Dienstag, 11. April 2017

Hirnloser Plot


Was ich bei der aktuellen Eskalation des Nordkorea-Konfliktes beängstigend finde, ist, dass nunmehr auf beiden Seiten vermindert Reaktionsfähige am roten Knopf herumspielen.

Sowohl Kim Jong Un als auch Trump agieren nach einem ganz simplen Muster: Sie machen ihr (gefühltes) Problem zu einem Problem ihrer Umwelt. Sie kündigen marktschreierisch an, was ihr Egoismus ihnen gerade eingibt und fordern den Rest der Welt auf, willfährig zu sein, um Konflikte zu vermeiden.

Babies machen das so. Wenn Babies Kohldampf haben oder wenn ihnen zu warm oder zu kalt ist oder ihnen sonstwas nicht gefällt, dann schreien sie. Nicht mal ansatzweise machen sie den Versuch, selbst etwas gegen ihre Unpässlichkeit zu unternehmen. Ihre Strategie zielt ausschließlich darauf, Aufmerksamkeit zu erheischen, indem sie in einer nervtötenden Weise rumbrüllen. Solange, bis sich jemand ihrem Willen unterwirft. [*1]

Dieses baby-typischeVerhaltensmuster haben Schwabbelbacke, Trump, Erdogan, Seehofer, Netanjahu und Konsorten nie wirklich hinter sich gelassen.

Und nun stoßen zwei solcher Deformierten aufeinander, zwei Menschen, die nicht nur nie gelernt haben, dass Kompromisse was Gutes sein können und dass Kommunikation auch bedeutet, durch den Kopf Deines Gegenübers zu denken und nicht nur Deinem eigenen Wollen ausgeliefert und verpflichtet zu sein, sondern die darüber hinaus überzeugt sind, es sei ein Zeichen persönlicher Stärke und Macht, besonders stumpf, besonders autistisch, besonders rücksichtslos und egoistisch zu sein und das mit allen (!) Mitteln durchzusetzen.

Trump und Schwabbelbacke sind beide nicht wirklich reaktionsfähig. Sie haben keine Optionen, sondern nur ein - identisches - Schema. Wäre das, was jetzt kommt, ein Ballerspiel, würden Kritiker den hirnlosen und langweiligen Plot beklagen.

Wie beängstigend. Und wie durch und durch lächerlich.



(Vinson - via wiki commons)
"Welche Seite spielst Du?" 
"Phhh, is' doch egal!"


 

[*1] Bei Babies ist dieses Verhalten ja noch einigermaßen verständlich, weil sie in vielen, den meisten Fällen ja auch rein technisch kaum in der Lage sind, alleine Abhilfe zu schaffen.

Übrigens ist dieses frühkindliche Verhalten, das es ja auch bis weit über die Pubertät hinaus bei Quengelkindern jeden Alters gibt, nicht ungefährlich: Evolutionär gibt es bei Erwachsenen nur zwei mögliche Reaktionsmuster auf ein schreiendes, quengelndes Kind: Füttern oder Töten.

Das hängt damit zusammen, dass früher ein dauerschreiendes bzw. dauerquengelndes Kind ein untrügliches Zeichen dafür war, dass die Umweltbedingungen zu miserabel waren, um Junge aufzuziehen. Damit wenigstens die Erwachsenen überleben, war es als schlichte Überlebensstrategie klüger, das Kind an die Wand zu klatschen und erst dann ein neues zu machen, wenn sich die Umweltbedingungen wieder verbessert haben. Im vorletzten Jahr, als der Frühling viel zu kalt war, haben Schwalben das mit ihren ersten Jungen reihenweise im Prinzip genau so gemacht. Die Kulturtechnik, Dauerquengler konsequent zu töten, ist unter Menschen seit 80 - 100 Generationen aber ziemlich verpönt, und manches Mal denke ich, man spürt die Auswirkungen.