Mittwoch, 12. April 2017

Nicht einfach: Qualitativ wertvolles Beleidigen.


Och wie süüüß, Trumps Trompete, Spicer, der mit den wässrigen Schweinsäuglein, hat sich mit einem Assad-Hitler-Vergleich überhoben und bis auf's Knochenmark blamiert.

Jaja, richtiges Beleidigen will gelernt sein und setzt ein Minimum an Allgemeinwissen voraus. Die "schwule Sau" beispielsweise, früher verbreitet, hört man heute nur noch selten, da sich, wenn auch mit quälender Langsamkeit, herumgesprochen hat, was sowohl der eine als auch der andere Bestandteil genau bedeuten und dass es einer Fügung aus beidem der inneren Logik gebricht.

Ist auch nicht einfach. In meinem neunten oder zehnten Lebensjahr beschloss ich daher, mir ein Set der schlimmst-denkbaren Fluch- und Beleidigungs-Formeln zurechtzulegen, damit ich sofortigen Zugriff hätte, wannimmer die Umstände es erforderten. Der Versuch scheiterte kläglich, im Ergebnis nicht mehr als ein paar unvollendete und unintelligente Kompositionen, die sich alle mehr oder weniger um die Wortfelder "Arsch" und "Kacke" drehten. Da war nichts, was durch schiere Wortgewalt den Gegner zermalmen könnte. Ernüchternd. [*1]

Mal sehen, was sich da in der heutigen globalisierten Welt machen lässt:

"X ist ein faschistischer, schwuler Nazi-Kommunisten-Gülen-Terroristen-Eliten-Aggressor!"

Okay, das ist jetzt kein maßgeschneiderter Qualitäts-Fluch, aber für alltägliche internationale Beziehungen reicht's allemal, scheint mir. Modifikationen wie "-Kurde-" oder "-Neger-" oder "-Hitler-" oder "-Intellektueller-" oder "-Lügen-" kann man je nach Bedarf modular ergänzen. [*2]



(via wiki commons)
Ich wünsche ihm ehrlich und von ganzem Herzen, dass er nie, nie bemerkt, wie peinlich er vor der Weltöffentlichkeit wirkt, wie sehr ein ganzer Planet sich für ihn fremdschämt.






[*1] Meine Eltern berichteten aber von einem erstaunlichen Vorfall, der sich in meinem vierten Lebensjahr abgespielt haben soll und darin bestand, dass ich einem gleichaltrigen Mädchen quer über die Straße ein lauthalses "Dörthe, Du schwarzes Arschloch!" nachgekräht habe. Ich erinnere die Sache nicht mehr, weiß nur noch, dass ich wegen irgendwas, das Dörthe gemacht hat, aufrichtig  zutiefst empört war.

Interessant an der Geschichte ist, dass ich bis dato das Wort "Arschloch" eigentlich gar nicht kennen konnte und sollte, weil es weder im Familiolekt noch im Umfeld üblich war, und dass ich darüberhinaus spontan ein wirkungsmaximierendes Adjektiv davor setzte und also quasi sprachschöpferisch tätig war. Ich muss richtig sauer gewesen sein!Vielleicht müssen gute Flüche und Beleidigungen so sein: Spontan und aus einer großen emotionalen Spannung heraus.


[*2] Mir fällt auf, dass Bezüge auf mangelnde Intelligenz des zu Beleidigenden in heutiger Zeit gar keine Rolle mehr spielen. Wo ist das gute alte "Assad ist doof!" geblieben? Es scheinen im Gegenteil eher Bildung und Intelligenz Beleidigungspotential zu haben, vgl. "Elite-" im Westen und "Intelligenzija-" im Osten.