Mittwoch, 2. November 2022

Aktualisiert: Unternehmensbewertungen, Boykottempfehlungen



(verändert via wiki commons)

Einer der vielen Vorteile, die Unternehmen im kapitalistischen Markt gegenüber Endkunden haben, ist die konzertierte Kommunikation. Jedes Unternehmen spricht für sich schon mit vieltausendfach lauterer Stimme als ein*e Endkund*e*in, darüberhinaus koordinieren Unternehmen einer Branche bzw. eines Marktsegmentes ihre Botschaften, z.B. die Bauern, die Autobauer, die Metallarbeitgeber etc. Im naiven Anspruch, wenigstens ein Billiardstel an kommunikativer Gegenmacht zu etablieren, werde ich in diesem Artikel, den ich permanent fortschreiben werde, ganz persönliche Erfahrungen veröffentlichen. 

Dabei kategorisiere ich dreifach: Gut, ambivalent, schlecht. 

  • Die Kategorie "Gut" habe ich aufgenommen, weil nicht der Eindruck entstehen soll, ich mäkele nur herum. Nicht alle, die Geld verdienen wollen, sind des Toifels.
  • Im Kapitel "Ambivalent" tauchen jene Unternehmen auf, mit denen ich zwar rummache, bei denen ich aber ständig mit mir selbst debattiere, inwieweit das ethisch vertretbar ist. 
  • Unternehmen der Abteilung "Schlecht" boykottiere ich und empfehle dies auch allgemein. 

Nicht alle Unternehmen, mit denen ich zu tun habe, tauchen hier auf. Ich muss nicht zu Allem und Jedem eine Meinung haben und / oder äußern, oder?


Gut

  • Wände-Manöver Begründung 
  • Praxis Nagel, Odefey et al. Esens - sehr nett, kompetent, wohlorganisiert
  • ADAC Pannenhilfe - schnell, kompetent
  • Haarstudio am Markt, Wittmund - freundlich, kompetent, flexibel 
  • Landbäckerei J. Bremer, Wiefelstede - freundlich, qualitativ erstklassig, unprätentiös

Ambivalent

  • Amazon - die Sache mit der sozialen Verantwortung kann ich mangels Daten nicht abschließend beurteilen, der Service ist aber unerreicht.
  • Google - ja, die verkaufen meine Daten weiter. Andersrum: Sie liefern mir Daten, und dafür habe ich denen meine Seele verkauft. So what?



Schlecht

  • Autohaus Decker, Marcardsmoor, arrogante Kundenhasser
  • EWE, arrogante Kundenhasser, inkompetente Beratung, Telefon-Roboter.
  • euronics, arrogante Kundenhasser
  • EDV-Abteilung Landkreis Wittmund, faul, ineffizient, inkompetent - es gibt gewaltige Ausnahmen, aber zu wenige. 
  • Tankstelle Harlecenter - die verkauften die Nazi-Zeitung (National-Zeitung) und zwar, wie eine persönliche Nachfrage ergab, ganz bewusst.
  • Edeka Metjendorf - Erstens musste ich heute, 27.10.2022, ein Gespräch zwischen einem in der Hierarchie anscheinend halb-wichtigen jungen Rotzlöffel und einer jungen Regal-Einräumerin anhören. Mir kam das grelle Kotzen über so viel herablassende Arroganz und Pseudo-Freundlichkeit. Zweitens waren trotz Kundenschlange zunächst nur eine, dann nur zwei Kassen besetzt => Arrogante Kundenhasser. Drittens werden die jeweils kostengünstigsten Produkte einer Art systematisch nicht nachgefüllt, so dass man die teureren Marken-Artikel kaufen muss oder eben verzichtet. Ich verzichte ab jetzt vollständig.
  • Netto Wiefelstede - Die Regale, der ganze Laden machen einen leicht abgeranzten Eindruck. Wenn fünf Mitarbeiter*innen zusammenglucken und vorabendliche Netflix-Erlebnisse austauschen, während Meter-Lücken im Sortiment klaffen, habe ich nicht so viel Lust, da einzukaufen. 
  • Kfz-Werkstatt Rieger, Oldenburg - Akutes Desinteresse an meinem Auftrag, Reparatur einer Anhängerkupplung, weil ja gerade das Wintergeschäft boomt, der Reifenwechsel. Tut mir leid, dass mein Anliegen nun doch nicht lukrativ genug war, nachdem ich zwei Wochen auf den Termin gewartet habe. Vielleicht finde ich ja eine Werkstatt, die da mehr Spaß dran hat...



to be continued





Freitag, 28. Oktober 2022

Vokabelsammlung: Nachhaltigkeit, Konsum, Feinde und Online-Texten


Indiz für nachhaltiges Leben: Wenn der Stoff Deiner Unterhose durch jahrelange Benutzung und entsprechend zahlreiche Waschgänge so spröde geworden ist, dass er beim Anziehen zerreißt.

Konsumklima: Immer wieder überrascht mich, was für ein Aufwand, nein: Hokuspokus, um die Messung dieses völlig subjektiven, undefinierten und undefinierbaren Begriffs gemacht wird. Finanzer und Marketing-Fuzzies sollten sich bitte klar machen, dass im Unterschied zu ihnen richtige Menschen von Monat zu Monat nur über begrenzte finanzielle Mittel verfügen. Wenn von dieser je fixen Summe mehr für die Energie draufgeht oder von der Inflation aufgefressen wird, dann können diese Menschen weniger für sonstigen Flausch ausgeben. 

Richtige Menschen haben auch - anders als Banken - nicht das Recht, Geld einfach in die Welt zu zaubern und sie haben - anders als Bauern oder Konzerne - auch keine Lobby, die dafür sorgt, dass die Allgemeinheit dafür zahlt, wenn sie wieder mal beschissen gewirtschaftet haben. 

Also, Ihr Konsumforscher*innen, auch, wenn das jetzt Euer Geschäftsmodell gefährdet, muss ich Euch die banale Mitteilung machen, dass Kaufkraft einen absoluten und eng begrenzten Wert hat. Man kann daran herumzerren, wie an der vielbeschworenen zu kurzen Bettdecke. Eine grundsätzliche Änderung erreicht man dadurch nicht.    

Feind: "Wer seine Feinde für böse hält, ist selbst ein Feind." stellte Lu-Tze (oder werauchimmer) vor 2.500 Jahren (oder wannauchimmer) fest. Ich bitte die*den geneigte*n Leser*in um Prüfung folgender These: Sachverständige Militärs und fachkundige Journaille sprechen bei militärischen Konflikten stets von "Gegnern". Politische und religiöse Fundamentalisten und ihre berichterstattenden Speichellecker sprechen von "Feinden". 

Online-Texten: Lese gerade ein interessantes Buch zum web-gerechten Texten. Stelle fest, dass ich auf diesem Blog Vieles falsch mache. Zu lange Texte, zu wenig Bilder, zu verschachtelter Satzbau, zu komplexe Sachverhalte usw. Das tut mir leid, aber ich bestehe darauf, Sprache so einzusetzen, dass sie mein Denken bestmöglich abbildet. Ich will niemandes Eye catchen, niemanden teasen und niemanden überrumpeln, etwas zu lesen, was ihr*ihm eigentlich zu lang, zu schwierig und / oder zu egal ist.  

Das Buch ist trotzdem empfehlenswert, weil man ja wissen will, welche Tricks die Marketing-Fuzzies benutzen, um uns zu beeinflussen.



(1927? - via wiki commons)
Nein, kein Vorläufer von Airbus.
Nur der Beweis, dass es nicht so ganz viele wirklich neue Ideen gibt.








Dienstag, 25. Oktober 2022

Boomer-Denke


Habe gerade eine revolutionäre Ersatz-Technologie für Schnürsenkel erworben und zitiere aus der Bedienungsanleitung: 

"Wir haben XXX, unser elastisches Schnürsystem entwickelt, um Euch von jeglichen Einschränkungen und Nachteilen traditioneller Schnürsenkel zu befreien. So könnt Ihr Euch farblich abgestimmt und ungebremst ganz darauf konzentrieren großartige neue Erfahrungen zu machen."  

Ich muss das nicht analysieren, oder? Muss ich ironisierend hinterfragen, ob man nicht auch ohne farblich abgestimmte Schnürsenkel großartige neue Erfahrungen machen kann? Oder was ist, wenn man gar keine großartigen neuen Erfahrungen machen will, sondern, sagen wir, einfach nur einkaufen geht?

Banal. Selbsterklärend. 

Was mich beschäftigt: Ich visualisiere die ganze Zeit verschiedene Szenarien, wie derartiger Unsinn in den Marketing-Schmieden entstehen und ungefiltert in derartige Leporellos einsickern kann. 

Ich frage mich: Wie arbeitet so ein Werbe-Studio, in dem es offenbar nicht einen verantwortungsbewussten, intellektuell und sittlich gefestigten Menschen gibt, die/der den/die Praktikant*in, die/der so einen Mist verzapft, diskret zur Seite nimmt und sagt "Ich verstehe, worauf Du hinauswillst, und an sich sind die Formulierung und die Zielrichtung nicht schlecht. Aber, schau, wir reden hier über fucking Schnürsenkel. Da ist das mit der Konzentration auf 'großartige neue Erfahrungen' a touch too much, findest Du nicht auch? Klingt ein bisschen so, als wären die Kunden zu blöd, Schnürsenkel zu binden und könnten deshalb keine großartigen neuen Erfahrungen machen, verstehst Du?"  

Naja, Boomer-Gedanken eben.





(stark verändert via wiki commons)






Freitag, 21. Oktober 2022

Offener Brief an die Menschen in Frankreich

Liebe Franzos*innen,

Euer Präsident kritisiert gerade völlig zurecht, dass die deutsche Regierung in der Gaspreis- und Gasversorgungs-Sache alle Vorschläge, die auf einem solidarischen Vorgehen der EU-Länder basieren, ablehnt und stattdessen mit dem Einsatz vielen Geldes eine national-egoistische Lösung zum Schaden der anderen EU-Länder und der gemeinsamen Sache bevorzugt.  

Es ist mir wichtig, Euch zu sagen, dass ich das Verhalten meiner Regierung völlig mies und dumm und kurzsichtig und beschämend finde. 

Da das Deutschen-Bashing in der EU aber gerade sehr en vogue ist, muss ich aus Gründen der Fairness ergänzen, dass dummer Egoismus und peinlicher Opportunismus innerhalb der EU keine Alleinstellungsmerkmale der Deutschen sind. ¹

Wie auch immer: In diesem Fall ist klar ersichtlich, dass die Deutschen (genauer: die deutsche Regierung) die Rolle des reichen, rücksichtslosen Riesen-Arschlochs übernehmen. 

Es tut mir leid.


Es ist nämlich so: Wir Doitschen finden es total erregend, alle sportlichen und gesellschaftlichen Ideale durch ganz viel Geld kaputt zu machen. 






¹ Die Gründungs-Utopie der EU ist bereits daran gescheitert, und wenn wir Europäer*innen unsere National-Egoismen nicht bald in den Griff kriegen, fliegt uns der traurige Rest, das Verwaltungsmonster, auch bald um die Ohren.  





Mittwoch, 19. Oktober 2022

Low-'n-Slow-Klugschnack

 

Der Gradientenwind war heute etwas stärker als angesagt.


 "GS" meint "Geschwindigkeit über Grund" und wird, wie man sieht, hier gerade mit 45 km/h angegeben. Ein gut frisiertes Mofa hätte mich also überholt. Meine "IAS" = "Indicated Airspeed" = Geschwindigkeit in der umfließenden Luft war zu diesem Zeitpunkt, wie eigentlich immer, 70 km/h plusminus ein bis zwei. Wenn ich kein bestimmtes Ziel ansteuere, fliege ich deshalb gerne gegen den Wind los, damit ich auf dem Rückweg Rückenwind habe¹. 

Wenn man mit stärkeren Motoren unterwegs ist, sind derartige Erwägungen natürlich pippifax, aber das bedeutet auch, man kriegt weniger mit, was in der Umgebung los ist. Segelflieger wissen natürlich genau, was ich meine. 



Hier noch eine super-baby-einfache Anfänger-Idioten-Vorlage zum perspektivischen Zeichnen. Zwei Wolkenbänder, eine messerscharfe Horizontlinie, davor ein bisschen Natur- und Landschafts-Schickimicki. Nur beim Himmel muss man ein bisschen zaubern. Aquarellfarben Preußisch-blau und Zitronengelb ist klar, aber den Übergang richtig hinzukriegen ... puuuh.





¹ ... falls mal was mipm Motor is'.







Donnerstag, 13. Oktober 2022

Another sucker of that slime

 

Wuuha! Da titelt die russische tass.ru "Die russische Botschaft glaubt, dass die kanadischen Behörden die Ziele des Westens, die Welt zu beherrschen, nicht verbergen", und dieses "neoimperialistische Manifest", wie es im Weiteren bezeichnet wird, interessierte mich natürlich, zumal der Tass-Teaser ausführt: "Die Äußerungen der stellvertretenden kanadischen Premierministerin Chrysty (sic!) Freeland am 11. Oktober vor der amerikanischen Brookings Institution weisen direkt auf den Wunsch des Westens hin, die Welt zu beherrschen und anderen Staaten 'den ganzen Saft abzusaugen'. Das teilte die russische Botschaft in Ottawa am Mittwoch auf Twitter mit."

Ja, Herrschaftszeiten, da haut die Christia aus Kanada tatsächlich die ganze Wahrheit raus? Wie überaus ungeschickt! Andererseits eine gute Gelegenheit, die Zuverlässigkeit russischer Medien zu prüfen, denn besagte Rede von Chrystia Freeland ist komplett auf Youtube verfügbar.  

Vielleicht nicht jedermenschs Sache, sich die 1:05:40 des Videos anzuschauen, zumal Frau Ministerin phasenweise vom Englischen ins Französische wechselt. Freeland beginnt mit einem Rückblick auf die (vergleichsweise friedlichen) 33 Jahre seit dem Fall der Mauer, sie definiert, was die Demokratien des "nicht-geographischen Westens" ¹ auszeichnet, erklärt die grundsätzliche Veränderung, die die globale Politik durch den Überfall Russlands auf die Ukraine erfahren hat und erläutert ihre Auffassung, wie die Demokratien des ng Westens mit diesen Veränderungen umgehen sollte. 

Um es kurz zu machen: Ich unterschreibe jeden ihrer klugen Gedanken! Vor allem unterschreibe ich die sehr fundierte, umfassende Selbstkritik des bislang von Egoismus diktierten Handelns der Ng-West-Länder, und ich unterschreibe ihre Forderungen, wie, bitteschön, internationale Beziehungen in Zukunft zu gestalten seien.

Leider ist hier nicht der Raum, sich mit den Aspekten der Freeland-Rede en detail auseinanderzusetzen, weil es mir hier um etwas Anderes geht. Aber ich empfehle wärmstens, sie sich anzuschauen. ²

Worum es mir hier geht: Medienkritik! Ich habe hier immer wieder gewünscht, man möge sich doch mal inhaltlich mit den Ausflüssen der russischen und westlichen Kriegspropaganda auseinandersetzen. Voilà, hier ist eine ganz einfache Gelegenheit: Zwei öffentliche Links und die Möglichkeit, deren Aussagen gegeneinander zu stellen.  

Spoiler: Die russische Propaganda lügt wie verrückt, sinnverdreht bewusst böswillig Freelands Aussagen und beweist deutlich, dass autoritäre Systeme mit intelligenter Selbstkritik, wie Freeland sie vorexerziert, einfach nicht umgehen können. Dass man eigenes Verhalten stets kritisch zu hinterfragen hat, dieses Ansinnen MUSS Autokraten fremd sein, denn es brächte sie sofort zu Fall. 

Das Einzige, was ihnen also einfällt, ist, die Selbstkritik Anderer als deren Schwäche auszulegen und sie wegen der längst eingestandenen Fehler durch den Dreck zu ziehen. Wie erbärmlich! Wie zum Fremdschämen peinlich und dumm!

Kindheitserinnerung aus der Sandkisten-Zeit: Wenn mir ein Missgeschick passiert und ich sage: "Ach, was bin ich blöd!" und Einer hört das und erwidert: "Haha, wie blöd Du bist!", dann empfinde ich so viel Verachtung (und ein wenig Mitleid), dass eine echte Sandkisten-Freundschaft dadurch dauerhaft verunmöglicht ist. 


Merke: Autokraten machen immer alles richtig. Mehr noch: Wenn Autokraten etwas machen, dann ist das per se richtig, denn sonst würden sie's ja nicht machen. ³ Demokraten hingegen gestehen Fehler ein, sie lernen daraus und werden auf diese Weise immer besser.

Oder wie B. Russell sagte: "Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel."

 

(stark verändert via wdr.de)



 ¹ Was für eine kluge Wortschöpfung. Werde ich mir merken. Und "ng Westen" abkürzen.

² Für die Übersetzung des Englischen helfen die Untertitel und für das Französische reichen mittelmäßige Schulkenntnisse. Wie in der Musik: Man muss nicht jede Note verstehen, wenn man die Melodie versteht.

³ Vgl. Unfehlbarkeit des Papstes; Umgang mit Dissident*innen 





Mittwoch, 12. Oktober 2022

Zwei Lebensweisheiten


Lebensweisheit Numero Uno: 

Wenn einer anderthalb sonnen-herbstliche Stunden mit einem minimalistischen Einsitzer unterwegs und anschließend nicht mega-verknallt in dieses Stück Technik ist, dann ist das ein vermutlich ein schlechter Mensch.




Lebensweisheit Numero Due: 

Die Erde ist rund, und hier ist der Beweis. 

(Jadebusen / Nordsee)







Ist es kulturelle Aneignung? Ist es Betrug?

 

Deutsche Rüstungskonzerne fordern für sich und die Wehrtechnik, die sie herstellen, das EU-Label "nachhaltig". Andernfalls könnten sie nicht so hohe Subventionen abräumen, und das wäre nachteilig. Die FDP unterstützt das Ansinnen, o Wunder, die Grünen sind dagegen, was neuerdings wirklich wie ein Wunder scheint, und die Anderen haben sich nicht geäußert, was niemanden mehr wundert. 

Interessant an dieser Entwicklung ist aber, dass sich hier das Label ganz offensichtlich vollständig vom Sinn emanzipiert hat. "Nachhaltig" bedeutet künftig nicht mehr, dass Produkte und Produktionsprozesse so ausgelegt sind, dass sie dauerhaft mit einer für Menschen lebenswürdigen Umwelt verträglich sind, "nachhaltig" bedeutet fürderhin, dass Konzerne noch mehr Kohle von der Solidargemeinschaft abziehen, ohne irgendeine reale Gegenleistung zu erbringen. Der Begriff "Nachhaltigkeit" ist damit auch verhunzt, sprich: vom Kapitalismus vereinnahmt und pervertiert.

Dem Begriff "UNESCO-Weltkulturerbe" droht ein ähnliches Schicksal, da Selenskij Odessa aus militär-taktischen Gründen zu ebensolchem erklären lassen möchte. Ich finde die Idee prinzipiell nicht schlecht. Aber man sollte dann nicht zimperlich sein. Ich fordere, den Planeten Erde, äh, besser: unser Sonnensystem, mit allem, was da kreucht und fleucht zum bitte nicht zu bombardierenden Kulturerbe zu erklären, vielen Dank!



(verändert via wiki commons)
Heavy Metal
Kultur oder Kitsch?







Sonntag, 9. Oktober 2022

Ganz mieses Gefühl ...

 

Interessantes Detail: Der Berater des ukrainischen Präsidenten beschwert sich internetöffentlich, dass der Friedensnobelpreis nicht allein an eine ukrainische Organisation geht, sondern, Zitat, "gemeinsam mit dem inhaftierten belarusischen Menschenrechtler Ales Bjaljazki und der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial" verliehen wird. Zitat weiter: "Dass die ukrainische Organisation den Friedensnobelpreis gemeinsam mit Organisationen aus dem Angreiferland Russland und dessen Verbündeten Belarus erhält, stößt in der Ukraine auf Kritik."

Es interessiert also nicht, dass Bjaljazki für sein Friedensengagement im Gefängnis sitzt und die russische Organisation wegen ihres Friedensengagements verboten wurde, wichtig ist nur, dass die einen Ukrainer sind und die anderen Bela-/Russen. Der Zufall der Staatszugehörigkeit ist wichtiger als die Leistung, der Mut, die Intention, das Argument. Man nennt so eine Grundhaltung Nationalismus¹, und mir wird kotze-elend, wenn ich daran denke, was passiert, falls die Ukraine gestärkt aus diesem Konflikt herausgehen sollte: Noch ein vor Selbstbewusstsein durchdrehender Nazi-Staat in der NATO und in der EU. Und wenn Russland "gewinnt"? Auch schlimm.

Neue Parole: "Genießen wir den Krieg, der Frieden wird fürchterlich."? Nicht ausgeschlossen.


(verändert via dhm.de)

Ja, Selenskij, aber jetzt halt' einfach mal die Klappe!


Ach, und ganz nebenbei: Was ist das eigentlich wieder für ein tendenziöser tagesschau-Artikel!? Der Friedensnobelpreis geht an zwei Gruppen und ein Individuum, berichtet wird aber nur über die eine Gruppe, die ukrainische. Die anderen stehen doof daneben, wie die Adabeis auf einer D-Promi-Party. Erbärmlich. Mein einst gehabtes Vertrauen in die ÖR stürzt weiter ab.


¹ Darf ich mir in diesem Zusammenhang die Attribute "blind, dumm, arrogant" erlauben? Aber ja!






Freitag, 7. Oktober 2022

Prüfung von Nachrichten wieder ein Stück schwieriger


Oij, gerade die aktuelle Titelzeile und den Aufmacher von tagesschau.de gelesen. Es geht um Verschleppungen ukrainischer Zivilpersonen nach Russland. Begrifflichkeiten wie "Verschleppungen", "Lager", "Filtrationsprozess" legen die Parallele zu den Machenschaften der deutschen¹ Nazis nahe. 

Zitiert wird exakt eine Quelle, "Helping to leave", eine ukrainische Institution, flankiert wird mit einem lauen, windelweichen Hinweis einer US-NGO, Human rights watch, ² und ergänzt wird mit einem tagesschau-eigenen Artikel vom 08.09.2022, also einem Selbst-Zitat, über einen ungeprüft dahingeschlenzten Vorwurf der Russland-Gegner während einer UN-Sitzung, das Ganze also einen Monat alt, damals noch mit Fragezeichen versehen ...

Kurz: Die Journalist*innen haben NICHTS in der Hand, außer einer halb-offiziösen ukrainischen Aussage, aber sie erheben daraufhin furchtbare, gewichtigste Vorwürfe gegen Russland.

Das geht so nicht! So geht das nicht! Das kann man doch nicht machen! Entweder habt Ihr absolut wasserdichte Beweise, dass die Russen diese verabscheuungswürdigen Methoden anwenden oder Ihr müsst die Klappe halten. Was jetzt passiert ist, ist Folgendes: Ihr habt bewiesen, dass Ihr schwere und schwerste Vorwürfe der Ukrainer ohne Hemmungen, ohne einen Hauch journalistischer Verantwortung einfach nachplappert. Das beweist entweder, dass Ihr strunzendumm und auf gemeingefährliche Weise inkompetent seid oder dass Ihr ganz bewusst, wenngleich nicht gerade intelligent, willfährige und ebenfalls gemeingefährliche Kriegshetze betreibt.

Wie auch immer: Mein Vertrauen, tagesschau sei quasi der Goldstandard im Nachrichtengeschäft, ist erstmal futsch.  


(via wiki commons)

Die Flachheit der Argumentation, das anti-rationale Framing und die erbärmliche Blödheit entsprechen dem, was unsere Medien uns derzeit, in 2022, zum Ukraine-Krieg anbieten. Aber das Bild  stammt aus 1917. Ich habe deutlich nicht das Gefühl, wir hätten uns geistig weiterentwickelt.





¹ Jou, das ist qualitativ was Neues: Ich habe das Gefühl, den Begriff "Nazi" differenzieren zu müssen! Früher hat es einfach gereicht, "Nazi" zu sagen, und alle Welt dachte an Hitler und seine willigen Vollstrecker. Dann musste man in Doitschland die "Neo-Nazis" von den Ewiggestrigen abgrenzen. Und nun gibt es in der Welt so viele offene und verdeckte Hitler-Nachmacher und Hitler-Wannabees, dass "Nazi" kein eindeutiges deutsches Alleinstellungsmerkmal mehr ist. Keine gute Entwicklung.

² Auch seltsam, dass Amnesty so rein garnix dazu sagt, wo die doch sonst immer so zuverlässig sensibel reagieren ...