Samstag, 22. Juli 2017

Unzeitgemäße Bedenkenträgerhaftigkeit


"Türkei-Urlauber lassen sich nicht abschrecken" titelt der NDR. Mich befremdet das. Wie schlimm muss es in einer potentiellen Destination zugehen, damit der doitsche Tourist aus ethischen Motiven Abstand nimmt? Oder gibt es gar keine ethische Grenze mehr? Würde, wenn's in Nordkorea isolierte Ressorts mit hohem westlichen Service-Standard und garantiert NULL Kontakt mit der hässlichen Realität gäbe, der ungehemmte Touristen-Strom einsetzen, vorausgesetzt, der Preis stimmte? Ja, nicht wahr?

Wie kann ich behaupten, auf dem Boden der FDGO zu stehen, mich Demokrat nennen und Menschenrechte befürworten und gleichzeitig Urlaub in der Türkei buchen?

Wir sind ekelerregend geschmeidig geworden, wenn es darum geht, unser alltägliches, individuelles Verhalten von unseren ethischen Überzeugungen zu emanzipieren. 

Was sind ethische Überzeugungen, die keine Auswirkung auf die tägliche individuelle Praxis haben? Selbstbetrug? Lügen? Schleimige Kotaus vor dem Zeitgeist?



 (verändert via posters.co.nz)









Sehr frei nach Eichendorff



Renaturierendes Moor (?) gestern irgendwo zwischen Vehnemoor und Friesoythe, 500ft


Hier hat fürwahr der Himmel
Die Erde still geküßt ...

bla blabla bla ...

Und meine Seele spannt
Weit ihre Flügel aus ...

bla blabla bla ...

















Freitag, 14. Juli 2017

Oscar did it!



13.07.2017



Mittwoch, 12. Juli 2017

Unüberraschend


Überraschen darf es nicht: Die Trump-Camarilla hält es für ein ethisch völlig korrektes Verhalten, Material zur Schädigung der damaligen Wahlkampfgegnerin aus allen überhaupt denkbaren Quellen, auch von gegnerischen Geheimdiensten, auch wenn illegal erworben, zu beziehen.

Spannend ist eigentlich nur noch die Frage: Wie weit werden wir uns in den noch-demokratischen Staaten in Zukunft an die sich dramatisch verschlimmernden ethischen Maßstäbe gewöhnen? Wird es einen Punkt geben, an dem eine hinreichende Zahl von Menschen der unverfroren ausgelebten Machtgeilheit ein Ende setzt?

Oder wird es so werden, wie längst im Falle der Konzerne, dass kein Mensch mehr hinterfragt, dass außer hirnloser Profitgier kein anderes Kriterium mehr etwas gilt?

Vielleicht sind die Trumps, Erdogans, Dutertes und Putins sowieso nur logische Konsequenz der totalen Enthemmung der Nestlés, Blackstones, Bank of China und Gazproms?



(verändert via http://www.triplepundit.com)






Montag, 10. Juli 2017

Populistische Möwe


Jestern als Mitflieger in einer Piper Twin Commanche vom Inselhopping-Wochenende zurückgekommen. Bei der Landung auf dem Heimatplatz hockt eine Schar von acht bis zehn Möwen auf der Graspiste. Alle Möwen nehmen, wie langjährig gewohnt, vor dem nicht eben kleinen Flugzeug rechtzeitig reißaus, bis auf eine, die bis NACH dem letzten Moment wartet, bevor sie einen panischen und von vorneherein zum Scheitern verurteilten Ausweichversuch unternimmt. Ein metallenes Propellerblatt trennt gnädig, schnell und nachhaltig die ewige Seele vom vergänglichen Leib.

Solche Dinge passieren. Igel, Kaninchen, Frösche und was da sonst noch in die Quere kreucht, liefern - unter höchstmöglichem, unter finalem Einsatz - mannigfaches Beispiel.

Trotzdem bleibt die Frage, warum diese eine Möwe so blöd war, so lange sitzen zu bleiben. (Was) hat sie dabei gedacht?

Folgende Varianten sind möglich [*1]:

  • "Bisher ist es auch immer gut gegangen. Warum sollte es diesmal anders sein? ... Oh!" 
  • "Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass speziell dieses Flugzeug uns Möwen ausgerechnet jetzt gefährlich werden könnte ... Oh!"
  • "Falls es wissenschaftliche Beweise dafür gibt, dass dieses Flugzeug uns gefährlich werden könnte, sind das Lügenpressen - / Fake News ... Oh!"
  • "Die Fakten sind die eine Sache, aber viel wichtiger ist, was die Mehrheit denkt, und ICH denke ... Oh!" 
  • "Lexxmiamoaschallemiteinand'. Mia san mia. I bloab hier! ... Oh!"
  • "Wir sollten angesichts einer eventuell drohenden Gefahr nicht in blinden Aktionismus verfallen. Das schadet der Wirtschaft und die Finanzmärkte könnten nervös reagieren ... Oh!"
  • "Wir brauchen zunächst eine mehrheitsfähige Beschlussvorlage, das setzt eine gründliche Diskussion in den politischen Gremien voraus ... Oh!"
  • "Mein Glaube an Gott/Allah/Jahwe/etc. ist stark und wird mich schützen ... Oh!"
  • "Falls dieses Flugzeug mich plattmacht, war es Gottes/Allahs/Jahwes/etc. Wille, und für mein Opfer werde ich hinterher mit ungeahnten, mit paradiesischen sexuellen Erfahrungen belohnt werden ... Ah!"


Die letztgenannte Variante scheint die nachvollziehbarste zu sein. Allerdings nur, wenn man akzeptiert, dass der Gott, den man verehrt, Spaß daran hat, seine Gläubigen zerschnetzelt zu sehen.


(Neulich auf Langeoog: Vorne links das Schwert Gottes)



[*1] Übersetzungshilfe aus der Sprache der Sibermöwe hier.





Donnerstag, 6. Juli 2017

C.D.F. update


Gestern wiederentdeckt: Eines der ganz seltenen Unterwasserbilder von Caspar David Friedrich (1774 - 1840). Typisch für den Maler ist die Arbeit mit Licht und Dunkel, deren Übergang mit zunehmender Ferne immer diffuser, immer weniger erfassbar wird. Uns fällt der Wikipedia-Text zu C.D.F. ein:
"Der Themen- und Motivkanon dieser Bilder vereinigt Landschaft und Religion vorzugsweise zu Allegorien von Einsamkeit, Tod, Jenseitsvorstellungen und Erlösungshoffnungen. Friedrichs von Melancholie geprägtes Welt- und Selbstverständnis wird als exemplarisch für das Künstlerbild in der Epoche der Romantik gesehen. Der Maler macht mit seinen Werken bei weitgehend unbekannten Bildkontexten sinnoffene Angebote, die den Betrachter mit seiner angesprochenen Gefühlswelt in den Deutungsprozess einbeziehen." [*1]





Es folgt eine sensationelle Aufnahme des Schaffensprozesses. Im oberen Bildteil sehen wir, dass der Künstler auf eine Imprematur aus einem Hauch von Preußischbau und Zitronengelb erstmal ein Quantum von Blau- und Grautönen gab und die Melange dann auf dem Untergrund weiter mischte und verteilte. Der untere Bildteil ist nur schemenhaft angelegt und wurde auch später kaum weiter ausgearbeitet. Die Horizontlinie ist in diesem Stadium noch scharf getrennt, erst später, vermutlich mit einem Schwämmchen, verwischt.

(05.07.2017, irgendwo westl. Syke, Höhe ca.250 m)

Tja, da muss wohl ein Wikipedia-Artikel in wesentlichen Teilen ergänzt werden ...




[*1] Kann mir bitte mal jemand den letzten Satz des Zitates erklären? Für mich klingt das nach: "Keine Ahnung, was das bedeuten soll, wahrscheinlich wusste der Typ das nicht mal selbst."





Montag, 19. Juni 2017

Panta rhei

"Alles fließt." Oder anders: "Du kannst nicht zweimal in denselben Fluss steigen." Hier der Beweis:

Hunte mündet in die Weser, 17:30, Blick nach Norden.



Hunte mündet in die Weser, 19:50, Blick nach Südsüdwest:

(Beide Bilder: 18.06.2017, Flug Hatten - Kührstedt/Bederkesa - Hatten)

Ich muss aufpassen, angesichts der Majestät der Bilder nicht die Worte zu verlieren.