Donnerstag, 5. Februar 2015

Trauerspiel in drei Akten



I. Akt: Im August 2011 gründen die Landkreise Leer, Aurich, Wittmund sowie die kreisfreie Stadt Emden - gegen den erbitterten Widerstand der Provinz-Polit-Schranzen - einen Regionalrat, weil klar ist, dass keine der Verwaltungsstrukturen allein für sich wirtschaftlich vernünftig existieren kann und also zur Entlastung der klammen Kassen dringend Synergieeffekte durch bessere Kommunikation und Kooperation hergestellt werden müssen.

II. Akt: Da der Regionalrat seine Arbeit aufnehmen will, werden ihm von den jeweiligen Kommunalverwaltungen alle einst avisierten Kompetenzen der Reihe nach entzogen. Zum Schluss geistert noch eine ominöse, allgemeine Beratungsfunktion durch die Presse, doch auch die wird totgeschlagen. Allzu durchschaubare Gründe: Die örtliche Polit-Kaste kann und will ums Verrecken keinerlei Abstriche von ihren Pfründen akzeptieren,  Kosten hin, Steuerzahler her, man hat sich doch nicht in der Kommunalpolitik hochgeschleimt und -intrigiert, um nun Funktions- und Machtstellen abzubauen, womöglich noch die eigene! Das wird sich doch wohl sabotieren lassen! Wozu gibt es denn das System eingefahrener Seilschaften, wenn sie sich nicht einmal selbst perpetuieren können?


III. Akt: Der Regionalrat ist so tot, wie nur etwas tot sein kann, aber das ist noch lange kein Grund, aufzuhören, wo es doch gerade so lustig ist: Titelt doch heute das Schmierenblättchen, der Regionalrat begebe sich nun auf die Suche nach Aufgaben. Zitat: "Wenn die [neue Aufgabe] gefunden sei, müsse eine neue Rechtsform gefunden werden. (...) Die Diskussion wurde gestern auf die nächste Sitzung verschoben, um Zeit für die Beratung im Hauptausschuss zu bekommen."

Ich verstehe das richtig? Der Regionalrat hat längst keine reale Aufgabe mehr, aber statt der folgerichtigen Auflösung beschäftigt man sich, indem man darüber nachdenkt, womit man sich beschäftigen kann? Wieso drängt sich gerade der Begriff "Selbstbefriedigung" auf?

Zugegeben: Es war von Anfang an klar, dass die beteiligten Kommunalparlamente im Regionalrat nur ihre jeweiligen personalen Altlasten der Kommunalpolitik entsorgt haben. Das ist wie beim radioaktiven Abfall: Man kann abgehalfterte Elemente nicht einfach so in die Gegend streuen, da kann gottweißwas passieren.

Aber wenn das mit abgetakelten Politikern geht, dann wäre es nur gerecht, wenn man das allen Leuten anbietet, für die es keine gesellschaftlich relevante Arbeit gibt. Mein Tipp: Wir sammeln jeweils 100 Langzeit-Arbeitslose in einem, nennen wir es mal "Projektrat". Ihre einzige Aufgabe: Herausfinden, was ihre Aufgabe ist. Die Zahl "100" ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig, weil Betriebswirtschaftler stets davon ausgehen, dass eine Unternehmenseinheit von 100 MitarbeiterInnen an keine weitere Aufgabe braucht, um alle mit reichlich Arbeit der Selbstverwaltung zu beschäftigen. Da müssen z.B. Organigramme erstellt werden, dazu wiederum müssen Sitzungen geplant werden, dafür braucht man Beamer und Laptops ohne Ende, die müssen wiederum beschafft werden, also benötigt man kaufmännische Mitarbeiter usw. usf. ...

Habe ich das übrigens richtig gelesen: Der Regionalrat hat einen Hauptausschuss? Heißt das etwa, dass es bereits Ausschüsse, Unterausschüsse gibt? Gibt es darüber schon ein Organigramm ...?



(verändert via wiki commons)

Warum sollte ich's verheimlichen? Organigramme find' ich unglaublich erregend!


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