jemand "Die Schlafwandler - wie Europa in den ersten Weltkrieg zog" von Christopher Clark gelesen? Ein begrenzter Regionalkonflikt in Europas Peripherie (Serbien) PLUS ein feingesponnenes Netz gewachsener Zwangsläufigkeiten auf der Ebene der Großmächte -> BOOOM!

Noch mehr Fragen:

Hat Biden vor diesem Schritt eigentlich seine sogenannten "Verbündeten" konsultiert oder wenigstens informiert?

Falls nein: Können wir, nachdem Selenskij von unser aller Hegemon jetzt also die ultimative Waffe in die Hand bekommen hat, endlich die wahnsinnig kostspieligen Lieferungen der vergleichsweise popeligen konventionellen Waffen einstellen? Wir könnten das Geld durchaus für andere Zwecke brauchen.



Wir haben soeben das Konfliktpotential auf "Globale Bedrohungslage" hochgesetzt. Ist das noch DEFCON 3? Für die Amis vielleicht, für Europa gewiss nicht.



¹ Wenn die Russen allerdings RICHTIG schlau sind, dann bombardieren sie nur West-Europa. Damit können sie viel Eindruck schinden, richten wahnsinnig viel Verwüstungen an und können sich darauf verlassen, dass die USA, solange sie nicht direkt selbst betroffen sind, zögern werden, den ultimativen atomaren Holocaust auszulösen. Ost-Europa zu bombardieren, wäre aus russischer Sicht auch blöd, weil die vorherrschenden Westwinde die ganze Fallout-Schlotze auf's eigene Gebiet zurücktrieben. Außerdem sitzen da ohnehin so viel Moskau-Sympathisant*innen, das wäre doch schade drum...










Dienstag, 12. November 2024

Endverbraucherys - die verstoßenen Kinder des Kapitals

 

November scheint die ideale Zeit im Jahr zu sein, in der alle Versicherungen u.ä. Dir mitteilen, dass sie leider, leider  zum 01.01.2025 die Preise erhöhen, und zwar nicht zu knapp, sondern zwischen 15 und 20 Prozent. Die Energiekosten seien ja so wahnsinnig gestiegen, und überhaupt die Kosten und so weiter ...

Meine erste Reaktion war kurz unflätig, dann etwas selbstmitleidig: Toll, die Großen können die Preissteigerungen einfach weitergeben, nur wir, die Endverbraucherys, bleiben auf den Erhöhungen sitzen und zahlen mal wieder die Zeche.

Zum Schluss dämmerte mir, dass eigentlich alles gut sei: Sollen die Konzerne uns doch ausnehmen! Ja, lasst die Versicherungsprämien explodieren. Und die Mieten. Und die Preise für Gas und Strom. Und für Sprit und ÖPNV. Und den ganzen Rest. Dann bleibt weniger für den sonstigen Konsum, viele Segmente des Einzelhandels werden wegbrechen, weil die Leute ihr ganzes Geld den Versicherern und Energie-Riesen und Wohnungs-Konzernen geben müssen, aber auch das schadet nichts. 

Lego macht seinen Profit längst nicht mehr nicht mit Legos, sondern mit Finanztransaktionen. Villeroy&Boch macht die Porzellan-Sachen auch nur noch der Tradition wegen, den Profit hingegen an den Börsen der Welt. Die meisten klassischen Firmen haben sich von ihren Produkten emanzipiert, und die Produkte von den Endverbraucherys. 

Der Kapitalismus braucht uns nicht mehr, weil er sich nur noch an sich selbst und durch sich selbst bereichert. Enverbraucherys sind anstrengend, unzuverlässig und arm. Auch ihr Einsatz im Produktionsprozess wird zunehmend obsolet.

In naher Zukunft wird der Kapitalismus, d.h. das bedingungslose Streben nach stetig wachsendem Profit, sich komplett vom Menschen abgelöst haben. Irgendwann wird die ultimative leitende KI von Black Rock erkennen, dass auch die allerhöchsten Manager*innen zu teuer und ersetzbar sind.

Auf diese Weise werden wir alle, ob wir wollen oder nicht, zu Konsumverweigerern zu Minimalistys, Veganys, usw. einfach, weil wir uns etwas anderes gar nicht mehr leisten können

Ob dann der Weg frei wird für Vernunft, Mitgefühl und Solidarität unter den verbliebenen Menschen? Oder fangen wir dann mit der Kackscheiße wieder von vorne an?


(verändert via wiki commons)

Reagan beschwört den Trickle-down-Zauber.
Am Arsch hängt der Hammer.





Sonntag, 10. November 2024

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 4: Weisheit ist, viele Fehler gemacht zu haben!


Vor ein paar Jahren sagte ein Mittzwanziger mir, er sei beeindruckt, dass ich so viele erlesene Alltags-Gegenstände besäße, Dinge hoher Qualität und Robustheit und doch von klassischer Eleganz und praktischem, durchdachtem Design.

Ich nahm das als persönliches Kompliment und fühlte mich entsprechend gebauchpinselt. Dann fiel mir ein, dass ich früher ähnliche Beobachtungen bei vielen (keineswegs allen) älteren Leuten gemacht habe und dass die Erklärung ziemlich banal ist: Je älter Du wirst, desto mehr Fehlkäufe hast Du hinter Dir.

Und wenn Du nicht völlig stumpf bist, dann lernst Du irgendwann aus Fehlern. Im Alter passiert es Dir natürlich auch noch, dass Du was kaufst und feststellst, dass es totaler Schrott ist, aber die Quote der Fehlkäufe wird immer geringer. Und die Dinge, die sich im Alltagseinsatz bewähren, behältst und benutzt Du, während der Rest aus Deinem Leben verschwindet.

Der Grund für den hohen Anteil praktischer und schöner Dinge in meinem Umfeld ist also NICHT, dass ich ein kluger, weitsichtiger Mensch mit speziellem Sinn für Schönheit und schlichter Eleganz bin, sondern dass ich im Laufe meines Lebens echt viel Kackscheiß gekauft habe, dann aber, früher oder später, aus Fehlern lernte.

Die Marketing-Fuzzies und -Tussis wissen sehr genau, dass sie die Gerontys ab 50 nicht mehr erreichen, außer wenn es um Treppenlifte, Rollatoren und Inkontinenz-Artikel geht. Bei allen anderen Produkten weiß ich nach Jahrzehnten des Irrens und Wirrens irgendwann auf drei Stellen nach dem Komma, was ich will, erkenne ich Werte, taxiere ich Preise, und ich habe einen überschaubaren Kreis vertrauenswürdiger Bezugsquellen.

Ein weiterer Grund für die geschmackssichere Entscheidung: Mit jedem Jahr Deines Lebens glaubst Du weniger an das zentrale Versprechen aller Konsumwerbung, dass nämlich Anzahl und Qualität Deiner Sexualkontakte davon abhingen¹, ob Du die richtige Kack-Frisur, das saison-aktuelle Nike-Equipment, das angesagte cellphone, lip-gloss, den schwachsinnigsten SUV usw. usw. hast. Du wirst autonomer in Deinen konsumästhetischen Entscheidungen, entspannter, selbstbewusster.


(Still aus "Only lovers left alive", 2013, stark verändert)


I've got nothing, just a table and two chairs
But they're beautiful and I just stand and stare
Time and space intertwined
Elegance, simple lines, Scandinavian Design
I've got nothing, just a table and two chairs
But I know that everything I need is there
Every line, every shape
Sculptural, no escape
It's Scandinavian Design
Sometimes she comes over, I think I know why
Says the sky has bored her, what's wrong with the sky
Who am I to turn her out,
all that she thinks about
Is Scandinavian Design
She stayed over, and we slept on wooden floors
She gets up at 8 and tiptoes to the door
She turns 'round, subtle wave
Hums a tune by Sam and Dave
Scandinavian Design
Every line, every shape
Sculptural, no escape
Scandinavian Design
(...)

Sparks





¹ Um Irrtümern vorzubeugen: Die Jagd nach paarungswilligen Sexualpartner*innen hört auch im Alter nicht auf, aber die Kriterien ändern sich, werden meines Ermessens klüger und empathischer.







Mittwoch, 6. November 2024

Trump ist nicht das Problem.

 

Trump ist nicht das Problem. Der ist nur ein reicher, kranker, alter Psychopath.

Die etwa 130 Millionen Menschen, die Trump gewählt haben, sind auch nicht das Problem. Das ist  einfach die dümmere Hälfte unter den us-amerikanischen Wahlberechtigten, und wenn es nur zwei Parteien gibt, eine für Kluge und eine für Dumme - was soll man machen?

Das wirklich besorgniserregende Problem ist, dass es ein paar wenigen Menschen möglich ist, das Verhalten der Massen dahin zu steuern, dass die einen erwiesenermaßen straffälligen Verbrecher, Hochverräter, Lügner, Antidemokraten, Antifeministen, Rassisten und Milliardär zum mächtigsten Menschen der Welt wählen, weil sie erwarten, dass er den sich als arm und benachteiligt fühlenden US-Amerikaner*innen hilft.

Wenn, sagen wir, 10 Millionen Amis (etwa 8 %) Trump gewählt hätten, dann wäre das schon ein Indiz, dass irgendwas mit der demokratischen Willensbildung in "gods own country" nicht in Ordnung ist. Aber die Hälfte der Wahlberechtigten... Oij!

Wenn Ihr nach Ursachen forschen wollt, folgt dem Geld. Wer macht Profit im kommenden Chaos?



(Weird Tales, 12/1939 via wiki commons)










Dienstag, 5. November 2024

Der ubiquitäre Eingeborene

 

Lindenbergs "Oberindianer" , genauer: das Wort "Indianer" könnte dazu führen, dass Menschen sich diskriminiert fühlen, sagt das Humboldt-Forum Berlin. Die Native American Association in Deutschland findet es problematisch, das Wort ‚Indianer‘ problematisch zu finden, da es von vielen Native Americans auch offiziell verwendet werde.

Viele Eskimos finden es problematisch, das Wort 'Eskimo' problematisch zu finden, weil 'Inuit' eben KEIN politisch korrektes Synonym für 'Eskimo' darstellt, sondern die Iñupiat und Yupik ausschließt.

Die Problematik der Bezeichnung 'Zigeuner' wird von den solcherart Bezeichneten offenbar kontrovers diskutiert. Gut lesbar auf der Seite des Zentralrates der Sinti und Roma.

Das angel-sächsische "native", vgl. lat. 'nativitas', Geburt, erinnert sehr an den doitsch-imperialistischen Begriff vom "Eingeborenen", der nach meinem Sprachempfinden ziemlich herabsetzend ist. Und "native americans" schließt, wenn ich das richtig verstehe nur die vorkolumbianischen Usa- und Kanada-Leute ein, oder? Was ist mit Südamerika?

"First nations" ist durch Donald T.s "America first!" korrumpiert. 

Wieso sind die australischen Aborigines 'indigene' Gruppen, also 'von Indien abstammend' - oder von den Indianern? Ich lernte, dass "indigene Völker" lt. UN alle autochthonen (= ursprünglich ansässigen) Völker meint, die von irgendwelchen Eroberern erobert wurden. 

Ich will nicht dem Komplettheitswahn erliegen. Die Liste sprachlicher Diskriminierungen von Ethnien, wenn es denn eine gäbe, changierte ohnehin täglich, wahrscheinlich sogar stündlich, denn wir reden sowohl bei Sprache als auch bei Ethnien über soziale Konstrukte par excellence. 

Die Auswertung überlasse ich Wischmeyer, 1997: "(...) Als ob die sprachliche Tünke auch nur einen Deut die gesellschaftliche Realität verändern, geschweige denn verbessern würde. (...) Wenn die Menschen sich in die political correctness fliehen, dann, um zumindest in der Sprache eine heile Zuckerbäckerwelt zu erschaffen. Dieses heuchlerische Umrubeln der alten Wörter leugnet die Identität der Bezeichneten. (...)"

Kurz: Oktroyierte Sprachregeln ändern nichts am latenten Rassismus. Nur wo es keinen Rassismus in den Köpfen der Menschen gibt, gibt es auch keine diskriminierende Sprache.

Vgl. Sexismus, Faschismus, Homophobie etc. etc.


(stark verändert via wiki commons)

Klausuraufgabe:
  1. Gib bei Google den Suchbegriff "Eingeborene" zur Bildersuche ein.
  2. Erkläre, warum dort nur Bilder von Menschen aus Südamerika und Afrika auftauchen.
  3. Fasse Deine Ergebnisse zusammen, indem Du Hypothesen zur realen Wortbedeutung von "Eingeborene" formulierst.
  4. Nimm Stellung zu Deinen Ergebnissen in A.3.)







Samstag, 2. November 2024

Hättich wissenmüssen!

 

Als Tao-Übender hätte ich wissen müssen: Du kannst Schönes nicht erzwingen. Du kannst es nur geschehen lassen und Freude und Dankbarkeit empfinden, wenn es auf Dich niedergeht.

Was nicht funktioniert, ist der abergläubische Dreisatz: 1.) Fliegen ist schön. 2.) Ich werde heute fliegen. 3.) Das wird schön. 

Das funktioniert prinzipiell nicht, und erst recht nicht bei 07 °C am Boden, Dunst & Schichtwolken in einem Drachentrike.



Es war trotz Winter-Combi arschkalt, außerdem mackte mein Funkgerät, wie vor ein paar Wochen schon mal, und ich komme mit der Fehleranalyse nicht weiter, weil der Fehler eben nur selten auftritt und dann wieder alles tippitoppi ist. 

Als ich nach der Landung auch noch feststellen musste, dass nach einem Ölwechsel der Ölfilter suppt - ohne Angabe von Gründen! - war der Bock endgültig fett.

Das sind natürlich keine großen Sachen, aber fliegerisch zusammengenommen ein Scheiß-Tag. Ich vermute, dass ich genau das lernen sollte: Du kannst Schönes nicht erzwingen ... s.o.



Zwei Binnenschiffe, einander distanzierend. 
Hätte man was Lustig-sinniges draus machen können, 
aber sie waren schon zu weit auseinander, als ich kam.
Ich sach ja: Fliegerisch ein Scheiß-Tag!




(...)
It's okay to start again cause change is gonna come
Nothing ever stays the same, it's not like we're still young
Let's blow it up and burn it down so we can stand alone
No fear of change, no fear of the unknown
All my hopes and memories are blowing in the wind
I started off with nothing and I'm back her once again
The little things in life are free
The simple things like you and me
And like love, like love, like love, like love
The sky above, the earth below, fire within me, let it glow.
(...)

Mcdonald A.: From the ashes






Donnerstag, 31. Oktober 2024

Wir, die Guten, ...


Ich stelle gebetsmühlenartig voran:

  • Ja, ich glaube daran, dass Putins Politik menschenverachtend, dumm und machtversessen ist. 
  • Ja, ich glaube daran, dass der dicke Diktator von Nord-Korea ein Psychopath und eine riesengroße Gefahr für die Menschheit ist.
  • Ja, ich glaube daran, dass die Theokraten im Iran und die islamistischen Warlords in Afghanistan menschenverachtende Fundamentalisten sind, die dringend eingehegt werden müssen. 
  • Ja, ich glaube daran, dass aufgrund der Gräueltaten der Nazis alle Deutschen eine  besondere historische Verantwortung tragen.
  • Ja, ich glaube daran, dass die chinesische Staatsführung ihre eigenen Leute, insbesondere ethnische Minderheiten im eigenen Land brutal unterdrückt.
  • Ja, ich glaube auch vieles, was unsere Führer, ich meine die wahren Führer, die in Washington bzw. New York uns glauben lassen wollen. 

  • Wirklich. Ich glaube daran ganz in echt. Mit großer, geradezu lächerlicher kindlicher Glaubenskraft. 

Was ich aber nicht glaube:

Dass "wir" die "Guten" sind, nur, weil die "Anderen" die "Bösen" sind. 

  • Ich glaube nicht daran, dass Putin die Ukraine aus willkürlicher Machtgier angriff.
  • Ich glaube nicht daran, dass es keine Zusicherung des Westens gab, die NATO werde sich nicht nach Osten ausbreiten.
  • Ich glaube nicht daran, dass die ca. 145 Millionen Russ*innen beabsichtigen, die ca. 448 Millionen EU-Bürger*innen zu überfallen, zumal dann vielleicht (!) ca. 345 Millionen US-Bürger*innen intervenieren könnten. 
  • Ich glaube nicht daran, dass Netanjahu ein guter, friedfertiger Mensch ist, der aus Selbstlosigkeit handelt und ich glaube auch nicht daran, dass Israel aufgrund stattgehabter Opferrolle ethisches Sonderrecht genießt, Täter zu werden.
  • Ich glaube nicht daran, dass die U.S. of A. irgendwelche positiven ethische Ziele verfolgen, sondern nur die je eigenen Profit- und Machtinteressen.
  • Ich glaube nicht daran ... 

Ok, die Long-list liest ja doch kein Mensch. Egal.


(Prayer wheel, Luca Galuzzi, 2007, verändert, via wiki commons)

Gebetsmühlen sind an sich nicht schlecht.
Man darf nur nicht aufhören, kritisch zu denken.







Montag, 28. Oktober 2024

Warum diese Texte?

 

Anscheinend fragen sich einige Menschen meines näheren Umfeldes, ob meine jüngsten Texte über Alter, Sterben und Tot-Sein einen konkreten, eventuell besorgniserregenden Anlass haben, und die Antwort lautet "Nö, nicht dass ich's wüsste."

Was ich aber weiß, ist, dass ich meistens (und falls überhaupt) der Allerletzte war und bin, der die eigenen wichtigen persönliche Entwicklungen bzw. Veränderungen registriert. Mathematisches Lebensalter, zunehmende Faltenbildung im Gesicht und anderswo und alterstypische Zipperlein sind zwar Hinweise auf Alt-Sein, aber diese Hinweise erreichen mich nur rein kognitiv. 

Das ist wie beim Begriff "Lichtjahr". Wir wissen verstandesmäßig, dass damit eine Strecke von 9,46x10¹² (9,46 Billionen) km gemeint ist. Und wenn wir unsere Phantasie mühevoll hochpeitschen, dann spuckt unser Hirn vielleicht noch einen Kommentar aus, wie "Boah, das ist aber echt viel ... also weit ...". Aber wirklich fühlen tun wir's nicht. 

So ist das bei mir mit dem Alt-Sein. 

Und damit kommen wir zur Frage, warum ich diese Texte über das Altern und überhaupt Texte schreibe. Dazu ein Zitat, das ich ohne klare Quellenangabe im I-net fand:

"Schreiben ist der Prozess, durch den Du merkst, dass Du gar nicht verstehst, worüber Du redest. (...) Schreiben ist auch der Prozess, durch den Du das herausfindest. Über etwas zu schreiben informiert Dich darüber, was Du weißt, was Du nicht weißt und wie Du denkst. Über etwas zu schreiben ist einer der besten Wege darüber zu lernen. Schreiben ist nicht nur ein Vehikel, um Ideen mit anderen zu teilen, sondern auch ein Weg, sie selbst besser zu verstehen."

Oder sehr frei nach Wittgenstein: Wenn Du Deine Gedanken durch die Mühlen sprachlich-grammatischer Logik drehen kannst, sind sie möglicherweise nicht falsch.






Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen,
und alles ballt sich zu ihm hin.

Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich -
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.

G. Benn 1941







(stark verändert via wiki commons / DLR)











Samstag, 26. Oktober 2024

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 3: Habe ich was verpasst?

 

Angst vor dem Sterben und Tot-Sein resultiert für viele Menschen anscheinend aus der Angst, etwas verpasst zu haben und der einsetzenden Gewissheit, gewisse Ziele definitiv nicht mehr erreichen zu können, jedenfalls nicht in diesem Leben.

Meine Selbst-Prüfung ergibt:

Verpasste Besitzstände: 
Ohne eigenes Zutun, ohne eigenen Verdienst, nur durch eine äußerst glückliche Aneinanderreihung geographischer, kultureller und historischer Zufälligkeiten gehöre ich zu den reichsten 4 bis 5 Prozent der Menschen dieses Planeten und zwar all-time up to now. Würde ich Materielles vermissen, müsste man mir mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf schlagen. Mehrfach.

Verpasster Sex: 
Vermutlich ist es ein evolutionär stabilisiertes Verhalten, immer mehr Sex haben zu wollen. Aber es gibt auch ein Quantum sexueller Erfahrungen, nach denen ist immer mehr Sex nichts weiter als das: Einfach nur immer mehr davon. (Was nicht bedeutet, dass das nicht schön sei!) Weitere Details sind privat, aber ich habe nichts zu bedauern und zu beklagen.

Exkurs: 
Nur einmal, da gab es eine Situation, in der eine sehr nette und unfassbar attraktive Freundin mich zu einem ONS animieren wollte, und ich hab's nicht kapiert, weil ich es für ausgeschlossen hielt, dass eine wie SIE mit einem wie MIR ... Verpasste Situation, unwiderbringlich verpasst, bedauerlicherweise. Können wir den alten Spielstand nochmal laden? Nein? Verdammt! Im nächsten Leben, ich schwör's ...
Schluss damit! Was bleibt, ist der Name der Rose. (frei nach Umberto Eco) 
Exkurs Ende

Verpasste Jugendlichkeit: 
Au ja, ich hätte gerne wieder meinen Körper von, sagen wir 20 bis 24 Lebensjahren zurück. Ohne die ganzen Scheiß-Zipperlein, die sich später zwangsläufig einstellen, weil wir biologisch nur für eine Laufzeit von 40 Jahren gebaut sind. Was ich nicht vermisse, sind Disco-Besuche, Akne, Stimmbruch, zaghafte Liebeleien, all das Verletzen und Verletzt-Werden in spätpubertären Beziehungskisten. Nein, ich bin gerne erwachsen, kein Problem!

Verpasste Erkenntnis:
Gestattet mir die selbstschmeichlerische Feststellung, dass mich ein unersättlicher faustischer Erkenntnisdrang umtreibt. Es könnte also sein, dass ich in der Sekunde meines Dahinscheidens auch mit unbefriedigter Neugier hadere, sofern mich da nicht andere Dinge ablenken. Hier setze ich allerdings große Hoffnung auf die Option, dass nach besagtem Dahinscheiden nicht Nichts, sondern unter anderem universelle Erkenntnis folgt. So oder so ist da kein bedauerns-werter Zustand zu erwarten. Alles gut.

Verpasste Zuwendung: 
Was ich wirklich unrettbar und unwiderruflich verpasst habe und bedauere: Ich habe meinen Söhnen nicht so viel Liebe und Zuwendung und Wertschätzung geschenkt, wie sie verdienen. Gründe und Details sind mein Privat-Scheiß.
Und dann gibt es garantiert noch viele Menschen, die ich nicht so wertschätz(t)e, wie sie es verdienten oder denen ich das nicht hinreichend kommuniziert habe. Aber letzteres ist eine Binse und nicht so eklatant, dass es mir die After-Life-Party restlos versauen würde. 


Fazit:
Diese Liste berücksichtigt nur die Frage, ob ich beim Sterben Angst haben muss, etwas verpasst zu haben. Es ist keine Lebens-Bilanz, da z.B. Erfahrungen großer Freude und großen Leids nicht erfasst werden. Außerdem habe ich ja erst 78 % meiner mir zustehenden Lebenszeit abgelebt, da kann also noch was kommen.

Und was ist das bisherige Ergebnis? Ich kann damit leben, mein Alter zu haben. Muss mich nicht mit Insignien von Jugendlichkeit behängen, nicht immer panischer Träumen nachlaufen, die altersbedingt immer unerreichbarer werden. Ohne einzupennen und ohne zu verkrusten kann ich in den nächsten Jahren meine Kreise drehen. Das ist ein gutes Ergebnis.














Donnerstag, 24. Oktober 2024

Comfort-Zonen-Stretching

 

Gestern Nachmittag waren die Sichtflugbedingungen grenzwertig. Das sagte die offizielle Flugwettervorhersage, und das sagte die Vernunft. Mit meinem kleinen, langsamen, wendigen Brummer habe ich mich in die Lücken zwischen die Nebelbänke getraut. Mit anderen Maschinen hätte ich das nicht gemacht. 1 : 0 für low 'n slow.

Ich hab's auch nur für die Fotos gemacht.


Spotlight.

Vorgeschriebene Sichtflug-Minima in diesem Luftraum: 1.500 m nach vorne, Erdsicht, Wolken dürfen nicht berührt werden. Sicherheitsmindesthöhe: 500ft (152,4  m). Der Spielraum war zeitweise nicht üppig, aber jederzeit vorhanden.



Ich mag diese Bedingungen, die wie zufällig den Blick auf ein gerade angestrahltes Stückchen Erde lenken und den Rest drumherum ausblenden bzw. abdunkeln.



Neeiiin! Flieg' nicht ins Licht!!!

Caspar David Friedrich würde heutzutage seine Motive beim Low-'n-slow-Fliegen im Herbst suchen und finden.




Ah, eine hoffnungsvolle Lücke im Nebel! Übaaaa däään Wolkääähn ... könnte ich natürlich frisch, fromm, fröhlich, frei dahinbrummen, hätte aber keine Erdsicht mehr (verboten!) und ich würde nicht mitkriegen, wenn sich die Suppe darunter noch weiter zuzöge. 

Irgendwann müsste ich dann stumpf in die Wolken tauchen und hoffen, dass zwischen Wolkenuntergrenze und Erdoberfläche dann immer noch eine kleine Lücke ist, und dass da gerade keine Windkraftanlage, kein Strommast oder wasauchimmer aufragt.

Nö. Unter den derzeitigen Bedingungen zu riskant. Schade. Es ist ein einmaliges Gefühl, knapp oberhalb so einer Abdeckung dahin zu fliegen. Äh, das hat mir ein Froind erzählt ...





Mittwoch, 23. Oktober 2024

Teufel & Beelzebub

 

Habe in letzter Zeit viele Forderungen gehört, man könne und müsse das umweltsäuische und menschenfeindliche Verhalten der Massen mit den Mitteln des freien Marktes, also des Preises regulieren. 

  • Es werden zu viel fossile Energien verballert? Macht den Sprit teurer!
  • Es wird zu viel geflogen? Macht die Tickets teurer!
  • SUVs und überhaupt Pkw in Innenstädten nerven? Macht das Parken teurer! 
  • Rauchen ist ungesund? Macht den Nikotinkonsum teurer!
  • Over-Tourism? Macht das Urlauben teurer!
  • ...
  • etc. etc. ad ultimo

Das sind überaus wohlmeinende Ansätze, die aber allesamt ein Problem haben: Sie treffen insbesondere Leute, die finanziell sensibel sind. Wer reich ist, schert sich einen Dreck darum, ob z.B. eine Stunde Parkzeit in Paris 18,00 € kostet. Wenn mein SUV in der Île de la Cité nicht erwünscht ist, lasse ich mich eben per Heli zum Shoppen fliegen. Das ist ohnehin viel entspannter und nur erbärmliche Mittelstandskrampen glauben, dass 700,00 € viel Geld sind.

Wenn wir glauben, dass vernünftiges, verantwortungsvolles Handeln nur durch pekuniäre Anreize zu erreichen ist, dann schaffen wir eine Welt, in der Reiche sich benehmen können, wie die Axt im Walde, während die armen Würstchen immer mehr an den Rand gedrängt werden und zuschauen dürfen, wie ihnen immer überdrehterer Luxus als erstrebenswertes Lebensmodell vorgelebt wird. 

Die immanente Botschaft lautet: "Je erfolgreicher Du Dich dem System anpasst, desto mehr darfst Du Dir erlauben, Dich wie ein dummes, rücksichtsloses und unverantwortliches Arschloch zu verhalten!" Na, wenn das keine Motivation ist! Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wer sich vernunftgemäß und verantwortungsvoll und empathisch und nicht-materialistisch verhält, ein dummes, schlaffes links-grün-versifftes Loser-Weichei ist. ¹

Wo ist der Fehler? 

Die wohlmeinenden Initiator*innen der o.g. Maßnahmen arbeiten ausschließlich mit den Mitteln jenes Systems, das die Probleme erst verursacht hat: Geld. Oder genauer: Kapitalismus. Sie bauen und vertrauen auf die "Macht des Marktes" und die "Intelligenz des Geldes". Aber die Logik des Kapitalismus führt zu offensichtlichen Fehlanreizen. 

Wahre Anekdote zum Thema "Gesellschaftliche Fehlanreize": Ein mir bekannter Mensch kommt nach 6 (?) Jahren aus dem Knast, baut sich mit anerkennenswertem Durchhaltevermögen gegen allerhand spießbürgerliche Widerstände eine neue Existenz auf, und verballert die ersten Monatsgehälter für 6.000,00 € auf Pump für neue Felgen für sein ziemlich abgeranztes Auto. Anekdote Ende.

Was ich dagegen vorschlage, nein, fordere: Bildung!

Bildung. Bildung. Bildung.

Ich will, dass die jungen Leute, die das staatliche Schulsystem verlassen, aus sich heraus, das heißt: ohne äußere Motivation, ohne Fremdbestimmung, Leute zum Kotzen finden, die SUVs fahren. Oder vergoldete Steaks ordern. Oder für eine Nacht zum Saufen nach Malle jetten ...  Die Grundlage unseres Handelns und Entscheidens muss die individuelle Vernunft sein, die auf umfassendem Wissen in natur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen basiert. 

Und ich will, dass diese jungen Leute den Mut haben, eigen- und allgemeinverantwortlich zu agieren und gewaltfrei aber offensiv gegen den Kackscheiß angehen, der um sie herum stattfindet.



(stark verändert via I-net)

Wie reich muss man sein, um sich sowas zu leisten zu können?
Und wie krank muss man in der Birne sein, um das dann auch zu tun?
Ich kritisiere nicht die Investor*innen, denn die bedienen nur Kundenwünsche.
Ich meine die Leute, die auf sowas abfahren.

 


¹Wir fragen uns doch immer, warum Trump trotz oder wegen seines arschlöchigen Verhaltens so erfolgreich ankommt. Ich glaube, hier ist die Erklärung. Ein Leben als maximales Arschloch führen zu können, ist ein Beweis für gesellschaftlichen Erfolg! Alle wollen sein wie Trump. Oder Ribéry. Oder Dieter Bohlen ... 






Montag, 21. Oktober 2024

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 2: Seniorität vs. Senilität

 

Kennt ihr die Anekdote, nach der der Spieß die angetretene Kompanie nach einy Freiwilligen fragt und die ganze Kompanie bis auf eine arme Wurst einen Schritt zurücktritt, so dass es aussieht, als sei die Wurst einen Schritt vorgetreten und habe sich also freiwillig gemeldet?

Genau so funktioniert das mit dem Alt-Werden. Du veränderst Dich (gefühlt) überhaupt nicht, aber noch ältere Menschys um Dich herum sterben einfach oder verschwinden ins Sterbe-Heim oder gehen in den Ruhestand und jüngere kommen nach. Plötzlich stehste da und die Gesellschaft schreibt Dir die komplette soziale Konstruktion des Alt-Seins zu.

Da gibt es durchaus Varianten, z.B. die Zuschreibung von Erfahrung, Weisheit und Respekt, kurz: von Seniorität. Oder die Zuschreibung geistiger Verkrustung, Rechthaberei, Vergrätztheit, Unbelehrbarkeit, kurz: Senilität. In jedem Fall wird Dir körperlicher Verfall unterstellt. 

Es ist unangenehm, selbst die Variante mit der Seniorität. Natürlich fühlt man sich gebauchpinselt, wenn man mit Erfahrungswissen punkten kann, und davon hat man ein bisschen angesammelt, wenn man kein totaler Trottel war und ist. Aber ich habe viel mehr genossen, im fruchtbaren Diskurs unter Gleichen Lösungen zu erarbeiten. Manchmal muss man sich richtig Mühe geben, zu signalisieren, dass man, bitte, den Senioritäts-Bonus nicht wünscht. 

Und sich selbst muss man immer wieder versichern, dass Senilität und Verfall noch nicht jenes Stadium erreicht haben, dass es sozial auffällig wäre. 

Würde doch nur jene innere Stimme schweigen, die mich mit zynischer und teils schmerzhafter Selbstkritik ein Leben lang begleitet hat und die im Laufe der nächsten 20 Jahren am länger werdenden Hebel sitzt.


(Saruman - stark verändert via wiki commons)

Ein Traum von Seniorität!
Es gibt die Floskel "Er*sie ist gut gealtert."
Ich habe immer noch Zweifel, dass das ein Kompliment ist.