Dienstag, 4. Oktober 2022

Early Bird


Grundsätzlich starte ich lieber bei mittelprächtigen Wetterbedingungen, wenn Verbesserungen in Aussicht gestellt sind, als umgekehrt bei guten Bedingungen zu starten, wenn's laut Vorhersage mittelfristig ungemütlich werden soll. Heute habe ich ausnahmsweise die guten morgendlichen Bedingungen genutzt und mir vorgenommen, wieder am Platz zu sein, wenn es gegen Mittag oben zu hubbelig wird. Hat geklappt und hat sich gelohnt.


Vielen Fliegern sind diese Sichtbedingungen zu pfui, aber wenn man low 'n slow unterwegs ist, hat's was.

Mit meiner etwas unperfekten Landung von neulich bin ich nun auch wieder ausgesöhnt. Heute hatte ich anstelle einer Landung wieder hocherotischen Kuschelsex mit der Piste. So muss das. 😉







Sonntag, 2. Oktober 2022

Herbst - gut

 


Herbst kann gewaltig schön sein. Dieses Licht, diese Weite. Wolken und Landschaft bilden einen notwendigen Rahmen, einen Bezugspunkt, der die Weite ermeßlich macht. Unermeßliche Weite ist langweilig, weil unser Geist sie gar nicht erfassen kann. Ermeßliche Weite ist viel beeindruckender.


(Nebenbei: Soso, die bekennende Nazisse Meloni, künftige MP Italiens, hat einen rücksichtslos egoistischen Kurs Italiens angekündigt. Wo ist die Neuigkeit in dieser Meldung? Eigentlich agieren alle Nationen so, haben aber teilweise wenigstens noch den Anstand gehabt, es nicht allzu öffentlich zu machen. Außerdem ist Bündnistreue der Italiener Sache nie gewesen. Es hätte dem Land zur Ehre gereicht, wenn das Ausscheren aus den Bündnissen sowohl im ersten als auch im zweiten Weltkrieg dem Gefühl politischer Verantwortung, dem Anti-Militarismus bzw. Anti-Faschismus entsprungen wäre. Da sie aber in WK I die Monarchie und den Fundamental-Katholizismus beibehielten und nach WK II vom Faschismus nicht lassen konnten, dürfte doch eher taktisch-strategischer Opportunismus, nicht politische Überzeugung die jeweilige Triebfeder gewesen sein. Frei nach Remarque also: Im Süden nichts Neues.)







Samstag, 1. Oktober 2022

Der Herr der Medien: Die Perversionen der Macht

 

Kulturelle Aneignung ist, wenn eine dominante Kultur aus Profitgier und / oder sonstwie ausbeuterischen Motiven Elemente einer Minderheiten-Kultur rücksichtslos aus ihrem Kontext reißt, pervertiert (im Sinn verdreht) und hemmungslos vermarktet. 

Wir haben auf der einen Seite die Amazon-Studios, die letztlich einem der beiden reichsten Männer der Welt gehören und die mit der Kinder-Serie "Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" Versatzstücke des Originals zu einer laberigen, vorhersehbaren, furchtbar trivialen  Action-/ Liebes-/ Drama-Pampe im Stile der "Thrones"-Reihe machen. 

Auf der anderen Seite haben wir J.R.R. Tolkien, einen bescheidenen Oxford-Professor für englische Sprache, der den Mittelerde-Zyklus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Alleingang schuf und dessen Intentionen  man eigentlich nur verstehen kann, wenn man seine Briefe zum Thema liest¹. Zum "Herrn der Ringe" und zu Tolkiens Biographie muss hier nichts weiter gesagt werden. ²

Können wir uns, bitte, darauf einigen, dass die gesamte ursprüngliche europäische Kultur im Allgemeinen und Tolkiens Werk hier im Besonderen im Vergleich zu der überwältigenden, blind-brutalen Marktmacht US-amerikanischer Medienkonzerne den Rang schützenswerten Kulturgutes verdient und dass die Aneignung dieser Kultur dringend verhindert werden muss!?









¹ Gipps als Buch für 11, 49 € oder kostenlos als *.pdf.

² Hübsch finde ich aber die Anekdote, nach der Tolkien nur ein einziges Mal in seinem Leben wütend reagiert habe, als nämlich 1944 ein amerikanischer Offizier, mit dem er ein Zugabteil teilte, sich über den lustigen "Oxford-Akzent" mokiert habe, den die Briten sprächen. Hier musste natürlich richtiggestellt werden, was die angelsächsische Hochsprache und was die dümmliche Verballhornung war. 







Freitag, 30. September 2022

Die gewaltigen feinen Unterschiede

 

Was ist der Unterschied zwischen Merz' beleidigender Äußerung vom "Sozialtourismus" und Kubickis beleidigender  Äußerung. Erdogan sei eine "kleine Kanalratte"?

Der eine diffamiert in bewusst fahrlässiger Verallgemeinerung eine nicht genauer bezeichnete Gruppe von Menschen, die sich kaum wehren können und rudert dann feige sofort zurück, wohl wissend, dass er den beabsichtigten Schaden in Sachen Menschlichkeit ohnehin angerichet hat. 

Der andere diffamiert ganz bewusst, völlig zurecht und mit kristallklarer Zielangabe einen permanent taktierenden, egomanischen, krankhaft machtgeilen, mächtigen, menschenverachtenden Autokraten, wohl wissend, dass der im Stile eines unbeherrschten, narzisstischen absolutistischen Feudalherrschers des 16. Jahrhunderts reagieren und sich damit selbst richten wird. 

Ich mag Merz nicht und Kubicki mag ich auch nicht. Aber Merz hat sich mit seiner niedrigen, durchschaubaren Ranwanze an die Rechtsradikalen erneut als völlig untauglich für irgendwelche politische Verantwortung gezeigt, während Kubicki zumindest mit Stil in der hohen Kunst der intelligenten Verbalinjurie mutig auch auf Großwild losgeht. Ich spreche meinen widerwilligen Respekt aus!


(Henry VIII, Duncan 1890, via wiki commons)








Donnerstag, 29. September 2022

Wahrheitssuche - der Ritt auf totem Pferd

 

Banale Binse: Wir werden niemals jemals eine vertrauenswürdige Information darüber erhalten, wer die Ostsee-Pipelines gelöchert hat, in wessen Auftrag und mit wessen vorab ausdrücklich erteilter Billigung.

Uns bleibt, über zwei Fragen zu raisonnieren:

1.) Wer hatte die Mittel, die Gelegenheit und ein Motiv?

2.) Wer versucht gerade, propagandistisches Kapital aus der Sache zu schlagen? Wer will wem welche Schuld in die Schuhe zu schieben? Wer beschuldigt wen mit was für Argumenten wie lautsprecherisch auf welchen Kanälen?

Seltsame Gedanken sprießen, wenn man - nicht unplausibel - annimmt, dass es diesmal nicht "die Russen" waren, die ja das Gas mit viel einfacheren Methoden abdrehen könnten. Waren's also die Amis? Die Polen? Die Ukrainer? Wie ulkig, dass es so selbstverständlich möglich scheint, dass sogenannte "Verbündete" von uns Sabotage-Anschläge gegen uns verüben. Das zeigt so herrlich deutlich, wie verlogen und verkommen Politik innen und außen und global ist. 

Andererseits: Nicht auszuschließen, dass die Russen genau diesen Gedanken hervorrufen wollten. Nicht ungeschickt. Bei mir hat es jedenfalls funktioniert. 



(verändert via wiki commons)
Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig' ab.






Montag, 26. September 2022

Gemischtes des Tages


Straßenverkehr I

Hinter diesem Monster hing ich heute fast 20 Minuten lang fest:

Fragen:
Wer erteilt so einem überbreiten Klopper eine Straßenzulassung? Und falls er keine Straßenzulassung hat: Wie dreist sind Landwirte bzw. Lohnunternehmer eigentlich geworden, so offen so illegal zu verfahren? Was für eine mordsmäßige Lobby haben die Bauern? Die uralte Diskussion: Wer zahlt die Straßenschäden, wenn so ein Monster die Ränder kaputtfährt? Die Gemeinschaft. Und wer streicht den Profit für den Einsatz immer üppigerer Landmaschinen ein? Einzelne. Das Video gibt es auf Nachfrage.


Straßenverkehr II

Ein Bild von gestern:


Am anderen Ende dieser Straße erwartete ich logischerweise einen Haufen gestrandeter Autos, die wie in einer Fischreuse zwar hinein- aber nimmermehr herausfanden. Aber ich wurde enttäuscht. 


Globale Politik

Zitat aus einem Bericht über den menschenrechts-problematischen Scholz-Besuch in Saudi-Arabien: "Der Westen braucht Saudi-Arabien, etwa wenn es um die Kriege im Jemen, in Syrien geht oder die Auseinandersetzung mit dem Iran." Ok, damit ist geklärt, warum wir SA brauchen. Aber damit stellt sich die Anschluss-Frage, was wir im Jemen, in Syrien und im Iran wollen. Wäre es nicht einfacher, billiger und angemessener, wenn wir überall die Finger rausließen, wo wir nix zu suchen haben?


(verändert via wiki commons)








Sonntag, 25. September 2022

Analyse (von gr. "Auflösung")

 

Auf tass.ru, einem der wenigen verbliebenen uns noch erlaubten russischen Nachrichten-Portalen, finden wir einen Bericht über Lawrows letzte Rede vor der UN-Generalversammlung, selbstverständlich stramm aus russischer Sicht. Was ich mir wünschte, wäre, dass sich westliche Kommentator*innen mal daran machten, diese Rede (oder vergleichbare) auseinanderzunehmen und sich Punkt für Punkt mit den Aussagen auseinanderzusetzen. 

Ich wünsche mir das deshalb so sehr, weil ich immer stärker das Gefühl habe, unsere Diskurs-Kultur sei bereits so weit verkommen, dass es als Argument gilt, darauf hinzuweisen, eine Aussage stamme von der Gegenseite. Das wäre das Ende vernunftbasierter Diskussion.

Um es nochmal ganz klar zu machen: "Putin sagt das auch!" ist KEIN Contra-Argument¹. Es enthebt uns im Diskurs NICHT der inhaltlichen Auseinandersetzung.

Dass die aktuelle Journaille - die Plitik sowieso - sich gerade im Ukraine-Konflikt auf diese miese Masche einlässt, halte ich für höchst gefährlich. Es war bislang nur die Taktik aller religiösen und politischen Fundamentalisten, jede rationale Diskussion auf diese Weise im Keim zu ersticken. Wenn wir uns darauf einlassen, wenn wir zulassen, dass das salonfähig wird, sind wir geliefert.


Es ist ein Merkmal totalitärer Systeme,
nicht nach dem Inhalt einer Aussage zu fragen,
sondern nach dem Motiv.

Hannah Arendt



"Diskutiere nicht mit Dummköpfen.
Sie ziehen Dich runter auf Ihr Niveau
und schlagen Dich dort durch Erfahrung."

Mark Twain








¹ Nein, es ist natürlich erst recht kein Pro-Argument. Ich hatte gehofft, nicht extra darauf hinweisen zu müssen.






Freitag, 23. September 2022

Forderungen an den Journalismus (und meine Landungen)

 

In der Sache Stellung zu nehmen, dazu fehlt den meisten von uns eine tragfähige Datenbasis, aber wie die "Scheinreferenden" in Donezk, Luhansk etc. in unseren öffentlichen Medien behandelt werden, das sehen wir deutlich, und mich beängstigt es. Alles ist gleich. Die Begrifflichkeit, der Zeitpunkt, der Tenor, das Framing, die Interpretation, die Kommentare. Als gäbe es keine selbständig denkenden und kritischen Redaktionen in konkurrierenden Nachrichten-Portalen, die doch alles daransetzen müssten, einer Nachricht ein ganz eigenes Gepräge zu geben.

Gleichgeschaltete Presse hat keine Existenzberechtigung. Es spielt keine Rolle, ob die Gleichschaltung durch staatliche Gewalt (s. Nazi-Zeit) oder Unfähigkeit und Desinteresse der Journalist*innen (s. "Sonntags-Umsonst-Blätter") erfolgt oder durch den irrsinnigen Zeitdruck, schnell, schnell, schneller veröffentlichen zu müssen und ergo den Dreck der großen Agenturen ungefiltert ins Freie zu blähen. 

Journalismus muss analytisch, kritisch und selektiv sein. Wenn ich nur Schnellficker-Nachrichten rezipieren will, reichen mir die Schlagzeilen der Öffentlich-rechtlichen. Und daraus mache mir dann meinen eigenen kritisch-zynischen Reim. 

Apropos "kritisch-zynisch". Es soll niemand behaupten können, ich berichtete nur über die schönen Seiten des Fliegens. Heute lief's richtig mies. Wind (praktisch 0 aus 200) und Thermik (praktisch 0) ließen lt. offizieller Vorhersage direkt vorm Start einen Flug von Oldenburg nach Dankern a.d. Ems zu, eine Sache, die ich schon länger auf'm Zeddel hatte. 

Eine halbe Stunde nach dem Start begann es unvorhergesagt zu nieseln - wenig, aber mit Aussicht auf mehr, und wir Trike-Flieger sind da wirklich mega-empfindlich. Also Abbruch. 

Zurück am Platz wollte ich wenigstens eine besonders elegante Landung hinlegen, habe das aber total verkackt, was den Flugleiter zu der Bemerkung veranlasste, er werde den zeitlichen Mittelwert der Aufschläge als Landezeit notieren. Die Landung war nicht wirklich schlecht oder gar problematisch, nicht riskant oder gefährlich, es war einfach nur ästhetisch eine Katastrophe. Flieger*innen haben da eine besondere Sensorik, vielleicht vergleichbar mit Kunstturner*innen, die ja auch gewaltige Fehler sehen, wo unsereine*r*m überhaupt nichts auffällt. 

Wie auch immer: Die Landung war Mist, und es gab keine äußeren Umstände, die ich zur Mitverantwortung ziehen konnte. Da ich mein Flugzeug vor dem nahenden Regen im Hangar haben wollte, konnte ich diesmal auch nicht - wie sonst - mit drei anschließenden Touch-and-Go's mir und der Welt beweisen, dass ich's eigentlich voll drauf habe. 

Egal, man braucht solche Kack-Tage, damit man nicht verlernt, wertzuschätzen, wenn's mal wieder gut läuft.



(verändert via wiki commons)








Donnerstag, 22. September 2022

Drei philosophische Phliege-Bilder.

 

Bläut noch der Himmel, grünt noch das Laub, so lässt sich doch so rein bauchgefühlsmäßig-emotional der Herbst aus der Landschaftsbetrachtung nicht heraushalten.



Meinen Spaß hatte ich heute, dem fließenden Verkehr auf den Landstraßen in zulässiger Mindesthöhe zu folgen. Aber ganz ehrlich & arrogant: Ich bin lieber obendrüber als mittendrin.



Was ich an Oldenburg so mag, ist, dass es sich als Großstadt so diskret in die flache, grüne Landschaft kuschelt. Keine Dombaumeister, die sich prätentiöser Gottesnähe befleissigen, Keine alten Männer mit zu kleinen Pimmeln, die mit Skyscraper-Phalli kompensieren wollen ...



 






Sonntag, 18. September 2022

Zermatschte Igel


Herbstanfang, die thumben Igel suchen die Restwärme des Asphalts und finden massenhaft einen (meist) plötzlichen Tod. 

Nicht schön, aber Schlimmeres lässt sich vorstellen, als nach einem warmen, satten Sommer voller Liebe, Sex und Abenteuer mir nichts, dir nichts in den Igel-Himmel katapultiert zu werden. Die Alternative, nach einem kalten, klammen, trüben Winter im nächsten noch kalten Frühjahr halbverhungert aufzuwachen, um dann, wenn Du Pech hast, von Nachbarskatze mählich zu einem qualvollen Tod gefoltert zu werden, klingt dagegen viel weniger prickelnd. Das Ganze machste zwei bis fünf Jahre lang mit, dann ist ohnehin Feierabend.

So betrachtet verstehen wir jede*n Igel*in, die*der Ende September beschließt, auf die Straße zu gehen. Was lernen wir aus dieser Analogie? Suizid als Ausdruck einer realistischen Weltsicht¹? "Die young, stay pretty²"? 

Falsch! Wir lernen: Im Gegensatz zum Igel kannst und musst Du als Mensch dafür sorgen, dass Dein Leben, perspektivisch voller Liebe, Sex und Abenteuer ist - und da wir Menschen und keine Igel sind, könnten auch noch ästhetischer Genuss, Kreativität, Philosophie, Diskurs, Erkenntnis usw. dazukommen. 

Vielleicht sollten wir einen provokanten Schritt weiter gehen und definieren: Mensch-Sein bedeutet unter anderem auch die Pflicht (!), Dein Leben lebenswert zu machen. Das ist, wenn man es genau überlegt, eine sehr, sehr radikale Forderung. Du darfst nicht nur, sondern Du musst aktiv nach Erfüllung streben. Wir postulieren den klassisch-hedonistischen Imperativ.


Oij, seht nur: Der Depressive therapiert sich selbst. Ja, und? Ist schließlich mein Blog, oder? Vielleicht erklärt's auch, warum ich mir ganz bewusst diese oder jene Exzentrizität erlaube ...




(stark verändert via wiki commons)
Epikur 341 - 270 v. Chr.




¹ Ich glaube, das habe ich gerade unbewusst bei D. Wischmeyer geklaut. Erstes Logbuch?

² Blondie, 1979