Sonntag, 30. November 2025

Altersgrenze - aber richtig!


Eijeijei, die Renten-Debatte ist natürlich nicht einfacher geworden, da Forschys der Cambridge-Uni feststellten, dass wir im Alter von 32 Jahren den Zenit unserer geistigen Entwicklung erreicht hätten und es danach nur noch abwärts geht, mit nochmal einem deutlich Abwärts-Knick bei 66 und einem letzten bei 83 Jahren.

Das ist ganz unpassend, da wir doch demnächst mindestens bis 69 arbeiten sollen. Zwar gibt es Tätigkeiten, die nicht allzuviel Kognition voraussetzen, aber da geht es dann meist um körperlichen Einsatz, und da gibt es ja noch deutlicheren altersbedingten Schwund. Wir wissen doch alle, wie problematisch es spätestens ab 50 wird, einen neuen Job zu finden. Da bleiben nur die Politik und das gehobene Management. 

Und das Anforderungsniveau wird ja nicht wirklich niedriger. Nach Studien wie der obengenannten wird das Lebenszeit-Fenster für eine attraktive Karriere immer geringer. Studienzeiten werden länger, weil man sich erstmal spezialisieren muss, und mit 40 gehörst Du schon  längst nicht mehr zu den High-Potentials. Wenn wir die Entwicklung fortschreiben, arbeitest Du lukrativ nur noch an Deinem 32. Geburtstag, denn davor bist Du zu unerfahren, danach zu alt. Wenn Du an dem Tag krank bist und/oder Mist baust, bist Du natürlich im Arsch, aber so richtig.

Nää, ernsthaft: Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass die Geronten ab 50+ ein gesellschaftliches Problem darstellen. 

Man muss die Sache mal realistisch sehen, und "realistisch sehen" bedeutet: Unter dem ausschließlichen Aspekt kapitalistischer Verwertungsinteressen. Die altersgebeutelten Ü32-Krüppelys können die Profitmaximierung der Konzerne nur noch schwach befeuern. Der von den abhängig Beschäftigten erarbeitete Mehrwert ist vielleicht noch größergleich Null, aber der Shareholder will selbstverständlich mehr sehen, gerne 26 % und drüber. Als Managy sollst Du ja nicht nur in der Kasse rühren, klar?!

Lass uns annehmen, ab 50-60 ist der Beitrag einys Beschäftigty zum Konzern-Profit gleich null, danach unter null. Einzige wirtschaftspolitisch wünschenswerte Lösung aus Konzernsicht: Abschießen. Und das ist jetzt keine Metapher. 

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Alten noch eine gesamtwirtschaftliche Funktion haben, nämlich das Konsumieren. Lange Zeit galten Jugendliche aus Marketing-Sicht als besonders attraktiv, da sie die Bevölkerungsgruppe mit der größten freien finanziellen Spitze waren und außerdem leicht zu manipulieren. Aber die Jugendlichen sterben ja aus, und da müssen wir, nolens volens, die Alten wieder stärker in den Blick nehmen.

Ganz doof ist's natürlich, wenn jemand alt ist UND kein Geld hat. So jemand kann ja auf keiner Seite, weder bei Produktion noch bei Konsum, die Gesellschaft im Allgemeinen und den Konzern im Besonderen bereichern. Reine Volksschädlinge. Da bleibt gar nichts anderes als die "Entnahme", wie der Jägersmann fachsprachlich formulieren würde. Wenn man da einmal nachlässig wird, läuft das ganz schnell aus dem Ruder. 

Streecks Vorschlag, das Problem über die Verweigerung lebenswichtiger Medikamente anzugehen, geht zwar in die richtige Richtung, reicht aber in summa nicht aus.¹

Das Ganze muss natürlich ochdnuncksgemäß gesetzlich geregelt werden. Wer nicht arbeiten kann und auch kein Geld für Konsum hat, kann in unserer Gesellschaft nicht geduldet werden. Wie die Tötung durchgeführt wird, Schuss, Giftspritze, Guillotine, kann sich die Person aussuchen. Auch die Beträge müssen definiert werden. Wenn Du nicht durch Arbeit zum Profit eines Konzerns beitragen kannst oder willst, solltest Du dennoch 25.000 € pro Jahr ausgeben können ... nee, nicht "können", sondern "müssen". Komm' nicht auf die Idee, nicht zu konsumieren, um dadurch Deine irdische Existenz zu verlängern! So nicht!

Hm, da fällt mir ein, das mit der Tötung klingt ja irgendwie ein bisschen grausam, solange die Leute sich noch nicht so richtig dran gewöhnt haben. Vielleicht sollte man den Alten zusätzlich anbieten, sie einfach abzuschieben. Der Madagaskar-Plan der Nazis ist ja nicht gescheitert, weil er blöd war. Und dann kann man immer sagen: "Wir haben X ja auch die Auswanderung angeboten, aber sie wählte dann doch lieber die Spritze. Das war also ihre ganz persönliche Entscheidung, die wir achten sollten."

Ein Riesen-Vorteil ist natürlich auch, dass die Leute plötzlich wieder richtig, richtig geld-geil werden. Und erpressbar. Wie viel Macht bekommst Du als Arbeitgeby, wenn Deine Lohnsklaven für Lebenszeit schuften müssen. Und Du kannst bestimmen, wer wie viel und wie lange usw. Der feuchte Traum jedes wahren Kapitalitys! Ich sehe schon diese Dankbarkeit der Muschkoten! Die Unterwürfigkeit! Alles nur geheuchelt, aber egal. Als subklinischer Psychopath merkst Du den Unterschied nicht.



(Im Gulag. Verändert via wiki commons, ein bisschen [!] Hilfe einer Bild-KI und viel Arbeit mit paint-net.)

Wenn man motiviert ist, macht die Arbeit auch wieder Spaß!





¹ Entschuldigt, dass ich hier aus der Rolle des Zynikers ausbreche, aber ich kann nicht anders: WIESO ist Streeck noch nicht in Haft? WIESO ist der noch im Amt? WIESO regt sich niemand darüber auf, außer mir?






Samstag, 29. November 2025

Lohnt nicht: Marinemuseum

 

Heute Deutsches Marinemuseum gewesen. Lohnt nicht. Im Innenbereich ein bisschen Geschichte auf viel zu überfüllten Text-Tafeln, Schiffsmodelle, ein paar Uniformen und Kleinkram. Im Außenbereich nur Technik: vier  begehbare Schiffe der Bundesmarine und Krempel. Alles recht schick und neu, nur draußen an einigen Stellen etwas angegammelt. Ok für Leute, die sowas noch nie gesehen haben.

Was fehlt: Kritische Einordnung. Sozialgeschichte. Man fasst keine heiße Eisen an, wie z.B. das Panzermuseum in Munster mit der Themenreihe "Sterben im Panzer". Wir lernen nichts über die Menschen auf den Schiffen. Ach ja, doch: Das war alles ganz schön eng, v.a. auf dem U-Boot. Aber das ist keine so ganz neue Information, und auf einem Fischkutter war's früher auch nicht viel besser. 

Die "Mölders" ging vor 22 Jahren außer Dienst. Kann ich das bei der Begehung erworbene Wissen heute anwenden? Die Gepard ging 2016 als letztes Schnellboot der Gattung außer Dienst, das Konzept ist passé. Was lerne ich außer Schwanengesang? Gibt es noch Minenräumer wie die "Weilheim", die 1995 in Rente ging? Und U10 von 1967 dümpelt zwischen Nachkrieg und den aktuellen High-Tech-Booten der Klasse 212, die eine völlig andere Liga darstellten, wenn sie denn fahren würden.

Alles in allem: Es ist Technikgeschichte von 1955 - 1985. Beim ersten Mal vielleicht ein Hingucker. Aber es bleibt nichts nach. Emotional nichts, gesellschaftskritisch nichts, militärgeschichtlich nicht sehr viel.

Doch: Ich wusste nicht, dass bundesdeutsche Nachkriegs-U-Boote noch die guten, alten G7-Torpedos aus Führers Zeiten verwendeten. Ist diese Information 16,00 € Eintritt pro Nase plus 3,00 € Parkgebühren wert? Nein, ist sie nicht. 

Und was halte ich von den vielen Besuchys um und unter 10-12 Jahren? Jene, die die Schiffe als Spielplatz begriffen und mit dem Instinkt jener Altersstufe genau kapierten, dass es hier um Ballerei auf hohem Niveau ging? Und die ungehindert und unaufgeklärt fasziniert waren von den fetten Bomben, die in Wirklichkeit nur Sonarsensoren waren? 

Hm. Reden wir nochmal über die Intention von Museen DIESER Art ...


Wiki commons, eine Bild-KI, paint-net und v.a.meine Brain-Power 
waren am Zustandekommen dieses Bildes beteiligt.





Donnerstag, 27. November 2025

Wir sind Mond!

 

Tagesschau.de titelt "ESA will deutschen Astronauten zum Mond schicken".

Wir lernen: Es geht nicht um Forschung, denn man weiß überhaupt nicht, wann da wer was machen will. Es geht nur um Symbolik. Und wahrscheinlich, nein, sicher, um sehr viel Geld. 

Wollen wir den Text nochmal ganz genau lesen? 

"ESA will ... schicken"? Was für ein Quatsch! Das ist ein ausschließliches Projekt der Amis, und sie haben der europäischen Weltraum-Agentur eine Platzkarte verkauft. Man weiß zwar noch nicht, wer mitfliegt, aber man weiß jetzt schon, dass es in ganz Europa keinen geeigneteren Menschen geben wird als einen Doitschen. Könnte ein Grund sein, dass die Doitschen am meisten zahlen?

Und natürlich kommt da nur ein Mann in Frage. Wir würde uns ja blamieren, wenn wir den Amis, ausgerechnet den Amis!, sagen müssten, dass eine Frau ... ich meine, überleg' doch nur mal: Eine Frau besser als ein Mann ... in einem technisch-wissenschaftlichen Kontext ... und Trump ist King "Grab'em-by-the-pussy"-POTUS. Das passt einfach nicht zusammen.  

Und dann kommt die Bundesforschungsministerin, eine CSU-Quoten-Personalie und macht im Kommentar¹ klar, dass es ausschließlich um Nationalismus geht und nix sonst. Und ich nehme Wetten entgegen, aus welchem Bundesland der designierte Nationalheld stammen wird.

Wie kann man angesichts derartiger Szenen noch über Rentenfinanzierung reden? Und wie kann man nicht an der Korrumpierbarkeit der Massen verzweifeln?




An der Entstehung dieses Bildes war auch eine Bild-KI beteiligt.
Aber die eigentliche Bearbeitung habe ich mit Paint-net gemacht.


Der Weltraum könnte so schön sein.
Aber wir werden ihn verkacken.
Ganz bestimmt.






¹ "Nach über 50 Jahren ist es auch wirklich wieder an der Zeit, dass wir uns dem Mond nähern. Und da ist es großartig, dass jetzt auch endlich ein Europäer und vor allem auch ein Deutscher dabei sein wird.", sagte sie. 

Montag, 24. November 2025

Der maximale Universal-Boykott

 

Gerade bei Lidl gewesen. Enttäuscht festgestellt, dass die jetzt auch die kundenfeindlichen Mach's-Dir-doch-selbst-Kassen einrichten und vor der einen (von vier möglichen) menschenbesetzten Kasse eine lange Warteschlange hinnehmen.

Nun gut, denke ich, wenn Ihr meint, Eure Kundys dergestalt gängeln zu müssen, dann werde ich nun auch bei Lidl nicht länger die Abläufe stören. Famila und einige andere Discounter haben mir ja längst signalisiert, dass ich als Kundy nur lästig bin, und meine Erziehung verbietet mir, immer wieder irgendwo hinzugehen, wo ich unerwünscht bin. 

Ich kann gut damit leben, dass der örtliche Einzelhandel dabei ist, sich abzuschaffen. Hygge¹ findet nicht im Supermarkt statt. Ich könnte auch gut damit leben, meinen gesamten Konsum via Online-Bestell-und-Lieferdienste zu regeln. Wenn die mit e-mobilen Fahrzeugen ausliefern, kann die Umweltbelastung kaum größer sein als bei der Logistik der Summe der Tempel des Einzelhandels. 

Einzig, dass man Amazon längst auch boykottieren müsste ... und Google und ... so weiter. Ich finde aber keine sinnvollen Alternativen. Das ist kein Genöhle, sondern ein Appell. 

Und überhaupt: Boykott. Gerade via Fediverse gelernt, was der Verein "Familienunternehmer e.V." macht und wer dazugehört. Wenn man die alle boykottieren wollte, was man aus ethischen Gründen eigentlich müsste, und wenn man dann auch noch Nestlé samt Anhängen und Blackrock samt Anhängen und Israel und Russland und Nordkorea und das Trump-Reich boykottieren wollte, dann wird irgendwann die Luft dünn und das Leben unübersichtlich.

Früher war ich überzeugt, es sei ethisch geboten und sinnvoll, einzelne Drecks-Firmen und Drecks-Länder zu boykottieren. Heute bin ich einen Schritt weiter: Der Boykott einzelner Institutionen bringt in der herrschenden Unübersichtlichkeit gar nichts. Stattdessen versuche ich den Maximal-möglichen-Universal-Boykott, auch Minimalismus genannt oder Konsum-Verzicht oder Nachhaltig leben

Damit schlage ich vier Fliegen mit einer Klappe: 

  1. Ich leiste meinen mini-winzigen Beitrag, Konzern-Profite zu reduzieren.
  2. Ich leiste meinen mini-winzigen Beitrag, eine auch künftig menschenlebenswerte Umwelt zu erhalten.
  3. Ich spare Geld.
  4. Ich minimiere die Lebenszeit, die ich sonst damit vergeudete, Geld zu erwerben, um mir den überflüssigen Shyce leisten zu können.



(Ja, bei der Erstellung dieses Bildes war auch, unter anderem, eine Bild KI beteiligt. 
Aber schließlich und endlich habe ich's mit Paint-net bearbeitet.)




¹ Ich bin gerade dabei zu lernen, dass ein europäisches Wort ja gar nicht geht und natürlich das angelsächsische "Cozyness" zu verwenden ist, wenn man "heimisches Wohlfühlen, kuschlige Gemütlichkeit" meint. ²

² Dass doitsche Begrifflichkeit seit Jahrzehnten im Schicki-Schreib völlig undenkbar ist, ist ja ohnehin klar. 







Dienstag, 18. November 2025

Ein höchstwahrscheinlich völlig wirkungsloser Versuch zum Thema "Rente"


Das Schlimmste, was passieren kann, wird passieren: Die Reichen und die Superreichen werden es schaffen, in der Rentenfrage die Alten und die Jungen gegeneinanderzuhetzen, und während wir uns in hirnlosen Neiddebatten gegenseitig zerfleischen, werden sie daneben stehen und sich kaputtlachen über unsere Blödheit, unsere Unorganisiertheit, unsere nicht vorhandene Solidarität. 

Sie werden sich freudestrahlend High-Fives geben und triumphierend und ein bisschen verwundert feststellen, wie einfach es mal wieder war, wie total dieser erneute Sieg und wie unfassbar fett wieder mal der Profit.

Und wenn wir, die alten und die jungen Normalverbraucherys, uns in diesem Krieg bis zur Erschöpfung gegenseitig bekämpft haben, dann werden irgendwelche christlich-asozialen Politikys kommen und irgendeine drittklassige Regelung ausbaldowern, die beschissen ist für alle Beteiligten, mit Ausnahme der Reichen und Superreichen, die sich am Ende wieder den Arsch vergolden können, weil wir zu blöd sind.

Jahrzehnte später, wieder mal viel, viel zu spät, werden wir dann begreifen, dass der Konflikt um die Rente für die Betroffenen¹ ein Nullsummenspiel war und ist und immer sein wird und dass wir uns wieder mal absolut lächerlich gemacht und erniedrigt haben in den Augen der Herrschenden.

Hier mein letzter Versuch, das scheinbar Unabwendbare vielleicht doch noch abzuwenden:

Wir Alten² wollen, wenn wir im Rattenrennen nicht mehr mithalten können, noch ein paar Jahre selbstbestimmt leben dürfen. Das schließt finanzielle Unabhängigkeit ein. Es steht außer Zweifel, dass wir unsere Ansprüche reduzieren müssen.  Das Argument, man habe früher Mörderkohle eingefahren und müsse folglich auch jetzt entsprechend üppig aus der Solidarkasse bedient werden, ist nicht durchzuhalten. Ein geringes aber auskömmliches Einkommen reicht und müsste definiert werden. Etwa so: Ein Tiny-Haus in flächiger Siedlung mit guter ÖPNV-Anbindung, rattenschnellem I-net, Klo, Dusche, Heizung, Allgemeinmedizinys in erreichbarer Distanz und leidliche Ernährung. Vielleicht noch ein kleines Taschengeld für Süßigkeiten, Bücher, Buntstifte und Papier³. Mehr muss nicht.

Ihr Jungen seid tatsächlich mehrfach gearscht. Der klassische Generationenvertrag ist unwiederbringlich hinüber. Wenn Ihr nicht zu dem asozialen 1 % der Reichsten in diesem unserem Lande gehört, werdet Ihr kaum mehr als ein auskömmliches Einkommen realisieren können (Def. s.o.), aber das würde sowieso schwierig, weil Ihr auch schon wegen des Erhalts einer menschenwürdigen Lebensumwelt von unseren durchgeknallten Luxus-Standards runtermüsst. Große Sprünge werden nicht mehr drin sein, und das muss ja auch nicht.

Und schließlich: Es ist eine glatte Lüge der herrschenden Reichen und Mächtigen, dass kein Geld da ist. Tax the rich. Wer mehr als 100 Millionen Euro besitzt, bekommt eine schicke Urkunde, dass sier alles über diese Summe hinausgehende der Gemeinschaft gespendet hat und künftige Beträge, die über diese Summe hinausgehen, mit 100 % versteuert. Statt Häme und Verachtung könnte man den Besitzys derartiger Urkunden dann vielleicht (!) sogar etwas Respekt entgegenbringen.


Tl,dr: Drei-Säulen-Lösung. Die Alten verzichten. Die Jungen verzichten. Die Reichen werden endlich angemessen besteuert. Ergebnis: Auskömmlich finanzierbare Rente ohne Zank und Streit


("Die Römer in der Dekadenz", T. Couture, 1847, verändert via wiki commons)

Man kann auch mit bescheidenen Mitteln jede Menge Spaß haben.






¹ Die Reichen und Superreichen gehören natürlich NICHT zu den Betroffenen. Die Frage, wovon man im Alter leben soll, wenn man im Rattenrennen des Kapitalismus nicht mehr auf den vorderen Plätzen mithalten kann, betrifft nur uns, die Morlocks. Die Herrschenden haben ihre Schäflein schon qua Geburtsrecht im Trockenen. 

² Ja, ich zähle mich mich in diese Fraktion, obwohl ich es nur so halb richtig fühle. Aber als 63jähriger Frühpensionär wäre alles andere lächerlich. 

³ Ok, die letzten vier Dinge wären wohl eher meine Präferenz, ein bescheidenes Taschengeld umzusetzen. Chacun à son goût.


[edit: Einen Tag nachdem ich diesen Text veröffentlichte, kam der Podcast von Ole Nymoen und Wolfgang Schmitt, wo das ganze Debakel viel grundsätzlicher und kompetenter und ausführlicher beschrieben wird. Dringend empfohlen!]






Sonntag, 16. November 2025

Wieder mal: Die Schuld der Anderen


Aktuelle Diplo, Artikel über "Nützliche Narcos", die verfehlte Drogenpolitik Europas am Beispiel Frankreichs, S. 20, beklagt der Verfasser den öffentlichen Pressesprech, der stets das Bild einer "Überschwemmung" des Landes mit allerhand illegaler Drogen malt und schwerstmehrfach-kriminelle Kartelle v.a. aus Lateinamerika verantwortlich macht.

In der Folge wird dann diskutiert, dass es diese Kartelle in der dargestellten Form überhaupt nicht gibt und - leider nur am Rande - dass zum Überschwemmen ja auch immer die Seite der Abnehmerys gehört. 

Bei vielen (allen?) Dingen, die wir beklagen und die zu beklagen wir medial genötigt werden, sind wir in Wirklichkeit selbst die Verursacher. Welchen Grund gäbe es, tonnenweise Kokain und synthetische Drogen nach Europa bzw. die USA zu schaffen, wenn dort nicht riesige, willige, zahlungskräftige Nachfrage bestünde? 12,8 Milliarden Euro Umsatz in Europa in 2020 nur für Kokain kommen ja nicht aus dem Nichts. Das haben Tag für Tag, Bürgerinnen und Bürger in diesem, unserem Europa unredlich erworben und weggeschnüffelt.

Und weiter: China überschwemmt uns nicht mit sehr guten E-Autos, mit Stahl, PV etc., sondern hiesige Konzerne / Importeurys wittern enorme Profitchancen und dealen entsprechend. Und sollte ich die konzeptionell überalterten, stinkenden europäischen Vehikel kaufen, wenn die Chinesen so viel besseres liefern? Wie blöd müsste ich sein?

Noch einen Schritt weiter: Auch ich beklage immer wieder, wie abhängig wir vom Hegemon USA sind, wie sehr sie uns kulturell, datentechnisch, militärisch in die Ecke drängen usw.. Aber bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass wir selbst alle diese Abhängigkeiten herbeigeführt haben, weil es trotz und alledem hübsch profitabel war und ist. Trump ist doch nur deshalb böse, weil er uns so deutlich spüren lässt, dass wir längst unsere Großmütter, unsere Rest-Seelen und sontwas an den Greenback verschachert haben.

Wir könnten das sofort beenden. Dann wären wir frei, aber wie unbequem ist das denn? Natürlich würde "unsere" (ha-ha!) Wirtschaft erstmal den Bach runtergehen. Natürlich müssten wir Abstriche beim Wohlstand machen ... Na und?

Worauf ich hinaus will: Wir sollten aufhören, die Schuld für alle Misslichkeiten außen zu suchen. Viel mehr sollten wir fragen, was wir als Staat, als Gemeinschaft entschieden haben, d.h. wo wir uns bereitwillig korrumpieren ließen und lassen, und jedy Einzelny muss diese Frage ganz allein für sich prüfen. Täglich. Immer wieder.

Will ich, was ich tue?
Tue ich, was ich will?





Guilty Pleasure:
Ein Photo, von einer Bild-KI verändert,
danach von mir weiterbearbeitet.
Ich bin gespalten, was KI-Einsatz angeht,
aber das hier mag ich:
Trikefliegen in phantastischer Umgebung.


Donnerstag, 13. November 2025

Eine Erkennntnis zur Enkelfrage

 

Zur Beantwortung der Enkelfrage ©, warum wir nicht ... und wie konnten wir ...

Unser zentrales Versagen liegt in der schulischen Bildung. Es ist uns nicht gelungen, überlebenswichtige Qualifikationen zu vermitteln, z.B. die Erkenntnis

  • dass eine menschenlebenswerte Umwelt nur eine nicht-ausgebeutete, nicht-kapitalisierte Umwelt sein kann,
  • dass menschenwürdiges Leben nur dann gelingen kann, wenn es solidarisch ist und wenn die einzige und höchste Pflicht der Starken¹ darin besteht, die Schwachen¹ zu unterstützen,
  • dass ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, das vom Konzept maximal hemmungsloser, endloser individueller Gier nach Geld und Macht gesteuert ist, dauerhaft keine positiven Resultate für die Allgeminheit bringen kann,
  • dass geistige, körperliche, sexuelle und biologische Diversität notwendig und wünschenswert und spannend ist,
  • dass es keineswegs reicht, irgendwie für Demokratie, Menschenrechte und Umweltschutz zu sein, sondern dasss man aktiv gegen verknöcherte, destruktive Strukturen antreten muss, gegebenenfalls mit den Mitteln zivilen Widerstands.

Stattdessen versuchten wir, unkritische, überangepasste, hirntote Morlocks heranzuzüchten, die das Kacksystem perpetuieren. Wir korrumpierten sie sozialmedial mit Versprechungen, wenn sie nur lang genug fleissige Sklavendienste für die endlose Kapital-Akkumulation des superreichen 1 Prozent verrichteten, dürften sie vielleicht auch so ein Kack-Leben in flüchtigem Tand- und Glitterkram abreißen wie wir. 

Den ursprünglichen Auftrag von Schule, mündige Staatsbürgys zu erziehen, unterliefen wir, indem wir die Fachinhalte von jeder effektiv-kritischen Konsequenz entkoppelten. Bio, Chemie, Physik vermitteln das Wissen, wie Treibhausgase wirken, aber nicht, dass die Kacke bereits grell-lila am Dampfen ist und dass man spätestens jetzt, in diesem Moment, drastische Maßnahmen ergreifen müsste. Geschichte und Deutsch lehren, wie unmenschlich Diktaturen sind, aber nicht, dass man jetzt, bitteschön, dringend etwas gegen die Neo-Nazis in Doitschland und der Welt aktiv unternehmen muss. "'Nie wieder' ist jetzt."

Was die angeblich Sozialen Medien inclusive hegemonial lancierter Fake-News im Verbund mit einem zum Hofberichterstatter heruntergekommenen ÖRR und im Verbund mit vorauseilend angepassten, garantiert kritik-freien Curricula in den Köpfen junger Menschen anrichten, lässt uns mit Erstaunen und Respekt zurück, wenn wir denn sehen, dass die jungen Leute teilweise doch gar nicht so totalverblödet sind, wie man angesichts der Multi-Kanal-Propaganda-Berieselung erwarten sollte.



(via wiki commons)
Der Undercut war nie aus der Mode. Seitenscheitel auch nicht.
Schade eigentlich. 





¹ Diffuser Begriff, ich weiß. Es gibt z.B. intellektuelle, psychische, körperliche, finanzielle, militärische Stärke. Du kannst Deine Stärke nutzen, um Schwächere platt zu machen und Dir selbst dadurch Vorteile zu verschaffen. Dann bist Du ein Arschloch. Du kannst aus Deiner Stärke auch die ethische Verpflichtung ableiten, Schwächere zu unterstützen. Dann bist Du ein Mensch. 





Freitag, 7. November 2025

Meisen-Macken und Spatzen-Spackos

 

Ganz absichtsvoll hängt im Blickfeld aus dem Fenster meines Arbeitszimmers eine Futterstation für Kleinvögel. Win-win: Die Piepser bekommen eine willkommene Nahrungsergänzung und ich moderate Ablenkung. 



Spatzen und Meisen sind die häufigsten Gäste und geben reichlich Gelegenheit für Verhaltensstudien.

Spatzen treten meist rudelweise auf. Folglich gibt es um die nur zwei Sitzstangen stets Hauereien, niemand kann in Ruhe fressen, weil im Gezweig die neidische Mischpoke ansitzt, um im Sturzflug alle Mitbewerberys rüde wegzuschubsen und dann, nach einem hektischen Happen, sofort selbst weggeschubst zu werden. Die Taktik ist völlig blödsinnig, weil sie sehr viel Energie verschwendet und weil es anschließend immer wieder Phasen gibt, in denen die Futterstation völlig verwaist ist. Die ganze Hektik, all die Kämpfe, sind also völlig unnötig und wären leicht vermeidbar. 

Meisen, überwiegend Kohlmeisen, kommen meistens solo und picken aus der Körnermischung bevorzugt die Sonnenblumenkerne heraus. Was ihnen im Weg ist, die Weichkörner, wird achtlos rausgeschmissen. Wenn die Situation es zulässt, zerlegen die (dreisteren unter den) Meisen die Sonnenblumenkerne bereits auf der Sitzstange. 

Dabei kann man beobachten, dass sie, während sie den einen Kern zerlegen, vom Anblick weiterer Kerne in der Futterstation animiert werden. Sie schnappen zu, haben den Schnabel voll und können folglich die Arbeit an dem bereits angefangenen Kern nicht weiterführen, lassen also den ersten Kern fallen, beginnen mit dem zweiten, werden wieder durch die in der Futterstation wartenden Kerne getriggert usw. usw.

Können wir aus diesen Verhaltensweisen etwas lernen?

Unsolidarische Gruppen, die mit einem Hauch Klugheit und Solidarität ein sehr viel angenehmeres Leben haben könnten, aber es bevorzugen, aufeinander rumzuhacken und sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen?

Verschwenderische, gierige Individuen, die - von Instinkten, nicht Verstand, getrieben - immer mehr und immer mehr wollen, niemals genug kriegen können und trotzdem nie wirklich glücklich sein werden?

Nää, da fällt mir nix ein, was man da lernen könnte. Ist das jetzt ein Gleichnis, oder was? Versteh' ich nicht.










Dienstag, 4. November 2025

Habe ich noch Bock auf Blog?

 

Entschuldigt, liebe Lesys, die verhältnismäßig lange Sendepause. Ich hadere mit der Frage, wie ich diesen Blog weiter betreiben will. 

KI-Schlotze ("AI-Slop") erschlägt alles. Es ist furchtbar einfach geworden, unangenehme Fakten, Argumente und Meinungen von Bots niederschreien zu lassen. Bewusste Fakes, gezielt manipulierte Algorithmen, ungewollte LLM-Halluzinationen, Influencys, die schwachen Sinnes aber hochgradig opportunistisch und korrupt sind, Journalistys und Autorys, die zwar keine Redaktion und kein Lektorat mehr kennen, aber ihre KI-angedickten Texte hinter Hoch-Profit-Paywalls verschanzen und schließlich Wissenschaftlys, die sich wissend den Raubtier-Verlagen hingeben und somit die Kulturtechnik wissenschaftlichen Arbeitens und Veröffentlichens mit heller Flamme abfackeln ...

Meine Hoffnung war, dass ich, unbeeinflusst von alledem, diesen Blog weiterführen könnte, aber mindestens zwei Aspekte sprechen dagegen:

1. "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." (Adorno)

Das Internet ist im Arsch! Ich merk's am eigenen Misstrauen. Jedy Idioty haut Text raus, es gibt keine Scham mehr, keine Zurückhaltung. Wahrheit ist nicht mehr Wert an sich, sondern beliebig geworden, und sie wird pervertiert (=umgedreht") und zwangsprostituiert von den Reichsten und Mächtigsten. In diesem Kontext, in dem ich selbst keinem Elaborat mehr vertrauen mag, soll ich von Menschen erwarten, sie könnten meine Texte und Bilder noch würdigen? Ich tät's ja selbst nicht. 

Die Zone ist mit Shit gefloodet. Den Gestank ertrag ich nicht, und ich will mich auch nicht bekleckern.

2. "Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!" (Brecht)

Die Ethik und die Demokratie sind weltweit auch im Arsch! Überall brechen die Dämme. Den krankhaft machtgeilen Egomanen wird von den vollverblödeten Menschen aller Nationen freiwillig die nahezu absolute Macht in die Hand gegeben. Die Reichen haben längst über die Armen triumphiert, die Starken rauben die Schwachen aus, und nirgends regt sich Widerstand. Soll ich in so einer Situation lustige bzw. zynische bzw. philosophische Texte absondern? 

Es wäre im Sinne des Brecht-Zitats völlig daneben. Wir "Kopfarbeitys" müssen endlich mal kapieren, dass das kluge, stichhaltige Argument keine zielführende Methode mehr ist. Es gibt keinen Diskurs mehr, wir können uns unsere Argumente folglich dahinstecken, wo die Sonne nie scheint.

Conclusio: Ich werde diesen Blog nicht beenden. Das habe ich schon ein paar Mal gemacht und dann doch immer wieder neu angefangen. Aber ich muss ein bisschen nachdenken und herumprobieren. Danke für Euer Verständnis.



Um es ganz klar zu sagen:
Bei der Erstellung dieses Bildes war auch (!) eine KI beteiligt.
Aber ich habe auch wesentlich dran rumgemacht.

Es gibt keinen Elfenbeinturm.
Wir machen uns höchstens lächerlich.









Dienstag, 28. Oktober 2025

Das Leben stinkt!

 

Es ist eine absolut blödsinnige Sache, dass man Welterkenntnis prinzipiell zu spät erhält.

Mich überfiel vorhin der Gedanke, was für ein cooler, kluger, toller Hecht ich, sagen wir, in meiner Studienzeit vor, ogott, vierzig Jahren gewesen wäre, wenn ich damals schon das Wissen, die Gelassenheit, die Erfahrung im Umgang mit Menschen gehabt hätte, die ich heute habe. Alle Welt hätte mich wegen meines einfühlsamen, freundlichen Wesens geliebt, wegen meines umfassenden Wissens geachtet, wegen meiner Weisheit gelobt ... 

Aber so? Ein Irrender war ich, einer, der sich durch Versuch-und-Irrtum, vor allem durch Irrtum, aus der Begrenztheit seiner kleinbürgerlichen Sozialisation der frühen 1960er in winzigen, mühevollen Schritten herausfummeln musste. Der Weg war nicht nur gepflastert mit Fehlern, er bestand ausschließlich aus Fehlern und Peinlichkeiten, die mich heute noch in extremer Scham erstarren lassen.

Die richtig unfaire Kackscheiße ist aber, dass, wannimmer ich das Gefühl hatte, mich einigermaßen leidlich in eine Lebenssituation eingefunden zu haben, diese Phase auch schon wieder vorbei war. Neulich sagte ich einer Freundin, ich fühlte mich geistig gar nicht wie 63, sondern irgendwo zwischen 19 und 40. Vielleicht muss ich diese Aussage dahingehend korrigieren, dass ich diese früheren Lebensphasen inzwischen geistig einigermaßen durchdrungen habe und mich folglich dort wohlfühle. 

Vermutlich hätte ich längst schon anfangen müssen, mir die Denk- und Verhaltenssettings für "Mitte 60 bis Ende" zu erarbeiten. Aber da fühle ich mich noch gar nicht. Also werde ich wieder der Spätentwickler sein, es wird wieder ein Riesen-Haufen von Fehlern und Peinlichkeiten über mich hereinbrechen. Ich kann's nicht ändern.

Das hört nie auf. Es ist zum Kotzen.


Plakat zu Brooks "Life stinks"
(Sehr stark verändert via I-net)