Atemberaubende Überraschung: Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, kein ganz unbedeutender Stichwortgeber in Sachen Militärpolitik, zitiert plötzlich öffentlich den Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte und fordert ein Ende des Ukraine-Krieges auf Verhandlungswege.
Das ist an sich nicht erstaunlich, da der Krieg schon längst zu einem langweiligen¹, kostenintensiven und wenig medienwirksamen Abnutzungs- und Stellungskrieg verkommen ist. Weshalb die Amis nun folgerichtig beschlossen haben, dass sie sich die ausufernden Kosten für die Fortführung des Krieges nicht mehr ans Bein binden wollen. Das alles ist nicht atemberaubend überraschend, das war lange sichtbar bzw. absehbar.
Was überrascht ist, dass es keine konzertierte Troll-Reaktion mehr gibt. Kein flächendeckendes Mobbing, kein hysterisches Medien-Geschrei, dass, wer für Verhandlungslösungen sei, ein Putin-Versteher, ein Russen-Unterstützer, ein Agent Moskaus sei.² Als Feigling und Verräter wurde verunglimpft, wer gemahnte, dass ein totaler Sieg über Russland wenig plausibel anzunehmen sei. Oder wer daran erinnerte, dass totale Siege eigentlich nie Frieden, sondern bestenfalls temporäre Waffenstillstände gebracht haben ...
Was mich interessiert:
- Wo sind diese Trolls jetzt?
- Befeuern die jetzt die neue US-Kriegspolitik, sich aus Israel und der Ukraine rauszuhalten?
- Empfinden die Menschen, die damals so eine Schafscheiße geschrieben haben, Scham?
- Ist es ihnen peinlich, dass sie sich damals so sehr von der westlichen Propaganda haben instrumentalisieren lassen?
- Lernen sie etwas daraus - im Sinne einer Verhaltensänderung?
Ich fürchte, viele Menschen sind einfach so strunzendumm, dass sie nicht reflektieren, können, dass sie nur westliche Propaganda multipliziert haben. Das ist mir im Falle der griechischen Finanz-Staatskrise 2008 genau so ergangen. Erst Jahre später habe ich kapiert, dass ich - unzureichend informiert - voll auf den Falschen herumgehackt habe. Allerdings habe ich mittlerweile daraus gelernt.
Und ganz klar ist, dass die konkret-korrekt bezahlten Trolls hier nicht mitgemeint sind. Die haben ja nicht aus Überzeugung gehandelt, sondern nur aus Gier³. Das einzige, was die lernen können, ist, ob sich der Einsatz gelohnt hat oder nicht. Darüber wüsste ich allerdings gerne mehr. Kann man als Profi-Troll wirtschaftlich erfolgreich sein? Muss man sich da auf eine Seite festlegen? Wie laufen die Vertragsabschlüsse, die Erfolgsmessung, die Bezahlung? Ist KI eine Bedrohung für das Berufsbild des konventionellen Trolls - oder eine Bereicherung?
Fragen über Fragen!
¹ Ich erlaube mir diesen schnoddrigen Ton, um die Geisteshaltung der westlichen Macht-Haber zu karikieren. Nein, ich habe die Opfer auf beiden Seiten und den Schmerz ihrer Angehörigen nicht aus dem Blick verloren.
² Der Transparenz und Kommunikationshygiene wegen gebe ich zu, dass ich hier als Betroffener schreibe. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mit meinem kleinen, unschuldigen Blog so viel Hass aufwirbeln könnte. Wer's nicht glaubt, schaue sich meine Texte von etwa vor einem Jahr an. Himmel, was habe ich in den sozialen Netzen auf die Fresse gekriegt.
³ Letzteres ist in kapitalistischen Wirtschaftssystemen ja keine Sünde, im Gegenteil. Sündhaft wäre es, für die eigene Überzeugung einzutreten, OHNE dass Profit dabei herausspringt.
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