Freitag, 7. Oktober 2022

Prüfung von Nachrichten wieder ein Stück schwieriger


Oij, gerade die aktuelle Titelzeile und den Aufmacher von tagesschau.de gelesen. Es geht um Verschleppungen ukrainischer Zivilpersonen nach Russland. Begrifflichkeiten wie "Verschleppungen", "Lager", "Filtrationsprozess" legen die Parallele zu den Machenschaften der deutschen¹ Nazis nahe. 

Zitiert wird exakt eine Quelle, "Helping to leave", eine ukrainische Institution, flankiert wird mit einem lauen, windelweichen Hinweis einer US-NGO, Human rights watch, ² und ergänzt wird mit einem tagesschau-eigenen Artikel vom 08.09.2022, also einem Selbst-Zitat, über einen ungeprüft dahingeschlenzten Vorwurf der Russland-Gegner während einer UN-Sitzung, das Ganze also einen Monat alt, damals noch mit Fragezeichen versehen ...

Kurz: Die Journalist*innen haben NICHTS in der Hand, außer einer halb-offiziösen ukrainischen Aussage, aber sie erheben daraufhin furchtbare, gewichtigste Vorwürfe gegen Russland.

Das geht so nicht! So geht das nicht! Das kann man doch nicht machen! Entweder habt Ihr absolut wasserdichte Beweise, dass die Russen diese verabscheuungswürdigen Methoden anwenden oder Ihr müsst die Klappe halten. Was jetzt passiert ist, ist Folgendes: Ihr habt bewiesen, dass Ihr schwere und schwerste Vorwürfe der Ukrainer ohne Hemmungen, ohne einen Hauch journalistischer Verantwortung einfach nachplappert. Das beweist entweder, dass Ihr strunzendumm und auf gemeingefährliche Weise inkompetent seid oder dass Ihr ganz bewusst, wenngleich nicht gerade intelligent, willfährige und ebenfalls gemeingefährliche Kriegshetze betreibt.

Wie auch immer: Mein Vertrauen, tagesschau sei quasi der Goldstandard im Nachrichtengeschäft, ist erstmal futsch.  


(via wiki commons)

Die Flachheit der Argumentation, das anti-rationale Framing und die erbärmliche Blödheit entsprechen dem, was unsere Medien uns derzeit, in 2022, zum Ukraine-Krieg anbieten. Aber das Bild  stammt aus 1917. Ich habe deutlich nicht das Gefühl, wir hätten uns geistig weiterentwickelt.





¹ Jou, das ist qualitativ was Neues: Ich habe das Gefühl, den Begriff "Nazi" differenzieren zu müssen! Früher hat es einfach gereicht, "Nazi" zu sagen, und alle Welt dachte an Hitler und seine willigen Vollstrecker. Dann musste man in Doitschland die "Neo-Nazis" von den Ewiggestrigen abgrenzen. Und nun gibt es in der Welt so viele offene und verdeckte Hitler-Nachmacher und Hitler-Wannabees, dass "Nazi" kein eindeutiges deutsches Alleinstellungsmerkmal mehr ist. Keine gute Entwicklung.

² Auch seltsam, dass Amnesty so rein garnix dazu sagt, wo die doch sonst immer so zuverlässig sensibel reagieren ... 

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