Eines vorweg: Sollte ich jemals mich bemüßigt fühlen, der Welt per Twitter versichern zu müssen, ich sei geistig gesund und stabil, und würde ich darüber hinaus behaupten, ein "stabiles Genie" zu sein, tut mir bitte einen letzten Gefallen und macht dem kurz und schmerzlos ein Ende. Echt jetzt!
Ansonsten interessiert mich Donald Trump sen. momentan viel weniger, als die Leute seiner Camarilla:
Die haben nach wie vor drei Optionen:
- Weiterhin hemmungslos um Macht im Apparat des Macht-Habers geiern. Das heißt: Bedingungslose, vollumfängliche, enthusiastische Unterstützung des HERRN. Vielleicht kommt man mit dem Scheiß ja durch und wird mit weiterem Machtzuwachs belohnt, z.B. indem man die Leerstellen übernehmen darf, die Leute der Option 3 (s.u.) hinterlassen.
- Zunehmend diskrete Zurückhaltung. Man erkennt einerseits, dass das wahnsinnsbehaftete System, dem man zuarbeitet, mittelfristig kollabieren könnte, will aber andererseits das eigene Pöstchen nicht vorschnell gefährden. Zweifel und Widerspruch kommen folglich nicht in Frage, denn man handelt nicht ethisch, sondern ausschließlich taktisch.
- Offener Widerstand. In klarer Erkenntnis, selbst einen Fehler gemacht zu haben und einem gemeingefährlichen System zuzuarbeiten, räumt man zumindest den Posten im Machtgefüge und / oder geht in den offenen oder verdeckten Widerstand, um an persönlicher ethischer Integrität zu retten, was zu retten ist.
Es ist unglaublich spannend und erheiternd, das Agieren in der zweiten Reihe zu beobachten. Dabei ist es völlig wurscht, welches hirntote Regime man als Beispiel nimmt, Trump, Erdogan, you name it ...
Ich weiß nicht, wie ich drauf komme, aber es ist Sonntagmorgen, und da darf man auch mal undiszipliniert denken: Was macht wohl mein neuer Dienstherr gerade, der neue niedersächsische Kulutsminister Wiehießerdochgleich-achegal. Der ist ja zu aller Überraschung, auch zu seiner eigenen, ohne jegliche Kompetenz auf diesen Posten spontan-entsorgt worden. Könnte man sich drüber aufregen, tut aber niemand, egal. Was mich auch da viel mehr interessiert: Wie gehen seine Subalternen und er damit um?
Ich meine, nach den ersten hundert Tagen fangen die Journalisten gewöhnlich an, Fragen zu stellen, z.B. betreffend der ersten Weichenstellungen des neuen Ministers, und woher soll der denn wissen, was er da hätte stellen sollen? Vorteil der quasi-nachträglichen Ad-hoc-Not-Ministerernennung ist, dass er wenigstens keine vollmundigen Wahlversprechen machen konnte, an denen er sich messen lassen muss.
Zurück zur Frage: Wie gehen die, sagen wir, Staatssekretäre mit einem in der Sache völlig unbeleckten Chef um? Verachten? Ignorieren? Freundliche Nachhilfe? Beginnen sie jeden Satz mit der Floskel "Wie Herr Minister zweifellos wissen ...", um ihm dann Fakten um die Ohren zu hauen?
Und er? Bedankt er sich jedes Mal, wenn ihm jemand seiner Untergebenen * Sachverhalte erklärt, die in dem Hause als absolut banale Anfänger-Basics gelten? Wie beeinflussbar und hilflos ist man da? Wie kann man unter solchen Bedingungen Richtlinien-Kompetenz markieren? Und wie kommt man mittel- oder langfristig aus der Rolle des "Keine-Ahnung-Gonzo" wieder heraus?
Ich war noch nie in so einer Lage, aber ich glaube, ich würde aus taktischer Notwendigkeit zur richtig fiesen Drecksau werden: Lasse mir demütig die notwendigsten Lehren erteilen, und wenn ich einigermaßen sicher im Sattel sitze, tausche ich peu à peu die Leute aus, die mich so schwach gesehen haben. Früher hat man solche "Berater" eingekerkert oder besser noch getötet, heute kann man sie als Akademische Räte in irgendwelchen Hinterwäldler-Unis kaltstellen. Das ist viel besser.
* Ich unterscheide da ganz klar: "Untergebene", sind Leute, die man als Chef gekriegt hat, ohne sie selbst aussuchen zu dürfen. Sie wurden ihm untergeben. Passiv. Das andere sind "Mitarbeiter*Innen", Menschen, von denen man annehmen kann, dass sie hilfreich sind, bei dem, was der Chef erreichen soll oder will.
Analog sind die Begriffe "Vorgesetzte/r", Passiv, und "Chef*In" trefflich fein zu unterscheiden.
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