Donnerstag, 13. Oktober 2022

Another sucker of that slime

 

Wuuha! Da titelt die russische tass.ru "Die russische Botschaft glaubt, dass die kanadischen Behörden die Ziele des Westens, die Welt zu beherrschen, nicht verbergen", und dieses "neoimperialistische Manifest", wie es im Weiteren bezeichnet wird, interessierte mich natürlich, zumal der Tass-Teaser ausführt: "Die Äußerungen der stellvertretenden kanadischen Premierministerin Chrysty (sic!) Freeland am 11. Oktober vor der amerikanischen Brookings Institution weisen direkt auf den Wunsch des Westens hin, die Welt zu beherrschen und anderen Staaten 'den ganzen Saft abzusaugen'. Das teilte die russische Botschaft in Ottawa am Mittwoch auf Twitter mit."

Ja, Herrschaftszeiten, da haut die Christia aus Kanada tatsächlich die ganze Wahrheit raus? Wie überaus ungeschickt! Andererseits eine gute Gelegenheit, die Zuverlässigkeit russischer Medien zu prüfen, denn besagte Rede von Chrystia Freeland ist komplett auf Youtube verfügbar.  

Vielleicht nicht jedermenschs Sache, sich die 1:05:40 des Videos anzuschauen, zumal Frau Ministerin phasenweise vom Englischen ins Französische wechselt. Freeland beginnt mit einem Rückblick auf die (vergleichsweise friedlichen) 33 Jahre seit dem Fall der Mauer, sie definiert, was die Demokratien des "nicht-geographischen Westens" ¹ auszeichnet, erklärt die grundsätzliche Veränderung, die die globale Politik durch den Überfall Russlands auf die Ukraine erfahren hat und erläutert ihre Auffassung, wie die Demokratien des ng Westens mit diesen Veränderungen umgehen sollte. 

Um es kurz zu machen: Ich unterschreibe jeden ihrer klugen Gedanken! Vor allem unterschreibe ich die sehr fundierte, umfassende Selbstkritik des bislang von Egoismus diktierten Handelns der Ng-West-Länder, und ich unterschreibe ihre Forderungen, wie, bitteschön, internationale Beziehungen in Zukunft zu gestalten seien.

Leider ist hier nicht der Raum, sich mit den Aspekten der Freeland-Rede en detail auseinanderzusetzen, weil es mir hier um etwas Anderes geht. Aber ich empfehle wärmstens, sie sich anzuschauen. ²

Worum es mir hier geht: Medienkritik! Ich habe hier immer wieder gewünscht, man möge sich doch mal inhaltlich mit den Ausflüssen der russischen und westlichen Kriegspropaganda auseinandersetzen. Voilà, hier ist eine ganz einfache Gelegenheit: Zwei öffentliche Links und die Möglichkeit, deren Aussagen gegeneinander zu stellen.  

Spoiler: Die russische Propaganda lügt wie verrückt, sinnverdreht bewusst böswillig Freelands Aussagen und beweist deutlich, dass autoritäre Systeme mit intelligenter Selbstkritik, wie Freeland sie vorexerziert, einfach nicht umgehen können. Dass man eigenes Verhalten stets kritisch zu hinterfragen hat, dieses Ansinnen MUSS Autokraten fremd sein, denn es brächte sie sofort zu Fall. 

Das Einzige, was ihnen also einfällt, ist, die Selbstkritik Anderer als deren Schwäche auszulegen und sie wegen der längst eingestandenen Fehler durch den Dreck zu ziehen. Wie erbärmlich! Wie zum Fremdschämen peinlich und dumm!

Kindheitserinnerung aus der Sandkisten-Zeit: Wenn mir ein Missgeschick passiert und ich sage: "Ach, was bin ich blöd!" und Einer hört das und erwidert: "Haha, wie blöd Du bist!", dann empfinde ich so viel Verachtung (und ein wenig Mitleid), dass eine echte Sandkisten-Freundschaft dadurch dauerhaft verunmöglicht ist. 


Merke: Autokraten machen immer alles richtig. Mehr noch: Wenn Autokraten etwas machen, dann ist das per se richtig, denn sonst würden sie's ja nicht machen. ³ Demokraten hingegen gestehen Fehler ein, sie lernen daraus und werden auf diese Weise immer besser.

Oder wie B. Russell sagte: "Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel."

 

(stark verändert via wdr.de)



 ¹ Was für eine kluge Wortschöpfung. Werde ich mir merken. Und "ng Westen" abkürzen.

² Für die Übersetzung des Englischen helfen die Untertitel und für das Französische reichen mittelmäßige Schulkenntnisse. Wie in der Musik: Man muss nicht jede Note verstehen, wenn man die Melodie versteht.

³ Vgl. Unfehlbarkeit des Papstes; Umgang mit Dissident*innen 





Mittwoch, 12. Oktober 2022

Zwei Lebensweisheiten


Lebensweisheit Numero Uno: 

Wenn einer anderthalb sonnen-herbstliche Stunden mit einem minimalistischen Einsitzer unterwegs und anschließend nicht mega-verknallt in dieses Stück Technik ist, dann ist das ein vermutlich ein schlechter Mensch.




Lebensweisheit Numero Due: 

Die Erde ist rund, und hier ist der Beweis. 

(Jadebusen / Nordsee)







Ist es kulturelle Aneignung? Ist es Betrug?

 

Deutsche Rüstungskonzerne fordern für sich und die Wehrtechnik, die sie herstellen, das EU-Label "nachhaltig". Andernfalls könnten sie nicht so hohe Subventionen abräumen, und das wäre nachteilig. Die FDP unterstützt das Ansinnen, o Wunder, die Grünen sind dagegen, was neuerdings wirklich wie ein Wunder scheint, und die Anderen haben sich nicht geäußert, was niemanden mehr wundert. 

Interessant an dieser Entwicklung ist aber, dass sich hier das Label ganz offensichtlich vollständig vom Sinn emanzipiert hat. "Nachhaltig" bedeutet künftig nicht mehr, dass Produkte und Produktionsprozesse so ausgelegt sind, dass sie dauerhaft mit einer für Menschen lebenswürdigen Umwelt verträglich sind, "nachhaltig" bedeutet fürderhin, dass Konzerne noch mehr Kohle von der Solidargemeinschaft abziehen, ohne irgendeine reale Gegenleistung zu erbringen. Der Begriff "Nachhaltigkeit" ist damit auch verhunzt, sprich: vom Kapitalismus vereinnahmt und pervertiert.

Dem Begriff "UNESCO-Weltkulturerbe" droht ein ähnliches Schicksal, da Selenskij Odessa aus militär-taktischen Gründen zu ebensolchem erklären lassen möchte. Ich finde die Idee prinzipiell nicht schlecht. Aber man sollte dann nicht zimperlich sein. Ich fordere, den Planeten Erde, äh, besser: unser Sonnensystem, mit allem, was da kreucht und fleucht zum bitte nicht zu bombardierenden Kulturerbe zu erklären, vielen Dank!



(verändert via wiki commons)
Heavy Metal
Kultur oder Kitsch?







Sonntag, 9. Oktober 2022

Ganz mieses Gefühl ...

 

Interessantes Detail: Der Berater des ukrainischen Präsidenten beschwert sich internetöffentlich, dass der Friedensnobelpreis nicht allein an eine ukrainische Organisation geht, sondern, Zitat, "gemeinsam mit dem inhaftierten belarusischen Menschenrechtler Ales Bjaljazki und der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial" verliehen wird. Zitat weiter: "Dass die ukrainische Organisation den Friedensnobelpreis gemeinsam mit Organisationen aus dem Angreiferland Russland und dessen Verbündeten Belarus erhält, stößt in der Ukraine auf Kritik."

Es interessiert also nicht, dass Bjaljazki für sein Friedensengagement im Gefängnis sitzt und die russische Organisation wegen ihres Friedensengagements verboten wurde, wichtig ist nur, dass die einen Ukrainer sind und die anderen Bela-/Russen. Der Zufall der Staatszugehörigkeit ist wichtiger als die Leistung, der Mut, die Intention, das Argument. Man nennt so eine Grundhaltung Nationalismus¹, und mir wird kotze-elend, wenn ich daran denke, was passiert, falls die Ukraine gestärkt aus diesem Konflikt herausgehen sollte: Noch ein vor Selbstbewusstsein durchdrehender Nazi-Staat in der NATO und in der EU. Und wenn Russland "gewinnt"? Auch schlimm.

Neue Parole: "Genießen wir den Krieg, der Frieden wird fürchterlich."? Nicht ausgeschlossen.


(verändert via dhm.de)

Ja, Selenskij, aber jetzt halt' einfach mal die Klappe!


Ach, und ganz nebenbei: Was ist das eigentlich wieder für ein tendenziöser tagesschau-Artikel!? Der Friedensnobelpreis geht an zwei Gruppen und ein Individuum, berichtet wird aber nur über die eine Gruppe, die ukrainische. Die anderen stehen doof daneben, wie die Adabeis auf einer D-Promi-Party. Erbärmlich. Mein einst gehabtes Vertrauen in die ÖR stürzt weiter ab.


¹ Darf ich mir in diesem Zusammenhang die Attribute "blind, dumm, arrogant" erlauben? Aber ja!






Freitag, 7. Oktober 2022

Prüfung von Nachrichten wieder ein Stück schwieriger


Oij, gerade die aktuelle Titelzeile und den Aufmacher von tagesschau.de gelesen. Es geht um Verschleppungen ukrainischer Zivilpersonen nach Russland. Begrifflichkeiten wie "Verschleppungen", "Lager", "Filtrationsprozess" legen die Parallele zu den Machenschaften der deutschen¹ Nazis nahe. 

Zitiert wird exakt eine Quelle, "Helping to leave", eine ukrainische Institution, flankiert wird mit einem lauen, windelweichen Hinweis einer US-NGO, Human rights watch, ² und ergänzt wird mit einem tagesschau-eigenen Artikel vom 08.09.2022, also einem Selbst-Zitat, über einen ungeprüft dahingeschlenzten Vorwurf der Russland-Gegner während einer UN-Sitzung, das Ganze also einen Monat alt, damals noch mit Fragezeichen versehen ...

Kurz: Die Journalist*innen haben NICHTS in der Hand, außer einer halb-offiziösen ukrainischen Aussage, aber sie erheben daraufhin furchtbare, gewichtigste Vorwürfe gegen Russland.

Das geht so nicht! So geht das nicht! Das kann man doch nicht machen! Entweder habt Ihr absolut wasserdichte Beweise, dass die Russen diese verabscheuungswürdigen Methoden anwenden oder Ihr müsst die Klappe halten. Was jetzt passiert ist, ist Folgendes: Ihr habt bewiesen, dass Ihr schwere und schwerste Vorwürfe der Ukrainer ohne Hemmungen, ohne einen Hauch journalistischer Verantwortung einfach nachplappert. Das beweist entweder, dass Ihr strunzendumm und auf gemeingefährliche Weise inkompetent seid oder dass Ihr ganz bewusst, wenngleich nicht gerade intelligent, willfährige und ebenfalls gemeingefährliche Kriegshetze betreibt.

Wie auch immer: Mein Vertrauen, tagesschau sei quasi der Goldstandard im Nachrichtengeschäft, ist erstmal futsch.  


(via wiki commons)

Die Flachheit der Argumentation, das anti-rationale Framing und die erbärmliche Blödheit entsprechen dem, was unsere Medien uns derzeit, in 2022, zum Ukraine-Krieg anbieten. Aber das Bild  stammt aus 1917. Ich habe deutlich nicht das Gefühl, wir hätten uns geistig weiterentwickelt.





¹ Jou, das ist qualitativ was Neues: Ich habe das Gefühl, den Begriff "Nazi" differenzieren zu müssen! Früher hat es einfach gereicht, "Nazi" zu sagen, und alle Welt dachte an Hitler und seine willigen Vollstrecker. Dann musste man in Doitschland die "Neo-Nazis" von den Ewiggestrigen abgrenzen. Und nun gibt es in der Welt so viele offene und verdeckte Hitler-Nachmacher und Hitler-Wannabees, dass "Nazi" kein eindeutiges deutsches Alleinstellungsmerkmal mehr ist. Keine gute Entwicklung.

² Auch seltsam, dass Amnesty so rein garnix dazu sagt, wo die doch sonst immer so zuverlässig sensibel reagieren ... 

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Nächste Lerneinheit


Umstände stürzten mich ja recht überraschend in den Alltag eines Pensionärs, und ich sammle überraschende Erkenntnisse. 

Beispiel:

Meine Waschmaschine begann von einem Tag auf den anderen zu müffeln. Eine Konsultation beim Wissen der Welt lenkte den Verdacht auf Bakterienteppiche in der Einspülkammer, und eine Untersuchung vor Ort erhärtete den Verdacht auf's Unerfreulichste. Keine Einzelheiten, nur die: Die von mir eingeleiteten Gegenmaßnahmen erforderten 45 min Lebenszeit, reichlichen Einsatz stärkster haushaltsverfügbarer Chlor-Reiniger, ein Paar Einmalhandschuhe und viel frickelige Bastelarbeit beim Auseinander- und Wieder-Zusammenbau der Hartplastik-Steck-Konstruktion. 

Das ist aber nicht der Punkt.

Der Punkt ist: Ich habe gerade einen richtig guten Job gemacht, aber wenn ich davon erzähle, klingt es total banal. Man vergleiche: "Ich habe heute die Waschmaschine entmüffelt, was für ein Siff ...!" mit "Heute hatte ich eine Sternstunde in meinem Deutsch-LK, die Kiddos sind sowas von mitgegangen ...!".

Ich freue mich sehr darauf, ab Ende Januar "richtiger" Pensionär zu sein, denn ich habe Grund zu der Annahme, dass meine Rolle und mein Status als Lehrer mir ganz erheblich den Blick auf die Welt  und die Dinge, die darin wichtig sind, verstellt haben. Der Tao-Übende sieht heiter das nächste Kapitel auf sich zukommen. 


(Roger Dean: Greenslade sea 1, stark verändert via wiki commons)






Dienstag, 4. Oktober 2022

Early Bird


Grundsätzlich starte ich lieber bei mittelprächtigen Wetterbedingungen, wenn Verbesserungen in Aussicht gestellt sind, als umgekehrt bei guten Bedingungen zu starten, wenn's laut Vorhersage mittelfristig ungemütlich werden soll. Heute habe ich ausnahmsweise die guten morgendlichen Bedingungen genutzt und mir vorgenommen, wieder am Platz zu sein, wenn es gegen Mittag oben zu hubbelig wird. Hat geklappt und hat sich gelohnt.


Vielen Fliegern sind diese Sichtbedingungen zu pfui, aber wenn man low 'n slow unterwegs ist, hat's was.

Mit meiner etwas unperfekten Landung von neulich bin ich nun auch wieder ausgesöhnt. Heute hatte ich anstelle einer Landung wieder hocherotischen Kuschelsex mit der Piste. So muss das. 😉







Sonntag, 2. Oktober 2022

Herbst - gut

 


Herbst kann gewaltig schön sein. Dieses Licht, diese Weite. Wolken und Landschaft bilden einen notwendigen Rahmen, einen Bezugspunkt, der die Weite ermeßlich macht. Unermeßliche Weite ist langweilig, weil unser Geist sie gar nicht erfassen kann. Ermeßliche Weite ist viel beeindruckender.


(Nebenbei: Soso, die bekennende Nazisse Meloni, künftige MP Italiens, hat einen rücksichtslos egoistischen Kurs Italiens angekündigt. Wo ist die Neuigkeit in dieser Meldung? Eigentlich agieren alle Nationen so, haben aber teilweise wenigstens noch den Anstand gehabt, es nicht allzu öffentlich zu machen. Außerdem ist Bündnistreue der Italiener Sache nie gewesen. Es hätte dem Land zur Ehre gereicht, wenn das Ausscheren aus den Bündnissen sowohl im ersten als auch im zweiten Weltkrieg dem Gefühl politischer Verantwortung, dem Anti-Militarismus bzw. Anti-Faschismus entsprungen wäre. Da sie aber in WK I die Monarchie und den Fundamental-Katholizismus beibehielten und nach WK II vom Faschismus nicht lassen konnten, dürfte doch eher taktisch-strategischer Opportunismus, nicht politische Überzeugung die jeweilige Triebfeder gewesen sein. Frei nach Remarque also: Im Süden nichts Neues.)







Samstag, 1. Oktober 2022

Der Herr der Medien: Die Perversionen der Macht

 

Kulturelle Aneignung ist, wenn eine dominante Kultur aus Profitgier und / oder sonstwie ausbeuterischen Motiven Elemente einer Minderheiten-Kultur rücksichtslos aus ihrem Kontext reißt, pervertiert (im Sinn verdreht) und hemmungslos vermarktet. 

Wir haben auf der einen Seite die Amazon-Studios, die letztlich einem der beiden reichsten Männer der Welt gehören und die mit der Kinder-Serie "Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" Versatzstücke des Originals zu einer laberigen, vorhersehbaren, furchtbar trivialen  Action-/ Liebes-/ Drama-Pampe im Stile der "Thrones"-Reihe machen. 

Auf der anderen Seite haben wir J.R.R. Tolkien, einen bescheidenen Oxford-Professor für englische Sprache, der den Mittelerde-Zyklus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Alleingang schuf und dessen Intentionen  man eigentlich nur verstehen kann, wenn man seine Briefe zum Thema liest¹. Zum "Herrn der Ringe" und zu Tolkiens Biographie muss hier nichts weiter gesagt werden. ²

Können wir uns, bitte, darauf einigen, dass die gesamte ursprüngliche europäische Kultur im Allgemeinen und Tolkiens Werk hier im Besonderen im Vergleich zu der überwältigenden, blind-brutalen Marktmacht US-amerikanischer Medienkonzerne den Rang schützenswerten Kulturgutes verdient und dass die Aneignung dieser Kultur dringend verhindert werden muss!?









¹ Gipps als Buch für 11, 49 € oder kostenlos als *.pdf.

² Hübsch finde ich aber die Anekdote, nach der Tolkien nur ein einziges Mal in seinem Leben wütend reagiert habe, als nämlich 1944 ein amerikanischer Offizier, mit dem er ein Zugabteil teilte, sich über den lustigen "Oxford-Akzent" mokiert habe, den die Briten sprächen. Hier musste natürlich richtiggestellt werden, was die angelsächsische Hochsprache und was die dümmliche Verballhornung war. 







Freitag, 30. September 2022

Die gewaltigen feinen Unterschiede

 

Was ist der Unterschied zwischen Merz' beleidigender Äußerung vom "Sozialtourismus" und Kubickis beleidigender  Äußerung. Erdogan sei eine "kleine Kanalratte"?

Der eine diffamiert in bewusst fahrlässiger Verallgemeinerung eine nicht genauer bezeichnete Gruppe von Menschen, die sich kaum wehren können und rudert dann feige sofort zurück, wohl wissend, dass er den beabsichtigten Schaden in Sachen Menschlichkeit ohnehin angerichet hat. 

Der andere diffamiert ganz bewusst, völlig zurecht und mit kristallklarer Zielangabe einen permanent taktierenden, egomanischen, krankhaft machtgeilen, mächtigen, menschenverachtenden Autokraten, wohl wissend, dass der im Stile eines unbeherrschten, narzisstischen absolutistischen Feudalherrschers des 16. Jahrhunderts reagieren und sich damit selbst richten wird. 

Ich mag Merz nicht und Kubicki mag ich auch nicht. Aber Merz hat sich mit seiner niedrigen, durchschaubaren Ranwanze an die Rechtsradikalen erneut als völlig untauglich für irgendwelche politische Verantwortung gezeigt, während Kubicki zumindest mit Stil in der hohen Kunst der intelligenten Verbalinjurie mutig auch auf Großwild losgeht. Ich spreche meinen widerwilligen Respekt aus!


(Henry VIII, Duncan 1890, via wiki commons)