Sonntag, 5. Januar 2025

Verzweifelte Fragen

 

Ich schwöre so einen richtig fiesen, alttestamentarischen Brutalo-Eid, dass die folgenden Fragen nicht rhetorisch intendiert sind. Sie enthalten keinen versteckten Appell, keine Ironie etc., sondern verstehen sich rein auf der Sachebene. Ich würd's einfach nur gerne wissen.

Ausgangspunkt ist dieser Text auf heute.de vom 01.01.2025 mit dieser ¹ Grafik:



Putin und Selenskij feiern es laut Text als je eigenen Sieg, dass zum 31.12.2024 die russischen Gaslieferungen durch die eingezeichneten Pipelines eingestellt wurden. Grund sei das verlängerungslose Auslaufen eines Durchleitungsvertrages zwischen der russischen Firma Gazprom und der ukrainischen Naftogaz.

Jetzt die Fragen:

Erste Frage: Trifft es zu, dass 1043 Tage lang problemlos russisches Gas durch die ukrainischen Leitungen nach Europa gepumpt wurde, während sich die Ukraine mit europäischer Unterstützung in einem heißen De-facto-Krieg mit Russland befand und nach wie vor befindet?

Zweite Frage: Warum hat die Ukraine die Leitungen nicht sofort dicht gemacht, als die Russen einmarschierten?

Dritte Frage: Kaum zu leugnen, dass militärische Hochwert-Einrichtungen wie Kommando- und Kontrollzentren, Raketenstellungen, Radar etc. oft nahe Objekten installiert werden, die der Gegner nur ungern treffen würde, weil es z.B. propagandistische Nachteile brächte (Schulen, Hospitäler). Haben die Ukrainer versucht, die Pipelines zu nutzen, um ihre Hochwert-Objekte zu schützen? 

Vierte Frage: Wie muss ich mir die Situation an der ukrainisch-russischen Frontlinie vorstellen, wo die südliche Trasse mitten durch das Kampfgebiet verläuft? Haben die Kommandeure auf beiden Seiten ihren Leuten gesagt: "Nur Menschen umbringen, auch gegnerische Waffen und Infrastruktur zerstören, aber AUF KEINEN FALL die Pipeline beschädigen!"? 

Fünfte Frage: Falls ja: Wie wurde das auf beiden Seiten den Soldat*innen gegenüber begründet, die unter grausamsten Bedingungen rund um die Uhr bis zur totalen Erschöpfung ihr Leben für ihre jeweiligen Mutter*Vaterländer einsetzten? "Du darfst massenhaft Menschen umbringen, aber bei der Pipeline, da gipp's einen Vertrag zwischen zwei Konzernen, da dürfen wir nicht gegen verstoßen." Oder "Jaaa, Menschen töten ist ok, aber hier geht's um Geld, um richtig viel Geld, das ist 'ne ganz andere Nummer!"?

Fünfeinhalbte Frage: Warum drehen die Soldat*innen beider Seiten bei sowas nicht durch?

Sechste Frage: Das gilt analog für den gesamten Luft- und Raketen- und Drohnenkrieg: Hyperschallraketen,  ATACMS, am liebsten auch Taurusse und weiß der Himmel was noch werden eingesetzt, um gegnerische Wohngebäude, zivile und militärische Infrastruktur, Militäranlagen, Truppen usw. auf hunderte Kilometer hinter der Frontlinie zu attackieren. Aber die Pipelines werden ausgespart. Warum?

Siebte Frage: Die Ukrainer haben höchstvermutlich mit amerikanischer Hilfe NordStream2 gesprengt, damit die Russen kein Geschäft mit den Deutschen bzw. den West-Europäern machen können, so dass wir nunmehr das sauteure, dreckige US-Fracking-Gas kaufen müssen. Was ist der Unterschied zwischen NordStream2 und den Leitungen durch die Ukraine?

Zusammengefasste Kernfrage: Kann mir, bitte, jemand helfen, folgende kognitive Dissonanz aufzulösen?: Bei dem Ukraine-Krieg geht es auf beiden Seiten um menschliches Sterben und unfassbares menschliches Leiden, da müssen wir also mit aller Härte und aller Konsequenz und den modernsten, schrecklichsten Waffen zuschlagen. Bei den Pipelines hingegen geht es auf beiden Seiten um Profit, da müssen wir also Rücksichten nehmen, Zurückhaltung üben, uns an Verträge halten.

Letzte Fragen: Bin ich wirklich der Einzige, den diese Fragen quälen? Falls ja: Warum? Warum dreht die Welt, die das Ganze hautnah miterleben kann, nicht durch? Oder mache ich vielleicht irgendwo einen Denkfehler? 


(stark verändert via wiki commons)

(...)

He's the Universal Soldier and he really is to blame
His orders come from far away no more
They come from here and there and you and me
And brothers, can't you see?
This is not the way we put the end to war

Donovan: Universal Soldier




¹ aus Copyright-Gründen hier stark verfremdet dargestellten





Donnerstag, 2. Januar 2025

Standortbestimmung

Jahresanfangs-Ritual. In der Zeit "zwischen den Jahren" kann man das Hirn dümpeln lassen, und wenn man jetzt wieder Fahrt aufnimmt, ist's klug sich kurz zu orientieren, wo man ist und wo es hingehen soll.

Um in der maritimen Metaphorik zu bleiben, machen wir eine Kreuzpeilung zur Standortbestimmung.

Landmarke 1:

”There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.” Warren Buffett in New York Times, 26.11.2006

Landmarke 2:

Im Gegensatz zur "rich class" ist es den Nicht-Reichen dieser Welt nicht gelungen, sich zu einem gemeinsamen Widerstand zu solidarisieren. Durch dümmlichen Egoismus und Opportunismus lassen sie sich immer wieder korrumpieren und gegeneinander ausspielen. Das ist so dumm, dass mein Mitleid täglich schwindet.

Landmarke 3:

Das Projekt der Aufklärung ist, was den Großteil der Specie Homo sapiens angeht, gescheitert. Das Konzept, durch Experimente falsifizierbares Wissen zur Grundlage relevanter und rationaler Entscheidungen zu machen, hat sich nicht durchgesetzt. Das Verhalten des Individuums hat sich emanzipiert von der Fähigkeit, sich seines Verstandes zu bedienen.¹ Es gibt keine normative Erwartung mehr, Du solltest Dich vernunftgemäß verhalten.

Landmarke 4:

Mit dem Konzept der Vernunft ist auch die Idee der Demokratie untergegangen. Demokratie bedeutet eigentlich, dass mündige Staatsbürgerys als höchste staatliche Macht entscheiden, was langfristig gut und förderlich für die Gemeinschaft ist. Und die Aufgabe der Parteien ist, diesen Willen zu bündeln und in praktisches Handeln umzusetzen. Demokratie bedeutet nicht "Wähl' Dich reich!" und auch nicht "Lass Dir von krankhaft machtgeilen, hemmungslos egomanischen Menschen das Blaue vom Himmel versprechen und statte sie im Gegenzug mit unsäglicher Macht aus!".

Bittere Bilanz, oder? ² In welche Richtung soll man jetzt losschippern? 

Ich versuche es immer wieder mit Hoffnungslosigkeit. Mit einer No-future-Mentalität. Es spricht alles, alles, alles dagegen, dass wir einen Kurswechsel schaffen werden. Und selbst wenn wir es hier, in dieser Region, in Doitschland, in Europa wider Erwarten hinkriegen sollten, dann warten da noch sieben bis acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten, die vielleicht nicht einsehen, dass die Weißen nun ihren Konsum-Spaß gehabt haben, dass jetzt aber tunlichst Schluss damit sein muss, und zwar für alle (außer für die Super-Reichen), unabhängig von der Frage, wieviel Konsum- und Umweltzerstörungs-Spaß man bis dato gehabt habe ...

Versetze ich mich in die Lage einer*s Tuvaluys, Chinesys oder Indys, dann würde ich vermutlich auch eher schmallippig reagieren, wenn alte, weiße Männer mir erläuterten, ich müsse jetzt den Ressourcen-Riemen enger schnallen, denn sie, die Weißen, hätten in den letzten Jahrzehnten alle Ressourcen verballert, als gäb's kein Morgen (= KEINE Metapher!) und nun sei die Kacke am Dampfen.

Nein, wir, als Menschheit werden's nicht packen, eine menschenwürdige Umwelt zu bewahren. Und da das so ist, kann ich als Individuum eigentlich jetzt gleich vom Spar- und Sorgfaltsmodus in den Endzeit-Jetzt-ist-sowieso-alles-egal-Modus umschalten. Mögen die Weltuntergangs-Saturnalien beginnen! Endlich darf ich mich wie die maximale Drecksau benehmen, als rücksichtsloses Arschloch in der Masse der rücksichtslosen Arschlöcherys³.

Klappt leider nicht, das mit No-future. Ich bin zu doof zum Resignieren.

Anders gesagt: Ich bin zu doof, mir ein Leben vorzustellen, in dem ich mich nicht strebend bemühe. Würde ich nur noch für meinen je kurzfristigen Lustgewinn leben, verlöre ich also die Ambition, meinen ethischen bzw, rationalen Idealen morgen näher zu sein als heute, würde ich mich ungesund fühlen, faulig, stinkig, kraftlos, schimmlig, einfach bäh. Ich würde erst geistig und dann auch ganz schnell körperlich verfallen, hundertmal schneller als ohnehin die Biologie diktiert. 

Nein, je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass ich mich zwar einerseits oft selbst für einen faulen, bequemen Sack halte, dass ich aber andererseits ziemlich gut darin bin, mir im Kognitiven, Emotionalen und Körperlichen eine gewisse Spannung und Aufrichtung zu erhalten. Das möchte ich keinesfalls missen.

Deshalb: Ich werde also auch in 2025 weiter mit mir und der Welt hadern, zuweilen grell im Strahl kotzen, vielleicht auch mal kleine Erfolge leise lächelnd zur Kenntnis nehmen. 

Das ist der Kurs. Mal sehen, wo ich damit ankomme.



(verändert via wiki commons)







¹ Kants Denkfehler: Wenn Menschen kraft ihrer Vernunft das Richtige und Wahre erkennen würden, würden sie entsprechend handeln. Wie gut, dass er nicht sieht, was Klimawandel-Leugner, Faschos, Fundamentalisten, Querdenker und  Konzerne usw. heute treiben. 

² Natürlich kribbelt's mir in den Fingern, hier massenhaft konkrete Beispiele anzuführen, aber das wird in den künftigen Blog-Artikeln zur Genüge geschehen.

³ Interessante Frage übrigens: Kann und sollte man "Arschloch" gendern? Antwort: Spricht man vom Arschloch im anatomischen Sinne, also vom Anus, dann erübrigt sich das Gendern. Steht das "Arschloch" aber sinnbildlich für Menschen, die nichts als Scheiße absondern, dann sollte man berücksichtigen, dass es sowohl weiblich bzw. männlich sich verstehende als auch non-binäre, diversgeschlechtliche und Trans- Arschlöcher gibt. Und ja, ich gendere gerne mal nach Phettberg.














Dienstag, 17. Dezember 2024

Stau - Gedanken

 

Die Zufahrt zum Stadtautobahnring ist dicht. Baustelle. Zum Glück kenne ich Ausweichrouten, Schleichwege. Bin aber wohl nicht der Einzige, der diese Routen kennt. Sie sind auch dicht. Stau, Stillstand, Verkehrskollaps.

Wo kommen die vielen Menschen her? Was machen die hier - an einem Dienstagvormittag? ¹

Klaustrophobie ist die Angst vor engen Räumen, Agoraphobie meine Angst, in großen Räumen von Menschenmassen eingekeilt zu sein. Eine verkehrskollabierte Innenstadt ist der Ort, an dem man beides gleichzeitig erleidet. 

Ich weigere mich aber, meine Angstreaktion als Angststörung zu betrachten, neige eher zur Annahme, dass nur eine soziokulturell deformierte Psyche sich in derartiger Zwangslage nicht unwohl fühlt. Die Metropolregion Tokio hat aktuell etwa 37,2 Millionen Einwohnys ² und etwa 3.000 Einwohnys pro Quadratkilometer. Hier im Ammerland sind's 177 pro qkm, und ich finde, es wird hier langsam eng. 

Neulich wurde in irgendeiner Arte-Doku über Nachhaltig und Klima und Wohnen und Zukunft und so³ gesagt, die lockere Verteilung der Wohnbebauung außerhalb unserer Städte sei energetisch ganz großer Mist wegen Wärmedämmung, Verkehrsanbindung, Versorgung u.v.a.m. Wir sollten uns des Klimas und der Umwelt zuliebe stattdessen angewöhnen, die positiven Aspekte des Wohnens in größeren Einheiten in Mega-Cities, vielleicht sogar in Arkologien zu würdigen. 

An der Stelle spürte ich, wie ein ganz kreatürlicher Trotz von mir Besitz ergriff. Mir fielen einige Science-fiction-stories ein, deren Handlung vom Gegensatz zwischen den smarten Bewohnys hochtechnisierter Mega-Cities und den barbarischen, sturen Natur-Leuten außerhalb lebt. Und ich habe mich nie anders als in der Rolle des alten, faltigen, verwilderten, trotzigen, griesgrämigen Sacks gesehen, der, in rohe Tierhäute gekleidet, in rußiger Höhle (natürlich WEIT außerhalb der Mega-Cities) sitzt und archaische Verwünschungen gegen die Städter ausstößt. 

Wenn wir Menschen nur noch überleben können, indem wir auf ein menschenwürdiges Leben  verzichten, dann haben wir's verkackt, "die Uhr mag stehen, der Zeiger fallen, es sei die Zeit für [uns] vorbei." (Faust I)


(Still aus "Matrix" I, stark verändert via wiki commons)







¹ Ja, klar müsste ich mich das selbst auch fragen, aber ich weiß ja, dass ich verdammt gute Gründe habe, hier langfahren zu müssen. Aber die anderen...?

² Die gesamte BRD hat 84,5 Millionen Einwohner, d.h. 44 % der Einwohnys Doitschlands drängen sich in Tokio einer einzigen Stadt, naja Region.

³ Ich muss gestehen, die Quelle nicht wiedergefunden zu haben, reiche sie ASAP nach.






Samstag, 14. Dezember 2024

Sprache bei der Arbeit


Kindheitserinnerung: Sommersonnntagsbesuch bei Großeltern. Ich (4½) spiele draußen mit Nachbarstochter Doris (6?). Doris macht völlig anlasslos irgendwas total Fieses und rennt feixend weg. Ich rufe mit maximaler Empörung und ebensolcher Lautstärke hinterher "Doris, Du schwarzes Arschloch!". Meine Eltern ... konsterniert ... bitten mich zum Gespräch.

Erläuterung: In meiner mittelstandsbürgerlichen Erziehung kam das Wort "Arschloch" nicht vor, weder aktiv noch passiv, war völlig undenkbar, und das gilt für die gesamte Familie. Irgendwo muss es aber in mein kindliches Gemüt gedrungen sein und war dann da, als Zorn und Wut in eben diesem Gemüt heißglühten und verbalen Ausdruck suchten. Mehr noch: "Arschloch" war zwar das allerschlimmste mir verfügbare Schimpfwort, aber offensichtlich dem Sachverhalt noch nicht hinreichend angemessen, so dass ich spontan und kreativ das "schwarze(s)" noch davor setzte. Das "schwarze Arschloch" war definitiv eine totale Wortneuschöpfung, die als solche in den Familiolekt und die Annalen des Clans einging.

Relevanz: Wir sehen an diesem Beispiel, wie Sprache funktioniert und wie sie sich immer weiterentwickelt. Es gibt ein dringendes Bedürfnis, Dinge oder Gefühle auszudrücken, und wenn dieses Bedürfnis stark genug ist, dann finden wir entweder Worte in unserem Wortschatz oder wir basteln spontan neue. Das ist doch unglaublich spannend, oder? Ich glaube, KI kann das nicht.


(stark verändert via Inet)

Wenn ich mit dem Abstand von fast 60 Jahren so drüber nachdenke, bin ich aber auch froh, dass es keine Wortmagie gibt. Wäre Sprache wirkmächtig, hätte mein Zorn ein "Wort der Macht", z.B. ein Feuerball, werden können, wäre von Doris damals nur noch ein Aschewölkchen übriggeblieben.







Mittwoch, 11. Dezember 2024

Spielregeln zum Boomer-Bashing

 

Ok, das Boomer-Bashing greift um sich, das war zu erwarten. Als Betroffener habe ich auch überhaupt nichts dagegen, denn Vieles, was da von X, Y, Z an Kritik geäußert wird, haben zahlreiche Boomer (incl. mir) bereits als Selbstkritik formuliert.

Ob diese Kritik kommt oder nicht, habe ich weder zu bestimmen noch zu bewerten. Was ich sagen kann, ist, ob Kritik bei mir irgendwas bewirkt oder nicht. Hier die Boomer-Bedienungsanleitung:

  1. Wer bei den LTW 2024 oder überhaupt jemals die AfD gewählt hat, hat mir überhaupt nichts zu sagen. Eine Alterskohorte, die zu fast 40 Prozent AfD gewählt hat, hat weißgott reichlich eigene Probleme zu bearbeiten, bevor andere, demokratiefreundlichere Generationen attackiert werden. 
  2. Und so, wie Ihr pauschal ALLE Boomer verurteilt, weil sie Eure Umwelt in die Grütze gehauen haben, sage ich, dass Ihr pauschal ALLE eine Nazi-Generation seid, die unsere FDGO und die Menschenrechte in die Grütze haut. Demnach hat keine*r von Euch das Recht, mir i-was vorzuwerfen.
  3. Ich sehe weder bei Gen X noch Y noch Z gegenwärtig überzeugende und schlagkräftige Konzepte, die die Zukunft nachhaltig betreffen. Jaaa, Ihr habt FFF und tralala, aber vergleichbares Aufbegehren gab's in den 80ern auch. Schaut selbst, was draus geworden ist. Wo stecken Eure Menschys, die die unbequeme Wahrheit, dass wir von unserem Lebensstandard runtermüssen, großflächig durchsetzen? Ein paar wenige Enthusiasten reichen nicht, die hatten wir auch. Ihr habt aktuell nichts auf der Pfanne, was Euch zur Kritik berechtigt.
  4. Im Moment sehe ich mit Grausen, dass (und wie sehr) Ihr Euch durch fucking social-media-Kampagnen beeinflussen lasst, statt durch Lektüre von Fachliteratur. Team science? Drauf geschissen. Mimimi, der böse Putin bezahlt böse Tiktok-Kampagnen! Seid Ihr wirklich so weich in der Birne, dass Euch das beeinflusst? Ernsthaft!? Und Ihr wollt Boomer kritisieren!?

Soll ich weitermachen? Wir können eine riesen-fiese Diskussion vom Zaun brechen.

Oder wir fangen an nachzudenken: Wem ist am meisten geholfen, wenn sich die kritischen Potentiale der Generationen gegenseitig zerfleischen, statt gemeinsam auf den eigentlichen Gegner loszugehen (gewaltfrei natürlich!)? 

Wer.Hat.Ein.Interesse.Daran?

Tipp: Folge dem Geld!

Noch 'n Tipp: Pauschale Urteile nach dem Schema "Alle Boomer sind doof!" sind einer kritischen Praxis kontraproduktiv. Globale Probleme eskalieren, und die Führungs-Camarilla der Welt blockt alles ab (vgl. COP29). Wenn wir uns auch noch gegenseitig blockieren, ist Feierabend. Wir haben ja ohnehin noch nicht mal wirksame Ideen.

Mich würde es sehr freuen, und das meine ich 110% floskelfrei, wenn wir mit der Kinderkacke aufhören und mit der notwenigen Arbeit anfangen bzw. weitermachen könnten.



(verändert via wiki commons)

Man kann viel erreichen, wenn man zusammenarbeitet!









Sonntag, 8. Dezember 2024

Ehre zwopunktnull


Ich plädiere aus vielen aktuellen Gründen für die Wiedereinführung der Idee der persönlichen Ehre. Natürlich in einer aktualisierten Fassung, ohne die fatalen, verlogenen und brandgefährlichen großbürgerlichen und feudalistischen Normensysteme vergangener Zeiten.

Wir definieren:

"Persönliche Ehre" = Der Grad der Wahrhaftigkeit, den ich einem Menschy zuschreibe. ¹

"Wahrhaftigkeit" = Die Selbstverpflichtung eines Menschy, nur das zu sagen, was sie*er für wahr hält.

Begründung:
Wahrhaftigkeit wird bereits von Kant mit "Ehrlichkeit" gleichgesetzt, damals noch im ursprünglichen Wort-Sinn von "Ehre haben". Was beweist, dass schon der alte Königsberger den Zusammenhang von Lügen und Ehrlosigkeit bzw. von Wahrhaftigkeit und Ehre ganz simpel und vollständig erfasst hat.

Wenn ich sage :"X ist ehrlos!", dann meine ich, X sagt bewusst die Unwahrheit, sofern es zu seinem*ihrem persönlichen Vorteil ist.

"Persönliche Ehre" fragt, inwieweit ich annehme, dass eine Person selbst glaubt, was sie*er sagt.

Mit diesem bestechend einfachen Gedanken prüfen wir nun die Menschys unserer Umgebung. Vielleicht hilft es, das jeweilige Ergebnis in Form einer Skala von 1 bis 10 auszudrücken.

"1" bedeutet, er*sie lügt notorisch, alle Aussagen sind ausschließlich taktisch motiviert und auf den eigenen Vorteil bedacht.

"10" bedeutet, sie*er sagt nur Dinge, die er*sie für wahr hält, auch, wenn das zum eigenen Nachteil wäre. 

Wichtig: Dabei spielt es keine Rolle, wie wir selbst den Wahrheitswert einer Aussage bewerten. Man kann aus Unwissenheit, mangelnder Datenlage und sogar aus Verblendung unbeabsichtigt unwahre Aussagen machen. Das menschliche Irren ist ja nicht taktisch motiviert. Falls doch, dann wäre es kein Irren, sondern eine Lüge.

Viel Spaß beim Ausprobieren! Vielleicht fangen wir zur Übung mit Politikys an ...



(FP45 - verändert via wiki commons)

Ein ganz primitive aber effiziente Schusswaffe
zum Gebrauch durch Partisanen im Zweiten Weltkrieg.
Eine Ethik-Guerilla braucht primitive aber effiziente Begriffe.






¹ Zur Abgrenzung "Wahrhaftigkeit" und "Wahrheit" vgl. Kant 1797: "Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen". Was war ich sauer, als ich feststellen musste, dass das, was ich mir zum Thema überlegt habe und hier als neuen, heißen Scheiß darlegen wollte, von I.K. schon vor 227 Jahren äußerst präzise, schlüssig und eloquent beschrieben worden ist. Ich musste meinen bis dato mühevoll zusammenformulierten Text komplett in die Tonne kloppen und praktisch neu beginnen. Fick Dich, Kant! Aber in echt! ²

² Andererseits kann ich nicht leugnen, dass es ein erhebendes Gefühl ist, mich einem Genie wie I.K. geistig so weit angenähert zu haben, dass ich realen Grund habe, stinksauer auf ihn zu sein. ³

³ Ich hatte mal einen alten Soziologie-Prof, der aus Indien stammend, stinksauer auf Mahatma Gandhi war, weil der die marxistische Revolution in Indien verhindert habe. Da  wehte uns Studies immer so ein Hauch Historie an, wenn P.A. losschimpfte.







Dienstag, 3. Dezember 2024

Ein bisschen hinterhältig

 

Vorweg, weil wichtig: Der Fehler liegt bei mir, und ich habe keinen Grund zur Klage!

Sachverhalt: Ich kaufte bei einem namhaften Online-Versandhaus einen Skizzenblock; A3; 100 pages, für einen relativ günstigen Preis.



Erst beim Auspacken fiel mir mein Denkfehler auf, dass nämlich "pages" mit "Seiten" zu übersetzen ist und nicht mit "Blatt". Und hätte ich beim Online-Kauf genauer hingeschaut, wäre mir aufgefallen, dass im "Kleingedruckten" die Mengenangabe "100 Pages/50 Sheets" steht. Ich hatte also nur 50 statt erwarteter 100 Blatt, und dafür war der Preis völlig überhöht.

Ich hätte die Übersetzungsleistung erbringen können oder wenigstens die Assoziation, ein Buch mit 1.000 Seiten/Pages besteht aus 500 beidseitig bedruckten Blättern/Sheets, während bei Toilettenpapier nur die Zahl der Blätter/Sheets angegeben wird, weil eine beidseitge Nutzung eher unüblich und ein wenig unappetitlich ist, die Seitenzahl daher irrelevant. Dass ich Skizzenblock-Blätter immer nur einseitig benutze, ist meine persönliche Entscheidung und nicht zu verallgemeinern.

Also nochmal: Mea culpa, in gieriger Schnellklickerei habe ich einen Fehler gemacht. 

Allerdings fällt beim Design des Covers (s.o.) auf, dass der Hersteller schlicht durch die Wahl der Schriftgrößen und Schriftarten diesen Fehler auch nach Kräften unterstützt hat. Da haben pfiffige Marketing-Tussies*Fuzzies mich intelligent reingelegt, und ich gratuliere ihnen zu dieser Leistung und erbiete sportliche Anerkennung: Ihr seid, liebe Jungs und Mädels und alles dazwischen, mir einfach überlegen. Ihr habt gewonnen, und ich habe verloren. Da gibt es nichts zu deuteln.

Ich finde die Sache auch nicht schlimm, denn erstens geht es nur um Geld und zweitens wurde ich auf diese Weise wieder einmal daran erinnert, dass Verkäuferys und Endverbraucherys natürliche Feinde sind. Die Konzerne, die Supermarktketten, die Herstellerys sind nicht ehrbar. Sie wollen nicht Ware gegen Geld tauschen, sondern sie wollen Dich bescheissen.

Einzelhandel ist Krieg gegen die Kund*innen. 
Kein Vertrauen, kein Pardon!

Dass ich das vergessen habe, das werfe ich mir in dieser Sache vor. Allerdings frage ich mich auch, ob das zwingend so sein muss. Die plausibelste Antwort: In einem Wirtschaftssystem, das ausschließlich am maximalen Profit orientiert ist, JA.



(stark verändert via wiki commons)

Meine Dummheit, dass ich auf den Angriff nicht vorbereitet war. 









Mittwoch, 27. November 2024

Spoiler: Das Ergebnis des Ukraine-Krieges

 

  1. Es wird keinen totalen Sieg auf dem Schlachtfeld geben. 
  2. Es wird keine totale Niederlage der einen oder anderen Seite geben.
  3. Es wird aber totale Verlier*innen auf beiden Seiten geben. 90 % oder mehr. Bei den Nicht-Machthaber*innen beider Seiten wird sich eine unfassbare Enttäuschung breitmachen, das Gefühl, betrogen und missbraucht worden zu sein. Und tatsächlich werden die Lasten dieses Krieges sie noch jahrzehntelang bedrücken. 
  4. Tod, Verwundung und Vertreibung werden auf beiden Seiten Wunden hinterlassen, die zusammen mit der jahrelangen entmenschlichenden Propaganda noch lange das  Zusammenleben der Nachbarn vergiften.
  5. Die Ukraine wird pro forma ein selbständiger Staat sein, de facto aber die Ressourcen an  Bodenschätzen, landwirtschaftlicher Nutzfläche und verbliebener Industrie an ausländische Investoren verscherbeln müssen, sofern noch nicht geschehen, um die angehäuften Kredite zu bedienen. Eine nahezu totale Fremdbestimmung für Jahrzehnte. Man wird sich wünschen, sich nie in die EU / NATO gewünscht zu haben, aber der Weg nach Osten ist auch versperrt, die Abhängigkeit deshalb total und unentrinnbar.
  6. Der völlig überdrehte Nationalismus aus Kriegszeiten wird sowohl in Russland als auch in der Ukraine nachwirken. Russland kann allerdings kaum autokratischer werden als es bereits ist, die Ukraine schon.
  7. Die neuen ukrainischen Führer werden in sämtlichen internationalen Gremien immer wieder eine ethische Sonderrolle einfordern ("Wir haben für Euch gekämpft!") und immer wieder enttäuscht sein, nur mitleidiges Lächeln oder empörte Abwehr zu ernten.
  8. Einen totalen Sieg in wirtschaftlicher Hinsicht haben die westlichen Kriegsgewinnler eingefahren, jene Konzerne, die sich mit Waffenlieferungen, Krediten, Investitionen und Wiederaufbau den Arsch vergolden. Ein paar ukrainische Oligarchen werden natürlich auch exorbitante Profite einfahren, aber das werden vergleichsweise mickrige Tantieme sein. Für die Verlierer*innen des Krieges (s.o.) wird zu dem Leid dadurch auch noch das Gefühl einer himmelschreienden Ungerechtigkeit hinzukommen.
  9. Den noch totaleren Sieg haben die USAmis eingefahren, die nicht nur wirtschaftlich Mörder-Gewinne einfahren, sondern auch machtpolitisch, indem sie der Welt zeigen, wie leicht sie ihre servilen Lakaien veranlassen, sich für amerikanische Interessen zu opfern (sprichwörtlich!), ohne dass sie, die Amis, auch nur im entferntesten irgendeinem Risiko ausgesetzt sind.
  10. Außerdem ist es den Amis gelungen, Europa und Russland vom "Wandel durch Annäherung" abzubringen. Statt des Gases aus Nordstream 2 müssen wir Europäer nun das teure, dreckige Fracking-Gas aus Alaska kaufen. Das hindert die Amis aber nicht daran, ihrerseits weiterhin angereichertes Uran aus Russland zu beziehen. 

Aktuell, Ende November 2024, werden diese Prophezeiungen allerdings in Frage gestellt, weil Russland und der (nicht-geographische) Westen sich ein Chicken Race der militärischen Eskalation liefern. Es besteht derzeit eine von Null verschiedene Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis des Ukraine-Krieges lautet

Sieger = 0 (in Worten: "null")
Verlierer = das Leben dieses Planeten, bis auf ein paar Kakerlaken und Einzeller




(Oktober 1948 -via wiki commons)

Hauptsache, alle haben ihren Spaß!








Freitag, 22. November 2024

Ey China, pass bloß auf, sontz krichste von uns voll auf die Fresse! Aber sowas von!

 

"Journalismus, der nicht kritisch ist, ist Hofberichterstattung."

Volxxweisheit


Ah, die Hofberichterstattung unseres Hegemons fängt an, uns auf den fälligen Krieg mit China vorzubereiten. Es titelt tagesschau.de, China sei eine Bedrohung der Sicherheit der EU. Datengrundlage ist lediglich ein Interview mit einer "Expertin". Valide Daten gleich null, der Brüll-Effekt aber hoch.

Mal sehen, was da in Zukunft noch auf uns zukommt. Wir wissen, dass der POTUS elected  Russland für weit weniger gefährlich als China hält, weil China reichlich Potential hat, God's own country als wirtschaftlichen Leithammel des Planeten abzulösen. 

Demnächst werden wir also in der Presse lesen, dass Deutschlands und Europas Sicherheit am Himalaya verteidigt wird, wo immer das genau ist. Das hat 2002 am Hindukusch auch schon prima funktioniert, es wäre dumm, erfolgreiche Strategien nicht zu reanimieren. 

Und um einen Krieg vom Zaun zu brechen, brauchen wir wieder ein umstrittenes Land an der Grenze zu China, ein Land, dessen Volk unbedingt ganz viel Demokratie haben will und IWF-Kredite und Disney-Land und Mecces und westliche Waffen und vor allem, vor allem anderen, in die NATO oder die Ex-SEATO oder AUKUS oder irgendeinen anderen Militärpakt unter US-Führung will. Unbedingt. 

Gut, so ein Land gibt es nicht, aber dafür gibt es ja die CIA und Konsorten. 

Ich schau mal gerade auf OSM, was da so in Frage käme ... und sehe ... ah, das wird nicht so einfach. Nördlich und östlich ist ziemlich viel Russland, das kommt wohl nicht in Frage. Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan sind infrastrukturell ganz schlecht angebunden, auch per Luftweg. Pakistan und Indien werden nicht wollen, und da muss man aufpassen, denn die haben Atomwaffen und also das Recht auf eine eigene Meinung. Nepal und Bhutan sind geographisch ganz schlechte Ausgangspunkte wegen der Berge und so. Nord-Korea und Vietnam haben wir in den 1950ern und -60ern versucht, aber das hat bekanntermaßen nicht sooo gut geklappt. Japan ist längst schwerstmehrfach abhängig von den U.S. of A., aber nicht dicht genug an China dran.

Es bleibt, wenn ich einen casus belli mit China will, wirklich nur Taiwan übrig. Und die propagandistischen Vorbereitungen laufen ja längst: Im Oktober 2024 protzte schon mal eine doitsche Fregatte in der Taiwan-Straße und im Juni / Juli 2024 markierte die doitsche Luftwaffe Stärke im indo-pazifischen Raum. Ohne, dass hier jemand kritische Fragen gestellt hat. Seltsam.

Das eindeutige Signal Doitschlands an die Chinesen: Sobald unsere Herrscher, die Amis, es befehlen, werden wir nicht nur gegen Russland, sondern ebenso blindwütig zusätzlich auch gegen China aufmarschieren, also passt bloß auf!



Doitsches Kulturerbe, unser Geschenk an die Welt: Kant, Goethe, Schiller u.v.a.m. und die bedingungslose Bereitschaft sich in völlig hirnlosen militärischen Aktionen für irgendwelche Macht-Haber zu opfern!






Mittwoch, 20. November 2024

"Is your money that good?" (Dylan B.)

 

Ich fände das Alles überhaupt nicht schlimm, wenn es parallel dazu nicht auch diese erbarmungslose, maximal-martialische Propaganda, die Kriegshetze und die hirntoten Eskalationsorgasmen auf beiden Seiten gäbe. Warum klagt niemand über die kognitive Dissonanz? Warum zeigt niemand auf den riesengroßen, pink-glitzernden Elefanten im Raum?

Und da ich selbst schon völlig irritiert bin, die allerwichtigste Frage:

Wie erklären die "Masters of War" auf beiden Seiten ihren Soldaten und den zivilen Opfern auf beiden Seiten diese unfasslichen Widersprüche?


(stark verändert via I-net)




¹ Einfach mal selbst "Reisen nach Mariupol" googeln...



Come you masters of warYou that build the big gunsYou that build the death planesYou that build all the bombsYou that hide behind wallsYou that hide behind desksI just want you to knowI can see through your masks
You that never done nothin'But build to destroyYou play with my worldLike it's your little toyYou put a gun in my handAnd you hide from my eyesAnd you turn and run fartherWhen the fast bullets fly
Like Judas of oldYou lie and deceiveA world war can be wonYou want me to believeBut I see through your eyesAnd I see through your brainLike I see through the waterThat runs down my drain
You fasten all the triggersFor the others to fireThen you sit back and watchWhen the death count gets higherYou hide in your mansionWhile the young people's bloodFlows out of their bodiesAnd is buried in the mud
You've thrown the worst fearThat can ever be hurledFear to bring childrenInto the worldFor threatening my babyUnborn and unnamedYou ain't worth the bloodThat runs in your veins
How much do I knowTo talk out of turnYou might say that I'm youngYou might say I'm unlearnedBut there's one thing I knowThough I'm younger than youThat even Jesus would neverForgive what you do
Let me ask you one questionIs your money that good?Will it buy you forgivenessDo you think that it could?I think you will findWhen your death takes its tollAll the money you madeWill never buy back your soul
And I hope that you dieAnd your death will come soonI'll follow your casketBy the pale afternoonAnd I'll watch while you're loweredDown to your deathbedAnd I'll stand over your grave'Til I'm sure that you're dead.

Dylan B.