Dienstag, 11. Mai 2021

Demokratische Obsession


Adre: Mann, Du hämmerst ständig auf den Politiker*innen rum. Das hat schon was Obsessives. Oder bist Du im tiefsten Innern einfach nur neidisch?

Homlu: Da Du mir niedrige Motive wie Obsession und Neid unterstellst, zwingst Du mich zu einer besonders objektiven Prüfung. Beginnen wir mit dem Neid. Da einige meiner ehemaligen Mitschüler "in die Politik" gegangen sind und ich beiläufig verfolgte, wie es ihnen da erging, kann ich Neid definitiv ausschließen. Je höher Du aufsteigst, desto mehr musst Du Dich verbiegen und Deine Seele verkaufen, ethische Grundsätze und Freunde verraten, lügen, betrügen, taktieren, ganz allgemein: ein Arschloch sein. Glücklich diejenigen, die ohnehin keine ethischen Grundsätze hatten, denen tat's nicht so weh. 

Adre: Naja, aber die Belohnung ist politische Macht...

Homlu: Ach? Nur ein brutal winziger Bruchteil der Menschen, die "Politik machen" kommt je in eine öffentliche Machtposition. Der ganz, ganz überwiegende Teil verbrennt seine Energie nutzlos in partei-internen Drecksspielen. Tut mir leid, Neid kann ich da nicht empfinden. Auch kein Mitleid. Bestenfalls Schadenfreude. Und Ekel.

Adre: Du hackst schon wieder auf Politikern rum. Ist das obsessiv?

Homlu (gespielt zornig): Verflucht, Du zwingst mich zu Geständnissen!

Adre (ungerührt): Nur zu!

Homlu: Ich habe in Wirklichkeit nichts gegen machthabende Politiker, solange sie einen verantwortungsvollen, selbstlosen Job für die Allgemeinheit machen. Beispiel sei Merkel. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung weist den Parteien hier einen eindeutigen, zentralen Auftrag bei der demokratischen Willensbildung zu. Laut unserer Verfassung sind die Parteien und damit auch die Politiker notwendige Lakaien, quasi ein Schmiermittel, ein Verbrauchsartikel, ohne den aus 80 Millionen Einzelmeinungen kein handlungsfähiges Staatsgefüge entstehen kann.

Adre: Bingo! Aber...?

Homlu: Wenn ich eine Obsession habe, dann ist das die Angst, dass das thumbe, blöde Wahlvolk je vergessen könnte, dass die Politiker nur Hilfs-Fuzzies sind! Die Politiker selbst, die aufgrund ihrer psychischen Verfasstheit und ihrer Schädigung durch innerparteiliche Selektionsmechanismen per defintionem die am wenigsten geeigneten Menschen sind, politische Macht auszuüben, versuchen natürlich alles, um ihr Dasein als Diener aufzuwerten und so zu tun, als seien sie wichtig. Wenn wir je vergessen, dass Politiker nur Marionetten des wahren Souveräns in diesem, unserem Staate, des Volkes, sind und sein dürfen, dann Gute Nacht!

Adre: Ach herrje. Hältst Du die Gefahr für so groß? 

Homlu: In unserem Land derzeit gerade nicht. Allerdings kann sich das schnell ändern. Schau Dir Erdogan, Orban, Trump und diesen polnischen Gartenzwerg - wie heißt er doch gleich? - an: Sobald das Wahlvolk vergisst, dass ihre Marionetten nicht mehr als nur Marionetten sind, drehen die Marionetten durch und machen auf dicke Hose. Und so eine einst demokratische Verfassung ist dann ratzfatz umgeschrieben und Du hast die nächste Autokratie vor der Haustür!

Adre: Nicht gut.

Homlu: In der Tat, Du treue Stichwortgeberin. Und deshalb werde ich nicht aufhören, auf den Politikern rumzuhacken. Tausend Mal wichtiger ist aber, auf dem Teil des Wahlvolkes rumzuhacken, der meint, man könne und solle Politik den Politikern überlassen. Von der verschnarchten Mehrheit des Volkes geht die größte Gefahr aus. Dass Politiker allesamt krankhaft machtgeile Arschlöcher sind, ist weniger gefährlich, weil allgemein bekannt und ergo kalkulierbar.

Adre: Hack, hack!

Homlu: Was!? Schau Dir mal die aktuellen Kommentare zur Kür von Kanzlerkandidaten an! Da war niemals die Rede von Fakten, Inhalten, Zielen. Es ging und geht ausschließlich um Einzelpersonen, um ihre Taktiererei, ihre Egoismen und brunftartigen Machträusche. Wir erwarten von Politikern schon längst nicht mehr, dass sie etwas für die Mehrheit tun. Wir beobachten nur noch, was sie unternehmen, um ihren psychopathologischen Egozentrismus zu befriedigen.

Adre (nachdenklich): Hm.

 

aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band XIV: Gespräche; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 887 f. 


 


(stark verändert via vevo)








 

Freitag, 7. Mai 2021

Achtsamkeit reloaded

 

Interviewer: Die Achtsamkeit, Kern aller buddhistischer Philosophie und Lebensführung, wird zunehmend Ziel ironischer Aneignung, nicht erst mit Karsten Dusses Geschichten. Stört Sie das?

Gobba-Lan: Kennen Sie die Hebdo-Mohammed-Karikatur mit der Unterschrift 'C'est dur d'être aimée par des cons', übersetzt 'Es ist hart, von Arschlöchern verehrt zu werden'? Was aktuell durch den Kakao gezogen wird, ist nicht das Konzept der Achtsamkeit, sondern der Fetisch, der daraus gemacht wird. Dumme, lebensgelangweilte Reiche treffen auf pfiffige, profitgeile Geschäftsleute - voilà, fertig ist der exklusivste, albernste Hochpreis-Schickimicki-Pseudo-Buddhismus-Taoismus-Wasauchimmer. 

Interviewer: Aber das macht doch sehr viel von Ihren Ideen kaputt...!

Gobba-Lan: Könnte man eine philosophische Haltung so leicht beschädigen, wäre sie nix wert. Aber wir freuen uns sehr, dass die kommerzialisierten Perversionen des Buddhismus (oder wie auch immer wir das nennen wollen) von der allgemeinen Kritik auf's Korn genommen werden. Dusses Sachen sind großartig, ich könnt' mich wegschmeißen vor Lachen.  

Interviewer: Und was hat es mit der Achtsamkeit tatsächlich auf sich?

Gobba-Lan: Ich weiß nicht, ob Sie schon mal die Erfahrung gemacht haben, jahrelang, jahrzehntelang ohne nachzudenken irgendwelchen Verhaltensmustern gefolgt zu sein und dann plötzlich festzustellen, dass das völliger Quatsch war, völlig unnötig, völlig kontraproduktiv, complete waste of time and energy? Wenn man einmal anfängt, zu üben, überflüssige Verhaltensmuster zu erkennen und abzustellen, dann passieren in der Tat wundersame Dinge. Das Leben wird sehr viel einfacher und angenehmer.

Interviewer: Paradiesisch?

Gobba-Lan: Nein. Paradiesisch nicht. Dazu geschehen immer noch zu viele Dinge, die nicht eben lustig sind. Aber nach einer gewissen Zeit der Achtsamkeit hast Du so viel Müll aus Deiner Gedankenwelt verbannt, dass nur noch ein paar wenige, kristallklare Strukturen übrigbleiben.  

Interviewer: Das klingt schön...

Gobba-Lan: Mnja. Einige Dinge, die da übrig bleiben, sind aber auch sehr profan. Geradezu robust alltäglich. 

Interviewer: Beispiel?

Gobba-Lan: Ich habe großartige Dinge gelernt. Wie zum Beispiel, im Umgang mit Leid und Tod nahestehender Menschen mit Bewertungen achtsam zu sein. Das ist ein sehr hohes, sehr edles Ziel, an dem ich lange und leidvoll gearbeitet habe. Ich habe aber auch gelernt, dass es mir wichtig ist, in Ruhe und Sauberkeit kacken zu können. 

Interviewer: Bitte ... Was?!

Gobba-Lan: Man darf derartige Dinge nicht bewerten. Das eine zur Hochwert-Norm, das andere zur schamhaften Selbstverständlichkeit erklären, das geht nicht. Ich habe beim Üben des Weges festgestellt, dass Geld und Besitz mir gar nicht so viel bedeuten, wie ich früher glaubte. Ich brauche auch kein protziges Haus. Aber der Wunsch, in Ruhe und Sauberkeit kacken zu können, das ist nichts, was sich durch rationales Hinterfragen, durch Meditation, Achtsamkeit undsoweiter aufgelöst hat. Auch weiß ich ein rattenschnelles Internet sehr zu schätzen und würde nicht sagen, dass ich da an etwas festhalte, was es nicht wert ist. 
Wie gesagt, die Dinge, die man durch Achtsamkeit herausfindet, sind nicht alle im herkömmlichen Sinne schön oder glamourös. Wir bewerten sowas nicht. 
Wichtig ist, dass man Überflüssiges aussortiert, so dass am Ende ein paar wenige, sehr einfache, klare Formen übrigbleiben. Wannimmer ich mich von diesen einfachen Formen entferne, das heißt: wieder anfange, mich an irgendwelchen Verhaltensmustern festzuklammern, fühle ich mich blöd. Umgekehrt: Wannimmer ich mich blöd fühle, forsche ich nach irgendwelchem Schwachsinn, an dem gerade grundlos festhalte.
Das ist die ganze Sache mit der Achtsamkeit. Das Leben wird herrlich klar dadurch.

 

 

(verändert via Charlie Hebdo)











aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band V: Erkenntnisse III; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 799







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Sonntag, 2. Mai 2021

Specie-Scham


Adre: "Wie schrecklich, die Opferzahlen der Seuche in Indien ..."

Gobba-Lan: "Ja. Aber die aktuelle Betroffenheitswelle widert mich an! Berichte über die Zustände in Indien gab es schon vor vier, fünf Monaten in den öffentlichen Medien. Weder die indischen Autoritäten noch die reichen Nationen haben irgendwelche nicht-egoistischen Konsequenzen daraus gezogen. NICHTS von dem, was jetzt passiert, ist irgendwie überraschend. Schrecklich ja, aber nicht überraschend. Mich ekelt's vor der Verlogenheit, der Scheinheiligkeit und dem kurzsichtigen, dummen Egoismus meiner Specie."




(verändert via wiki commons)
Der Komodo-Varan ist ja auch 
ein häßliches, hinterhältiges Scheiß-Viech.
Aber er steht wenigstens dazu.
Wir Menschen hingegen ... puh!
Unser Verhalten ist wirklich ekelhaft.



aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band IV: Erkenntnisse II; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 5. 


 




Sonntag, 25. April 2021

Schulreformer unter sich


Der kluge Herrscher des nördlichen Blütenlandes bat den weisen Iblat zu sich und sprach: "Es gibt Menschen, die murren über unser umfassendes und kostenloses Schulsystem. Es sei veraltet und lehre von diesem zu wenig und von jenem zu viel. Was rätst Du?"

Iblat sprach: "Gib mir sieben Tage Zeit, darüber nachzudenken."

Nach sieben Tagen kam Iblat erneut zum klugen Herrscher des nördlichen Blütenlandes und sprach: "Euer Schulsystem, o kluger Herrscher, leidet daran, dass es zu viel für alle Menschen bieten will."

Da sagte der kluge Herrscher des nördlichen Blütenlandes: "Was sollen wir tun?"

Iblat: "Nur das Nötigste lehren: Lesen, Schreiben, Rechnen. Das muss aber mit vortrefflicher Sicherheit beherrscht werden. Außerdem eine tiefe, begründete Hingabe zu und Kenntnis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Und Schwangerschaftsverhütung. Das war's Punkt. Ende."

Kluger Herrscher (verblüfft): "Literatur? Kunst? Musik? Geschichte? Religion? Werte und Normen? ..."

Iblat (in nachäffendem Ton): "... IT? Englisch? Französisch? Mathe? Physik? Sport? Darstellendes Spiel? Bio? Raus, raus, alles raus!"

Kluger Herrscher: "..."

Iblat: "Ich habe sowas von die Schnauze voll von der Auffassung, schulisch vermitteltes Wissen werde nur um seiner selbst willen vermittelt. Ich habe außerdem die Schnauze voll davon, dass wir versuchen, die Kiddos an Literatur, Kunst, Musik, Philosophie, kurz: höhere Bildung, heranzuführen, und ihr komplettes gesellschaftliches Umfeld bombt sie mit trivialstmöglichem Scheiß auf technisch und kommerziell höchstem Niveau zu und tut so, als sei das normal und relevant und was Schule vermittele sei un-normal und irrelevant."

Kluger Herrscher: "Ja, aber ..."

Iblat: "Lass uns den Spieß umdrehen. Ein minimales Bildungs-Set kriegt Jede*r. Für den Rest muss man sich bewusst und eigenverantwortlich entscheiden - oder dagegen. Der Eindruck, man täte Lehrer*innen einen Gefallen, wenn man echte Bildung erstrebt, ist völlig irrwitzig und bekloppt." 

Kluger Herrscher: "Ja, aber ..."

Iblat: "Vergiss es!"


aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band XIV: Gespräche; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 1285 f. 



Iblat aus dem Fürstentum Hon






Freitag, 23. April 2021

Nicht-machbares Foto





Zuag entdeckte
die erste Schwalbe
dieser Saison
und sprach:
"Sieh an! Ein nicht-fotographierbares Ereignis."






aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band III: Erkentnisse; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 258. 


Sonntag, 18. April 2021

Der Vollendung entgegen

 

Gobba-Lan fragte: "Warum löschst Du alle Lieder dieser Sängerin aus Deiner Favoriten-Play-List?"

Adre antwortete: "Weil sie sich durch idiotisch-naive Äußerungen zur Seuche und durch öffentlich geäußerte Nähe zu Verschwörungs-Theoretikern komplett disqualifiziert hat."

Gobba-Lan: "Sind dadurch denn auch zwangsläufig ihre früheren Songs entwertet?" 

Adre: "Ja. Ich gebe zu, ich mochte diese frühen Sachen bislang sehr gerne. Einst fand ich, glaube ich, gerade diese unbefangene Naivität ganz anziehend."

Gobba-Lan: "Aber nun ...?"

Adre: "Aber nun stellt sich heraus, dass die Naivität der Sängerin kein Zeichen fröhlich-unschuldiger Offenheit war, sondern nur Ausdruck gnadenloser Blödheit. Das entwertet die Werke vollständig."

Gobba-Lan: "Dazwischen liegen fast 40 Jahre. Bei ihren ersten Erfolgen war sie 23. Jetzt ist sie über 60."

Adre: "Was bedeutet Alt-Werden? Vollendung!"

Gobba-Lan: "Erkläre."

Adre: "Im Alter treten die Eigenschaften, die Dein tiefstes Inneres ausmachen, immer stärker hervor. In Kindheit und Jugend ist vieles durch Erziehung verdeckt. Wenn Du wach und aufmerksam und neugierig durch's Leben gehst, veränderst Du Dich und wirst immer mehr zu dem, was Du eigentlich bist."

Gobba-Lan: "Und Nen ... äh ... besagte Sängerin?" 

Adre: "Sie war einst jugendlich-naiv. Nun ist sie alt-naiv. Die jugendliche Naivität kann ich ihr nachsehen, war bei mir genauso, aber dass sie sich in 40 Jahren nicht verändert hat, ist erschreckend und, wie ich finde, abstoßend."

aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band IX: Entwicklung; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 122. 




(stark verändert via wiki commons)






Dienstag, 13. April 2021

Wider den unerträglichen Stress


Atti sprach: "Gestern sah ich eine Dokumentation über Schulabbrecher*innen. Da muss Schule dringend was ändern. Der Druck auf die Schüler*innen ist mörderisch. Die Jagd nach Noten, Zertifikaten, Schul-, Hochschul- und Berufsabschlüssen, nach Titeln und Ämtern - das macht die Menschen kaputt."

Ibhat antwortete: "Lasst alle Menschen, spätestens wenn sie ihren 14. Geburtstag feiern, sich einfach einen Titel aussuchen. Wie wär's mit 'Prof. Dr. Dr. Gehirnchirurg' oder 'Chefpilotin' oder 'Landschaftsarchitekt' oder 'Studienrätin' oder 'Nationalspielerin' oder 'General' oder ..."

Atti fuhr dazwischen: "Aber das sind doch alles gesetzlich geschützte Berufe."

Ibhat: "Gesetze kann man ändern. Und das sollte man auch tun, da sie so viel Leid erzeugen. Wie stressfrei wäre das Leben für Eltern und Kinder, wenn ausnahmslos allen schon bei Geburt das bestandene Abitur attestiert würde?  Die Kinder könnten in Frieden aufwachsen, dürften vor sich hinpubertieren, solange sie wollen und hätten später ja auch schon einen namhaften Berufsabschluss in der Tasche. Kein Druck, keine Eifersucht, keine verdeckten 'Baby-Olympiaden' mehr in den elterlichen Köpfen und Herzen."

Atti: "Aber wie weiß ich dann, ob der Gehirnchirurg, der mich operiert ... oder ob die Pilotin, die mich fliegt, wirklich ... oh."

Ibhat: "Du kannst nicht Alles haben."


aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band LXXXI: Über das  Leid; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 72. 



(verändert via wiki commons)







Freitag, 9. April 2021

Stufen abwärts


Die weise Vai-car sprach: "Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Vernunft und Wissenschaft uns nicht leiten, sondern animalisch-kurzsichtige Egozentrik, dann schaue man sich unsere Strategien der Pandemie-Bekämpfung an: 

Wohl wissend, dass das Virus weltweit (!) grassiert und mutiert und uns immer wieder heimsuchen wird, bis es weltweit (!) ausgerottet ist, agiert man nicht kraftvoll solidarisch, sondern fällt in kontinentale Egoismen zurück, suchen die Russen, die Chinesen, die Amis und die Europäer nach Lösungen nur für sich selbst.
Und innerhalb Europas agiert man nicht kraftvoll solidarisch, sondern fällt in nationale Egoismen zurück und sucht Lösungen nur für sich selbst.
Und innerhalb Deutschlands agiert man nicht kraftvoll solidarisch, sondern fällt in bundesländliche Egoismen zurück und sucht Lösungen nur für sich selbst.
Und innerhalb der Bundesländer agiert man nicht kraftvoll solidarisch, sondern fällt in örtliche Egoismen zurück und sucht Lösungen nur für sich selbst.
Und natürlich werden jene, die sich seit jeher auf Kosten der Allgemeinheit Vorteile verschaffen, nicht plötzlich solidarisch, sondern werden ihren Reichtum an Macht und Geld zu ihrem alleinigen, persönlichen Vorteil einsetzen, und sie werden nicht einmal Scham dabei empfinden."

Dschong-La sprach: "Alte, Du bist heute ja wieder super gelaunt!"

Vai-car: "Und wenn ich dann noch die satten, selbstzufriedenen, selbstsicheren Hackfressen in den Medien sehe, könnte ich kalt in die Ecke kotzen! Und sag' nicht 'Alte' zu mir, klar?!"


aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band XII: Sprüche; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 918. 



(stark verändert via wiki commons)








Samstag, 3. April 2021

Definition: Virenbekämpfung



"Der General ist schuld, wenn die Soldaten nicht folgen, weil die die Worte nicht klar sind."

Sunzi "Die Kunst des Krieges" 

(Sunzi Wu - verändert via wiki commons)


Machen wir also die Worte wieder klar.

Viren bekämpfen
Viren vermehren sich ausschließlich in den Zellen befallener Lebewesen. Nur die Immunsysteme befallener Lebewesen bekämpfen Viren, sonst nichts und niemand. Wenn Viren sich schneller vermehren als Immunsysteme sie vernichten, dann gewinnen die Viren. 

Pandemie bekämpfen
Viren sind bewegungsunfähig. Sie verbreiten sich nicht, ihre Wirte verbreiten sie. Bei einer Pandemie geschieht dies weltweit, d.h. staatenübergreifend.

Politiker¹ können keine Viren bekämpfen, außer vielleicht ihre je eigenen. Politiker¹ können auch keine Pandemie bekämpfen, bestenfalls die Regeln innerhalb eines Staates so gestalten, dass eine Verbreitung dort möglichst eingedämmt wird. Es gibt de facto keine Politiker¹, die weltweit gültige Regeln gestalten können. 

Wissenschaftler*innen untersuchen, wie man die individuellen Immunsysteme im Kampf gegen das Virus unterstützen und mit welchen Methoden die Verbreitung des Virus' möglichst eingedämmt werden kann. Wissenschaftler*innen haben keine Macht und auch nicht den Wunsch, irgendwelche Maßnahmen durchzusetzen. Und sie sind bei ihrer Arbeit auf die wissenschaftliche Methode angewiesen, die darin besteht, prinzipiell zu zweifeln, vor allem die eigene Arbeit immer wieder in Frage zu stellen.  

Das thumbe Wahlvolk 
raisonniert medial befeuert über Begriffe Astrazeneca, Impfung, Impf-Gerechtigkeit, Solidarität, Corona-Leugner, Nazis, Bazis, WHO, RKI, Inzidenz, Lockdown, Lockerung, nationale Lösung, Schulschließungen, europäische Lösung etc. etc. Dadurch abgelenkt und aufgepeitscht durch das alles-durchdringendes Marketing der Konzerne merkt es nicht mal, dass die buchstäblich hemmungslose Profitgier unendlich viel höher steht als das Leben tausender Menschen und dass wir schon lange wieder fragen, was den DAX durch die Decke gehen lässt - und der geht durch die Decke! -, dass man aber nicht mehr fragt, wie man schnellstmöglich die Pandemie einfängt. 


Was ist zu tun?

  1. Politiker stoppen unverzüglich ihre großkotzige, anmaßende Attitüde, sie hätten irgendeine konkrete Macht über das Virus.
  2. Das Volk hört endlich auf, so zu tun, als seien Politiker¹ ernsthaft für irgendwas verantwortlich oder als könnte man von ihnen brauchbare Lösungen erwarten, erhoffen, erflehen oder fordern. Stattdessen sucht jede*r Einzelne die Verantwortung als Erstes bei sich selbst.
  3. Als Zweites hören wir endlich wieder auf die Wissenschaftler*innen, wobei wir gefasst und mit heiterer Gelassenheit akzeptieren, dass hier gerade ein Forschungsprozess läuft, d.h. ein Erkenntnisprozess, d.h. die wissen's auch noch nicht, arbeiten aber ernsthaft dran, etwas herauszufinden.



(verändert via wiki commons)





¹ Der Gender-Stern ist eine Respekt-Bezeugung. Man setze ihn bewusst ein - oder auch nicht.





Donnerstag, 1. April 2021

Eine, nein: zwei Erkenntnisse


Laerion: Fliegen ist eine Übung im Loslassen. Ein 120-Kilo-Trike reagiert natürlich, wenn eine Thermikblase unter eine Fläche haut. Dann muss man gegensteuern, wenn man auf Kurs bleiben will, und das kann durchaus in körperliche Arbeit ausarten. Wenn Du nicht übst, nach einem Eingriff wieder zu entspannen und das Flugzeug alleine fliegen zu lassen, verkrampfst Du bei "bockigem Wetter", und bei der Landung fühlst Du Dich wie ein Preisboxer nach der 12. Runde. Gelingt es Dir, zwischendurch loszulassen, entsteht aus dem Wechseln von Anspannung und Entspannung ein Effekt progressiver Muskelentspannung (vgl. Jacobson).  

Dschong-La (zweifelnd): Dann ist Mistwetter entspannender als ruhige Luft?

Laerion: Nein, in ruhiger Luft zu fliegen, ist für low & slow das Größte. Aber wenn es blöd läuft, muss man es ja nicht durch eine falsche Haltung noch schlimmer machen.

Dschong-La: Das ist Weisheit.


aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band IV: Erkenntnisse; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 854.


Mein Arbeitsplatz, gestriger Höhenflug: 250 m;
Anfangs etwas blubberig, dann 'like a chocolate-river'