Donnerstag, 4. September 2025

When will you ever learn ...?

 

Gestern Abend die Arte-Doku über Joan Baez gesehen. 

Es gelingt mir nicht, jenen progressiven Teil von USAmerika, den wir da erlebt haben, mit dem heutigen protofaschistischen Staat zusammenzubringen. Wie konnte die Idee so brutalstmöglich scheitern? Welche Fehler haben die Friedensbewegten, die Antirassistys gemacht? Oder waren sie letztlich doch korrumpierbar durch die Versprechen des kapitalistischen Way of Life?

Man muss das genau erforschen. Und lernen.



↓ Tja, das ist jetzt etwas ernüchternd, aber: Das lächelnde Mädel im Vordergrund hat verloren, und die weißen Männer mit den Schlagstöcken haben gewonnen. Schade eigentlich. Am schlimmsten ist, dass die Mehrheit der Amis das auch noch befürworten.


(sehr stark verändert via wiki commons)
 






Mittwoch, 3. September 2025

Wichtig: Vorbilder!

 

Der DFL verleiht Uli Hoeneß den Ehrenpreis. 

Mehr Zynismus geht nicht, und mehr muss man nicht wissen.

  • Wir lernen, was beim Sport wichtig ist (hemmungslose, grenzenlose Profitmaximierung) und was nicht (Sport).
  • Wir lernen, dass kriminelles Verhalten zum Zwecke der hemmungslosen, grenzenlosen Selbstbereicherung bei uns nicht ethisch verurteilt wird. Wer die Allgemeinheit um 28,462 Millionen Euro betrügt und dafür in den Knast geht, gilt als vollkommen unbescholtener Ehrenmann.

Was ich ein bisschen schwierig finde, ist, unseren Kiddos zu erklären, warum sie fleissig, ehrlich, solidarisch sein und unsere Gesetze, die Grundregeln des Zusammenlebens, achten sollen. 

Die Vorbilder, die gesellschaftlich Erfolgreichen, weisen ausschließlich in die entgegengesetzte Richtung.


(stark verändert via wiki commons)

Die Panzerknacker hatten und haben stets einen klaren moralischen Kompass.
Sie hatten nie den Anspruch, ihr Verhalten sei gut oder richtig.
Die Panzerknacker sind Hoeneß ethisch Lichtjahre voraus.












Sonntag, 31. August 2025

Gelungene Dressur

  

Im erbärmlichsten Druckerzeugnis der Welt, dem Werbemüll-Sonntagsblatt, findet sich heute ein Artikel zur Leisure Sickness, dem Phänomen, dass viele Arbeitnehmys (70+%) an den ersten Tagen eines Urlaubs krank werden. Medizinys erklärten, dass Adrenalin und Cortisol als "Stresshormone" während der Arbeitsphasen die Immunreaktionen unterdrückten, was beim Abfall des Arbeits-Stresses zu nachgeholten Abwehr-Prozessen führe.

Man solle also zu Beginn der Urlaubszeit ein bis zwei Tage für den Übergang reservieren, "moderate Bewegung, regelmäßiger Schlaf und eine ausgewogene Ernährung" seien empfohlen.

Ich finde zwei, nein, drei Aspekte daran wert, bemerkt zu werden:

  1. Nirgendwo, weder im besagten Drecksblatt, noch in den ÖRR-Berichten über Leisure Sickness wird problematisiert, dass, wenn die Zahlen zutreffen, über 70 % der Arbeitnehmys unter den Bedingungen krankmachender Stresslevel arbeiten.
  2. Nirgendwo wird in Frage gestellt, warum es die ersten ein, zwei freien Tage des Arbeitnehmys sein müssen, die mit den Symptomen Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörung, Kopfschmerzen etc. versaut werden. Man könnte ja auch sagen: "Ich habe demnächst Urlaub, da fahre ich jetzt schon mal den Stresslevel runter, mache jetzt schon mal Leisure, damit ich nicht in der wertvollsten Zeit des Jahres aus den Schuhen kippe." Oder man sagt: "Ich lasse überhaupt nicht mehr, zu keiner Zeit des Jahres zu, auf Stressleveln zu arbeiten, die mich umhauen würden, wenn sie denn mal vorbei gingen."
  3. Was für ein dümmliches, krankmachendes Arbeitsethos haben wir denn da internalisiert? Und wie kommt es wohl, dass Drecksblätter und sonstige Medien das immer weiter kritiklos befeuern? Und wie kommt es, dass Arbeitnehmys, die von sich sagen, sie hätten einen einen stressfreien Job, inzwischen sogar von ihren Peers ein wenig belächelt, wenn nicht gar verachtet werden?


Zusatzfrage: Wer verdient sich eigentlich einen goldenen Arsch, wenn wir uns so bereitwillig selbst ausbeuten, buchstäblich bis zum Umfallen? Wer?


(Albert Hahn, Entwurf "Der Kapitalist", verändert via wiki commons)

Nein, das Bild ist nicht mehr zeitgemäß.

Wir brauchen keinen fiesen, fetten Kapitalisten mehr.
Wir sind schon so wirkungsvoll dressiert,
dass wir uns das Leben selbst zur Hölle machen.
Den Einpeitscher im Hintergrund tragen wir längst mit uns herum. 











Freitag, 29. August 2025

Dauerzweifelnder Antikapitalist

 

Vor zwei, drei Jahren schied ich aus dem aktiven Berufsleben aus. Seitdem wundere ich mich immer mehr, wie viele gesellschaftliche, politische und soziale Details und Zusammenhänge ich wahrnehme, für die ich bislang im direkten täglichen Nahkampf offenbar blind und taub gewesen sein muss.

Habe ich wirklich über 40 Jahre in diesem Rattenrennen mitgemacht? Wie konnte ich die zerstörerische Wirkung der kapitalistischen Tiefenstrukturen meiner Umgebung so fabrikblind übersehen?

Täglich prüfe ich mich kritisch und distanziert im peinlichen Selbstverhör, ob meine zunehmende Linkslastigkeit vielleicht durch Selbstradikalisierung in einer selbsterschaffenen virtuellen Social-Media-Bubble entstanden sein könnte. Und immer wieder komme ich zu dem Ergebnis, dass das wahrscheinlich nicht der Fall ist. 

Wenn man versucht, unsere Unfähigkeit im Umgang mit dem anthropogenen Klimawandel, die allerorten stattfindende Rechtsradikalisierung, den global wirksamen Autoritarismus, den Abbau von Demokratie, Menschenrechten usw. usw. mit einer einheitlichen Theorie zu erklären, dann stößt man zum Schluss immer auf die Diktatur des maximalmöglichen Profits, mit anderen Worten auf den hemmungslosen, entfesselten Kapitalismus.

Wer's nicht glaubt, mache die Probe mit Ockhams Rasiermesser: Erkläre den gesammelten menschenverursachten Kackscheiß dieser Welt mit einer möglichst einfachen Theorie. Definition aus Wikipedia: "Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält und diese in logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt folgt."

Das bedeutet: Fundamentalreligiöse Erklärungen, wie das Konzept eines strafenden Gottes oder eines toiflischen Toifels sind ungültig, da sie nicht die einfachste Theorie darstellen, sondern zusätzliche Variablen und Hypothesen bemühen müssen. Ähnlich der "Deep-State"-Gedanke, der besagt, es gäbe eine weltweit operierende, klandestine Super-Organisation, die das alles detailliert plant und umsetzt. Auch nicht die einfachst-denkbare Theorie.

Aber die individuelle menschliche Gier einzelner egomanischer, subklinischer Psychopathys, das ist greifbar, das ist schlicht, das ist allgegenwärtig und verstehbar. Kapitalismus eben.

Wie ich's auch drehe und wende, und ob ich's will oder nicht: Ich bin zum Anti-Kapitalisten geworden. Nicht willentlich, sondern logik-getrieben.


(stark verändert via I-net)









Mittwoch, 27. August 2025

Ich spreche auch fließend Arschloch!

 

Das Arschlöchige als Sprache ist insofern eine Besonderheit, als sie auf eigenes Vokabular und eigene Grammatik verzichtet. Arschloch-Sprache funktioniert innerhalb jeder bekannten Sprache und ist doch von jeder Normal-Sprache ganz klar abgrenzbar.

Folgende Regeln musst Du beachten, wenn auch Du fließend Arschloch sprechen willst:

  1. Weiche niemals von Deiner vorgefassten Meinung ab. Wäre eine Aussage von Dir unwahr bzw.  unzutreffend, hättest Du's ja nicht gesagt. Dass Du es aber gesagt hast, beweist, dass es auch wahr ist.
  2. Lass Dich nicht verunsichern, wenn man Dir logische Fehler nachweist. Das machen die Leute nur aus Hinterhältigkeit und Böswilligkeit. Gerade die arrogante Scheiß-Elite aus dem natur- und geisteswissenschaftlichen Bereich benutzt da teuflische Tricks. Wische das einfach  souverän beiseite. 
  3. Lass Dich nicht verunsichern, wenn Du keine Ahnung vom Thema hast. Du weißt alles, was Du wissen musst, und was Du nicht weißt, muss man auch nicht wissen. Hau also im Zweifelsfall einen beständigen Strom von Pseudo-Fakten raus, Verschwörungstheorien sind immer hilfreich, flood the zone with shit. Vorbilder gibt es inzwischen reichlich.
  4. Am aller-aller-allerwichtigsten ist: Sobald Dein Feind signalisiert, den Konflikt entschärfen zu wollen, hast Du ihn am Arsch! Das ist ein Zeichen von Schwäche, da musst Du sofort reinhacken. De-eskalation, Kompromissbereitschaft, teilweises Verständnis für Deine Position oder sogar  ein konstruktiver Lösungsvorschlag, das sind allesamt Zeichen, dass der Schwächling um Gnade winselt. Er schwankt bereits, es fehlt nur noch ein beherzter Tritt in die Weichteile, und der Drecksack liegt am Boden!
  5. Noch wichtiger als das Aller-aller-allerwichtigste ist: Dein gefährlichster Gegner ist Deine Empathie, Dein Mitgefühl! Sobald Du anfängst, Dich in den Standpunkt Deines Feindes hineinzudenken, bist Du verloren! Wenn Du an die "Goldene Regel" denkst, bist Du verloren! 
  6. Wappne Dich gegen diesen Weichspüler-Scheiß, indem Du Dir klarmachst, dass Dein Feind gar kein Mensch ist. Der steht nicht auf einer Ebene mit Dir. Du bist tausendmal besser als der, tausendmal mehr wert. 



Denn Du bist Du. 

Die Anderen sind nur ... Andere, Fremde.


(stark verändert via I-net)







Donnerstag, 21. August 2025

Memory overflow


Gestern wurd's mir zu viel: 

  • Das Bild, wie der POTUS die europäischen Regierungschefys vor sich platziert wie Grundschülys im Stuhlkreis, während er selbst hinter seinem wuchtigen Schreibtisch thront. 
  • Der Bericht über die erzwungene Abstimmung zum Gerrymandering, der Wahlkreisverschiebung in Texas und den Anwesenheitszwang für Abgeordnete.
  • Der Bericht über die Nationalgarde in Washington.
  • Der Bericht über den Angriffs- und Eroberungskrieg der Israelis.
  • ...

Der Hegemon fordert brutal seine Herrschaft ein, errichtet im Innern ein faschistisches Regime und demütigt demonstrativ nach außen seine hörigen Diener. Wir Europäer sind abhängig und wehrlos, buhlen weiter devot um die Gnade seiner Aufmerksamkeit, statt solidarisch gegen den Psychopathen aufzutreten.

Und drumherum, in Israel und Russland wird wieder schamlos das Recht des Stärkeren gefeiert, und alle finden's gut so.

Dass wir statt dieser ganzen Kackshyce derzeit eigentlich mit allen verfügbaren Mitteln die menschengemachte Klimakatastrophe abwenden müssten, daran denkt in solchen Phasen niemand.

Wir sind am Arsch, aber sowas von!


(20.08.2025 - stark verändert via wiki commons)

Ein Bild des Leidens, des Grauens und der Erschütterung. 
So peinlich. So ernüchternd. 
Und niemand hat den Mut aufzumucken. 
Erbärmlichkeit in historischer Dimension. 
Mit diesem Bild wird das Ende einer Epoche besiegelt 
und eine neue, noch schlimmere, beginnt. 








Mittwoch, 20. August 2025

Damit ich stolz sein könnte, Deutscher zu sein

 

Ich finde Patriotismus in jeder Form und in jedem Land problematisch. Stolz auf eine angeborene Staatsangehörigkeit ist Unsinn, denn dahinter steckt keine Eigenleistung.¹ Aber neulich ist mir eingefallen, wie Deutschland sein müsste, damit ich meiner deutschen Staatsangehörigkeit was Positives abgewinnen könnte.

Vor allem Anderen müssten alle Deutschen offensiv zu ihrer historischen Verantwortung stehen. Konkret: Aufgrund der ewigen, unüberwindlichen Scham der von unseren Vorfahren verursachten Gräuel sind wir Deutschys extrem sensibel, wenn es irgendwo auf der Welt um Menschenrechtsverletzungen, Faschismus, Fundamentalismus, Autokratismus, Rassismus, Sexismus geht. Weder im persönlichen Kontakt noch auf internationaler Ebene akzeptieren wir entsprechende Attitüden. 

Wir brechen derartige Kontakte sofort ab, auch Geschäfte mit Einzelpersonen und Staaten sind nicht möglich. Wer mit uns handeln will, muss unsere Mindeststandards akzeptieren, mit Räubern und Verbrechern gibt es auch keine Kompromisse. 

Das wird natürlich schwierig, weil die großen Konzerne ja international engmaschig verflochten sind. Schwierig heißt aber nicht unmöglich. Ein in Deutschland ansässiges Unternehmen hat sich an deutsche Gesetze zu halten. Diese Haltung führt natürlich zu einer Abwanderung der menschenrechtsfeindlichen, undemokratischen Kräfte, und das ist gut so. ²

Die Wirtschaftsleistung des Exportlands Deutschlands wird einbrechen, wir werden arm wie die Kirchenmäuse. Ja, und? Besser als eine Wirtschaft, die mit jedem Arschloch, besser gesagt: gerade und ganz besonders mit den Arschlöchern dieser Welt Geschäfte macht.

So eine konsequent ethische Haltung ist unbequem, klar. Vielleicht ziehen aber auch ein paar andere Länder mit, wer weiß? Vielleicht entsteht ein globales Denkschema "Wenn die guten Deutschen mit saudischen Machthabern nicht mehr dealen, wieso machen wir das dann noch?"

Der ganze Gedanke klingt verrückt, oder? Mich erschreckt dabei, wie selbstverständlich es für uns geworden ist, Wirtschaft und Ethik voneinander zu trennen. Wir hängen so sehr vom Blutgeld ab, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, mit Völkermördern keine Geschäfte mehr zu machen.

Apropos "Blut": Es könnte sein, dass irgendwelche Idiotys im In- und Ausland versuchen, die Phase der Umstellung auf unser neues Staatsmodell zu missbrauchen, um zu putschen, uns aufzukaufen oder gar militärisch zu besetzen. Aber die Deutschen, die mir so vorschweben, würden darauf natürlich sofort und hoch-solidarisch mit einem Generalstreik reagieren, der jede Attacke ins Leere laufen ließe ...

Hach, das ist ja noch so ein total verrückter Gedanke! Völlig weltfremd und unrealistisch, dass wir Deutschen gemeinsam gegen einen Feind aufstehen würden, dass wir so solidarisch sein könnten, dass wir passiven Widerstand erfolgreich machen könnten. 

Wenn das die Denke in Deutschland wäre, wenn es wenigstens minimale, nein: mikromale, tendenzielle Ansätze in diese Richtung gäbe, dann könnte ich sagen "Es ist ein geiles Gefühl, Deutschy zu sein!"

Solange mir aber gesagt wird, die Deutschen seien weder zu konsequentem ethischen noch solidarischen Handeln in der Lage, worauf, bitteschön, soll ich denn dann stolz sein?

Wir sind weit, sehr weit davon entfernt.






¹ Ich verweise auf entsprechende Ausführungen bei Ole Nymoen, 2025.

² Die wirtschaftliche Entflechtung wird spätestens dann eintreten, wenn das Gesetz in Kraft tritt, nach dem innerhalb eines Unternehmens dy bestverdienende Mitarbeity höchstens das zwanzigfache Einkommen dys wenigstverdienenden Mitarbeity erzielen darf.




 

Dienstag, 19. August 2025

Standortbestimmung mit Kreuzpeilung

 

Halluzinierende LLM/KI, alternative Fakten, Werbemüll, kommerziell motivierte Lügen, politisch motivierte Lügen, Werbemüll, religiös motivierte Lügen, nationalistisch motivierte Lügen, fundamentalistisch motivierte Lügen, Werbemüll,  narzisstisch motivierte Lügen. Kein Video, kein Foto, kein Gemälde, keine Zeichnung, die nicht verdächtigt werden muss, KI-generiert oder KI-verfälscht zu sein. Von der wissenschaftlichen Arbeit über literarische und journalistische Texte bis zur Replik in Soschlmiedja ist nichts und niemandem mehr zu trauen, verschärft durch die Forderung der Macht-Habenden, die LLMs sollen gefälligst weniger woke, weniger kritisch und stärker regierungsfreundlich gedrillt werden. Den Rest gibt uns eine sehr kluge Diskussion auf Mastodon, die inhaltliche Probleme bei Wikipedia aufzeigt.

Das gute, alte TV ist nurmehr das schlechte alte TV, wo private Sender nebst unendlichem Werbemüll käuflich die Meinung der Reichen säen und die ÖR-Anstalten keinen Journalismus, sondern devote Hofberichterstattung der Regierenden betreiben ... ¹

Da das so ist: Wie, bitteschön, soll ich angesichts des Totalversagens aller leidlich aktuellen Medien meiner grundgesetzlichen Pflicht nachkommen, als mündigy Staatsbürgy im Rahmen demokratische Willensbildung souveräne Entscheidungen für diesen, unseren Staat zu fällen? Woher beziehe ich Informationen, die verlässlich genug sind, einen Standpunkt für relevante Zukunftsfragen zu entwickeln?

Es bleibt nur die Kreuzpeilung. 

  • Ich muss Hitlers "Mein Kampf" lesen (nicht vollständig, aber für einen Eindruck) UND die letzten Sachen vom Dalai Lama.
  • Ich muss die Bibel lesen (z.B. Ezekiel 21 ff) UND Dawkins' "Gotteswahn".
  • Ich muss die Werbung (z.B. VW, BMW, Audi, Porsche) anschauen UND die aktuellen IPCC-Sachen.
  • Ich muss das TASS-Portal lesen UND das der tagesschau.
  • etc. ad ultimo
Ich darf nichts von dem, was ich da lese, für wahr halten. Peinlich muss ich auf kritische Distanz achten. Das wird bei einigen Sachen leichter, bei anderen schwerer fallen. "Distanz" heißt, ich darf nie denken "Aha, so ist das!", sondern nur "Aha, diesy Verfassy will sagen, dass das so ist. Welche Absicht verfolgt sier wohl damit?" Dabei werden wir keine "Wahrheiten" finden, nur höhere oder niedrigere Wahrscheinlichkeiten, mehr oder weniger Plausibilitäten. 

Beurteilungsgrundlage sind 
  1. Die Grundrechenarten und Dreisatz
  2. Sinnentnehmendes Lesen
  3. Die Goldene Regel und 
  4. Historisches Allgemein- und Übersichtswissen. 
  5. Der im Laufe des Lebens angesammelte Zynismus ist hilfreich, da er aus, ach, so vielen Enttäuschungen über "das Gute im Menschen" gewachsen ist und uns bei weiteren Enttäuschungen ein wenig immunisiert.

Die allgemeine kritische Grundhaltung und die Punkte 1 - 4 müssen die einzig verbindlichen Inhalte der Curricula allgemeinbildender Schulen sein.




(stark verändert via wiki commons)
Unnötig komplizierte Darstellung. 
Du hast zwei Peilpunkte, 
und wo sich deren Richtungslinien kreuzen, 
ist Dein Standpunkt. 
So einfach ist das.






¹ Natürlich müssten an dieser Stelle noch Bücher erwähnt werden. Die Älteren werden sich erinnern. Aber die Bedeutung von Büchern für unser Weltbild im Jahre 2025 zu diskutieren, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. 







Samstag, 16. August 2025

Zurück zur Sandkastenethik


Neulich benutzte ich den Begriff "kleinkindliche Sandkastenethik". Man bat mich um Präzisierung. 

Meine Kindheit verbrachte ich glücklich in einer friedlichen Mietwohnblocksiedlung. Die Rasenflächen, Spielplätze und Sandkasten dazwischen waren für meine Spielkameradys und mich die wesentliche Lebenswelt. "Unsere" Sandkiste war groß, weil zur kollektiven Nutzung durch viele Block-Kinder gedacht, und wir liebten sie und hockten nicht selten zu fünft oder sechst buddelnd und bauend darin. 

Ich kürze ab: Wenn mir einy die Schippe aus der Hand riss, fand ich das doof. Bestimmt riss ich auch mal anderen die Schippe aus der Hand, weil ... ich sie gerade brauchte. Und ich bin sicher, die Betroffenen fanden das dann auch doof. Unterhalb der Grenze des für uns Sagbaren lernten wir, dass die anderen ziemlich genau dasselbe doof finden, was man selbst auch doof findet. 

Im nächsten Schritt stellt man dann natürlicherweise fest, dass das Leben viel angenehmer ist, wenn man nicht doof zueinander ist. Anders formuliert: Im Alter von vier, fünf Jahren hatten wir in einer Delmenhorster Sandkiste die  "Goldene Regel" erfunden:

„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“
bzw.
"Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg' auch keinem ander'n zu."

Den Friedensnobelpreis bekamen wir dafür nicht, denn wir kamen mit unserer Erfindung anscheinend mindestens (!) 3.500 Jahre¹ zu spät, aber das wussten wir nicht. Ehrlich gesagt, war uns auch überhaupt nicht bewusst, dass wir irgendwas Tolles entdeckt hatten, denn es war doch so einfach und so klar und so logisch, da musste man nicht mal drüber sprechen. Man fühlte einfach, dass es falsch war, Andere doof zu behandeln. 

Diese tief intuitive Kategorisierung von "gut" und "böse" beherrsche ich absolut sicher, auch ohne Kenntnis der entsprechenden Diskurse um Ethik, Philosophie usw., die ich deshalb keineswegs gering schätze. Die "Goldene Regel" ist übrigens Grundlage aller großen Philosophien und tritt in allen Weltreligionen fast wortgleich auf, außer im Arschlochismus ², im Kapitalismus, in Diktaturen, Theokratien³ etc.. 

Diese atemberaubend einfache Regel fasziniert insbesondere in der alltagspraktischen Anwendung:

  • Beispiel Bürgergeld: Welche Summe würde Friedrich Merz fordern, wenn er, sagen wir, 52-jährig in strukturschwacher Region seinen Arbeitsplatz verlöre?
  • Beispiel Migration: Gott bewahre, Dobrindt und seiner Familie drohten in ihrem Heimatland Tod, Folter und Verschleppung durch religiöse Fundamentalisten. Mit Müh und Not und unter Zurücklassung sämtlichen Besitzes gelingt ihnen die Flucht in fremdes Ausland. Welche Lebensbedingungen würde Dobrindt dort normativ erwarten?
  • Beispiel Renten ...
  • Beispiel Steuern ...
  • Bespiel Krieg ...

Reicht, oder? Das Prinzip ist klar, oder? Wannimmer irgendein Politiky großkotzige Forderungen raushaut, macht doch, liebe Leserys, die Gegenprobe auf der Basis der "Goldenen Regel". Würde sier das Gleiche fordern, wäre sier auf der anderen Seite?



(verändert via wiki commons)
Zwei Vertreter einer Partei, die sich 
"Christlich" und "demokratisch" und "Union" nennt, 
was zumindest zweifach gelogen ist. 
Zum Glück hat die niemand gewählt.







¹ Die aktuelle Evolutionsforschung zur Hominisation, also zur "Menschwerdung des Affen", legt nahe, dass wir eher 3 Millionen Jahre zu spät kamen.

² "-ismus" heißt bekanntlich "Streben nach". Seit Trump ist das Streben, sich wie ein möglichst  schäbiges Arschloch zu verhalten, nicht nur salonfähig, sondern erstrebenswert und normativ erwartet. Diese Religion gewinnt unfassbar schnell an Gläubigen. Offensichtlich gab es da eine Menge Leute, die sehnsüchtig auf einen entsprechenden Arschloch-Messias gewartet haben.

³ Theokratien haben überhaupt nichts mit Religionen zu tun. Ü-ber-haupt nichts! Deshalb steht die "Goldene Regel" in allen "Heiligen Schriften", und die theokratische Praxis macht das genaue Gegenteil. Vergleiche Judys, Christys, Islamys, Hindys und vermehrt auch Buddhistys. 







Donnerstag, 14. August 2025

Keine Illusion für Merz?

 

Wir sind uns einig und die Realität beweist es Tag für Tag: Alle Politikys sind machtgeile, korrupte, inkompetente Egomanys. Die Möglichkeit vereinzelter Ausnahmen schließe ich nicht aus, bezweifle aber, dass es sich dabei wirklich um echte Politikys handelt.

Egal, banal. Statt gebetsmühlenartig das Offensichtliche zu bejammern, schlage ich vor, wir untersuchen, welche Illusionen die Menschen haben, die so grottige Politikys wählen und / oder nicht aus dem Amt jagen. So wie "die sexuellen Phantasien mehr über den Menschen [sagen], als sein/ihr reales Masturbieren" (nach Predrag Raos), könnten diese Illusionen vielleicht dies & das erhellen.

Selbst bei so offensichtlichen Bösewichten wie Hitler, Stalin, Orban, Netanjahu, Putin, Trump, Schweinebacke, Ziegen-Peter etc. etc. etc. hatten und haben Menschen ja positive Illusionen. Welche? Interessantes Thema für die Faschismus-Forschung.

Noch viel mehr interessiert mich aber: Was verbinden die Menschen mit der Wahl von Friedrich Merz und seiner Camarilla? Für welche Hoffnungen steht Merz? Warum Linnemann, Amthor, Spahn und Konsorten? Ich mag diese Leute nicht, und ich kann mir überhaupt nichts vorstellen, was ich positiv von ihnen erwarten sollte. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, was die Menschen, die diese Knallchargen gewählt haben, in ihnen sehen.

Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß mochte ich auch nicht, aber bei denen hatte ich wenigstens eine Phantasie, was die Wählerys in ihnen sahen. Und - möge meine Tastatur verbrennen - selbst Christian Lindners Wahllügen konnte ich als Motiv für Wählerys einsortieren. Aber Merz? Who the fuck is Merz?

Oje, dabei fällt mir die SPD ein! Welche Illusion, und sei sie noch so trügerisch, kann ich denn  bei der nächsten Wahl mit der SPD verbinden? Oh menno, liebe Genossys, wenn Ihr wollt, dass ich Euch wähle, gebt mir wenigstens einen fadenscheinigen, hanebüchenen Pseudo-Grund. Im Moment habt Ihr nicht mal mehr nichts, womit Ihr uns belügen könnt, und Ihr gebt Euch auch gar keine Mühe mehr.



(stark verändert via wiki commons)
Die Älteren werden sich erinnern: F.-J. Strauß, kriminell, korrupt, Bayer.