Samstag, 3. September 2022

Berufliches Ideal: Quiet Quitters


Nur flüchtig hörte ich heute in eine nicht allzu gute Radio-Diskussionsrunde zum Thema berufliche Resignation, Dienst nach Vorschrift, quiet Quitters, innere Kündigung. Was mich berührte: Einer der Diskutierenden vermutet als eine Ursache die Erkenntnis, dass anfallende Arbeit wie ein Fluss sei, der am nächsten Morgen unverändert fließen würde, egal, wie viel am Vortage geschuftet worden war. ¹

Mich berührte das, weil ich mich darin wiedererkannte, sowohl in der Illusion, wenn man viel arbeite, würde die Arbeit irgendwann weniger als auch in der Ernüchterung bei der Feststellung, dass diese Annahme völlig falsch ist.

Eine Zeitlang habe ich mich mit der Auffassung selbstbetrogen, ich könne, wenn sich schon nicht die Flut der anfallenden Arbeit verringere, mit immer effizienteren Arbeits- und Ablaufprozessen mir Erleichterung verschaffen. Das hat aber nicht funktioniert, denn wenn jemand bemerkt, dass Du den jeweils letzten Schritt der Arbeitsverdichtung überlebst, wird Dir automatisch mehr aufgebürdet, so dass Du immer schön so gerade eben vor dem Zusammenbruch agierst. 

Was lernen wir daraus? Dienst nach Vorschrift und Innere Kündigung sind die einzig wirklich probaten Mittel im beruflichen Überlebenskampf. Schade, dass ich das 30 Jahre zu spät gemerkt habe.  

Bei überflüssigem Verwaltungsscheißkram funktioniert das quiet Quitten sowieso nur so halb, wie jede*r Prokrastinat*in bezeugen wird.


(1911 - verändert via wiki commons)




¹ Ein lieber Bekannter nannte vergleichend die Schnupfennase: Man glaubt, je mehr Sekret man absondere, je intensiver und öfter man das Taschentuch fülle, desto eher sei das Elend vorbei. Stimmt leider nicht. Es gibt keine Menge "x", nach der Du "fertig" bist mit Schnupfen. 






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