Dienstag, 15. Oktober 2024

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 1: Sterben und Tot-Sein

 

Die Mathematik erweckt den völlig hirnrissigen Eindruck, ich sei alt. Das Stastistische Bundesamt kalkuliert meine fernere Lebenserwartung auf ca. 19, 20 Jahre. Das ist natürlich alles totaler Quatsch. 62 ist das neue 40, vielleicht tu ich demnächst mal so, als käme ich in die midlife-crisis, dann wäre die neue Ziellinie ein Alter von 124, das klingt viel schlüssiger... 

Hätten hingegen die Stastisker*innen recht, stünde ich ja bereits im vierten von vier Lebensvierteln, da müsste ich ja mählich anfangen, mir so meine Gedanken zu machen ...

1. Angst vorm Sterben

Banal: Ich habe eine Scheiß-Angst vor Schmerzen, mehr noch vor langem Leiden, vor Hilflosigkeit, Demenz, Angst vor der Angst und die Angst, nahestehenden Menschen mit alledem langfristig auf den Sack zu gehen. Es ist absolut meine ureigenste Entscheidung, derartige Prozesse, sollten sie mir denn widerfahren, abzukürzen.

2. Angst vorm Tot-Sein

Ich habe mich wieder und wieder kritisch hinterfragt, ob ich mich nicht selbst betrüge, bin aber wieder und wieder zum Ergebnis gekommen, dass der Gedanke ans Tot-Sein mich ebensowenig schreckt, wie die Frage meiner vorgeburtlichen Existenz. 

Die Idee von Hölle und Fegefeuer ist einfach nur der perfide Hirnfurz bronzezeitlicher alter, machtgeiler Männer und empört mich nur, weil damit jahrhundertelang Menschen verdummt, bedroht und klein gehalten wurden. 

Bleiben nur noch die Alternativen eines unvorstellbaren Nichts' bzw. einer unvorstellbar gewaltigen spirituellen Erfahrung. Über ersteres zu phantasieren wäre etwas dumm und langweilig.

Auf zweiteres kann man zurecht außerordentlich gespannt sein, aber weitere Spekulationen hätten was von geistiger Masturbation: Es ist an sich nichts Schlechtes, aber eindeutig meine Privatsache. Und meine Ideen, was anstelle von Nix nach dem Tod kommen könnte, sind gesellschaftlich völlig wumpe und folglich kein Thema für einen weblog.

Fortsetzung folgt.


(C. Flammarion: L'Atmosphere - Météorologie Populaire. 1888 via wiki commons)









Sonntag, 13. Oktober 2024

Grün oder dunkelrot? Egal.

 

Ausgerechnet ein Stichwortgeber der Rechtsradikalen hat angemerkt, was besser aus unverdächtigerer Ecke hätte kommen müssen: Der Begriff "links-grün", meist in pejorativer Kombination "links-grün-versifft" sei vom sprachbewussten Nazi zu vermeiden, da er nahelegte, dass "links" und "grün" irgendwie zusammengehörten. Das sei inhaltlich unzutreffend und auch nicht im Sinne der Faschos, die also, bitteschön, diese Floskel fürderhin nicht mehr benutzen sollten.¹

Diese Aussage tut weh. Denn sie kommt von einem gefährlichen Gegner, und sie ist wahr.

Der traditionelle Fokus der Linken ist das Proletariat. Dessen Wohlergehen steht über allen anderen Erwägungen, letztlich auch über den Bemühungen zum langfristigen Erhalt menschenwürdiger Umweltbedingungen. 

Der traditionelle Fokus der Grünen ist (... in den letzten Jahren bis zur Unkenntlichkeit und Perversion aus Machtgeilheit zerbröselt worden, aber ...) eigentlich (!) das Bemühen um den langfristigen Erhalt menschenwürdiger Umweltbedingungen. Dass das Einschränkungen bei Wohlstand, Konsum usw. aller Menschen einschließt, muss in Kauf genommen werden, und auch, dass reiche Kapitalist*innen weniger darunter leiden werden als arme Proletarier*innen.

Es fällt schwer, das zu sagen, aber die Aussage obengenannter Braunbratze ist nicht von der Hand zu weisen: Die linken und die grünen Grundpositionen sind nicht nur nicht ähnlich, sondern ziemlich kontrovers. Das ist bisher nur selten aufgefallen, weil Grüne und Linke noch nie im Zweikampf ernsthaft um Machtpositionen, wie z.B. einen MP-Posten o.ä. konkurrieren mussten.

Und es ist so rein bauchmäßig-intuitiv ein total harmonisches Gefühl, wenn man voll nett zu Tieren und zu Blumen und dem ganzen Rest ist und außerdem natürlich für alle Mensch*innen ganz viel Glück, Gesundheit, Liebe und so weiter wünscht. Wo soll da ein Widerspruch sein? Willkommen im Alltag, willkommen in der Realität, willkommen im erfahrungsbasierten dreckigen Zynismus.

Was tun?

Man könnte jetzt anfangen, ein (Partei-)Programm zu schreiben, dass diese Widersprüche ir - gend - wie auffängt und versucht, sie gegeneinander auszutarieren. Das habe ich begonnen, aber entnervt aufgegeben. ² Ich habe den Glauben verloren, dass man in so einer delikaten Interessenabwägung mit einer Absichtserklärung Menschen zu einem - wie auch immer - richtigen Verhalten anregen kann. Nicht durch programmatische Entwürfe und erst recht nicht durch staatliche Verordnung. 

Das Einzige, was mir einfällt, ist: Bildung. Oder meinetwegen Erziehung. Wenn unser Nachwuchs mündig, auch wahlmündig wird, dann sollten folgende Maximen für ihn*sie verbindlich sein:

  1. Geld ist NICHT das Maß aller Dinge, im Gegenteil. Wenn Du wo ein Preisschild dranpappen kannst, ist es nichts wert.
  2. Natur muss nicht geschützt werden, denn sie kommt prima ohne uns klar. Aber eine menschenwürdige Umwelt zu erhalten, artgerechte Bedingungen für Homo sapiens, Wohlfühlbedinungen für zukünftige Generationen, das ist das Ziel für das (gewaltfrei!) zu kämpfen Du verpflichtet bist.
  3. Empathie! Meine Fresse, die "Goldene Regel" ist doch die einfachste und klarste Sache der Welt.

Fazit: Wir brauchen keine Grünen und keine Linken. Wir müssen nur erreichen, dass Leute, die sich an diese drei simplen Grundsätze nicht halten, von allen anderen zutiefst verachtet und gemieden werden.

Daher schlage ich vor, den Bildungsauftrag für staatliche Schulbildung entsprechend zu ändern. Die Umsetzung ist in jährlichen Audits zu dokumentieren.



(Zusammengeklaut und selbstgebastelt aus'm Internetz)



¹ Auf die Angabe der Quelle wird hier verzichtet, da ich Nazi-Seiten keine Klicks bescheren möchte. Auf unverdächtige Nachfrage liefere ich gerne individuell.

² Ich hoffe, die Leute, mit denen ich zusammenarbeitete, sind noch dran. Liebe Grüße von hier aus!






Freitag, 11. Oktober 2024

Ryanair und unsere Liebe zum Selbstbeschiss

 

Schlimm! Schlimm, schlimm, schlimm!

Ryanair streicht Flüge von deutschen Flughäfen, weil Luftverkehrssteuern und Flugsicherungsgebühren hier so hoch sind, dass man keinen anständigen Profit mehr erwirtschaften könne. Die Medien schreiben eine betriebswirtschaftliche Entscheidung einer Firma zu einer Wirtschaftskatastrophe hoch, die CDU räumt demütig Mitschuld ein und verspricht sofortige Korrektur und Buße, die Interessenverbände der Konzerne prophezeien die Apokalypse, zumindest aber eine "negative Dynamik" usw. usw. 

Und ich stehe wieder da und fühle mich wie der letzte Blödmann, weil mich wieder diese bohrenden Fragen quälen:

  • Ist nicht der massenhafte Passagierluftverkehr ein ziemlich übler Faktor beim anthropogenen Klimawandel? 

  • Ist es deshalb nicht wünschenswert, diesen Teil des Luftverkehrs zu reduzieren? 

  • Ist es nicht logisch, dass ein Anbieter, der damit prahlt, das Race-to-the-bottom, also die brutalstmögliche Ausnutzung der gesetzlichen Vorgaben zum Zwecke des Preis-Dumpings besonders geschickt zu beherrschen, als Erster gegen die Gebühren für Flugsicherheit etc. protestiert und lobbyiert?

  • Ist es nicht allerhöchste Zeit, den Ryanair-Managerys zu antworten "Jo, schön, dass Ihr die Flüge reduziert. Euer Dreck nervt, Euer Geschäftsmodell ist unverantwortlich. Ihr dürft gehen. Genau das ist unsere Intention!" 

  • Kapiert eigentlich niemand, dass eine eventuelle Kostenentlastung der Konzerne von der steuerzahlenden Solidargemeinschaft gegenfinanziert werden müsste? Dass also wieder einmal Kosten sozialisiert und Profite privatisiert würden?

  • Ist es nicht an der Zeit, dass die Politikys offen und ehrlich sagen, dass die Reduktion unseres Lebensstandards, wie in diesem Beispiel die notwendige Reduktion des massenhaften Passagierluftverkehrs, zwingend notwendig ist? Dass man für 29 € nicht nach Malle fliegen kann, wenn man eine ehrliche Vollkostenrechnung zugrundelegt, die auch Umweltkosten berücksichtigt?

  • Sind die Politikys zu feige? Und sind wir zu bequem? Lassen wir uns zu gerne belügen, wenn wir dadurch konkrete Änderungen unseres nicht durchhaltbaren Lebensstils prokrastinieren können?




(verändert via wiki commons)

Der Müllhaufen der Geschichte









Donnerstag, 10. Oktober 2024

Mein politisches Manifest

 

In nicht-diktatorischen Systemen gilt:

  1. Es kommt ausschließlich auf die Entscheidung des Individuums an. Konzerne und Politikys haben nur die Macht, die wir ihnen zugestehen. In einem kapitalistischen System geschieht politische Willensbildung ausschließlich durch die individuelle Konsum-Entscheidung. 

  2. Die Basis für die Fähigkeit, individuell die richtigen d.h. nachhaltigen und humanistischen Entscheidungen treffen zu können, ist umfassende, kritische, lebenslange Bildung sowohl in natur- als auch geisteswissenschaftlichen Fächern.

  3. Es reicht nicht aus, das Richtige zu tun, man muss auch öffentlich und ein klitze-bisschen offensiv dafür eintreten und Gegner gewaltfrei (!) angehen.

  4. Die Starken haben die Pflicht, die Schwachen zu schützen, und die Schwachen sollen ihr Bestes versuchen.

  5. Behandle alle anderen Menschen so, wie du gerne behandelt werden wolltest, wärest Du in ihrer Situation.












Dienstag, 8. Oktober 2024

Pseudo-historischer Kackscheiß


Neulich auf Mastodon gelesen:

"Wer in die Geschichte guckt, von Rom bis heute, stellt immer wieder fest, wie Systeme mit gewählten Repräsentanten enden.

Der Kinderglaube von Demokratie stirbt offenbar nie aus."

Eine völlig idiotische Aussage, im Duktus fach-souveräner historischer Gesamtschau lässig dahingeschlenzt.

Gab und gibt es denn nicht-demokratische Systeme, die nicht irgendwann untergingen? Und wieso "von Rom bis heute"? Was ist mit den Griechen, die im Rufe stehen, die Demokratie erfunden zu haben? Asterix-Comics sind als Quell historischen Wissens nicht unbedingt hinreichend.

Gefährlicher als der fachliche Durchfall ist der dümmlich-arrogante Wegwerf-Gestus in puncto Demokratie. Mir ist es auch ein Anliegen, Politik kritisch zu begleiten, und demokratische Systeme sind die einzigen, in denen das gefahrlos möglich ist und obendrein als förderlich betrachtet wird. 

Kritik darf aber nicht das Grundprinzip in Frage stellen, dass das Volk der Souverän in diesem unserem Staate ist. Vom Volk geht alle politische Macht aus, von wem denn sonst? Und die Würde aller Menschen zu schützen ist das oberste Ziel dieser Machtausübung, was denn sonst?

Und solange niemand eine bessere Idee hat, darf zwar über Detailfragen diskutiert und gemeckert werden, aber das Prinzip der FDGO ist gefälligst nicht in Frage stellen, erst recht nicht mit so einem hirnverbrannten, postpubertären Vorwitz wie im obigen Zitat.



Nachklapp:

Natürlich steht außer Frage, dass es allen Menschen, dem Planeten und dem Universum viel besser ginge, wenn ICH der absolute Ober-ober-ober-Weltbestimmer, der life-time maximo Comandante-em-chefe-Gottkaiser-Generalissimus-Zampano wäre. DANN würde sich - ratzfatz - vieles ändern, Frohsinn, Gesundheit, Glück und Wohlstand brächen allerorten aus, für Menschen, Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroben, Mineralien und die meisten Moleküle, ich schwör's. 

Aber was passiert, wenn ich dann eines Tages den Löffel abgebe? Wer folgt nach? Wer bestimmt, wer meinem Nachfolgy nachfolgt? Was passiert mit der unendlichen, auf eine Person konzentrierten  Macht, die dann da herumliegt? Nee, keine gute Idee, überhaupt keine gute Idee!



(Haile Selassie 1971, via wiki commons)

Greetings in the name of his 
 imperial majesty
Emperor I'n'I Selassie I
Jah rastafari
Who live'th and reyn'eth with I'n'I
Continually
Ever faithful
Ever sure
They say
Experience teach at wisdom ...

Marley B.









Dienstag, 1. Oktober 2024

Halb-gute Idee zur Beendigung von Kriegen


Die Israelis tun mir wirklich leid: Ein Jahrtausende währende Geschichte ständiger Bedrohung und Verfolgung, die Shoah, dann, nach der Staatsgründung, umgeben von Feinden, zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen, vor fast einem Jahr das Massaker. Und nun stecken sie auch noch völlig unbeabsichtigt in dem Dilemma, dass ihr Herrscher aus sehr persönlichen und nachvollziehbaren Gründen gezwungen ist, den kriegerischen Konflikt mit den Nachbarn ad ultimo zu prolongieren und schrittchenweise zu eskalieren, denn sobald Frieden einkehrte, wäre Netanhjahus Immunität beim Teufel, und die Wahrscheinlichkeit, dass er dann wegen zahlreicher Vergehen jahrzehntelang einfährt, überwältigend. 

Ich möchte nicht in einem Land leben, dessen Anführer unter dem Zwang steht, einen Krieg nicht enden lassen zu können.

Da fällt mir der andere Konflikt ein, der uns gerade nahe geht, der Ukraine-Krieg. Für die ukrainischen Führer dürfte es auch klar sein, dass sie - paradoxerweise - derzeit in himmlischen Bedingungen leben: Alle westliche Welt verbeugt sich vor den tapferen Kämpfenden. Man toleriert global, dass nach Unterstützung nicht höflich gefragt, sondern dass sie in namhaften Gremien in schnauzigem Ton eingefordert wird, kurz: Man salbt und pudert den ukrainischen Hintern nach Kräften.

Wie wird das wohl, wenn diese bewaffnete Auseinandersetzung endet? Dann steht die Ukraine mit einem Schuldenberg da, den abzutragen Generationen dauern wird. Ihre nationalistische Eigenständigkeit werden sie verkaufen müssen, ebenso wie sie längst Versprechungen zur Veräußerung ihrer Bodenschätze und landwirtschaftlichen Nutzflächen machen mussten. Und wenn der Bonus des nützlichen Idioten für us-amerikanische Interessen erst passé ist, dann bleibt ein überschuldetes Land als Freiwild für den IWF und seine gnadenlosen, blutrünstigen Schergen übrig. Erinnert sich noch jemand daran, was seinerzeit mit Griechenland geschah?

Als die doitsche Niederlage im Zweiten Weltkrieg immer absehbarer wurde, entstand der Spruch "Genießt den Krieg, denn der Frieden wird fürchterlich!" - trotz der Opferzahlen und des Leids in dieser Zeit.

Vielleicht muss man, wenn man Frieden will, hier ansetzen: Bei den Menschen, die es in der Hand haben, den Konflikt zu beenden, die es aber nicht tun, weil sie Angst vor der Zeit danach haben. Vielleicht sollte man einfach mal ganz empathisch und tabulos fragen, was diese Leute antreibt, und ob man ihnen nicht helfen kann. 

Vielleicht sollte man Netanjahu sagen, er werde gar nicht juristisch belangt, sondern dürfe, wenn er den Krieg beendet, als freier Mensch auf einer schönen Insel ein friedliches Rest-Leben leben, und vielleicht findet man analoge Lösungen auch anderswo und -wie.

Allerdings wird man mit derartigen Deals bestenfalls die Macht-Habenden davon abhalten, weiter Öl ins Feuer zu gießen. Die betroffenen Völker hätten davon erstmal keinen großen Vorteil, außer, dass das Schießen und Morden aufhörte. Die Opfer, die Zerstörungen, das Leid, die Ausbeutung, das Misstrauen müssen sie trotzdem generationenlang ausbaden. Da wird kein Weg dran vorbei führen. 

Ist denen das eigentlich klar? 

Warum eigentlich nicht?


(stark verändert via wiki commons)

Universal war-victims.
Breslau 1945? Butcha 2023? Hamburg 1943?
Gaza 2024? Ashkelon 2024? Sewastopol 1941?
..., ..., ..., 




Donnerstag, 26. September 2024

Reden wir über Ängste

 

Selenskij präsentiert seinem Sugar-Daddy und Lehnsherrn in Washington seinen "Siegesplan" und wie er Russland zum Frieden zwingen will. Zeitgleich hüstelt Putin, man solle die russische Atomwaffen-Doktrin, bitteschön, richtig verstehen.


(stark verändert via tagesschau.de26.09.2024)


Damit hinterher nicht wieder jemand sagen kann, wir hätten nichts davon geahnt, erlaube ich mir die maximal plausible Erklärung für die zeitliche Koinzidenz:

Selenskij macht aktuell genau das, was Russlands größte strategische Angst bei der ganzen Ukraine-Sache war und ist und weshalb man die NATO (oder wen auch immer) nicht so dicht vor der Haustür haben wollte.  

Er nutzt die geographische Nähe, um Moskaus nuklearstrategische Einrichtungen zu bedrohen. Wenn Selenskij die Freigabe bekommt, im russischen Hinterland herumzubomben, kann er auch (!) die russischen Kernwaffen-Lager, die Abschussrampen, die Abwehr-Einrichtungen und deren Logistik bedrohen. Damit wäre Russlands Abschreckungspotential gegenüber den U.S. of A. in Frage gestellt, das "Gleichgewicht des Schreckens", das uns seit 1953 geschützt hat, wäre dahin, und das hieße, die Ukraine hätte den Finger am Abzug für einen "interkontinentalen Schlagabtausch", wie es die Militärs in ihren Bunkern nennen werden. Wir Opfer sagen dazu "globaler Atomkrieg mit mehrfach-vollständiger Ausrottung der Menschheit".

Das Ganze wird folgendermaßen ablaufen.

  1. Die Ukraine ballert auf russische Nachschublager, Straßen und militärische Einrichtungen, wie man das so macht in einem Krieg.
  2. Die Ukraine erwischt - hoppala - eine russsiche Radarstation, wie man das so macht in einem Krieg, aber diese Radarstation dient auch (!) zur Warnung vor interkontinentalen Angriffen. Dieser Fall ist bereits eingetreten, und die Russen haben prompt und automatisch mit der Atom-Keule gewunken.
  3. Die Ukraine erwischt - hoppala - ein russisches Nachubdepot, wie man das so macht in einem Krieg, aber dieses Nachschub-Depot ist auch (!) existenziell zur Versorgung der ICBM-Basen.
  4. Die Ukraine erwischt - hoppala - eine russische ICBM-Abschuss-Installation und wenn die Russen sich beschweren, sagt man, man habe nicht gewusst, dass ausgerechnet da ... usw. 
  5. Parallel installieren die Amis in Deutschland wieder ihre Mittelstreckenraketen, mit denen sie mit minimaler Vorwarnzeit den mählich maroder geschossenen Abwehrschirm der Russen durchschlagen, beschäftigen, sättigen können. Und die servil sabbernden doitschen Politiker*innen applaudieren orgasmisch.

Perfide daran ist, dass die westliche Seite die Nadelstiche sukzessive provokanter gestalten kann, und es an Russland ist, zu irgendeinem Zeitpunkt signifikant zu reagieren. Und dann können wieder alle sagen, wie böse "die Russen" sind, wie menschenverachtend, imperialistisch und aggressiv.

Ich weiß, dass wir offenbar unfähig sind aus der Geschichte zu lernen, aber stellen wir uns einfach vor, auf Kuba säße ein Regime, das unter russischer Ägide anfangen würde, die us-amerikanischen Atomwaffen-Stützpunkte zu beschießen.

Ja, ich weiß, dass wir offenbar unfähig sind aus der Geschichte zu lernen, aber denken wir an die panische Reaktion der Amis während der Kuba-Krise.


(US-Graphik aus 1962 via wiki commons)

Um die Analogie zur Ukraine zu verstehen, müssten wir Kuba noch näher, auf Tuchfühlung, an die U.S. heranschieben. Zwischen New Orleans und Florida ist doch eine passende Lücke.












Mittwoch, 25. September 2024

Lesen!

 

"Die Realität macht 13 Prozent der Gesamtfläche
und 17 Prozent des Gesamtvolumens [des Universums] aus."

Charles Yu: Handbuch für Zeitreisende; Reinbek 2012, S. 44


Falls Du Dich je gefragt hast, wozu Literatur gut ist: Um Sätze wie diese lesen zu können. Und dann drüber nachzudenken.





Hamilton E.: What we are coming to, 1895 








Freitag, 20. September 2024

Wieder die völlig falsche Reaktion

 

Huuuh! "Die AfD Brandenburg verteilt Waffen als Wahlgeschenke" titelt es so und ähnlich hinter den Bezahlschranken und alle flippen wieder aus. Richtig ist, dass eine AfD-Zibbe sogenannte Kubotans, angespitzte Metallstifte, mit dem Aufdruck "Seid wehrhaft" verteilt. Natürlich ist das für normal denkende Menschen eine bescheuerte Idee, als gäb's noch nicht genug Gewalt, und natürlich hat so ein Geschenk, wenn es von der AfD kommt, einen appellativen Charakter, bestimmte Leute zur Gewalt gegen bestimmte andere Leute aufzustacheln. 

Aber die Berichterstattung reagiert wieder planmässig im Sinne der AfD,

  • empört sich titelzeilenträchtig (=> "Auch schlechte Presse ist gute Presse!"),
  • spricht unzutreffenderweise von "Waffen" (=> Verdacht der Inkompetenz oder bewusster Täuschungsabsicht)
  • fordert Verbote (=> ALLES wird verboten...!)

Übersehen wird dabei, dass

  • man Kubotans in verschiedenen Farben für 1,48 €/Stück bei namhaften Online-Versandhäusern bestellen kann, im Dutzend billiger
  • längst Kubotans angeboten werden, die mehr schlecht als recht als Kugelschreiber getarnt ("Tactical Pen") daherkommen.

Ergebnis:

  • AfD hat "Presse".
  • Die Grenzen des Salonfähigen (hier: Aufruf zur Gewalt) werden diskret und feige weiter nach rechts, zur Gewalt, zur Hetze, zur Abschaffung der FDGO verschoben.
  • Bei den eigenen Leuten gilt das Ganze als sehr geschickter Schachzug und wird vermutlich mit viel berechtigter Häme gefeiert.
  • Alle anderen stehen doof da, reiben sich in hirnlosen Diskussionen auf und reagieren  damit exakt so, wie von den Braunbratzen beabsichtigt.
  • Es manifestiert sich erneut der Eindruck, die AfD treibe wieder mal alle vor sich her.
  • Ich könnte wieder mal grell im Strahl kotzen.


(stark verändert via I-net)
Kleiner Tipp: Ich rate dringend davon ab,
den Daumen durch den Ring zu stecken,
wie in der Abbildung dargestellt.
Falls die Sache blöd läuft,
hat Eury Gegnery damit einen idealen Hebel,
Euch den Daumen zu brechen. 







Mittwoch, 18. September 2024

Der implodierte Text

 

Ein guter Freund meinte, man dürfe es nicht dabei belassen, die AfD nur zu verdammen, man müsse auch mal untersuchen, was die Leute an deren Thesen so triggert. Ich fand die Idee nicht dumm, hatte auch schon einige Ideen und angefangen, einen entsprechenden Text zu schreiben. Nebenbei recherchierte ich weiter. Dabei fand ich aber so so viele ekelerregende Zitate und Informationen, so viel dreckige, hinterhältige, bösartige, menschenverachtende, verfassungsfeindliche Dinge, die die AfD-Führer gesagt und getan hatten, dass ich zu dem Ergebnis kam:

Es ist völlig egal, wie verstört und übergangen und politikerverdrossen sich irgendwelche Menschen fühlen - wenn sie mit dieser Kack-Partei auch nur in Ansätzen sympathisieren, sie gar wählen, dann ist Schluss mit lustig!

Der Text, den zu schreiben ich vorhatte, hatte keine Grundlage. Das ist auch eine wichtige, des Bemerkens werte Erkenntnis.


(Implosion - verändert via wiki commons)