Samstag, 25. Januar 2020

Wider Ageism


Jestern aktuellen "Freitag" jelesen. Neues Wort jelernt: "Ageism". Famose Sache, das!

Ageism beschreibt die schändliche Kulturtechnik, Menschen allein aufgrund ihres Alters zu diskriminieren. Genauer gesagt: Es gibt ein Set gesellschaftlich konstruierter negativer Eigenschaften, die alten Menschen ohne Ansehen der Person zugewiesen werden, und es gibt ein ebensolches Set positiver Eigenschaften, die jungen Menschen zugewiesen werden. Alle diese Zuweisungen sind in der Regel unzutreffend, stabilisieren sich aber autokatalytisch.

Als demnächst 58jähriger wehre ich mich entschieden gegen diese Sozialpraktik und teile mit: In Wirklichkeit, also in meinem tiefsten Innern, fühle ich mich wie ein knackig-knuspriger, durchtrainierter Anfang-Zwanziger, der irrtümlich im Körper eines 58jährigen alten Zausels gefangen ist. Analog zur Praxis der Geschlechtsangleichung wünsche ich entsprechende medizinische Behandlung.

Aber wenn wir schon dabei sind: Es nervt mich auch, dass ich als weißer, heterosexueller cis-Mann, außerdem als Europäer, Deutscher, Beamter und Lehrer immer die volle Breitseite kriege. Auch, dass ich in Mathematik und Musik eine totale Pfeife bin, finde ich völlig unfair. Das muss alles weg- und umoperiert werden, da habe ich Anspruch drauf.

Kurz gesagt: Ich will nicht länger ich sein, denn mein wahres Ich ist Esperanza Spalding: jung, gutaussehend, erfolgreich, nett, dunkelhäutig, schlank, Mathematikerin, Musikerin. So, damit ist das Ziel klar, nun holt mal, Ihr Chirurg*innen, die Messer raus, macht, Ihr Genetiker*innen, CRISPR/Cas oder wasauchimmer klar.

Ach ja, in der neuen, meinem wahren Selbst gerechten Konfiguration möchte ich dann natürlich ewig leben - nicht, dass diese blöde Nummer mit dem Altwerden wieder von vorne losgeht ...

Vorher: 



Nachher: 

(vorgestern auf 3.sat in der Doku "Magie der Mathematik" gesehen: Esperanza Spalding. Bild stark verändert.) 


Damit keine Missverständnisse entstehen, hier das Wichtigste in Kürze:


  1. Ich kann die Seelenpein von Menschen, die im falschen Körper geboren sind, nicht wirklich nachempfinden, da ich selbst dieses Problem nicht habe. Deshalb habe ich in der Frage nach Ethik, Sinn und Unsinn von Geschlechtsangleichungen zu schweigen. Die obigen Zeilen sind NICHT als ironisierende Auseinandersetzung damit gemeint. Ich veräppele ausschließlich mich selbst ob meines Herumeierns in puncto Alter.
  2. Es gibt eine in der Tat erhebliche Diskrepanz zwischen meinem geistigen und meinem physischen Alter. In meiner Selbstwahrnehmung schwanke ich in der Regel zwischen 14 und 40, Spitzenwerte (selten) auch mal zwischen 6 und 3012.
  3. Wenn mein Körper mir mitteilt, dass er eine Leistung, die früher problemlos möglich war, heute nur noch murrend zu erbringen bereit ist, nehme ich das mit bösem Zynismus zur Kenntnis. Was anderes bleibt nicht, und das nervt.
  4. Und jaaa, es nervt mich auch manchmal, wenn jüngere Menschen mir mit altersbedingten Vorurteilen begegnen, aber das ist nie wirklich böse gemeint und viel seltener, als der o.g. Artikel im "Freitag" nahelegt, und ehrlicherweise muss man gestehen, dass nicht jedes Vorurteil per se falsch ist: Ich höre andere Musik, denke über andere Fragen nach, setze mich mit anderen Zukunftsoptionen auseinander, habe bestimmte Fehler bereits gemacht und Hürden genommen, die andere noch vor sich haben. So what?
  5. Bitte vergesst nicht, dass es auch positive Vorurteile gegen Alte gibt. Viel zu viele alte Säcke genießen diese Positiv-Zuschreibungen zu unrecht. Ein dummer, egoistischer, ewiggestriger Spießer sollte nicht zwingend durch's Alter vergoldet werden. 
  6. Ich bin völlig einverstanden, dass das Leben verschiedene Phasen hat und habe nicht das Gefühl, in irgendeiner Phase irgendwas verpasst zu haben, was ich jetzt noch nachholen müsste. Klar: Man könnte immer noch mehr flippige Erfahrungen gemacht, noch mehr Sex gehabt, noch weniger Krankheiten, weniger Leid erfahren haben, aber wenn man sich schon mit anderen Menschen vergleicht, dann bitte nicht nur mit denen, die von all dem Guten so viel mehr als ich, sondern auch mit denen, die davon soviel weniger haben. In der Summe ging und geht es mir GOLD!
  7. Und schließlich: Die Option, ewig zu leben, halte ich für absolut grauenhaft. Es fällt mir kein Szenario ein, in der ein, sagen wir, 300jähriger auf einer Party mit lauter jungen Leuten noch Spaß hat. Wie viele Parties hat der denn schon gesehen? Wie kann das noch spannend sein? Irgendwann kennt man alles und es kommt doch nur noch Mehr-vom-Gleichen, Gähn!





















Sonntag, 19. Januar 2020

Die feinen Unterschiede






Sobald es um Fliegerei geht, bekommen einige Dinge eine andere Wertigkeit. Den Vergaser eines Moppeds zu reparieren, ist, wie ich finde, eine respektable Leistung. Wenn Du den Vergaser Deines Flugzeugmotors repariert hast, ist das noch 'n Ticken geiler. Den Unterschied merkst Du beim ersten Testflug.

Dank an Lutz und Anno, die mitgefummelt und vor allem mitdraufgeguckt haben!

Zwar gab es kein eigentliches Saisonende 2019, heute aber auf jeden Fall einen gefühlten Saisonanfang 2020.














Samstag, 18. Januar 2020

Sayonara, Welt!



Ich ärgere mich allzuoft über die den Intellekt beleidigende Blödheit und Primitivität von Werbung, insbesondere, wenn diese Werbung pseudo-individualisiert ist. Dann wiederum denke ich, dass die Geschäftsführung dieser Läden ja auch nicht blöd ist, schlimmstenfalls opportunistisch. Dass die Firma seit vielen Jahren existiert, beweist, dass die Werbe-Methode erfolgreich ist. 

Und das wiederum beweist, dass die Menschheit, mich eingeschlossen, im Allgemeinen gefährlich  blöd ist. Wenn die Niedrigkeit erfolgreicher Werbung ein Indikator für die geistige Verfasstheit unserer Spezies ist, dann sieht's echt übel aus für unsere Zukunft.







Ich muss es einfach loswerden: Ich bin KEIN Top-Kunde bei diesem Anbieter. Ich habe da mal was bestellt, ja, und die haben meine Daten, ja. Peinlich genug.










Sonntag, 5. Januar 2020

Geschichtswissenschaft - nichts für Feiglinge!


Die Polen sind sauer auf Putin, weil der Ende Dezember 2019 sagt, der polnische Botschafter in Berlin von 1934 bis 1939, Lipski sei ein antisemitsches Schwein, weil er, Lipski, gesagt habe, die Polen wollten Hitler ein Denkmal in Warschau setzen, wenn jener die Juden aus Europa nach Afrika vertriebe.

Weiterhin sind die Polen sauer auf die Russen, weil diese darauf hinwiesen, dass die Polen damals im Oktober 1938 aktiv an der Zerstückelung der Tschechoslowakei beteiligt gewesen seien und - ebenso wie die Ungarn - sogar territoriale Happen erhalten haben, als die Nazis die Rest-Tschechei besetzten.

Und schließlich behaupten die Russen, der Nichtangriffspakt zwischen Nazi-Deutschland und der UdSSR werde von der aktuellen westeuropäischen Geschichtsschreibung in seiner Auswirkung als Auslöser des II. Weltkrieges absichtsvoll überschätzt, da die UdSSR immerhin der LETZTE Staat war, der einen Nichtangriffspakt mit Hitler geschlossen hätte, die Engländer, Franzosen, Polen etc. etc. hätten längst einen solchen Vertrag in der Tasche gehabt.

Das Alles ist wohl nachlesbar, unter anderem leider auch auf RT Deutsch, der offziellen russischen Propaganda-Seite, die in weiten Teilen so brechreizerregend dumm und platt und schlecht gemacht ist, dass man sie nicht mal frequentieren mag, wenn man einfach nur wissen will, was die Russen wollen, das wir glauben sollen. Egal, die Polen sind keinen Fatz skrupelloser im Umgang mit der Geschichte und haben jetzt ein Gesetz erlassen, das festlegt, was Wahrheit ist und was Lüge. Gefährlicher Ansatz, das.

Aber auch das ist mir eigentlich egal, denn weder Russland noch Polen sind derzeit in einer - Achtung: Wortspiel - politischen Verfassung, in der man mit ihnen in einen rationalen Diskurs über derlei Themen eintreten könnte oder wollte.

Was mich beschäftigt, ist die Frage, warum unsere, die bundesdeutschen, Historiker*innen nicht längst angefangen haben zu arbeiten. Hier ist doch ein spannendes Forschungsfeld offenbar geworden, das ganz viel mit unserer nationalen Vergangenheit und Identität zu tun hat. Hier kann und muss möglicherweise Geschichte neu geschrieben werden. Hier hat die Geschichtswissenschaft ganz dringend ganz besonders präzise Naturwissenschaft zu sein, ganz aufgeklärt, ganz frei von Meinungen, Voreinstellungen und politischen Rücksichtnahmen. Und vor allem: Dies ist ein Thema, das man auf gar keinen Fall den politischen Schmieren-Darstellern zweier nationalistischer, antidemokratischer Staaten überlassen darf!

Oder steigt uns hier etwa der sauer-faulige Geruch wissenschaftlicher Feigheit in die Nase, der eitrige Haut-gout der Inopportunität? Frösteln wir ob des gefühllosen, eisekalten taktischen Kalküls, es sich weder mit der einen noch der anderen Seite verderben zu wollen, und wenn es auch die eigene Geschichtsschreibung auf's unerträglichste klittert? Vertrauen die Historiker*innen möglicherweise nicht ihrer Fachdisziplin, der Unbestechlichkeit ihrer Methoden? Wie armselig!





(Bundesarchiv - verändert via wiki commons)
Sowjetisch-deutsches Treffen in Polen, 22. September 1939

Liebe Historiker*innen, 
wenn Ihr diesen Scheiß nicht erklärt, finden sich Andere, die es tun!














Samstag, 4. Januar 2020

Plausibilitätsprüfung


Welche der folgenden Aussagen erscheint plausibler?

Aussage 1: 
Der geniale, unermüdliche Führer der freien Welt, der selbstlose Schützer aller freiheitlicher Demokrat*innen und solcher, die es werden wollen, hat schweren Herzens, nach intensiver Prüfung aller Sachverhalte und möglicher Alternativen zu seinem eigenen größten Bedauern den Befehl geben müssen, einen millionenfachen (sic!) Mörder und fürderen Bedroher der Menschheit und der Menschlichkeit abzuschießen.

Aussage 2: 
Ein krankhaft machtbesessener alter Mann, notorischer Lügner und Führer einer explizit egomanischen militärischen und wirtschaftlichen Supermacht, hat konsequent in den Wahlkampfmodus geschaltet und weiß allzu genau, dass ein schicker Krieg weit, weit weg ihm innenpolitisch Pluspunkte bringt, vom laufenden Absetzungsverfahren und anderen Sauereien ablenkt und von der Mehrheit seiner Landsleute besonders gern gesehen wird, wenn es gegen Andersgläubige geht, die auf nicht unerheblichen Öl-Reserven sitzen. 




(verändert via wiki commons)

Ja, in der Trizone gab's den Marschall-Plan, in der Ostzone nicht. Uneigennützig war der aber auch nicht. Mit unserer bedingungslosen Ranschmeiße an die Amis sind wir, liebe Leute, nicht mehr auf der Seite der Guten, waren's wohl nie gewesen. 










Freitag, 3. Januar 2020

Zeit zur Verantwortung



Die indonesische Hauptstadt Jakarta geht gerade unter mit dramatischen Folgen für die Bevölkerung. Ich stolpere in der Berichterstattung über den Passus

"Abwasserkanäle sind veraltet und durch Abfälle verstopft. Durch unkontrollierte Grundwasserentnahme sinkt der Boden langsam ab. Auch dies trägt zu den immer häufigeren und schlimmeren Überflutungen bei.
Jetzt gehe es um die Rettung von Menschenleben, nicht um die Ursachenforschung, sagte der Gouverneur von Jakarta, Anies Baswedan.
(...)"

Natürlich ist dem guten Anies nur aus ganzem Herzen zuzustimmen. Aber ich wünsche mir für 2020 ff, dass, wenn die Rettung von Menschenleben und die Versorgung der Überlebenden leidlich sichergestellt ist, nach derartigen Katastrophen nach Verantwortlichkeiten geforscht wird. 

Vielleicht findet man keine. Vielleicht kommt man aber auch mal zu konkreten Ergebnissen, wie z.B.: "Hier ist der gewählte Präsident, der antropogenen Klimawandel leugnet, hier ist der Gouverneur, der die Infrastruktur der Region kaputtgespart oder kaputtkorrumpiert hat, hier sind die Dreckschweine, die sich an der Unbewohnbarmachung der Gegend bereichert haben und HIER sind die Wähler*innen, die den ganzen Scheiß in freien, gleichen und geheimen Wahlen immer wieder und wieder gestützt haben, statt sich mit allen verfügbaren friedlichen Mitteln zu wehren."






(stark verändert via wiki commons)
 

Dienstag, 31. Dezember 2019

No safety or surprise, the end ...

Liebes Tagebuch!

Heute ist der Tag, an dem ich die letzte Hoffnung aufgegeben habe, die Menschheit könne ihrem selbstgemachten Untergang entkommen.

Und das kam so: Zwar hatte ich sehr klug und rechtzeitig und antizyklisch alle fälligen Einkäufe für Silvester/Neujahr erledigt - immerhin geht es darum, einen Abend zu feiern und den darauffolgenden ganzen Tag ohne die gewohnten Konsummöglichkeiten zu überleben - doch mich erreichte noch ein Ersuchen meines alten, kranken Mütterleins, ich möge bitte Dies und Jenes besorgen.

Derlei abzuschlagen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, und so war ich gezwungen, mich in den Silvester-Einkaufswahnsinn zu stürzen. Ich sah die Leute wie die Besengten fahren, ich sah, mit welcher unbedingten Rücksichtslosigkeit und an was für unmöglichen Orten sie ihre Autos parken, sah sie Knaller kaufen, für ein Heidengeld und zum erwiesenen Umwelt-Schaden, sah sie besinnungslos Fressalien und Alkoholika aller Art in ihre Einkaufswagen türmen, ängstigte mich ob ihrer in Hektik, Stress und aggressiver Genervtheit verzerrten Gesichter ...

Ich muss nicht über die globalen Probleme nachdenken, nicht über das meteorologische noch metaphorische Klima dieses Planeten, die Mini-Trumps und Mini-Hitlers und die Milliarden ihrer dumm-willigen Mitläufer, mir reicht der Supermarkt-Parkplatz am 31.12.

Wir haben's verkackt, und unsere Spezies ist nicht im Stande und hat auch nicht verdient, eine des Menschen würdige Umwelt zu erhalten und in ihr zu leben. Ich nehme mich da nicht aus. Mir gelingt es ein ums andere Mal nicht, mich konsequent im Sinne der von mir kognitiv erkannten Notwendigkeiten zu verhalten. Zu viele Kompromisse, zu viel Selbstbeschiss, zu viel Prokrastination, zu viel hyperbolisches Diskontieren, zu viel ...

Wie weitermachen? Ganz einfach: Nachher werde ich mir die Welt wieder leidlich schönsaufen und dann werde ich weiter für Vernunft, Mitgefühl, Solidarität, Toleranz, die FDGO und eine menschenwürdige Umwelt wüten. Denn: Noch schlimmer als die Erkenntnis eigener Unfähigkeit und Unzulänglichkeit wäre für mich (und meine Species) das Selbstbild, ein selbstmitleidiger Fatalist zu sein. 




(verändert via wiki commons)

Mein Vorsatz für 2020? Weiterkämpfen - trotz allem.










Samstag, 28. Dezember 2019

So hab' ich mich der Magie ergeben ...






Jahreswechsel, Wintersonnenwende, lange, kalte Nächte, neblige, graue Tage, immer auch eine Zeit, den dunklen Künsten zu obliegen, der Magie, der Zauberei ... außerdem hat man an langen Winterabenden reichlich Zeit, auch mal eher abstruse Dinge auszuprobieren.

Ein Pendel musste her. Ich hatte Dieses und Jenes darüber gehört und wollte mir ein eigenes Urteil erlauben.

Selbstverständlich ging es dabei nicht um die hirnzerfetzend-dümmliche Populär-Esoterik, die mit übersinnlichen Zuschreibungen an irgendwelchen Klimbim beginnt und über "Intelligent Design" und Flat-Earth-Theorie etc. früher oder später unausweichlich bei dem einen oder anderen  abrahamitischen Theokratie-Faschismus landet.

Pendel, so hatte ich gelesen, stehen - genau wie Tarot-Karten - auch bei um Vernunft bemühten Menschen in dem Ruf, hilfreich bei kniffligen Entscheidungsfindungen sein zu können. Ich habe mir verschiedene Spielregeln zum Pendeln angeschaut, youtube is your friend, einige davon ausprobiert und bin ... naja, nicht begeistert, aber immerhin angenehm überzeugt.

Ganz klar ist: Das Pendel macht gar nix! Dein Unterbewusstsein macht Alles! Erwiesenermaßen sind es winzigste Muskelkontraktionen, die mehr oder weniger unbewusst von Dir gesteuert werden, die das Pendel in Bewegung setzen. Spannend ist dabei, dass Du Dein Unterbewusstsein bei der Arbeit beobachten kannst. Konkreter Ablauf:

  1. Du kaust an einer Frage herum.
  2. Du markierst mögliche Antwortoptionen auf einem Stück Papier.
  3. Du hältst das Pendel drüber, das irgendwie zu einer der Markierungen hinwackelt.
  4. Du bist sicher, dass das entweder die absolut richtige oder die absolut falsche Antwort ist, in jedem Fall kannst Du aufhören an der Frage rumzukauen.  

Das Prinzip ist: Du bescheißt Dich wissentlich selbst und schaust Dir dabei zu, und indem Du das tust, wird Dir bewusst (!), was Du in Bezug auf eine bestimmte Frage eigentlich willst.

Vermutlich liegt hier der positivistische Einwand in der Luft, eine wahrhaft rationale Entscheidung bedürfe derlei Chichis nicht, das intellektuelle Reinheitsgebot fordere vielmehr die Beschränkung auf Vernunft und Logik. Sapere aude - von einem Pendel war bei Kant nicht die Rede!

An meinen herb-männlicheren Tagen würde ich sofort in dieselbe Kerbe hauen, allein, meine Vita strotzt vor Beispielen, in denen ich mit kopfgesteuerten Entscheidungen ziemlich viel vermeidbares Leid verursacht habe. Bei mir und bei Anderen. Mit vernunftbasierten Irrtümern lebte ich jahre-, teils jahrzehntelang. Wenn einem das erstmal klar wird, dann ist man durchaus geneigt, das Unterbewusste verstärkt zu Worte kommen zu lassen. Welcher Teil von mir dann schlussendlich die handlungsrelevanten Entscheidungen trifft, ist unterschiedlich. Da gehe ich ziemlich demokratisch mit mir um, soweit ich weiß.

Das ist natürlich kein Rezept für Jeder*mensch. Ich will nicht missionieren, schon deshalb nicht, weil ich festgestellt habe, dass ich selbst gar nicht sooo viele Fragen habe, an denen ich herumdenke.

Egal, hier folgen jetzt die gesammelten Erfahrungen aus insgesamt vielleicht einer Stunde Pendel-Spielerei, die Reihenfolge ist wahllos:

  • Du kannst nur Fragen bearbeiten, die Dich selbst angehen, Du kannst nicht für Andere pendeln.
  • Es gehen am besten Ja-/Nein-Fragen. Am erfolgreichsten war ich aber mit Kärtchen, auf die ich die Optionen "Ja", "Nein" und "Bescheuert" geschrieben habe. "Bescheuert" signalisiert, dass mein Unterbewusstsein mit der Frage nix anfangen kann.
  • Ziemlich schnell kam ich dahinter, dass ich gar nicht lange zu pendeln brauche. Wenn ich das Pendel in die Hand nehme und mich in einer ruhigen, sicheren Umgebung darauf konzentriere, die Frage zu formulieren, dann habe ich zusammen mit der Frage auch schon die Antwort. Ist das etwa das wahre Geheimnis des Pendelns?


Musste ich also erst ein vergoldetes Messing-Pendel für 12,99 € kaufen, um wiederzuentdecken, was wir seit Douglas Adams schon immer wussten?









 

Donnerstag, 26. Dezember 2019

"Milz an Großhirn..."


Es erscheint mir manchmal völlig unnormal, was so aus meinem Unterbewussten hochblubbert, wenn ich an einem arbeitsfreien Morgen unter der Dusche stehe. Ich zitiere quasi-wörtlich den Bewusstseins-Strom von heute Morgen:

" ... Viel Leid entsteht dadurch, dass man sich selbst im Weg steht. Es ist Deine Entscheidung (!), Dich unglücklich zu fühlen. An den Sachverhalten, die zu diesem Gefühl führten, änderst Du damit nichts. Huuu, ist das jetzt Philosophie? In gewissem Sinne ja. Der höchste Zweck aller Philosophie muss sein, Leid zu minimieren, beginnend bei dem Leid, das der Mensch sich je individuell selbst zufügt, hin zu dem Leid, das er Anderen zufügt. Der zweithöchste Zweck der Philosophie wäre dann die überindividuelle Erkenntnis, nenn's ruhig Welterkenntnis, also die Domäne der Natur- und Geisteswissenschaften. Der dritte und am wenigsten nutzbringende Aspekt der Philosophie ist, Aussagen über die Philosophie selbst zu machen - also genau das, was ich hier gerade mache. Scheiße, das Duschgel ist bald alle, egal morgen einkaufen. Nur nicht vergessen ..."

Ich will das gar nicht inhaltlich kommentieren, darum geht's hier nicht, aber ich habe den Verdacht, dass an entspannten Morgen mein Hirn mir die Ergebnisse der nachtschlafend erarbeiteten Strukturierungsprozesse als wohlformulierten Fließtext liefert. An hektischen Morgen wird diese Datei entweder nicht erstellt oder mehr oder weniger ungelesen abgelegt.







PS: Die geneigte Leserschaft mache sich bitte keine Sorgen wegen des Stichwortes "Unglücklich-Sein". Meine Überlegung bezog sich in erster Linie auf einen anderen Menschen, nicht auf mich selbst. Allerdings lerne ich gerade sehr viel, indem ich das Verhalten besagten Menschens betrachte.   

Dienstag, 24. Dezember 2019

Gedanken zur Dichtung heute


Wer viel motzt, muss auch loben können: Firma Racing Planet hat nicht mal 24 Stunden gebraucht, um eine von mir bestellte Vergaser-Dichtung an meine Haustür zu bringen.


  • Dabei habe ich NICHT irgendwelche Express-Optionen gewählt und bezahlt, 
  • ich bin/war der Firma NICHT bekannt, sondern Erstbesteller,
  • ich musste mich NICHT registrieren, zunächst meine Daten und/oder meine Seele verkaufen, um dort überhaupt bestellen zu dürfen,
  • es war vom Umsatz her gewiss NICHT das "Geschäft des Tages", 
  • eine Dichtung für die Schwimmerkammer eines Polini-Flachschieber-Vergasers ist auch NICHT gerade ein Allerweltsartikel, wie, sagen wir, Spaghetti, 
  • und erschwerend kam hinzu, dass die Bestellung mitten im weihnachtlichen Panik-Kauf-Zeitfenster lief, in dem alle an der Lieferkette beteiligten Akteure unter Hochdruck stehen.


Großes Kompliment!

Oder anders gesagt: Internet-Bestellungen machen Spaß und sind eine echte Bereicherung, sofern (!) dahinter eine professionell agierende Organisation steht. Danke, Racing Planet!



Exkurs: Auch statistisch ist der Kauf interessant: Besagte Dichtung ist mit einem Verpackungsgewicht von 0,01 g gebucht und kostet brutto 2,59 €, für die Lieferung kommen 2,99 € hinzu, so dass ich insgesamt 5,88 € zu berappen hatte. Man missverstehe mich nicht: Ich finde den Preis völlig in Ordnung, wenn ich die Kosten für Lager, Lagerhaltung, Verpackung, Transport, Lieferung etc. berücksichtige (vgl. Vollkostenrechnung). 

Der aktuelle Goldpreis liegt heute bei ca. 41 €/g, für 0,01 g Gold wären demnach 41 ct zu zahlen. Der Preis für die Dichtung i.H.v. 2,59 € entspricht also dem 6,3fachen des Goldpreises. Da fragt man sich natürlich schon, warum Leute noch in der Erde nach dem schnöden Mammon kratzen ...

Aber das ist eigentlich nebensächlich und ändert überhaupt nichts an dem eingangs erwähnten Kompliment. So gewinnt man Stammkunden. Echt jetzt!






Und ich sach noch: "Jungs", sach ich noch, "lasst das nach, Goldwaschen lohnt nicht ..." Und wie se denn so bedröppelt dastehen, sach ich: "Vergaser-Dichtungen, Jungs, DAS ist das Geschäft der Zukunft ...!" Joa, ham se denn auch gemacht - und läuft!