Freitag, 11. August 2023

Fliegesachen: Licht & Schatten

 

Gestern war langersehnt endlich das möglich, was in der Nicht-Schicki-Micki-Flieger-Fraktion als "Arsch-wund-fliegen" bezeichnet wird.

Vormittags konnte ich meinen dreijährigen Enkel mit ein paar Touch-'n-Gos beeindrucken ...




... spätnachmittags dann ein Lustflug zu den ausgesprochen freundlichen Menschen am Flugplatz Kührstedt-Bederkesa (EDXZ).


 
Auf dem Hinflug zeichnet sich im Westen allerdings schon eine ziemlich fette Abdeckung ab. Trotzdem interessantes Bild. Das Licht, die Farben, schon hunderttausend Mal bemerkt, aber immer wieder neu.


Rückflug, Blick über Bremerhaven, am Horizont die Hafenkräne.



Dann wurde es richtig duster. Ich fliege mein treues Pixel-Trike seit fast sieben Jahren, und zum ersten Mal fiel mir gestern auf, dass die Instrumente hauchzart hintergrundbeleuchtet sind - sooo dunkel wurde es. Außerdem ist es für einen Tageslicht-Flieger ungewohnt, Autos mit annen Scheinwerfern zu registrieren. Schade, dass die entsprechenden Fotos qualitativ grütze waren und hier nicht vorzeigbar.

Trotz der fetten Wolkenschichten bin ich weitgehend trocken durchgekommen. 














Mittwoch, 9. August 2023

Planeten-Retter

 

Boah, ich bin voll der Super-Hero! Das wusste ich zwar schon immer, aber jetzt habe ich's sogar schriftlich:



Ich habe das gesamte Klima des gesamten Planeten geschützt! Zur Belohnung bekomme ich diese zwei grünen Blättchen, und das ist gut so, denn ähnliche grüne Blätter bekommt man inzwischen zu ganz vielen Anlässen, beispielsweise auch, wenn man mit Google-Maps navigiert und sich für die kürzeste Strecke entscheidet. Auf diese Weise kann man also Auto fahren ohne Ende und eben damit die Umwelt schützen und den Planeten retten und überhaupt mit Allem weitermachen wie bisher und sich trotzdem öko- / klima- / greta-mäßig richtig gut fühlen.

Da ich leider befürchte, dass viel zu viele Menschen mehr oder weniger bewusst auf dieses subkutane Greenwashing reinfallen, erkläre ich hiermit un-verblümt: Das ist Moppelkotze! Mit meinem Konsum versaubeutele ich die Umwelt - egal, wie viele grüne Blättchen, wieviele Demeter- und A+++-Badges ich mir ans Revers heften lasse. 

Vermutlich ist A+++ etwas weniger siffig als H---, aber wenn Du einen Kühlschrank, eine Spülmaschine oder was auch immer kaufst, dann ist das Ding produziert und transportiert worden. Dafür sind Rohstoffe aus der Erde gekratzt worden, die sind mit hohem Aufwand an Energie und Chemo-Pampe bearbeitet worden, und zwar von Menschen, die in unterbezahlten Abhängigkeitsverhältnissen ausgebeutet werden, denn wenn sie das nicht würden, könnten wir die Sachen hier niemals so billig, billig kaufen ...

Wir können uns drehen und wenden, wie wir wollen: Am Ende werden wir mit der knochenharten Wahrheit kollidieren, dass es unser Konsum - egal wie "öko" - war, der uns gekillt hat. 

Den Scheißhaufen grün anzupinseln, löst nicht das Problem. Im Gegenteil!



(stark verändert via wiki commons)






Samstag, 5. August 2023

Mäandrierende Musings

 
Als wie schön Fliegen wahrgenommen wird, hängt auch vom Grad der Entwöhnung ab. Heute war die Luft wieder ziemlich holperig, mehr noch als die Prognose beschwor. Aber wenn Du drei Wochen lang den Allerwertesten nicht in die Luft bekommen hast, dann ist 'ne gute halbe Stunde Testflug schon was Tolles.

Die Bläue, die sich bis in jedes Detail der Landschaft hinein fortsetzt.


Die Hunte, der zu mäandrieren ihr wieder gestattet wurde.


Die scharfkontrastierenden Grüntöne ...





Hach, dieser Artikel hat ja gar keinen philosophischen bzw, gesellschaftskritischen Bezug ...

Nee, ich hab' ja auch Ferien!







Mittwoch, 2. August 2023

Wie man Kriege beendet

 

Historische Erkenntnis Numero 1: Es ist furchtbar einfach, Kriege zu beginnen und zu eskalieren. 

Jede*r Idiot*in kann das und macht das.

Historische Erkenntnis Numero 2: Es ist furchtbar schwierig, Kriege zu beenden. 

Selbstkonstruierte Sachzwänge auf beiden Seiten blockieren Friedenslösungen, obwohl beide Seiten längst die echte, ursprüngliche, wilde Lust am reziproken Massenmord verloren haben. Das kann man aber nicht eingestehen, weil es, genau wie Signale von Friedensbereitschaft, als Zeichen von Schwäche ausgelegt würde, was den Gegner nur aufstacheln würde, jetzt nochmal richtig aufzudrehen. Egal, wie Kriege anfangen, nach einer Anfangsphase werden sie nur noch fortgeführt, weil sie der dümmlichen und tödlichen Logik des Chicken-Games folgen. 


Kann uns die Geschichte lehren, wie Kriege trotzdem enden? Und ist diese Lehre auf den Ukraine-Konflikt anzuwenden?

Fall A: Ein Krieg endet, weil die miltärische Macht einer Partei vollständig oder weitgehend vernichtet wurde.

Beispiele: Doitschland 1945, Waterloo 1815, Alesia 52 v. Chr.

Die Interessen der (nicht-geographisch-)westlichen Machthabenden unter der strikten Ägide der Amis lassen nicht zu, dass die Ukraine auf diese Weise den Krieg verliert. Die Amis würden das Gesicht verlieren, und niemand wüsste, wer die üppig gewährten Kredite zurückzahlt, falls die Ukraine vollständig unterginge.
Russland wird den Krieg auch nicht durch den Verlust seiner militärischen Macht verlieren, denn das würde die U.S. of A. mehr als ohnehin schon zum unangefochtenen Herrscher des Planeten machen - was ja nun wirklich NIEMAND wünscht, weder in West noch in Ost, außer vielleicht ein paar kranken Hirnen hier und da.

Fall B: Ein Krieg endet wegen materieller und / oder moralischer Erschöpfung (incl. der Bevölkerung). 

Beispiele: Russland 1917, Meuterei der Matrosen der kaiserlichen Hochseeflotte 1918

Die Ukraine wird von außen moralisch dermaßen gepampert und von innen so straff geführt, ich glaube kaum, dass die einknicken. Und die Russen sind so stolz und können auf eine so glorreiche Militärgeschichte zurückschauen - nää, die werden widerstehen. Die Reaktion auf die Drohung, Putin vor dem IStGH anzuklagen, zeigt, dass das russische Volk Erniedrigungen unerträglich fände.

Fall C: Ein Krieg "verläuft" sich, versandet. 

Beispiele: Syrien, Jemen, Afghanistan ... etc etc

Ich war überrascht, wie viele andauernde Kriege es aktuell gibt. Jetzt müsste man noch recherchieren, wie viel Kriege in der Vergangenheit einfach "von selbst" aufhörten, weil es an Geld / Zeit / Personal / Lust fehlte. Wenn man seinen Clausewitz gelesen hat, kommt man zu dem Schluss, das sei schon oft geschehen. 

Auf den Russland-Ukraine-Konflikt schaut aber mittlerweile die ganze Welt. Ich bezweifle, dass man sich da einfach ausschleichen kann. Und solange westliche Rüstungskonzerne sich mit dem Krieg dumm und dusselig verdienen und solange Russland sich immer mehr in die Abhängigkeit von China, dem Iran etc begeben muss, wird es Leute geben, die ein Abkühlen dieses Krieges unterbinden werden. 

Fall D: Der Krieg wird beendet, weil auf beiden Seiten die Vernunft obsiegt.

Beispiele: KEINE

Es gibt keine Präzedenzfälle, und nach Lage der Dinge sollten wir mit Vernunft bei den Machthabenden nicht rechnen. Mit brutalstmöglichen nationalen Egoismen, mit Lügen und wirtschaftlichen Partialinteressen sollten wir rechnen, und damit entfällt diese Variante. Pas d' chance.

Fall E: Der Krieg, das Chicken-Game, eskaliert zu einem atomaren Armageddon und endet, weil sich die Menschheit ausgerottet hat.

Beispiele: NOCH KEINE


(via wiki commons)
Das Wichtigste: Keiner hat nachgegeben und Alle hatten ihren ultimativen Kick!







Montag, 31. Juli 2023

Über Vernunft und Fatalismus

 

Neulich spontan gekauft:


Ich fand's lustig, und ich dachte, es passte zum frisch-vorzeitig pensionierten Lehrer, der von Tag zu Tag weniger bereit ist, den Spießer-Normen zu entsprechen.

Blöd, blöd, blöd war nur, dass ich, als ich später einen Ort für das Schild suchte, über den Begriff "vernünftig" stolperte. Vernunft ist ja eigentlich eine gute Sache, man denke nur an Kant, die Aufklärung und so weiter. Eigentlich ist es ja nie zu spät, vernünftig zu werden, und so idiotisch, wie wir gerade die letzten Reste einer lebenswerten Umwelt in die Grütze kloppen, müssten wir sogar dringendst schnellstmöglich vernünftig werden. 

Vor diesem Hintergrund ist das Schild allerdings fatal missverständlich: Man kann es leicht in dem Sinne verstehen, dass wir den anthropogenen Untergang unseres Lebensraumes längst so weit getrieben haben, dass der "Point of no return" final überschritten ist und alle weiteren Versuche, vernünftig mit dem "Raumschiff Erde" umzugehen, vergebene Liebesmüh' wären. Der Appell wäre dann: Nach mir die Sintflut, nun ist sowieso alles egal, also lasst uns nochmal richtig aufdrehen.

Ja, mir ist schon milliardenmal ¹ gesagt worden, ich grübelte zu viel. Aber wenn ein Text in seiner Bedeutung nicht ganz eindeutig ist und wenn er mit so einer Tragweite missverständlich ist, wie in diesem Fall, dann habe ich da überhaupt keinen Spaß mehr dran.

Zwei Dinge müssen jetzt geschehen:

Erstens muss das Wort "vernünftig" in obigem Text ersetzt werden. Wahrscheinlich durch das Wort "erwachsen". Das hat was, wenn ein Einundsechzigjähriger sowas sagt.  

Zweitens muss ich, müssen wir, müssen alle denkenden Menschen etwas gegen diesen Fatalismus unternehmen. Es besteht eine große und sehr reale Gefahr, dass Leute, die seit jeher politische Macht daraus schöpfen, den Menschen zu sagen, es sei ok, ein egoistisches Arschloch zu sein, ich meine Nazis of any colour and any kind, künftig eine Kampagne starten, die da lautet: Ja, die Welt wird definitiv untergehen, aber unser Volk wird als letztes darunter leiden. Sollen doch Andere, Schwächere als erstes über die Klinge hoppsen ... Nein, Fatalismus können wir uns nicht leisten. Weder jetzt noch in Zukunft.

Vor dem Weltuntergang habe ich wenig Angst. Ich habe Angst vor dem, was Menschen einander antun werden, wenn die Welt untergeht.



(stark verändert via wiki commons)





¹ 999.999.995 Mal habe ich es mir selber gesagt, und dann noch mindestens fünf andere Menschen.






Sonntag, 30. Juli 2023

Flohmaxx-Boykott


Ursprünglicher Plan war, heute den Flohmarkt auf dem ehemaligen Fliegerhorst OL zu besuchen. Musste dann aber feststellen, dass die Veranstalter mittlerweile 2 Euro Eintritt verlangen und dass man diesen Betrag dann bei den Fressbuden ggfs. wieder verrechnen kann - vorausgesetzt, man kauft da was.

Irgendwem reichten also die üblichen, schlichten Standgebühren nicht mehr. Mag sein, dass die Händler:innen durch diese Gebühren ihre Profite unzulässig geschmälert sehen, mag sein, dass die Fressbuden-Betreiber:innen ihre Umsätze maximieren wollen, und vielleicht will die dahinterstehende Firma, die "Marktveranstaltung Janssen GmbH", einfach die Gewinnspanne an die Obergrenze ausdehnen. Wahrscheinlich treffen alle drei Annahmen zu. Papa Marx sagte: „Das Kapital hat einen Horror vor der Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit."

Dumm nur, dass Flohmärkte für mich vor allem den Reiz haben, ein klitzebisschen anarchisch und ein klitzebisschen anti-kapitalistisch zu sein. Es sind idealerweise Orte, an denen mensch Sachen tauschen kann, die mensch nicht mehr braucht, die Anderen aber nützlich sein und / oder Freude machen können. Flohmärkte zum Verfolg persönlicher Profit-Interessen zu prostitutieren, hielt ich schon immer für einen ganz falschen Ansatz, und Anbieter, deren Auslagen allzu kommerziell ausgerichtet sind, meide ich.

Die angenehmsten Deals habe ich an Ständen und mit Menschen, wo es deutlich nicht in erster Linie um Geld, sondern um Austausch, um nachhaltige Nutzung von Gebraucht-Sachen und um gleichgesinnte Solidarität geht. Die "Flohmaxx"-Betreiber machen allerdings eindeutig klar, dass diese romantisch-idealistische Weichspül-Kacke bei Ihnen keinen Ort (mehr) hat.

Lessons learned. Dann mach' ich eben 'nen Waldspaziergang.











Samstag, 29. Juli 2023

Schonende Offenbarung

 

Es ist schon auffallend, dass alle Faschistoidos irgendwas Unnatürliches mit der Unterlippe resp. dem Unterkiefer machen, wenn sie onnerrschötterrliche, animalische Entschlossenheit ausdrücken wollen.





... to be continued ...
 

Wer sagt denen jetzt, dass das total bescheuert aussieht und sie sich ziemlich lächerlich machen? Oder sollte man das einfach weiter genießen?










Mittwoch, 26. Juli 2023

Feige Kriecher - die wahre Machtbasis der Nazis

 

Dass die Aufregung um Merz' Tolerierung der definitiv verfassungsfeindlichen, definitiv rechtsradikalen AfD kein Sommerloch-Getöse war und ist, beweist der sächsische MP Kretschmer, indem auch er nun für eine Zusammenarbeit, einen "pragmatischen Umgang" mit den Nazis votiert. Was wir hier sehen, ist ein geschickt inszenierter Dammbruch, denn nachdem sich alle Welt über Merz aufgeregt hat, bleibt für den kleinen Profilneurotiker aus der sächsischen Provinz in der öffentlichen Wahrnehmung keine Aufreger-Energie mehr übrig. Niemand fällt über den Ministerpräsidenten eines Bundeslandes her, von dem sowieso Alle wissen, dass es mehrheitlich auf devote Unterwerfung unter kleingeistige Blockwarte steht und nie begriffen hat, was Demokratie und Freiheit eigentlich bedeuten.

Diese Unauffälligkeit, diese Selbstverstänlichkeit, das ist die Gefahr! Ja, es ist Sommerloch. Ja, es ist nur der Kretschmer, den sowieso niemand für voll nimmt, und ja, er traut sich auch nur aus der Deckung, weil der Chef es vorgetanzt hat. Ja, es sind nur die Sachsen, die im tiefsten Innern genau so demokratie-unfähig sind wie die Bayern und Thüringer ... 

Mit Kretschmers presseöffentlicher Äußerung und der nicht erfolgten öffentlichen Empörung haben wir den Beweis, dass Merz' unwissentlich oder eiskalt kalkuliert ¹ die Büchse der Pandora geöffnet hat. 


Exkurs: Die Pandora-Metapher ist etwas unpassend, da die Büchse gott-(!)-gegebene Schlechtigkeiten enthält. Die Art der Nazis ist aber, die den Menschen (!) bereits innewohnenden Schlechtigkeiten hervorzuholen. Vielleicht sollte man stattdessen sagen: Merz hat den braunen Schlick aufgewirbelt, der sich in dicken Schichten, viel, viel dicker als erwartet, am Grunde eines düsteren Gewässers abgesetzt hatte, und in seinem Kielwasser folgen liederliche Unholde und machen noch mehr Wirbel ...  

Auch nicht ideal, obwohl mir das Bild von der braunen Pampe am Grunde des stillen, dunklen Gewässers gut gefällt. Und die bösartigen, feigen, machtgeilen Gnome, die finde ich auch sehr passend. Vielleicht sind die geneigten Leser*innen so freundlich, entsprechende Vorschläge zu machen?

Exkurs Ende


 

Um es abschließend nochmal ganz klar zu sagen:

  1. Die AfD ist verfassungsfeindlich.
  2. Wer einen Eid auf die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland geleistet hat, hat sich verpflichtet, diese Verfassung gegen Organisationen wie die AfD zu verteidigen. In der Eidesformel steht nichts von "pragmatischem Umgang". ²
  3. Die zu Merz' Verteidigung vielbeschworene Aussage, Kooperationen mit der AfD seien in Parlamenten längst Normalität, ist überhaupt nicht beruhigend. Es ist, im Gegenteil, extrem beunruhigend!
  4. Wie schlimm Merz' Freibrief ist, erkennt man an der Reaktion der Faschos. Ich habe normalerweise wenig Verständnis für das, was die AfD macht und will, aber dass die sich vor champagner-perlendem Glücks-Zynismus kaum noch zu halten wissen angesichts dieser Steilvorlage, das kann ich verstehen! 



(stark verändert via wiki commons)
Schwarz-Rot-Gold!







¹ Was wäre eigentlich schlimmer? Grottentiefe Dummheit oder hinterhältiges Kalkül? 

² Ich bin da ganz sicher, denn ich habe zwei Mal den niedersächsischen Beamten-Eid und einmal den Soldaten-Eid geleistet, und auch wenn das jetzt mega-spießig klingt: Je mehr die AfD zulegt, desto offensiver fühle ich mich an diese Eide gebunden.





Montag, 24. Juli 2023

Machtgeil - um JEDEN Preis!

 

Mein Vater, Jahrgang 1932 - 2019, war, seit ich das verfolgen konnte, politisch zwar nicht besonders engagiert und hatte insgesamt keine allzu gute Meinung von Politiker*innen, aber er war Verfassungspatriot und konsequenter CDU-Wähler. Ich vermute, aufgrund seiner Erfahrungen als Kriegs-Flüchtender und in den anschließenden ärmlichen Jahren gefiel ihm die Vorstellung, dass da eine Partei als Garant für eine satte, sichere Mittelstands-Bürgerlichkeit auftrat und jede neue Entwicklung erstmal auf ein vorsichtiges, zögerliches, überschaubares Tempo abbremste.

Ich teilte und teile die Auffassung meines Vaters nicht (insbesondere seine Bewunderung für Helmut Kohl), aber ich kann seinen Wunsch nach Stabilität und Sicherheit "lesen", auch, wenn ich die spießige und problematische Grundhaltung dahinter scharf kritisierte. 

Um eine lange Rede kurz zu machen: Ich bin froh, dass mein Vater nicht mehr miterleben musste, dass der Vorsitzende der CDU eine Kooperation mit den erklärten Feinden unserer Verfassung salonfähig macht, einzig, weil die CDU kein eigenes, demokratisches Profil gegen den Rechtsradikalismus stellen kann, aber auf Teufel-komm-raus politische Macht will.

Wer jetzt noch CDU-Mitglied bleibt, zeigt, dass ihr*ihm unsere FDGO kackegal ist, ausschließlich egomanisches Machtstreben sie*ihn antreibt. Bei der FDP war das längst klar, bei der CDU allerspätestens seit gestern.    


(via wiki commons)

Um JEDEN Preis!
Der Knallkopp links, das ist Friedrich Merz, ist klar.
Den Chaplin-Imitator rechts kenne ich nicht. 


 


 


Sonntag, 23. Juli 2023

When will they ever learn, when will they eeeever learn?

 

Ich finde es nur schwer erträglich, wie unkritisch und mit wieviel Begeisterung unsere, die westlichen offiziösen Medien über den ukrainischen Einsatz von Streumunition berichten. Es ist ja nicht nur, dass das so "dreckige" (d.h. unberechenbare) Waffen sind, dass sie von 120 Staaten dieses Planeten geächtet (sprich: verboten!) wurden. Mehr noch irritieren mich die Kommentare der ukrainischen Soldaten und Stichwortgeber. Da ist so viel entschlossene Häme und Selbstzufriedenheit über den Einsatz dieser Waffen auf ukrainischer Seite, und da ist gleichzeitig soviel Idiotie, auszublenden, dass der Gegner ebenfalls darüber verfügt ...

Oppa erzählt vom Krieg: Anfang der 1980er als Wehrpflichtiger im Senne-Lager, drückte man einigen von uns erstmals Flinten mit aktivem Nachtsicht-Zielfernrohr in die Hand, und - boah, ey - wenn  man nächtlicherweise in tiefster Dunkelheit im klammheimlichen Versteck liegt und ahnungslose Opfa über ein paar hundert Meter Distanz anvisieren kann, dann fühlt auch und vor allem der kleinste Muschkote plötzlich erregende Macht. Ich will nicht so tun, als wäre ich frei davon geblieben. Allerdings setzte bei mir ziemlich flott die ernüchternde Erkenntnis ein, dass unser Kaltkriegs-Gegner, der Warschauer Pakt, über exakt dieselben Mittel verfügte ... und dann: Gute Nacht!

Ich hätte diesen Gedanken nicht aussprechen sollen und war überrascht, dass die meisten sogenannten Kameraden ziemlich sauer reagierten, als ich ihre Knabenabendballerträume solcherart entwertete. Ich sollte vielleicht erläutern, dass ich zu jener Zeit der ULS-Staffel des JaboG43 zugeordnet war, den Wachfuzzies vom Oldenburg-Airfield. Dort sammelte man den Abschaum, den man in "richtigen" Einheiten nicht gebrauchen konnte: Abiturienten, Kriminelle (kein Witz!) und Grenzdebile. Leute, die brauchbare Qualifikationen mitbrachten, landeten nicht in der ULS-Staffel.¹

Zurück zum Thema: Wenn vor 41 Jahren eine Horde Jungerwachsener mit IQ wie Raumtemperatur die Problematik der ewigen Spirale der Waffentechnik nicht erkennen konnten und wollten, dann ist das eine Sache. Eine andere Sache ist, wenn die Gesamtheit der wohlinformierten Bürger*innen des (nicht-geographischen) Westens im Jahre 2023 das Problem nicht erkennen und wenn die Medien nicht gerade hilfreich sind, dieses Problem zu aktualisieren.     

Wie blöd sind wir? Wie blöd wollen wir sein?







¹ Dass diese personalen Altlasten dann tagein-tagaus mit scharfen, geladenen Waffen an den Zufahrten zum Fliegerhorst standen, fand ich aus der Sicht des Zivilisten dann doch etwas beunruhigend. Aber Gewaltausbrüche gab's immer nur innerhalb des Kasernengeländes.