Nicht schlecht, die Grabstein-Inschrift "Wählte Ungnade wo Gehorsam nicht Ehre brachte."
In Kürze: J.F.A. v.d. Marwitz erhält von meinem und seinem Lieblings-König, dem Alten Fritz, einen Befehl, den J.F.A. für ethisch nicht ganz koscher hält (den Befehl, nicht den König) und ergo ablehnt und ergo um Abschied bittet, die Ungnade des Königs billigend in Kauf nehmend.
Ja, ich weiß, dass die Geschichte von Marwitz' Clinch mit F. II möglicherweise nicht so ganz historisch belegbar ist. Nichtsdestotrotz birgt die Anekdote ganz viel von dem, was ich am Preußischen, sagen wir: am Ideal des Preußischen so mag. Da kann man nämlich noch ganz problemfrei von Ehre und von Gehorsam reden, weil die Begriffe noch nicht von irgendwelchen Spießern und Nazis pervertiert waren.
"Gehorsam", das heißt damals nichts Sklavisches, sondern, ich habe mich damit einverstanden erklärt, Dinge zu tun, die Leute, die, mehr Ahnung haben als ich, mir auftragen. "Ehre" ist ein Sammelbegriff von Aspekten aus den Wortfeldern Selbstachtung und v.a. Eigenverantwortlichkeit. Und wenn Gehorsam einerseits und Ehre andererseits in Konflikt miteinander geraten, dann muss ich den Mut haben, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.
Das kann z.B. passieren, wenn die Leute - oder heute: die Institutionen, denen gegenüber ich gehorsam zu sein mich einst bereiterklärt habe, sich zunehmend dumm oder, schlimmer, unethisch verhalten und ich also durch blindlings fortgesetzten Gehorsam meine Selbstachtung, meine selbstgesetzten Regeln auf's Spiel setzte. Diese Grenzen sind nicht immer klar, und man kann sich eine Weile selbst betrügen, aber irgendwann, irgendwo muss da, sagt der preußische Ehrenkodex, ein Limit sein.
Und wer meint, diese Auslassungen beruhten auf 250 Jahre alten Ereignissen und seien doch nicht mehr zeitgemäß, die*der recherchiere doch mal zu Pinchots Regeln für Intrapreneure. Preußen lebt! Q.e.d.
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