(via wikipedia)
"Tja, Froinde, ich erinnere mich, als wär's gestern, damals, 81/82, als ich gedient habe - Wehrdienst W15, wie es sich gehört! Da war noch richtig Krieg! Ost gegen West! Freiheit statt Sozialismus! Kommunismus oder Kapitalismus! Da ging's um's Ganze, Herrschaften! Zum richtigen Schießkrieg ist es dann zwar nicht gekommen, ist klar, sonst wär'n wir alle nicht mehr hier. Aber es war auch nicht nur so ein mickriger angeschwulter Polizei-Einsatz mit Brunnenbau und Eiapopeia. Unter 'nem richtigen Weltkrieg hätten wir's gar nicht gemacht, damals! Aba mit allem Komfort: Panzer, Raketen, Atomwaffen, rund um den Globus. Zentrum wär' natürlich hier gewesen, is' klar, der Iwan wollte ja unsere Industriegebiete im Ruhrpott haben und dann gleich weiter: Durchstoß an den Atlantik ..."
Aus: SG800; Erinnerungen aus glorreicher Zeit, unveröffentlicht; Seite 1/1
"Ja, nach dem Abi musste ich zum Bund. Um zu verweigern und Ersatzdienst zu leisten, war ich zu dumm, zu faul, zu feige und zu unentschlossen, in dieser Reihenfolge. Aber mich trieb auch ein bisschen die Neugierde. Die wesentlichen Eindrücke? Ich war entsetzt, wie wenig Solidarität unter den Soldaten herrschte, wie ätzend, dumm und unkameradschaftlich alles war. Ich kam klar, habe aber lernen müssen, dass meine Vorstellungen da viel zu idealistisch gewesen waren. Und zweitens: Es gab noch keine Auslandseinsätze damals, die ganze Armee war konzeptuell ausschließlich auf den Dritten Weltkrieg ausgerichtet - von dem gleichzeitig kaum noch jemand ernsthaft glaubte, dass er käme. Die Folge war ein unappetitliches Gemisch von 'Wir ferkeln hier mit echt mächtigem Kriegsgerät herum' und einer unfassbaren Beamtenmentalität mit dem typischen dümmlich-satten, dümmlich-verantwortungsfreien, dümmlich-übersteigerten Selbstbewusstsein einer Institution des Öffentlichen Dienstes, deren eigentliche Aufgabe längst obsolet ist. Durch den wirklichen, bedrohlichen Ernst der Auslandseinsätze hat sich die Bundeswehr, soweit ich das überhaupt beurteilen kann, im Innern sehr zu ihrem Besten verändert."
Aus: SG; Erinnerungen an die absoluten Shit-shows meines Lebens, unveröffentlicht; Seite 12/348
"Sehr beeindruckend fand ich während meiner Wehrdienstzeit - ich diente auf dem Flugplatz eines Jagdbomber-Geschwaders - wenn die Amis mit ihren brutal-hässlichen A-10 aus England rüberkamen, um bei uns zwischenzulanden und das Auftanken und Aufmunitionieren zu üben. Unsere eigenen, bundesdoitschen Flugzeuge und Übungen hat, wie gesagt, niemand so richtig ernst genommen, aber wenn die Amis kamen, dann fühlte man 'Boah, jetzt ist ja echt Krieg...!' Das muss wohl an den heldisch verkrampften Kieferknochen der Piloten gelegen haben oder an ihrem ernsten, gefassten Habitus, den sie zur Schau stellten, da sie mit ihren teuren Kisten ja nun nicht mehr im vergleichsweise sicheren Great Britain herumgurkten, sondern nicht weit ab vom Schuss, 160 km, nur ein paar Flugminuten bis zur Zonengrenze, zum Eisernen Vorhang ...
Ein paar Jahre später hat mich in Spanien eine amerikanische Militärangehörige mitfühlend und bewundernd (vielleicht bilde ich mir Letzteres auch nur gerne ein) gefragt, wie wir Dschörmins das nur aushielten, all' die Jahre diesen Stress durch die permanente mörderische Bedrohung aus dem Osten so in nächster Nähe. Ich weiß nicht mehr genau, was ich antwortete, aber es war so selten dämlich, dass ich mich hinterher dafür hätte ohrfeigen können, etwas wie "Wellll, yes ... äh ... no ... 'chGott, es geht so, y'know ... it's ok ..." Entweder hielt sie mich anschließend für einen totalen Vollpfosten oder einen Helden oder beides. Im Ausland ist man ja immer Repräsentant seines Landes.
Hübsch hässlich oder? Damals wurde uns allerdings auch gesagt, dass Kampfflugzeuge wie dieses im Dritten Weltkrieg eine statistische Überlebensdauer von 8 Minuten gehabt hätten. Als Flugabwehr- und Bodenfuzzi auf einem Einsatz-Flugplatz hatte ich immerhin 20 Minuten. Nimm' dies, Ami!