Ich fand's neulich etwas schräg, dass Jordaniens Junta nach der grausamen Verbrennung des Piloten Muas al-Kasasba durch den IS zur Rache Luftangriffe angekündigt und durchgeführt hat. Luftangriffe sind zwar heftig, aber doch auch viel zu anonym, viel zu weit weg, und viel zu schnell, um so einem guten, alten, abrahamitischen Rachedurst gerecht zu werden. Nicht umsonst erschallte ja auch parallel die Forderung, Gefangene mal wieder per Kreuzigung hinzurichten - im Januar 2015! Man will sich ergötzen am langsamen, blutigen Leiden, an endlosen Qualen.
Ich glaube, die modernen Waffen machen den Leuten da unten gar nicht so viel Spaß, wie man immer denkt. Ich glaube, die wären viel glücklicher, wenn sie wieder ihre Krummschwerter in die Hand nehmen könnten und einem Gegner im Kampf damit was abhacken könnten oder wenn sie selbst etwas abgehackt bekämen. Klingt nach Sadomaso und extremem Borderline, aber wenn das nun mal so ist?
(via wiki commons)
Ist doch das Gleiche auf dem Balkan. Erzählt mir doch nicht, dass die Leute wirklich zu bescheuert sind, um Frieden zu halten, wenn sie es denn wirklich wollten. Nein, die haben Spaß an blutiger Gewalt, sehnen sich danach, die Schlacht auf dem Amselfeld von 1389 ein ums andere Mal zu wiederholen, das macht die Jungs so richtig an. Das Kriegsspielzeug von heute, 600 Jahren später, ist doch nur was für Weicheier. Also: Heraus mit Harnisch, Schwert, Lanze, Armbrust und heidiwitzka, wat ham wer jelacht.
Und so hat jede Kultur, scheint's, ihre Lieblingswaffe: Der US-amerikanische Mann ist doch nur ein Mann, wenn er mit 'ner Pumpgun pumpen kann. Mit der modernen Kriegstechnik sind die Amis gar nicht sooo glücklich: Ein anständiger Krieg ist einer, der den Gunfight am O.K. Corral in größerem Maßstab re-enacted. Zweiter Weltkrieg war gar nicht so schlecht, nach Korea war's dann irgendwie schon nicht mehr so lustig.
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Wovon die Russen träumen, weiß ich nicht so genau, aber ich schätze mal, dass fröhlich-hirnlose Massenangriffe mit brutal-einfachen, genial-effektiven Panzern gegen stark befestigte Gegnerstellungen darin vorkommen.
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Die Briten lieben's ähnlich, aber statt der Panzer nehmen sie die Kavallerie in ihren schicken, knallroten Uniformen. Vielleicht wollen die Briten aber lieber ihre Seeschlachten zurück: Tagelange Kanonenduelle, bei denen man sich mit lustvollem Gleichmut auf kürzeste Distanz kaputtschießt.
Bei den Japanern ist der Fall klar, bis in die Flugzeugtechnik schimmert das Samuraischwert durch, ein starkes, klares Ideal, ähnlich wie das legendäre Kukri der Inder.
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Bei uns, den Deutschen, weiß ich nicht genau, nach welcher Art Krieg wir uns im Stillen am meisten sehnen. Vielleicht haben wir tatsächlich nach zwei Katastrophen die Lust daran ein bisschen verloren? Aber wenn wir uns nochmal so lustvoll kloppen, dann müsste es ein sauberer, ordentlicher, klar strukturierter Kampf sein, so wie's der alte Clausewitz 1832 beschrieben hat, sowas wie die Schlacht von Königgrätz 1866 vielleicht.
Perverse Gedanken? Oh ja! Unzutreffend? Ich fürchte, nicht. Ich denke mir das ja auch nicht einfach so aus, sondern versuche nur, mir einen Reim darauf zu machen, was an den vielen weltweiten Orten der Grausamkeiten und vor allem in den Köpfen der Leute los ist. Man kann ja nicht einfach immer bei der fäkalsprachlichen Bewertung stehenbleiben.
Versuchen wir's mit Logik.
Ist-Zustand:
- Die Leute haben Scheiße im Kopf. Sie wollen blutige Kämpfe.
- Die moderne Waffentechnik ist zwar effektiv, befriedigt aber den archaischen Trieb nach Blutrausch nicht.
- Zur Triebbefriedigung wird deshalb immer mehr und industriell gemordet, mit unverhältnismäßigen Opferzahlen, da die modernen Waffen eben auch Massenvernichtungswaffen sind, die es zu Abrahmas Zeiten nicht gab.
Mögliche Konsequenz:
- Da Vernunft offenbar nicht hilft: Lassen wir die Leute ihren Blutrausch ausleben.
- Sie hacken auf dem Schlachtfeld aufeinander ein, erleben die gewünschten Kicks und Traumata, kehren geistig und körperlich verstümmelt nach Hause zurück und fangen nicht so schnell nochmal Kriege an.
- Die Zahlen unschuldiger ziviler Opfer werden minimiert, auch, weil es gar nicht so einfach ist, mit einem Schwert Kollateralschäden, wie z.B. bei Drohnenangriffen, anzurichten
- Außerdem könnten ja vernünftige Leute mithilfe richtig moderner Waffen die Arschlöcher auf dem Schlachtfeld davon abhalten, nach dem Kampf marodierend durch die Gegend zu ziehen und Unschuldige unglücklich zu machen.
Von wem stammt nochmal dieses Zitat: "Im Herzen die Steinzeit, in der Hand die Atombombe ... "? War das Einstein?
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