Jrade wieda jutes Buch jelesen: "Die Deutschen und ihre Mythen" von Münkler. Tadellose Sache, das.
Der Rhein, der Luther, der Alte Fritz, das Wirtschaftswunder und alle die anderen Sachen, die man sich geschichtsklitternd immer wieder neu zurechtgebogen hat, um das Image "der Deutschen" so zu befeuern, wie es den jeweiligen Meinungsmächtigen gerade nützlich erschien.
Beim Lesen der letzten Kapitel des Buches, in denen es immer mehr Richtung deutscher Gegenwart geht, stellte ich mir zuweilen vor, wie schön es wäre, wenn wir aktuell Beteiligte und Zeugen bei der Entstehung eines ganz neuen, noch nie dagewesenen, wunderschönen Mythos' sein würden: Dem Mythos, dass Deutschland, eines der reichsten Länder des Planeten, plötzlich aufhörte, international als unbarmherziges, rücksichtslos egoistisches, opportunistisches, gieriges und ausbeuterisches Arschloch zu agieren und ganz einfach anfinge, normal zu sein. Wobei "normal" bedeutet, Menschen in Not zu helfen. Ohne lange zu fragen. Ohne zunächst akribisch über persönliche oder nationale Vorteile zu räsonnieren.
Aber, ach, nach allzukurzer Euphorie sind wir anscheinend dabei, uns wieder einmal für den falschen, den unschönen, den unhumanitären, den bequemsten, kurzsichtigsten, unintelligentesten und egoistischsten Weg, den Weg des dümmstmöglichen bayrischen Stammtisches zu entscheiden.
Was für eine verpasste Chance! Man stelle sich nur einmal vor, was in den Geschichtsbüchern der Welt in 100 Jahren stehen könnte:
2015: Als erste Nation der Menschheitsgeschichte beweist Deutschland, dass "Wohlstand" etwas anderes sein muss, als bedingungslose, besinnungslose Anhäufung materieller Dinge.
Im Übrigen unterstütze ich vollumfänglich die Auffassung, dass wir gar nicht die Wahl haben, unsere Grenzen dicht zu machen. Denkt nicht immer nur daran, was passieren könnte, wenn noch mehr Flüchtlinge kommen. Denkt auch mal daran, was für ein Leben wir führen müssen, wenn wir versuchen sollten, uns vom Leid abzuschotten.
(verändert via wiki commons)
Klar, lasst uns wieder Grenzzäune bauen!
Und wenn Ihr fertig seid, erläutert mir bitte, wer drinnen sitzt und wer draußen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für Ihren / Deinen Kommentar