Das Schlimmste, was passieren kann, wird passieren: Die Reichen und die Superreichen werden es schaffen, in der Rentenfrage die Alten und die Jungen gegeneinanderzuhetzen, und während wir uns in hirnlosen Neiddebatten gegenseitig zerfleischen, werden sie daneben stehen und sich kaputtlachen über unsere Blödheit, unsere Unorganisiertheit, unsere nicht vorhandene Solidarität.
Sie werden sich freudestrahlend High-Fives geben und triumphierend und ein bisschen verwundert feststellen, wie einfach es mal wieder war, wie total dieser erneute Sieg und wie unfassbar fett wieder mal der Profit.
Und wenn wir, die alten und die jungen Normalverbraucherys, uns in diesem Krieg bis zur Erschöpfung gegenseitig bekämpft haben, dann werden irgendwelche christlich-asozialen Politikys kommen und irgendeine drittklassige Regelung ausbaldowern, die beschissen ist für alle Beteiligten, mit Ausnahme der Reichen und Superreichen, die sich am Ende wieder den Arsch vergolden können, weil wir zu blöd sind.
Jahrzehnte später, wieder mal viel, viel zu spät, werden wir dann begreifen, dass der Konflikt um die Rente für die Betroffenen¹ ein Nullsummenspiel war und ist und immer sein wird und dass wir uns wieder mal absolut lächerlich gemacht und erniedrigt haben in den Augen der Herrschenden.
Hier mein letzter Versuch, das scheinbar Unabwendbare vielleicht doch noch abzuwenden:
Wir Alten² wollen, wenn wir im Rattenrennen nicht mehr mithalten können, noch ein paar Jahre selbstbestimmt leben dürfen. Das schließt finanzielle Unabhängigkeit ein. Es steht außer Zweifel, dass wir unsere Ansprüche reduzieren müssen. Das Argument, man habe früher Mörderkohle eingefahren und müsse folglich auch jetzt entsprechend üppig aus der Solidarkasse bedient werden, ist nicht durchzuhalten. Ein geringes aber auskömmliches Einkommen reicht und müsste definiert werden. Etwa so: Ein Tiny-Haus in flächiger Siedlung mit guter ÖPNV-Anbindung, rattenschnellem I-net, Klo, Dusche, Heizung, Allgemeinmedizinys in erreichbarer Distanz und leidliche Ernährung. Vielleicht noch ein kleines Taschengeld für Süßigkeiten, Bücher, Buntstifte und Papier³. Mehr muss nicht.
Ihr Jungen seid tatsächlich mehrfach gearscht. Der klassische Generationenvertrag ist unwiederbringlich hinüber. Wenn Ihr nicht zu dem asozialen 1 % der Reichsten in diesem unserem Lande gehört, werdet Ihr kaum mehr als ein auskömmliches Einkommen realisieren können (Def. s.o.), aber das würde sowieso schwierig, weil Ihr auch schon wegen des Erhalts einer menschenwürdigen Lebensumwelt von unseren durchgeknallten Luxus-Standards runtermüsst. Große Sprünge werden nicht mehr drin sein, und das muss ja auch nicht.
Und schließlich: Es ist eine glatte Lüge der herrschenden Reichen und Mächtigen, dass kein Geld da ist. Tax the rich. Wer mehr als 100 Millionen Euro besitzt, bekommt eine schicke Urkunde, dass sier alles über diese Summe hinausgehende der Gemeinschaft gespendet hat und künftige Beträge, die über diese Summe hinausgehen, mit 100 % versteuert. Statt Häme und Verachtung könnte man den Besitzys derartiger Urkunden dann vielleicht (!) sogar etwas Respekt entgegenbringen.
Tl,dr: Drei-Säulen-Lösung. Die Alten verzichten. Die Jungen verzichten. Die Reichen werden endlich angemessen besteuert. Ergebnis: Auskömmlich finanzierbare Rente ohne Zank und Streit
¹ Die Reichen und Superreichen gehören natürlich NICHT zu den Betroffenen. Die Frage, wovon man im Alter leben soll, wenn man im Rattenrennen des Kapitalismus nicht mehr auf den vorderen Plätzen mithalten kann, betrifft nur uns, die Morlocks. Die Herrschenden haben ihre Schäflein schon qua Geburtsrecht im Trockenen.
² Ja, ich zähle mich mich in diese Fraktion, obwohl ich es nur so halb richtig fühle. Aber als 63jähriger Frühpensionär wäre alles andere lächerlich.
³ Ok, die letzten vier Dinge wären wohl eher meine Präferenz, ein bescheidenes Taschengeld umzusetzen. Chacun à son goût.
