Atti sprach: "Gestern sah ich eine Dokumentation über Schulabbrecher*innen. Da muss Schule dringend was ändern. Der Druck auf die Schüler*innen ist mörderisch. Die Jagd nach Noten, Zertifikaten, Schul-, Hochschul- und Berufsabschlüssen, nach Titeln und Ämtern - das macht die Menschen kaputt."
Ibhat antwortete: "Lasst alle Menschen, spätestens wenn sie ihren 14. Geburtstag feiern, sich einfach einen Titel aussuchen. Wie wär's mit 'Prof. Dr. Dr. Gehirnchirurg' oder 'Chefpilotin' oder 'Landschaftsarchitekt' oder 'Studienrätin' oder 'Nationalspielerin' oder 'General' oder ..."
Atti fuhr dazwischen: "Aber das sind doch alles gesetzlich geschützte Berufe."
Ibhat: "Gesetze kann man ändern. Und das sollte man auch tun, da sie so viel Leid erzeugen. Wie stressfrei wäre das Leben für Eltern und Kinder, wenn ausnahmslos allen schon bei Geburt das bestandene Abitur attestiert würde? Die Kinder könnten in Frieden aufwachsen, dürften vor sich hinpubertieren, solange sie wollen und hätten später ja auch schon einen namhaften Berufsabschluss in der Tasche. Kein Druck, keine Eifersucht, keine verdeckten 'Baby-Olympiaden' mehr in den elterlichen Köpfen und Herzen."
Atti: "Aber wie weiß ich dann, ob der Gehirnchirurg, der mich operiert ... oder ob die Pilotin, die mich fliegt, wirklich ... oh."
Ibhat: "Du kannst nicht Alles haben."
aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band LXXXI: Über das Leid; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 72.
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