Sonntag, 23. Februar 2025

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 6: Sorgfalt bei der Auswahl der Konflikte

 (Diesen Text habe ich am 22.02.2025, einen Tag VOR der BTW 25 geschrieben.)

Ob Schule, Pfadfinder, Bundeswehr, Studium, erster relevanter Job, zweiter relevanter Job, was auch immer: Bei allen Tätigkeiten kann ich fünf Phasen unterscheiden:

  1. Einstieg und erste Begeisterung
  2. Engagierte Tätigkeit
  3. Routinierte Tätigkeit, ggfs. mählicher Aufstieg
  4. Erkennen der höheren internen Strukturen, der Friktionen, Widersprüchlichkeiten und absehbaren Bruchlinien
  5. Teils jahrelanger Kampf, schließlich Ausstieg

Volt ist für mich immer noch die Partei erster Wahl, und ich bin sicher, dass die internen Prozesse bei Volt wesentlich besser als anderswo sind. Und ich durfte viele liebenswerte Menschen kennenlernen, viel lernen und interessante Erfahrungen machen. Aber ich sah, während ich noch in Phase 2 meiner Mitgliedschaft war, Phase 4 am Horizont auftauchen. 

Und diesmal gönnte ich mir den ungeheuren Luxus, zu sagen, dass ich echt zu alt für so'n Shyz bin und erklärte meinen Austritt. Zwar würde die körperliche oder psychische Belastbarkeit das noch hergeben, dass ich mich der guten, lohnenswerten Sache wegen erneut voll ins Getümmel würfe, aber ich mag einfach nicht mehr. Die Fliegesaison beginnt wieder, ein paar Städtetouren wollen geplant sein, der Garten erheischt ein Minimum an Aufmerksamkeit, und die Begrenztheit meiner Restlaufzeit wird bewusster und macht Zeit zu einer immer wertvolleren Ressource.


(stark verändert via wiki commons)
Wilson-Stadien

… But just as I thought it was going alright
I find out I'm wrong when I thought I was right
It's always the same, it's just a shame, that's all.
(Genesis, 1983)







Mittwoch, 19. Februar 2025

Wieder nur der nützliche Idiot


Na toll, jetzt ist es wieder passiert: Ich halte mich für so einen restlos abgeklärten, zynischen Drecksack und erlaubte mir sogar vor Monaten entsprechend ätzende Prophezeiungen über die wahrscheinlichen Resultate des Ukraine-Krieges, und dann kommt die Realität und stellt sich als noch viel zynischer und fieser dar, als ich je vermutet hätte. Und ich stelle wieder mal fest, dass ich, verglichen mit der Welt, ein naives, dummes Küken bin.

Ich war ja beim Ukraine-Krieg bekanntlich nicht nur nicht mit Russlands Handeln einverstanden, sondern hatte auch manche - wie ich nach wie vor finde - berechtigte Bedenken, was ukrainisches und westliches Gebaren betrifft. Dass aber jetzt die Amis eine 180°-Wendung machen, mit den Russen paktieren, die Ukraine schlachten, die Beute einvernehmlich miteinander teilen und die West-Europäys völlig vor der Tür stehen lassen ... macht sprachlos.

Wie beschissen müssen sich die Ukrainys fühlen? Wie beschissen die wohlmeinenden Westlerys, die glaubten, in der Ukraine würden Ideale, europäische Ideale zum Beispiel, vorneverteidigt werden? Das war und ist alles Lug und Betrug, wir waren immer und sind nichts weiter als nützliche Idioten in einem perversen¹ Machtspiel . 


(aus Brehms Tierleben, verändert via wiki commons)

Mich interessiert jetzt nur noch, wie viele doitsche Wählerys bei der BTW nächsten Sonntag für die AfD stimmen werden, also für jene Nazi-Partei, die unsere Verfassung zerstören und Europa beerdigen will und die deshalb sowohl von den Trumpisten als auch von den Russen gepampert wird. 


(aktueller AfD-Flyer - verändert via wiki commons)
Die richtige Beleuchtung - sooo wichtig!

Das ist auch neu, dass Faschisten in internationaler Verbundenheit ihre jeweiligen Länder verraten und nicht jedes einzelne Land, sondern ganz Europa den Amis und Russen zum Fraß vorwerfen. Nannte man das früher nicht "Hochverrat"?

Für alle Nicht-Faschos, Normalos und Vernunftys: Lasst uns Europa stark machen! Dringend!







¹ =sinnverdrehten



Montag, 17. Februar 2025

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 5: Bilancia

 

Mein Problem mit dem Altwerden ist, dass ich es nicht bemerke. Jaaa, der morgendliche Blick in den Spiegel offenbart immer mehr Lachfalten (ein gutes Zeichen!) und schlaffes, ausgeleiertes Gewebe am Hals (ein schlechtes Zeichen!), und die Herzsache gerade könnte ein Indiz sein, muss aber nicht. 

Es ist immer noch ein Akt selbsterzwungener Kognition, mir klarzumachen WIE alt ich bin, und so richtig verinnerlicht habe ich's nicht wirklich.

Eine Methode, die auch schon in jüngeren Jahren funktioniert, ist, auf einem Gliedermaßstab, vulgo: Zollstock, einen Finger auf die Zahl des statistisch erwartbaren Alters zu legen und einen weiteren auf die Zahl des aktuellen Lebensalters. Instant memento mori. Allerdings wird damit eher Deine Restlaufzeit veranschaulicht.

Um die bereits zurückgelegte Strecke zu verdeutlichen, ist mir heute früh eine hinreißende neue Methode eingefallen, ich nenne sie nach dem italienischen Wort für Balkenwaage "Bilancia" und sie soll bitte nicht mit der buchhalterischen "Bilanz" verwechselt werden.¹ 

Wenn ich von dem Tage meiner Geburt bis heute rechne und wenn ich den resultierenden Zeitstrahl dann vom Tage meiner Geburt in die Vergangenheit richte, dann erhalte ich einen auch emotional fassbaren Eindruck meines Alters:


Ich lande, oh Scheiße, im Jahre 1899. Die Briten krallen sich den Sudan, die Amis unterwerfen die Philippinen, das Deutsche Reich klaut Spanien ein paar Inseln im Südpazifik, das Russische Reich klaut Finnland, die Buren versuchen erneut vergeblich, den Briten Südafrika zu klauen. Business as usual, allerdings nur, wenn man die zivilisatorischen Maßstäbe des 17. bis 19. Jahrhunderts anlegt.²


Aber es gab auch zukunftsweisende Aspekte: Ein französisches Elektro-Auto erreichte als erstes Landfahrzeug eine Geschwindigkeit über 100 km/h, die Sozis kämpfen für Arbeiterrechte im Reichstag, Marconi gelingt es, drahtlos über den Ärmelkanal zu funken, Otto Lilienthal ist schon seit drei Jahren tot usw.  (Das ist ein großes "usw.")


Wenn also in diesem Jahr 1899 jemand geboren wird und dann so alt wird, wie ich es heute bin, dann ist sie*er am Tage meiner Geburt so alt wie ich heute und könnte mich bei der Geburt begrüßen.

Was ich so irre finde: Betrachte ich den Zukunfts-Zeitpfeil von 1962, meinem Geburtsjahr, und heute, dann denke ich: "Ja, gut, da ist Zeit vergangen, aber sonst?" Projiziere ich die selbe Strecke in die Vergangenheit, also die Zeit zwischen 1899 und 1962, dann denke ich "Oh, Shyzze, das ist verdammt lang!"

Bin ich jetzt alt oder nicht? 

Keine Ahnung!



¹ Für eine Bilanz meines Lebens ist, hoffe ich, nach wie vor ein bisschen früh.

² Putin und Trump machen diese Allüren ja gerade wieder salonfähig. 








Sonntag, 16. Februar 2025

Throw shit at the wall

 
In den sogenannten "Sozialen Medien" gibt's bekanntlich unglaublich viel Schwachsinn zu lesen, gefühlt 99 %. Aber mit hinreichend kritischem Blick findet man auch manche überraschende Perle im Kot. Aus dem Kommentar eines Kanadiers zu Trumps Kanada-Plänen:

"throw shit at the wall and see what sticks."

Blitzartige Erkenntnis: Das beschreibt haargenau, was Trump macht, und das beschreibt haargenau, was die AfD macht. Damit werden einige Dinge erklärlicher:

Zum Beispiel die Frage, warum unsere Politikys wie blöde hinter der Migrationsfrage herrennen, obwohl wir einen ganzen Sack voll viel schlimmerer, richtig schlimmer Probleme zu lösen hätten. Ganz einfach: Die AfD hat schon vor Jahren viele Haufen Scheiße, nicht nur die Migration, durch die Gegend geschmissen, und Migration blieb hängen. 

Schon mal überlegt, warum die AfD in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Klima, Außen stets so blass wirkt? Die haben nix. Die haben nicht mal ein ernstzunehmendes Programm. Die haben nur die Scheiße, die hängengeblieben ist. Und die "großen Parteien" haben nix Besseres zu tun, als ständig und immer zu spät auf jeden Scheiß aufzuspringen. Hase und Igel.¹

Zweitens: Ich wiederhole nochmal die Erkenntnis, dass es nicht die Hitlers, Putins, Orbans, Netanjahus, Erdogans oder Trumps dieser Welt sind, die Macht ergriffen, sondern es sind die vollverblödeten Wählerys, die ihnen diese Macht aufdrängten, weil irgendwas von der herumgeworfenen Scheiße bei ihnen hängengeblieben ist.

Hier könnten, nein: müssen wir die Frage anschließen, warum eigentlich immer nur die bösen, menschenverachtenden Scheißhaufen hängenbleiben und nicht die Botschaften von Mitgefühl und Solidarität. Was ist los in den Köpfen, die so geeicht sind?

Drittens können wir auf der Basis dieses Spruches auch das hyperaktive Herumgebolze von Trump nach seiner Einsetzung als Nr. 47 verstehen. Grönland, Mexiko, Kanada, Panama, Streichkonzerte im Innern, Zölle und Vance in München nach Außen - das ist keine rationale Agenda. Das sind viele kleine Scheißhäufchen, und wenn 80 Prozent davon nicht an der Wand klebenbleiben, kann das US-Regime immer noch in Ruhe abwarten, wo die Gegenwehr am geringsten ist und dort fokussieren. Ein teuflischer Plan mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit. 

Gibt es Gegenmaßnahmen? Ja-nein. Das wesentliche Problem ist, dass der teuflische Plan auf dem basiert und mit dem arbeitet, was an Scheiße bereits in den Köpfen der Leute steckt. Darauf Einfluss zu nehmen ginge nur durch Bildung. Bildung, Bildung, Bildung. Bereits seit dem Mittelalter ist bekannt, dass ungebildete Menschen leichter zu lenken, der herrschaftlichen Macht gegenüber hilfloser sind. Beati pauperes spiritu. Da ist es nur folgerichtig, dass alle fundamentalistischen / faschistischen Systeme ein eher distanziertes, zuweilen gar feindschaftliches Verhältnis zum Intellekt, zur Vernunft, zum Team Science haben.


(verändert via wiki commons)

¹ Jedes Märchen hat ja eine Moral, eine Lehre. Bei "Hase und Igel" lernen die Kinder, dass ausschließlich gemeinschaftlicher Betrug zu Erfolg und Sieg führt (Igel), während individuelle Ehrlichkeit und Leistung nur Erschöpfung und Tod zur Folge haben (Hase). Das ist gerade in einem kapitalistischen System eine wichtige Erkenntnis, damit die Kinder frühzeitig erfahren, dass nur Finanzwirtschaft und / oder Politik legitime Berufsziele bieten, während Handwerk oder gar Sozial-Berufe völlig für'n Arsch sind.


Nachklapp: Beim Schreiben fiel mir auf, dass der Spruch "Throw shit at the wall and see, what sticks." Ähnlichkeit hat mit dem Spruch "Wenn mit Scheiße geworfen wird, bleibt immer was hängen." Mein Opa äußerte letzteren oft, aber ich glaube, dass hier eher persönliches Mobbing gemeint ist. Der Unterschied ist, dass der kanadische Spruch auf eine Schrotschuss-Taktik von Desinformation hinweist. Beim Mobben eines Menschen ist es aber keine schlaue Taktik der Reihe nach unterschiedliche Anwürfe hervorzubringen: "Er ist hässlich und dumm!" ist ok. Aber wenn man später auch noch sagt: "Er ist ein Lügner und schubst kranke Hühner in den Graben!" und noch später hinzufügt: "Er klaut Autos und vergreift sich an kleinen Kindern.", dann verliert man bald jede Glaubwürdigkeit. Das ist in der Politik seltsamerweise nicht so. Ich frage mich, wieso.






Samstag, 15. Februar 2025

Die freiwillige Knechtschaft

 

Die Vance-Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz: Wenn wir Europäys jetzt immer noch nicht begriffen haben, dass die Zeit innereuropäischer nationaler Egoismen vorbei sein muss, dann ist Europa nicht mehr zu retten. Und Rettung hätte es dann auch nicht verdient. 

"Die Tyrannen sind nur stark, weil wir schwach sind.", schrieb vor 450 Jahren ein damals etwa 18jähriger in einem - auch sonst sehr lesenswerten - Text über "die freiwillige Knechtschaft". 

Die konkreten Optionen sind:

  1. Gehebelt über die jeweiligen nationalistischen Populisten-Faschos wird Europa Land für Land vom Trumpismus rückstandslos aufgefressen.
  2. Gehebelt über die vom IWF absichtlich herbeigeführten finanzwirtschaftlichen Abhängigkeiten werden sich einzelne Länder, um ihre Schulden loszuwerden, peu-à-peu an die Chinesen verkaufen.
  3. Gehebelt über die steigenden Rohstoff- und Energiepreise werden sich einzelne Länder hemmungslos an Russland ranwanzen.
  4. Die herrschenden Politikys Europas finden sich bereit, ihre je persönliche Machtgeilheit zu überwinden und ein paneuropäisch gewähltes Parlament, ausgestattet mit echten, unabhängigen Machtbefugnissen und einem paneuropäischen Militär, das unabhängig von den Amis agieren kann, zuzulassen.

Bis auf die vierte Option führen alle zu einer Auflösung dessen, was wir Positives mit der Idee von Europa verbinden.

Und da ich in diesem Punkt ziemlich konservativ bin, da ich nämlich viele Aspekte der europäischen Kultur erhaltenswert finde, mache ich jetzt etwas, was mir eigentlich voll gegen den Strich geht und nur den Umständen (nämlich der das Fass zum Überlaufen bringenden Vance-Rede) geschuldet ist: Eine konkrete Wahlempfehlung auf diesem Blog: Wenn Ihr die ersten drei Option auch alle shyzze findet, wählt Volt. Punkt.








Freitag, 14. Februar 2025

Seiltänzer


Wer sich mit Militärgeschichte (einem wichtigen Teilaspekt der Sozialgeschichte) oder mit Technikgeschichte (als einem weiteren wichtigen Teil der Sozialgeschichte) beschäftigt, begegnet ihm eher früher als später: Dem ubiquitären Nazi. 

Dem, der sich daran berauscht, wie überlegen doch derr doittschä Soldatt an sich war, wie genial fortschrittlich und zerstörerisch seine Waffen und dass wir aus zwei Weltkriegen jeweils fast eigentlich als Sieger ..., wenn da nicht ..., also verdient hätten wir's auf jeden Fall, aber ... usw. usw. 

Oder dem, der der eigenen Kleinpimmeligkeit den Fetisch dicker, erigierter Kanonenrohre auf breithüftigen Fahrgestellen entgegensetzen muss, um mit herbeifantasierter Feuerkraft zu substituieren, was dem frühpubertären Orgasmus an Impact und Satisfaction abgeht.

Der ubiquitäre Nazi hat es geschafft, das Themenfeld "Militär- und Militärtechnikgeschichte" zu einem so toxischen Terrain zu machen, dass eine tiefergehende Befassung damit überhaupt keinen Spaß mehr macht. Die Folge davon ist, dass ich seit den Diskussionen über den NATO-Doppelbeschluss (immerhin 1979) zu Recht das Gefühl hatte, argumentativ gegenüber Militaristen, Politikys und Rüstungskonzernen permanent abzuschmieren. Danke, blöde Nazi-Arschlöcher!

Umso wertvoller sind die Beiträge, die der wissenschaftliche Direktor des Deutsche(n) Panzermuseum(s) in Munster in schöner Regelmäßigkeit auf YT abliefert. Für die meisten Menschen ist der Grat zwischen nazi-artiger Waffenverehrung einerseits und falschverstanden-pazifistischer, ignoranter Desavouierung des Themas andererseits ein schmaler. Die Leute vom Panzermuseum zeigen, dass das nicht so sein muss.

Ich empfehle die Rezeption seiner Videos über die Panzerei dringend, und zwar NICHT, um sich die ganzen technischen und historischen Details reinzuziehen, sondern um den ganz sachlichen, lockeren, eingängigen und dennoch wissenschaftlichen Stil zu studieren. Die Videos thematisieren und analysieren die durchaus faszinierende Technik (e.g. des Merkava), liefern aber bspw. auch eine Serie über das Sterben im Panzer. Das Ganze mit einem Habitus einer ausschließlich an der Sache orientierten Neutralität. 

Ich will hier keine Werbung für Waffen im Allgemeinen und das Panzermuseum mit seinem Direktor im Besonderen machen. Mir geht es darum, wie ich mir die Auseinandersetzung mit Themen wünsche, die im gegenwärtigen Diskurs praktisch tabuisiert sind.

Also: Raths gucken. Es kommt nicht so sehr auf das Was an, sondern viel mehr auf das Wie.


 

(Simulakrum aus verschiedenen wiki-commons-Elementen)





Sonntag, 9. Februar 2025

Das Hohelied auf den Nadelentroster


Ich mag Nadelentroster.¹ Zwar sind sie laut und nicht ganz ungefährlich, aber sie kloppen ordentlich das marode Material weg und lassen nur das blanke Metall stehen. Nadelentroster sind dabei auch Diagnose-Werkzeuge, denn bei ihrem Einsatz stellt man (häufig mit großem Entsetzen) fest, wie stabil bzw. verrottet eine Konstruktion unterhalb gnädiger Tünche wirklich ist. 

Nehmen wir Trump. Alle Europäys bibbern gerade dem Moment entgegen, da er sein machtgieriges Auge auf unseren Kontinent richtet. Dabei kann uns doch gar nichts passieren. Wenn alle europäischen Nationen gemeinsam und solidarisch gegen den Wahnsinnigen und seine Lakaien aufträten, dann würde er ganz schnell auf eine parkende Faust laufen, und, die Erfahrung hat's gezeigt, zurückweichen.

Trump wird uns allerdings unangenehm deutlich machen, was von der europäischen Gemeinschaft und Solidarität real ist und was nur gnädige Tünche, unter der Europa - von Macht- und Geldgier zerfressen - morsch, marode und dysfunktional ist. Sehr wahrscheinlich, dass sich einzelne Staaten, wenn sie denn einen kleinen, egoistischen Vorteil erhoffen, so sehr an den Psychopathen aus den U.S. of A. ranschmeißen, dass es eine globale Peinlichkeit wird.

Wir können nur hoffen, dass von der europäischen Idee genug blankes Metall stehenbleibt. Und wenn nicht, dann war die Idee ohnehin nur eine Lüge. Seid also beruhigt: Trump kann nichts kaputtmachen, was nicht längst marode ist.

Das Gleiche gilt für die AfD oder wie auch immer die Nazis sich nennen mögen. Es wäre doch völlig albern, anzunehmen, sie könnten die Demokratie oder die Brandmauer kaputtmachen, wenn diese stark und blank und stabil stünde. Wir sollten der AfD dankbar sein, dass sie uns unerbittlich deutlich macht, wie demokratisch die Doitschen wirklich ticken und wie unkorrumpierbar die angeblich christlichen Parteien (wieder mal) durch faschistische Macht- und Heilsversprechen.

Nein, an Trump und den Populisten ist prinzipiell nichts auszusetzen. Sie spielen, auch wenn's wehtut, eine wichtige Rolle. Angst müssen wir nur davor haben, dass unsere Ideen von europäischer und globaler Solidarität, Empathie und Demokratie in den letzten Jahrzehnten längst innerlich gestorben und vermodert sind. Nur dann werden die Arschlöcher dieser Welt Erfolg haben.


(stark verändert via I-net)


Sei nicht sauer auf den Nadelentroster,
wenn Dein Auto nach dem Entrosten
ein wirtschaftlicher Totalschaden ist,
denn dann war's vorher auch schon Schrott.




¹ "Ein pneumatischer (oder elektrischer) Antrieb lässt die Nadeln einzeln nach vorn schießen. Das Aufschlagen der Nadeln auf der zu bearbeitenden Oberfläche lässt Rost oder Zunder abplatzen. Am effektivsten arbeitet man in einem 90°-Winkel zur bearbeitenden Oberfläche." (Wikipedia, Nadelentroster, 09.02.2025)







Freitag, 7. Februar 2025

Nachdenken über Kanalarbeiten

 
Natürlich denke ich immer wieder darüber nach, warum mir die Publikationsform "Weblog" am meisten zusagt. Und immer wieder komme ich bei der Untersuchung der Alternativen zu den gleichen Ergebnissen:

Buch: Pro Jahr werden allein Deutschland über 60.000 Titel neu veröffentlicht, pro Tag also etwa 165. Hinter jedem neuen Titel steckt für die Autorys ein elend langer, demütigender Weg durch die Verlage und Lektorate. What is it good for?

Zeitschriften: Welche Zeitschrift sollte Interesse an meinem durchmischten Kram haben? Außerdem bin ich zu trotzig, zu starrsinnig und zu arrogant, mich mit Lektorys auseinanderzusetzen, die mir eventuell vorschreiben wollen, was und wie ich zu schreiben hätte. 

Totholz ist nicht mein Ding, also zum Digitalen:

Website: Ich könnte meine Sachen auch auf einer Website veröffentlichen, aber ich bin zu doof und zu ungeduldig, um das anständig zu programmieren bzw. zu gestalten. Meine zögerlichen Versuche endeten irgendwie alle in einem lese-unappetitlichen Durcheinander, das letztlich doch wieder nur ein Weblog war - allerdings ein grottenschlechter.

Micro-blogging: Tatsächlich nutze ich Mastodon mit großem Gewinn, bin dankbar für Anregungen und Austausch. Aber: Die Begrenzung der Zeichenzahl pro Text stört mich oft, wenngleich das Training, Texte immer weiter einzudampfen, nicht schlecht ist. Außerdem stört mich, dass die Texte unfassbar schnell aus der Sichtweite sedimentieren und dass es von Tageszeit und Zeitzone abhängt, ob Texte und Publikum zusammenfinden oder nicht. 

Momentan nutze ich Mastodon gelegentlich, um Kurzfassungen meiner Weblog-Artikel inklusive Links zu veröffentlichen und ggfs. Diskussionen darüber zu führen. Das ist eine gute Kombination.

Mit Instagramm und Tiktok kann ich nix anfangen. Ich bin ein Text-Typ und kein Video-Typ. Vielleicht bin ich einfach zu alt, vielleicht ist es die Gewohnheit, und Video-Bearbeitung ist so ein fizzeliger Kleinkram. Wer sich in der Ölmalerei am besten ausdrücken kann, sollte nicht zur Arbeit mit der Spraydose gezwungen werden. Begnadete Geigerys müssen nicht im selben Maße an der Posaune reüssieren müssen.

Wie ich's dreh' und wende: Der Weblog ist mein Metier, mein Kanal zwischen Welt und Ich.




(Cloaca maxima, Köln, stark verändert via wiki commons)






Samstag, 1. Februar 2025

Fassungslosigkeit

 
Ein Weblog darf ja auch mal sowas wie ein Tagebuch sein und trotzdem überindividuell relevant.

Seit Mittwoch hatte ich ein paar Artikel schreiben wollen, auch angefangen, aber alles wieder verworfen, weil Fritze von-Papen-Merz mal eben allzu deutlich gemacht hat, wie wichtig Demokratie im Vergleich zu seiner subklinischen Egomanie ist. Und weil Fritze nur ein armes, schwer deformiertes Individuum und also unwichtig ist, präzisiere ich, dass mein Entsetzen nicht wirklich ihm gilt, sondern seiner mitlaufenden, schleimigen Entourage und den Menschen, die ihn trotz und alledem demnächst wählen werden und den gesellschaftlichen Strukturen, die die Selbstabschaffung der Demokratie so verflucht einfach machen.

Und wenngleich die Parallelen zu 1932 so offensichtlich sind, dass es uns den Atem raubt, dürfen wir nicht den Blick für die historischen Unterschiede zwischen NSDAP-Nazis einst und AfD-Nazis heute verlieren: Hitler und seine Nazi-Baggage hatten zwar auch Unterstützung durch dumm-arrogante konservative Poilitiker, die Konzerne und die Medien, aber es gab damals in den allmächtigen USA keine größenwahnsinnigen Narzissten, die mit guten Aussichten auf Erfolg die Weltherrschaft anstrebten und die die deutschen Nazis aggressiv und offen unterstützten.

Russland und China waren damals keine aufstrebenden Konkurrenten der US, heute sind sie es und pampern ebenfalls die AfD, die ihrerseits gerne bereit ist, dafür ihr "Vater-"land zu verraten und zu verschachern.

Ähnlichkeiten zwischen 1932 und heute finden sich dann wieder im nachbarlichen Umfeld: Auch Hitler wusste sich in guter schlechter Gesellschaft autokratischer bzw. faschistischer Regime. Mehr oder weniger lupenreine Demokratien waren damals in Europa nur Frankreich, England, Benelux und die skandinavischen Länder. Der Rest dümpelte politisch irgendwo da, wo heute Belarus, Ungarn, die Türkei etc. stehen.

Da war und ist eigentlich niemand, der die deutsche Demokratie um ihrer selbst willen vermissen würde. Unsere Nachbarn haben nur Schiss, dass, wenn Doitschland wieder Nazi-Land wird, wir auch wieder einen Weltkrieg vom Zaun brechen werden, und diese Befürchtung ist ja auch höchst plausibel.

Boi-oh, wo läuft dieser Text hin?

Zu der Frage, wie es eigentlich kommt, dass anscheinend die ganze Welt wieder durchdreht. Alle machen auf "dicke Hose", Gewalt und die Drohung damit werden allseits wieder als Lösung, zumindest als akzeptable politische Instrumente betrachtet, wogegen demokratische Willensbildung, Toleranz und Empathie immer stärker verächtlich gemacht werden.

Die Extrapolation ergibt drei mögliche Szenarien:

  • Ein weltweites stabiles faschistisches System setzt sich durch.
  • Kulmination des kapitalistischen Systems, dann globaler Bürgerkrieg, Anarchie, Mad Max.
  • Atomares Armageddon, Auslöschung aller höherer terrestrischer Lebensformen, endlich Ruhe.

Ich möchte nochmal betonen, dass "Extrapolation" bedeutet, künftige Entwicklungen anhand bisher beobachteter (!) Entwicklungstrends abzuschätzen.

Meine Definition von "Mensch-Sein" schließt die Fähigkeit zu vernunftbasierter Veränderung ein.

Mal sehen, ob wir das hinkriegen.


(stark verändert via wiki commons / midjourney)








Mittwoch, 29. Januar 2025

Das Eigentliche


Mit meinem 1,8-jährigen Enkel Mittagsschlaf gemacht. Wenn Du den tiefen Frieden, die Ruhe und Entspannung, das wohlbehütete Eingemummeltsein so aus der Nähe siehst, dann weißt Du, was wirklich wichtig ™ ist. 

Oder andersrum: Das Kategoriensystem für "Wichtig - Unwichtig" ist plötzlich neu kalibriert. 

Fühlt sich gut an.




(via wiki commons,  J. Bäcker. 2005)

Bildunterschrift: "Rückblick minus Vorblick ergibt den Höhenunterschied".
In den Text kannste ja auch wieder total viel reinpacken ...