Unsere öffntlchrchtlchn Medien zielen in der Berichterstattung über den Taurus-Abhörskandal haarscharf und Lichtjahre entfernt am Kern vorbei.
Wir wollen festhalten:
Dass Abhören von Freunden und Gegnern in Konflikt-Zeiten ist so normal und selbstverständlich und so sehr überhaupt kein Skandal, dass es schon fast langweilig ist. Lustig wird's erst,
- wenn publik wird, dass der Hegemon, dem Du Dich ohnehin mit Haut und Haar speichelleckerisch unterworfen hast, Dich abhört oder
- wenn Spione besonders raffiniert und / oder perfide vorgehen und / oder enttarnt werden oder
- wenn extrem dümmliches Verhalten vorliegt, wie z.B. Telefonate kritischen Inhalts über ungeschützte Verbindungen.
Ansonsten ist Spionage überhaupt nix Sensationelles. Schon Sunzi begründet 500 v. Chr. ihre zwingende Notwendigkeit und gibt zielführende Tipps dafür. In der öffentlichen Wahrnehmung ist Spionage der Masturbation vergleichbar: Alle machen's, alle wissen, dass alle es machen, aber dennoch wird schamhaft geschwiegen, sobald es erwähnt wird.
Dass die Russen uns abhören, ist genau so normal wie umgekehrt. Da gibt es keinen Grund für "mimimi".
Nein, nein, die Sensation hinter dem Taurus-Abhörprotokoll liegt ganz woanders. Die Sensation ist, bei der Lektüre des Transkripts Zeuge zu werden, wie höchstrangige Offiziere der Luftwaffe ihre Kommunikation gegenüber Verteidigungsminister, Bundeskanzler und Öffentlichkeit über den Taurus-Einsatz in der Ukraine koordinieren. Und, man lese unbedingt selbst das Transkript, es geht erstaunlicherweise sehr eindeutig und ausschließlich darum, den Einsatz dieser Waffe zu fördern, was in diesem Fall bedeutet
- die notwendige Rolle der Bundeswehr bei dem Taurus-Einsatz gegen die Kertsch-Brücke zu verschleiern,
- darüber hinwegzutäuschen, dass ohne aktive Unterstützung der Soldat*innen und Technik der Bundeswehr eine hinreichende Präzision der Taurus nicht erreichbar sei, jedenfalls nicht in den nächsten 6 - 7 Monaten,
- Desinformationsstrategien gegenüber der deutschen Politik (inclusive Pistorius, dem obersten Dienstherrn in Friedenszeiten) und Öffentlichkeit zu entwickeln. ¹
- Wir haben nicht über dusselige Nachlässigkeiten hoher deutscher Offiziere in Sachen Geheimhaltung zu greinen (... obwohl, naja).
- Wir haben auch nicht über erfolgreiche russische Spionage zu greinen.
- Worüber wir aber ganz dringend diskutieren müssen, ist die Geisteshaltung, aus der heraus die an dem Gespräch beteiligten Offiziere meinen, uns mündige Bürger*innen, die wir höchster Souverän in diesem Staate sind, betrügen zu dürfen und zu müssen.
Könnten die örren Medien ihre kritische Berichterstattung bitte in diesem Sinne neu fokussieren!?
¹ Zitat:
"Ne? also wenn’s zum Beispiel darum geht, die Missionsplanung zu machen, ich weiß wie es die Engländer machen, die machen es ja komplett im Reachback. Die haben auch paar Leute vor Ort, ähm, das machen sie, die Franzosen nicht. Also, sie QCen (???) auch die Ukrainer beim Beladen des SCALP, ne, weil Storm Shadow und SCALPS sind rein vom technischen Aspekt relativ ähnlich. Da haben sie mir schon gesagt, ja, Herrgott, die würden auch den Ukrainern beim Taurus-Loading über die Schulter gucken. Ähm, die Frage wär‘ aber, wie lösen wir das dann? Mhm, lassen wir die die Missionsplanung machen und geben ihnen reachback-mäßig die MBDA an die Hand und bringen dann halt einen unserer Leute zur MBDA?"
Noch'n Zitat:
"Ich fang vielleicht mal an mit dem: „Was ist denn das Sensitivste oder das Kritischste, was jetzt passieren kann?“ Ähm, mit der ganzen Diskussion, das läuft ewig hin und her, und ich glaub, die zwei Punkte, die sensitivsten, sind zum einen Timing, so nach dem Motto, ähm, „Jetzt sagt der Kanzler, wir geben es doch ab“, und man kommt aus der Bundeswehr: Ja toll, aber in 8 Monaten sind wir dann soweit, den ersten Einsatz zu beginnen. Und das Zwote ist natürlich, wir können die Zeit auch nicht verkürzen, wenn es nach einem Falscheinsatz geht und das Ding auf ’nen Kindergarten drauffällt und es zivile Opfer gibt. Deshalb sind das so die beiden … links und rechts ’ne Grenze, zwischen denen man abwägen muss. Wenn man das so runterbricht, die eine Bahn ist die Auslieferung der Flugkörper. Da haben wir eigentlich gar nichts mit zu tun, und der wichtige Punkt wäre dann in dem Gespräch … Ich muss da auch nochmal drauf hinweisen … ohne die Firma können wir gar nichts machen und es wäre dann schon wie es auch bei den Raketen von IRIS-T ist, dass man relativ zügig erste Flugkörper ausrüstet, umrüstet und ausliefert. Aber da müssen halt dann so rudimentäre Sachen gemacht werden, nochmal ’ne kleine Überholung, das deutsche Hochheitsabzeichen runter und so."
Und noch eins:
"Ja. Die Frage wird sein, wo kommen die Daten her. Jetzt gehen ich einen Schritt zurück. Wenn es um die Zieldaten geht, die idealerweise mit Satellitenbildern kommen, weil dadurch gibt es dann die höchste Präzision, dass wir also unterhalb von drei Metern Genauigkeit haben. Die müssen wir verarbeiten im ersten Set in Büchel. Unabhängig davon würde man aber in irgendeiner Art und Weise, denke ich, mit einem Datentransfer zwischen Büchel und Schrobenhausen was hinbekommen. Oder, was natürlich auch geht, dass man unter Umständen das Datenfile nach Polen schickt und man hat den Handover, Takeover in Polen irgendwo, und es fährt jemand mit dem Auto hin. Und ich denke, da muss man im Detail reingucken, und da wird es auch Lösungsmöglichkeiten geben.
Also, in dem Moment, wenn wir den Support haben, im schlimmsten Fall muss ich halt mit dem Auto sogar hin- und herpendeln. Das schmälert dann nur die Reaktionszeit, also, und dann eben nicht innerhalb von Stunden reagieren."