Montag, 24. November 2025

Der maximale Universal-Boykott

 

Gerade bei Lidl gewesen. Enttäuscht festgestellt, dass die jetzt auch die kundenfeindlichen Mach's-Dir-doch-selbst-Kassen einrichten und vor der einen (von vier möglichen) menschenbesetzten Kasse eine lange Warteschlange hinnehmen.

Nun gut, denke ich, wenn Ihr meint, Eure Kundys dergestalt gängeln zu müssen, dann werde ich nun auch bei Lidl nicht länger die Abläufe stören. Famila und einige andere Discounter haben mir ja längst signalisiert, dass ich als Kundy nur lästig bin, und meine Erziehung verbietet mir, immer wieder irgendwo hinzugehen, wo ich unerwünscht bin. 

Ich kann gut damit leben, dass der örtliche Einzelhandel dabei ist, sich abzuschaffen. Hygge¹ findet nicht im Supermarkt statt. Ich könnte auch gut damit leben, meinen gesamten Konsum via Online-Bestell-und-Lieferdienste zu regeln. Wenn die mit e-mobilen Fahrzeugen ausliefern, kann die Umweltbelastung kaum größer sein als bei der Logistik der Summe der Tempel des Einzelhandels. 

Einzig, dass man Amazon längst auch boykottieren müsste ... und Google und ... so weiter. Ich finde aber keine sinnvollen Alternativen. Das ist kein Genöhle, sondern ein Appell. 

Und überhaupt: Boykott. Gerade via Fediverse gelernt, was der Verein "Familienunternehmer e.V." macht und wer dazugehört. Wenn man die alle boykottieren wollte, was man aus ethischen Gründen eigentlich müsste, und wenn man dann auch noch Nestlé samt Anhängen und Blackrock samt Anhängen und Israel und Russland und Nordkorea und das Trump-Reich boykottieren wollte, dann wird irgendwann die Luft dünn und das Leben unübersichtlich.

Früher war ich überzeugt, es sei ethisch geboten und sinnvoll, einzelne Drecks-Firmen und Drecks-Länder zu boykottieren. Heute bin ich einen Schritt weiter: Der Boykott einzelner Institutionen bringt in der herrschenden Unübersichtlichkeit gar nichts. Stattdessen versuche ich den Maximal-möglichen-Universal-Boykott, auch Minimalismus genannt oder Konsum-Verzicht oder Nachhaltig leben

Damit schlage ich vier Fliegen mit einer Klappe: 

  1. Ich leiste meinen mini-winzigen Beitrag, Konzern-Profite zu reduzieren.
  2. Ich leiste meinen mini-winzigen Beitrag, eine auch künftig menschenlebenswerte Umwelt zu erhalten.
  3. Ich spare Geld.
  4. Ich minimiere die Lebenszeit, die ich sonst damit vergeudete, Geld zu erwerben, um mir den überflüssigen Shyce leisten zu können.



(Ja, bei der Erstellung dieses Bildes war auch, unter anderem, eine Bild KI beteiligt. 
Aber schließlich und endlich habe ich's mit Paint-net bearbeitet.)




¹ Ich bin gerade dabei zu lernen, dass ein europäisches Wort ja gar nicht geht und natürlich das angelsächsische "Cozyness" zu verwenden ist, wenn man "heimisches Wohlfühlen, kuschlige Gemütlichkeit" meint. ²

² Dass doitsche Begrifflichkeit seit Jahrzehnten im Schicki-Schreib völlig undenkbar ist, ist ja ohnehin klar. 







Dienstag, 18. November 2025

Ein höchstwahrscheinlich völlig wirkungsloser Versuch zum Thema "Rente"


Das Schlimmste, was passieren kann, wird passieren: Die Reichen und die Superreichen werden es schaffen, in der Rentenfrage die Alten und die Jungen gegeneinanderzuhetzen, und während wir uns in hirnlosen Neiddebatten gegenseitig zerfleischen, werden sie daneben stehen und sich kaputtlachen über unsere Blödheit, unsere Unorganisiertheit, unsere nicht vorhandene Solidarität. 

Sie werden sich freudestrahlend High-Fives geben und triumphierend und ein bisschen verwundert feststellen, wie einfach es mal wieder war, wie total dieser erneute Sieg und wie unfassbar fett wieder mal der Profit.

Und wenn wir, die alten und die jungen Normalverbraucherys, uns in diesem Krieg bis zur Erschöpfung gegenseitig bekämpft haben, dann werden irgendwelche christlich-asozialen Politikys kommen und irgendeine drittklassige Regelung ausbaldowern, die beschissen ist für alle Beteiligten, mit Ausnahme der Reichen und Superreichen, die sich am Ende wieder den Arsch vergolden können, weil wir zu blöd sind.

Jahrzehnte später, wieder mal viel, viel zu spät, werden wir dann begreifen, dass der Konflikt um die Rente für die Betroffenen¹ ein Nullsummenspiel war und ist und immer sein wird und dass wir uns wieder mal absolut lächerlich gemacht und erniedrigt haben in den Augen der Herrschenden.

Hier mein letzter Versuch, das scheinbar Unabwendbare vielleicht doch noch abzuwenden:

Wir Alten² wollen, wenn wir im Rattenrennen nicht mehr mithalten können, noch ein paar Jahre selbstbestimmt leben dürfen. Das schließt finanzielle Unabhängigkeit ein. Es steht außer Zweifel, dass wir unsere Ansprüche reduzieren müssen.  Das Argument, man habe früher Mörderkohle eingefahren und müsse folglich auch jetzt entsprechend üppig aus der Solidarkasse bedient werden, ist nicht durchzuhalten. Ein geringes aber auskömmliches Einkommen reicht und müsste definiert werden. Etwa so: Ein Tiny-Haus in flächiger Siedlung mit guter ÖPNV-Anbindung, rattenschnellem I-net, Klo, Dusche, Heizung, Allgemeinmedizinys in erreichbarer Distanz und leidliche Ernährung. Vielleicht noch ein kleines Taschengeld für Süßigkeiten, Bücher, Buntstifte und Papier³. Mehr muss nicht.

Ihr Jungen seid tatsächlich mehrfach gearscht. Der klassische Generationenvertrag ist unwiederbringlich hinüber. Wenn Ihr nicht zu dem asozialen 1 % der Reichsten in diesem unserem Lande gehört, werdet Ihr kaum mehr als ein auskömmliches Einkommen realisieren können (Def. s.o.), aber das würde sowieso schwierig, weil Ihr auch schon wegen des Erhalts einer menschenwürdigen Lebensumwelt von unseren durchgeknallten Luxus-Standards runtermüsst. Große Sprünge werden nicht mehr drin sein, und das muss ja auch nicht.

Und schließlich: Es ist eine glatte Lüge der herrschenden Reichen und Mächtigen, dass kein Geld da ist. Tax the rich. Wer mehr als 100 Millionen Euro besitzt, bekommt eine schicke Urkunde, dass sier alles über diese Summe hinausgehende der Gemeinschaft gespendet hat und künftige Beträge, die über diese Summe hinausgehen, mit 100 % versteuert. Statt Häme und Verachtung könnte man den Besitzys derartiger Urkunden dann vielleicht (!) sogar etwas Respekt entgegenbringen.


Tl,dr: Drei-Säulen-Lösung. Die Alten verzichten. Die Jungen verzichten. Die Reichen werden endlich angemessen besteuert. Ergebnis: Auskömmlich finanzierbare Rente ohne Zank und Streit


("Die Römer in der Dekadenz", T. Couture, 1847, verändert via wiki commons)

Man kann auch mit bescheidenen Mitteln jede Menge Spaß haben.






¹ Die Reichen und Superreichen gehören natürlich NICHT zu den Betroffenen. Die Frage, wovon man im Alter leben soll, wenn man im Rattenrennen des Kapitalismus nicht mehr auf den vorderen Plätzen mithalten kann, betrifft nur uns, die Morlocks. Die Herrschenden haben ihre Schäflein schon qua Geburtsrecht im Trockenen. 

² Ja, ich zähle mich mich in diese Fraktion, obwohl ich es nur so halb richtig fühle. Aber als 63jähriger Frühpensionär wäre alles andere lächerlich. 

³ Ok, die letzten vier Dinge wären wohl eher meine Präferenz, ein bescheidenes Taschengeld umzusetzen. Chacun à son goût.


[edit: Einen Tag nachdem ich diesen Text veröffentlichte, kam der Podcast von Ole Nymoen und Wolfgang Schmitt, wo das ganze Debakel viel grundsätzlicher und kompetenter und ausführlicher beschrieben wird. Dringend empfohlen!]






Sonntag, 16. November 2025

Wieder mal: Die Schuld der Anderen


Aktuelle Diplo, Artikel über "Nützliche Narcos", die verfehlte Drogenpolitik Europas am Beispiel Frankreichs, S. 20, beklagt der Verfasser den öffentlichen Pressesprech, der stets das Bild einer "Überschwemmung" des Landes mit allerhand illegaler Drogen malt und schwerstmehrfach-kriminelle Kartelle v.a. aus Lateinamerika verantwortlich macht.

In der Folge wird dann diskutiert, dass es diese Kartelle in der dargestellten Form überhaupt nicht gibt und - leider nur am Rande - dass zum Überschwemmen ja auch immer die Seite der Abnehmerys gehört. 

Bei vielen (allen?) Dingen, die wir beklagen und die zu beklagen wir medial genötigt werden, sind wir in Wirklichkeit selbst die Verursacher. Welchen Grund gäbe es, tonnenweise Kokain und synthetische Drogen nach Europa bzw. die USA zu schaffen, wenn dort nicht riesige, willige, zahlungskräftige Nachfrage bestünde? 12,8 Milliarden Euro Umsatz in Europa in 2020 nur für Kokain kommen ja nicht aus dem Nichts. Das haben Tag für Tag, Bürgerinnen und Bürger in diesem, unserem Europa unredlich erworben und weggeschnüffelt.

Und weiter: China überschwemmt uns nicht mit sehr guten E-Autos, mit Stahl, PV etc., sondern hiesige Konzerne / Importeurys wittern enorme Profitchancen und dealen entsprechend. Und sollte ich die konzeptionell überalterten, stinkenden europäischen Vehikel kaufen, wenn die Chinesen so viel besseres liefern? Wie blöd müsste ich sein?

Noch einen Schritt weiter: Auch ich beklage immer wieder, wie abhängig wir vom Hegemon USA sind, wie sehr sie uns kulturell, datentechnisch, militärisch in die Ecke drängen usw.. Aber bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass wir selbst alle diese Abhängigkeiten herbeigeführt haben, weil es trotz und alledem hübsch profitabel war und ist. Trump ist doch nur deshalb böse, weil er uns so deutlich spüren lässt, dass wir längst unsere Großmütter, unsere Rest-Seelen und sontwas an den Greenback verschachert haben.

Wir könnten das sofort beenden. Dann wären wir frei, aber wie unbequem ist das denn? Natürlich würde "unsere" (ha-ha!) Wirtschaft erstmal den Bach runtergehen. Natürlich müssten wir Abstriche beim Wohlstand machen ... Na und?

Worauf ich hinaus will: Wir sollten aufhören, die Schuld für alle Misslichkeiten außen zu suchen. Viel mehr sollten wir fragen, was wir als Staat, als Gemeinschaft entschieden haben, d.h. wo wir uns bereitwillig korrumpieren ließen und lassen, und jedy Einzelny muss diese Frage ganz allein für sich prüfen. Täglich. Immer wieder.

Will ich, was ich tue?
Tue ich, was ich will?





Guilty Pleasure:
Ein Photo, von einer Bild-KI verändert,
danach von mir weiterbearbeitet.
Ich bin gespalten, was KI-Einsatz angeht,
aber das hier mag ich:
Trikefliegen in phantastischer Umgebung.


Donnerstag, 13. November 2025

Eine Erkennntnis zur Enkelfrage

 

Zur Beantwortung der Enkelfrage ©, warum wir nicht ... und wie konnten wir ...

Unser zentrales Versagen liegt in der schulischen Bildung. Es ist uns nicht gelungen, überlebenswichtige Qualifikationen zu vermitteln, z.B. die Erkenntnis

  • dass eine menschenlebenswerte Umwelt nur eine nicht-ausgebeutete, nicht-kapitalisierte Umwelt sein kann,
  • dass menschenwürdiges Leben nur dann gelingen kann, wenn es solidarisch ist und wenn die einzige und höchste Pflicht der Starken¹ darin besteht, die Schwachen¹ zu unterstützen,
  • dass ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, das vom Konzept maximal hemmungsloser, endloser individueller Gier nach Geld und Macht gesteuert ist, dauerhaft keine positiven Resultate für die Allgeminheit bringen kann,
  • dass geistige, körperliche, sexuelle und biologische Diversität notwendig und wünschenswert und spannend ist,
  • dass es keineswegs reicht, irgendwie für Demokratie, Menschenrechte und Umweltschutz zu sein, sondern dasss man aktiv gegen verknöcherte, destruktive Strukturen antreten muss, gegebenenfalls mit den Mitteln zivilen Widerstands.

Stattdessen versuchten wir, unkritische, überangepasste, hirntote Morlocks heranzuzüchten, die das Kacksystem perpetuieren. Wir korrumpierten sie sozialmedial mit Versprechungen, wenn sie nur lang genug fleissige Sklavendienste für die endlose Kapital-Akkumulation des superreichen 1 Prozent verrichteten, dürften sie vielleicht auch so ein Kack-Leben in flüchtigem Tand- und Glitterkram abreißen wie wir. 

Den ursprünglichen Auftrag von Schule, mündige Staatsbürgys zu erziehen, unterliefen wir, indem wir die Fachinhalte von jeder effektiv-kritischen Konsequenz entkoppelten. Bio, Chemie, Physik vermitteln das Wissen, wie Treibhausgase wirken, aber nicht, dass die Kacke bereits grell-lila am Dampfen ist und dass man spätestens jetzt, in diesem Moment, drastische Maßnahmen ergreifen müsste. Geschichte und Deutsch lehren, wie unmenschlich Diktaturen sind, aber nicht, dass man jetzt, bitteschön, dringend etwas gegen die Neo-Nazis in Doitschland und der Welt aktiv unternehmen muss. "'Nie wieder' ist jetzt."

Was die angeblich Sozialen Medien inclusive hegemonial lancierter Fake-News im Verbund mit einem zum Hofberichterstatter heruntergekommenen ÖRR und im Verbund mit vorauseilend angepassten, garantiert kritik-freien Curricula in den Köpfen junger Menschen anrichten, lässt uns mit Erstaunen und Respekt zurück, wenn wir denn sehen, dass die jungen Leute teilweise doch gar nicht so totalverblödet sind, wie man angesichts der Multi-Kanal-Propaganda-Berieselung erwarten sollte.



(via wiki commons)
Der Undercut war nie aus der Mode. Seitenscheitel auch nicht.
Schade eigentlich. 





¹ Diffuser Begriff, ich weiß. Es gibt z.B. intellektuelle, psychische, körperliche, finanzielle, militärische Stärke. Du kannst Deine Stärke nutzen, um Schwächere platt zu machen und Dir selbst dadurch Vorteile zu verschaffen. Dann bist Du ein Arschloch. Du kannst aus Deiner Stärke auch die ethische Verpflichtung ableiten, Schwächere zu unterstützen. Dann bist Du ein Mensch. 





Freitag, 7. November 2025

Meisen-Macken und Spatzen-Spackos

 

Ganz absichtsvoll hängt im Blickfeld aus dem Fenster meines Arbeitszimmers eine Futterstation für Kleinvögel. Win-win: Die Piepser bekommen eine willkommene Nahrungsergänzung und ich moderate Ablenkung. 



Spatzen und Meisen sind die häufigsten Gäste und geben reichlich Gelegenheit für Verhaltensstudien.

Spatzen treten meist rudelweise auf. Folglich gibt es um die nur zwei Sitzstangen stets Hauereien, niemand kann in Ruhe fressen, weil im Gezweig die neidische Mischpoke ansitzt, um im Sturzflug alle Mitbewerberys rüde wegzuschubsen und dann, nach einem hektischen Happen, sofort selbst weggeschubst zu werden. Die Taktik ist völlig blödsinnig, weil sie sehr viel Energie verschwendet und weil es anschließend immer wieder Phasen gibt, in denen die Futterstation völlig verwaist ist. Die ganze Hektik, all die Kämpfe, sind also völlig unnötig und wären leicht vermeidbar. 

Meisen, überwiegend Kohlmeisen, kommen meistens solo und picken aus der Körnermischung bevorzugt die Sonnenblumenkerne heraus. Was ihnen im Weg ist, die Weichkörner, wird achtlos rausgeschmissen. Wenn die Situation es zulässt, zerlegen die (dreisteren unter den) Meisen die Sonnenblumenkerne bereits auf der Sitzstange. 

Dabei kann man beobachten, dass sie, während sie den einen Kern zerlegen, vom Anblick weiterer Kerne in der Futterstation animiert werden. Sie schnappen zu, haben den Schnabel voll und können folglich die Arbeit an dem bereits angefangenen Kern nicht weiterführen, lassen also den ersten Kern fallen, beginnen mit dem zweiten, werden wieder durch die in der Futterstation wartenden Kerne getriggert usw. usw.

Können wir aus diesen Verhaltensweisen etwas lernen?

Unsolidarische Gruppen, die mit einem Hauch Klugheit und Solidarität ein sehr viel angenehmeres Leben haben könnten, aber es bevorzugen, aufeinander rumzuhacken und sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen?

Verschwenderische, gierige Individuen, die - von Instinkten, nicht Verstand, getrieben - immer mehr und immer mehr wollen, niemals genug kriegen können und trotzdem nie wirklich glücklich sein werden?

Nää, da fällt mir nix ein, was man da lernen könnte. Ist das jetzt ein Gleichnis, oder was? Versteh' ich nicht.










Dienstag, 4. November 2025

Habe ich noch Bock auf Blog?

 

Entschuldigt, liebe Lesys, die verhältnismäßig lange Sendepause. Ich hadere mit der Frage, wie ich diesen Blog weiter betreiben will. 

KI-Schlotze ("AI-Slop") erschlägt alles. Es ist furchtbar einfach geworden, unangenehme Fakten, Argumente und Meinungen von Bots niederschreien zu lassen. Bewusste Fakes, gezielt manipulierte Algorithmen, ungewollte LLM-Halluzinationen, Influencys, die schwachen Sinnes aber hochgradig opportunistisch und korrupt sind, Journalistys und Autorys, die zwar keine Redaktion und kein Lektorat mehr kennen, aber ihre KI-angedickten Texte hinter Hoch-Profit-Paywalls verschanzen und schließlich Wissenschaftlys, die sich wissend den Raubtier-Verlagen hingeben und somit die Kulturtechnik wissenschaftlichen Arbeitens und Veröffentlichens mit heller Flamme abfackeln ...

Meine Hoffnung war, dass ich, unbeeinflusst von alledem, diesen Blog weiterführen könnte, aber mindestens zwei Aspekte sprechen dagegen:

1. "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." (Adorno)

Das Internet ist im Arsch! Ich merk's am eigenen Misstrauen. Jedy Idioty haut Text raus, es gibt keine Scham mehr, keine Zurückhaltung. Wahrheit ist nicht mehr Wert an sich, sondern beliebig geworden, und sie wird pervertiert (=umgedreht") und zwangsprostituiert von den Reichsten und Mächtigsten. In diesem Kontext, in dem ich selbst keinem Elaborat mehr vertrauen mag, soll ich von Menschen erwarten, sie könnten meine Texte und Bilder noch würdigen? Ich tät's ja selbst nicht. 

Die Zone ist mit Shit gefloodet. Den Gestank ertrag ich nicht, und ich will mich auch nicht bekleckern.

2. "Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!" (Brecht)

Die Ethik und die Demokratie sind weltweit auch im Arsch! Überall brechen die Dämme. Den krankhaft machtgeilen Egomanen wird von den vollverblödeten Menschen aller Nationen freiwillig die nahezu absolute Macht in die Hand gegeben. Die Reichen haben längst über die Armen triumphiert, die Starken rauben die Schwachen aus, und nirgends regt sich Widerstand. Soll ich in so einer Situation lustige bzw. zynische bzw. philosophische Texte absondern? 

Es wäre im Sinne des Brecht-Zitats völlig daneben. Wir "Kopfarbeitys" müssen endlich mal kapieren, dass das kluge, stichhaltige Argument keine zielführende Methode mehr ist. Es gibt keinen Diskurs mehr, wir können uns unsere Argumente folglich dahinstecken, wo die Sonne nie scheint.

Conclusio: Ich werde diesen Blog nicht beenden. Das habe ich schon ein paar Mal gemacht und dann doch immer wieder neu angefangen. Aber ich muss ein bisschen nachdenken und herumprobieren. Danke für Euer Verständnis.



Um es ganz klar zu sagen:
Bei der Erstellung dieses Bildes war auch (!) eine KI beteiligt.
Aber ich habe auch wesentlich dran rumgemacht.

Es gibt keinen Elfenbeinturm.
Wir machen uns höchstens lächerlich.









Dienstag, 28. Oktober 2025

Das Leben stinkt!

 

Es ist eine absolut blödsinnige Sache, dass man Welterkenntnis prinzipiell zu spät erhält.

Mich überfiel vorhin der Gedanke, was für ein cooler, kluger, toller Hecht ich, sagen wir, in meiner Studienzeit vor, ogott, vierzig Jahren gewesen wäre, wenn ich damals schon das Wissen, die Gelassenheit, die Erfahrung im Umgang mit Menschen gehabt hätte, die ich heute habe. Alle Welt hätte mich wegen meines einfühlsamen, freundlichen Wesens geliebt, wegen meines umfassenden Wissens geachtet, wegen meiner Weisheit gelobt ... 

Aber so? Ein Irrender war ich, einer, der sich durch Versuch-und-Irrtum, vor allem durch Irrtum, aus der Begrenztheit seiner kleinbürgerlichen Sozialisation der frühen 1960er in winzigen, mühevollen Schritten herausfummeln musste. Der Weg war nicht nur gepflastert mit Fehlern, er bestand ausschließlich aus Fehlern und Peinlichkeiten, die mich heute noch in extremer Scham erstarren lassen.

Die richtig unfaire Kackscheiße ist aber, dass, wannimmer ich das Gefühl hatte, mich einigermaßen leidlich in eine Lebenssituation eingefunden zu haben, diese Phase auch schon wieder vorbei war. Neulich sagte ich einer Freundin, ich fühlte mich geistig gar nicht wie 63, sondern irgendwo zwischen 19 und 40. Vielleicht muss ich diese Aussage dahingehend korrigieren, dass ich diese früheren Lebensphasen inzwischen geistig einigermaßen durchdrungen habe und mich folglich dort wohlfühle. 

Vermutlich hätte ich längst schon anfangen müssen, mir die Denk- und Verhaltenssettings für "Mitte 60 bis Ende" zu erarbeiten. Aber da fühle ich mich noch gar nicht. Also werde ich wieder der Spätentwickler sein, es wird wieder ein Riesen-Haufen von Fehlern und Peinlichkeiten über mich hereinbrechen. Ich kann's nicht ändern.

Das hört nie auf. Es ist zum Kotzen.


Plakat zu Brooks "Life stinks"
(Sehr stark verändert via I-net)






Montag, 27. Oktober 2025

Exkurs zum Faschismus-Baukasten (s.u.)

 

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein ironisierender zweiter Teil zum Faschismus-Baukasten erscheinen, aber gestern Abend sah ich eine Aufzeichnung von Böhmermanns "Versammlung der International Comedy Union" vom 24.10.2025. Darin: Eine Übertragung des Gigs der us-amerikanischen Comedian Jena Friedman (ab 13:20), die sich entschuldigte, nicht persönlich anwesend sein zu können. Die Erklärung lieferte der Moderator (ab 17:10) mit dem (nicht lustig gemeinten) Hinweis, Friedman habe Schwierigkeiten bei der Ausreise und bei der Wiedereinreise aus/in die USA befürchtet, wenn ihr Auftritt dort bekannt würde. 

Es ist völlig sinnfrei, aus unserer europäischen Sicht beurteilen zu wollen, wie realistisch Friedmans Befürchtungen sind. Entscheidend ist, dass in den USA inzwischen eine Stimmung herrscht, die derartige Befürchtungen entstehen und wirksam werden lässt.

Verzeiht, liebe Lesys, aber mir ist gerade nicht mehr nach lustigem, ironisierendem Umgang mit dem US-Faschismus. Mir war nicht klar, dass die Lage dort inzwischen so weit fortgeschritten ist. Das militärisch und wirtschaftlich mächtigste Land der Welt wird ein Nazi-Staat.

Wir haben ein echtes, schlimmes Problem.


(Jena Friedman 
verändert via wiki commons)





Samstag, 25. Oktober 2025

Der kleine Faschismus-Baukasten --- Teil 1: Zutaten

(You will find a translation into English below.)

Es ist ja putzig, wie sehr weltweit überall versucht wird, einst einigermaßen demokratische Staaten in totalitäre Autokratien umzuwandeln. Und obwohl es nur selten zugegeben wird, haben alle, die daran beteiligt sind, das eine große Vorbild im Kopf, den toitschen Nationalsozialismus, das Original, die NSDAP unter ihrem Führer Adolf Hitler.

Leider gibt es bei den zahlreichen Versuchen, das ewige Ideal zu kopieren, zahlreiche Missverständnisse, die wir an dieser Stelle ausräumen wollen. Was braucht man also, um einen menschenverachtenden, massenmörderischen, faschistischen Staat richtig aufzubauen?

1. Allgemeine Grundlagen

Drei grundlegende Zutaten sind für den Anfang zwingend erforderlich¹: 

  • Ein Haufen hirntoter, kleinpimmeliger, ungebildeter Spießer voller Minderwertigkeitskomplexe.
  • Ein paar superreiche, zynische, grenzenlos profitgeile Arschlöcher.
  • Einen größenwahnsinnigen subklinischen Psychopathen mit krankhaft-übersteigerter Egomanie


2. Der Führer

Es ist immer enttäuschend, wenn man erfährt, was für kaputte Dummbratzen die obersten Führer eigentlich darstellen. Das liegt daran, dass da in Wirklichkeit kein hyperintelligentes Genie aus eigener Kraft irgendwie die Macht und Herrlichkeit erfunden und an sich gerissen hat, da ist kein naturbegabt staatsmännisches, vom Schicksal auserwähltes Wesen. Stattdessen: Die Macht lag herum. Die Menschenmassen waren geil darauf, sich irgendwem unterzuordnen. Bloß nicht selber denken oder gar entscheiden. 

In so einer Situation kann jeder machtgeile Idiot die Macht "ergreifen", er muss wirklich nur zugreifen. Oder glaubt Ihr wirklich, dass der Wiener Kunstmaler ein vom Schicksal auserwähltes Genie war? Oder Trump? Oder Erdogan? Oder, oder, oder.

3. Die Superreichen

Krieg belebt das Geschäft. Krieg diszipliniert die arbeitenden Massen. Zu viel Frieden führt zu zuviel Wohlstand, und die Massen haben Zeit nachzudenken und werden aufsässig. Kapitalismus und Krieg bedingen einander. Wenn Du Profit maximieren willst, hetze die Menschen gegeneinander. Faschismus ist die Lösung.

4. Die kleinpimmeligen Spießer²

In einer Gesellschaft, die in das Höllenloch des Faschismus kippen will, muss es einen gewissen Prozentsatz von Protofaschisten geben, manche sagen, 3 % reichten, andere vermuten, es müssten 15 % sein. Mehr auf keinen Fall. Diese Menschen müssen folgende Eigenschaften haben:

  • Minderwertigkeitskomplexe
  • Mangelnde natur- und geisteswissenschaftliche Bildung
  • Daraus resultierend die Auffassung, man wisse alles, was man wissen müsste und was man nicht wüsste, müsse man auch nicht wissen, weiteres Lernen sei demnach völlig unnötig. Vulgo: "Gesunder Menschenverstand"
  • Mangelnde Empathie-Fähigkeit
  • Das Gefühl, von obskuren, elitären Mächten unterdrückt unter unterprivilegiert zu sein
Diese Gefühls-Melange führt dazu, dass der kleinpimmelige Spießer nichts mehr herbeisehnt als jemanden, der ihm sagt, er sei gar nicht das allerletzte Arschloch, sondern es gäbe Menschen, die noch viel wertloser seien als er und auf denen er nach Belieben herumtrampeln dürfe. 


Die Basis: Der kleinpimmelige Spießer




¹ Ich werde hier nicht gendern. Das wäre einfach unzutreffend.

² Auch hier gendere ich nicht. Den kleinpimmeligen Spießer gibt es auch mit Doppel-X-Chromosomen. Oder es gibt ihn mit XY plus einen völlig vermickerten Anhang, die nichtswürdige Spießerella.






The Little Fascism Construction Kit ---  Part 1: Ingredients

It is amusing how, all over the world, attempts are being made to transform once reasonably democratic states into totalitarian autocracies. And although it is rarely admitted, everyone involved has one great role model in mind: German National Socialism, the original, the NSDAP under its leader Adolf Hitler.

Unfortunately, in the numerous attempts to copy this eternal ideal, there are many misunderstandings that we would like to clear up here. So what does it take to properly build a fascist state that despises humanity and commits mass murder?


1. General principles

Three fundamental ingredients are essential to get started¹:

  • A bunch of brain-dead, small-dicked, uneducated philistines full of inferiority complexes.
  • A few super-rich, cynical, boundlessly profit-hungry arseholes.
  • A megalomaniacal subclinical psychopath with a pathologically exaggerated egomania.


2. The Führer

It is always disappointing to learn what broken idiots the top leaders actually are. This is because, in reality, there is no hyper-intelligent genius who somehow invented power and glory on his own and seized it for himself; there is no naturally gifted statesman chosen by fate. Instead, power was just lying around. The masses were eager to submit to someone. Anything but thinking for themselves or even making decisions. 

In such a situation, any power-hungry idiot can ‘seize’ power; all they really have to do is grab it. Or do you really believe that the Viennese painter was a genius chosen by fate? Or Trump? Or Erdogan? Or, or, or.


3. The super-rich

War stimulates business. War disciplines the working masses. Too much peace leads to too much prosperity, and the masses have time to think and become rebellious. Capitalism and war are mutually dependent. If you want to maximise profits, set people against each other. Fascism is the solution.


4. The small-dicked philistines²

In a society that wants to plunge into the hellhole of fascism, there must be a certain percentage of proto-fascists. Some say 3% is enough, others suspect it must be 15%. No more than that, in any case. These people must have the following characteristics:

  • Inferiority complexes
  • Lack of education in the sciences and humanities
  • As a result, the belief that one knows everything one needs to know and that what one does not know, one does not need to know, and that further learning is therefore completely unnecessary. Vulgo: ‘Common sense’
  • Lack of empathy
  • The feeling of being oppressed and underprivileged by obscure, elitist powers

This mixture of feelings leads to the small-dicked philistine longing for nothing more than someone to tell him that he is not the poorest. least arsehole of all, but that there are people who are even poorer and even more worthless.



¹ I will not use gender-neutral language here. That would simply be inaccurate.


² Again, I am not using gender-neutral language here. Small-dicked philistines also exist with double X chromosomes. Or they exist with XY plus a completely mangled appendage, the free-of-own-will-or-thought-philistineella.





Freitag, 24. Oktober 2025

Warum zerreißt's uns nicht?

 

Bin gerade über das Fediverse auf diesen Artikel der Firma "Artemis" aufmerksam geworden. Dieses Finanz- und Versicherungs-Unternehmen hat sich weltweit auf sogenannte Katastrophenanleihen, "Catastrophe bonds", spezialisiert.

Der Artikel verheißt uns die frohe Botschaft, dass unter der Führung von Blackstone (nicht mir Blackrock zu verwechseln, obwohl verbandelt) diverse globale Finanz-Konzerne ein Konstrukt geschaffen haben, das speziell mit und aus Klima-Folgen-Katastrophen Profit schlagen kann. Wie das im Einzelnen funktioniert, mögen die interessierten Lesys in dem paywall-freien Artikel nachlesen.

Mich faszinieren folgende Punkte:

  1. Die Finanzbranche hat längst den anthropogenen Klimawandel und die absehbar katastrophalen Konsequenzen akzeptiert und in die Kalkulation der entsprechenden Versicherungen eingepreist. (Hier das Beispiel der Munich Re.) Das wird auch ganz offen kommuniziert.
  2. Aus dem Artemis-Artikel geht hervor, dass die Konzerne mit den klimabedingt steigenden Versicherungsprämien längst erhebliche Profite erzielen, dass sie nun aber darüberhinaus auch profitable Wetten auf das Eintreten der prognostizierten Katastrophen abschließen können, vergleichbar mit der Möglichkeit, aus fallenden Aktienkursen Gewinn zu schöpfen.
  3. Im sehr bemerkenswerten Kontrast zu den Finanz-Konzernen ist den Energie-, Agrar- und Auto-Konzernen nicht daran gelegen, den anthropogenen Klimawandel zuzugeben. Dementsprechend installieren sie allüberall ihre Polit-Clown-Marionetten, die uns davon überzeugen sollen, am Fossilismus festzuhalten.
  4. Was mich aber am aller-, aller-, allermeisten fasziniert: Wie kriegen wir, die Normalverbraucherys am untersten Ende der kapitalistischen Ausbeutungskette, wie kriegen wir es hin, uns von diesen diametralen Widersprüchen in den Aussagen unserer Herrschenden nicht zerreißen zu lassen? Niemand fragt, niemand zweifelt. 
[Edit 25.10.2025:

Fazit: Ab jetzt haben also nicht nur die Energie-, Agrar- und Auto-Konzerne kein Interesse mehr, die Klimakatastrophe abzuwenden, auch die Finanz-Konzerne haben nun herausgefunden, dass sie Mörder-Gewinne machen können, wenn die Klimakatastrophe so richtig katastrophal wird. Das sind zwar ganz beschissene Zukunftsaussichten für uns Normalverbraucherys, aber es erklärt so ziemlich alles, was die Herrschenden in Ost & West und übern Teich und überall in Sachen Klima tun bzw. nicht tun.]




(Stark verändert via I-net)