Donnerstag, 5. März 2020

Volles Verständnis


Soso, der Verband der Gastro- und Hotelbetriebe fordert staatliche Hilfen wegen der corona-bedingten Umsatzeinbußen. Das ist absolut verständlich. Meine sommerlichen Urlaubspläne sollten auch längst in Form abgeschlossener Buchungen konkretisiert sein, was aber corona-vorsichtshalber unterblieben ist.

Ich verstehe auch, wenn z.B. die Landwirte staatliche Hilfen fordern, wenn das Wetter ist, wie es ist oder wenn Autobauer, Waffenhersteller und vor allem Finanzinstitute Ausgleich für die Unbillen globaler Konjunkturentwicklung fordern, kurz, ich verstehe alle, die darüber klagen, unter den Bedingungen irgendwelcher wirtschaftlicher Risiken agieren zu müssen.

Wir sollten ernsthaft über die Forderung nachdenken, dass der Staat, unser Staat, unsere Solidargemeinschaft mit finanzieller Hilfe einspringen möge, wenn die wirtschaftlichen Risiken zu unternehmensexistenzbedrohender Realität werden.

Das müsste natürlich nach gewissen Regeln ablaufen:

Völlig undenkbar wäre es, wenn die Solidargemeinschaft, also wir, bei Umsatzeinbußen zahlen müssten, bei Profiten aber nicht beteiligt würden. Richten wir stattdessen eine staatlich verwaltete Risiko-Kasse ein: In guten Jahren zahlen die Unternehmen ein, in schlechten Jahren kann mit dem Ersparten dann auch geholfen werden - und zwar je nach Kassenlage. Die Unternehmen können sich auch gerne aussuchen, ob sie eine gemeinsame Risiko-Kasse haben wollen oder ob das nach Branchen getrennt sein soll oder wie auch immer.

Vielleicht beschließen einige Unternehmen auch, dass sie das gar nicht wollen. Das wäre auch völlig in Ordnung: Dann wäre im Falle eines Problems natürlich kein Geld zum Verteilen da, aber sie hätten vorher auch nichts abgeben müssen. Ich hätte einen gewissen Respekt vor Unternehmen, die sich für diese wahrlich eigenverantwortliche Option entschieden.

Verachtenswert hingegen: Das böse, ewige-alte Prinzip, Gewinne grundsätzlich zu privatisieren, Verluste grundsätzlich zu sozialisieren bzw. "Kapitalismus für die Armen, Sozialismus für die Reichen". Das ist gegen jede Vernunft und schon rein logisch nicht durchhaltbar und ethisch eine totale Katastrophe. [*]

Ein solidargemeinschaftliches Interesse an einer Hilfe für Unternehmen kann natürlich auch nur bei jenen Unternehmen bestehen, die

  • ihren Sitz de facto und de jure in diesem Land haben, 
  • hier vollständig und willig und ohne Tricksereien ihre Steuern zahlen,
  • sich vollumfänglich an unsere Gesetze und Regeln halten
  • und hier dauerhafte, auskömmlich und fair entlohnte Arbeitsplätze schaffen.


Ich meine, wenn ein Unternehmen das nicht tut, warum sollte ich dann solidarisch sein? Bin ich blöd?

Reden wir jetzt nochmal über das Hotel- und Gaststättengewerbe ...












[*] Erklären Sie einem achtjährigen Kind, warum wir 68.000.000.000 Euro an Banken gezahlt haben, die sich aus unbegreiflicher Dummheit und besinnungsloser Gier eigenverantwortlich in die Pleite gewirtschaftet haben. Jede Staatsbürger*in hat dafür etwa 840,00 Euro gezahlt. Jedes Baby. Jede Alleinerziehende. Jede/r Obdachlose. Jede/r Rentner*in.
Sowas ist nicht solidarisch, sondern einfach nur total bescheuert und ungerecht. Achtjährige begreifen das sofort. Warum wir nicht?








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