Dienstag, 19. November 2024

Einzelhandel MINUS Vertrauen = NULL

 

Eine ärgerliche und dumme Sache: In den letzten Wochen ist es mir drei Mal passiert, dass ich beim Bezahlen an der Supermarktkasse zufällig merkte, dass Sonderpreise für einzelne Artikel auf der Rechnung nicht berücksichtigt waren, stattdessen, die ursprünglichen, wesentlich höheren Preise ausgewiesen und berechnet wurden.

Die Kommentare der Mitarbeitenden auf meine entsprechende Reklamationen waren bei den unterschiedlichen Supermarkt-Ketten fast wortgleich und stets gleichermaßen emotionsfrei: "Ach-herrje-wie-konnte-das-passieren-dann-muss-ich-das-mal-eben-stornieren ...". Kein Wort der Entschuldigung. Nur schlecht verbrämt die nonverbale Botschaft, dass ich ein Nervsack sei, den ganzen Betrieb aufhalte und ob es nichts Wichtigeres gäbe, als Belege zu checken. Äh, nein, denn beim Netto-Markt in Wiefelstede war obendrein auch leider noch die Anzeige ausgefallen, die den Kund*innen beim Scannen der Ware an der Kasse die eingelesenen Daten mitteilt. Voll blöde Koinzidenz.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Ich glaube nicht mehr an Zufälle und zufällige Versehen. Beweisen kann ich zwar nix, aber die Häufung der Fälle und die Umstände drumherum geben überreichlichen Anlass zum Misstrauen. 

Ich bedaure das. Ich kaufe nämlich nicht gerne ein. Die notwendigen Alltags- und Haushaltseinkäufe habe ich bislang immer in einer trancehaften Routine abgewickelt, gerne auch immer in denselben Filialen, bei denen ich denkfrei meine eingelaufenen Pfade lief und halbblind rechts und links grapschte, was ich brauchte. 

Das ist nun vorbei, denn selbstverständlich kann ich bei Einzelhändlern, denen ich nicht vertrauen kann, auch nicht weiter einkaufen, muss mir also neue Filialen suchen, denn es gilt:

"Wenn er Dich einmal betrügt, ist er böse.
Wenn Du Dich zweimal betrügen lässt,
bist Du ein Trottel."

Irisches Sprichwort


Und ich muss künftig in jedem Fall akribisch prüfen, ob die ausgewiesenen Preise identisch mit denen sind, die an der Kasse in Rechnung gestellt werden. Die Alternative, die Ware bereits beim Gang durch den Markt zu scannen, während man sie nämlich in den Wagen legt, lehne ich aus datenschutzrechtlichen Erwägungen ab.

Byebye, trancehafte Routine! Es wird Alles so anstrengend! Wenn das Management der Supermärkte meint, mich zusätzlich zur üblichen Profitspanne noch bescheißen zu müssen, dann betrachte ich das als Kriegserklärung. Wenn Einzelhändler und Endverbrauchys fürderhin einander als natürliche Feinde betrachten wollen, bitteschön. Ich kann mich im Supermarkt wie in Feindesland benehmen: paranoid, grießgrämig, misstrauisch.

Oder ich vermeide den lokalen Einzelhandel noch mehr als ohnehin schon, und kaufe bei Anbieterys im Internetz. Man kann gegen Amazon sagen, was man will: Dass die bei der Abrechnung bescheißen, habe ich da noch nicht festgestellt. 


(verändert via wiki commons: Still aus dem Film "The great Train-Robbery", 1903")

Ich wusste nicht, dass auch heute noch so
vergleichsweise primitive, offensichtliche und blöde
kriminelle Methoden angewandt werden. 







Montag, 18. November 2024

The Return of the Schlafwandlers

 

Biden gestattet Selenskij, mit amerikanischen Raketen Ziele tief in Russland anzugreifen. 

Warum gibt das dem Konflikt eine ganz neue Dimension?

Weil Selenskij jetzt auch beschließen könnte, die Infrastruktur der russischen Atomwaffen bzw. der russischen Atomwaffen-Abwehr anzugreifen. Damit ist er von einem Regional-Herrscher zu einem Agierenden im geostrategischen Kräfte-Gleichgewicht geworden. Die Russen müssen jetzt zwangsläufig einen schnellen atomaren Erstschlag vorbereiten, denn Selenskij kann nun mit nur minimaler Vorwarnzeit schlagartig einen wesentlichen Teil des russischen Potentials an strategischen Waffen auschalten. 

Die Logik der strategischen Abschreckung gebietet, dass die Amis dann nicht abwarten können, ob der russische Schlag nur begrenzt oder gleich global sein wird und müssen zwangsläufig von letzterem ausgehen und also ihrerseits global zuschlagen. Das wissen natürlich auch die Russen, die also zwangsläufig keinen begrenzten, sondern einen totalen Atomkrieg auslösen. ¹

Da Wolodyjimyr S. aber nicht global-strategisch denkt, sondern ausschließlich auf einen totalen Sieg auf dem ukrainischen Schlachtfeld und der totalen Niederlage und Niederwerfung Russlands abzielt, gibt es berechtigten Zweifel daran, dass er mit dieser planetaren Verantwortung behutsam und klug umgehen wird. Ich bin sehr besorgt. 

Hat jemand "Die Schlafwandler - wie Europa in den ersten Weltkrieg zog" von Christopher Clark gelesen? Ein begrenzter Regionalkonflikt in Europas Peripherie (Serbien) PLUS ein feingesponnenes Netz gewachsener Zwangsläufigkeiten auf der Ebene der Großmächte -> BOOOM!

Noch mehr Fragen:

Hat Biden vor diesem Schritt eigentlich seine sogenannten "Verbündeten" konsultiert oder wenigstens informiert?

Falls nein: Können wir, nachdem Selenskij von unser aller Hegemon jetzt also die ultimative Waffe in die Hand bekommen hat, endlich die wahnsinnig kostspieligen Lieferungen der vergleichsweise popeligen konventionellen Waffen einstellen? Wir könnten das Geld durchaus für andere Zwecke brauchen.



Wir haben soeben das Konfliktpotential auf "Globale Bedrohungslage" hochgesetzt. Ist das noch DEFCON 3? Für die Amis vielleicht, für Europa gewiss nicht.



¹ Wenn die Russen allerdings RICHTIG schlau sind, dann bombardieren sie nur West-Europa. Damit können sie viel Eindruck schinden, richten wahnsinnig viel Verwüstungen an und können sich darauf verlassen, dass die USA, solange sie nicht direkt selbst betroffen sind, zögern werden, den ultimativen atomaren Holocaust auszulösen. Ost-Europa zu bombardieren, wäre aus russischer Sicht auch blöd, weil die vorherrschenden Westwinde die ganze Fallout-Schlotze auf's eigene Gebiet zurücktrieben. Außerdem sitzen da ohnehin so viel Moskau-Sympathisant*innen, das wäre doch schade drum...










Dienstag, 12. November 2024

Endverbraucherys - die verstoßenen Kinder des Kapitals

 

November scheint die ideale Zeit im Jahr zu sein, in der alle Versicherungen u.ä. Dir mitteilen, dass sie leider, leider  zum 01.01.2025 die Preise erhöhen, und zwar nicht zu knapp, sondern zwischen 15 und 20 Prozent. Die Energiekosten seien ja so wahnsinnig gestiegen, und überhaupt die Kosten und so weiter ...

Meine erste Reaktion war kurz unflätig, dann etwas selbstmitleidig: Toll, die Großen können die Preissteigerungen einfach weitergeben, nur wir, die Endverbraucherys, bleiben auf den Erhöhungen sitzen und zahlen mal wieder die Zeche.

Zum Schluss dämmerte mir, dass eigentlich alles gut sei: Sollen die Konzerne uns doch ausnehmen! Ja, lasst die Versicherungsprämien explodieren. Und die Mieten. Und die Preise für Gas und Strom. Und für Sprit und ÖPNV. Und den ganzen Rest. Dann bleibt weniger für den sonstigen Konsum, viele Segmente des Einzelhandels werden wegbrechen, weil die Leute ihr ganzes Geld den Versicherern und Energie-Riesen und Wohnungs-Konzernen geben müssen, aber auch das schadet nichts. 

Lego macht seinen Profit längst nicht mehr nicht mit Legos, sondern mit Finanztransaktionen. Villeroy&Boch macht die Porzellan-Sachen auch nur noch der Tradition wegen, den Profit hingegen an den Börsen der Welt. Die meisten klassischen Firmen haben sich von ihren Produkten emanzipiert, und die Produkte von den Endverbraucherys. 

Der Kapitalismus braucht uns nicht mehr, weil er sich nur noch an sich selbst und durch sich selbst bereichert. Enverbraucherys sind anstrengend, unzuverlässig und arm. Auch ihr Einsatz im Produktionsprozess wird zunehmend obsolet.

In naher Zukunft wird der Kapitalismus, d.h. das bedingungslose Streben nach stetig wachsendem Profit, sich komplett vom Menschen abgelöst haben. Irgendwann wird die ultimative leitende KI von Black Rock erkennen, dass auch die allerhöchsten Manager*innen zu teuer und ersetzbar sind.

Auf diese Weise werden wir alle, ob wir wollen oder nicht, zu Konsumverweigerern zu Minimalistys, Veganys, usw. einfach, weil wir uns etwas anderes gar nicht mehr leisten können

Ob dann der Weg frei wird für Vernunft, Mitgefühl und Solidarität unter den verbliebenen Menschen? Oder fangen wir dann mit der Kackscheiße wieder von vorne an?


(verändert via wiki commons)

Reagan beschwört den Trickle-down-Zauber.
Am Arsch hängt der Hammer.





Sonntag, 10. November 2024

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 4: Weisheit ist, viele Fehler gemacht zu haben!


Vor ein paar Jahren sagte ein Mittzwanziger mir, er sei beeindruckt, dass ich so viele erlesene Alltags-Gegenstände besäße, Dinge hoher Qualität und Robustheit und doch von klassischer Eleganz und praktischem, durchdachtem Design.

Ich nahm das als persönliches Kompliment und fühlte mich entsprechend gebauchpinselt. Dann fiel mir ein, dass ich früher ähnliche Beobachtungen bei vielen (keineswegs allen) älteren Leuten gemacht habe und dass die Erklärung ziemlich banal ist: Je älter Du wirst, desto mehr Fehlkäufe hast Du hinter Dir.

Und wenn Du nicht völlig stumpf bist, dann lernst Du irgendwann aus Fehlern. Im Alter passiert es Dir natürlich auch noch, dass Du was kaufst und feststellst, dass es totaler Schrott ist, aber die Quote der Fehlkäufe wird immer geringer. Und die Dinge, die sich im Alltagseinsatz bewähren, behältst und benutzt Du, während der Rest aus Deinem Leben verschwindet.

Der Grund für den hohen Anteil praktischer und schöner Dinge in meinem Umfeld ist also NICHT, dass ich ein kluger, weitsichtiger Mensch mit speziellem Sinn für Schönheit und schlichter Eleganz bin, sondern dass ich im Laufe meines Lebens echt viel Kackscheiß gekauft habe, dann aber, früher oder später, aus Fehlern lernte.

Die Marketing-Fuzzies und -Tussis wissen sehr genau, dass sie die Gerontys ab 50 nicht mehr erreichen, außer wenn es um Treppenlifte, Rollatoren und Inkontinenz-Artikel geht. Bei allen anderen Produkten weiß ich nach Jahrzehnten des Irrens und Wirrens irgendwann auf drei Stellen nach dem Komma, was ich will, erkenne ich Werte, taxiere ich Preise, und ich habe einen überschaubaren Kreis vertrauenswürdiger Bezugsquellen.

Ein weiterer Grund für die geschmackssichere Entscheidung: Mit jedem Jahr Deines Lebens glaubst Du weniger an das zentrale Versprechen aller Konsumwerbung, dass nämlich Anzahl und Qualität Deiner Sexualkontakte davon abhingen¹, ob Du die richtige Kack-Frisur, das saison-aktuelle Nike-Equipment, das angesagte cellphone, lip-gloss, den schwachsinnigsten SUV usw. usw. hast. Du wirst autonomer in Deinen konsumästhetischen Entscheidungen, entspannter, selbstbewusster.


(Still aus "Only lovers left alive", 2013, stark verändert)


I've got nothing, just a table and two chairs
But they're beautiful and I just stand and stare
Time and space intertwined
Elegance, simple lines, Scandinavian Design
I've got nothing, just a table and two chairs
But I know that everything I need is there
Every line, every shape
Sculptural, no escape
It's Scandinavian Design
Sometimes she comes over, I think I know why
Says the sky has bored her, what's wrong with the sky
Who am I to turn her out,
all that she thinks about
Is Scandinavian Design
She stayed over, and we slept on wooden floors
She gets up at 8 and tiptoes to the door
She turns 'round, subtle wave
Hums a tune by Sam and Dave
Scandinavian Design
Every line, every shape
Sculptural, no escape
Scandinavian Design
(...)

Sparks





¹ Um Irrtümern vorzubeugen: Die Jagd nach paarungswilligen Sexualpartner*innen hört auch im Alter nicht auf, aber die Kriterien ändern sich, werden meines Ermessens klüger und empathischer.







Mittwoch, 6. November 2024

Trump ist nicht das Problem.

 

Trump ist nicht das Problem. Der ist nur ein reicher, kranker, alter Psychopath.

Die etwa 130 Millionen Menschen, die Trump gewählt haben, sind auch nicht das Problem. Das ist  einfach die dümmere Hälfte unter den us-amerikanischen Wahlberechtigten, und wenn es nur zwei Parteien gibt, eine für Kluge und eine für Dumme - was soll man machen?

Das wirklich besorgniserregende Problem ist, dass es ein paar wenigen Menschen möglich ist, das Verhalten der Massen dahin zu steuern, dass die einen erwiesenermaßen straffälligen Verbrecher, Hochverräter, Lügner, Antidemokraten, Antifeministen, Rassisten und Milliardär zum mächtigsten Menschen der Welt wählen, weil sie erwarten, dass er den sich als arm und benachteiligt fühlenden US-Amerikaner*innen hilft.

Wenn, sagen wir, 10 Millionen Amis (etwa 8 %) Trump gewählt hätten, dann wäre das schon ein Indiz, dass irgendwas mit der demokratischen Willensbildung in "gods own country" nicht in Ordnung ist. Aber die Hälfte der Wahlberechtigten... Oij!

Wenn Ihr nach Ursachen forschen wollt, folgt dem Geld. Wer macht Profit im kommenden Chaos?



(Weird Tales, 12/1939 via wiki commons)










Dienstag, 5. November 2024

Der ubiquitäre Eingeborene

 

Lindenbergs "Oberindianer" , genauer: das Wort "Indianer" könnte dazu führen, dass Menschen sich diskriminiert fühlen, sagt das Humboldt-Forum Berlin. Die Native American Association in Deutschland findet es problematisch, das Wort ‚Indianer‘ problematisch zu finden, da es von vielen Native Americans auch offiziell verwendet werde.

Viele Eskimos finden es problematisch, das Wort 'Eskimo' problematisch zu finden, weil 'Inuit' eben KEIN politisch korrektes Synonym für 'Eskimo' darstellt, sondern die Iñupiat und Yupik ausschließt.

Die Problematik der Bezeichnung 'Zigeuner' wird von den solcherart Bezeichneten offenbar kontrovers diskutiert. Gut lesbar auf der Seite des Zentralrates der Sinti und Roma.

Das angel-sächsische "native", vgl. lat. 'nativitas', Geburt, erinnert sehr an den doitsch-imperialistischen Begriff vom "Eingeborenen", der nach meinem Sprachempfinden ziemlich herabsetzend ist. Und "native americans" schließt, wenn ich das richtig verstehe nur die vorkolumbianischen Usa- und Kanada-Leute ein, oder? Was ist mit Südamerika?

"First nations" ist durch Donald T.s "America first!" korrumpiert. 

Wieso sind die australischen Aborigines 'indigene' Gruppen, also 'von Indien abstammend' - oder von den Indianern? Ich lernte, dass "indigene Völker" lt. UN alle autochthonen (= ursprünglich ansässigen) Völker meint, die von irgendwelchen Eroberern erobert wurden. 

Ich will nicht dem Komplettheitswahn erliegen. Die Liste sprachlicher Diskriminierungen von Ethnien, wenn es denn eine gäbe, changierte ohnehin täglich, wahrscheinlich sogar stündlich, denn wir reden sowohl bei Sprache als auch bei Ethnien über soziale Konstrukte par excellence. 

Die Auswertung überlasse ich Wischmeyer, 1997: "(...) Als ob die sprachliche Tünke auch nur einen Deut die gesellschaftliche Realität verändern, geschweige denn verbessern würde. (...) Wenn die Menschen sich in die political correctness fliehen, dann, um zumindest in der Sprache eine heile Zuckerbäckerwelt zu erschaffen. Dieses heuchlerische Umrubeln der alten Wörter leugnet die Identität der Bezeichneten. (...)"

Kurz: Oktroyierte Sprachregeln ändern nichts am latenten Rassismus. Nur wo es keinen Rassismus in den Köpfen der Menschen gibt, gibt es auch keine diskriminierende Sprache.

Vgl. Sexismus, Faschismus, Homophobie etc. etc.


(stark verändert via wiki commons)

Klausuraufgabe:
  1. Gib bei Google den Suchbegriff "Eingeborene" zur Bildersuche ein.
  2. Erkläre, warum dort nur Bilder von Menschen aus Südamerika und Afrika auftauchen.
  3. Fasse Deine Ergebnisse zusammen, indem Du Hypothesen zur realen Wortbedeutung von "Eingeborene" formulierst.
  4. Nimm Stellung zu Deinen Ergebnissen in A.3.)







Samstag, 2. November 2024

Hättich wissenmüssen!

 

Als Tao-Übender hätte ich wissen müssen: Du kannst Schönes nicht erzwingen. Du kannst es nur geschehen lassen und Freude und Dankbarkeit empfinden, wenn es auf Dich niedergeht.

Was nicht funktioniert, ist der abergläubische Dreisatz: 1.) Fliegen ist schön. 2.) Ich werde heute fliegen. 3.) Das wird schön. 

Das funktioniert prinzipiell nicht, und erst recht nicht bei 07 °C am Boden, Dunst & Schichtwolken in einem Drachentrike.



Es war trotz Winter-Combi arschkalt, außerdem mackte mein Funkgerät, wie vor ein paar Wochen schon mal, und ich komme mit der Fehleranalyse nicht weiter, weil der Fehler eben nur selten auftritt und dann wieder alles tippitoppi ist. 

Als ich nach der Landung auch noch feststellen musste, dass nach einem Ölwechsel der Ölfilter suppt - ohne Angabe von Gründen! - war der Bock endgültig fett.

Das sind natürlich keine großen Sachen, aber fliegerisch zusammengenommen ein Scheiß-Tag. Ich vermute, dass ich genau das lernen sollte: Du kannst Schönes nicht erzwingen ... s.o.



Zwei Binnenschiffe, einander distanzierend. 
Hätte man was Lustig-sinniges draus machen können, 
aber sie waren schon zu weit auseinander, als ich kam.
Ich sach ja: Fliegerisch ein Scheiß-Tag!




(...)
It's okay to start again cause change is gonna come
Nothing ever stays the same, it's not like we're still young
Let's blow it up and burn it down so we can stand alone
No fear of change, no fear of the unknown
All my hopes and memories are blowing in the wind
I started off with nothing and I'm back her once again
The little things in life are free
The simple things like you and me
And like love, like love, like love, like love
The sky above, the earth below, fire within me, let it glow.
(...)

Mcdonald A.: From the ashes






Donnerstag, 31. Oktober 2024

Wir, die Guten, ...


Ich stelle gebetsmühlenartig voran:

  • Ja, ich glaube daran, dass Putins Politik menschenverachtend, dumm und machtversessen ist. 
  • Ja, ich glaube daran, dass der dicke Diktator von Nord-Korea ein Psychopath und eine riesengroße Gefahr für die Menschheit ist.
  • Ja, ich glaube daran, dass die Theokraten im Iran und die islamistischen Warlords in Afghanistan menschenverachtende Fundamentalisten sind, die dringend eingehegt werden müssen. 
  • Ja, ich glaube daran, dass aufgrund der Gräueltaten der Nazis alle Deutschen eine  besondere historische Verantwortung tragen.
  • Ja, ich glaube daran, dass die chinesische Staatsführung ihre eigenen Leute, insbesondere ethnische Minderheiten im eigenen Land brutal unterdrückt.
  • Ja, ich glaube auch vieles, was unsere Führer, ich meine die wahren Führer, die in Washington bzw. New York uns glauben lassen wollen. 

  • Wirklich. Ich glaube daran ganz in echt. Mit großer, geradezu lächerlicher kindlicher Glaubenskraft. 

Was ich aber nicht glaube:

Dass "wir" die "Guten" sind, nur, weil die "Anderen" die "Bösen" sind. 

  • Ich glaube nicht daran, dass Putin die Ukraine aus willkürlicher Machtgier angriff.
  • Ich glaube nicht daran, dass es keine Zusicherung des Westens gab, die NATO werde sich nicht nach Osten ausbreiten.
  • Ich glaube nicht daran, dass die ca. 145 Millionen Russ*innen beabsichtigen, die ca. 448 Millionen EU-Bürger*innen zu überfallen, zumal dann vielleicht (!) ca. 345 Millionen US-Bürger*innen intervenieren könnten. 
  • Ich glaube nicht daran, dass Netanjahu ein guter, friedfertiger Mensch ist, der aus Selbstlosigkeit handelt und ich glaube auch nicht daran, dass Israel aufgrund stattgehabter Opferrolle ethisches Sonderrecht genießt, Täter zu werden.
  • Ich glaube nicht daran, dass die U.S. of A. irgendwelche positiven ethische Ziele verfolgen, sondern nur die je eigenen Profit- und Machtinteressen.
  • Ich glaube nicht daran ... 

Ok, die Long-list liest ja doch kein Mensch. Egal.


(Prayer wheel, Luca Galuzzi, 2007, verändert, via wiki commons)

Gebetsmühlen sind an sich nicht schlecht.
Man darf nur nicht aufhören, kritisch zu denken.







Montag, 28. Oktober 2024

Warum diese Texte?

 

Anscheinend fragen sich einige Menschen meines näheren Umfeldes, ob meine jüngsten Texte über Alter, Sterben und Tot-Sein einen konkreten, eventuell besorgniserregenden Anlass haben, und die Antwort lautet "Nö, nicht dass ich's wüsste."

Was ich aber weiß, ist, dass ich meistens (und falls überhaupt) der Allerletzte war und bin, der die eigenen wichtigen persönliche Entwicklungen bzw. Veränderungen registriert. Mathematisches Lebensalter, zunehmende Faltenbildung im Gesicht und anderswo und alterstypische Zipperlein sind zwar Hinweise auf Alt-Sein, aber diese Hinweise erreichen mich nur rein kognitiv. 

Das ist wie beim Begriff "Lichtjahr". Wir wissen verstandesmäßig, dass damit eine Strecke von 9,46x10¹² (9,46 Billionen) km gemeint ist. Und wenn wir unsere Phantasie mühevoll hochpeitschen, dann spuckt unser Hirn vielleicht noch einen Kommentar aus, wie "Boah, das ist aber echt viel ... also weit ...". Aber wirklich fühlen tun wir's nicht. 

So ist das bei mir mit dem Alt-Sein. 

Und damit kommen wir zur Frage, warum ich diese Texte über das Altern und überhaupt Texte schreibe. Dazu ein Zitat, das ich ohne klare Quellenangabe im I-net fand:

"Schreiben ist der Prozess, durch den Du merkst, dass Du gar nicht verstehst, worüber Du redest. (...) Schreiben ist auch der Prozess, durch den Du das herausfindest. Über etwas zu schreiben informiert Dich darüber, was Du weißt, was Du nicht weißt und wie Du denkst. Über etwas zu schreiben ist einer der besten Wege darüber zu lernen. Schreiben ist nicht nur ein Vehikel, um Ideen mit anderen zu teilen, sondern auch ein Weg, sie selbst besser zu verstehen."

Oder sehr frei nach Wittgenstein: Wenn Du Deine Gedanken durch die Mühlen sprachlich-grammatischer Logik drehen kannst, sind sie möglicherweise nicht falsch.






Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen,
und alles ballt sich zu ihm hin.

Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich -
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.

G. Benn 1941







(stark verändert via wiki commons / DLR)











Samstag, 26. Oktober 2024

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 3: Habe ich was verpasst?

 

Angst vor dem Sterben und Tot-Sein resultiert für viele Menschen anscheinend aus der Angst, etwas verpasst zu haben und der einsetzenden Gewissheit, gewisse Ziele definitiv nicht mehr erreichen zu können, jedenfalls nicht in diesem Leben.

Meine Selbst-Prüfung ergibt:

Verpasste Besitzstände: 
Ohne eigenes Zutun, ohne eigenen Verdienst, nur durch eine äußerst glückliche Aneinanderreihung geographischer, kultureller und historischer Zufälligkeiten gehöre ich zu den reichsten 4 bis 5 Prozent der Menschen dieses Planeten und zwar all-time up to now. Würde ich Materielles vermissen, müsste man mir mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf schlagen. Mehrfach.

Verpasster Sex: 
Vermutlich ist es ein evolutionär stabilisiertes Verhalten, immer mehr Sex haben zu wollen. Aber es gibt auch ein Quantum sexueller Erfahrungen, nach denen ist immer mehr Sex nichts weiter als das: Einfach nur immer mehr davon. (Was nicht bedeutet, dass das nicht schön sei!) Weitere Details sind privat, aber ich habe nichts zu bedauern und zu beklagen.

Exkurs: 
Nur einmal, da gab es eine Situation, in der eine sehr nette und unfassbar attraktive Freundin mich zu einem ONS animieren wollte, und ich hab's nicht kapiert, weil ich es für ausgeschlossen hielt, dass eine wie SIE mit einem wie MIR ... Verpasste Situation, unwiderbringlich verpasst, bedauerlicherweise. Können wir den alten Spielstand nochmal laden? Nein? Verdammt! Im nächsten Leben, ich schwör's ...
Schluss damit! Was bleibt, ist der Name der Rose. (frei nach Umberto Eco) 
Exkurs Ende

Verpasste Jugendlichkeit: 
Au ja, ich hätte gerne wieder meinen Körper von, sagen wir 20 bis 24 Lebensjahren zurück. Ohne die ganzen Scheiß-Zipperlein, die sich später zwangsläufig einstellen, weil wir biologisch nur für eine Laufzeit von 40 Jahren gebaut sind. Was ich nicht vermisse, sind Disco-Besuche, Akne, Stimmbruch, zaghafte Liebeleien, all das Verletzen und Verletzt-Werden in spätpubertären Beziehungskisten. Nein, ich bin gerne erwachsen, kein Problem!

Verpasste Erkenntnis:
Gestattet mir die selbstschmeichlerische Feststellung, dass mich ein unersättlicher faustischer Erkenntnisdrang umtreibt. Es könnte also sein, dass ich in der Sekunde meines Dahinscheidens auch mit unbefriedigter Neugier hadere, sofern mich da nicht andere Dinge ablenken. Hier setze ich allerdings große Hoffnung auf die Option, dass nach besagtem Dahinscheiden nicht Nichts, sondern unter anderem universelle Erkenntnis folgt. So oder so ist da kein bedauerns-werter Zustand zu erwarten. Alles gut.

Verpasste Zuwendung: 
Was ich wirklich unrettbar und unwiderruflich verpasst habe und bedauere: Ich habe meinen Söhnen nicht so viel Liebe und Zuwendung und Wertschätzung geschenkt, wie sie verdienen. Gründe und Details sind mein Privat-Scheiß.
Und dann gibt es garantiert noch viele Menschen, die ich nicht so wertschätz(t)e, wie sie es verdienten oder denen ich das nicht hinreichend kommuniziert habe. Aber letzteres ist eine Binse und nicht so eklatant, dass es mir die After-Life-Party restlos versauen würde. 


Fazit:
Diese Liste berücksichtigt nur die Frage, ob ich beim Sterben Angst haben muss, etwas verpasst zu haben. Es ist keine Lebens-Bilanz, da z.B. Erfahrungen großer Freude und großen Leids nicht erfasst werden. Außerdem habe ich ja erst 78 % meiner mir zustehenden Lebenszeit abgelebt, da kann also noch was kommen.

Und was ist das bisherige Ergebnis? Ich kann damit leben, mein Alter zu haben. Muss mich nicht mit Insignien von Jugendlichkeit behängen, nicht immer panischer Träumen nachlaufen, die altersbedingt immer unerreichbarer werden. Ohne einzupennen und ohne zu verkrusten kann ich in den nächsten Jahren meine Kreise drehen. Das ist ein gutes Ergebnis.